Vor 75 Jahren erschien mit Sexual Behavior in the Human Male die erste der berühmt-berüchtigten Kinsey-Studien. Die ‚Mutter aller Sexstudien’ hat eine moralische Revolution losgetreten. Mit ihrem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit und einem Overkill an erhobenen Daten wurde sie als der letzte schlagende Beweis dafür gehandelt, dass die gängige Sexualmoral der amerikanischen Gesellschaft lebensfern, repressiv und hoffnungslos überkommen war. Doch ein näherer Blick auf die Studien – auf ihren Aufbau, auf Fragebögen und Probanden, auf Verfahren zur Datenerhebung und nicht zuletzt auf die wissenschaftlichen und ethischen Prämissen von Kinsey und seinem Team – offenbart nicht nur die Ideologieanfälligkeit solcher Konzepte, sondern auch, wie Statistiken selbst zu Agenten der Realitätsbildung werden und sich als Instrument der Macht gebrauchen lassen.
Empirische Studien dienen der Erkenntnisgewinnung. Es ist unbestritten, dass es immer eine Herausforderung ist, sie möglichst neutral zu gestalten, damit die Aussagekraft ihrer Resultate verlässlich und allgemeingültig ist. Das ist es schon bei technischen Themen, umso mehr bei soziologischen oder gar verhaltenspsychologischen Fragestellungen, erst recht in einem so sensiblen Bereich wie der Sexualität. Versuchsaufbau, Fragebogen und Verfahren der Evaluation sind schon immer Teil des Ergebnisses – was in der Studie redlicherweise mitreflektiert gehört. Eine solche Redlichkeit sucht man in den Kinsey-Reporten vergeblich.
Wenn ich in diesem Artikel in die Geschehnisse rund um die ‘Mutter aller Sexstudien’ vor 75 Jahren eintauche und sie darlege, dann in der Hoffnung, dass dieses Stück ‘Archäologie von Ideologie’ auch für unsere Zeit sensibilisieren kann. Dazu fasse ich nach dem historischen Teil zusammen, welche Lehren ich daraus für mich persönlich und für unsere Zeit ziehe.
Die Kinsey-Studien und ihre weitreichende Wirkung sind ein Beispiel dafür, wie die Erkenntnisse einer wissenschaftlich fragwürdigen und weltanschaulich motivierten Forschung die Deutungshoheit in Gesellschaft und Bildung erobern konnten. Und das weltweit. Bedeutend war dabei die Rolle einer finanziell potenten und draufgängerischen Vermarktungsstrategie und einer unkritischen Medienmaschinerie.
Die Durchsetzungskraft der Kinsey-Studien lässt sich nur verstehen in Zusammenhang mit dem einflussreichen Verbündeten im Hintergrund. Denn das «Institute for Sex Research» an der Indiana-Universität unter der Leitung des Zoologen Alfred Kinsey (1894–1956) hatte die mächtige Rockefeller Foundation als Geldgeberin und Vermarktungspartnerin.
Die Mutter aller Sex Studien
«Der durchschnittliche Amerikaner betätigt sich in Bett, Küche und Stall sexuell auf so ziemlich jede vorstellbare Weise – gleichsam unablässig und meist ohne jegliche Gewissensbisse» – ungefähr so lässt sich die Haupterkenntnis der Studien über männliche Sexualität (1948) und weibliche Sexualität (1953) zusammenfassen. Die „Kinsey Reports“ explodierten um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wie zwei Atombomben in der prüden Ödnis der amerikanischen Gesellschaft. Angetrieben von einer umfangreichen Pressekampagne mit reißerischen Headlines wurden die Studien augenblicklich zu Bestsellern.
Tatsächlich: die Kinsey-Studien erhielten aufgrund ihrer Wirkung den Spitznamen «K‑Bomb». [1] Dies auch, weil der Bericht über weibliche Sexualität just an jenem Tag publiziert wurde, an dem die Nachricht über den Test einer sowjetischen H‑Bombe in den USA die Runde machte.[2]
Dabei waren die Bücher beileibe keine entspannende Gute-Nacht Lektüre. Auf den rund je 850 Seiten waren jeweils Hunderte statistischer Tabellen und Kurvengrafiken mit trockenen sachlichen Erläuterungen verteilt. Kinsey hatte über den Zeitraum von einigen Jahren mit einem kleinen Team tausende Sexual-Biografien gesammelt. Zusammengetragen in minutiös vorbereiteten Interviews, die ein einziges Ziel hatten: bis in die intimsten Geheimnisse der Kandidatinnen und Kandidaten vorzudringen und ihre Sexualpraktiken im Detail auszuleuchten.
Die Ergebnisse dieser Interviews, festgehalten in codierter Sprache, sind bis heute der Öffentlichkeit nicht zugänglich.[3] Es wurde alles untersucht, was man sich nur vorstellen kann im Bereich der sexuellen Lustgewinnung: Von Masturbationsgewohnheiten über außereheliche Affären, Petting und Sex vor der Ehe, Analverkehr, gleichgeschlechtliche Sexualkontakte, Gebrauch von Fetischen aller Art, sadomasochistische Phantasien und Erfahrungen bis hin zum Sex mit Tieren und der Messung frühkindlicher Orgasmusfähigkeit – ich erspare dem Leser die Details.
Im Endergebnis offenbarten die Studien das Porträt einer verlogenen Gesellschaft, die zwar vorgibt, sich an die moralischen Codes seiner konservativen Gründerzeit zu halten, in Wahrheit aber in großer sexueller Freizügigkeit lebt. Die Studien ergaben horrende Quoten von vorehelichem Sex und alltäglichem Ehebruch. Kinsey zeichnete das Bild einer mehrheitlich bisexuellen Bevölkerung[4] und schrieb ihr eine erstaunlich hohe Zahl an homosexuellen Erfahrungen zu. Kinder waren aus seiner Sicht von Geburt an genital erregbar, wofür er mit der Stoppuhr aufgezeichnete Versuche an Kindern und Säuglingen präsentierte.[5]
Dinge wie Selbstbeherrschung, Enthaltsamkeit oder Treue standen bei Kinsey nicht hoch im Kurs, nur dem persönlichen Vergnügen im Weg. Ein spezielles Anliegen von Kinsey und seinen Mitstreitern war das Aufzeigen einer Korrelation zwischen vorehelichen sexuellen Erfahrungen und ehelichem Sex-Glück.[6] Oder wie es sein Weggefährte Wardell B. Pomeroy in seinem Aufklärungsratgeber für Jungs formulierte:
«Es ist, wie wenn man mit einem Auto eine Testfahrt macht, bevor man es kauft.»[7]
Kinsey machte klar, dass nach seinen Studienergebnissen eigentlich ein Großteil der Bevölkerung wegen Vergehen gegen das Sittengesetz hinter Gitter sitzen müsste. Die Forderung, die er aus seinen Studien ableitete, liegt auf der Hand: Die Normen müssen an die Realität angepasst werden, die von der Studie ans Licht gebracht und genau vermessen worden ist. [8]
Die Publicity rund um die Studien machte Kinsey zu einem Star. Er soll zwischenzeitlich nach dem amerikanischen Präsidenten gar der bekannteste Amerikaner gewesen sein.[9] Sein Portrait zierte im August 1953 das Cover des Time Magazin, kurz darauf wurde er in Europa empfangen wie ein Rockstar.[10]
Auch wenn es vor Kinsey schon wissenschaftliche Forschungen im Bereich der Sexualität gegeben hat, gelten heute seine Berichte als die Gründerstunde der modernen Sexologie und Kinsey als der Vater dieser relativ jungen Disziplin. Die Studien haben in Amerika und weltweit nachhaltig soziale und kulturelle Werte beeinflusst. Sie waren eine brennende Lunte für die sexuelle Revolution der 60er und 70er Jahre.
Doch wir wissen heute, dass Kinseys wissenschaftliche Reputation und empirischen Ergebnisse in vielerlei Hinsicht zweifelhaft waren.
Eine verzerrte Datenbasis
Inzwischen steht fest, dass die Datenbasis der Studie signifikant verzerrt war. Sie bot keineswegs, wie Kinsey glauben machen wollte, Einblick ins Liebesleben des amerikanischen Durchschnittsbürgers. Die Verzerrung entstand, weil eine überdurchschnittlich hohe Anzahl der Interviews in Gefängnissen, im Sex-Gewerbe, in der schwulen Szene und im libertär geprägten städtischen Milieu erhoben wurde. Heute geht man davon aus, dass Kinsey schon im Vornherein eine klare Vorstellung von den zu erzielenden Resultaten hatte und deshalb seine Klientel gezielt rekrutierte. Es liegt auf der Hand, dass ein bestimmter Menschenschlag eher bereit war, seine Fragen zu beantworten, die (nicht nur nach damaligen Vorstellungen) als obszön indiskret galten und auf sexuelle Devianzen zielten, und in der entsprechenden Ausführlichkeit vor einer fremden Person auszubreiten. Kinsey suchte spannende Sex-Biografien, keine langweiligen Stories.
Kinsey schlug Bedenken von Fachleuten bereits in der Anfangsphase seines Projektes in den Wind. So soll der bekannte Psychologe Abraham Maslow ihn bereits Anfang der 40er Jahre auf die Problematik der statistischen Unzuverlässigkeit einer Datenerhebung zu Sex-Themen hingewiesen haben, bei der Freiwillige für die Interviews angeworben würden. Eine Studie über Sexualverhalten würde eher extrovertierte Menschen zum Mitmachen motivieren, eher introvertierte hingegen abschrecken.[11]
Ein weiterer, sozialpsychologisch gewichtiger Aspekt, den Kinsey ganz außen vor ließ, war der durch zwei mörderische Weltkriege weitgehend traumatisierte Zustand der Nation – wie übrigens der ganzen Welt: schlimme, unverarbeitete Erlebnisse von Gewalt, Aggression, Trauer, Ängsten, Verlust, Trennung und Entfremdung bei den heimkehrenden Männern, und entsprechende Belastungen bei den Frauen, die lange Jahre im Ausnahmezustand funktionierten. Besonders betroffen war jene Generation, die im Fadenkreuz der Studien stand. Dass Krieg auch im Sexualverhalten des Menschen einen ‘Ausnahmezustand’ herbeiführt und sittliche Verwahrlosung ebenso wie sexuelle Übersprungshandlungen begünstigt, war zur Zeit Kinseys bereits eine gut untersuchte Tatsache.[12] Dennoch reflektieren Kinsey und seine Kollegen nicht, dass sie ihre Daten mitten in den Kriegsjahren und unmittelbar danach – also in der Zeit eines gesellschaftlichen Ausnahmezustandes – erhoben haben. Die Sensibilität gegenüber dem Kontext geht ihnen ab.[13]
Neben der also von Grund auf verzerrten Datenbasis kamen im Zuge der Datenverarbeitung viele problematische Faktoren hinzu, für deren detaillierte Ausführung an dieser Stelle der Platz fehlt – deshalb nur einige kurze Hinweise. Zum Beispiel wurden dem Leser kleinste Probandengruppen als repräsentativ für die ganze Bevölkerung verkauft. Oder Personengruppen wurden auf unzulässige weise zusammengefasst. Zum Beispiel konnte in einer kleinen Probandengruppe das exzessive Verhalten einer Einzelperson die Durchschnittswerte nach oben schnellen lassen. Das Ergebnis bildete dann nicht die Realität ab.[14]
Neben Lob für den bahnbrechenden Charakter der Studie gab es deshalb schon bald Kritik an der empirisch-wissenschaftlichen Verlässlichkeit der Ergebnisse. Die Amerikanische Statistische Gesellschaft musste sich der Sache schlussendlich annehmen. Ihre 1954 publizierte kritische Analyse der Studien gibt vielen Einwänden recht:
«Kritiker bemängeln zu Recht, dass viele der interessantesten und provokativsten Aussagen in dem Buch [Kinsey 1948] nicht auf den darin präsentierten Daten beruhen und dass dem Leser nicht klar gemacht wird, auf welchen Beweisen die Aussagen beruhen. Außerdem werden die Schlussfolgerungen, die aus den im Buch präsentierten Daten gezogen werden, von KPM [Kinsey, Pomeroy und Martin] oft viel zu kühn und zuversichtlich formuliert. Zusammengenommen laufen diese Einwände darauf hinaus, dass ein Großteil des Buches unter das Niveau guter wissenschaftlicher Arbeit fällt.»[15]
Ein darwinistisches Menschenbild
Kinsey’s war in seinem Ansinnen und Vorgehen von einem bestimmten Menschenbild geleitet. Als Kind hatte er sich von dem als rigide empfundenen christlichen Glauben seiner Eltern abgewandt und sich atheistischen und darwinistischen Ideen zugewandt.
Aus Kinsey’s Sicht war der Mensch ein «menschliches Tier»[16], ein gänzlich von Trieben geleitetes Wesen. Alles, was es hemmte, seinen Trieb auszuagieren, war hinderlich für eine gesunde und natürliche Entwicklung. Ja – es schadete der Evolution des Menschen. Das erklärte Ziel von Kinsey war es, durch seine Studie zur Überwindung kultureller Hemmungen beizutragen zugunsten eines «rein biologischen Sexuallebens».[17] Kinsey sah im sittlichen Empfinden, und insbesondere im menschlichen Gewissen eine unerwünschte und schädliche Beigabe zur sexuellen Aktivität.[18] Solche Dinge standen, so meinte er, der notwendigen freien sexuellen Entfaltung im Wege. Im Wege stand vor allem die Religion und die Kirche mit ihrem Anspruch der sexuellen Treue und ihrer Bevorzugung der Heterosexualität.
Anders als Darwin, der Evolution als Aneinanderreihung von kleinsten Variationen verstand, sah Kinsey den Haupttreiber der Evolution in jähen Mutationen. Als Zoologe hatte er über 20 Jahre hinweg Millionen von Gallwespen gesammelt — zigtausende davon fein säuberlich aufgespießt — und sie auf Mutationen untersucht. Seine Sammlung ist heute noch im American Museum of Natural History gelagert.[19] Nun galt es, sexuelle Biografien ‘aufzuspießen’. Dabei waren für ihn die gleichen Ideen leitend.[20] Sexuelle Praktiken jenseits der heterosexuellen Norm hob Kinsey als spannende Mutationen hervor. In ihnen meinte er das Entwicklungspotential zu einer neuen, höheren Stufe in der Evolution der menschlichen Rasse ausmachen zu können. Der monogame heterosexuelle ‚Normalfall‘ hingegen war für ihn uninteressant.[21]
Kinsey scharte Menschen um sich, die seine Ansichten teilten, oder zumindest bereit waren, sich darauf einzulassen. In der umfangreichsten Kinsey Biografie beschreibt James H. Jones dessen Ausschlusskriterium bei der Rekrutierung von Mitarbeitern wie folgt:
«Für ihn kamen Mitarbeiter mit orthodoxen Sexualwerten schlicht und einfach nicht in Frage»[22]
Um die rechte Gesinnung sicherzustellen, mussten potentielle Mitarbeiter sich erst selbst als Testkandidaten von Kinsey sexuell ausleuchten und befragen lassen.[23] Kinsey erwartete, dass seine Mitarbeiter aktiv sexuelle Grenzüberschreitungen pflegten. Wer zum inneren Ring gehören wollte, musste sexuell freizügig leben und sich an homosexuellen Erfahrungen und ‘wissenschaftlichen’ Bildaufnahmen – sprich pornografischen Film-Sessions – beteiligen.[24] Die Kosten für diese pornografischen Dokumentationen wurden an der Uni unter der Rubrik «Tieraufnahmen» verbucht.[25] Das Studio für die Aufnahmen befand sich im Dachgeschoss seines Privathauses.[26]
Dass Kinsey mit seiner Arbeit, sowohl was die Mitarbeiter als auch was die Probanden und Befragten betrifft, Gleichgesinnte magnetisch angezogen hat, liegt auf der Hand. Der Theologe Hans Lutz schreibt 1957 in seiner kritischen Untersuchung des Menschenbildes von Kinsey:
«Das Bestreben, mit Gewissensbissen auf irgendeine Art fertig zu werden, sie z.B. durch abwertende Charakterisierung als unberechtigt auszuschalten, ist nicht nur der im allgemeinen wissenschaftlichen Gewande ausgesprochene Wunsch Kinseys, sondern auch der praktische Wunsch vieler der von ihm befragten Personen.»[27]
Man wollte das eigene schlechte Gewissen loswerden. Kinsey verhalf einem dazu. Doch obwohl dieses Menschenbild seine Ziele und Vorgehensweisen in erheblichem Maße prägte und beeinflusste, betonte er stets die ‘wissenschaftliche Voraussetzungslosigkeit’ seiner Arbeit.
Eine persönliche Agenda
Die Forschungstätigkeit von Alfred Kinsey muss auch vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie und Sexualität gesehen werden. Seine Biografie war geprägt von einer schwierigen, angstbesetzten Kindheit, von frühen (homo)erotischen Erfahrungen, auch durch übergriffige Erwachsene[28], der Abwendung von einem als repressiv empfundenen christlichen Glauben der Eltern und dem radikalen Bruch mit den dazugehörenden christlichen Moralcodes.[29]
Zwar blieb Kinsey sein ganzes Leben mit seiner Frau Clara verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. Doch seine Interessen verlagerten sich zunehmend aufs männliche Geschlecht und auf sadomasochistische sexuelle Praktiken.[30] Die bekannte ‘Kinsey Skala’, die impliziert, dass Menschen nicht in exklusive heterosexuelle oder homosexuelle Kategorien passen, muss unter anderem auch als ein Reflex seiner eigenen sexuellen Vorlieben gesehen werden. Der Gestalter und Bestimmer der Studie ist in der Studie selbst wiederzufinden.
Die tiefe Feindseligkeit gegenüber Kirche und Christentum ist eine der Konstanten, die bis heute das von Kinsey begründete Berufsfeld der Sexologie bestimmt. Kinsey ist da nur einer unter vielen. Die Schuld für sexuelle Scham und Reue wurzelte seiner Ansicht nach in den Restriktionen und Pflichten der biblischen Tradition. Ja, er wähnte die amerikanische Libido im Würgegriff der jüdisch-christlichen Sexualmoral.[31] In der Mentalität sog. „primitiver Völker“ und in östlichen Religionen meinte er hingegen befreiende sexpositive Mentalitäten ausmachen zu können.[32] Der Historiker Paul Robinson formuliert es folgendermaßen:
«Er war bestrebt, die Schuld auf die Religion zu schieben, ohne dafür Beweise zu liefern.»[33]
Dem Christentum warf er in einem eigentümlichen Selbstwiderspruch vor, als Wertesystem völlig irrelevant für das reale Leben zu sein, zugleich aber die Ursache für alles darzustellen, was die Menschen belastete oder einschränkte.[34] Er hatte seine eigene säkulare Heilsbotschaft und verbreitete sie mit missionarischer Inbrunst:
«Die Essenz von Kinseys’ Evangelium war einfach: Die Sexualmoral musste reformiert werden, und die Wissenschaft würde den Weg weisen».[35]
Seine Strategie, um diesem Evangelium zum Durchbruch zu verhelfen, war die Erhebung einer Unmenge von Daten:
«Aus seiner Perspektive bedeutete dies nur eines: eine wissenschaftliche Probe von solchem Ausmaß zu sammeln, dass die Menschen von seinem Volumen überwältigt würden»[36].
Erfolg dank mächtiger Verbündeter
Die Kinsey-Studien waren wissenschaftlich nicht so objektiv, wie sie vorgaben zu sein. Sie dienten vielmehr als Instrument, um eine sehr persönliche und weitreichende gesellschaftliche Agenda voranzubringen, wobei Empirie und Statistik in gewisser Hinsicht als Tarnung dienten.
Das Erstaunliche an den Kinsey-Reporten ist, dass die Rechnung ihres Urhebers aufgegangen ist. Die Wucht der Datenfülle und die schrillen Schlagzeilen in den Zeitschriften reichten aus, um die Öffentlichkeit zu überwältigen.
Die massive Medienaufmerksamkeit, die die Publikation der Studien begleitete, soll von Beginn weg ein integraler Bestandteil der Strategie werden. Bereits 1946 – zwei Jahre vor Publikation der ersten Studie – kam es zu ersten Pressebriefings. Über die Erscheinung des Bandes zur weiblichen Sexualität sollen dann 1953 rund 70% der amerikanischen Nachrichtenmagazine berichtet haben. Ein unglaublicher Wert. Entscheidend dafür war die Unterstützung durch die Rockefeller Foundation, die ihr weitverzweigtes Netz an Pressekontakten nutzte und Auslagen finanzierte.[37]
Bis die Fassade der Wissenschaftlichkeit zu bröckeln begann, die statistischen Unzulänglichkeiten und die verdeckten persönlichen Motivationen von Kinsey und seiner Komplizen ans Licht kamen, war die Sache gelaufen und die amerikanische Gesellschaft der beabsichtigten ‘Schock-Therapie’ unterzogen.
Die liberal-progressive Elite in Bildung, Politik und Medien störte sich nicht an der fehlerhaften Datenbasis und an der verzerrten Darstellung der Realität. Denn die Studie hatte aus ihrer Sicht die ‘richtigen Schlüsse’ gezogen. Davon und von der wissenschaftlichen Redlichkeit gibt das Statement von Wardell B. Pomeroy, dem Mitautor der Studie, beredtes Zeugnis:
«Sogar wo die Statistiken fehlerhaft waren… waren die Schlüsse, die wir aus ihnen gezogen haben, richtig.»[38]
Kinsey wurde von diesen Kreisen als Erlöserfigur gefeiert, der die Menschheit in die Freiheit führt. Zahllose Persönlichkeiten, die die ‘Hall of Fame’ moderner Sexualwissenschaften bevölkern, ließen sich unmittelbar von Kinsey inspirieren. Ob John Money oder Harry Benjamin (Trans- und Gendertheorien), Hugh Hefner (Ja, der Gründer von Playboy gehört auch in die Galerie), Masters & Johnson (Sexualtherapien) oder der infame Helmut Kentler (Urvater der Sexualerziehung der Vielfalt und posthum ausgewiesener Apologet der Pädophilie) – sie alle und noch viele mehr beriefen sich auf Kinsey als Inspirationsgeber oder Mentor.
Dem Geist Kinseys huldigen bis heute, oft völlig unkritisch, viele maßgebliche sexualwissenschaftliche Schulen, Institutionen und Publizisten. Beispielsweise meinte 2009 die Psychologin Angelika Schett in einem Beitrag auf SRF, Kinsey habe mit dem «unvoreingenommenen Blick des Wissenschaftlers» Männer befragt.[39]
Der 2004 veröffentlichte Kinofilm ‘Kinsey’ mit Liam Neeson in der Hauptrolle zeichnet Alfred Kinsey in aller Ehrerbietung als mutigen Prototyp des Sex-Guru, der gegen die Bigotterie und Heuchelei seiner Zeit kämpfen musste.
Sicher haben die Jahre seit Kinsey auch neue Entwicklungen gebracht, welche teilweise der Entfaltung seiner Anliegen in die Quere kommen. So entwickelte sich in Teilen der feministischen Bewegung das Bewusstsein, dass seine Vorstellung enthemmter Sexualität vor allem Frauen verobjektivierenden Männern in die Hand gespielt hatte. Man ist heute auch wesentlich sensibilisierter für die Thematik von Machtausübung im Bereich der Sexualität. Und die AIDS-Krise der 80er sorgte für ein neues Bewusstsein bezüglich der gesundheitlichen Risiken einer ungezügelten Sexualität.
Fakt bleibt dennoch, dass weite und vor allem laute Kreise im Berufsstand der Sexologen sich bis heute hinter ihr Idol stellen. Dies trotz seinen wissenschaftlichen Verzerrungen und Lügen. Trotz seiner perversen, übergriffigen und missbräuchlichen Methoden, trotz der zwielichtigen Mitarbeiterrekrutierung, trotz seiner Identifikation und aktiven Zusammenarbeit mit pädosexuellen Kinderschändern.[40]
Peter Gehrig, die prägende Figur einer in der Schweiz bekannten Sexologen-Ausbildung namens «Sexocorporel» ist in einem SRF-Beitrag aus dem Jahre 2005 voll des Lobes für Kinsey. Dieser habe die «Doppelmoral ausgehoben» und «wissenschaftlich gezeigt, wie Leute sich sexuell verhalten». Wenn man versteht, dass die Gründerfigur seiner Organisation – der Kanadier und Ex-Priester Jean-Yves Desjardins (1931–2011) – seine Sexualtherapie unter anderem auf den Theorien von Kinsey aufgebaut hat, dann sind solche Aussagen nachvollziehbar.[41] Eine Kritik an Kinsey würde möglicherweise auch die eigenen Therapiemethoden in Frage stellen.
Heimliche Freunde in der Kirche
Unverhofft Rückhalt fand Kinsey in der Kirche. Hier entpuppte sich so mancher vermeintlicher Feind als heimlicher Verbündeter. Kinsey pflegte in den späten 40ern und bis zu seinem Tod 1956 intensive Kontakte in die kirchliche Welt. Theologen und kirchliche Funktionäre, welche ein Interesse an seinem ‘wissenschaftlich unverstellten’ Blick hatten und seine Erkenntnisse ins kirchliche Leben integrieren wollten, genossen seine volle Zuwendung. Ihnen gab Kinsey nützliche Instrumente in die Hand, um in Synoden, Aufklärungsbüchern oder Fachliteratur die ‘neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse’ einzubringen und entsprechende Reformen, Anpassungen im Leben und in der Lehre ihrer Kirchen vorzuschlagen.
So bedankt sich der Theologe Seward Hiltner in einem 1953 publizierten Buch über christliche Sexualethik für die Bereitschaft von Kinsey, einen «intensiven Briefwechsel» mit ihm zu führen. [42] Hiltner ruft dann in seinem Buch dazu auf, die christliche Sicht auf Sex «im Lichte der Kinseystudien» zu überdenken.
Weitere Kontakte bestätigen das Bild eines Kinsey, der das Christentum und seine Sexualmoral zwar abgrundtief verachtete, aber Theologen mit revisionistischen Absichten höchste Aufmerksamkeit zollte.[43]
Kritiker: hinderlich oder nützlich?
Natürlich gab es unter Kirchenleuten auch viele Kritiker. Unter ihnen beispielsweise den einflussreichen Theologen Reinhold Niebuhr. Das Denken von Kinsey sei von einem «absurden Hedonismus» geprägt, schreibt er in einer Reaktion auf die Studien.[44]
Eine weitere bekannte Persönlichkeit unter den Kritikern war der Evangelist Billy Graham. In einer feurigen und hörenswerten Rede prangerte er 1953 die destruktive Wirkung der erst gerade erschienenen Studie über Frauen an. «Es ist unmöglich, den Schaden zu bemessen, den dieses Buch der ohnehin erodierenden Moral in Amerika beifügen wird.», beklagt er gleich am Anfang, um anschließend den ‘biblischen Fall gegen Kinsey’ darzulegen. [45]
Billy Graham lag mit seinem Einwand, dass die Datenbasis von Kinsey verzerrt sein muss, völlig richtig. Seine Innensicht auf das fromme Amerika hatte ihn zu Recht skeptisch gemacht:
«Dr. Kinsey’s Bericht erweist sich als völlig einseitig und wissenschaftlich unhaltbar, wenn darin behauptet wird, dass sieben von zehn Frauen, die voreheliche Affären hatten, keinerlei Gewissenszweifel hätten. Er hat bestimmt keine der Millionen wiedergeborener christlichen Frauen befragt, für die Tugend, Anstand und Bescheidenheit einen hohen Wert haben. Ich habe keine christliche Frau unter meinen Bekannten, die sich einer solchen Befragung und Analyse unterziehen würde.»
Kritik an den von Kinsey befeuerten Entwicklungen gab es auch von anderer Seite, etwa vom bekannten Soziologen Pitirim Sorokin (1889–1968), dem Begründer und langjährigen Leiter der Soziologie an der Harvard University. Dieser kritisierte in den 50er Jahren die zunehmende Sex-Besessenheit und eklatante Unwissenschaftlichkeit, welche in Disziplinen wie Psychologie, Soziologie und Anthropologie Einzug gehalten habe. Er begrüße eine wissenschaftlich solide Forschung, meint Sorokin. Aber eine neue Gilde von sich «gegenseitig auf die Schultern klopfenden» Pseudo-Wissenschaftlern sei damit beschäftigt, «Fabeln» zu produzieren und diese dann dem Volk als «objektive neue Erkenntnisse» zu verkaufen.[46]
In seinem 1956 publizierten Werk «The American Sex Revolution» spricht Sorokin von einer «moralischen Schizophrenie», die im Land und in der Religion Einzug gehalten habe. Sonntags würden Christen ein Lippenbekenntnis zur Bergpredigt abgeben, die sogar den lüsternen Blick auf eine Frau verbietet, während sie wochentags nach dem Motto «Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!» leben würden. Ja, Gefühle von Schuld und Reue würden im Fahrwasser der Theorien Freuds zunehmend als gefährliche Symptome von sexueller Repression verstanden. In verschiedenen Variationen, aber meist «gekleidet im Gewand wissenschaftlicher Jargons» würden «neue Seligpreisungen» verkündet: «ethischer Müll», der vor allem das Ziel habe, «Millionen von Menschen mit einer glitzernden Rechtfertigung ihrer ungezähmten Vorhaben zu versorgen.»[47]
Inwiefern solche Kritiken Kinsey und seinen Verbündeten genützt oder geschadet hat, kann diskutiert werden. Zusätzliche Publicity brachten sie auf jeden Fall.
Kinsey & Co. hatten derweil ihre eigene Strategie, mit Gegnern und Kritikern umzugehen: sie wurden kurzerhand elegant als ‘Moralisten’, ‘Profiteure’, ‘Feinde des Fortschrittes’, oder als ‘unwissende Ignoranten’ abgestempelt.[48]
Wenn Wissenschaft die Realität konstruiert
Der Fall Kinsey zeigt eindrücklich, wie statistische Erhebungen als Instrument zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung und zur Lenkung komplexer gesellschaftlicher Prozesse dienen können. Neben der sinnvollen, erhellenden, mal mehr und mal weniger präzisen Beschreibung der Realität kommen sie eben auch als Waffen in den Kulturkämpfen unserer Tage zum Einsatz.[49]
Gerade in den Sozialwissenschaften kann die Versuchung groß sein, über die objektive Beschreibung hinaus zur Formung und Veränderung der vorgefundenen Realität beizutragen. Deswegen sind eine selbstkritische Reflexion und das Offenlegen der eigenen Methodologie wissenschaftsethisch unerlässlich.
In einem aktuellen Buch fordert der Politikwissenschafter Jason Blakely dazu auf, sozialwissenschaftliche Texte nicht als trockene, technische Abhandlungen wahrzunehmen, welche deskriptiv die Welt beschreiben, sondern als «lebendige kulturelle und ideologisch auf Weltveränderung zielende Unternehmungen».[50] Blakely sieht im weit verbreiteten ‘Scientismus’[51] unserer Tage eine latente Form der Machtausübung:
«Die Wissenschaft bildet nichts weniger als einen einzigartigen modernen Kultur- und Machttypus. Während frühere Gesellschaften unter dem Missbrauch verschiedener Arten von Autorität litten — kirchlich, politisch, stammesmässig und familiär -, erleben allein moderne Gesellschaften den Missbrauch von Autorität im Namen der Wissenschaft.»[52]
Wissenschaftliche Projekte und Studien können also Machtinstrumente sein im Bemühen von Ideologien, Dominanz über ein bestimmtes Milieu zu erlangen oder auszuüben, dieses Milieu zu Formen und zu bestimmen.
Die Kinsey Studien und ihre Wirkungsgeschichte sind ein Paradebeispiel dafür, wie dieser Vorgang funktioniert. Kinsey konnte seine Wertevorstellungen gesellschaftlich durchsetzen, indem er mit Statistiken operierte und die Deutungshoheit über Zahlen erlangte. Wer die Zahlen kontrolliert, beeinflusst auch die Meinungsbildung der Zielgruppe.
Vom Umgang mit Studien über Sexualität
Die herkömmliche christliche Sexualethik steht seit geraumer Zeit unter Beschuss. Spätestens seit Kinsey erfolgt der Ansturm auch mit der Wucht von Umfragen und Statistiken und mit dem Anspruch der Wissenschaftlichkeit. Die daraus abgeleitete Forderung, im Lichte von ‘neuen’ Entdeckungen oder ‘erdrückenden’ Fakten die christliche Ethik zu überdenken, wird zunehmend auch in eigenen Reihen laut.
Weil uns solche Forderungen in den kommenden Jahren beschäftigen werden, habe ich mich gefragt: Wie kann ich beurteilen, welche Qualität eine Studie im christlich-kirchlichen Kontext zum Sexualverhalten hat? An welche Grundsätze halte ich mich als Christ angesichts immer massiver werdender, empirisch gestützter Sachzwänge im säkularen Umfeld?
Hier kommt sie also, meine keineswegs abschließende ‘Checkliste’, die mir erstmal zur persönlichen Reflektion dient:
-
Die Schlussfolgerungen vieler Studien sind absehbar und sollten mich deshalb auch nicht vom Hocker reissen.
Geschieht etwas, von dem man sagen könnte: »Sieh, das ist neu!« – Es ist längst zuvor auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind. (Pred 1:10)
Wenn die Urheber einer Studie ähnlich aufklärerisch-missionarisch vorgehen wie Kinsey, wird die Statistik vermutlich ziemlich genau das ausspucken, was ihrem Ansinnen entspricht, und in diesem Sinne interpretiert werden. Die entsprechenden Headlines sind absehbar, könnten eigentlich schon vorab geschrieben werden:
«Warum sich Christen nicht an die moralischen Maximen ihrer Kirchen halten.»
«Das Sexualleben der Gläubigen ist bunter und vielfältiger als gedacht.»
«Christen erleben Sexualmoral der Kirchen als repressiv und veraltet.»
«Studie: Kirchen verhindern sexuelle Entfaltung in Eigenverantwortlichkeit.»
«Viele fühlen sich ausgeschlossen – große Studie fordert Akzeptanz für queeres Christentum.»
«Neue Erkenntnisse: Studie fordert Überdenken christlicher Sexualethik.»
«Zurück auf die Schulbank: Kirchen mangelt es an sexueller Fachkompetenz.»
-
Als Nachfolger Jesu sollte ich immer bereit sein, Fehler einzusehen, Korrekturen anzubringen und etwas zu lernen.
Prüft alles und behaltet das Gute! Das Böse aber – ganz gleich in welcher Form – sollt ihr meiden. (1Thess 5:21–22)
Ich darf als Christ die Dinge ohne Angst prüfen und das, was sich als Gut erweist, behalten. Wer weiss? Vielleicht bringt eine neue Studie etwas Wichtiges zum Vorschein?!
Mit der Aufforderung zur Prüfung geht aber auch die oft unterschlagene Aufforderung zusammen, das Böse, in welcher Form auch immer, zu identifizieren und zu meiden. Statistiken im weiten Spektrum der Erfahrungen, Empfindungen und Lebensweisen von Menschen, die sich als Christen bezeichnen, sind eine interessante Informationsquelle, die Aufschluss gibt über das, was unter uns an Fragen, Erwartungen, Mangelzuständen, Verirrungen und auch Fehlhaltungen Realität ist.
Ich brauche mir dabei keine Illusionen zu machen: weder kirchliche Einrichtungen noch christliche Familien sind davor gefeit, ungute Kompromisse zu schließen, sich an den Schwächsten zu vergehen, Fehlhaltungen, dunkle Geheimnisse zu pflegen und falschen Abhängigkeiten bis hin zum Missbrauch Vorschub zu leisten – auch und erst recht im Bereich der Sexualität. Dass dem so ist, wird dieser Tage nur zu gerne öffentlichkeitswirksam ventiliert. Ja, es gibt tatsächlich Handlungsbedarf im christlichen Umfeld.
Ich sollte mich aber auch nicht von einem Narrativ blenden lassen, welches in einer konservativen Sexualethik die Wurzel allen Übels sieht. Die Beratungskolumnen der säkularen und frommen Presse und die Flut von psychologischen Beratungs- und Therapieangeboten machen sichtbar, dass die Auflösung sexueller Normen nicht notwendigerweise zu einem erfüllten Sexualleben führt oder ein Dasein frei von Verklemmtheit und Neurose. Die Sprechzimmer christlicher Seelsorger sind randvoll mit Menschen, die nicht an den Ansprüchen einer christlichen Moral und Sexualethik zu zerbrechen drohen, sondern an den verheerenden Folgen ihrer Nichteinhaltung.
-
Christliche Ethik und Moral lässt sich weder aus dem Durchschnittsverhalten von Umfrageteilnehmern ableiten, noch bemisst sie sich daran, wie erfolgreich professionelle PR-Maschinen sie an den Mann und an die Frau bringen.
Ich mache also ständig dieselbe Erfahrung: Das Gute will ich tun, aber ich tue unausweichlich das Böse. Ich stimme Gottes Gesetz aus tiefster Überzeugung und mit Freude zu. Dennoch handle ich nach einem anderen Gesetz, das in mir wohnt. (Röm 7:21–23, HfA)
Ergebnisse von Umfragen werden mit Sicherheit dazu herangezogen werden, eine Revision traditioneller christlicher Moralvorstellungen zu fordern. Als Nachfolger von Jesus definiere ich aber, was ethisch richtig und falsch ist, nicht wie Kinsey & Co. aufgrund empirischer Trends und Durchschnittswerte. Vielmehr orientiere ich mich an der zeitlosen Wahrheit Gottes, welche uns Christen durch sein Wort zugänglich ist.
Massgeblich für die Herde Jesu ist nicht der durchschnittliche Standpunkt und die Befindlichkeit der Schafe, sondern der Zielpunkt des Hirten, der sicheres Gelände und nahrhafte Weiden für seine Herde im Blick hat. Als Nachfolger Jesus weiss ich um die guten und heilsamen Absichten Gottes. Deshalb stimme ich mit Paulus Gottes Gesetz «aus tiefster Überzeugung und mit Freude zu».
Dass es ein Spannungsfeld gibt zwischen dem, was der Meister für uns im Blick hat, und dem, was wir nach eigenem Gutdünken für richtig und erstrebenswert halten, ist dabei von vornherein evident. Studien, die vorgeben, diese Spannungen erst ‘aufzudecken’, ergehen sich in Trivialitäten.
Ob nach dem Kinsey-Report oder nach der Veröffentlichung der nächsten oder übernächsten Studie: Als Nachfolger Jesu darf für mich die Wahrheit weiterhin darin bestehen, dass christliche Familien und biblische Sexualethik nicht das Problem sind, sondern eine Antwort auf die seit Menschengedenken bestehenden und aktuellen Störungen unserer Kultur sein können.
Christen sind fehlbar, christliche Familien machen Fehler, keine Frage. Ebenso die Kirche. Aber am Ende des Tages liegt in den Schätzen Gottes wesentlich mehr Hoffnung und nachhaltige Kraft als in den modischen Weisheiten der Welt, deren Verfallsdatum oft genug schon vor dem Abklingen des Hypes, der um sie herum gemacht wird, abgelaufen ist.
-
Als Nachfolger Jesu will ich mich nicht von einer vorgeblichen Wissenschaftlichkeit blenden lassen, sondern aufmerksamer Beobachter sein.
Nehmt euch vor denen in Acht, die euch mit einer leeren, trügerischen Philosophie einfangen wollen, mit Anschauungen rein menschlichen Ursprungs, bei denen sich alles um die Prinzipien dreht, die in dieser Welt herrschen, und nicht um Christus. (Kol 2:8, NGÜ)
Meine Beschäftigung mit den Hintergründen der Kinsey Studie haben mir klargemacht, dass ich nicht einfach gutgläubig fressen muss, was mir vorgesetzt wird. Der weltanschaulich ’neutrale’ Raum ist letztendlich wohl eine Illusion. Nicht überall wo ‘wissenschaftlich’ draufsteht, ist auch gute Wissenschaft drin. Ebenso enthält nicht alles Christus, wo ‘christlich’ draufsteht.
Wenn ich mit einer Sex-Umfrage konfrontiert werde, können mir folgende Fragen dabei helfen, mir einen ersten Eindruck zu bilden:
- Wie ist die Gesamtstudie angelegt?
Wer steckt hinter der Studie? Was für Motivationen treiben die Urheber an? Was haben sie sonst noch publiziert? Haben sie ihren Standort gekennzeichnet, könnten sie in irgendeiner Weise befangen sein? Legen sie ihre Prämissen, Vorüberlegungen und impliziten Thesen offen? Werden die Rohdaten zugänglich gemacht? Wer finanziert oder sponsert die Studie? Über welche Kanäle sollen die Ergebnisse publiziert werden?
Grundsätzlich gilt: Wenn bei einer Studie ein ausführendes Team mit ‘missionarischer Agenda’ und ein potenter Partner in der Vermarktung zusammenkommen, ist erstmals Vorsicht angebracht. Denn dann ist die Möglichkeit für eine ideologie- oder interessegeleitete Manipulation gegeben. - Sind die gewählten Methoden der Studie sinnvoll oder problematisch?
Nicht nur, aber insbesondere im Bereich Sexualität ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse einer öffentlich frei zugänglichen Umfrage repräsentativ sind und den Querschnitt des untersuchten Zielpublikums zuverlässig abbilden, gering. Die sachgemäße Entzerrung der Resultate dürfte wiederum eine problematische Übung sein. Resultate aus solchen Umfragen sollte ich deshalb grundsätzlich mit der nötigen Zurückhaltung ‘genießen’. - Verspricht die Umfrage klar umrissene Erkenntnisse oder eröffnet sie große interpretative, spekulative Spielräume?
Sind die Fragen und die Antwortoptionen verständlich und klar, oder können sie in unterschiedliche Richtung gedeutet werden? Beinhalten Fragestellungen implizite moralische Wertungen, die mein Votum beeinflussen könnten? Werden zentrale Begriffe definiert oder nicht? Meine Vermutung: Unschärfen in den Fragestellungen und in der Begrifflichkeit tragen zu einer unsachgemäßen Erweiterung der interpretativen Spielräume bei. Begriffe können im Nachgang inhaltlich tendenziös gefüllt werden und so die Ergebnisse der Studie verzerren. - Auf welchen weltanschaulichen oder auch fachlichen Vorannahmen beruht der Aufbau der Umfrage?
Menschen funktionieren auf der Grundlage ihrer Weltanschauung konsequenter, als ihnen selbst vielleicht bewusst ist. Die Prägung und der Hintergrund der Urheber wird nicht erst in der Auswertung sichtbar, sondern bereits in der Erstellung der Umfrage. Diese ist soziologisch gesehen bereits Teil der Realitätsbildung.
Wenn zum Beispiel ohne eine vorausgehende Frage nach dem eigenen Konzept von Geschlecht, wie selbstverständlich, mehr als zwei Geschlechter in der Umfrage zur Auswahl stehen, dann ist das zugleich eine weltanschauliche Aussage («wir folgen hier nicht dem biblischen Narrativ von zwei Geschlechtern ») und eine Form der Realitätsbildung («Es ist heute selbstverständlich, von mehr als zwei Geschlechtern zu reden, also solltest du es auch.»).
Ich weiß mittlerweile auch, dass es leider keine Garantie für solide Wissenschaftlichkeit ist, wenn neuere Studien ihre Fragekataloge an etablierten Messinstrumenten der Sexualwissenschaft ausrichten, erst recht nicht, wenn diese selbst in der Tradition einer von Kinsey geprägten Sexualtheorie stehen. [53]
Bei einer Urteilsbildung hilft es mir, wenn ich eine Umfrage daraufhin befrage, was sie auslässt und warum. Im Bereich der Sexualität kann ich zum Beispiel fragen, inwiefern die Umfrage den grundlegenden Zusammenhang zwischen Sex und Fortpflanzung berücksichtigt oder nicht (Themen wie Fruchtbarkeit, Kinderwunsch, Schwangerschaft, Elternschaft und dergleichen). Bleibt dieser Zusammenhang weitgehend ausgeblendet, kann das natürlich eine sinnvolle Beschränkung des Themas der Umfrage sein. In einer großen Studie mit dem Anspruch auf den umfassenden Blick auf den menschlichen Sexualtrieb und das Sexualverhalten kann das aber auch ein Hinweis auf ein progressives Mindset in der Tradition eines Kinsey sein. Denn seine Vision war die einer von ‘lästigen Nebeneffekten’ wie der Sorge um die Zeugung von Kindern befreiten, ego-zentrierten und lustfokussierten Sexualität.
Mit dieser «Message to self» möchte ich meine Übung in ‘ideologischer Archäologie’ nun auch abschließen. Ich durfte einmal mehr viel lernen, und bin damit sicher noch nicht am Ende.
Kinsey starb am 25. August 1956. Sein Geist weht aber in vielerlei Hinsicht immer noch um uns. Es lebt weiter im infamen Kinsey Institute, welches bis heute mit Rückendeckung aus Politik und Academia die Lügen und Verbrechen ihres Gründers kaschiert.[54]
Kinseys Geist lebt vor allem weiter in den politisch tendenziösen Genderstudies unserer Tage, in der zelebrierten sexuellen Vielfalt der Pride-Märsche, in den das kindliche Schamgefühl strapazierenden Aufklärungsbüchern und in dem stetig mutierenden Vokabular der Queer-Bewegung. Vielleicht auch schlicht und einfach in der neusten Sexualumfrage, beworben in der Zeitschrift deines Vertrauens.
Gestaltung Titelbild: Peter Bruderer
Fussnoten:
[1] https://nursingclio.org/2013/08/20/dropping-the-k-bomb/
[2] 20. August 1953, Vgl: https://www.pbs.org/wgbh/americanexperience/features/bomb-soviet-tests/
[3] Mündliche Auskunft von Judith Reisman im Rahmen eines Zoomcalls am 05.01.2021
[4] Vgl. dazu die bekannte Kinsey-Skala: https://en.wikipedia.org/wiki/Kinsey_scale
[5] Vgl. Dazu die ominöse Tabelle Nr. 34 in Sexual Behavior in the Human Male
[6] Diese Behauptung ist unbewiesen, hingegen gibt es einen gut dokumentierten Zusammenhang zwischen vorehelichem Verkehr und erhöhter Wahrscheinlichkeit einer Scheidung. Vgl. z.B. diese aktuelle Studie: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0192513X231155673
[7] Wardell B. Pomeroy, Boys and Sex, A long needed modern sexual Guide for Boys, 1968, S107
[8] Vgl. James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S619-620
[9] https://www.srf.ch/play/tv/mtw/video/alfred-kinsey-dr–sex?urn=urn:srf:video:ad7de488-306e-4b59-b877-a99a59aed8bc&showUrn=urn%3Asrf%3Ashow%3Atv%3Aad7de488-306e-4b59-b877-a99a59aed8bc
[10] Unter anderem gab es Auftritte an der Universität von Kopenhagen und Aarhus (DK)
[11] Zitiert aus: Judith Reisman, Stolen Honor Stolen Innocence: How America Was Betrayed by the Lies and Sexual Crimes of a Mad “Scientist”, 2012, S55, eigene Übersetzung
[12] Vgl. etwa Magnus Hirschfeld, Sittengeschichte des Weltkrieges, 1930
[13] Es ist kein Wunder, dass die USA in den 50ern eine konservative Wende erlebten und die Kinsey-Studien ihre Wirkung erst verzögert in der sexuellen Revolution der späten 60er und der 70er entfaltet haben. Die Menschen waren in den Nachkriegsjahren auf der Suche nach Normalität und menschlicher Wärme, Heilung der Beziehungen, Schutz der Familien, Ernstnehmen der Scham. Die zerstörerischen Auswirkungen einer aus den Fugen geratenen Welt inkl. Sexualität hatten sie erlebt. Sie wollten etwas anderes. Vgl. z.B:
https://www.lovetoknow.com/life/relationships/1950s-family-structure-values-everyday-life
https://www.bartleby.com/essay/Religious-Revival-of-the-1950s-PKM3U493RYZS
[14] Für eine ausführliche Behandlung der statistischen Fehler und Probleme: American Statistical Association, Statistical Problems of the Kinsey Report, 1954. Vgl. auch: Dr. Hans Lutz, Das Menschenbild der Kinsey Reporte, Beiträge zur Sexualforschung, 10. Heft, 1957, S45-57
[15] American Statistical Association, Statistical Problems of the Kinsey Report, 1954, S152, eigene Übersetzung
[16] Programmatisch dafür der Titel einer Schrift von ihm aus dem Jahre 1941: «Sex Behaviour in the Human Animal».
[17] Dr. Hans Lutz, Das Menschenbild der Kinsey Reporte, Beiträge zur Sexualforschung, 10. Heft, 1957, S55
[18] Dr. Hans Lutz, Das Menschenbild der Kinsey Reporte, Beiträge zur Sexualforschung, 10. Heft, 1957, S60
[19] https://www.amnh.org/research/invertebrate-zoology/collections/hymenoptera-non-apoidea/kinsey-gall-wasps
[20] Vgl. Cornelia Christenson, Kinsey: a Biography, 1971, S8
[21] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S220
[22] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S480, eigene Übersetzung
[23] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S480
[24] Vgl. dazu das Kapitel «We cannot use anyone afraid of Sex» in James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S465-500
[25] Wardell B. Pomeroy, Dr. Kinsey and the Institute for Sex Research, 1972, S174
[26] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S607, 612–613
[27] Dr. Hans Lutz, Das Menschenbild der Kinsey Reporte, Beiträge zur Sexualforschung, 10. Heft, 1957, S61
[28] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S23, eigene Übersetzung
[29] Vgl. z.B. Wardell B. Pomeroy, Dr. Kinsey and the Institute for Sex Research, 1972, S30
[30] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S612-614
[31] Paul Robinson, The Modernisation of Sex, 1976, S86
[32] Vgl. R. Marie Griffith: The Religious Encounters of Alfred C. Kinsey, The Journal of American History, Sept. 2008, S368
[33] Paul Robinson, The Modernisation of Sex, 1976, S83
[34] Vgl. R. Marie Griffith: The Religious Encounters of Alfred C. Kinsey, The Journal of American History, Sept. 2008, S352
[35] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S466, eigene Übersetzung
[36] James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S466, eigene Übersetzung
[37] : Judith Reisman, Stolen Honor Stolen Innocence: How America Was Betrayed by the Lies and Sexual Crimes of a Mad “Scientist”, 2012, S55, eigene Übersetzung
[38] Wardell B. Pomeroy, Dr. Kinsey and the Institute for Sex Research, 1972, S286p, eigene Übersetzung
[39] https://www.srf.ch/audio/agenda/alfred-kinsey-der-tabubrecher?uuid=57fb470b-e3c7-4f4c-b088-5b704b12a6fc
[40] Es ist Judith Reisman (1935–2021), welche 1990 in ihrem Buch Kinsey, Sex and Fraud die öffentliche Aufmerksamkeit auf die ominöse Tabelle 34 in Sexual Behavior in the Human Male lenkte. Darin wird die sexuelle Erregungsfähigkeit von Kleinkindern experimentell dokumentiert. Ihre Konfrontation von Weggefährten von Kinsey in der Phil Donahue Show ist sehenswert und kann heute noch auf Video nachgeschaut werden: https://www.youtube.com/watch?v=zUGtmb0taKU. Die Sympathien Kinseys für Pädophile wird in der Biografie von James H. Jones bestätigt: James H. Jones, Alfred C. Kinsey — A Public / Private Life, 1997, S752-753.
[41] Kinsey ist die primäre Quelle für Desjardins in seinem ersten und wohl bekanntesten Buch «Le Mythe du Péché Solitaire» (1969). Das Buch plädiert für die De-Stigmatisierung von Masturbation. Unter anderem führt Desjardins die von Kinsey missbräuchlich untersuchte frühkindliche sexuelle Erregbarkeit und das Vorkommen von Masturbation in der Tierwelt als Argumente ins Feld.
[42] Seward Hiltner, Sex Ethics and the Kinsey Reports, 1953, vii
[43] Die Kontakte von Kinsey ins religiöse Milieu und deren Reaktion auf seine Publikationen sind gut dokumentiert in der Forschungsarbeit von R. Marie Griffith: The Religious Encounters of Alfred C. Kinsey, The Journal of American History, Sept. 2008, S349-377. Unter anderem werden darin der Einfluss von Kinsey auf bekannte Theologen wie den Amerikaner Norman Pittenger oder den Engländer Derrick Shervin Bayley erwähnt. Der Prozess-Theologe Pittenger, zwischenzeitlich Vorsitzender der Theologischen Kommission des Weltkirchenrates, forderte in seinem Buch Time for Consent (1970) die völlige Annahme von homosexuellen Beziehungen und outete sich anschliessend selbst als homosexuell. Der Engländer Derrick Shervin Bailey soll sichtliche Freude an seinem schriftlichen Austausch mit Kinsey gehabt haben. Er hatte grossen Einfluss durch sein Buch Sexual Relationships in Christian Thought (1959), in dem er für eine Lockerung der britischen Sittengesetze plädierte und neue Argumente bezüglich Homosexualität in die Theologische Debatte einführte.
[44] Donald Porter Geddes (ed.), An analysis of the Kinsey Reports on Sexual Behavior in the Human Male and Female, 1954, S66
[45] https://billygraham.org/audio/the-bible-and-dr-kinsey/ , Vgl. Auch den Transcript in: E.J. Daniels, I Accuse Kinsey!, 1954, S103-112, eigene Übersetzungen
[46] Vgl z.B Pitirim Sorokin, The American Sex Revolution, 1956, S38-43 oder auch Pitirim Sorokin, Fads and Foibles in modern Sociology, 1958, S3‑4
[47] Vgl. Pitirim Sorokin, The American Sex Revolution, 1956, S43-46, eigene Übersetzungen
[48] Wardell B. Pomeroy, Dr. Kinsey and the Institute for Sex Research, 1972, S286, eigene Übersetzung
[49] Vgl. Dazu Beispielsweise: Joel Best, Damned Lies and Statistics – Untangling Numbers from the Media, Politicians, and Activists, 2001
[50] Jason Blekely, We Built Reality – How Social Sciences Infiltrated Culture, Politics, and Power, 2020, xiv, eigene Übersetzung
[51] Als Scientismus wir die Meinung bezeichnet, dass die Wissenschaft mittels wissenschaftliche Methoden der beste oder einzige Weg sind, um die Wahrheit über die Welt und die Realität zu erkennen.
[52] Jason Blekely, We Built Reality – How Social Sciences Infiltrated Culture, Politics, and Power, 2020, xvi, eigene Übersetzung
[53] Wer einen realistischen Blick auf die Irrungen und Wirrungen in der noch kurzen Geschichte der Sexologie gewinnen möchte, dem seien folgende zwei Bücher empfohlen: Ira L. Reiss, An Insider’s View of Sexual Science Since Kinsey, 2006; Janice M. Irvine, Disorders of Desire: Sex and Gender in Modern American Sexology, 1990
[54] Vgl. dazu den aktuellen Artikel von Albert Mohler über die Verquickungen des Kinsey Institutes mit der Universität von Indiana und der Politik dieses US-Bundesstaates: https://wng.org/opinions/polymorphous-perversity-in-the-heartland-1700050198?fbclid=IwAR2xwo9BSaTda609p9D6HmQPFIccKJb0zR6cZdEzbcZTkI-efUbZMhILr1M
0 Comments