Wenn Hoffnung tiefe Wurzeln in meine Seele treibt, wird sie auch dann tragen, wenn es darauf ankommt. Wie kommt es zu dieser Verwurzelung? Es muss zur Liebe zwischen mir und Jesus kommen!
Das einführende Kapitel des 1. Petrusbriefes ist mir in diesen Wochen so richtig eingefahren (sagen wir Schweizer). Die Empfänger dieses Briefes sind Christen, die auf grosse Verfolgung vorbereitet werden. Für sie ist es fundamental wichtig, dass die christliche Hoffnung tiefe Wurzeln schlägt in ihrer Seele. Die Beziehung dieser Menschen zu Jesus wird mit folgenden Worten beschrieben:
Bisher habt ihr Jesus nicht mit eigenen Augen gesehen, und trotzdem liebt ihr ihn; ihr vertraut ihm, auch wenn ihr ihn vorläufig noch nicht sehen könnt. Daher erfüllt euch schon jetzt eine überwältigende, jubelnde Freude, eine Freude, die die künftige Herrlichkeit widerspiegelt. (1Pet 1:8)
Was läuft da zwischen der Seele dieser Christen und Jesus? Da finden wir Liebe! Vertrauen! Damit in meiner Seele eine Hoffnung Wurzeln schlagen kann, die im entscheidenden Moment wirklich trägt, muss es zur Liebe zwischen mir und Jesus kommen. Je näher ich ihm komme und ihn dabei lieb bekomme, desto mehr werde ich ihm auch vertrauen. Was er sagt und verspricht, wird er sicher einhalten! Wenn Leid in mein Leben kommt, wird die Liebe, die zwischen Jesus und mir entstanden ist, entscheidend dazu beitragen, dass seine Hoffnung mich trägt. Diese Vorstellung löst enorme Emotionen in mir aus! Die Vorstellung, dass es zwischen mir und Jesus — darf ich es so sagen? — intim, nahe, vertraut werden darf!
Als Christen liegt die Sicherheit unserer Hoffnung nicht in unserem guten seelischen Zustand begründet, sondern im Sieg von Jesus Christus über den Tod. Ein Christ bleibt gerettet, egal ob er innerlich eine starke Hoffnung spürt oder nicht. Wenn aber diese Hoffnung in unserer Seele Wurzeln schlägt, werden wir in Zeiten der Not einen für uns spürbaren Unterschied erleben. Wer eine tiefe Liebe zu Jesus erlebt, wird in notvollen Zeiten viel eher Jesus vertrauen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir erkennen, wie es zu dieser vertieften Liebe kommen kann.
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Mystische Union mit Jesus Christus: Hintergrundwissen
Wie kommt es zu dieser Liebe, welche unsere Herzen in der sicheren Hoffnung gründet? Im Neuen Testament haben wir eine prominente Lehre über die Verbindung des Gläubigen mit Jesus, die uns dabei entscheidend weiterhilft. Diese Verbindung des Gläubigen mit Jesus wird oft mit Worten erklärt wie ‚in Jesus‘ oder ‚in Jesus Christus‘ sein.
Manche Theologen nennen diese Verbindung die mystische Union mit Christus. Das Wort ‘mystisch’ kommt so in der Bibel nicht vor. Diese ‘mystische Union’ zwischen Christus und dem Gläubigen muss unterschieden werden von anderen, nicht-christlichen Ideen der ‘mystischen Union’. Zum Beispiel gibt es in den östlichen Religionen eine Union, die einer Art Verschmelzung zwischen dem Menschen und dem ‘All’ gleichkommt. Diese Vereinigung führt irgendwann dazu, dass zwischen diesen beiden ‘Parteien’ nicht mehr unterschieden werden kann. Ein Beteiligter wird vom anderen völlig absorbiert. Im Nirvana lässt sich eine solche Integration sehr anschaulich beobachten: Ein Wassertropfen (der Mensch) fällt in den Ozean (das Nirvana) und ist danach als Tropfen nicht mehr zu identifizieren (im Bild gesprochen). Hier verliert der Mensch seine ganze Individualität.
Die in der Bibel beschriebene Union ist ganz anders. Anstatt einer Verschmelzung, ist die Union zu vergleichen mit der Verbindung von Mann und Frau in einer Ehe. Sie sind innigst verbunden, aber man kann sie weiterhin gut unterscheiden. Sie verschmelzen nicht, sind aber eng verbunden. Sie bleiben ganz sich selbst, stehen aber in einer tiefen, verbindenden Beziehung zueinander, in welcher es zur Liebe kommen darf. Genauso ist es mit der ‘mystischen Union mit Christus’, wie sie in der Bibel gemeint ist. Der Christ wird nicht Christus, ist aber innigst mit Christus verbunden. Der Wesensunterschied zwischen Christus (=Gott) und Christ (=Geschöpf) bleibt erhalten.
Übrigens: Je näher und enger ein Christ Gott kommt, desto mehr wird dieser Christ sozusagen sich selbst. Desto mehr bekommt er Kontur, Persönlichkeit. Desto mehr wird dieser Christ so, wie er gedacht ist. In den östlichen Religionen ist es genau umgekehrt. Je mehr der Mensch eins wird mit dem ‘All’, desto mehr verliert er sich selbst. Im östlichen Endziel, dem Nirvana, löst sich diese Person so sehr auf, dass es diese Person als Individuum gar nicht mehr gibt. Was für einen wundervollen Kontrast zeichnet hier die Bibel! In der Ewigkeit werden wir so sehr mit Christus eins sein, dass wir erst recht uns selbst sein und in der Liebe zu Christus aufblühen werden!
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Mystische Union mit Jesus Christus: Wie es zur Liebe kommt
Wenn wir dieses Hintergrundwissen hineinnehmen in die Lektüre der Bibel, entdecken wir Wunderbares! Die mystische Union mit Christus hat ein immenses Potential, uns neu in eine tiefe Liebe zu Jesus und zum Vater im Himmel zu führen! Immer, wenn wir in der Bibel etwas lesen im Stile von “Christus in euch” oder “ihr in Christus”, dürfen wir sofort auch an die Liebe zwischen Christus und dem Gläubigen denken. Die folgende Bibelstelle bringt die ‘mystische Union mit Christus’ in Verbindung mit der Qualität unserer Hoffnung:
Wie lautet dieses Geheimnis? »Christus in euch – die Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit!« (Kol 1:27)
Wenn wir bei “Christus in euch” an Liebe denken, erkennen wir, dass die Bibel hier Liebe mit Hoffnung in Verbindung bringt. Die Qualität unserer erlebten Hoffnung ist mit der Qualität der Liebe verknüpft, die wir für Jesus verspüren. Der Anfang der Lehre über die ‘mystische Union mit Christus’ finden wir in der Weihnachtsgeschichte:
Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns. (Mt 1:23)
Jesus ist niemand anders als Gott selbst, der zu uns Menschen kommt. Wer nicht versteht, WER Jesus ist, wird nur Hoffnung ohne Gewissheit erleben. Durch Jesus kommt Gott selbst den Menschen so nahe, dass wir sagen können: Gott selbst ist mit uns. Das ‘Gott mit uns’ von Weihnachten wird durch Ostern und Pfingsten zu einem ‘Gott in uns’ verwandelt. Kurz vor seinem Tod betet Jesus zum Vater:
Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, dass sie alle eins seien… …ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und du sie liebst, wie du mich liebst. (aus Joh 17:20–23).
Jesus will in uns sein und bittet den Vater, uns, die wir glauben, mit derselben Qualität von Liebe zu lieben, wie der Vater ihn liebt! Das ist unglaublich! Das haut mich um! Jesus möchte, dass der Vater uns mit derselben Liebe überschüttet, wie er Jesus überschüttet. Was der Vater für Jesus empfindet, soll der Vater für uns empfinden. Was der Vater Jesus gibt, soll der Vater uns schenken. Wie der Vater Jesus schützt, soll er auch uns schützen. Usw. Wenn wir anfangen, diese Tatsache in unserer inneren Vorstellung nachzuvollziehen, wird es zur Liebe kommen zwischen uns und Gott, zwischen uns und Jesus.
Später im Neuen Testament benutzt Paulus ‚in Christus‘ (oder ähnliche Formulierungen) über 160 Mal. Bei Paulus sehen wir, wie die mystische Union zwischen dem Gläubigen und Christus beschrieben werden kann:
- Jesus ist in uns
- Wir sind in Jesus
- Wir sind wie Jesus
- Wir sind mit Jesus
Aufgrund dieser 4 Tatsachen werden wir von Gott dem Vater gleich behandelt, wie er seinen Sohn behandelt. Der Hintergrund dafür ist der Opfertod Jesu am Kreuz:
Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden. (2 Cor 5:21).
Jesus bekommt das, was wir verdient haben, damit wir das bekommen, was Jesus verdient hat! Jesus erhält die Strafe für unsere Sünden, und wir erhalten das, was Jesus verdient hat, nämlich Gerechtigkeit. Kein schlechter Tausch! Hier einige Bibelstellen mit vielen ‚in ihm‘ Aussagen: 1Kor 1:5–20; Eph 1:4–13; Eph 2:21–22; Kol 1:14–19; Kol 2:7–15.
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Hoffnung, die im entscheidenden Moment trägt
Kommen wir zurück zu meinem aktuell Lieblingskapitel der Bibel (1. Petrus 1). In diesem finden wir viele Aussagen über die Gewissheit der christlichen Hoffnung. Dort heisst es:
So wird sich euer Glaube bewähren und sich als wertvoller und beständiger erweisen als pures Gold, das im Feuer gereinigt wurde. Lob, Ruhm und Ehre werdet ihr dann an dem Tag empfangen, an dem Christus für alle sichtbar kommt. (1Pet 1:7)
Hier sehen wir, wie weit diese Liebe des Vaters zu uns geht. Ehre, die sonst eigentlich nur zu Gott und Jesus fliessen sollte, kommt zu uns! Warum? Weil wir ‘in Christus sind’. Weil Gott der Vater Freude daran hat, den Wunsch seines Sohnes Jesus zu erfüllen und uns zu lieben, wie er Jesus liebt! Logisch wird der Vater eines Tages seinen Sohn Jesus mit Ehre überschütten! Und ebenso möchte er es uns gegenüber tun, die wir an Jesus glauben. Es ist tatsächlich so: Gott der Vater liebt uns jetzt schon mit der gleichen Qualität von Liebe, wie er seinen Sohn Jesus liebt.
Der unmittelbar nächste Vers im 1. Petrus ist der Vers den ich schon eingangs Artikel zitiert habe:
Bisher habt ihr Jesus nicht mit eigenen Augen gesehen, und trotzdem liebt ihr ihn; ihr vertraut ihm, auch wenn ihr ihn vorläufig noch nicht sehen könnt. Daher erfüllt euch schon jetzt eine überwältigende, jubelnde Freude, eine Freude, die die künftige Herrlichkeit widerspiegelt. (1Pet 1:8)
Wir stellen fest, die ‘mystische Union mit Christus’ hat einen direkten Zusammenhang mit Liebe und Hoffnung. Ich glaube, wir dürfen uns dies ganz konkret vorstellen: Siehst du die Blicke des Vaters voller Liebe für seinen Sohn Jesus Christus? Erkennst du seinen Stolz für Jesus? Nimmst du seine Freude an ihm und Leidenschaft für ihn wahr? Wenn du an Jesus glaubst, stell’ dir jetzt auch vor, dass Gott dich genauso ansieht! Er sieht dich mit demselben Blick an, wie er Jesus Christus ansieht. Das ist unglaublich, aber es ist wahr. Weil du in Jesus Christus bist! Spürst du, wie dieser Blick Gottes deine Liebe für ihn weckt? Spürst du wie dieser Blick Vertrauen entstehen lässt zu Jesus? Spürst du die Liebe nicht nur von Jesus zu dir, sondern auch von dir zu Jesus? Und damit ist auch deine Zukunft geklärt. Du hast dieselbe Zukunft wie Jesus. Nicht schlecht oder?! Damit darfst du sichere Hoffnung auf ewiges Leben haben! Die Fülle und Gewissheit des Lebens Jesu ist jetzt auch deine Fülle und Gewissheit!
Ich bitte dich, lieber Leser, deshalb an Weihnachten 2020 diesen Fragen nachzugehen:
- Glaubst du an Jesus Christus?
- Ist es zur Liebe zwischen dir und Jesus gekommen?
- Willst du die oben genannte Bibelstellen nachschlagen, um die Fülle zu erkennen von dem, was du in Christus haben darfst, wenn du an ihn glaubst?
Ich ermutige dich, in diesen Tagen mit Jesus zu reden und eine reale, konkrete Begegnung mit ihm zu suchen, welche seine sichere Hoffnung durch den Glauben und die Liebe zu ihm, tief in deiner Seele verwurzeln lässt!
Hier kann die Predigt zu diesem Artikel gesehen werden:
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