Aquileia 3/4 — das Bekenntnis von Aquileia

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«Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächti­gen» — so tönte es aus meinem Mund, als ich vor 30 Jahren das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis vor ver­sam­melter Menge auf­sagte. Zwölf Sätze, müh­sam gel­ernt für meine Kon­fir­ma­tion in ein­er Schweiz­er Freikirche — und schnell wieder vergessen. Es waren die gle­ichen Worte, mit denen vor 1600 Jahren die Men­schen in Aquileia ins Tauf­beck­en gestiegen sind, um ihren Glauben an Gott zu bezeu­gen. Doch macht es über­haupt Sinn, sich als Christ mit einem Text zu befassen, der ’nicht mal in der Bibel’ ste­ht? Für Rufin war die Antwort klar, als er die Anfrage bekommt, einen Kom­men­tar zu diesem Beken­nt­nis zu ver­fassen: Ja!

Nicht viele Texte der Geschichte kön­nen eine ähn­liche Kar­riere vor­weisen, wie das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis. Ent­standen in den ersten Jahrhun­derten der Chris­ten­heit, gehört es seit jeher zu den wichtig­sten Tex­ten des Chris­ten­tums – eine kom­pak­te Zusam­men­fas­sung des christlichen Glaubens in zwölf Sätzen.  Der Text bietet eine Grund­lage für die christliche Kat­e­ch­ese, dem Unter­richt der Gläu­bi­gen in der christlichen Lehre. Er ist eine Grund­lage, auf­grund der­er The­olo­gen disku­tieren und debat­tieren kön­nen. Er ist ein Boll­w­erk der Kirche zur Vertei­di­gung des Glaubens und Ent­larvung von Irrlehren. Über Jahrhun­derte hin­weg wurde dieses Beken­nt­nis im Rah­men der Taufe durch die Täu­flinge zu ihrem per­sön­lichen gemacht. Viele Chris­ten star­ben den Mär­tyr­ertod mit diesem Beken­nt­nis auf den Lip­pen. Für sie war das ein­fache «Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächti­gen» keine gesproch­ene Floskel, son­dern ein Herzens­beken­nt­nis, für das sie bere­it waren, ihr Leben zu lassen.

Doch dieses Boll­w­erk der Kirche, dieses ‘kom­prim­ierte’ Wort Gottes, ist in den ver­gan­genen 200 Jahren von zweier­lei Weise ‘bezwun­gen‘ worden:

  1. Im Rah­men des Apos­to­likumsstre­ites in den evan­ge­lisch-reformierten Kirchen der Schweiz wurde im 19. Jahrhun­dert in den aller­meis­ten Kan­to­nen die Beken­nt­n­is­frei­heit einge­führt. Zu eng schien der Rah­men des Apos­tolis­chen Beken­nt­niss­es für die tonangeben­den lib­eralen Kräfte in der Kirche. Anstelle des gemein­samen Beken­nt­niss­es trat in der Kirche der Mei­n­ungsplu­ral­is­mus.
  2. Andere wiederum set­zen sich durch Rel­a­tivierung oder Umdeu­tung des Inhaltes über das Apos­to­likum hin­weg. Vorder­gründig wird Liebe und Anerken­nung des Beken­nt­niss­es proklamiert, während in der Real­ität eigentlich keine von dessen Aus­sagen für wahr gehal­ten wer­den. Ein Beispiel gibt uns Stephan Jütte, Ver­ant­wortlich­er für das Medi­en­por­tal Reflab der Reformierten Kirche Zürich:

«Ich spreche das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis sehr gerne mit. Aber ich meine deswe­gen nicht, dass die Schöp­fungs­geschichte stimmt und nicht die Evo­lu­tion­s­the­o­rie, dass Maria eine Jungfrau war, die auf über­natür­liche Weise schwanger gewor­den ist, dass Jesus die Hölle besucht hat, dann wieder gelebt hat und in den Him­mel geflo­gen ist oder dass es eine Kirche gibt, die für die ganze Wahrheit ste­ht.» Stephan Jütte, Dies­seits

Das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis will aber nicht ein­fach als belan­glose Formel mit­ge­sprochen wer­den, son­dern es will mit Herz und Ver­stand erfasst und geglaubt wer­den. Und ger­ade da bietet uns Rufin von Aquileia ein unglaublich wertvolles Geschenk: seinen Kom­men­tar zum Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­nis, geschrieben ums Jahr 404 n. Chr. Natür­lich haben auch andere Kirchen­väter sich in den ersten Jahrhun­derten zu Kern­sätzen des christlichen Glaubens geäussert – auch zu ver­schiede­nen Sätzen des christlichen Beken­nt­niss­es. Rufin ist möglicher­weise der erste, der sich mit einen kom­plet­ten Kom­men­tar dem christlichen Glaubens­beken­nt­nis zuwen­det. Ein Mitkonkurent ist das ‘expla­na­tio sym­boli ad ini­tian­dos’, welch­es im gle­ichen Zeitraum entste­ht, aber dessen Autoren­schaft umstrit­ten ist. Rufins Werk ist jeden­falls von gross­er Bedeu­tung — ein Werk, welch­es uns einen tiefen Ein­blick in den gemein­samen Glauben der Chris­ten jen­er Zeit schenkt. Ein Werk, welch­es uns aufzeigt, wie das Glaubens­beken­nt­nis von den Gen­er­a­tio­nen ver­standen wurde, welche ihren endgülti­gen Wort­laut mit­prägten. Im sel­ben Sinne wie die dama­li­gen Chris­ten soll­ten auch wir es dann ver­ste­hen und auch glauben.

Achtung, dies ist ein län­ger­er Artikel. Über das nach­fol­gende Inhaltsverze­ich­nis kannst du dich orientieren:

1. Hin­ter­grund des Rufin Kommentars
2. Der Beken­nt­nis­text im Vergleich
3. Zum Ursprung des apos­tolis­chen Bekenntnisses
4. Erste Beobach­tun­gen zum Kom­men­tar von Rufin
Viel Neues Tes­ta­ment, noch mehr Altes Tes­ta­ment / Alle­gorische Bibelausle­gung / Abgren­zung gegen Irrlehren / Chris­tus Vic­tor UND stel­lvertre­tendes Süh­neopfer / Ver­söh­n­ter Men­sch, Ver­söh­nte Natur / Keine Allver­söh­nung, son­dern Gericht
5. Die starke Apolo­getik von Rufin
Glaube oder Ver­nun­ft? / Jungfrauenge­burt? / Ein Gott im Staub und Dreck? / Wahre Geschichte oder men­schliche Phan­tasie? / Ein Gott der Sün­den vergibt? / Eine leib­liche Auferweckung?
6. Per­sön­lich­es Fazit

Petrus entsendet den Evan­ge­lis­ten Markus nach Aquileia
Fresko in der
Cryp­ta der Basi­li­ka. Bild: Peter Bruderer

1. Hintergrund des Rufin Kommentars

Wie muss es gewe­sen sein, als Rufin um die Jahrhun­der­twende vom 4. zum 5. Jahrhun­dert nach fast 30 Jahren im Ori­ent in seine Heimat Aquileia zurück­kehrt? Als junger Mann ist er aus­ge­zo­gen – als ein vom Leben und manchen Aben­teuern geze­ich­neter Mann kehrt er zurück. Sein Ruf ist ihm voraus­geeilt. Man hat von ihm gehört in Aquileia. Pil­ger sind von Aquileia aus­ge­zo­gen, sind Rufin in Jerusalem begeg­net, und haben zu Hause wieder berichtet. Da gibt es Helden­berichte und begrün­de­ten Stolz auf Rufin. Da gibt es aber auch Fra­gen und Verun­sicherung. Denn auch die ‘schlechte Presse’ von seinem ehe­ma­li­gen Wegge­fährten Hierony­mus hat seinen Weg nach Aquileia gefun­den. Kann man jeman­dem ver­trauen, der 30 Jahre im ‘Aus­land’ war? Sind seine Überzeu­gun­gen und sein Glaube noch die gle­ichen? Wie haben sich 30 Jahre in der Kirche des Ori­ents auf diesen Mann aus­gewirkt? Ist dieser Mann, der vor Jahren aus­ge­zo­gen ist, die Welt zu ent­deck­en, noch auf dem ‘guten Weg’?

Deshalb hat Rufin, als er von ‘Vater Lau­ren­tius’ den Auf­trag zum Schreiben bekommt, wohl eine dop­pelte Auf­gabe bekom­men. Zum einen soll er dem Auf­tragge­ber und anderen Men­schen Anteil geben an seinem pro­fun­den Wis­sen. Die Schrift, die er ver­fassen soll, wird für den Tau­fun­ter­richt ver­wen­det wer­den und so jun­gen Gläu­bi­gen die Grund­lage des christlichen Glaubens ver­mit­teln. Zum anderen muss sich Rufin klar gewe­sen sein, dass die Schrift auch eine per­sön­liche Prü­fung ist. Der Auf­trag gibt ihm die Chance und Auf­gabe, in sein­er Heimat den Nach­weis seines guten Glaubens zu erbringen.

Ist Rufin ein guter Mann für die Auf­gabe? Auf jeden Fall! Denn mit Rufin set­zt sich eine Per­son mit dem Glaubens­beken­nt­nis auseinan­der, welche aus dem Vollen schöpfen kann. Zu seinen geistlich for­ma­tiv­en Jahren in der Kirche des West­ens (Rom, Aquileia) haben sich fast 30 Jahre unter­wegs in der Kirche des Ori­ents gesellt (Alexan­dria, Jerusalem). Im Rah­men sein­er Zeit als Vorste­her eines Klosters in Jerusalem hat er in der Begeg­nung mit Pil­gern unzäh­lig ver­schiedene Glauben­sprä­gun­gen ken­nen­gel­ernt. Reisen bis nach Mesopotamien haben ihn in die ent­fer­n­ten Winkel der Chris­ten­heit geführt. Durch seine Über­set­zungstätigkeit­en ist er ein pro­fun­der Ken­ner der christlichen The­olo­gie und der bish­eri­gen Kirchengeschichte. Es gibt wohl kaum einen bess­er qual­i­fizierten Kan­di­dat­en für die Auf­gabe, das wohl wichtig­ste christliche Beken­nt­nis zu erläutern.

Was kön­nen wir von sein­er Schrift erwarten? Ganz viel! Sie hat zum einen bilden­den Charak­ter. Der Kom­men­tar war, wie Rufin es schön schreibt, «für die Unter­weisung der Kleinen in Chris­to» ver­fasst wor­den. Seine Aus­führun­gen sollen der Fes­ti­gung des Glaubens dienen, damit den Täu­flin­gen «kein nachtheiliges Schwanken über Das­jenige, was sie glauben, sich ein­schle­iche.» Der Kom­men­tar gibt uns eine gesicherte Doku­men­ta­tion des gülti­gen christlichen Glaubens zur dama­li­gen Zeit. Die Schrift hat aber auch einen apolo­getis­chen Charak­ter. Rufin will den Glauben stärken, indem er Fra­gen und Ein­wände anspricht, welche in sein­er Zeit an den christlichen Glauben herange­tra­gen wur­den. Nicht zulet­zt hat die Schrift auch abgren­zen­den Charak­ter. Denn Rufin beschreibt nicht nur im affir­ma­tiv­en Sinne den recht­en Glauben, er benen­nt auch deut­lich falsche Glaubensvorstel­lun­gen. Durch diese Kom­bi­na­tion von Ein­gren­zung und Aus­gren­zung beschreibt Rufin präzise, was für die dama­li­gen Chris­ten der ‘Spiel­raum der guten Lehre’ war.

Ein kurz­er Blick in die spätere Geschichte zeigt die Wichtigkeit von Rufins Kom­men­tar in der Kirchengeschichte. So war der Text 1478 das erste Werk, welch­es in Oxford auf ein­er Buch­presse gedruckt wurde. Es ist aber zugle­ich beze­ich­nend, dass jene gedruck­te Aus­gabe den Kom­men­tar nicht Rufin zuschreibt, son­dern seinem Wegge­fährten und späteren Kri­tik­er Hierony­mus (Jerome). Dessen Name hat Rufin nicht nur zu Lebzeit­en über­schat­tet, son­dern auch weit über den Tod hinaus.

Der Evan­ge­list Markus verkün­det in Aquileia das Evangelium
Fresko in der
Cryp­ta der Basi­li­ka. Bild: Peter Bruderer

2. Der Bekenntnistext im Vergleich

Nach­fol­gend find­et sich der Beken­nt­nis­text von Rufin (‘Sym­bol­um Aquileium’) in Ver­gle­ich geset­zt zum römis­chen Ur-Apos­to­likum (‘Sym­bol­um Romanum’) und dem Apos­tolis­chen Beken­nt­nis, wie es heute in den aller­meis­ten Kirchen der Welt gesprochen wird. In ein­er vierten Zeile wer­den noch Ori­en­tal­is­che Abwe­ichun­gen erfasst, welche Rufin in sein­er Schrift erwähnt.

Rufins Grund­lage für die ori­en­tal­is­chen Beken­nt­nisse kön­nte jene von Euse­bius von Cäsarea sein, welche dieser 325 n. Chr. in einem Brief an seine Gemeinde erwäh­nt. Als Über­set­zer der Kirchengeschichte von Euse­bius ist es vorstell­bar, dass Rufin sich in seinen Erläuterun­gen auf jenes Beken­nt­nis abgestützt haben kön­nte. Noch wahrschein­lich­er ist jedoch, dass er sich auf das Beken­nt­nis von Jerusalem abgestützt hat, wo er als Vorste­her des Klosters am Ölberg gewirkt hat. Das Beken­nt­nis von Jerusalem kann aus Schriften von Cyrill von Jerusalem rekon­stru­iert wer­den, der Mitte des vierten Jahrhun­derts gewirkt hat.

In der nach­fol­gen­den Gegenüber­stel­lung sind die von Rufin erwäh­n­ten Unter­schiede rot markiert:
Diese Gegenüber­stel­lung ermöglicht fol­gende erste Erkenntnisse:

  • Das christliche Glaubens­beken­nt­nis war, was ihre Sub­stanz bet­rifft, bere­its in der Zeit von Rufin ein voll­ständi­ges Bekenntnis.
  • Das christliche Glaubens­beken­nt­nis, das wir heute auf­sagen, ist kein ver­fälscht­es Beken­nt­nis, son­dern entspricht in der Sub­stanz dem Beken­nt­nis der Chris­ten der ersten Jahrhunderte.
  • Das christliche Beken­nt­nis war schon damals ein von der ganzen Kirche geteiltes Beken­nt­nis. Wenn über Irrlehren, Son­derge­mein­schaften und lehrmäs­sige Unter­schiede der Chris­ten in der dama­li­gen Zeit gesprochen wird, sollte dies nicht den Blick auf das Wesentliche ver­stellen: die weltweite Ein­heit der dama­li­gen Chris­ten in den fun­da­men­tal­en Fra­gen des christlichen Glaubens.
  • Die kleinen Abwe­ichun­gen in den Beken­nt­nis­sen sind vor allem regionale Präzisierun­gen. Auch Rufin erläutert in seinem Kom­men­tar einige dieser regionalen Unter­schiede und zeigt auf, dass sie als Präzisierun­gen auf­grund von Irrlehren zu ver­ste­hen sind: «An andern Orten aber – so viel ich die Sach­lage über­schaue — scheinen in Rück­sicht auf gewisse Häretik­er einige Zusätze gemacht wor­den zu sein und zwar solche, durch welche man den Sinn ein­er neuern­den Lehre gän­zlich auszuschließen glaubte.»

Nun einige Erläuterun­gen zu den von Rufin erwäh­n­ten Unter­schieden zwis­chen den Bekenntnissen:

Satz 1

‘den unsicht­baren und lei­den­sun­fähi­gen’: Dieser Zusatz im Beken­nt­nis von Aquileia hat nicht in die End­ver­sion des Apos­tolis­chen Beken­nt­niss­es einge­fun­den. Es han­delt sich um eine Präzisierung des Wesens des Vaters. Rufin schreibt, diese Präzisierung in Aquileia sei «bekan­nter­maßen jen­er Irrlehre des Sabel­lius wegen zuge­fügt wor­den». Es ging also darum, ein­er falschen Lehre ent­ge­gen­zuwirken. Sabel­lius ver­trat die Lehre des Patri­pas­sian­is­mus, welch­er davon aus­ging, dass Gott der Vater selb­st am Kreuz getötet wurde. Deshalb wurde im Beken­nt­nis von Aquileia fest­ge­hal­ten: Gott der Vater ist ‘unsicht­bar und lei­den­sun­fähig’. Auch wenn dieser Zusatz nicht in die End­fas­sung des apos­tolis­chen Beken­nt­niss­es aufgenom­men wurde, fan­den diese Aspek­te aber Ein­gang in wichtige spätere Beken­nt­nis­texte, wie zum Beispiel dem bekan­nten West­min­ster Beken­nt­nis von 1647.

Satz 1/2

‘und in EINEN Gott’ / ‘und in EINEN Chris­tus’: Die ori­en­tal­is­chen Kirchen hat­ten gemäss Rufin fast alle diese For­mulierung in den ersten zwei Sätzen, statt des all­ge­meineren ‘in Gott’ oder ‘in Jesus’. Ein Ver­gle­ich mit dem Beken­nt­nis von Cäsarea bestätigt dies. Der Grund gemäss Rufin: «sie leg­en näm­lich in ihrem Beken­nt­nis Gewicht auf die Ein­heit Gottes und die Ein­heit des Her­rn». Diese Präzisierung kön­nte ihren Grund im starken Ein­fluss haben, welche die Gno­sis ins­beson­dere im Ori­ent auf die Kirche ausübte. Die Gno­sis ging – stark vere­in­facht – von zwei Got­theit­en aus: einem bösen Schöpfer­gott und ein­er anderen, vol­lkomme­nen Got­theit, welche sich in Chris­tus oder auch anderen antiken Per­sön­lichkeit­en offen­barte. Es galt dem niederen Schöpfer­gott und der von ihm geschaf­fe­nen natür­lichen Welt durch richtige Erken­nt­nis der höheren Got­theit zu ent­fliehen. Gut möglich also, dass die ori­en­tal­is­chen Chris­ten hier Klarheit schaf­fen woll­ten mit der Beto­nung, dass es nur EINEN Gott gibt und auch nur EINEN Ret­ter – Jesus Christus.

Satz 5

‘hin­abgestiegen in das Reich des Todes’: Diese For­mulierung aus dem Beken­nt­nis von Rufin find­et sich wed­er im römis­chen Beken­nt­nis, noch in den ori­en­tal­is­chen Vari­anten, wie Rufin sel­ber anmerkt. Der Satz hat aber in die End­fas­sung des Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­niss­es Ein­gang gefun­den, was wir möglicher­weise sog­ar Rufin und der Kirche in Aquileia zu Ver­danken haben. Eigentlich kann auch hier die For­mulierung als Präzisierung des Todes Jesu gese­hen wer­den. Rufin: «Der Sinn des Wortes jedoch scheint gle­ich­mäs­sig zusam­men­zutr­e­f­fen mit der Behaup­tung, dass er begraben wor­den sei.» Der Tod bedeutet für den Men­schen auch den Über­gang in das Reich des Todes. Mit diesem Satz ist auch gesagt: Jesus ist voll und ganz gestor­ben, und ist nicht etwa bei seinem Tod in einen Schlum­merzu­s­tand irgendwelch­er Art ver­set­zt worden.

Gemäss Rufin will aber mit diesem Satz auch verdeut­licht wer­den, dass im Kreuzes­geschehen nicht nur Him­mel und Erde Jesus unter­tan wer­den, son­dern auch die Tore der ‘Unter­welt’ aufge­brochen wer­den: «…stieg die göt­tliche Natur durch das Fleisch hinab in den Tod, nicht damit sie nach dem Geset­ze der Sterblichen vom Tode fest­ge­hal­ten würde, son­dern um in der Aufer­ste­hung durch sich selb­st des Todes Thore zu eröffnen.»

Satz 11:

‘Aufer­ste­hung DIESES Fleis­ches’: Das Beken­nt­nis in Aquileia macht hier eine Beto­nung: es ist nicht irgen­dein Leib, welch­er am Ende des Tages aufer­ste­ht, son­dern der Leib dessen, der das Beken­nt­nis sein eigen macht. ‘Mein Leib wird Aufer­ste­hen’, spricht somit der Täu­fling, und gibt seinem Leib damit einen ganz anderen Wert, als die vie­len leibfeindlichen Weltan­schau­un­gen der dama­li­gen Zeit. Rufin schrieb dazu: «Das Wort “dieses” bezieht sich ohne Zweifel auf das Fleisch Desjeni­gen, der das Beken­nt­nis ablegt und seine Stirn mit dem Zeichen des Kreuzes beze­ich­net: damit ein jed­er Gläu­bige wisse, dass sein Fleisch, wenn er es frei bewahrt von der Sünde, in Zukun­ft ein Gefäß der Ehre sein werde, wohlbere­it­et dem Her­rn zu jeglichem guten Werke; wenn er es aber besudelt in Sün­den, dass es dann sein werde ein Gefäß des Zornes zum Untergange.»

Satz 12:

‘Das ewige Leben’:
In ein­er früheren Vari­ante des römis­chen Beken­nt­niss­es (Mar­cel­lus, 340 n. Chr.) find­en wir bere­its diesen Satz, der nach­her auch ein fes­ter Bestandteil der End­fas­sung des Apos­tolis­chen Beken­nt­niss­es wird. Ob dieser Satz im Beken­nt­nis von Aquileia tat­säch­lich gefehlt hat – darüber muss spekuliert wer­den. Rufin erwäh­nt den Satz nicht spez­i­fisch als Bestandteil des Beken­nt­niss­es in Aquileia. Doch Tat­sache ist, dass Rufin an der kor­rek­ten Stelle im Kom­men­tar genau auf die The­matik der Ewigkeit einge­ht: «Dass aber die Gerecht­en für immer bei Chris­tus unserm Her­rn bleiben, haben wir schon oben angegeben, wo wir zeigten, was der Apos­tel sagt: “Dann wer­den wir, die noch leben, die übrig geblieben sind, zugle­ich mit ihnen entrückt wer­den in Wolken, Chris­to ent­ge­gen in die Lüfte und wer­den so immer­dar bei dem Her­rn sein

Petrus wei­ht Her­mago­ras zum Bischof von Aquileia, Markus als Zeuge
Fresko in der
Cryp­ta der Basi­li­ka. Bild: Peter Bruderer

3. Zum Ursprung des apostolischen Bekenntnisses

Den Ursprung des Apos­tolis­chen Beken­nt­niss­es sieht Rufin bei den 12 Apos­teln und dem Mis­sions­be­fehl, den Jesus ihnen gegeben hatte:

«Darum gehet hin und lehret alle Völk­er: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heili­gen Geistes und lehret sie hal­ten alles, was ich euch befohlen habe.» Mt 28:19–20

Genau diesem Mis­sions­be­fehl entsprechend nimmt das Apos­tolis­che Beken­nt­nis dann auch die dre­it­eilige Gliederung von Vater (Satz 1), Jesus Chris­tus (Sätze 2–7) und Heiliger Geist (Satz 8) auf. Beim Apos­tolis­chen Beken­nt­nis sei es darum gegan­gen, dass die Apos­tel vor ihrem Auseinan­derge­hen die gemein­same Basis ihres Glaubens fest­machen woll­ten, den sie in die Welt hin­aus­tra­gen woll­ten. Rufin schreibt:

«Im Begriffe nun, voneinan­der zu schei­den, stell­ten sie sich vorher gemein­sam eine Norm ihrer zukün­fti­gen Predigt auf, damit sie nicht etwa, wenn der Eine vom Andern getren­nt wäre, denen, welche zum christlichen Glauben ein­ge­laden wer­den soll­ten, Ver­schiedenes vortrü­gen.» Rufin

Wie ist diese Ursprungs­geschichte zu werten? Der wichtig­ste Ein­wand gegen Rufins Ursprungs­geschichte: Warum find­en wir das Beken­nt­nis nicht schon in der Bibel? Eines ist heute unbe­strit­ten: dass das Apos­tolis­che Beken­nt­nis nicht im WORTLAUT das Beken­nt­nis der ersten Chris­ten war. Trotz­dem spricht einiges dafür, dass dessen INHALT auf die Apos­tel zurück­ge­hen kön­nte. Dafür kön­nten die fol­gen­den Aspek­te sprechen:

Plau­si­bler Anlass: Das ‘Sym­bol­um’, wie das Beken­nt­nis damals genan­nt wurde, war von Anfang an mit der Tauf­prax­is der Chris­ten verknüpft. Es ist gut vorstell­bar, dass sich schon zur Zeit der Apos­tel eine gemein­same Formel bei der Taufe der vie­len neuen Gläu­bi­gen etabliert haben könnte.

Echte Bedro­hung: Der neue Glaube der Chris­ten fand sich schon sehr früh inmit­ten von Irrlehren. Es machte Sinn, mit dem Beken­nt­nis ein ‘Güte­siegel’ des echt­en Glaubens zu haben, welch­es diesen vor falsch­er Lehre und Schar­la­taner­ie schützen würde. Rufin schreibt, dass…

«…viele Juden umhergin­gen und sich fälschlich für Apos­tel Christi aus­gaben; sie zogen aus Gewinnsucht oder um des Bauch­es willen zur Predigt aus, Chris­tum zwar nen­nend, aber ohne ihn zu verkün­den nach den echt­en Grundlin­ien der Über­liefer­un­gen. Aus diesem Grunde wurde jenes Zeichen aufgestellt, damit an ihm Der­jenige wohl erkan­nt wer­den könne, der wahrhaft nach den apos­tolis­chen Satzun­gen Chris­tum predi­ge.» Rufin

Plau­si­ble Begrün­dung, warum der Text in der Bibel und anderen alten Schriften fehlt: Das Beken­nt­nis der ersten Chris­ten sollte gemäss Rufin nicht ver­schriftlicht wer­den, um es vor Miss­brauch durch die Feinde des Glaubens zu schützen. Man muss sich vor Augen führen, wie entschei­dend es unter den ersten Gen­er­a­tio­nen von Chris­ten gewe­sen sein musste, dem anderen Gläu­bi­gen wirk­lich ver­trauen zu kön­nen. Chris­ten mussten jed­erzeit mit Ver­fol­gung und Aus­gren­zung auf­grund des Glaubens rech­nen. Rufin benutzt das Bild eines Krieges, wo Heer­führer ihren Sol­dat­en ein Code­wort mit auf den Weg geben, damit sie bei Kon­takt mit gle­ich aus­gerüsteten Sol­dat­en sich­er­stellen kön­nen, dass diese Tat­säch­lich zu ihnen gehören. Genau­so sollte das Tauf­beken­nt­nis der Chris­ten nur von Mund zu Mund weit­ergegeben wer­den. Auch wenn es für Rufins Erk­lärung kaum weit­ere frühchristliche Belege gibt, hat die Vorstel­lung ein­er sicheren Iden­ti­fika­tion­s­möglichkeit dur­chaus Plau­si­bil­ität. Rufin schreibt:

«Diese Tra­di­tion aber haben die Apos­tel deshalb nicht zur Aufze­ich­nung auf Perga­ment oder Papi­er gegeben, son­dern zur Auf­be­wahrung in den Herzen der Gläu­bi­gen, damit es sich­er sei, dass Nie­mand dieselbe aus der Lesung, wozu ja zuweilen auch die Hei­den Gele­gen­heit zu find­en pfle­gen, son­dern aus der Apos­tel mündlich­er Predigt erlernt habe.» Rufin

Die frühchristliche Tra­di­tion: Rufin beruft sich bei seinem Kom­men­tar zum Ursprung des Beken­nt­niss­es auf die Tra­di­tion. Es gab gemäss ihm zur dama­li­gen Zeit einen Kon­sens bezüglich des apos­tolis­chen Ursprungs des christlichen Glaubens­beken­nt­niss­es. So find­en wir ähn­liche Ursprungs­geschicht­en, zum Beispiel in den ‘Con­sti­tu­tiones Apos­tolo­rum’ (ca 380).

Weltweite Ver­bre­itung: Das Argu­ment, welch­es aus mein­er Sicht am stärk­sten für einen Ursprung des Beken­nt­niss­es bei den Apos­teln spricht, ist ihre Ver­bre­itung im ganzen römis­chen Reich in einem weit­ge­hend iden­tis­chen Auf­bau und Inhalt. Die dama­lige Welt des römis­chen Reich­es war zwar ver­net­zt, trotz­dem waren die einzel­nen eth­nis­chen und regionalen Ein­heit­en noch wesentlich abgeschot­teter, als heute und entwick­el­ten sich dementsprechend sehr eigen­ständig. Umso erstaunlich­er ist es, dass nicht viel grössere regionale Unter­schiede beim christlichen ‘Sym­bol­um’ vorhan­den waren. Dies spricht für einen gemein­samen Ursprung und eine mit gross­er Vor­sicht gepflegte mündliche Weit­er­gabe ab ‘erster Stunde’.

Persönlicher Befund

Ich halte es für dur­chaus plau­si­bel, dass das Apos­tolis­che Beken­nt­nis auf die Apos­tel selb­st zurück­zuführen sein kön­nte — nicht im Wort­laut, aber in der Struk­tur und inhaltlichen Grund­sub­stanz. Wir reden hier ver­mut­lich vor allem von den Inhal­ten der Sätze 1–8, welche in direk­tem Zusam­men­hang mit dem Tauf­be­fehl standen. Mit der Taufe war dem Beken­nt­nis auch ein Rit­u­al zur Seite gestellt, welche die sorgfältige mündliche Weit­er­gabe sichergestellt haben kann.

Die Ursprünge der römis­chen Fas­sung ‘Sym­bol­um Romanum’ kön­nen in Schrift­form bis in die Mitte des zweit­en Jahrhun­derts zurück­ver­fol­gt wer­den (Ter­tul­lian, Irenäus). Das bedeutet, mündliche Fas­sun­gen kön­nten dur­chaus schon wesentlich früher gepflegt wor­den sein.

Nicht glaub­würdig sind hinge­gen die Leg­en­den, dass jed­er der 12 Apos­tel einen der Sätze zum Beken­nt­nis beige­tra­gen hat. Dies entspricht nicht der Arbeitsweise, welche wir zum Beispiel beim Apos­telkonzil in Apg 15 sehen.

Bischof Her­mago­ras und sein Diakon For­tu­na­tus wer­den geköpft
Fresko in der
Cryp­ta der Basi­li­ka. Bild: Peter Bruderer

4. Erste Beobachtungen zum Kommentar von Rufin

Der Kom­men­tar von Rufin ist zu umfan­gre­ich, um ihn detail­liert in diesem For­mat besprechen zu kön­nen. Ich beschränke mich deshalb auf einzelne Beobachtungen.

Viel Neues Testament, noch mehr Altes Testament.

Rufin ist bemüht, seine Gedanken zu den einzel­nen Beken­nt­nis­sätzen mit Bibel­stellen zu bele­gen. Dabei scheint er ein beson­deres Augen­merk darauf zu leg­en, sowohl neutes­ta­mentliche als auch alttes­ta­mentliche Stellen aufzuführen. Zu jedem Glaubenssatz des Beken­nt­niss­es find­en sich Belege aus bei­den Tes­ta­menten. Auf­fal­l­end ist aber, dass das Schw­ergewicht bei alttes­ta­mentlichen Tex­ten liegt. Den knapp 60 neutes­ta­mentlichen Ver­weisen ste­hen über 70 aus dem Alten Tes­ta­ment gegenüber.

Es muss Rufin deshalb ein beson­deres Anliegen gewe­sen sein, den christlichen Glauben und dessen Beken­nt­nis möglichst gut auch in den alttes­ta­mentlichen Schriften zu ver­ankern.

Dieser Schw­er­punkt bei alttes­ta­mentlichen Stellen erstaunt auch nicht, wenn man sich die diversen Strö­mungen vor Augen führt, welche in der dama­li­gen Zeit dem Alten Tes­ta­ment kri­tisch oder gar feind­selig gegenüber standen. Bere­its der Häretik­er Mar­cion hat­te im zweit­en Jahrhun­dert eine Bibel präsen­tiert, in dem das Alte Tes­ta­ment gän­zlich fehlte. Die von der Gnos­tik geprägten Gemein­schaften der dama­li­gen Zeit sahen das Alte Tes­ta­ment als von einem Bösen Schöpfer­gott bes­timmt. Dieser Vorstel­lung wirkt Rufin ent­ge­gen durch seine Verzah­nung des christlichen Beken­nt­niss­es mit dem Alten Tes­ta­ment.

Ins­beson­dere das Kreuzes­geschehen ver­ankert Rufin mit ganz vie­len Ver­weisen im Alten Tes­ta­ment und betont die unzäh­li­gen Bezüge:

«Voll sind von diesen Geheimnis­sen die Schriften des Alten Tes­ta­mentes. Kein Prophet, kein Geset­zge­ber, kein Psalmen­dichter hat dies mit Stillschweigen über­gan­gen, im Gegen­teil fast jede Seite redet davon…» Rufin

Rufin erweist sich mit seinem Kom­men­tar also als Vertei­di­ger und Apolo­get der GANZEN Bibel. Ein schönes Beispiel find­et sich im Kapi­tel 40 des Kom­men­tars, wo Rufin seine Absicht­en offen­legt, die neutes­ta­mentlichen Autoren übere­in­stim­mend mit dem alttes­ta­mentlichen Befund zu präsen­tieren. Die Ent­geg­nung brauchte es näm­lich in bei­de Rich­tun­gen. Während sich die gnos­tis­chen Glauben­srich­tun­gen mit dem Alten Tes­ta­ment schw­er tat­en, waren eher geset­zliche Glaubens­ge­mein­schaften, meist jüdis­ch­er Prä­gung, her­aus­ge­fordert, auch den Worten eines Paulus Ver­trauen zu schenken:

«Damit du aber nicht glaubest, es wür­den diese Aussprüche des Paulus allein gle­ich­sam als eine neue Predigt aufge­führt, so höre auch, was ein­st­mals der Prophet Ezechiel durch den heili­gen Geist vorherge­sagt hat: …» Rufin

Rufin dif­feren­ziert sauber zwis­chen kanon­is­chen und nicht-kanon­is­chen Schriften und macht klar, dass es der eine Heilige Geist ist, der sowohl im Alten wie auch im Neuen Tes­ta­ment wirkt:

«Es ist nun der­selbe heilige Geist, der im alten Bunde das Gesetz und die Propheten, im neuen Bunde die Evan­gelien und die Apos­tel inspiri­erte.» Rufin

Allegorische Bibelauslegung

Unge­wohnt für den Leser im 21. Jahrhun­dert ist zum Teil die Art und Weise, wie Rufin mit Bibel­stellen umge­ht. Es scheint klar, dass er – wie viele zu sein­er Zeit – von den Prinzip­i­en der alle­gorischen Schrif­tausle­gung geprägt war, wie Ori­genes sie 200 Jahre zuvor entwick­elt hatte.

Ein Beispiel dafür find­en wir in sein­er Deu­tung von Wass­er und Blut, welch­es Jesus bei der Kreuzi­gung aus der Seite geflossen ist (vgl Joh 19:34; Joh 7:38). Dieses Wass­er und Blut deutet Rufin gle­ich dreifach:  bezüglich der Gnade und Ver­dammung, bezüglich Wass­er- und Blut­taufe (Mar­tyri­um), bezüglich der Erschaf­fung des ersten und des neuen Men­schen:

«Das Wass­er nun ver­goss er, um damit die Gläu­bi­gen abzuwaschen: das Blut, um dadurch die Ungläu­bi­gen zu ver­dammen. Man kann jedoch hierunter auch eine figür­liche Andeu­tung der zwiefachen Gnade der Taufe ver­ste­hen: die eine, welche gegeben wird durch die Taufe des Wassers, die andere, welche erwor­ben wird durch das Mar­tyri­um in der Vergies­sung des Blutes; denn Bei­des wird Taufe genan­nt. Wenn man nun auch danach fragt, warum er nicht aus einem andern Gliede als ger­ade aus der Seite Wass­er und Blut ver­gossen habe, so scheint mir durch die Seite wegen der Rippe, die in ihr ist, das Weib angedeutet zu wer­den. Weil also die Quelle der Sünde und des Todes aus­ging von dem ersten Weibe, welche eine Rippe des ersten Adam war, so leit­et sich die Quelle der Erlö­sung und des Lebens aus der Rippe des zweit­en Adam her.» Rufin

An einem anderen Ort deutet er den gekreuzigten Jesus zur mit den drei ver­schiede­nen Dimen­sio­nen des Sieges am Kreuz: in die Höhe erhoben als Zeichen sein­er himm­lis­chen Herrschaft, die Arme aus­gestreckt als Zeichen der Ein­ladung an alle Men­schen, in der Erde Ver­ankert als Zeichen der Unter­w­er­fung des Todesreiches:

«So ist seine Tode­sart als Mys­teri­um passend gewählt wor­den, damit er zur Höhe erhoben die Mächte der Höhe unter­w­erfe und den Sieg über diese den erhabenen Gewal­ten des Him­mels über­lief­ere. Die Hände aber hält er, wie der Prophet sagt, den ganzen Tag aus­gestreckt zu dem Volke, das auf der Erde ist, um die Ungläu­bi­gen als Zeu­gen her­beizu­rufen und um die Gläu­bi­gen einzu­laden. Der in die Erde einge­senk­te Teil des Kreuzes aber deutet seine Unter­w­er­fung der unterirdis­chen Reiche an.» Rufin

Noch bis in die Zeit der Ref­or­ma­tion hinein würde dies die dom­i­nante Art der Schrif­tausle­gung sein: eine Art der Bibelausle­gung, welche neben dem buch­stäblichen auch noch nach den moralis­chen und den alle­gorischen Sinn suchte. Erst die Refor­ma­toren wür­den sich von diesem Vorge­hen abwen­den und die moralis­che und alle­gorische Textdeu­tung gegenüber der buch­stäblichen abw­erten. Doch eigentlich sind diese bei­den, durch die Ref­or­ma­tion in Ver­ruf ger­ate­nen Deu­tungsmeth­o­d­en, äusserst wertvolle Hil­fen, um die Botschaft der Bibel auf ein­er noch tief­er­en Ebene zu begreifen. Alle­gorie heisst, mit bild­haften Aus­sagen geistliche Zusam­men­hänge aufzuzeigen. Auch Jesus hat oft zu diesem Mit­tel gegrif­f­en, zum Beispiel wenn er sagt: «Ich bin der Wein­stock, ihr seid die Reben» (Joh 15:5). Auch die moralis­che Ausle­gung von Tex­ten kann sinnbrin­gend sein. Ich mache ein Beispiel zur Illus­tra­tion. Nehemia beschreibt, wie die von Baby­lon heimgekehrten Juden die Stadt­mauer um Jerusalem wieder­auf­baut­en, um sie vor ihren Fein­den zu schützen (Jer 2). Eine moralis­che Ausle­gung dieser Geschichte wäre die Frage, wo und vor was wir in unserem heuti­gen Leben eine Schutz­mauer brauchen.

Die Prob­lematik kommt bei ein­er zu extrem alle­gorisierten Tex­tausle­gung, wenn diese die eigentliche Bedeu­tung des Textes ver­drängt. Während also der buch­stäbliche Sinn eines Textes die Basis ein­er jeden Ausle­gung bilden muss, so kann es dur­chaus von Gewinn sein, auch moralis­che und alle­gorische Per­spek­tiv­en auf einen Text zu berücksichtigen.

Abgrenzung gegen Irrlehren

Unge­wohnt für den heuti­gen Leser sind auch die zahlre­ichen und deut­lichen Verurteilun­gen von Irrlehren. Rufin gren­zt nicht nur ein, er gren­zt auch ab. Er beschreibt nicht nur im pos­i­tiv­en Sinn das Wesen und den Inhalt des christlichen Glaubens, er gren­zt diesen auch ganz klar ab gegen prob­lema­tis­che oder falsche Lehren. Unter Nen­nung der Urhe­ber und Beschrei­bung der falschen Lehrin­halte wer­den Kulte und Son­der­grup­pierun­gen als ‘Sek­ten der Got­t­losigkeit’ verurteilt. Diese Prax­is der klaren Benen­nung von falschen Lehren mag uns im Zeital­ter von Plu­ral­is­mus und religiösem ‘Jeka­mi’ irri­tieren, sie hat aber dur­chaus ihren bib­lisch begrün­de­ten Hin­ter­grund. Im let­zten Artikel in dieser Serie werde ich noch einge­hen­der auf die im Kom­men­tar erwäh­n­ten Irrlehren eingehen.

Christus Victor UND stellvertretendes Sühneopfer

‘Chris­tus Vic­tor’ ist ein christlich­es ‘Buzz­word’ der Stunde. Gemeint ist damit das kos­mis­che Dra­ma, welch­es sich rund um das Kreuzes­geschehen von Jesus Chris­tus ent­fal­tet. Durch seine Kreuzi­gung und Aufer­ste­hung erringt Jesus den Sieg über die Kräfte des Bösen und den Fürsten dieser Welt, welche die Men­schheit ver­sklaven und knecht­en. «Chris­tus ist Herr!» (Phil 2:11) — das ist das christliche Urbeken­nt­nis, welch­es den Sieg Jesu und sein neues Miteinan­der mit den Men­schen deut­lich zum Aus­druck bringt.

Daneben scheint das Wort ‘Süh­neopfer’ in gewis­sen christlichen Kreisen das ‘Unwort’ der Stunde zu sein. Die Idee, dass Jesus sich für uns als stel­lvertre­tendes Opfer hingegeben hat – für unsere Sün­den gestor­ben ist – stösst in lib­eralen und pro­gres­siv­en Kreisen teil­weise auf vehe­mente Ablehnung. Das Süh­neopfer Jesu wird mit einem ‘kos­mis­chen Kindsmiss­brauch’ durch einen sadis­tis­chen Vater ver­glichen. (Vgl. Steve Chalke, The Lost Mes­sage of Jesus, S 182–183). Chris­tus Vic­tor und das Konzept des Süh­ne­todes wer­den dabei fak­tisch als sich gegen­seit­ig auss­chliessende Konzepte präsen­tiert. Bei Rufin find­en wir aber bei­de Konzepte in einem göt­tlichen Miteinan­der.

Die pos­i­tive Freude und Zuver­sicht des Chris­tus-Vic­tor-The­mas wird zum Beispiel in fol­gen­dem Zitat gut dargestellt:

«Aber erschrick nicht, gläu­biger Leser: denn bald wirst du Den­jeni­gen, von dem du hörst, dass er gestor­ben sei, als Wieder­aufer­stande­nen erken­nen. Denn den Tod hat er über­nom­men, um dadurch den Tod zu berauben.» Rufin

Denkwürdig ist der bild­hafte Ver­gle­ich Rufins mit einem Angler (Gott), der seinen Sohn Jesus gle­ich­sam als Köder ein­set­zt, um den Tod zu fangen:

«Denn er allein, der die Makel der Sünde nicht ken­nt, hat die Sün­den Aller getil­gt: der­er näm­lich, die mit seinem Blut die Pfos­ten ihres Glaubens zeich­neten. Gle­ich­wie also ein Fisch, wenn er eine mit Speise verdeck­te Angel (Hak­en) erfasst, nicht nur die Speise vom Hak­en nicht löst, son­dern auch selb­st aus der Tiefe her­vorge­zo­gen wird, um dann Andern zur Speise zu dienen: so hat auch Der­jenige, welch­er die Herrschaft des Todes besaß, den Leib Jesu im Tode zwar an sich geris­sen, ohne aber zu merken, dass in dem­sel­ben der Angel­hak­en der Got­theit eingeschlossen war; son­dern da er ver­schlang, blieb er selb­st für immer hän­gen und wurde, nach­dem die Schranken der Hölle zer­sprengt waren, wie aus der Tiefe her­vorge­zo­gen um Andern zur Speise zu wer­den.» Rufin

Mit hinein­ver­woben in diese Ver­bildlichung des Sieges Jesu find­en wir aber ganz klar das Bild des Süh­nelammes, also des stel­lvertre­tenden Süh­ne­todes Jesu:

“Denn er allein, der die Makel der Sünde nicht ken­nt, hat die Sün­den Aller getil­gt: der­er näm­lich, die mit seinem Blute die Pfos­ten ihres Glaubens zeich­netenRufin

Rufin erteilt mit seinem Text den aktuellen Vorstel­lun­gen eine Absage, welche das stel­lvertre­tende Süh­neopfer Jesu als eine the­ol­o­gis­che Erfind­ung des ‘fin­steren Mit­te­lal­ters’ hin­stellen. Er ste­ht damit nicht alleine, son­dern rei­ht sich damit lediglich ein in die lange Rei­he der frühchristlichen Autoren wie Ire­naeus von Lyons, Athana­sius dem Grossen oder Basil dem Grossen oder dem unbekan­nten Autoren des Send­schreibens an Dio­gne­tus , welche das Kreuzes­geschehen auch im Sinne des Süh­ne­todes deuten. Das Kreuzes­geschehen ist mehrdi­men­sion­al und bein­hal­tet sowohl die Heldengeschichte Gottes, der in Jesus den Sieg über die Mächte der Fin­ster­n­is erringt, als auch die Lammes­geschichte Gottes, der in Jesus sel­ber die men­schliche Schuld mit dem eige­nen Blut tilgt.

Versöhnter Mensch, Versöhnte Natur

Im Kreuzes­geschehen sieht Rufin nicht nur die Grund­lage für die Ver­söh­nung des Men­schen mit Gott. Er sieht in ihr auch die Grund­lage für die Ver­söh­nung unter Men­schen, aber auch ganz grund­sät­zlich für eine Ver­söh­nte und wieder­hergestellte Schöp­fung. Wie die Dor­nen durch die Sünde in die Welt kamen, so wird die Natur, sym­bol­isiert durch die Dor­nenkro­ne Jesu, wieder versöhnt:

«Um jedoch das Geheim­nis in sein­er Tiefe aufz­u­fassen, ist zu bemerken, dass Der­jenige, welch­er kam, um die Sün­den der Welt hin­weg zu nehmen, auch die Erde von dem Fluche reini­gen musste, dessen Straf­sen­tenz sie nach der Sünde des ersten Men­schen in den Worten des Her­rn emp­fan­gen hat­te: “Ver­flucht sei die Erde in ihren Werken! Dor­nen und Dis­teln soll sie dir her­vor­brin­gen” Aus dem Grunde also wird Jesus mit Dor­nen gekrönt, damit jenes erste Ver­dammung­surteil gelöst würde. Er wird ans Kreuz gebracht, und am Holze wird das Leben der ganzen Welt aufge­hangen.» Rufin

Keine Allversöhnung, sondern Gericht

Wer gewisse Pas­sagen Rufins über den uni­versellen Sieg Jesu im Kreuzes­geschehen liest, der kön­nte dazu neigen, ihn als einen Vertreter der Allver­söh­nung zu zeich­nen. Und eine solche Hal­tung wäre umso brisan­ter, als Ori­genes, dessen kon­tro­verse Schriften er über­set­zt hat­te, als Urhe­ber dieser Lehre gilt. Doch Rufin äussert sich deut­lich: Men­schen müssen ihr Leben im Bewusst­sein des kom­menden Richters und des kom­menden Gerichts leben, dieses wird für die einen ewiges Leben brin­gen, den anderen ewige Schande:

«Dass er aber kom­men wird zu richt­en die Leben­den und die Toten, lehren uns viele Zeug­nisse der hl. Schrift. Ehe wir aber Dies durch prophetis­che Beispiele zeigen, scheint es notwendig zu sein, daran zu erin­nern, dass dieser über­lieferte Glaube von uns ver­langt, dass wir täglich über die Ankun­ft des Richters besorgt seien und unsere Hand­lun­gen so ein­richt­en, dass wir dem kom­menden Richter Rechen­schaft geben kön­nen.» Rufin, Kap 28

«Viele wer­den aufer­ste­hen aus dem Staube der Erde, die Einen zwar zum ewigen Leben, die Andern aber zur ewigen Beschä­mung und Schande.» Rufin, Kap 28

Begräb­nis von Bischof Her­mago­ras und Fortunatus
Fresko in der
Cryp­ta der Basi­li­ka. Bild: Peter Bruderer

5. Die starke Apologetik von Rufin

Wie in der Ein­leitung erwäh­nt, hat die Schrift auch einen apolo­getis­chen Charak­ter. Rufin bemüht sich, Argu­menten gegen den Glauben und Anfra­gen an den Glauben auch mit Ver­nun­f­tar­gu­menten ent­ge­gen­zuwirken. Sein Ziel ist es, damit die Schwachen zu stärken:

«Doch wir wollen uns bemühen, die schwachgläu­bi­gen See­len durch aus der Natur genommene Ver­nun­ft­gründe zu unter­stützen.» Rufin

Hier einige Fragestel­lun­gen, welche er apolo­getisch behandelt:

Glaube oder Vernunft?

Dem Vor­wurf, der christliche Glaube beruhe aus Man­gel an Ver­nun­ft­grün­den nur auf Glauben begeg­net er mit dem Nach­weis, dass jede Tätigkeit auf Glaubensvo­ran­nah­men beruht.

«Dieses [der Glaube] aber haben wir deshalb beim Anfange unser­er Auseinan­der­set­zung voraus­geschickt, weil die Hei­den uns den Ein­wurf zu machen pfle­gen, es beruhe unsere Reli­gion, in Erman­glung von Ver­nun­ft­grün­den, auf der blossen Überzeu­gung des Glaubens: eben deshalb haben wir gezeigt, dass Nichts unter­nom­men wer­den noch beste­hen könne ohne den Ein­fluss eines vorherge­hen­den Glaubens.» Rufin

Mit ver­schiede­nen Beispie­len zeigt Rufin auf, wie jede Tätigkeit auf der Grund­lage von Glauben passiert:

  • Ins Meer beg­ibt sich nur wer glaubt, dass er auch wieder glück­lich ans Land steigen wird.
  • Der Bauer sät den Samen nur aus, weil er glaubt, dass mith­il­fe von Sonne und Regen Frucht entste­hen wird.
  • Den Ehe­bund schliesst nur, wer an eine zukün­ftige Nachkom­men­schaft glaubt.
  • In den Unter­richt wird ein Kind nur geschickt, wenn man daran glaubt, dass sich das Wis­sen des Lehrers auf den Schüler über­tra­gen wird.
  • Die Auf­gabe zu Herrschen übern­immt nur der­jenige, der glaubt, dass ihm Völk­er, Städte und Heere auch gehor­sam sein werden.

Rufins Faz­it:

«Wenn nun Nie­mand an der­gle­ichen Dinge her­antritt, ohne an ihre zukün­ftige Ver­wirk­lichung zu glauben, gilt es dann nicht in einem viel höheren Masse von der Erken­nt­nis Gottes, dass man zu ihr nur durch den Glauben gelange?» Rufin

Jungfrauengeburt?

Dass Maria eine Jungfrau gewe­sen sein sollte, sorgte damals schon für Gelächter:

«Doch pfle­gen uns die Hei­den zu ver­lachen, wenn sie uns die Geburt der Jungfrau beken­nen hören». Rufin

Wenn in unseren Tagen also Athe­is­ten und lib­erale The­olo­gen in das­selbe Horn blasen, so ist dies nichts Neues. Diesem Gelächter begeg­net Rufin mit einem Ein­blick in die vielfälti­gen Repro­duk­tions­for­men der Natur und mit dem Nach­weis, dass die Grün­dungsmythen anderen Reli­gio­nen noch viel lächer­lich­er sind:

«Dass die Bienen ganz bes­timmt keine geschlechtlichen Vere­ini­gun­gen ken­nen und keinen Fötus gebären, ist all­ge­mein bekan­nt. Doch lassen sich auch noch einige andere Beispiele ein­er der­ar­ti­gen Geburt anführen. Und nun soll ein Vor­gang, der durch göt­tliche Macht zur Wieder­her­stel­lung der ganzen Welt bewirkt wor­den, als unglaublich erscheinen, für den sich Analo­gien sog­ar in der Geburt von Tieren find­en lassen! Übri­gens ist es zu ver­wun­dern, dass Dies den Hei­den unmöglich scheint, da sie doch glauben, ihre Min­er­va sei aus dem Gehirn des Jupiters geborenRufin

Ein Gott im Staub und Dreck?

Auch die Idee, das Gott durch eine ‘schmutzige’ men­schliche Geburt auf die Welt gekom­men sein soll, war für viele in der dama­li­gen Zeit unvorstell­bar. Diese empfind­en es gemäss Rufin als «unwürdig, dass jene so hohe Majestät durch die Geschlecht­steile eines Weibes hin­durch in die Welt getreten sei».

Diese Anfrage an den christlichen Glauben ist auch in unser­er Zeit beispiel­sweise bei Moslems ein gross­es Hin­der­nis zum Glauben. Der erhabene Gott macht sich doch nicht schmutzig! Doch Rufin macht klar, dass der Dreck der Geburt Jesu lediglich die Barmherzigkeit Gottes noch mehr her­ausstre­icht. Er ist bere­it, sich für das Ver­lorene schmutzig zu machen. Mit zwei Beispie­len macht Rufin klar, das Gottes Rein­heit und Jesu men­schliche Geburt keinen Wider­spruch bilden:

«Wenn Jemand, der selb­st ein erwach­sen­er und kräftiger Mann ist, einen Knaben in ein­er Schmutz­grube in Lebens­ge­fahr erblickt und nun in den tief­sten Kot hin­ab­steigt, um den ster­ben­den Kleinen zu ret­ten, wird man den als einen Beschmutzten schel­ten, weil er ein wenig in den Kot getreten, oder wird man ihn als barmherzig loben, weil er einem dem Tode Ver­fal­l­enen das Leben gerettet?» Rufin

«Nun siehe, wenn ein Strahl der Sonne in irgen­deinen Abgrund voll Schmutz hine­in­fällt, zieht er dann selb­st sich irgend­wie eine Befleck­ung zu? Oder gere­icht die Beleuch­tung schmutziger Dinge der Sonne zum Schimpf?» Rufin

Rufin macht auch klar, das Gott sich in Jesus nicht das erste mal die Hände schmutzig gemacht hat. Das tat er schon bei der Erschaf­fung des Men­schen:

«Wir sagen, dass der Men­sch von Gott erschaf­fen wor­den aus Lehm der Erde. Will man nun da eine Befleck­ung Gottes erken­nen, wo er sein Werk wieder sucht, dann musste bei Weit­em eher da eine Beschmutzung fest­gestellt wer­den, wo er im Anfange sein Werk schafft.» Rufin

Auch das Lei­den von Jesus fällt in die gle­iche Kat­e­gorie des für den dama­li­gen Men­schen Unver­ständlichen. Wie kann es denn sein, dass Gott selb­st in Jesus gegeis­selt, geschla­gen, ange­spi­en und beschimpft wird? Deshalb, so Rufin, sind die darauf hin­weisenden alttes­ta­mentlichen Prophetien so wichtig:

«Denn unglaublich erscheint es, dass Gott, der Sohn Gottes, Solch­es gelit­ten habe, und das es von ihm gepredigt werde. Deshalb also wurde Dies von den Propheten vorherge­sagt, damit den Gläu­bi­gen kein Zweifel entstünde.» Rufin

Mit diesen Über­legun­gen baut Rufin eine starke Apolo­getik gegen die leib- und schöp­fungsver­ach­t­en­den Ide­olo­gien der dama­li­gen Zeit.

Wahre Geschichte oder menschliche Phantasie?

Rufin betont in seinem Kom­men­tar auch die Bedeu­tung der his­torischen Dimen­sion des christlichen Glaubens. So ist im Apos­tolis­chen Beken­nt­nis nicht von unge­fähr der Zeit­punkt der Kreuzi­gung mit einem his­torischen Bezug fest­ge­hal­ten: unter Pon­tius Pila­tus hat Jesus gelit­ten. Damit stellt sich das Chris­ten­tum auch in diesem wichti­gen Beken­nt­nis der his­torischen Über­prüf­barkeit sein­er Behaup­tun­gen. Rufin schreibt:

«Ganz vor­sichtig aber haben Diejeni­gen, welche das Sym­bol­um über­liefert haben, auch die Zeit angegeben, in welch­er Dieses geschehen ist, unter Pon­tius Pila­tus näm­lich, damit nicht irgend­wie die Über­liefer­ung von dem Geschehenen als unsich­er und unbes­timmt schwank­end erscheineRufin

Ein Gott der Sünden vergibt?

Auch der christliche Glaube an die Verge­bung der Sün­den ist den Men­schen von damals aufgestossen:

«Es pfle­gen näm­lich die Hei­den spöt­tisch wider uns zu sagen, dass wir uns selb­st täuschen, wenn wir glauben, dass tat­säch­lich began­gene Ver­brechen durch Worte aus­getil­gt wer­den kön­nen. So sagen sie: Kann Jemand, der eine Mord­tat beg­ing, ein Nicht­mörder sein und Der­jenige als Nichte­he­brech­er ange­se­hen wer­den, der einen Ehe­bruch beg­ing?» Rufin

Rufin meint zu dieser Frage, es sei «bess­er durch das ein­fache Beken­nt­nis des Glaubens als durch wis­senschaftliche Begrün­dung zu antworten». In let­zter Kon­se­quenz sei es die Gesin­nung und nicht die Tat an sich, welche dem göt­tlichen Urteil unter­liege. Ent­lang dieser Über­legung sei auch Sün­den­verge­bung zu ver­ste­hen, als eine von Gott geschenk­te neue Gesinnung:

«Die Tat ist es also nicht, welche mich in solchen Fällen zum Schuldigen macht, da sie ja zuweilen auch recht­mäs­sig geschieht, son­dern die schlechte Gesin­nung. Wenn nun also die Gesin­nung in mir, die ver­brecherisch wurde, und in welch­er die böse Tat ihren Ursprung nahm, gebessert wird, wie sollte ich dann nicht als ein unschuldig Gewor­den­er, der vor­dem ein Ver­brech­er war, erscheinen kön­nen?» Rufin

Eine leibliche Auferweckung?

Bezüglich Aufer­ste­hung gibt es für Rufin keinen Zweifel an der leib­lichen Aufer­ste­hung von Jesus. Ja diese ist ihm sog­ar äusserst wichtig, denn mit der Auf­fahrt Jesu ‘zieht das Natür­liche in den Him­mel ein’:

«Weil nun die Wächter der himm­lis­chen Thore und die Fürsten des Him­mels diesen Einzug als einen neuen erblick­ten, sehend, wie die fleis­chliche Natur ein­zog in die ver­bor­ge­nen Räume des Him­mels, reden sie untere­inan­der, wie David vom hl. Geiste erfüllt es ausspricht mit den Worten: “Hebet eure Thore, ihr Fürsten, erhe­bet euch, ihr ewigen Thore, und es wird einziehen der König der Her­rlichkeit. Wer ist dieser König der Her­rlichkeit? Der Herr, der starke und mächtige, der Herr, mächtig im Kampfe.” Dies ist doch nicht gerufen in Bezug auf die Macht der Got­theit, son­dern im Hin­blick auf die auf­steigende men­schliche Natur, die nun in neuer Verän­derung zur Recht­en Gottes ver­set­zt wurdeRufin

Es ste­ht für Rufin fest, dass auch auf den Men­schen eine leib­liche Aufer­weck­ung wartet. Der neue Leib ist ein verän­dert­er Leib, wie Rufin klarstellt, denn der neue Leib ist nicht mehr der Ver­we­sung ausgesetzt:

«So wer­den auch Diejeni­gen, die in Chris­to aufer­ste­hen wer­den, for­t­an wed­er die Ver­we­sung noch den Tod ver­spüren: nicht als ob sie der Natur des Fleis­ches entk­lei­det wür­den, son­dern indem seine Beschaf­fen­heit und Eigen­tüm­lichkeit verän­dert wird.» Rufin

Inter­es­san­ter­weise bemerkt Rufin, dass es nicht nur die Hei­den sind, welche die Aufer­ste­hung des Fleis­ches anfecht­en, son­dern dass hier der Kampf auch inner­halb der Kirche stat­tfind­et, wo häretis­che Bewe­gun­gen wie die Valen­tin­er und die Manichäer diese in Abrede stell­ten. Die Skep­tik­er und Kri­tik­er der leib­lichen Aufer­ste­hung sagen:

«Wie kann das Fleisch, welch­es in die Fäul­nis überge­ht und zer­fällt oder in Staub ver­wan­delt wird, zuweilen auch von der Tiefe des Meeres ver­schlun­gen wird und in den Fluten sich zer­streut, wieder zusam­menge­bracht und zur Ein­heit hergestellt und aus ihm ein men­schlich­er Kör­p­er von Neuem gebildet wer­den?» Rufin

Diesen gibt Rufin eine dop­pelte Antwort. Zum einen antwortet er den Häretik­ern in den Rei­hen der Chris­ten mit Jesu eige­nen Worten. Schon dieser hat­te den Sad­duzäern, welche eben­falls nicht an die Aufer­ste­hung glaubten, fol­gen­des entgegnet:

«Dass aber die Toten aufer­weckt wer­den, hat auch Mose beim Dorn­busch angedeutet, wenn er den Her­rn “den Gott Abra­hams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs” nen­nt. Er ist aber nicht der Gott von Toten, son­dern von Leben­den.» (Lk 20:37–38)

Zum anderen ent­geg­net er dem Ein­wand, dass ein ver­west­er men­schlich­er Kör­p­er nicht wieder zusam­menge­fügt wer­den kann, mit ein­er span­nen­den Gegen­frage:

«Und wenn ein sterblich­es Genie im Innern der Erde die dem Golde und dem Sil­ber eigen­tüm­liche Ader, die bei Weit­em ungle­iche auch des Erzes, die ver­schiedene des Eisens und Bleies ent­deck­en kann: soll man dann nicht glauben, dass die göt­tliche Kraft das einem jeden men­schlichen Leibe eigen­tüm­lich Zuge­hörige auffind­en und unter­schei­den könne auch wenn es selb­st zer­streut erscheintRufin

Wie wir schon in der Erläuterung der Unter­schiede zwis­chen ver­schiede­nen Beken­nt­nis­sen gese­hen haben, wurde in Aquileia von der ‘Aufer­ste­hung DIESES Fleis­ches’ gesprochen. Dies, damit jedem Täu­fling glasklar vor Augen ste­hen würde, dass es um das eigene Fleisch geht, nicht nur um die Aufer­ste­hung von Jesus. Rufin:

«Das Wort “dieses” bezieht sich ohne Zweifel auf das Fleisch Desjeni­gen, der das Beken­nt­nis ablegt.» Rufin

Es ist bemerkenswert, mit welchem Nach­druck Rufin das The­ma der Aufer­ste­hung bear­beit­et. Und man darf sagen, dass auch 1600 Jahre nach seinem Wirken das The­ma nichts an Aktu­al­ität ver­loren hat: lib­erale und pro­gres­sive The­olo­gen unser­er Tage lehnen die Vorstel­lung ein­er leib­lichen Aufer­ste­hung oft ab oder vol­lziehen geistliche Umdeu­tun­gen. Damit höhlen sie den inner­sten Kern des christlichen Glaubens aus. Paulus bringt auf den Punkt wie zen­tral die Aufer­ste­hung ist:

«Gibt es keine Aufer­ste­hung der Toten, so ist auch Chris­tus nicht aufer­weckt wor­den. Ist aber Chris­tus nicht aufer­weckt wor­den, so ist unsre Predigt verge­blich, so ist auch euer Glaube verge­blich.» (1Kor 15:13–14)

Ein ‘Him­mel voller Zeu­gen’ — Mär­tyr­er aus der Geschichte Aquileias:
Oben rechts Her­mago­ras, For­tu­na­tus und Euphemia
Oben links der Evan­ge­list Markus, Hilar­ius und Tatian
Weit­ere Mär­tyr­er in der unteren Figurenreihe
Fresko in der Haup­tap­sis der Basi­li­ka. Bild: iStock

6. Persönliches Fazit

Von den ersten Tagen an stand die christliche Gemeinde vor der dop­pel­ten Her­aus­forderung, die Wahrheit festzuhal­ten und der Unwahrheit zu begeg­nen. Das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis macht genau dies: Es hält die Glaubenswahrheit­en der christlichen Gemeinde fest und zieht damit auch Gren­zen. Das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis ste­ht damit neben zen­tralen Bibel­tex­ten wie den 10 Geboten oder dem ‘Vater unser’ als ein wichtiges Instru­ment zur Pflege und Wahrung des christlichen Glaubens. Albert Mohler fasst die Bedeu­tung des Beken­nt­niss­es fol­gen­der­massen zusammen:

«Alle Chris­ten glauben mehr als das, was das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis bein­hal­tet, aber kein­er kann weniger glauben» Mohler, The Apos­tles Creed, Seite 15

Es gibt einen unmit­tel­baren Zusam­men­hang zwis­chen dem Beken­nt­nis der Gemeinde und der Exis­tenz der Gemeinde. Dieser Zusam­men­hang wird in der Beru­fung von Petrus als Hirte der ersten christlichen Gemeinde sicht­bar. Auf das Beken­nt­nis von Petrus bezüglich der Iden­tität von Jesus hin — “Du bist der Chris­tus, des lebendi­gen Gottes Sohn!” (Mt 16:16) — fol­gt post­wen­dend die Zusage von Jesus an Petrus: “Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen” (Mt 16:18). Das Beken­nt­nis von Petrus begrün­det nicht nur seine eigene Iden­tität son­dern auch die Exis­tenz der ersten Gemeinde.

Wenn heute an vie­len Orten die grundle­gen­den christlichen Beken­nt­nisse bei­seit­egelegt wer­den, dann ste­ht dahin­ter oft der Wun­sch nach einem freien und unge­bun­de­nen Glauben. Im Zen­trum soll die per­sön­liche Gottes­beziehung ste­hen. Gemein­same Überzeu­gun­gen und Lehrsätze wer­den da schnell als ein Hin­der­nis gese­hen für die eigene, per­sön­liche Glaubens- und die Lebensent­fal­tung. Dieser Indi­vid­u­al­is­mus find­et seinen Nieder­schlag dann auch in der Kul­tur der Kirche. Doch der Wun­sch nach einem Glauben ohne Glaubenssätze ist deshalb prob­lema­tisch, weil er nicht der Real­ität entspricht. Jed­er hat Glaubenssätze, nach denen er sein Leben gestal­tet und seine Entschei­dun­gen fällt – die Frage ist welche. Der Christ und die Kirche, die sich nicht ans christliche Beken­nt­nis binden, wer­den sich let­z­tendlich an ein anderes, fremdes Beken­nt­nis binden. Dieses fremde Beken­nt­nis wird die Men­schen dieser Kirchen let­ztlich von Jesus Chris­tus wegführen. Deshalb war Jesus in seinen Anweisun­gen an die Jünger klar: «Lehret sie hal­ten alles, was ich euch befohlen habe.» (Mt 28:20)

Wenn heute an vie­len Orten das Beken­nt­nis bei­seit­egelegt wird, dann ste­ht dahin­ter auch der Wun­sch, in ein­er Zeit der Kon­sumori­en­tierung dem Men­schen möglichst geringe Hür­den zum Glauben in den Weg zu leg­en. Dieses nachvol­lziehbare Anliegen stelle ich ger­ade in meinem freikirch­lich-evan­ge­likalen Umfeld fest. Hier nehmen seit Jahren  kul­turelle Rel­e­vanz und Prag­ma­tismus eine zen­trale Rolle ein in den gemein­de­baulichen Strate­gien. Wer kul­turelle Rel­e­vanz jedoch zur ober­sten Maxime erhebt, riskiert über kurz oder lang the­ol­o­gis­che Ori­en­tierungslosigkeit. Er wird die kul­turell nicht genehmen Beken­nt­nis-Wahrheit­en opfern. Dafür braucht er diese gar nicht expliz­it abzulehnen. Es reicht, dass er nicht mehr über sie spricht — den Rest erledigt der Zahn der Zeit.

Wenn heute an vie­len Orten das christliche Beken­nt­nis bei­seit­egelegt wird, dann ste­ht dahin­ter auch der Wun­sch, in ein­er Zeit des Mei­n­ungsplu­ral­is­mus die christliche Ein­heit zu wahren. Auch hier wird gerne die Strate­gie gewählt, nicht mehr über Lehre oder Dok­trin zu reden — denn diese tren­nt ja ange­blich. Der Glaubenskern, um den sich die Gemeinde sam­melt, ver­liert so aber mehr und mehr an Kon­tur. Das Erwachen erfol­gt, wenn man merkt, wie sich inner­halb der gle­ichen Gemein­schaft mitunter gegen­seit­ig auss­chliessende Überzeu­gun­gen etabliert haben. Die Folge sind Span­nun­gen, die unüber­brück­bar sind und zur Zer­störung der Gemein­schaft und der Ein­heit führen. Manche pro­gres­sive Leit­fig­uren möcht­en diese Span­nun­gen beheben, durch gän­zliche Loslö­sung der Chris­ten­heit von den ‘tradierten Wahrheit­en’ der Ver­gan­gen­heit. Die Chris­ten­heit solle den näch­sten Schritt der geistlichen ‘Höher­en­twick­lung’ gehen. Ein­heit durch Preis­gabe der eige­nen Wurzeln. Doch es ist fraglich, ob die Preis­gabe der Wahrheit zugun­sten eines Wahrheit­splu­ral­is­mus oder das Loslassen des his­torischen Chris­ten­tums zugun­sten ein­er näch­sten ‘evo­lu­tionären’ Höher­en­twick­lung des Geistes die richtige Medi­zin ist. Wird nicht die Blume, welche sich selb­st von ihrer Wurzel abschnei­det, nach kurz­er Zeit verwelken?

Vielle­icht wäre die bessere Lösung, dass wir uns als Chris­ten zurückbesin­nen auf das, was an erster Stelle die Chris­ten zusam­menge­hal­ten hat und von allen gemein­sam geglaubt wurde – was ihnen Kraft und Freude und Zuver­sicht in grossen Anfech­tun­gen gegeben hat? Genau diese Sub­stanz des gemein­sam Geglaubten wird uns im Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­nis vor Augen geführt! Anstatt die Äste abzuschnei­den auf denen wir als Chris­ten sitzen, kön­nte doch der Weg in die Ein­heit ein Weg zurück zu den Anfän­gen unseres Glaubens sein – zu den ersten Chris­ten und zu dem, wovon sie von ganzem Herzen überzeugt waren.

Der Gal­lis­che Mönch Vin­cent von Lérin prägte in der ersten Hälfte des 5. Jh. den fol­gen­den Satz:

«Des­gle­ichen ist in der katholis­chen Kirche selb­st entsch­ieden dafür Sorge zu tra­gen, dass wir das fes­thal­ten, was über­all, was immer und was von allen geglaubt wurde; denn das ist im wahren und eigentlichen Sinne katholischVin­cent von Lérin, 5. Jh.

Die Suche nach dem, was von Chris­ten ‘über­all, immer und von allen geglaubt’ wor­den ist, führt uns zurück zu den Anfän­gen der christlichen Gemeinde, zur Bibel und den gemein­samen, einen­den Erken­nt­nis­sen der Apos­tel und der ersten Kirchen­väter. Ist das Rück­wärts­ge­wandt? Nein, ich glaube vielmehr, dass ein solch­es Vorge­hen uns Chris­ten dabei helfen kön­nte, unnöti­gen ‘Bal­last’ abzuw­er­fen, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unter­schei­den und gle­ichzeit­ig ganz neu unsere Iden­tität zu ent­deck­en und zu leben.

Gute Lehre ist nicht Selb­stzweck, son­dern sie will uns in die Wahrheit führen und eine tief­ere Erken­nt­nis und die Liebe zu Gott fördern, welche auch unseren All­t­ag prägt. Sie will uns Glaubenssta­bil­ität schenken und uns vor falschen Schlüssen und Irrwe­gen bewahren. Die frühchristlichen Beken­nt­nisse sind darin eine grosse Hil­fe. Sie haben im Feuer der Ver­fol­gung und unter Bedro­hung durch falsche Lehren Gestalt angenom­men. Jedes Wort im Apos­tolis­chen Beken­nt­nis find­et sich aus gutem Grund darin. Wir tun gut daran, uns auch heute noch mit dessen Worten zu befassen und sie bei der Beurteilung von christlich­er Lehre zu beachten.

Inter­es­sant ist die Verzah­nung des Glaubens­beken­nt­niss­es mit den gelebten Werten der ersten Chris­ten. Das Apos­tolis­che Beken­nt­nis span­nt sozusagen den the­ol­o­gis­chen Hin­ter­grund auf, vor dem sich die DNA der ersten Chris­ten entwick­elt hat­te. Die Überzeu­gung bezüglich Gott als Vater und Schöpfer von Him­mel und Erde, zusam­men mit dem Glauben an die Aufer­ste­hung des Leibes, bilden den Hin­ter­grund für das pos­i­tive Men­schen­bild und Kör­per­ver­ständ­nis der ersten Chris­ten. Das Ver­ständ­nis des kul­turüber­greifend­en Wertes aller Men­schen, der lei­den­schaftliche Ein­satz für den Schutz des Lebens, die soziale Zuwen­dung zu den Armen und Kranken und auch die Alter­na­tive Sex­u­alethik der ersten Chris­ten bauen auf den Überzeu­gun­gen, dass der Men­sch als von Gott geschaf­fenes Wesen wertvoll ist und sich dieser Wert angesichts der leib­lichen Aufer­ste­hung auch auf den Kör­p­er bezieht. In ihrem Erlös­er Jesus, der unter Pon­tius Pila­tus gelit­ten hat, find­en sie die Kraft für ihre eigene gewalt­lose Fein­desliebe. Wem diese Werte ein Anliegen sind, der tut gut daran, dem Nährbo­den Sorge zu tra­gen, auf denen sie gewach­sen sind.

Wer die Türe zum Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­nis auf­schliesst, der kann in dessen ein­fachen Sätzen eine Fülle geistlichen Lebens ent­deck­en. So ist es jeden­falls mir ergan­gen bei der genaueren Betra­ch­tung der 12 unschein­baren Sätze, welche ich vor 30 Jahren als Kon­fir­mand auswendig ler­nen musste. Dass ich dazu motiviert wurde, ver­danke ich auch Rufin – dieser vergesse­nen Gestalt der Kirchengeschichte. Mit ihm möchte ich sagen: «Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächti­gen».

Her­mago­ras tauft Gre­go­rius und seine Familie
Fresko in der
Cryp­ta der Basi­li­ka. Bild: Peter Bruderer

Schluss­be­mer­kun­gen

Ich bin nicht Histo­ri­ker, son­dern schrei­be ledig­lich als histo­risch inter­es­sier­ter Laie. Jah­res­zah­len sind mit der nöti­gen Vor­sicht zu genies­sen. Bio­gra­fi­sche und geschicht­li­che Ereig­nis­se wer­den in der Lite­ra­tur zum Teil abwei­chend von­ein­an­der dar­ge­stellt. Ursprungs­fra­gen sind oft Gegen­stand kon­tro­vers­er Diskus­sio­nen. Hier noch eini­ge Recour­cen wel­che mir gehol­fen haben:

Die Kids in der Taufkirche von Aquileia, 4. Jh. Bild: Peter Bruderer

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Titel­bild: Peter Bruderer

2 Comments
  1. Peter Bruderer 3 Jahren ago
    Reply
  2. Peter Bruderer 3 Jahren ago
    Reply

    Im Zusam­men­hang mit Vin­cent von Lérin ist auch Irenäus von Lyon in “Gegen die Häre­sien” interessant:
    “Sollte jedoch über eine unbe­deu­tende Frage ein Zwies­palt entste­hen, dann muß man auf die ältesten Kirchen zurück­ge­hen, in denen die Apos­tel gewirkt haben, und von ihnen die klare und sichere Entschei­dung über die strit­tige Frage annehmen.”

    “…Was sie zuerst gepredigt und dann nach dem Willen Gottes uns schriftlich über­liefert haben, das sollte das Fun­da­ment und die Grund­säule unseres Glaubens wer­den. Frev­el­haft ist die Behaup­tung, sie hät­ten gepredigt, bevor sie die vol­lkommene Ken­nt­nis besessen hät­ten, wie jene zu sagen sich erküh­nen, die sich rüh­men, die Apos­tel verbessern zu können. ”

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