Kirche als Raum der Gnade (3/3): Der 3AB-Weg

Lesezeit: 8 Minuten
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by Paul Bruderer | 06. Okt. 2023 | 12 comments

Kirchen sind Räume der Gnade für Men­schen, die Jesus Chris­tus ken­nen­ler­nen wollen, zum Glauben an ihn kom­men und als Chris­ten auf­blühen sollen. In dieser Serie von 3 Artikeln präsen­tiere ich den 3AB Weg als Ori­en­tierung in ethis­chen Sit­u­a­tio­nen, wenn Men­schen in die Gemeinde kom­men mit sex­u­alethis­chen Prak­tiken, die für uns eine Her­aus­forderung sind. Der 3AB-Weg hil­ft, in solchen Sit­u­a­tio­nen die Kirche als Raum der Gnade zu gestalten.

Im ersten Artikel dieser Serie habe ich die Kirche in Korinth beschrieben als konkretes Beispiel von einem Raum der Gnade. Im zweit­en Artikel präsen­tiere ich 9 The­sen, die sich aus dem Beispiel von Korinth ableit­en lassen. Sie bilden das Rück­grat für den 3AB Weg, den ich nun beschreibe.

Als ich zum ersten Mal beim Lesen von 1Kor 6:12–20 merk­te, dass Paulus ver­mut­lich kon­fron­tiert ist mit Chris­ten in der Gemeinde, die zu Pros­ti­tu­ierten gehen, war ich schock­iert! Schock­iert um der Würde der Frauen willen. Schock­iert um der Würde der Män­ner willen. Schock­iert, dass christliche Män­ner so agieren. Ich war auch schock­iert über das Ver­hal­ten von Paulus! Alles in mir protestierte: “Das kannst du ein­fach nicht machen Paulus! Das Ver­hal­ten dieser Män­ner in der Kirche darf­st du in kein­ster Weise tolerieren! Lieber Paulus, bei allem Respekt: Gegenüber diesen Män­ner darf­st du einzig und allein so han­deln, wie du es im Inzest-Fall getan hast!” Aber Paulus tut es nicht. Paulus agiert dif­feren­ziert­er, als ich zu denken fähig war.

In unser­er Kul­tur sind wir als Chris­ten und Kirchen kon­fron­tiert mit Beziehungs-Entwür­fen, die mitunter kom­plett gegen die in der Bibel offen­barten Würde der Men­schen gehen. Einige dieser Beziehungs-Entwürfe kön­nen inzwis­chen als legale Ehe for­mal­isiert wer­den, andere wer­den es vielle­icht noch. Wir wer­den in diesem Artikel einige dieser Lebens­for­men nen­nen. Wie reagieren wir, wenn solche Men­schen in die Gemeinde kom­men wollen? Reagieren wir mit dem­sel­ben Protest, wie ich von mir soeben beschrieben habe, der zu undif­feren­ziertem Ver­hal­ten führt?

Ich habe für mich per­sön­lich gemerkt, dass ich von Paulus ler­nen will. Wie agiert Paulus, der Mis­sion­ar zu den Hei­den, der ringt und kämpft um das Heil dieser Hei­den, weil er sie in Chris­tus liebt? Was tut er? Was tut er nicht? Dies habe ich in den ver­gan­genen bei­den Artikeln zu beschreiben ver­sucht. In diesem drit­ten und let­zten Artikel schlage ich eine Art Sys­tem­a­tisierung vor, die ein­fach genug ist, dass wir ein Mod­ell vor Augen haben kön­nen, wenn wir in der Gemeinde-Prax­is unter­schiedlich­sten Sit­u­a­tio­nen begeg­nen. Sys­tem­a­tisierun­gen haben meis­tens ihre Gren­zen. Trotz­dem wage ich den Ver­such, euch den 3AB Weg vorzuschla­gen als einen Weg, der gemein­sam mit Men­schen, die Jesus ken­nen­ler­nen wollen, beschrit­ten wer­den kann. Dieser Weg ist übri­gens genau­so rel­e­vant für den Fall, wenn langjährige Chris­ten anfan­gen, die “Wege der Welt zu gehen”.

Übersichtliche Darstellung des 3AB Weges

Der 3AB Weg Was die Kirche beiträgt Was die Men­schen beitra­gen, wenn sie ankommen Bezieht sich auf die Thesen
Schritt 1 Annehmen (lieben) Besuchen (Inter­esse zeigen) 1, 2, 3
Schritt 2 Ansprechen (lehren) Beschäfti­gen (Gehörtes bedenken) 4, 5, 6
Schritt 3 Anleit­en (vor­leben) Bewähren (In der Nach­folge Jesu aufblühen) 7, 8, 9

In dieser Tabelle sind je drei Aktiv­itäten aufge­führt, welche die Gemein­den und die Men­schen beitra­gen müssen, damit die Gemeinde zu einem Raum der Gnade wird, wo die Men­schen heilen, auf­blühen, sich bewähren und in ihren Dienst hineinwachsen.

Die Kirche muss die Men­schen in Jesu Liebe annehmen, sie auf passende Weise mit der guten Lehre der Bibel ansprechen und sie in der Jesus-Nach­folge anleit­en. Wenn die Men­schen selb­st jedoch ihre Anteile nicht beitra­gen, wird diese Gemeinde zwar alles richtig machen, aber den­noch ohne die gewün­schte ‘Frucht’ bleiben. Die Men­schen müssen durch ihren Besuch Inter­esse an der Kirche zeigen, sie sollen sich mit der Lehrin­for­ma­tion welche ihnen vorgelegt wird beschäfti­gen und anschliessend Schritte in die Bewährung machen, indem sie das Erkan­nte in ihrem Leben umset­zen. So fängt ihr Leben mit Jesus an aufzublühen. Eben­so frucht­los ist es, wenn die Men­schen ihren Anteil brin­gen, aber die Kirche sie nicht annimmt, sie nicht auf passende Weise lehrt und ihnen die Wege Jesu vor­lebt. Es ist ein Weg, der gemein­sam beschrit­ten wird und es braucht dazu das Geschick des richti­gen Zusam­men­spiels, was let­ztlich eine Gnade ist.

Beispiel 1: Polygame Familien in Afrika wurden in der Kirche willkommen geheissen

In den ver­gan­genen Jahrhun­derten kamen Mis­sion­are und Mis­sion­ar­in­nen in Gebi­ete der Welt, wo viele Fam­i­lien polygam waren, wo also ein Mann mehrere Ehe­frauen hat­te. Wie soll­ten die entste­hen­den Gemein­den damit umge­hen, wenn Jesus sich doch klar dage­gen ausspricht, mit mehreren Frauen gle­ichzeit­ig ver­heiratet zu sein? Was auch immer genau Jesus in Mt 19:1–12 lehrt, das lehrt er hier bestimmt.

In den Bericht­en dieser tran­skul­turellen kirch­lichen Mitar­bei­t­en­den sieht man die Schritte des 3AB-Mod­ells gut. Anfangs dacht­en manche Organ­i­sa­tio­nen, dass die Men­schen zuerst monogam wer­den mussten, bevor sie Christ wer­den kon­nten. Sie forderten, dass die Ehemän­ner sich von allen Frauen, auss­er von ein­er, schei­den lassen. Einige tat­en dies tat­säch­lich. Die Auswirkun­gen davon waren meist, dass die Frauen sich pros­ti­tu­ieren mussten, da sie zuhause bei den Eltern wegen der Scham der Schei­dung keine Unterkun­ft fan­den. Dieser Ansatz funk­tion­ierte also nicht und erwies sich als unver­ant­wortlich gegenüber den Frauen und auch den Kindern.

Was anschliessend vielerorts getan wurde, waren Vari­anten des 3AB-Weges. Die polyga­men Fam­i­lien wur­den in der Gemeinde aufgenom­men und ganz als polygame Fam­i­lien willkom­men geheis­sen. Das ist der erste Schritt des 3AB-Weges. Der näch­ste Schritt wurde aber eben­falls beschrit­ten: Die Lehre Jesu zur Ehe wurde einge­bracht, damit die Men­schen zu ver­ste­hen began­nen, warum die Gemein­den zwar polygame Fam­i­lien willkom­men heisst, aber keine neuen polyga­men Ehen grün­det. Wie in der These 7 des vorheri­gen Artikels for­muliert: Es braucht die Lehre, damit Notord­nun­gen nicht zu Nor­malord­nun­gen wer­den. Dies führt zum Schritt 3 des 3AB-Weges: Wenn ein Ehe­mann mit dem Wun­sch für eine Hochzeit mit ein­er zusät­zlichen Frau zum Pas­tor kam, kon­nte man plau­si­bel begrün­den, weshalb man dies ablehnte. Und der Mann hat­te die Gele­gen­heit zur Bewährung in sein­er Jesus-Nachfolge.

Wenn polygame Chris­ten in eine Vor­bil­drolle der Gemeinde kom­men woll­ten, gab es oft ein weit­eres Ele­ment, das im drit­ten Schritt des 3AB-Weges enthal­ten ist. Ohne dass die Ehe geschieden wurde, bat man die Fam­i­lie, zu klären, zwis­chen wem sex­uelle Intim­ität stat­tfand. Der Mann sollte mit allen, auss­er ein­er Frau, in einen pla­tonis­chen ‘Wohnge­mein­schafts-Modus’ gehen.  Man blieb ver­heiratet und sorgte füreinan­der und für die Kinder, doch Sex­u­al­ität wurde monogam gelebt. Chris­ten soll­ten die Ver­ant­wor­tung einan­der zu ver­sor­gen, die sie durch die polygame Eheschlies­sung für einan­der einge­gan­gen sind , nicht aufgeben. Darum blieben auch Vor­bilder in der Gemeinde juris­tisch polygam. Aber was die sex­uelle Intim­ität anging, fol­gte ein Schritt in die Monogamie.

Uns mag dies alles speziell vorkom­men, und Fra­gen aufw­er­fen. Was ist z.B. mit den Frauen, die jet­zt plöt­zlich keine sex­uelle Intim­ität leben dür­fen? Das ist eine gute Frage, die an einem anderen Ort behan­delt wer­den muss. Wir sehen hier ein­fach, wie Chris­ten aus ver­gan­genen Zeit­en ver­sucht haben die Wege Jesu in einem kul­turellen Umfeld, das an bes­timmten Punk­ten weit weg war von dem, wie Jesus es möchte und der Würde der Men­schen entspricht, zu gehen.

Beispiel 2: Einem Aktivist für Schwulenrechte wird die biblische Sicht plausibel

Ein ehe­ma­liger aus­tralis­ch­er Aktivist für Schwu­len­rechte, David Ben­nett, berichtet in sein­er biographis­chen Erzäh­lung von seinem Weg zur Liebe von Jesus. Er erzählt inter­es­san­ter­weise auch darüber, wie die Gemeinde ihm dabei half. Die Lek­türe ist span­nend und zeigt eben­falls die Schritte des 3AB-Modells.

Der wichtig­ste Punkt scheint mir, dass David Zeit brauchte, als er zum Glauben an Jesus Chris­tus kam, damit ihm die Sicht von Jesus in Bezug auf seine Homo­sex­u­al­ität plau­si­bel wer­den kon­nte. In dieser Zeit war er noch mit seinem Part­ner zusam­men und besuchte regelmäs­sig die Gottes­di­en­ste und Gebetsstun­den der Gemeinde. Seine Gemeinde lebte Annahme (Schritt 1) während dem sie ihm auch die Inhalte der Bibel lehrte. Dabei half die Gemeinde ihm, die Texte in ihrer ursprünglichen Aus­sage­ab­sicht zu ver­ste­hen (Schritt 2), anstatt sie vorbes­timmt von den lib­er­alpoli­tis­chen Vorurteilen gegenüber dem bib­lis­chen Text abzuwerten.

David Ben­nett berichtet ein­drück­lich, wie die Kraft des Heili­gen Geistes, kom­biniert mit den Inhal­ten der Bibel, ihn immer mehr in Rich­tung selb­st­gewählten zöli­batären Lebensstil führten (Schritt 3). David Ben­nett hat mir gegenüber diesen Schritt in mehreren Gesprächen aus­drück­lich ein Auf­blühen genan­nt. David hat mir erk­lärt, dass er es wirk­lich so empfind­et. Dies habe damit zu tun, dass er eine Liebe gefun­den hat, die gröss­er und stärk­er und schön­er ist als jede Liebe, die ihm ein Mann jemals schenken kön­nte: die Liebe Gottes.

Die Kirche von David Ben­nett ging mit ihm einen 3AB-Weg und wurde so für ihn ein Raum der Gnade, wo David heilen und auf­blühen, sich bewähren und in seinen Dienst hineinwach­sen konnte.

Wir sind zum Weiterdenken eingeladen und herausgefordert

Mir ist klar, dass in der bib­lis­chen Ethik aus­gelebte Homo­sex­u­al­ität nicht in der gle­ichen Rubrik läuft wie het­ero­sex­uelle Polyg­a­mie. Polyg­a­mie ist in der Bibel eine zeitlich begren­zt tolerierte Notord­nung für het­ero­sex­uelle Ehen. Jesus been­det diese Zeit in Matthäus 19:1–12. Ähn­lich­es kann man von aus­gelebter Homo­sex­u­al­ität nicht sagen. Sie wird in der Bibel in kein­er Vari­ante neu­tral beschrieben, akzep­tiert oder mit ein­er Notord­nung verse­hen, auch wenn aus­gelebte Homo­sex­u­al­ität im hei­d­nis­chen Umfeld der Bibel dur­chaus vorkommt, akzep­tiert und zele­bri­ert wird (und zwar nicht nur in miss­bräuch­lichen, päderastis­chen, son­dern auch in ein­vernehm­lichen, treuen Beziehun­gen unter Erwach­se­nen). Auf die Inter­pre­ta­tion, was dieser Befund für gle­ichgeschlechtlich Empfind­ende bedeutet, kann ich hier nicht einge­hen. Das erwäh­nte Buch von David Ben­nett ist schon mal ein guter Startpunkt.

Einige mein­er Leserin­nen und Leser wer­den laut protestieren über diesen bib­lis­chen Befund und meine Hermeneu­tik als zu wenig pro­gres­siv und deshalb als zu aggres­siv beze­ich­nen. Ich erin­nere sie daran, dass selb­st wichtige Ver­fechter der Seg­nung von homo­sex­uellen Beziehun­gen diesem Befund zus­tim­men. Für eine ver­tiefte Auseinan­der­set­zung, die ich hier nicht leis­ten kann, ver­weise ich auf die weit­er­führende Lit­er­atur am Ende dieses Artikels.

Für andere Leser mag es ein­er Frech­heit nahekom­men, das Beispiel der Polyg­a­mie im gle­ichen 3AB-Weg zu durch­denken wie aus­gelebte Homo­sex­u­al­ität. Für sie ist es undenkbar, ein ver­heiratetes homo­sex­uelles Ehep­aar im Gottes­di­enst willkom­men zu heis­sen. Diese Leser erin­nere ich an die bei­den Gründe, weshalb ich Homo­sex­u­al­ität im gle­ichen Mod­ell reflek­tiere wie die Polyg­a­mie. Erstens: egal wie unbib­lisch das Denken der Men­schen sein mag, die zum Glauben an Jesus kom­men, ist es eine der Schlüs­se­lauf­gaben der Gemeinde, ihnen behut­sam christlich-bib­lis­che Denkan­sätze zu erk­lären. Dafür braucht es Zeit. Zweit­ens: wenn homo­sex­uelle Paare Ver­ant­wor­tung füreinan­der und für Kinder übernehmen, stellt sich uns die wichtige Frage, wie sie diese Ver­ant­wor­tung weit­er­tra­gen kön­nen, falls sie sich – wie David Ben­nett –zu einem zöli­batären Lebensstil entschei­den. Hier müssen wir mein­er Ansicht nach ähn­liche Gedanken denken, wie die Mis­sion­are und Mis­sion­ar­in­nen bei den polyga­men Fam­i­lien. Wie kön­nte der pla­tonis­che ‘Wohnge­mein­schafts-Modus’ für homo­sex­uelle Paare aussehen?

Es geht mir hier auch nicht primär um Homo­sex­u­al­ität. Homo­sex­u­al­ität ist lediglich das aktuelle kul­turelle Parade­beispiel, mit dem wir in der west­lichen Welt betrof­fen sind. Es ist wichtig, unser Denken immer wieder von diesem spez­i­fis­chen The­men­feld zu lösen, und andere (ins­beson­dere auch het­ero­sex­uelle) Beispiele zu durch­denken. Ich ermutige deshalb meine Leserin­nen und Leser, die 9 The­sen des vorheri­gen Artikels und das 3AB-Mod­ell zu disku­tieren für Sit­u­a­tio­nen, wie zum Beispiel die fol­gen­den. Wie gestal­ten wir Kirche als Raum der Gnade für

  • Men­schen, die im Konku­bi­nat oder Alter­skonku­bi­nat leben?
  • Män­ner und Frauen, die in polyamorösen Beziehungsnet­zw­erken leben?
  • homo­sex­uellen Paaren mit Kindern?
  • Men­schen, die an unter­schiedlichen Punk­ten in ein­er Geschlecht­sumwand­lung stehen?
  • Men­schen in kom­pliziert ver­flocht­e­nen Patch­work­fam­i­lien, die durch eine juris­tis­che Klärung gemäss bib­lis­chen Leitlin­ien viel Geld ver­lieren würden?
  • Men­schen, die mit Sucht­prob­le­men zu kämpfen haben, die mas­siv­en Ein­fluss auf andere Men­schen haben, wie z.B. Alko­hol oder Pornografie?
  • Men­schen, die wegen Pädophilie oder anderem sex­uellem Fehlver­hal­ten juris­tisch verurteilt wurden?
  • Betrüger im Finanzsystem?
  • Men­schen die mit Sün­den leben und sie tolerieren, die (wie schon erwäh­nt) Ein­fluss auf andere Men­schen haben, wie z.B. Ver­leum­dung, Mob­bing, Verschuldung?

Wie hil­ft in solchen Sit­u­a­tio­nen der 3AB Weg, dass die Kirche für sie zu Räu­men der Gnade wer­den, damit sie zum Glauben an Jesus kom­men kön­nen um danach heilen und auf­blühen, sich bewähren und in ihren Dienst kom­men können?

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Anhang: Weiterführende Unterlagen zur Homosexualität

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Bilder: Cat­e­dral Met­ro­pol­i­tana de San­ti­a­go de Chile, iStock

Über den Kanal

Paul Bruderer

Paul Bruderer, Jahrgang 1972, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, 1998 Gründungsmitglied der erwecklichen ‹Godi›-Jugendarbeit in Frauenfeld. Seit 2001 Pastor in der Chrischona Gemeinde Frauenfeld. Paul lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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Kommentare zu diesen Beitrag

12 Comments

  1. Andi95

    Her­zlichen Dank für Eure wertvollen Beiträge und Gedanken! Als ich es gele­sen habe, kon­nte ich nicht umhin auch noch etwas Kurzes anzufügen. ; )
    Abi­gail Favale, eine ehe­ma­lige Fem­i­nistin hat das Buch “The Gen­e­sis of Gen­der” geschrieben, welch­es bald auch in Deutsch erhältlich sein wird. Das Buch gibt einen guten Überblick zu der Geschichte der fem­i­nis­tis­chen Wellen, und wie sich die The­o­rie um Gen­der in den let­zten Jahrzehn­ten entwick­elt hat. Am Ende des Buch­es schildert sie ein Ereig­nis ein­er Trans­frau, die durch die Begleitung ein­er Christin, zurück zum Glauben gefun­den hat. Dabei haben mich fol­gende Gedanken angesprochen:
    1. Die junge Christin arbeit­ete an ein­er ver­traut­en Beziehung.
    2. Sie han­delte nach dem Mot­to: Liebe in Wahrheit. Dies bedeutete, dass sie ihre “neue” Kol­le­gin nicht nur ober­fläch­lich annahm, son­dern ern­sthaft auf sie eing­ing und mit ihr die Fra­gen klärte, welche die Kol­le­gin beschäftigten.
    3. Sie ging mit ihr den Weg zu der Gemeinde und damit zu Gott.
    Daraus lerne ich: Echte Annahme bedeutet nicht, dass wir ein­fach sagen: “Du bist gut, wie Du bist”. Wir soll­ten dahin kom­men zu sagen: “Du bist angenom­men wie Du bist, aber Du musst nicht bleiben, wie Du bist!”
    Vielle­icht liegt es auch stark am einzel­nen Chris­ten­men­schen und wie er im All­t­ag mit seinen Näch­sten umgeht. ; )

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    • Paul Bruderer

      Danke Andreas. Ich weiss um das Buch und um die Über­set­zung. Ich freue mich sehr darauf! Ich finde das Beispiel, das du bringst, sehr passend zum 3AB Weg! Ein super Beispiel — danke! Dieses ‘Geschick’ müssen wir auf bre­it­er Basis in den Kirchen echt wieder ler­nen. Das ist ein Schlüs­sel zur Zukun­ft. Nochmals danke.

      Reply
  2. Udo

    David Ben­nett hat auf dem Stu­di­en­tag vom Net­zw­erk Bibel und Beken­nt­nis am 23.09.2023 in Schwäbisch Gmünd den Vor­trag zum The­ma „Wie ein athe­is­tis­ch­er Schwu­le­nak­tivist Jesus fand“ gehalten:
    https://www.youtube.com/watch?v=AXh05GoitFs

    Reply
    • Paul Bruderer

      Super! Er war vor Deutsch­land eine Woche bei uns in der Schweiz und es war eine prä­gende Zeit mit ihm. Respek­tive: mit dem, was Gott uns durch sein Wirken an Ben­nett gezeigt hat von sein­er Gnade, Liebe und seinem Wort

      Reply
  3. Rolf

    Lieber Paul, vie­len Dank für den sorgfälti­gen Weg der Gnade, den du aufze­ichnest. Ich sage dazu von Herzen JA! Wo ich lei­de: Ich erlebe halt dann oft, dass Men­schen nicht bere­it sind, sich ins Leben reden zu lassen. Natür­lich muss ich mich da in erster Lin­ie sel­ber prüfen: Wie ist es mit der Annahme? Echt oder doch nur, wenn sie glauben und tun, was ich lehre? Wie ist es mit der Lehre? Ist es mir gelun­gen, diese wirk­lich ver­ständlich zu vermitteln?
    Auf der anderen Seite begeg­nen wir eben auch men­schlichem Stolz und dem Hang zur Autonomie.
    Und da benöti­gen wir dann Gottes über­natür­lich­es Ein­greifen. Wenn Men­schen nicht durch den Geist (mit Hil­fe unser­er geis­ter­füll­ten Annahme und Lehre) über­führt wer­den, sind sie nicht in der Lage, das neue Leben zu leben. Das Weizenko­rn muss ster­ben, damit es Frucht bringt — unser Stolz muss ster­ben, damit wir von einem nicht Jesus gemässen Weg umkehren auf den Weg, der ihm gefällt (Joh 12:24).

    Reply
    • Paul Bruderer

      Ja Rolf — das ist ein Punkt über den wir reden soll­ten. Was kön­nen wir tun, um die Chan­cen für ‘Belehrbarkeit’ zu erhöhen? Andere sprechen diesen Punkt auch an. In unser­er pas­toralen Erfahrun­gen ist dies ja ein­er der schwierig­sten Punk­te. Mir kommt zuerst das Gebet in den Sinn, und dann ein paar weit­ere Sachen. U.a. schwebt mir die Idee vor, von allem Anfang an viel offen­er und umfassender zu kom­mu­nizieren, was der Weg mit Jesus bein­hal­tet. Den Men­schen auch sagen: Es braucht Umdenken, es wird nicht ein­fach, aber es wird gle­ichzeit­ig total super! (etc.) Und erst nach­dem wir ganz offen kom­mu­niziert haben, WOHIN DIE REISE GEHT, die Men­schen fra­gen: wollt ihr es? Die ‘Sala­mi-Tak­tik’ anwen­den, weil man die Men­schen möglichst nicht ver­let­zen oder kon­fron­tieren will, kön­nte in diesen Zeit­en ger­ade der falsche Ansatz sein. Ich weiss es nicht wirk­lich, aber ich fände es super, mal in der grossen Runde offen über diesen von dir ange­sproch­enen Punkt zu reden.

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      • Udo

        Ich denke, da habt ihr schon alles Wichtige gesagt. Ger­ade bei Paulus wird doch immer wieder sicht­bar, wie er im Gebet um die Gemeinde gerun­gen hat. Wir beten doch, dass der Heilige Geist das tut, was wir eben nicht tun kön­nen. Das klare bib­lis­che Wort in Liebe gesprochen wäre dann unsere Auf­gabe. Bei aller berechtigten Mühe den anderen zu gewin­nen, dür­fen wir dabei nicht vom Kurs abkom­men, auch wenn der durch die gesellschaftliche Entwick­lung ver­stärk­te Gegen­wind uns zunehmend unan­genehm ins Gesicht blasen wird. Die von Paulus in einem anderen Zusam­men­hang an die Gemeinde in Gala­tien geschriebe­nen Worte kom­men mir dazu in den Sinn: „Ver­suche ich so etwa, den Beifall von Men­schen zu gewin­nen und Men­schen zu gefall­en – oder nicht doch vielmehr Gott? Wenn ich jet­zt Men­schen gefall­en wollte, dann wäre ich kein Diener von Chris­tus mehr.“ (Gal 1, 10 NeÜ)
        Der sehr hil­fre­iche Artikel von Peter bei Daniel Option zum Buch „Wenn Kinder andere Wege gehen“ fiel mir zu dieser The­matik auch ein. Ich habe das Buch noch unge­le­sen im Regal ste­hen, aber ich würde erwarten, dass es Ein­sicht­en liefert, die auch all­ge­mein für die Gemeinde nüt­zlich sind.

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  4. Udo

    Hal­lo Paul, ich finde, dass dein 3AB Weg wichtige Ori­en­tierung gibt. Das Beispiel von David Ben­nett zeigt, wie hil­fre­ich er ist, und ich würde ihn auch ganz im Sinne von Matthäus 18, 15ff (Sünde the­ma­tisieren) und Matthäus 5, 41 (die Extrameile mit­ge­hen) sehen wollen.
    Eine schwierige Frage dabei ist es sicher­lich, abzuschätzen, wann man es mit Unbelehrbarkeit zu tun hat und wo es darum geht, dass schle­ichend ein anderes Ethikver­ständ­nis in der Gemeinde etabliert wer­den soll, mit dem sich dann auch eine andere Hermeneu­tik, ein anderes Evan­geli­um, ein ander­er Glaube bre­it­machen. Die Maß­nah­men scheinen mir vere­in­facht gesagt in zwei Rich­tun­gen ver­laufen zu kön­nen, wie Paulus meinem Ver­ständ­nis nach auch den Korinth­ern deut­lich machen will („Was ist euch lieber? Soll ich mit dem Stock zu euch kom­men oder mit Liebe und Nach­sicht?“ 1.Kor 4,21 NeÜ).
    Noch abschließend ein Gedanke: Ich finde es inter­es­sant, wie Paulus die Gemeinde in Korinth anspricht, von der er doch weiß, was da alles im Argen liegt: „An die Gemeinde Gottes in Korinth, an die, die in Chris­tus Jesus geheiligt sind, die berufe­nen Heili­gen.“ (1. Kor 1,2 NeÜ). Da wird doch mein­er Ansicht nach deut­lich, was Gemeinde ist: ein Raum der Gnade (ohne Ver­di­enst in Chris­tus Jesus geheiligt) und ein Raum der Heiligkeit (Heiligkeit als Leben­sauf­gabe). Insofern würde ich ein­mal pro­vokant sagen: „Gemeinde ist auss­chließlich für Heilige und lese ger­ade auch den 1. Korinther­brief, um zu ver­ste­hen, was damit gemeint ist.“

    Reply
    • Paul Bruderer

      Danke Udo — super was du schreib­st! Wir kön­nten ja die erste These ändern von ‘Kirche ist für Sün­der’ zu ‘Kirche ist für Heilige’ 🙂 Was du sagst stimmt: Kirche ist für in Chris­tus Geheiligte und wir kön­nen im Korinther­brief schauen, was das bedeutet. 

      Ich finde es super, was du alles schreib­st. Ja es war ein Chaos in Korinth, und den­noch schreibt Gott sie durch Paulus so an, wie du es sagst. Was für eine Ermu­ti­gung! Und du hast recht: eine der Schlüs­selthe­men ist Umgang mit Unbelehrbarkeit. Auch das ist ein The­ma: Der bewusste und sub­ver­sive Ver­such einiger Leute, die Gemeinde in eine andere Rich­tung zu ziehen — möglichst ohne dass die Gemeinde es merkt. Hierzu gibt es Beispiele in der Bibel und wie man damit umge­hen soll. Lei­der ist das in unser­er Zeit eine der Haupt-Her­aus­forderun­gen. Es wird unter allen möglichen ‘Deck­män­tel’ ver­sucht zu ver­führen. Ich finde übri­gens die Argu­men­ta­tion der Män­ner, die zu Pros­ti­tu­ierten gehen (1. Kor 6) span­nend in diesem Zusam­men­hang. Sie nutzen wirk­lich christlich klin­gende Worte und Argu­mente. Aber nur christlich für Leute, die the­ol­o­gisch blauäugig sind oder zu wenig bewan­dert in bib­lis­ch­er The­olo­gie. Paulus durch­schaut die Argu­mente sofort und wider­legt sie. Für heute bedeutet das mein­er Ansicht nach: Pas­toren und Leit­er müssen the­ol­o­gisch gebildet sind, damit sie die ‘halb-christlichen’ Argu­mente durch­schauen, die ihnen auf dem Teller serviert wer­den. Wo Leit­er und Pas­toren zuwenig den Durch­blick haben, wer­den sie einen Zug in die falsche Rich­tung besteigen.

      Reply
      • Udo

        Ja, abso­lut. — Also vielfältige Erken­nt­nis­gewinne durch den 1. Korinther­brief! Da hast du doch erfol­gre­ich dazu „anges­tiftet“ diesen Brief ein­mal wieder genauer zu lesen! 👍

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  5. Rudolf Borchert

    Der 3AB Weg skizziert in meinen Augen sowohl für Men­schen, die Jesus und sein Evan­geli­um näher ken­nen­ler­nen wollen, sowie für die Gemein­den, die sie dazu besuchen möcht­en, bzw. Gemein­den, die das Evan­geli­um den heuti­gen Men­schen nahe­brin­gen wollen, einen Weg. Er öffnet bei­den Seit­en eine Tür, fordert bei­de Seit­en zur Reflek­tion und einem ver­ant­wortlichen Han­deln auf und schickt sie auf eine gemein­same Reise.
    Find­en sich die Prinzip­i­en dieses Weges nicht auch im all­ge­meinen Wirken Gottes mit den Men­schen, sowohl im AT wie auch im NT, wieder? Gott gibt Zeit, damit wir ler­nen kön­nen. Sowohl im Bere­ich tief­er­er the­ol­o­gis­ch­er Erken­nt­nis wie auch der Gestal­tung unseres Lebens nach seinen Vorstel­lun­gen, egal wie weit ent­fer­nt unser Start­punkt von Gottes Wahrheit ist. Gottes Heiligkeit wie auch seine Liebe wer­den beim 3AB Weg berück­sichtigt und somit ein auf ein­er Seite vom Pferd fall­en vermieden.
    Natür­lich gibt es viele Details, über die man reden kann und/oder auch muss. Der vorgestellte 3AB Weg weist uns mein­er Mei­n­ung nach sowohl für das the­ol­o­gis­che Gespräch wie auch die Umset­zung in der Gemeinde einen hil­fre­ichen Weg.

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    • Paul Bruderer

      Vie­len Dank Rudolf! Ja ich denke auch, dass der vorgeschla­gene 3AB Weg zu Gottes Wesen passt und seinem Umgang mit uns Men­schen. Insofern sollte dies an vie­len Orten in der Bibel — und auch in unseren Leben — sicht­bar sein. Vielle­icht hast du Beispiele vor Augen? Gestern hat eine Fre­undin diesen Vers gepostet: “Wenn ein Men­sch etwa von ein­er Ver­fehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit san­ft­mütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selb­st, dass du nicht auch ver­sucht werdest.” Galater 6,1 Dünkt mich wun­der­schön in diesem Zusammenhang!

      Mir ist auch aufge­fall­en — plöt­zlich! — dass die 3 Schritte eine Nähe zur bekan­nten ‘Belong — believe — behave’ haben. Aber der 3AB Weg zeigt etwas mehr, was darin die Ver­ant­wor­tung oder Rollen sind der bei­den ‘Parteien’.

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Kirche als Raum der Gnade (1/3)

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Kirchen haben die Berufung, ein Ort des barmherzigen Mitgefühls zu sein für Menschen, die Jesus nachfolgen möchten. Mit anderen Worten: Kirchen sind Räume der Gnade. Der kürzlich verstorbene Pastor und Theologe Tim Keller sagt: «Wir alle sind geliebter, als wir je...