Christliche Organisationen im Spannungsfeld von progressiv und evangelikal.

Lesezeit: 12 Minuten
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by Peter Bruderer | 25. Jan. 2025 | 35 comments

Wie navigieren christliche Organ­i­sa­tio­nen das Span­nungs­feld pro­gres­siv und evan­ge­likal? In den the­ol­o­gis­chen Ver­w­er­fun­gen unser­er Zeit ver­suchen christliche Werke manch­mal auf allen Hochzeit­en zu tanzen. Sie wollen sowohl ‚pro­gres­siv‘ als auch ‚evan­ge­likal‘ wirken, um Klien­ten in ver­schiede­nen Lagern zu bedi­enen. Sie tun das jedoch auf Kosten ihrer Glaub­würdigkeit, weil man von aussen nicht mehr weiss, von welchen Überzeu­gun­gen sie sich leit­en lassen und demzu­folge, was von ihnen zu erwarten ist. Sie soll­ten sich ein Herz fassen und nötige Klärun­gen angehen.

Die freikirch­liche Land­schaft der Schweiz (Ähn­lich­es gilt auch für Deutsch­land) ist geprägt von ein­er Vielzahl überge­meindlich­er Organ­i­sa­tio­nen, die sich einen bes­timmten christlichen Auf­trag gegeben haben (zum Beispiel Mis­sion, Erbau­ung, Soziales), den sie in ein­er bes­timmten Ziel­gruppe umset­zen. Viele dieser Werke arbeit­en in ein­er Sym­biose mit lokalen Kirchen und kirch­lichen Ver­bän­den. Man bear­beit­et densel­ben ‚Spenderkuchen‘, sucht sein Per­son­al im gle­ichen Per­so­n­en­pool und ist in den Chefe­ta­gen und Vorstän­den oft eng verflochten.

Ich bin mit vie­len dieser Organ­i­sa­tio­nen inner­lich ver­bun­den. In ihnen wirken Men­schen, welche für mich Part­ner und Fre­unde sind. Trotz­dem breche ich mit diesem Artikel aus­nahm­sweise mit ein­er unaus­ge­sproch­enen Regel der „from­men“ Schweiz. Diese pflegt es, Dif­feren­zen ten­den­ziell in den Hin­terz­im­mern zu bere­ini­gen, weg von den Augen der Öffentlichkeit. Doch da ste­ht ein Ele­fant im Raum. Vielle­icht hil­ft es, wenn wir ihn benen­nen und ver­suchen, seine Kon­turen nachzuze­ich­nen. Manch­mal muss man auch öffentlich auf Dinge hin­weisen, wenn sie sowieso in aller Öffentlichkeit vonstattengehen. 

Wer eine “skan­dalöse” Behaup­tung auf­stellt, sollte dies auch mit Quellen bele­gen, sollte die Quit­tun­gen vor­weisen. Ich kön­nte ver­schiedene Anfahrtswege wählen, um mein Anliegen zu doku­men­tieren. Um der Ein­fach­heit willen halte ich mich an ein aktuelles Beispiel.

Die Konferenz ‚Bunt Glauben‘

Am ver­gan­genen Woch­enende ver­sam­melte sich eine schöne Schar von Per­so­n­en zur Tageskon­ferenz Bunt Glauben. Ein­ge­laden hat­te die GMS Bewe­gung von Ste­fan Ger­ber zusam­men mit der Regen­bo­genkirche – der LBGT+ Kirche der EMK — sowie Kirche anders — ein auf kirch­liche Inno­va­tion aus­gerichteter Arbeit­szweig der EMK.

Als Pro­gramm­beteiligte ange­sagt waren neben der Haup­tre­f­er­entin Christi­na Brud­ereck ein tat­säch­lich buntes Sam­mel­suri­um an Ref­er­enten. Die Liste ging von Lukas Amstutz (The­ologe am Bil­dungszen­trum Bienen­berg) über den freikirch­lichen Pas­tor Heinz Berg­er (efg Thun), der Cam­pus für Chris­tus Schweiz Ref­er­entin und Kün­st­lerin Tama­ra Bop­part, Eve­lyne Baum­berg­er (Co-Lei­t­erin RefLab.ch) bis zur EMK Online-Pfar­rerin und Influ­encerin Sara Staub.

Als Part­ner hin­ter die Kon­ferenz stell­ten sich auch eine erstaunlich promi­nente Ansamm­lung von überge­meindlichen Werken, die zumin­d­est bis vor kurzem eine ten­den­ziell evan­ge­likale DNA hat­ten. Darunter find­en sich gle­ich zwei Arbeit­szweige der Exp­lo Organ­isatoren Cam­pus für Chris­tus Schweiz (Cen­tral Arts, Cam­pus WE), die Ini­tia­tive Stop Armut und auch Radio Life Chan­nel, das Radio­pro­gramm von erf Medi­en.

Progressive Inhalte

In der Berichter­stat­tung im Vor­feld der Kon­ferenz Bunt Glauben wird deut­lich, was aufmerk­samen Beobachtern sowieso klar ist: Neb­st ein­er Band­bre­ite the­ol­o­gis­ch­er The­men ging es unter anderem darum, dass Kirchen eine zus­tim­mende Posi­tion ein­nehmen sollen, wenn es um LGBT+ Iden­titäten geht (siehe zum Beispiel das Vor­a­bin­ter­view auf Radio Life Chan­nel). In einem weit­eren aus­führlichen Pod­cast macht Ini­tia­tor Ste­fan Ger­ber klar: Er möchte gle­ichgeschlechtliche Paare trauen. Kri­tis­che Rück­fra­gen dazu muss er bei Radio Life Chan­nel heute keine mehr befürchten.

Ste­fan Ger­ber, mit dem mich eine gemein­same Zeit beim The­olo­gi­es­tudi­um verbindet, hat seine Kirche bere­its vor eini­gen Jahren vom EGW ins pro­gres­sive Sam­mel­beck­en der EMK über­führt. Seine aus­gewiese­nen Leit­erqual­itäten machen ihn auch hier zur willkomme­nen Führungsper­son. Sein bre­ites per­sön­lich­es Net­zw­erk hat ihm wohl auch die vie­len Part­ner­schaften für die Kon­ferenz eingebracht.

Bes­timmt gibt es eine gewisse Band­bre­ite an Hal­tun­gen, welche die Ref­er­enten der Kon­ferenz vertreten. Man sollte sie nicht alle über einen Kamm scheren. Ich möchte aber hier vor­weg­nehmen, dass ich die Hal­tung von Ste­fan in sex­u­alethis­chen Fra­gen nicht teile. Meines Eracht­ens lässt er mit sein­er Hal­tung das Ehe- und Sex­u­alver­ständ­nis des Alten und Neuen Tes­ta­ments hin­ter sich, ver­ab­schiedet sich von der Ehede­f­i­n­i­tion von Jesus Chris­tus, und schnei­det sich damit ab von der his­torischen Lehrtra­di­tion der weltweit­en Kirche.

Schon bald lädt Ste­fan zu seinem näch­sten Anlass ein: ein les­bis­ches Paar ist angekündigt. Weit­ere Ver­anstal­tun­gen dieser Art wer­den fol­gen. Für mich ist das nicht weit­er ein Prob­lem, denn ich muss ja nicht an den Ver­anstal­tun­gen teil­nehmen, wo Ste­fan für seine neuen Erken­nt­nisse wirbt. Ich muss nicht bei ihm Mit­glied sein. Doch was ist mit den überge­meindlichen Organ­i­sa­tio­nen, welche die Bunt Glauben Kon­ferenz öffentlich gefördert haben und mit denen ich selb­st ver­bun­den bin? Mit denen ich schon oft zusam­mengear­beit­et habe? Wo Fre­unde, die mir lieb sind, arbeiten?

Diese Organ­i­sa­tio­nen wer­den mir auch im kom­menden Jahr ihren Spende­naufruf schick­en und auf eine Gabe hof­fen. Sie wer­den ihr Per­son­al in meinem Bekan­ntenkreis suchen. Sie wer­den ihren Grossan­lass in mein­er Lokalkirche bewer­ben wollen. Sie wer­den Dien­ste und Pro­jek­te anbi­eten, die sie in unser­er Kirche durch­führen wollen. Früher wusste man, was the­ol­o­gisch in diesen Ange­boten drin ist. Heute ist das zunehmend nicht mehr der Fall.

Mit diesen Organ­i­sa­tio­nen möchte ich eigentlich gerne auch in Zukun­ft zusam­me­nar­beit­en. Aber dafür braucht es Klärungen.

Mehr als lediglich Sexualethik

Auf unserem Blog haben wir in den ver­gan­genen Jahren aus­führlich doku­men­tiert, dass stür­mis­ches Wet­ter in der freikirchlich/evangelikalen Welt angekom­men ist (siehe unsere Zwis­chen­bi­lanzen hier oder hier). Befeuert wurde diese Wet­ter­lage ins­beson­dere durch Fra­gen der Sex­u­alethik. Wir haben auch über pro­gres­sive Machtüber­nah­men und das Auseinan­der­brechen kirch­lich­er Ver­bände berichtet (siehe unser Kom­men­tar über Entwick­lun­gen in der Evan­ge­lisch-methodis­tis­chen Kirche).

Sex­u­alethis­che The­men ste­hen im Bren­npunkt aktueller Fragestel­lun­gen. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass es eigentlich weltan­schauliche ‘Gesamt­pakete’ sind, welche hier im Wieder­stre­it miteinan­der ste­hen. Die Erfahrung zeigt, dass die Preis­gabe ein­er his­torisch-bib­lis­chen Posi­tion in der Sex­u­alethik meist auch zur Revi­sion ander­er wichtiger Glauben­süberzeu­gun­gen führt – oder umgekehrt. Die zen­tralen Lehren der Bibel sind miteinan­der verknüpft. Wer eine wichtige Lehre des christlichen Glaubens aufgibt, wird mit gross­er Wahrschein­lichkeit über kurz oder lang andere, damit ver­bun­dene Überzeu­gun­gen eben­falls aufgeben (Vgl. dieser Artikel von Paul Bruderer).

Im Aus­tausch mit Teil­nehmenden der Tageskon­ferenz Bunt Glauben habe ich wahrgenom­men, dass die Sex­u­alethik ein wichtiger inhaltlich­er Fak­tor war. Doch es ging auch in einem viel weit­eren Sinn darum, was die Beteiligten unter Glaubensweite ver­ste­hen. Es ging auch um neg­a­tive Erfahrun­gen, welche Men­schen in unseren freikirch­lichen Gemein­den gemacht haben oder um Glaubenslehren, wie der Lehre des dop­pel­ten Aus­gangs in der Ewigkeit, welche auf die Men­schen einen Druck ausüben wür­den, ‘richtig’ glauben zu müssen.

Ich gehe mit den Expo­nen­ten von Bunt Glauben einig, dass Men­schen in unseren freikirch­lichen Gemein­den manch­mal neg­a­tive Erfahrun­gen machen. Unsere Gemein­den soll­ten Orte sein, in denen Men­schen ihre Fra­gen stellen kön­nen, ohne komisch angeschaut zu wer­den. Hört man sich einzelne Geschicht­en an, ist es manch­mal nachvol­lziehbar, warum manche ihren Gemein­den oder gar dem Glauben den Rück­en kehren, was mir aus­ge­sprochen leidtut.

Was die Lehre des dop­pel­ten Aus­gangs bet­rifft, so besagt diese, dass der Men­sch beim Endgericht Gottes entwed­er an einen Ort ewiger Strafe oder in das ewige Leben gelangt (vgl. z.B. Mt 25:46). Diese Lehre kann natür­lich miss­bräuch­lich dazu ver­wen­det wer­den, die “Herde” unter Kon­trolle zu hal­ten und Men­schen mit Hil­fe von Angst zu führen. Aber es gibt auch Arten die Lehre zu besprechen, die nicht dazu führt, dass die Gläu­bi­gen sich einen Gedanken-Stopp aufer­legen, son­dern frei bleiben für offene inhaltliche Diskurse. Bei Vertretern der Bunt Glauben Kon­ferenz kon­nte die gewün­schte ‘Weite’ und ‘Offen­heit’ aber schein­bar nur gedacht wer­den, indem man die dur­chaus bib­lisch und kirchen­his­torisch ver­ankerte Lehre des dop­pel­ten Aus­gangs von vorn­here­in defac­to auss­chliesst und auf der Basis ein­er Allver­söh­nung argumentiert.

Mein Punkt ist dieser: Die Art von Glaubensweite, welche an der Kon­ferenz Bunt Glauben verkün­det wurde, wurde eben ger­ade nicht erre­icht durch eine Offen­heit, alle the­ol­o­gis­che Optio­nen zu denken, son­dern durch Aus­gren­zung ein­er wichti­gen the­ol­o­gis­chen Option, näm­lich der Lehre vom dop­pel­ten Aus­gang. Anstatt von Weite zu reden, müsste man deshalb bess­er von ein­er ganz bes­timmten the­ol­o­gis­chen Rich­tung reden, in die man unter­wegs ist.

Es macht deshalb auch wenig Sinn, Evan­ge­likale stan­dard­mäs­sig als “eng” oder “schwarz-weiss” denk­end zu dif­famieren, während man sich selb­st als “weit” und “bunt” präsen­tiert. Es ist nun mal ein Fakt, dass auch Pro­gres­sive in ihrem Denken von ganz bes­timmten Lehrsätzen geleit­et sind, die dur­chaus auch auss­chliessende Wirkung haben kön­nen.[1]

Optionen für Verbände und Organisationen

Kirchen-Ver­bände (auch Denom­i­na­tio­nen genan­nt) kön­nen the­ol­o­gisch nicht auf allen Hochzeit­en tanzen, son­dern sind in Fra­gen der Lehre auf eine gewisse innere Kohä­sion angewiesen. Um diese zu gewährleis­ten, führen sie Syn­oden durch, schreiben Ori­en­tierungspa­piere, erar­beit­en Glaubens­grund­la­gen oder ori­en­tieren sich an Bekenntnissen.

Wenn Denom­i­na­tio­nen bei wichti­gen Glauben­süberzeu­gun­gen einen Weg der Plu­ral­isierung wählen, führt dies mein­er Wahrnehmung nach eigentlich immer in eine Rich­tung: Zu ein­er the­ol­o­gis­chen Lib­er­al­isierung, inklu­sive ein­er in aller Regel neg­a­tiv­en Kurve in der zahlen­mäs­si­gen Entwicklung.

Etwas anders sieht die Lage bei überkirch­lichen Werken aus. Diese ste­hen gewis­ser­massen ausser­halb der Kirchen-Ver­bände, doch sie wirken meist in Kirchen-Ver­bände und lokale Kirchge­mein­den hinein. Ein Merk­mal dieser überkirch­lichen Werke ist, dass sich ihre Mitar­beit­er­schaft, ihre Spenden­ba­sis und ihr Wirken oft auf ver­schieden­ste kirch­liche Ver­bände abstützt. Die aktuellen Entwick­lun­gen führen dazu, dass die the­ol­o­gis­che Spannbre­ite bei Spendern, Kun­den und auch Mitar­beit­ern immer weit­er auseinan­der­driftet, so dass grosse Fragestel­lun­gen entste­hen, die früher nicht, oder nicht so stark vorhan­den waren.

Ich kann die Sor­gen von überkirch­lichen Organ­i­sa­tio­nen dur­chaus ver­ste­hen. Die aktuelle Sit­u­a­tion geht je nach­dem auch finanziell ans Eingemachte und kann die Exis­tenz der eige­nen Organ­i­sa­tion bedro­hen. Die Fragestel­lun­gen solch­er Werke laut­en heute zum Beispiel:

  • Ver­trauen Kirchen­ver­bände und lokale Kirchge­mein­den unserem Werk, wenn wir inner­halb der eige­nen Rei­hen the­ol­o­gis­che Posi­tio­nen und Ref­er­enten wirken lassen, die klar gegen die grundle­gen­den Überzeu­gun­gen einiger Ver­bände und Kirchge­mein­den agieren?
  • Ver­trauen die Kirchen­ver­bände und lokalen Kirchge­mein­den unseren Ange­boten, wenn wir sie the­ol­o­gisch der­art diver­gent ausrichten?
  • Schaf­fen wir es, dass die Spender, die früher näher zusam­men­standen, kün­ftig weit­er spenden?

Mir scheint, dass viele überkirch­lichen Werke nicht für diese Entwick­lun­gen gewapp­net sind. Oft ver­fü­gen sie über eher informelle Glaubens­grund­la­gen. Die innere Kohä­sion war bish­er wie von selb­st gewährleis­tet. Um das Bild der Musik aufzunehmen: Es wurde vielle­icht in unter­schiedlichen Stimm­la­gen gesun­gen, aber alle hat­ten zuhause Noten der gle­ichen Tonart eingepackt – das passte schon. Diese Zeit­en sind nun vor­bei. Unter den Däch­ern von Werken und auch bei deren kirch­lichen Kun­den find­en sich nun Men­schen, deren the­ol­o­gis­che Ansicht­en so weit auseinan­der liegen kön­nen wie ein klas­sis­ches Konz­ert von Punk-Anarchie.

Sich­er gilt es zu beacht­en, dass die Kat­e­gorie der überkirch­lichen Werke sehr het­ero­gen und vielfältig ist. Es gilt zu dif­feren­zieren. Ein Hil­f­swerk, welch­es materielle Hil­fe in Katas­tro­phenge­bi­ete bringt, ist viel weniger von the­ol­o­gis­chen Fra­gen betrof­fen wie eine Organ­i­sa­tion, welche inhaltliche Dien­stleis­tun­gen erbringt. Klar ist den­noch: Schenken betrof­fene Organ­i­sa­tio­nen der neuen Real­ität nicht die nötige Beach­tung, laufen sie Gefahr, in der kom­menden Zeit böse aufzuwachen. Wenn sie es allen recht machen wollen, wer­den sie es nie­man­dem recht machen und alle verlieren. 

Die Preisgabe der eigenen DNA

Viele Werke, welche ihre “Stammkun­den” oder ihre Träger­ba­sis vor allem im freikirch­lich-evan­ge­likalen Milieu haben, sind durch gemein­same his­torische Ele­mente ver­bun­den. Sie sind oft als mis­sion­ar­ische Ini­tia­tiv­en gegrün­det wor­den, um Men­schen mit der guten Nachricht von Jesus Chris­tus zu erre­ichen. Bei vie­len dieser Organ­i­sa­tio­nen liegen die entste­hungs­geschichtlichen Wurzeln zudem darin, dass sie als Gegen­pro­gramm zu lan­deskirch­lichen Insti­tu­tio­nen ent­standen sind, die sich im ver­gan­genen Jahrhun­dert lib­er­al­isierten. Die Idee war, den sich säku­lar­isieren­den Kirchen eine klare, beken­nende und an der Bibel ori­en­tierende Botschaft ent­ge­gen­zuset­zen und den Men­schen so zu dienen.

Das Selb­stver­ständ­nis dieser Werke kann zum Beispiel mit dem soge­nan­nten „Beb­bing­ton quadri­lat­er­al“ beschrieben wer­den: Sie sind als aktivis­tis­che (1) Organ­i­sa­tio­nen ent­standen , welche als wesentliche Merk­male Kreuzeszen­trierung (2), Bibelo­ri­en­tierung (3) und eine auf eine bewusste Zuwen­dung zu Jesus (Bekehrung) aus­gerichtete Verkündi­gung (4) haben.

Von dieser ‚Melodie‘ ist teil­weise immer weniger zu spüren. Neue Klänge im Orch­ester führen zu ein­er zunehmend dis­so­nan­ten Musik. Oder die Noten wer­den so zaghaft gespielt, damit ja nie­mand den Song erken­nt. Oder man mutiert vom Musik­er zum Konz­ertver­anstal­ter, der bei Kri­tik jede Haf­tung für die Inhalte der Kün­stler, die er gebucht hat, ablehnt.

Ste­fan Ger­ber und seines­gle­ichen posi­tion­ieren sich der­weil klar. Er hat eine neue Mis­sion gefun­den. Ich per­sön­lich bedauere die radikale the­ol­o­gis­che Neuaus­rich­tung, welche er mit sein­er Gemeinde vol­l­zo­gen hat. Aber immer­hin tanzt er nicht auf allen Hochzeit­en. Er zeigt Pro­fil. Mit dieser Klarheit schafft Ger­ber auch Ver­trauen: Man weiss, was man bei ihm bekommt. Damit kann man sich über­legen, ob man bei ihm dabei sein will oder nicht.

Anders ist es bei Werken, die auf allen Hochzeit­en tanzen wollen. Sie zeigen kein the­ol­o­gis­ches Pro­fil und ver­lieren damit auch das Ver­trauen. Man weiss nicht mehr, wofür sie stehen.

Theologische Klärung kann verlorenes Vertrauen wiederherstellen

Mir scheint es wichtig, dass überkirch­liche Werke, die den Ver­bän­den und Lokalge­mein­den dienen wollen, ein aktuelles Bedürf­nis ihrer Klien­ten hören, ver­ste­hen und ernst nehmen: Was wir uns im Moment von euch wün­schen, ist eine trans­par­ente the­ol­o­gis­che Posi­tion­ierung, und zwar eine, die nicht alles offen­lässt, son­dern die real vorhan­de­nen Fra­gen klärt. Wenn ihr uns dienen wollt, hört auf, auf allen Hochzeit­en tanzen zu wollen.

Vere­in­facht for­muliert müssen überkirch­liche Werke die Frage klären, ob sie „pro­gres­siv“ oder „evan­ge­likal“ sein wollen.[2] Sie kön­nen langfristig nicht bei­des gle­ichzeit­ig sein. Durch eine Posi­tion­ierung wird entwed­er ver­lorenes Ver­trauen wieder­hergestellt, oder der Kunde wird ver­loren. Das ist die Chance und das Risiko ein­er Posi­tion­ierung. Die Frage ist: Sind überkirch­liche Werke bere­it, dieses Risiko einzuge­hen? Meine Überzeu­gung ist: Wenn sie dazu nicht bere­it sind, ist das Risiko langfristig gese­hen noch gröss­er, weil man auf allen Seit­en das Ver­trauen verliert.

Ich möchte zu bedenken geben, dass eine Posi­tion­ierung wichtige Freiräume öff­nen kann. Wenn eine Organ­i­sa­tion „A“ keine Posi­tion­ierung vorn­immt und an einem aus mein­er Sicht prob­lema­tis­chen Kongress einen Stand hat, entste­ht in mir sofort die Grund­satzfrage: „Fördert die Organ­i­sa­tion „A“ die prob­lema­tis­che The­olo­gie dieses Kon­gress­es?“. Wenn diese gle­iche Organ­i­sa­tion jedoch eine solide the­ol­o­gis­che Posi­tion­ierung vorgenom­men hat, und diese in den Pro­duk­ten und der Kul­tur der Organ­i­sa­tion sicht­bar ist, dann entste­ht bei mir nicht automa­tisch die Grund­satzfrage an die Ver­trauenswürdigkeit. Dann gehe ich eher davon aus, dass die Organ­i­sa­tion „A“ an einem Kongress präsent ist, um Men­schen Zugang zu ver­schaf­fen zu ihren soli­den eige­nen Angeboten.

Diese Über­legun­gen funk­tion­ieren auch in die andere Rich­tung für Werke, die eine pro­gres­sive Posi­tion­ierung vornehmen. Sie gewin­nen damit das Ver­trauen der Pro­gres­siv­en. Und wenn ich als Evan­ge­likaler bei den Pro­gres­siv­en einen Ansprech­part­ner suche, weiss ich, wo ich anklopfen muss.

Es geht um den Grundbestand des Glaubens

Ganz abge­se­hen von hier ange­sproch­enen Markt-Über­legun­gen sind es die Werke schuldig, die nöti­gen Klärun­gen zu machen und die entsprechen­den Sig­nale zu geben. Sie soll­ten dies um Jesu Willen tun, um ihrer Basis willen, um der Kirchen-Ver­bände und Lokalge­mein­den willen.

Inner­halb ein­er evan­ge­likalen Grun­daus­rich­tung ist es immer noch möglich, the­ol­o­gis­che Weite zu pfle­gen. Die aktuell nöti­gen the­ol­o­gis­chen Klärun­gen müssen uns nicht in müh­selige Debat­ten um Detail­fra­gen von ver­gan­genen Jahrzehn­ten zurück­führen. Einige unser­er christlichen Leit­er haben von diesen Debat­ten der­art den “Ablösch­er”, dass sie es müde sind, über­haupt the­ol­o­gis­che Klärun­gen zu machen. Doch das ist gefährlich. Es führt dazu, dass sie nicht mehr bere­it sind, ihre Werke vor sub­stanzieller Irrlehre mit deren spal­tenden Wirkun­gen zu schützen.

Ich habe oben umris­sen, wie weltan­schauliche Sys­teme funk­tion­ieren. Mit aller Beschei­den­heit möchte ich erwäh­nen, dass die Debat­te um pro­gres­sives ver­sus evan­ge­likales Chris­ten­tum von Expo­nen­ten bei­der Seit­en als eine Debat­te zwis­chen zwei grundle­gend unter­schiedlichen Glaubens­for­men gese­hen wird.[3] Diese grundle­gen­den Unter­schiede mögen sich nicht immer gle­ich deut­lich man­i­festieren. Aber es geht hier am Ende des Tages eben nicht um Details des Glaubens, in denen wir einan­der in Unter­schiedlichkeit ste­hen lassen kön­nen und gle­ichzeit­ig miteinan­der aktiv sein kön­nen in der kreuzzen­tri­erten Mis­sion, welche die Men­schen zur Bekehrung und zum Ver­trauen in die Bibel als Wort Gottes aufruft (Beb­bing­ton). Es geht zwis­chen „pro­gres­siv“ und „evan­ge­likal“ um viele grund­sät­zlich unter­schiedliche und gegen­seit­ig unverträgliche Aus­sagen über das Wesen Gottes, die Per­son und das Werk Christi, die Kreuzeslehre, den Men­schen, das Heil, die Ethik und das Schriftver­ständ­nis. Es geht bei „pro­gres­siv“ und „evan­ge­likal“ – wieder mit dem Bild der Musik gesprochen – um grund­sät­zlich unter­schiedliche Musikschulen. Was an der Kon­ferenz Bunt Glauben gesagt und gelehrt wurde, bestätigt wohl diese Aussage.

Wenn es stimmt, dass „pro­gres­siv” und „evan­ge­likal” grundle­gend unter­schiedliche Glaubens­for­men sind, dann lassen sie sich langfristig nicht unter einen Hut in ein­er Organ­i­sa­tion brin­gen. Die Entwick­lun­gen in ver­schiede­nen grossen Kirchen-Ver­bän­den (z.B. die weltweite EMK) bezeu­gen dies. Wenn das so ist, dann soll­ten christliche Organ­i­sa­tio­nen entschei­den, in welche Rich­tung sie sich auf­machen möcht­en.  

Ich hoffe es ist uns allen klar, dass es let­zten Endes um mehr geht als nur um Spenderkuchen, den Erhalt der eige­nen Organ­i­sa­tio­nen und der­gle­ichen. Wir sind als Chris­ten aufge­fordert, die oft ver­nach­läs­sigte Tugend der Geis­terun­ter­schei­dung zu pfle­gen. Wir sind Gott gegenüber Rechen­schaft schuldig. Dieser fordert seine Gemeinde auf, für den Glauben zu kämpfen, der „ein für alle Mal den Heili­gen anver­traut ist“ (Judas 3).

Es muss für unsere Werke ein Gebot der Stunde sein, einen Grundbe­stand des Glaubens zu sich­ern (Vgl. Teil 10/10 in der Serie von Roland Hard­meier). Dies kann erfol­gen, ohne einem unfrucht­baren Dog­ma­tismus zu ver­fall­en. Es muss uns aber bewusst sein, dass dieser Grundbe­stand umkämpft ist. Er kann nur gesichert wer­den, wenn wir bere­it sind, auch gewisse Abgren­zun­gen zu vollziehen.

Zwischenfazit

Ich gebe gerne zu, dass ich mich mit der Pub­lika­tion dieses Beitrages schw­er­ge­tan habe. Ich wün­schte mir, jemand anders hätte ihn geschrieben oder noch bess­er: dass er gar nicht nötig wäre. Meine Hoff­nung ist, dass er vielle­icht den­noch ein neues und gutes Feld für Gespräche und Prozesse inner­halb dieser eng ver­net­zten christlichen Gemein­schaft, zu der auch ich mich zäh­le, eröff­nen kann.

Wer­den unsere Werke den Mut find­en, Fra­gen anzuge­hen und gute Klärun­gen zu vol­lziehen? Ich hoffe es! Denn die Her­aus­forderun­gen unser­er Zeit sind zugle­ich eine grosse Chance. Es ist die Chance, die wun­der­schöne Melodie der grossen christlichen Tra­di­tion (dem his­torischen Chris­ten­tum) wieder neu zu ent­deck­en und sie kräftig zu spie­len, auch wenn sie dann nicht allen passt. Dieser Her­aus­forderung muss ich mich per­sön­lich stellen, aber in diesen Tagen „um Him­mels Willen” auch unsere Werke. Dabei sollte allen die nötige Zeit zuge­s­tanden wer­den, welche solche Prozesse brauchen. Dabei soll­ten wir eine gute Por­tion Ver­ständ­nis und Gnade füreinan­der mit ins Gepäck pack­en. Dabei muss dem indi­vidu­elle Charak­ter jed­er Organ­i­sa­tion Rech­nung getra­gen werden.

Es gilt aber auch dies: Gestal­ten Organ­i­sa­tio­nen anste­hende Prozesse selb­st nicht proak­tiv, wer­den das andere für sie übernehmen: die Lautesten, die am besten Ver­net­zten, die mit der grössten Geld­börse. Oder die — schlicht und ein­fach — verun­sicherten Kun­den wie ich, welche sich irgend­wann aus dem Staub machen.


[1] Ver­gle­iche dazu auf unserem Blog die Serie zu den «10 Geboten des pro­gres­siv­en Chris­ten­tums».

[2] Was mit diesen bei­den Begrif­f­en gemeint ist, kann z.B. ver­ständlich und ein­fach im aktuellen Buch von Roland Hard­meier nachge­le­sen wer­den (siehe auch unsere Artikelserie zum Buch).

[3] Vgl. z.B. das Buch „One Faith no Longer” der Sozi­olo­gen George Yancey und Ash­lee Quosigk


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Über den Kanal

Peter Bruderer

Peter Bruderer, Jahrgang 1974, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, seit 1986 in der Schweiz. 1998 war Peter Gründungsmitglied der erwecklichen 'Godi'-Jugendarbeit in Frauenfeld, welche er bis 2013 prägte. Heute arbeitet er als Projektleiter im kirchlichen und gemeinnützigen Bereich. Ein zweites Standbein ist die Arbeit als Architekt. Peter lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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35 Comments

  1. Katharina

    Ich finde man kann darüber disku­tieren, ob es gut ist bes­timmte Werke oder Per­so­n­en namentlich in einem solchen Artikel zu nen­nen. Aber wo ich abso­lut zus­timme, ist, dass sich überkirch­liche Werke wie Cam­pus für Chris­tus posi­tion­ieren müssen. Denn zumin­d­est für Cam­pus für Chris­tus Deutsch­land weiß ich sich­er, dass sie sich in der Ver­gan­gen­heit bei den sex­u­alethis­chen Fra­gen dur­chaus sehr klar für die kon­ser­v­a­tiv-evan­ge­likale Sichtweise posi­tion­iert haben, denn ich war dort viele Jahre als Stu­dentin aktiv und habe dort auch ein Jahr als Volon­tärin gear­beit­et. 2009/2010 z.B. wurde eine Richtlin­ie einge­führt, die alle mitar­bei­t­en­den Studieren­den unter­schreiben mussten und in der u.a. vore­he­lich­er Sex und das unver­heiratete Zusam­men­wohnen aus­geschlossen wur­den. Auch beim Evan­geli­um war immer ganz klar, was Cam­pus ver­tritt. Cam­pus für Chris­tus hat meinen Glauben und meine the­ol­o­gis­chen Sichtweisen maßge­blich mit geprägt. Seit mehr als zwei Jahren bin ich nun aber aus unter­schiedlichen Grün­den sehr verun­sichert, wo Cam­pus für Chris­tus Deutsch­land nun eigentlich ste­ht, sei es beim Evan­geli­um oder bei den sex­u­alethis­chen The­men oder bei anderen Fra­gen. Natür­lich gibt es keine klare Abkehr von früheren Sichtweisen, denn das wäre qua­si Selb­st­mord, da viele kon­ser­v­a­tive Spender ihre Unter­stützung abziehen wür­den. Also bleibt alles offen und nicht greif­bar und bewusst unklar for­muliert. Aber in Anlehnung an Paul Wat­zlaw­ick würde ich behaupten: Man kann sich nicht nicht posi­tion­ieren. Wer sich nicht klar für einen bes­timmten Stand­punkt posi­tion­iert, entschei­det sich automa­tisch für alle. Das kann man machen, aber dann sollte man den Unter­stützern gegenüber so ehrlich sein und das auch so kom­mu­nizieren. Für mich hieß das konkret: Ich habe meine eige­nen Ansicht­en selb­st gründlich hin­ter­fragt und ver­sucht, sowohl die kon­ser­v­a­tiv­en als auch die pro­gres­siv­en Argu­mente nachzu­vol­lziehen, damit ich für mich selb­st sagen kann, wie und warum ich mich in Zukun­ft posi­tion­iere. Denn wenn ich heute noch bei Cam­pus in der Stu­den­te­nar­beit arbeit­en würde, was würde ich denn z.B. sagen, wenn mich jemand fragt, ob Sex vor der Ehe in Ord­nung ist? Ja? Nein? Gott hat keine klare Mei­n­ung? Das alles hat ja auch ganz prak­tis­che Kon­se­quen­zen für die Men­schen an der Basis und sind nicht nur irgendwelche rein the­o­retis­chen the­ol­o­gis­chen Diskus­sio­nen. Werke sind keine unper­sön­lichen Wesen, son­dern beste­hen immer aus konkreten Men­schen, ob Mitar­beit­er oder Teil­nehmer von Ver­anstal­tun­gen oder Grup­pen. Und all diese Men­schen brauchen konkrete Antworten, um ihren Glauben im All­t­ag leben zu kön­nen. Nach diesem Prozess habe ich mit sehr schw­erem Herzen die finanzielle Unter­stützung von Cam­pus für Chris­tus nach über einem Jahrzehnt aus­ge­set­zt. Ich will finanziell kein Werk unter­stützen, dass auf allen Hochzeit­en gle­ichzeit­ig tanzen möchte und meint, sich nicht klar posi­tion­ieren zu müssen.

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    • Odi

      Deine Ein­schätzun­gen und Beobach­tun­gen teile ich absolut.
      Zu den Namen: Manch­mal ist es wichtig zu schreieben, von wem man spricht. Die erwäh­n­ten Per­so­n­en trat­en bei Bunt Glauben auf. Ich habe sie per­sön­lich gehört und finde es wichtig, dass Peter darüber schreibt, wen er genau meint.

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  2. Paul Bruderer

    Ich habe viele Gespräche über den Artikel mit Leuten aus meinem Umfeld, die aus vie­len unter­schiedlichen Hin­ter­grün­den kom­men. Einige find­en den Artikel sehr gut. Ein Teil der Per­so­n­en find­et ihn nicht so gut und sagen, dass sie es okay find­en, wenn eine überge­meindliche Organ­i­sa­tion sich nicht posi­tion­iert. Ich hin­ter­frage diese Aus­sage. Die Aus­sage „Wir posi­tion­ieren uns nicht“ ist an wichti­gen Punk­ten eine Posi­tion­ierung. Die Aus­sage bein­hal­tet z.B. in den aktuellen Auseinan­der­set­zun­gen u.a. fol­gende inhaltliche Festlegungen:
    •⁠ ⁠⁠Die Ablehnung der Lehre des Dop­pel­ten Aus­gangs und damit ver­bun­den die Annahme der Lehre der Allver­söh­nung ist für evan­ge­likale Chris­ten eine mögliche und bedenkenswerte Option.
    •⁠ ⁠⁠Die Lehre, dass der Kreuzestod Jesu nicht nötig ist, damit unsere Sün­den vergeben wer­den kön­nen (kurz: der Kreuzes-Tod Jesu ist heil­skon­sta­tierend, nicht heil­skon­sti­tu­ierend. Also: es illus­tri­ert das Heil, welch­es Gott auch ohne das Kreuz schenken kann, aber das Kreuz ist nicht wirk­lich nötig) ist eine mögliche und bedenkenswerte Option für evan­ge­likale Christen
    •⁠ ⁠Die Forderung nach Seg­nung des Lebensstils gle­ichgeschlechtlich prak­tizieren­den Paare ist für evan­ge­likale Chris­ten eine mögliche und bedenkenswerte Option
    Die Aus­sage „wir posi­tion­ieren uns nicht“ ist in Wirk­lichkeit eine deut­liche Posi­tion­ierung, denn sie beken­nt u.a. diese Aussagen.

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    • Christoph

      Lieber Paul

      Ich bin ganz bei dir, man posi­tion­iert sich immer. Und ich würde nie sagen, dass ich es okay finde, wenn sich überge­meindliche Werke nicht posi­tion­ieren. Ich würde sagen, ich erwarte von überge­meindlichen Werken, dass sie Span­nun­gen bewusst zulassen. Ja, hof­fentlich ist Cam­pus an so einem Anlass wie bunt glauben vertreten und nehmen an der Talk Runde teil. Noch bess­er hätte ich es gefun­den, wenn du Teil von diesem Talk gewe­sen wärst. Und ich hätte dir zuge­traut, dass du alles Gute von dieser “Bewe­gung” gewürdigt hättest und vor den Schwächen gewarnt hättest. Also eine Diskus­sion mit Men­schen, die alle die gle­iche Mei­n­ung haben, ist über­flüs­sig und lang­weilig. Das du daraus ableitest, das Cam­pus für Allver­söh­nung ste­ht und den Kreuzestod von Jesus Chris­tus für nicht nötig eracht­en, ist aus mein­er Sicht ein­fach eine böse Unter­stel­lung. Das habe ich noch nie aus ihrem Mund gehört.
      Es ist ein­fach so, wenn ich die let­zten 500 Jahre Kirchengeschichte anschaue, wur­den eher zu viele “Zeit­mark­er” geset­zt, als zu wenige. Und das von ern­sthaft Gläu­bi­gen. Du kennst die Kirchengeschichte bess­er als ich, aber wenn ich die Kirchengeschichte anschaue, sind ganz viele Tief­punk­te, dort wo man den anderen den Glauben abge­sprochen hat­te. Und das waren in keinem Fall ein­fach “ewiggestrige”, eng­stirnige Heuch­ler, son­dern Men­schen die um die Kirche besorgt waren. Im Nach­hinein hätte ich mir z.B. 1909 bei der Berlin­er Erk­lärung gewün­scht, es hätte sich ein evan­ge­likales Werk in der Mitte posi­tion­iert, ich würde aber behaupten, das wäre gle­ich auch als “von unten” beze­ich­net worden.
      Cam­pus braucht da auf ihrem Weg eigentlich unsere Unter­stützung und nicht ein Mess­er im Rücken.

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  3. Christoph

    Lieber Peter

    Ich habe schon viele richtig gute und inspiri­erende Artikel von Daniel Option gele­sen. Dieser Artikel ist aus mein­er Sicht aber sich­er keine Stern­stunde von euren Beiträ­gen, son­dern klar der Tief­punkt. Dies aus fol­gen­den Gründen:
    Du greif­st ver­schiedene christliche Organ­i­sa­tio­nen frontal an. Namentlich Cam­pus für Christus& Bop­parts kom­men bei dir und den Kom­men­ta­toren schlecht weg. Ein für mich, als Men­sch und Christ, nor­males Vorge­hen wäre da gewe­sen, bei Bop­parts per­sön­lich nachzufra­gen, wenn du gewisse Entschei­dun­gen nicht nachvol­lziehen kannst.
    Weit­er ist halt genau Cam­pus nicht ein kirch­lich­er Ver­band wie die EMK, die zu gewis­sen Fra­gen klar Stel­lung beziehen muss. Sie kann und muss vielle­icht ger­ade mit ver­schiede­nen Ver­bän­den und Kirchen zusam­me­nar­beit­en, die ev. für andere Überzeu­gun­gen ste­hen. Ev. bist du da auch ein wenig heuch­lerisch unter­wegs, wenn ich es mir so richtig über­lege, gibt es bei der katholis­chen Kirche auch sehr viele Dinge, die mir die Nack­en­haare auf­stellen, aber Johannes Har­tel (ich finde, ein überzeugter Katho­lik) hat die Zusam­me­nar­beit mit der Katholis­chen Kirche irgend­wie halt doch Salon­fähig gemacht. Da sind wir vielle­icht in sex­u­alethis­chen Bere­ichen auf ein­er Lin­ie, aber es gibt da schon Lehrmei­n­un­gen dieser Kirche, die mind. so schwierig sind.
    Die sub­tile Dro­hung, dass solche Organ­i­sa­tio­nen sich bewusst wer­den müssen, dass wenn sie nicht sauber auf “unser­er” Seite sind, die Spenden eingestellt wer­den, ist natür­lich arm­selig. Ja, soll ich jet­zt der Viva Kirchen­leitung ein Mail schreiben, dass ich mir über­legen muss, ob ich in unser­er Gemeinde noch Wer­bung für die Viva al Mare Ferien machen soll und mich wieder abmelden, wenn weit­er Peti im Vor­bere­itung­steam sitzt, nur weil mir dein Artikel grausam Mühe macht? Etwa auf diesem Niveau sehe ich stilis­tisch diesen Artikel.
    Aber, das ist für mich ein fast ein­ma­liger “Absack­er”, son­st freue ich oft über die Gedanke­nanstösse, die ihr mit eur­er Arbeit macht.

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    • Peter Bruderer

      Lieber Christoph.
      Ich bin natür­lich selb­st Teil von diversen Hin­terz­im­mer-Gesprächen gewe­sen in den Ver­gan­genen Jahren und bin da auch weit­er­hin aktiv. Ich habe diverse pri­vate Gespräche geführt in den let­zten Jahren und diese find­en auch weit­er­hin statt. Ich bin ganz bei dir, dass man den guten Weg einzel­ner Schritte gehen sollte und ich habe dies im Rah­men mein­er Möglichkeit­en auch zu Leben ver­sucht. Wenn ich in diesem Artikel mit einem unaus­ge­sproch­enen Kon­sens gebrochen habe, dann weil ein ander­er Bruch vor­ange­gan­gen ist.
      Dass etablierte Organ­i­sa­tio­nen, deren Kun­den eine ten­den­ziell evan­ge­likale DNA haben, sich als Part­ner hin­ter eine Ver­anstal­tung stellen, deren einen­der Fak­tor die Zus­tim­mung zu LGBTQ+ Lebensweisen ist, muss auf dem Platz Schweiz als Moment mit his­torischem Charak­ter bew­ertet wer­den. Es ist selb­st ein Bruch mit einem bish­eri­gen unaus­ge­sproch­enen Kon­sens, und zeigt, dass sich diese Organ­i­sa­tio­nen heute min­destens zum Teil the­ol­o­gisch lib­er­al aus­gerichtet haben. Oder siehst du das anders?
      Weil die erwäh­n­ten Organ­i­sa­tio­nen diesen Schritt öffentlich vol­l­zo­gen haben, war deshalb wichtig, dass diese aktuelle Entwick­lung nun auch öffentlich bemerkt wird. Denn sie hat Auswirkun­gen. Die grossen überge­meindlichen Werke sind eben nicht ein­fach nur überge­meindlich, son­dern bilden einen wichti­gen Teil der Lehrge­mein­schaft unser­er Gemein­den. Sie for­men den Glauben von uns Chris­ten in der pietis­tisch-freikirch­lichen Gemein­schaft evan­ge­likaler Prä­gung wesentlich mit. Diese Lehrge­mein­schaft funk­tion­iert, wenn ein gewiss­er the­ol­o­gis­ch­er Kon­sens vorhan­den ist. Doch dieser ist durch die aktuelle Entwick­lung deut­lich in Frage gestellt. Ich finde, das darf und muss man auch mal ansprechen.
      Du sagst, dass überge­meindliche Organ­i­sa­tio­nen zu gewis­sen Fra­gen keine Posi­tion beziehen müssen. Das mag ein Stück­weit stim­men in Bezug auf nicht-grund­sät­zliche the­ol­o­gis­che The­men, aber es stimmt nicht, wenn es um grund­sät­zliche the­ol­o­gis­che Par­a­dig­men geht. Der Grund: überge­meindliche Organ­i­sa­tio­nen haben – wie schon erwäh­nt – eine Lehrwirkung auf unsere Gemeinden.
      Ein Blick in die ver­gan­gene und aktuelle Geschichte zeigt, wie anspruchsvoll und prob­lem­be­haftet die the­ol­o­gis­che Achse lib­er­al-evan­ge­likal ist. Dieses The­ma hat his­torisch schon immer zu Tren­nun­gen geführt, weil wir es hier mit unter­schiedlichen und let­ztlich ent­ge­genge­set­zten the­ol­o­gis­chen Grun­dan­sätzen zu tun haben (Par­a­dig­men). Das Min­deste, was man tun kann, wenn die Hin­terz­im­mer-Gespräche nicht frucht­en und neue Real­itäten am bish­eri­gen Kon­sens vor­bei geschaf­fen wer­den, ist, das mal offen zu benennen.
      Die Tageskon­ferenz Bunt Glauben ist dabei nur ein Beispiel, an dem sich aktuelle Entwick­lun­gen im Bere­ich der überge­meindlichen christlichen Werke doku­men­tieren lässt. Andere Werke sind mit­be­trof­fen. Wie ich es im Artikel erwähne: Ich hätte ver­schiedene Anfahrtswege wählen kön­nen und ver­schiedene Beispiele erwäh­nen kön­nen, um mein Anliegen zu präsen­tieren. Ich habe diesen gewählt, weil er m.E. am besten doku­men­tiert, dass wir uns auf dem Platz Schweiz an ein­er his­torischen Weg­ga­belung befind­en, welche uns bet­rifft. Es ist nicht das Ziel dieses Artikels Gräben aufzureis­sen, son­dern einen bere­its vorhan­de­nen zu benen­nen und diesem vielle­icht etwas das Tabu zu nehmen zu können.
      Mit den erwäh­n­ten Organ­i­sa­tio­nen bin ich alle­samt biografisch ver­bun­den und ich wün­sche ihnen Gedei­hen und Gelin­gen. Meine Fre­und­schaft mit den entsprechen­den Per­so­n­en in den ver­schiede­nen Organ­i­sa­tio­nen gilt weit­er­hin. Aber ja, wer in ein Wespennest sticht, kriegt wohl auch das eine oder andere selb­st ab. So geht es mir jeden­falls grad etwas. Wenn sich aber aus dem Artikel kon­struk­tive Entwick­lun­gen ergeben, hat es sich wohl den­noch gelohnt. Das wäre jeden­falls mein Wun­sch. Und son­st wurde hier zumin­d­est ein öffentlich­er Zeit­mark­er geset­zt, auf den man in eini­gen Jahren zurückschauen kann, um zu beurteilen, «was sei­ther geschah».
      Herzlich,
      Peter

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  4. Lisa N.

    Vie­len Dank, dass Sie mit ihrem Post auf die Kon­ferenz „Bunt Glauben“ aufmerk­sam gemacht haben. Lei­der habe ich im Vor­feld davon nichts mit­bekom­men. Die Aufzäh­lung der Referent*innen hat mich sehr ange­sprochen und ich hoffe, dass bald wieder so eine Ver­anstal­tung stat­tfind­en wird, an der die Vielfalt der Christ*innen gefeiert wird.

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  5. Marcus Hübner

    Ich habe den Artikel mit Gewinn gele­sen. Danke, dass du dich durchgerun­gen hast, ihn zu schreiben, lieber Peter.
    Mein­er Ein­schätzung nach liegt ein Prob­lem auch in der Genese dieser “parakirch­lichen” Organ­i­sa­tio­nen. In ihrer Geschichte liegt ja oft ein Abkehr von der Beken­nt­nis­bindung als Leit­mit­tel der christlichen Gemein­schaft (“mein Beken­nt­nis ist Jesus”). Nicht nur eine Abkehr liegt mein­er Ein­schätzung nach an der Wurzel, son­dern vielfach ein aus­ge­sproch­en­er Antikon­fes­sion­al­is­mus — “Beken­nt­nisse ver­suchen etwas festzuschreiben, was ich nur in mir fühlen kann.” Und damit ist es mitunter vor allem ein pietis­tis­ches Prob­lem. Dass der Pietismus wei­thin eine Segen­sre­iche Spur in der christlichen Welt gezo­gen hat, sei davon unbenom­men. Aber viele dieser Organ­i­sa­tio­nen (und sog­ar beken­nt­nishaftere Gemein­dew­erke und ‑ver­bünde) sind pietis­tis­chen Ursprungs und deswe­gen oft auf eine innere Über­führtheit zurückgeworfen.
    Wenn dieses Innen­leben aber nicht mehr von der gemein­samen Beken­nt­nis­grund­lage getra­gen ist, son­dern von gefühlten Fak­ten wie zB das Aussprechen des und Berufen auf den Namen “Jesus”, wird es sehr schnell difus.

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    • Hanspeter Nüesch

      Ich teile generell die Grundgedanken von Peti Brud­er­er zur Gefahr eine “pro­gres­siv­en” poste­van­ge­likalen Bewe­gung, die die Autorität der Bibel unter­gräbt und zum Teil in Allver­söh­nung aus­mün­det. Nur ist das, soviel ich aus per­sön­lichen Kon­tak­ten weiss, auch der Fall bei meinem Nach­fol­ger in der Leitung von Cam­pus für Chris­tus, Andreas “Bop­pi” Bop­part und sein­er Frau Tama­ra. Klar­er auf das Kreuze­shan­deln Jesu Christi und die Notwendigkeit der per­sön­lichen Umkehr und Sün­den­verge­bung hätte man nicht hin­weisen kön­nen, als es Bop­pi bei seinem Grund­satzrefer­at anlässlich des 50 Jahr-Jubiläums von Cam­pus für Chris­tus let­zten Herb­st tat. Keine Spur von Allversöhnung.
      Hanspeter Nüesch

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      • Reinhold Scharnowski

        Lieber HP, Allver­söh­nung ist nur eine der bib­lis­chen Gren­züber­schre­itun­gen der “pro­gres­siv­en” The­olo­gie. Fra­gen, die wir gern als “sex­u­alethisch” beze­ich­nen, standen — unter dem schö­nen The­ma “offen für alle” — offen­bar mehr im Vorder­grund. Ich bin auch nicht dafür, dass man einem wegen jed­er Kon­ferenz, die man besucht, ein Etikett aufk­lebt. Aber wer sich hier mit diesem bun­ten Regen­bo­gen iden­ti­fiziert, muss das schon erk­lären, zumal wenn er für ein Werk steht.

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  6. Markus(G)

    Das Peter Brud­er­er Zer­ti­fikat in Gold erhal­ten: kar­i­ta­tive und ähn­liche Organ­i­sa­tio­nen, die ihre Unternehmen­skul­tur mit der per­sön­lichen Glauben­sauf­fas­sung von ihm syn­chro­nisieren. Sie müssen sich regelmäs­sig ein­er Über­prü­fung unterziehen, ob ihre Statuten mit der Bibel aus der Sicht von Her­rn Brud­er­er übere­in­stim­men. Die Ausze­ich­nung, wird mit sofor­tiger Wirkung und ohne War­nung ent­zo­gen, sollte eine Organ­i­sa­tion an einem Anlass teil­nehmen, der nicht vorher von P. Brud­er­er einge­hend geprüft und für christlich genug befun­den wurde.
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    Polemisch? Ja, es ist meine per­sön­liche, sub­jek­tive Inter­pre­ta­tion von diesem Artikel. Ich frage mich ein­fach, warum die hier pub­lizierte Text oft über­he­blich und einge­bildet rüberkom­men? Wer oder was legit­imiert, die Bibel als Stre­itaxt gegen alles zu ver­wen­den, was nicht der eige­nen Glauben­sauf­fas­sung entspricht?
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    “Im Namen der Bibel” funk­tion­iert m.M. hier nicht. Denn die Texte wer­den auch unter namhaften The­olo­gen oft kon­tro­vers disku­tiert. So ganz klar und ein­deutig, wie es viele gerne hät­ten, ist es nicht.
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    • Udo

      In der Tat, Polemik war noch nie überzeu­gend in ein­er Diskus­sion. Warum sind klare Posi­tio­nen eigentlich über­he­blich und einge­bildet? Warum über­haupt ist dann eine Behaup­tung „so ganz klar und ein­deutig, wie es viele gerne hät­ten, ist es nicht“ nicht auch über­he­blich und einge­bildet? Welche Texte denn über­haupt? Welche namhaften The­olo­gen? Was wird denn kon­tro­vers disku­tiert? Warum soll­ten Behaup­tun­gen solch­er The­olo­gen beson­ders glaub­würdig sein? Sie sind ja dann zumin­d­est auch über­he­blich und eingebildet.

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      • Markus(G)

        Es gibt unzäh­lige The­olo­gieper­so­n­en aus den Lan­deskirchen und offe­nen Freikirchen, die sich z.B. nicht dazu genötigt fühlen, queeren Men­schen den Glauben abzus­prechen und sie von Gemein­den auszuschliessen. 

        Es gibt nicht DIE Mei­n­ung und DEN Stand­punkt. Es haben BEIDE Seit­en eine Berech­ti­gung. Die kon­ser­v­a­tive und die lib­erale. Es ist nur Schade, dass gewisse Kon­ser­v­a­tiv­en meinen, die EINZIG wahre Wahrheit zu vertreten.

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        • Christian

          Lieber Markus,

          manche The­olo­gen sagen so, andere hinge­gen so. Das ist aber nicht entschei­dend. Entschei­dend ist was Gott sagt. Es gibt in der Bibel (im AT wie im NT) immer wieder “The­olo­gieper­so­n­en”, die den klaren Aus­sagen Gottes wider­sprochen haben. Bewusst etwas anderes gelehrt oder gelebt haben, als Gott es deut­lich offen­bart hat. Vor unserem heili­gen, gerecht­en und barmherzi­gen Gott, gilt das aber nicht als Entschuldigung. Man lese nur mal 4.Mose 25 oder auch wie Jesus im neuen Tes­ta­ment die Phar­isäer zurecht gewiesen hat.
          Es gibt sich­er Lehren in der Bibel, die nicht so klar aus­for­muliert sind, wie wir uns das manch­mal vielle­icht wün­schen. Allerd­ings han­delt es sich hier­bei meis­tens um Lehren von eher sekundär­er oder ter­tiär­er Bedeu­tung, wie zum Beispiel die Frage nach dem Mil­len­ni­um. In den wesentlichen Lehren hinge­gen ist die Bibel sehr klar.

          Natür­lich kann man die Sex­u­alethik der Bibel kri­tisieren, oder nicht an die Jungfrauenge­burt glauben, oder nicht dass es Him­mel und Hölle gibt, oder nicht, dass Jesus der einzige Weg zu Gott ist oder dass Er nicht wirk­lich leib­lich von den Toten aufer­standen ist. Es ist aber offen­sichtlich, dass die Bibel genau das lehrt. Man muss das nicht annehmen. Ich habe liebe Arbeit­skol­le­gen, fre­undliche Nach­barn und Fre­unde, die damit nichts zu tun haben wollen. Die nen­nen sich dann kon­se­quenter­weise Agnos­tik­er oder Athe­is­ten. Aber warum ist man in gewis­sen Werken, Ver­bän­den und “Kirchen” so erpicht darauf, sich weit­er­hin Christ oder christlich zu nen­nen, wenn man doch gle­ichzeit­ig große Teile der zen­tralen Lehren der Bibel ablehnt? Wäre es da nicht kon­se­quenter, sich gle­ich kom­plett vom christlichen Glauben zu verabschieden?

          Liebe Grüße
          Christian

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    • Pasci

      Kar­i­ta­tive Organ­i­sa­tio­nen haben in der Schweiz tat­säch­lich die Möglichkeit, das Zewo-Güte­siegel zu erlan­gen. Da weiss ich dann, dass meine Spenden­gelder zweck­gemäss einge­set­zt werden.

      Und in der Tat weiss ich das ana­log z.B. beim erf oder bei Cam­pus für Chris­tus nicht. Ist jet­zt da “Pro­gres­siv” oder “tra­di­tionelles Bibelver­ständ­nis” drin? Oder noch etwas anderes?

      Zum Glück weiss ich als mündi­ger Christ sel­ber, was richtig und was falsch ist — wenn ich denn die Wahrheit in der Bibel suche. Dazu brauche ich keine “namhaften The­olo­gen”. Damit ich aber weiss, ob eine Organ­i­sa­tion eine für mich saubere The­olo­gie ver­tritt, muss sehen, welche Werte sie ver­tritt. Zwei Beispiele (siehe auch mein Kom­men­tar weit­er unten, weshalb grad diese Organisationen):

      Ein Blick auf die Site der erf Medi­en zeigt mir auf der “Über uns” Seite wed­er in Vision noch in den Werten, dass es eine christliche Organ­i­sa­tion ist. Erst wenn ich zu den einzel­nen Sendern scrolle sehe ich, dass Lifechan­nel christlich inspiri­erte Musik spielt. Son­st beschränkt sich das Glaubens­beken­nt­nis darauf, dass über Gott und die Welt berichtet wird.

      Cam­pus für Chris­tus (CfC) Schweiz ist bei seinen Werten klar­er, aber auch dort muss man in ein Video schauen, damit man sieht, dass die Organ­i­sa­tion daran glaubt, dass Jesus Chris­tus von den Toten aufer­standen ist. Von der The­olo­gie erfahren wir aber auch nicht viel. Wie finde ich denn Ret­tung? Wieso ist Jesus von den Toten aufer­standen? Das Miteinan­der mit Kirchen ist v.a. geprägt vom Geist der Ein­heit, von Wohlwollen und Freude an der Vielfalt. 

      Span­nen­der­weise macht es mir die Schwes­t­eror­gan­i­sa­tion aus Deutsch­land ein­fach­er. CfC Deutsch­land arbeit­et auf der Glaubens­grund­lage der Deutschen Evan­ge­lis­chen Allianz. Noch ein­fach­er macht es mir CfC Öster­re­ich. Sie weisen auf ihrer “Über uns” Seite promi­nent auf die Glaubens­ba­sis hin, beze­ich­nen sie mit der Glaubens­ba­sis der Öster­re­ichis­chen Evan­ge­lis­chen Allianz und führen sie grad noch in 8 Punk­ten aus. Wenn ich in Öster­re­ich unsich­er bin, ob es für den im Artikel erwäh­n­ten “dop­pel­ten Aus­gang” eine Basis gibt, weiss ich von CfC Öster­re­ich ein­deutig, dass es ihn gibt und braucht. Punkt 3 zeigt mir, wie der Freis­pruch vor Gottes Gericht über­haupt zu Stande kom­men kann und Punkt 4 zeigt mir, dass ich alleine durch den Glauben an Jesus Chris­tus in Kom­bi­na­tion mit Gottes Gnade gerettet wer­den kann.

      Brauchen wir also ein “geistlich­es Zewo-Güte­siegel”, wie von Ihnen sarkastisch gefordert? Nein, ich entschei­de sel­ber! Aber ich will wis­sen, wofür die Organ­i­sa­tio­nen ste­hen, die mich an ihre Anlässe ein­laden und meine Spenden wollen. CfC Öster­re­ich hat keine Mühe damit, zu schreiben wofür sie the­ol­o­gisch ste­hen. Anders als erf Medi­en und CfC Schweiz — dort ist the­ol­o­gisch recht viel möglich. 

      Und in meinem ganzen Kom­men­tar geht es nicht darum, was “richtig” und was “falsch” ist, ich will ein­fach ehrlich informiert wer­den, wofür (und auch woge­gen) eine Organ­i­sa­tion ist.

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    • Paul Bruderer

      Sie schreiben, dass der Artikel behauptet, die Organ­i­sa­tio­nen müssten “ihre Unternehmen­skul­tur mit der per­sön­lichen Glauben­sauf­fas­sung von ihm (Peter) syn­chro­nisieren.” Das ist ja nicht, was Peter behauptet, oder? Er beruft sich auf die Beken­nt­nisse der Chris­ten­heit. Und er sagt ja auch nicht, dass sie es so sehen müssen, wie er, son­dern dass er darum bit­tet, dass sie sich äussern, was sie glauben.

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      • Markus(G)

        Zitat: “Es ist meine per­sön­liche, sub­jek­tive Inter­pre­ta­tion von diesem Artikel”. Dazu gehört, dass man eigene Schlüsse zieht und Ver­mu­tun­gen anstellt. Darum liegt es auf der Hand, dass die Syn­chro­ni­sa­tion eine Schlussfol­gerung von mir ist, auch wenn sie nicht so benan­nt wurde. 

        Gibt es DAS Beken­nt­nis der Chris­ten­heit? Gibt es in den (Reiz)Themen ein zweifels­freies Ja oder Nein? Aus der Sicht von Peter (auch das ist wieder eine Inter­pre­ta­tion mein­er­seits) gehe ich von einem Ja aus. Dann frage ich mich, ob auf dieser Basis eine Diskus­sion möglich ist.

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        • Paul Bruderer

          Danke. Ihre per­sön­liche Mei­n­ung ist ihnen selb­stver­ständlich jed­erzeit zuge­s­tanden. Das hin­ter­fragt hier nie­mand. Ich will ihre per­sön­liche Mei­n­ung lediglich in Verbindung zu brin­gen mit dem, was der Artikel sagt und da scheint mir ein Missver­ständ­nis zu sein: Peter behauptet nir­gends, wie sie sagen, dass die Unternehmen sich mit ihm ein­ver­standen erk­lären müssen. Was ihre Rück­frage bet­rifft: es gibt in den wichti­gen Punk­ten schon ziem­lich viel Ein­heit in den ver­schiede­nen Beken­nt­nis­sen der Chris­ten­heit. Und es gibt den Bere­ich ausser­halb der Schlüs­se­lele­mente der Beken­nt­nisse. Oder sehen sie das anders?

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  7. Udo

    Ein wichtiger Leitar­tikel! Ein Leitar­tikel, weil Peter genau das tut, was ein Leit­er tun sollte: Prob­lem­felder klar zu benen­nen, sie öffentlich zu disku­tieren, weil sie in diesem Fall für alle rel­e­vant sind, den Wider­spruch nicht zu fürcht­en und Ori­en­tierung zu geben. Das unter­schei­det den Leit­er vom Mod­er­a­tor. Mod­er­a­toren haben wir auch in der deutschen Kirchen­land­schaft genug. Von Ihnen höre ich zum Beispiel „Wir bekehren uns auch täglich neu zu „Chris­tus in dem anderen“ und glauben einan­der den Glauben als zen­trales Leit­mo­tiv unseres Han­delns“ (Ulrich Eggers).
    Alles sam­men­zuhal­ten, Gemein­samkeit­en beto­nen. Nein Phar­isäer und Spalter
    wollen wir nicht sein. Wer hier aus der Rei­he tanzt wird dann auch schnell mit entsprechen­den Vor­wür­fen kon­fron­tiert. Nun, „wer mit der Fack­el der Wahrheit durch die Menge läuft, flämmt so machen den Bart an.“ Fakt ist, dass der pro­gres­sive Chris­tus eben ein ander­er Chris­tus ist und der Glaube an ihn ein ander­er Glaube. Der Chris­tus, an den ich glaube, ist wahrer Men­sch und wahrer Gott, gezeugt durch den Heili­gen Geist, von ein­er Jungfrau geboren. Am Kreuz trägt er auch stel­lvertre­tend meine Sünde, erduldet den göt­tlichen Zorn, unter dem ich ste­he, erlei­det die Gottver­lassen­heit, die eigentlich meine Bes­tim­mung wäre, macht für mich den Weg frei in das Aller­heilig­ste des einzi­gen und ewigen Gottes. Durch Jesus Chris­tus bin ich freige­sprochen von der Sünde, die mich von meinem Schöpfer tren­nt. Ich brauche Gottes schreck­lichen Zorn, seine „beständi­ge, unnachgiebige, uner­bit­tliche, kom­pro­miss­lose Geg­n­er­schaft gegen das Böse in allen For­men und Erschei­n­un­gen“ (John Stott) nicht zu fürcht­en. Chris­tus ist mein Anwalt, wenn ich mich ein­mal vor dem Heili­gen Gott ver­ant­worten muss. Ihm habe ich mein Leben anver­traut. Er ist mein Ret­ter vor der ewigen Ver­damm­nis, wenn Chris­tus endlich einen Schlussstrich unter allem Bösen gezo­gen hat. — Ist dieser Jesus Chris­tus auch der „pro­gres­sive Chris­tus“? Ich denke, nein. — Wer ver­sucht, pro­gres­sives Bibelver­ständ­nis zu inte­gri­eren, sollte sich nicht wun­dern, wenn er am Ende einem Glauben an einen ganz anderen Chris­tus die Tür geöffnet hat. – Auch deshalb ist dieser Artikel ein Leitartikel!

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    • Udo

      Ich möchte auch noch dazu auf einen Beitrag von Markus Till in seinem Blog hinweisen:
      https://blog.aigg.de/?p=7330
      Ein kurzes Zitat daraus:
      „Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man sex­u­alethis­che Kon­flik­therde ein­fach totschweigen oder mit kleinen Kom­pro­mis­sen entschär­fen kön­nte. Die Real­ität ist vielmehr: Die pro­gres­sive Sex­u­alethik entwick­elt sich ras­ant. Sie stellt immer weit­erge­hende Forderun­gen. Sie ist mis­sion­ar­isch und kom­pro­miss­los. Sie nimmt Spal­tung in Kauf, wenn sie damit ihre Agen­da durch­set­zen kann. Je länger wir ihr durch unser Schweigen ein­fach das Feld über­lassen, je größer wird der Schaden für unsere Gemein­den und Gemeinschaften.“

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  8. Ackerknecht Wolfgang

    Mit Inter­esse habe ich all die Kom­mentare gele­sen. Daniel Option schreibt ja schon länger zu diesen Posi­tio­nen. Aus mein­er Sicht sind diese Fra­gen bei den wenig­sten Gemein­den angekom­men. Eher höre ich, dass sich die Welt verän­dert hat und sich die Kirche diesen Verän­derun­gen stellen muss (mehr in der Hal­tung, was die Bedürfnisse der Men­schen heute sei). Der Zeit­geist bes­timmt dann die Richtung…
    Die Beschnei­dung der Herzen ist ein dauern­der Prozess 😊

    Reply
  9. Wolfgang Ackerknecht

    Mit Inter­esse habe ich all die Kom­mentare gele­sen. Daniel Option schreibt ja schon länger zu diesen Posi­tio­nen. Aus mein­er Sicht sind diese Fra­gen bei den wenig­sten Gemein­den angekom­men. Eher höre ich, dass sich die Welt verän­dert hat und sich die Kirche diesen Verän­derun­gen stellen muss (mehr in der Hal­tung, was die Bedürfnisse der Men­schen heute sei). Der Zeit­geist bes­timmt dann die Richtung…
    Die Beschnei­dung der Herzen ist ein dauern­der Prozess 😊

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  10. Michael Ettisberger

    Spal­tung statt Ein­heit – ein gefährlich­er Weg

    Der Artikel zeich­net ein besorgnis­er­re­gen­des Bild: Anstatt die Stärke und Tiefe christlich­er Gemein­schaft zu fördern, wird hier eine gefährliche Spal­tung vor­angetrieben. Statt Brück­en zu bauen, scheint das Ziel zu sein, Gräben zu ziehen. Diese Hal­tung wider­spricht meinem Ver­ständ­nis des Evan­geli­ums und der bib­lis­chen Botschaft zutiefst.

    Die Offen­heit der von Ihnen kri­tisierten Organ­i­sa­tio­nen ist kein Zeichen von Schwäche, son­dern von Stärke. Sie haben erkan­nt, dass wir als Chris­ten in ein­er vielfälti­gen Welt leben und dass Glauben nicht in Schwarz-Weiß-Kat­e­gorien passt. Die Zeit­en, in denen Werke uns vorschreiben kon­nten, was „richtig“ und „falsch“ ist, sind vor­bei – und das ist gut so. Jesus selb­st hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, nicht den Buch­staben, son­dern den Geist des Geset­zes zu leben.

    Was der Artikel als „Ver­lust der the­ol­o­gis­chen Klarheit“ beze­ich­net, ist in Wahrheit die Bere­itschaft, Men­schen in ihrer Unter­schiedlichkeit anzunehmen und den Glauben mit ihren Leben­sre­al­itäten in Verbindung zu brin­gen. Die implizite Forderung, sich entwed­er „pro­gres­siv“ oder „evan­ge­likal“ zu posi­tion­ieren, zielt auf eine unnötige und destruk­tive Lager­bil­dung ab. Diese Spal­tung schadet nicht nur der christlichen Ein­heit, son­dern nimmt uns als Glaubens­ge­mein­schaft die Möglichkeit, voneinan­der zu ler­nen und gemein­sam zu wachsen.

    Es ist beschä­mend, wie der Artikel pro­gres­sive Bewe­gun­gen pauschal verurteilt und dabei sug­geriert, dass sie weniger glaubens­fest oder bibel­treu seien. Mein Ver­ständ­nis der Bibel lehrt mich das Gegen­teil: Wir sollen Men­schen in Liebe begeg­nen und ihnen Räume bieten, in denen sie Gott auf authen­tis­che Weise erfahren können.

    Christliche Ein­heit bedeutet nicht, dass alle ein­er Mei­n­ung sein müssen, son­dern dass wir uns auf unsere gemein­samen Grundw­erte und unsere Mis­sion konzen­tri­eren – näm­lich die fro­he Botschaft in die Welt zu tra­gen. Dieser Artikel leis­tet genau das Gegen­teil: Er sucht den Kon­flikt, die Tren­nung und die Polarisierung. 

    Wir müssen als Chris­ten aufhören, uns gegen­seit­ig herun­terzuziehen, und stattdessen die Vielfalt der Per­spek­tiv­en als Bere­icherung sehen. Der Artikel schadet der Chris­ten­heit mehr, als dass er ihr dient. Lasst uns gemein­sam mutig und in Liebe nach Wegen suchen, die Ein­heit im Glauben zu bewahren – ohne in die Falle eines rigi­den Dog­ma­tismus zu tappen.

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    • Henrik

      Der Vor­wurf lautet, dass die Nen­nung von Tat­sachen und Fak­ten Spal­tung fördert und dem Evan­geli­um fremd sei. Zudem wurde betont, dass dies nicht „ihr“ Ver­ständ­nis sei. Doch ist dies nicht der eigentliche Kern der Debat­te? Wer set­zt den Maßstab: Gottes Wort oder das eigene Ich?

      Ger­ade im pro­gres­siv­en Denken wird das Ich oft als freier betra­chtet, was die Bere­itschaft bet­rifft, sich dem Wort Gottes unterzuord­nen. Dies kann ein­er­seits die Chance bieten, sich von über­liefer­ten Tra­di­tio­nen zu lösen, die möglicher­weise der Schrift wider­sprechen. Eine pos­i­tive Entwick­lung wäre hier eine bib­lis­che Dekon­struk­tion, die uns näher zu Chris­tus führt und uns in sein Bild umgestal­tet. Auf der anderen Seite beste­ht die Gefahr, dass man Gottes Wahrheit und Autorität aus­blendet. Hat der Herr nicht selb­st gesagt, dass er das Schw­ert bringt? Hat er nicht ger­ade die religiösen Lehrer am schärf­sten verurteilt, die sich gegen Gottes Wahrheit­en stellen? Ins­beson­dere in aktuellen Diskus­sio­nen, wie der sex­u­alethis­chen Debat­te, zeigt sich, wie Gottes Wort mis­sachtet wird, wenn die Wahrheit zugun­sten eines selb­st­bes­timmten Ver­ständ­niss­es bei­seit­egeschoben wird.

      Der Artikel spricht diese Prob­lematik klar an und benen­nt ehrlich, worum es geht: Entwed­er find­et eine bib­lis­che Dekon­struk­tion statt, oder es kommt zu ein­er De-Kon­ver­sion, die let­ztlich einen neuen Glauben formt, der gemäß Galater 1,8 als ein „anderes Evan­geli­um“ beze­ich­net wer­den muss.

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      • Markus(G)

        Zu Tat­sachen und Fak­ten gehört auch ein ver­i­fizier­bar­er Fak­tencheck. Also…

        Reply
    • Mike

      Finde ich genau so wie Michael

      Ich finde es erschreck­end was alles den einzel­nen Per­so­n­en und Werken unter­stellt wird, nur weil sie mit Liebe und Annahme auf ˋet­was anders denk­ende Gläu­bige‘ Men­schen zugege­hen. Die Vor­ein­genom­men­heit lässt dann jedes gesagte oder nicht gesagte Wort dann entsprechend ausle­gen. Es ist erschreck­end wie wir heute in Predigten, Pod­casts und Social­Me­dia abgerichtet wer­den auf einzelne Wörter neg­a­tiv zu reagieren — ohne sel­ber darüber Nachzu­denken. Die Algo­ry­them spal­ten und extrem­isieren auch uns Chris­ten. Jesus macht das Gegenteil. 

      Vielle­icht sind sich evan­ge­lis­tis­che Organ­i­sa­tio­nen ein­fach mehr gewöh­nt, anders denk­enden Men­schen und Kirchen in Liebe zu begeg­nen. Das hat jet­zt sich­er nix mit sich anbiedern oder Spenden sam­meln zu tun. 

      Wir sind aufgerufen zu Ein­heit und Liebe zueinan­der. Mir gefällt das fol­gende Zitat: wir glauben nicht alle exakt das Gle­iche, aber wir glauben an den Gle­ichen — Jesus Chris­tus. Absolute Einigkeit über die Wahrheit hat es übri­gens noch nie gegeben in der ganzen Chris­ten­heit — aber es kön­nte es leicht geben, wenn alle MEINER Mei­n­ung wären ;-).

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    • Paul Bruderer

      Sie sagen, dass der Artikel gefährlich spal­tend sei und nach­her “Christliche Ein­heit bedeutet nicht, dass alle ein­er Mei­n­ung sein müssen, son­dern dass wir uns auf unsere gemein­samen Grundw­erte und unsere Mis­sion konzen­tri­eren – näm­lich die fro­he Botschaft in die Welt zu tra­gen.” Welch­es sind ihrer Mei­n­ung nach die Grundw­erte und was ist die fro­he Botschaft, die wir gemein­sam in die Welt tra­gen sollen?

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  11. Andy Owen

    Her­zlichen Dank, dass dieses The­ma offen ange­sprochen wird. Ich habe in den let­zten paar Jahren schon mit vie­len Pas­toren über diese Span­nun­gen aus­ge­tauscht, oft hin­ter vorge­hal­tener Hand. Beson­ders im Zusam­men­hang mit Cam­pus für Chris­tus und den the­ol­o­gis­chen Posi­tio­nen von Bop­pi und Tama­ra habe ich ähn­liche Her­aus­forderun­gen wie hier dargestellt.

    Als Gemein­deleit­er spüre ich eine grosse Verun­sicherung, ger­ade in ein­er Zeit, in der aktiv für die Exp­lo gewor­ben wird. Es ist her­aus­fordernd, wenn an der Leit­erkon­ferenz der SPM Bop­pi – der sich als “Pfimi­an­er” beze­ich­nete – darum bit­tet, die eigene Gemeinde für die Exp­lo zu mobil­isieren. Dieses Anliegen scheint nobel, doch die Unsicher­heit über die the­ol­o­gis­chen Grund­sätze macht es für mich schwierig, uneingeschränkt dahin­terzuste­hen. Brück­en­bauen ist edel, aber jede Brücke braucht ein solides Fun­da­ment. Wenn das Fun­da­ment aus Unsicher­heit oder Kom­pro­mis­sen beste­ht, wird die Brücke langfristig nicht hal­ten. Ja, Dia­log ist wichtig, aber wenn er zu einem Ver­lust der eige­nen Iden­tität führt, dann bringt er wed­er Klarheit noch Wach­s­tum. Gemein­den und Gläu­bige brauchen Ori­en­tierung, nicht Unklarheit.

    Evan­ge­li­sa­tion ohne klare the­ol­o­gis­che Grund­la­gen riskiert, ein unvoll­ständi­ges oder ver­wässertes Evan­geli­um zu präsen­tieren. The­olo­gie ist nicht ein Neben­pro­dukt, son­dern die Grund­lage jed­er Evan­ge­li­sa­tion. Die diversen Predigten, die ich mit grossem Inter­esse ver­fol­gt habe, lassen viele Fra­gen offen. Die let­zte Predigt von Bop­pi am Praise­camp hat bei mir den Ein­druck bestärkt, dass er zumin­d­est in Rich­tung ein­er Allver­söh­nungslehre tendiert. Es bleibt jedoch immer so vage, dass es durch das, was er nicht sagt, mehr Fra­gen als Antworten aufwirft.

    Nicht nur the­ol­o­gisch, son­dern auch grund­sät­zlich scheinen die überge­meindlichen Werke weit weg von der Real­ität des Gemein­de­baus und Gemein­delebens zu sein. Ein klares Beispiel war meine kurzfristige Ein­ladung als “Mul­ti­p­lika­tor” zu den Explo­days in Zug. Der Grund war, dass sich zu wenige Pas­toren angemeldet hat­ten. Als ich erk­lärte, dass dies kaum über­raschend sei, da die Kon­ferenz an einem SONNTAG stat­tfind­et, fragte ich mich: Wo denken sie, sind Pas­toren an einem Son­ntag wohl alle? Diese dis­con­nect zur Real­ität macht es zusät­zlich schwierig, eine enge Zusam­me­nar­beit mit solchen Ini­tia­tiv­en zu fördern. Mehr noch es führt zu ein­er zunehmenden Ent­frem­dung von den Werken.

    Werke, die sowohl finanziell als auch inhaltlich von der Unter­stützung lokaler Gemein­den angewiesen sind, tra­gen eine beson­dere Ver­ant­wor­tung gegenüber diesen Gemein­den. Eine fehlende the­ol­o­gis­che Klarheit ist in diesem Zusam­men­hang nicht nur eine Frage der Lehre, son­dern auch eine Frage der Integrität. Eine bre­ite Basis ist gut, solange sie nicht zu ein­er Rel­a­tivierung bib­lis­ch­er Wahrheit­en führt. Offen­heit sollte nie auf Kosten der bib­lis­chen Integrität gehen.

    Ich ringe per­sön­lich damit, ob ich mein­er Kirche nicht aktiv davon abrat­en soll, an der Exp­lo teilzunehmen. Gle­ichzeit­ig bin ich zer­ris­sen, denn ich schätze Dien­ste wie The­Four oder AlphaL­ife sehr und erkenne ihren immensen Wert für das Reich Gottes. Diese Span­nung zwis­chen dem Guten, das in diesen Organ­i­sa­tio­nen geschieht, und den offe­nen Fra­gen um die the­ol­o­gis­che Aus­rich­tung irritiert. 

    Ich hoffe, dass dieser Post seine Kreise zieht und Werke ermutigt, Klarheit zu schaf­fen. Klärun­gen sind drin­gend notwendig, um sowohl Ver­trauen wieder­herzustellen als auch den Werken eine klare, glaub­würdi­ge Rich­tung zu ermöglichen.

    Reply
  12. Annette Bürgi

    Danke für den Mut, den Ele­fan­ten im Raum anzus­prechen. Ich glaube, dass einige Leit­er von Werken, Denom­i­na­tio­nen, usw. die unter­schiedlichen Strö­mungen und Mei­n­un­gen wahrnehmen, aber vor­wiegend Angst haben, dass sich “ihre Schäfchen” auseinan­der treiben lassen. Danke für die Plat­tform, die ihr als Daniel Option bietet. Ich denke, ihr stellt die wichti­gen Fra­gen auf den Tisch und trägt so dazu bei, dass Klarheit geschaf­fen wird. Und das mit viel Respekt — egal ob man noch jemand sich noch im Entschei­dung­sprozess mit­ten drin befind­et, oder sich schon klar posi­tion­iert hat. Danke!

    Sel­ber bin ich Teil ein­er EGW Gemeinde. Unser Vor­stand hat sich diesen Fra­gen (vor)letztes Jahr inten­siv gewid­met und an unser­er jährlichen Leitungs-Tagung Paul Brud­er­er ein­ge­laden als Ref­er­ent zu sex­u­alethis­chen Fra­gen in der Gemeinde. Die Refer­ate und Diskus­sio­nen waren sehr offen und wertschätzend, liessen auf Raum für offene Fra­gen — gab aber unserem Gemein­de­ver­band eine klare Posi­tion vor. Dafür bin ich sehr dankbar.

    Reply
  13. Matthi

    Wahrschein­lich hät­ten sich auch die Phar­isäer vor 2000 Jahren gefreut, wenn „die wun­der­schöne Melodie der grossen religiösen Tra­di­tion“ weit­er gle­ich erk­lun­gen wäre. Jesus sagte dann aber so Dinge wie „der Sab­bat ist für den Men­schen da und nicht der Men­sch für den Sab­bat“. Das hat das tra­di­tionelle Ver­ständ­nis erschüt­tert. Er hat m.E. mehr in Rich­tung Beziehung zu Gott und Men­sch gedacht, gesprochen und gehan­delt als in regel­nden Sys­tem-Schubladen (z.B. „das wichtig­ste Gebot“).
    Ich nehme in diesem Artikel den Wun­sch zu stärk­er­er Schubla­disierung und zur Tren­nung von Zusam­menge­hören­dem wahr. Schade.

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    • Marcus Hübner

      Witzig, dass Sie die Phar­isäer ansprechen. Das sind doch die, deren Tra­di­tion Jesus aus­drück­lich würdigt, nur ihre Heuchelei ver­dammt. Nicht jedes Feind­bild eignet sich für Kri­tik. Vgl Mt 23,2ff

      Reply
      • Matthi

        Im “Sab­bat-Beispiel” (Markus 3, 23ff) zitieren die Phar­isär Sab­bat-Regeln und Jesus rückt ihren Fokus zurecht. Mir geht es nicht um Feind­bilder oder Kri­tik, son­dern darum, dass Jesus m.E. den Fokus auf die Beziehung zu Gott und Men­schen (vgl. Matth. 22, 34ff) und eben nicht auss­chliesslich auf “religiöse Tra­di­tion” gelegt hat.

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  14. Pasci

    Einige Wochen vor Wei­h­nacht­en habe ich auf Radio Lifechan­nel das “Line Up” der erwäh­n­ten Kon­ferenz gehört und geglaubt, ich traue meinen Ohren nicht. Ich habe mich gefragt: Hat jet­zt Lifechan­nel also ein­deutig Posi­tion für die Pro­gres­siv­en bezo­gen? Will ich dieses Radio über­haupt noch hören?

    Ein paar Tage später kam der übliche Spenden­brief von Cam­pus für Chris­tus. Ich habe mich noch nicht fest­gelegt, aber dieses Jahr den Brief ungeöffnet ins Alt­pa­pi­er gelegt und die Klärung mein­er Gedanken ins laufende Jahr vertagt. Kommt Zeit, kommt Rat — und Klärung, wie sich Cam­pus für Chris­tus positioniert.

    Vielle­icht habe ich aus deshalb viel Freude an der Jahres­lo­sung 2025 aus 1. Thess. 5,21: “Prüft aber alles und das Gute behal­tet.” Vor allem, wenn ich noch einen Vers weit­er­lese und dort sehe, wie ich mit dem Prüfre­sul­tat umge­hen weit­er soll: “Mei­det das Böse in jed­er Gestalt”.

    Ich erlaube mir, den ange­sproch­enen überkirch­lichen Ver­bän­den noch einen Rat aus der Strate­gieber­atung für Unternehmungen in Verbindung mit der christlichen The­olo­gie zu geben. Wenn das Mod­el des dop­pel­ten Aus­gangs grund­sät­zlich verneint wird und die sog. Allver­söh­nung als richtige Ausle­gung der Bibel gese­hen wird, dann sollte man das ganz durch­denken. Schlussendlich und ehrlich zu Ende gedacht führt das dazu, dass es keine Kirchen mehr braucht. Und es braucht auch entsprechend dann keine überkirch­lichen Ver­bände mehr.

    Vie­len Dank für den Artikel!

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