Das Evangelium ist historische Wahrheit, sie ist theologische Wahrheit und sie ist schriftgemässe Wahrheit. Ob wir im Herzen ein «Ja» zu diesen drei grundlegenden Wahrheits-Aspekten des Evangeliums finden, macht den Unterschied aus zwischen einem tragfähigen und einem umsonst gelebten Glauben.
Im ersten Teil unserer Serie haben wir uns mit dem Bibeltext von 1.Kor 15:1–5 beschäftigt. Ich habe erörtert, dass wir im Text einen bedeutsamen frühchristlichen Bekenntnistext vorfinden und erklärt, wie entscheidend der historische Wahrheitsaspekt des Evangeliums ist. Um der Nachvollziehbarkeit willen gebe ich unseren Bibeltext hier nochmals wieder:
Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr’s umsonst geglaubt hättet. Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. (1.Kor 15:1–5)
In diesem Beitrag geht es nun um den zweiten Wahrheitsaspekt, um die theologische Wahrheit des Evangeliums. Wir erinnern uns, dass ich meine Argumentation für die dreifache Wahrheit des Evangeliums anhand der folgenden einfachen Formulierung mache:
«Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift».
Eine geistliche Wahrheit
Zum Evangelium gehört nicht nur die historische Wahrheitskomponente, sondern auch eine klare geistliche Bedeutung. Wir können das folgendermassen darstellen:
Christus ist gestorben:
das ist historische Wahrheit
das ist GeschichteChristus ist gestorben für unsre Sünden:
das ist geistliche Wahrheit
das ist Dogma
Das historische Ereignis des Todes Jesu ist untrennbar mit einer theologischen, geistlichen Bedeutung verknüpft. Der Kreuzestod von Jesus ist nicht nur eine historische Tatsache. In diesem Tod liegt auch der Schlüssel zu unserer Erlösung und Rettung: Hier wurde der ‚Preis‘ bezahlt für unsere Sünden.
Über die Deutung von historischen Ereignissen
Es ist ein natürlicher Prozess, dass wir bei einschneidenden Ereignissen sofort nach deren Bedeutung fragen. Wie gebannt starrte ich vor Jahren in einen der vielen Fernseher eines Elektro-Fachgeschäftes. Die Bilder, die ich sah, haben sich zutiefst in mein persönliches Bewusstsein eingebrannt: das World Trade Center in New York stand in Flammen: 9/11. Mir war augenblicklich klar, dass die Welt von dem Tag an eine andere sein würde.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell die Medien bei einschneidenden Nachrichtenmeldungen die ‘Experten’ zur Hand haben, welche uns ganz genau sagen können, was die tiefere Bedeutung eines Ereignisses ist.
Die Frage nach der Deutung hat sich auch beim Kreuzesgeschehen gestellt. In unserem Text gibt Paulus dabei nicht einfach seine eigene subjektive Sicht auf das Kreuzesgeschehen wieder, sondern die Perspektive der Zeugen der dramatischen Ereignisse des Osterwochenendes (V3). Für die ersten Nachfolger Jesu war klar: Im Ereignis vom Kreuz ist die Grundlage für unsere Vergebung und Erlösung zu finden. Dass «Christus gestorben ist für unsre Sünden» — das ist die mündliche Überlieferung der Augenzeugen, die damals dabei waren. Kephas (das ist Petrus) und die weiteren Apostel waren mitten im Geschehen (V5).
Paulus ist in der Frage der Deutung also nicht am Spekulieren, sondern am Rezitieren. Er gibt wieder, was er wohl schon hunderte Male auf seinen Reisen quasi ‘aufgesagt’ hat. Für ihn ist glasklar: Die doppelte Wahrheit des historischen Ereignisses des Kreuzes und dessen geistliche Bedeutung ist von fundamentaler Wichtigkeit. Beide zusammen sind gewissermassen ‘tragende Klänge’ einer göttlichen Melodie, welche auf keinen Fall falsch oder verzerrt wiedergegeben werden dürfen.
In den Versen 1–2 unseres Textes betont Paulus mit Nachdruck: Es gilt, die Botschaft unverändert festzuhalten und weiterzugeben. Ja, daran hängt gar die Sicherstellung unseres Heils. An dieser Botschaft darf unter keinen Umständen ‘herumgeschraubt’ werden. Sie ist das Evangelium, «durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr’s so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe» (V2)
Von der Überlieferung historischer Ereignisse.
Wer sich erinnert an das ‘Telefonspiel’ in der Kindheit, der weiss, dass sich in einer Menschenkette weitergegebene Inhalte durchaus verändern können. Wir sollten uns aber bewusst sein, dass wir es hier nicht mit einem fehleranfälligen Telefonspiel zu tun haben. Es ist sehr wohl möglich, mündliche Inhalte ohne Abstriche genau zu erhalten. Zum Beispiel ist mir der Zauberlehrling von Goethe, den ich vor 37 Jahren in der ersten Oberstufe lernen musste, heute noch so präsent, dass ich auswendig daraus aufsagen kann. Dass mich mein Gedächtnis über eine so lange Zeit nicht im Stich gelassen hat, liegt an zwei einfachen Gründen. Zum einen lassen sich Gedichte viel einfacher merken als normale Sätze, weil sie mit Reim und Rhythmus ausgestattet sind. Zum anderen gab es das, was es in der Schule so gibt: eine Prüfung!
Bei der frühchristlichen guten Nachricht von Jesus war es wohl vergleichbar. Sie hat sehr bald schon eine Form ähnlich wie bei einem Gedicht gefunden, welches sich einfach merken liess. Aber auch das andere trifft zu – das mit der Prüfung. Die grundlegenden Wahrheiten des christlichen Glaubens wurden in die Taufgelübde für neue Christen aufgenommen. So ist beispielsweise der möglicherweise älteste schriftliche Kommentar zum Apostolischen Glaubensbekenntnis, der uns aus der norditalienischen Stadt Aquileia erhalten geblieben ist, nichts anderes als das Schulungsmaterial zum Taufunterricht.
Zur Taufe gehörte in frühchristlicher Zeit das Ablegen eines Glaubensbekenntnisses. Damit war sichergestellt, dass der neue Gläubige sich im Klaren war, wozu er sich denn nun bekehrt hat. Zugleich war damit aber auch sichergestellt, dass die Kernbotschaft des Evangeliums unverändert erhalten blieb.
Zeitliche Relationen.
Es ist hilfreich, einen Blick auf die zeitlichen Relationen zu werfen. Ich habe vorhin bereits erwähnt, dass ich dank Reim und Prüfung nach 37 Jahren den Zauberlehrling von Goethe immer noch hersagen kann. Dies, obwohl mir das Gedicht nichts weiter bedeutet und obwohl mein Leben in einem Zeitalter der medialen Dauerbeschallung abläuft.
Die Abfassung des ersten Briefes an die Korinther wird ungefähr auf das Jahr 55 n. Christus datiert, also rund 22 Jahre nach dem Tod von Jesus und zu einem Zeitpunkt wo viele Zeitzeugen noch gelebt haben. Diese hätten jederzeit korrigierend eingreifen können.
22 Jahre – das ist ungefähr der gleiche zeitliche Abstand, den wir heute zu den dramatischen Ereignissen von 2001 in New York haben. Ein substanzieller Teil der Bevölkerung wird sich noch sehr gut erinnern. Ich selbst bin nur wenige Wochen nach den Anschlägen von der Schweiz herkommend im traumatisierten New York gelandet. Die Türme waren waren in Schutt und Asche, dafür war der Flughafen voller Soldaten in Kampfanzügen und mit Maschinenpistolen in Anschlag. Noch heute hinterlegen die Leute ihre Rosen da, wo sie ihre Angehörigen damals verloren haben. Es würde niemandem in den Sinn kommen, zu sagen, die Ereignisse in New York seien einfach eine nette Geschichte, ein Mythos. Schon gar nicht denen, die dort ihre Freunde und Angehörigen verloren haben. Genauso realistisch, detailliert und breit abgestützt können wir uns die Erinnerungen ans Kreuzesgeschehen zur Zeit der Abfassung des 1. Korintherbriefes vorstellen.
Vorausdeutung als wesentlicher Unterschied.
Es gibt im Zusammenhang mit der Deutung des Kreuzesgeschehens jedoch einen ganz entscheidenden Unterschied zu sonstigen Deutungsversuchen historischer Ereignisse. Wir müssen verstehen, dass im Fall der guten Nachricht von Jesus Christus die Deutung des Ereignisses nicht im Nachhinein kam, wie es so üblich ist, sondern im Voraus.
Dafür möchte ich zurückgehen zum Markusevangelium und der bereits im ersten Artikel erwähnten Ankündigung von Jesus Christus über seine eigene, schwere ‘Kreuzestaufe’:
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. (Mk 10:45)
Wir stellen fest: Die geistliche Bedeutung des historischen Ereignisses haben nicht die Jünger im Nachhinein sich ausgedacht, sondern Jesus Christus hat sie im Voraus gegeben:
dass er sein Leben gebe:
das ist Vorankündigung von Geschichtedass er sein Leben gebe als Lösegeld für viele:
das ist Vorausdeutung von Geschichte
So ist das Evangelium, die gute Nachricht, also nicht einfach die Nachricht von Paulus an seine Leser. Es ist auch nicht einfach die Erkenntnis und Deutung der Zeugen des Kreuzesgeschehens. Vielmehr ist das Evangelium zutiefst und ganz real die gute Nachricht von Jesus Christus selbst an seine Jünger und an uns.
Kreuzestod und Schuldübernahme gehören untrennbar zusammen. Beide Wahrheiten sind real. Beide sind untrennbar im Kern des Evangeliums angesiedelt, wie es uns Jesus selbst offenbart hat.
Sündhaftigkeit des Menschen oder Ur-Güte des Menschen?
Jesus bringt uns die Deutung des Kreuzes also selbst nahe und möchte, dass wir diese verstehen und annehmen: Er ist für unsere Sünde gestorben. An dieser Wahrheit gilt es in aller Schlichtheit festzuhalten, ohne Veränderung oder Relativierung.
Doch wie in der Vergangenheit schon fromm klingende Menschen die historische Wahrheit leugneten und sie durch eine ‘poetische Wahrheit‘ ersetzten, so sind wir heute hinsichtlich der geistlichen Wahrheit des Evangeliums konfrontiert mit ähnlichen Veränderungsversuchen. Dies findet beispielsweise dann statt, wenn in Frage gestellt wird, ob der Mensch Gott gegenüber wirklich ein Sündenproblem hat, das einer Lösung bedarf. Oft tritt in unseren Tagen an die Stelle der realistischen Lehre von der Sündhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit des Menschen eine unrealistische, aber populäre Lehre von der Ur-Güte des Menschen.
Ein Blick in die biblische Urgeschichte zeigt uns, dass Gott seine Schöpfung tatsächlich ‘gut’ oder gar ‘sehr gut’ gemacht hat (1Mo 1:31). Das ist eine wichtige Wahrheit, von der uns in den ersten beiden Kapiteln der Bibel berichtet wird und die nie losgelassen werden darf, wenn wir über den Menschen reden. Die gleiche Bibel kennt aber auch noch ein drittes und viertes Kapitel. Diese machen klar, dass es ein Problem gibt. Der Mensch ist aufgrund eigener Entscheidungen und Handlungen von Gott getrennt. Wir sind deswegen auch voneinander entfremdet, haben uns in Schuld verstrickt. Es ist dieses Problem, welches durch Jesus am Kreuz gelöst wird.
Fragen von Schuld und Sühne bleiben aktuell.
Zur Realität der Sünde zu stehen und auch über sie zu reden, mag in unseren Tagen schwierig sein. Manche meinen, dass der moderne Mensch sich unter Sünde nichts mehr vorstellen kann und wir deshalb nicht mehr darüber reden sollten. Man kann es auch anders sehen – nämlich, dass es einen Nachholbedarf gibt in der Kommunikation.
Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass Fragen von Schuld und Sühne in unserer Gesellschaft eigentlich viel präsenter sind, als manche wahrhaben wollen.
Viele der grossen gesellschaftlichen Diskurse unserer Tage, von Fragen der Diskriminierung übers Klima bis zu Forderungen nach Reparationszahlungen wegen vergangener Ungerechtigkeiten werden zutiefst in der Rhetorik von Schuld und Sühne ausgetragen. So hat erst kürzlich eine Taskforce der schwarzen Gemeinschaft in Boston (USA) ihre Forderung an die «weissen Kirchen» ihrer Stadt folgendermassen formuliert:
«Wir weisen sie in christlicher Liebe darauf hin, öffentlich Busse zu leisten für die Sünden der Sklaverei, und wir bitten sie, sich öffentlich zu einem Prozess der Wiedergutmachung zu verpflichten, bei dem sie ihren grossen Reichtum — bei einigen dieser Kirchen sind es Dutzende von Millionen Dollar — in die schwarze Gemeinschaft einbringen.» (eigene Übersetzung)
In diesem Beispiel bewegt sich die Sünden-Rhetorik, wie so oft in unserer Zeit, eher auf der Ebene von Strukturen und Systemen. Wir dürfen uns aber an die Wahrheit erinnern, welche uns Jesus aufgezeigt hat, nämlich dass die Wurzeln der Sünde nicht in den durchaus vorhandenen ungerechten Systemen dieser Welt, sondern in den Herzen der Menschen liegen, welche diese Systeme erschaffen (Mk 7:20–23). Anders gesagt: das Böse ist «da draussen», weil es von «da drinnen» kommt.
Woher die Skepsis, über Sünde zu reden?
Bei unserem Unwillen, über Sünde zu reden, geht es vielleicht eher darum, dass wir selbst die biblische Lehre der Sünde als peinlich oder unzumutbar für den Menschen sehen. Wir selbst sind diejenigen, welche das biblische Konzept einer stellvertretenden Schuldübernahme durch Jesus als problematisch empfinden.
Diese Lehre macht auf alle Fälle zwei anspruchsvolle Aussagen über uns. Zum einen stellt sie fest, dass wir uns selbst nicht derart perfektionieren können, dass wir vor Gott bestehen könnten. Zum anderen macht sie klar, dass unsere Schuld eine Dimension vor Gott hat, welche nur durch die Vollstreckung eines Todesurteils aufgewogen werden kann (Vgl. Rö 6:23; Heb 9:22,28)
In unserer westlichen Kultur mit ihrem menschenzentrierten Weltbild, lösen solche Feststellungen Irritationen aus. Wir anerkennen vielleicht Schuldfragen als innerweltlich zu lösendes Problem, jedoch nicht als Problem zwischen Mensch und Gott. Der Psalmist David macht in seinem wohl bekanntesten Busspsalm aber deutlich, was für viele heute unverständlich ist, nämlich dass zwischenmenschliche Schuld auch die Beziehung zu Gott betrifft. Sein Bussgebet nach dem Ehebruch mit Batseba bringt dies zum Ausdruck:
«Nicht nur an Menschen bin ich schuldig geworden, gegen dich selbst habe ich gesündigt; ich habe getan, was du verabscheust. Darum bist du im Recht, wenn du mich schuldig sprichst; deinen Richterspruch kann niemand tadeln.» (Ps 51:6; GN)
Viele, die Mühe haben mit solchen biblischen Diagnosen des Menschen, sehen dann im grausamen Tod Jesu eine viel zu ‘blutige’ Lösung des Problems. Sie zeichnen ein Bild des Kreuzesgeschehens als Geschichte eines rachesüchtigen himmlischen Vaters, der sein Kind bestraft für Taten, die es nicht begangen hat.[1] Doch das Kreuzesgeschehen ist in der Liebe gegründete Selbsthingabe Gottes (Joh 3:16). Der dreieinige Gott übergibt die Strafe für die menschliche Sündhaftigkeit nicht einem Dritten, mit dem er nicht verbunden ist. Er nimmt Fleischesgestalt an, um sie selbst zu tragen (Phil 2:6–11).
Eine unaufgebbare geistliche Wahrheit
Was Jesus einmalig auszeichnet, ist sein Vermögen, uns nicht nur als Vorbild zu inspirieren, sondern unser grundlegendes Problem zu lösen, uns von unserer Schuld Gott gegenüber zu befreien. Es ist die göttliche Antwort auf die reale Ursache zwischenmenschlicher Entfremdungen und Verwerfungen. Paulus macht dies klar im Vers 17 unseres Kapitels:
«Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden» (1Kor 15:17)
Die Realität des Kreuzesgeschehens und die Realität der Sündenvergebung sind untrennbar miteinander verbunden. Ohne das eine gibt es auch das andere nicht. Während der Tod Jesu ‘für unsere Sünde’ geschah, drückt seine Auferstehung diesem Geschehen das Siegel der Echtheit auf. Christliche Leiter, welche diese Realität ihren Anvertrauten aus welchen Gründen auch immer vorenthalten, haben die Ernsthaftigkeit aber auch die Hoffnung der Botschaft des Kreuzes nicht verstanden.
Die Botschaft des Kreuzes ist unglaublich hoffnungsvoll und befreiend. Denn wenn Jesu Hingabe für uns am Kreuz um unserer Sünde willen und seine Auferstehung eine Realität sind, dann gibt es sie tatsächlich, die göttliche Antwort auf das Problem der menschlichen Sünde, einschliesslich allen damit verbundenen zwischenmenschlichen Entfremdungen und Verwerfungen.[2]
Es gäbe an dieser Stelle noch so viel zu sagen. Die Bibel redet ja in vielen wunderbaren und manchmal auch geheimnisvollen Bildern von dem, was am Kreuz geschehen ist. Da gibt es, um ein Bild aus dem ersten Artikel wieder aufzunehmen, eine ganze Fülle an Klängen, welche zu dieser wunderschönen Melodie beitragen. Mein Ziel hier kann nicht sein, all diese Klänge zu beschreiben, sondern ich möchte mich auf unseren Text und dessen Aussagen beschränken. Unser Text macht in aller Schlichtheit klar: Ohne den tragenden Klang der stellvertretenden Schuldübernahme durch Jesus würde die wunderbare Melodie des Evangeliums verstummen.
«Christus ist gestorben für unsre Sünden» – das ist unaufgebbare geistliche Wahrheit des Evangeliums. Eine Hymne bringt diese Wahrheit sehr schön zum Ausdruck und kann uns in die Anbetung unseres Erlösers führen:
Turn your eyes to the hillside
(Wende deinen Blick zum Hügel)
Where justice and mercy embraced
(Wo Gerechtigkeit und Gnade sich umarmt haben)
There the Son of God gave His life for us
(Wo der Sohn Gottes sein Leben für uns hingab)
And our measureless debt was erased
(Und unsere grosse Schuld getilgt wurde)
Hier geht es zum dritten Teil dieser Serie.
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Fussnoten:
[1] Vgl. Dazu die Theorie des ‘kosmischen Kindsmissbrauchs‘, die durch den britischen Autoren Steve Chalke bekanntgemacht wurde. Siehe zum Beispiel eine Besprechung unter diesem Link: https://bekennende-kirche.de/artikel/kosmischer-kindesmissbrauch/
[2] Nicht umsonst wird Jesus auch als der Friedefürst bezeichnet (Jes 9:5, Vgl. Eph 2:14), als Urheber wahrer Versöhnung (2Kor 5:19). Wo Menschen ihre Knie vor dem Friedefürsten beugen (Phil 2:10), da wird sich auch zwischenmenschlicher Frieden und Gerechtigkeit zur realen Möglichkeit. Die Realität der Auferstehung ist der Garant dafür.
Ein sehr guter Beitrag zum Thema kommt von Dr. Guido Baltes:
“Trotzdem ist auch hier die Frage: Gibt es wirklich nur unterschiedliche Deutungen des Kreuzes in der Rückschau20 oder hat Jesus selbst seinem Tod eine Bedeutung gegeben? Wenn ja, dann stehen alle späteren Deutungen nicht gleichwertig neben dem, was Jesus selbst gesagt hat, sondern sind nur Entfaltungen und Illustrationen des Sinnes, den Jesus selbst seinem Tod gegeben hat. Sie müssen sich dann auch daran prüfen lassen, ob und inwiefern sie das, was Jesus gesagt hat, zuverlässig und treffend entfalten, oder ob sie (wie viele annehmen) den Sinn verfälschen, den Jesus seinem Sterben gegeben hat. Wir brauchen also andere Bilder als den Blumenstrauß. Vielleicht den Baum mit Wurzeln und Zweigen. Den Fluss mit Quelle und Delta…:
https://www.bibelentdeckungen.de/wp-content/uploads/2024/05/Guido-Baltes-2024-Mit-Jesus-gegen-Judentum-und-Reformation.pdf?fbclid=IwZXh0bgNhZW0CMTEAAR1FqdPO2hRH8IgAahQj-MzheJA0OvWKm-cN8p3yvammn3_eONgiqTHEJNY_aem_AUCLS5lw26cJnAMwe5if-NG9h1mMmyw9_XUQrc5t6ZhSs2ZlgMV4ucGvLXGzqVfVKsvyTT9_lbEUDQGYYo2C7SNQ