Kirche als Raum der Gnade (1/3)

Lesezeit: 9 Minuten
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by Paul Bruderer | 22. Sep. 2023 | 4 comments

Kirchen haben die Beru­fung, ein Ort des barmherzi­gen Mit­ge­fühls zu sein für Men­schen, die Jesus nach­fol­gen möcht­en. Mit anderen Worten: Kirchen sind Räume der Gnade. Der kür­zlich ver­stor­bene Pas­tor und The­ologe Tim Keller sagt: «Wir alle sind geliebter, als wir je glauben kön­nen. Wir alle sind kaput­ter, als wir je denken kön­nen.“ Wir alle brauchen ein Mass an Gnade, das unserem Leben entspricht, damit wir als Chris­ten aufblühen.

Wir blühen auf, wenn wir verän­dert wer­den, heil wer­den, uns bewähren und dienen kön­nen. Damit diese Dinge begin­nen, in unseren Leben stattzufind­en, ist es entschei­dend, dass wir ler­nen, in ein­er neuen Weise zu denken. Erst dann wer­den wir verän­dert und sind über­haupt in die Lage, beurteilen zu kön­nen, ob unser Lebensen­twurf Gottes Wille ist – ob er gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob er vol­lkom­men ist (frei nach Römer 12:2).

Ich präsen­tiere in ein­er Serie von drei Artikeln den 3AB Weg für Kirchen, Pas­toren, Seel­sorg­er und Chris­ten. Der 3AB Weg kann in der Beurteilung von sex­u­alethis­chen Sit­u­a­tio­nen helfen. Wie kön­nen wir unsere Kirche als Raum der Gnade gestal­ten, wenn zum Beispiel ein Mann in den Gottes­di­enst kommt, der polyamourös lebt? Was passiert, wenn eine Frau anklopft, die unver­heiratet mit ihrem Part­ner zusam­men­lebt? Was geschieht, wenn ein ver­heiratetes homo­sex­uelles Paar gemein­sam in die Kirche kommt und Kinder mit­bringt? Was läuft, wenn ein Mann kommt, der sex­uell sehr freizügig lebt?

Wenn ich diese Beispiele ‘ein­fach so’ aneinan­der­rei­he, ist das für manche mein­er Leser ver­mut­lich bere­its ein Affront. Pro­gres­siv-lib­erale Leser denken vielle­icht: Eine treue homo­sex­uelle Beziehung in den ‘gle­ichen Topf’ wer­fen mit einem sex­uell freizügig leben­den Mann – das geht nicht!

Nun, ich lege in diesen Artikeln meine Karten mehrmals auf den Tisch. Hier tue ich das gle­ich zum ersten Mal: Ich schreibe über diese Fragestel­lun­gen aus Sicht des his­torischen Chris­ten­tums. Das Chris­ten­tum hat his­torisch nicht alles richtig gemacht, aber an manchen Punk­ten aus mein­er Sicht schon. Wenn meine pro­gres­siv-lib­eralen Leser sehen möcht­en, wie der Raum der Gnade gestal­tet wer­den kann aus Sicht von jemand wie ich, dann sind diese Artikel für euch eine lohnende Lektüre.

Men­schen in Sit­u­a­tio­nen, wie ich sie skizziert habe, sind oft an Jesus Chris­tus inter­essiert, aber das Umdenken, dass für ihr Auf­blühen nötig ist, hat vielle­icht noch nicht stattge­fun­den. Vielle­icht lehnen sie bib­lis­che Werte sog­ar bewusst ab — oder wenig­stens das, was sie denken, sind bib­lis­che Werte. Natür­lich ist keine Sit­u­a­tion wie die andere und jede ist let­ztlich ein Einzelfall. Darum ist Vor­sicht geboten, wenn ich hier von solchen all­ge­mein for­mulierten Kon­stel­la­tio­nen rede. Trotz­dem hil­ft es, sich solche Lebensen­twürfe vor Augen zu nehmen und zu fra­gen: Wie soll die Ort­skirche die Gemein­schaft gestal­ten, damit sie für diese Men­schen ein Raum der Gnade wird?

Ich schlage vor, dass Gemein­den und Inter­essierte in solchen Sit­u­a­tio­nen miteinan­der den 3AB Weg gehen. Dieser Weg ist eine Art, wie eine Lokalkirche sich selb­st als Raum der Gnade gestal­ten kann. Ich stelle den 3AB Weg im drit­ten Artikel aus­führlich vor. Damit der Weg ver­ständlich wird, starte ich in Artikel 1 mit der Analyse ein­er konkreten Glaubens­ge­mein­schaft zur Zeit des Neuen Tes­ta­ments (mit der Gemeinde in Korinth). Im Artikel 2 leite ich daraus 9 The­sen ab. Dieser zweite Artikel ist etwas länger und enthält viel Sub­stanz . Im Artikel 3 stelle ich dann den 3AB Weg genauer vor. Meine Artikel beant­worten nicht alle Fra­gen, aber ich hoffe, dass eine weit­er­führende Diskus­sion einige davon beant­worten werden.

Paulus war ein jüdischer ‘barmherziger Samariter’

Wir sehen in Paulus einen weisen The­olo­gen, Seel­sorg­er und Grün­der von Ort­skirchen, der Men­schen jen­seits jeglich­er christlichen Sozial­isierung in die Nach­folge von Jesus Chris­tus führt. Paulus ist nicht der bornierte, jüdisch geprägte The­ologe, als den er zuweilen dargestellt wird. Er ist getrieben von Gottes Barmherzigkeit für Men­schen, sowohl jüdis­ch­er Herkun­ft, als auch Men­schen aus ein­er nicht-christlichen Kul­tur. Er weiss, wie seine eigene Lebens­geschichte und jene ander­er Chris­ten früher aus­sah und verän­dert wor­den ist. In pointierten Worten, die an Tim Keller’s Worte erin­nern, erk­lärt er:

Früher waren näm­lich auch wir – wie alle anderen Men­schen – ohne Ein­sicht und Ver­ständ­nis. Wir ver­weigerten Gott den Gehor­sam, gin­gen in die Irre und wur­den von allen möglichen Lei­den­schaften und Begier­den beherrscht. Bosheit und Neid bes­timmten unser Leben. Wir waren ver­ab­scheuungswürdig, und ein­er has­ste den anderen. Doch dann ist die Güte Gottes, unseres Ret­ters, und seine Liebe zu uns Men­schen sicht­bar gewor­den, und er hat uns gerettet – nicht etwa, weil wir so gehan­delt hät­ten, wie es vor ihm recht ist, son­dern einzig und allein, weil er Erbar­men mit uns hat­te. (Titus 3:3–5)

Wie kommt es zum Wech­sel von diesem Leben in ‘Lei­den­schaften und Begier­den’ zu einem auf­blühen­den Chris­ten­leben? Welche Rolle spie­len die Ort­skirche, die christliche Lehre und andere Gläu­bige? Es braucht gemäss dieser Bibel­stelle für uns alle Gottes Güte und Erbar­men. Ich fasse diese Ele­mente unter dem Ober­be­griff ‘Gnade’ zusam­men. Ort­skirchen haben die Beru­fung, für alle Men­schen Räume der Gnade zu werden.

Wie die lokale Kirche in sex­u­alethis­chen Fra­gen als Raum der Gnade gestal­tet wer­den kann, sehen wir beispiel­haft in Korinth. Paulus gestal­tet diese Ort­skirche auf eine bes­timmte Art und Weise. Dabei ist er angetrieben von dieser Güte und diesem Erbar­men Gottes. Paulus ist sozusagen ein jüdis­ch­er ‘barmherziger Samarit­er’ für diese Men­schen. Schauen wir ihm über die Schul­tern, wie er in 1Kor 6:12–20 den Män­nern begeg­net, die Chris­ten sind und zu Pros­ti­tu­ierten gehen.

Ein ‘interessanter Fall’: Gläubig und Bordelbesucher

Ja du hast richtig gele­sen: In der Gemeinde in Korinth gehen Chris­ten ein und aus, die Sex mit Pros­ti­tu­ierten haben! Sie wer­den nicht ein­fach aus der Kirche ver­ban­nt, son­dern erleben grund­sät­zliche Annahme. Und dies, obwohl Paulus Bescheid weiss:

Soll ich denn nun, indem ich mich mit ein­er Pros­ti­tu­ierten ein­lasse, Chris­tus das weg­nehmen, was einen Teil seines Leibes aus­macht, und es zu einem Teil ihres Leibes machen? Niemals! (1Kor 6:15)

Diese Män­ner sind ein ‘inter­es­san­ter Fall’. Sie kom­men zum Glauben an Jesus Chris­tus, aber ihr Denken ist in Bezug auf ihre Sex­u­al­ität noch unverän­dert. Vielmehr nehmen sie sog­ar eine Vertei­di­gung­shal­tung ein und find­en mehrere Argu­mente, warum sie als Chris­ten ange­blich weit­er­hin zu Pros­ti­tu­ierten gehen dür­fen. Schauen wir uns das an.

Im antiken Hei­den­tum war es für Män­ner nor­mal und üblich, Sex mit Pros­ti­tu­ierten zu haben:

Man ging davon aus, dass römis­che Ehemän­ner Konku­bi­nen haben und Pros­ti­tu­ierte besuchen. Nach ein­er Mahlzeit war es üblich, dass der Gast­ge­ber diese Dien­ste anbot. Ehe­frauen, die sich darüber bekla­gen, wur­den als wäh­lerisch oder störend gese­hen. (David Instone-Brew­er, BI390 Bib­li­cal Sex­u­al Ethics, Logos Mobile Education)

In diesem Zitat sehen wir etwas von der dop­pel­bödi­gen Sex­u­al­prax­is im Hei­den­tum. Die hei­d­nis­che Gesellschaft erlaubte Män­nern eine grosse sex­uelle Freizügigkeit, während sie von Ehe­frauen die ehe­liche Treue ver­langte. Was sex­uell erlaubt war, hing in dieser Zeit davon ab, wo man in der gesellschaftlichen Hier­ar­chie stand und welch­es Geschlecht man hat­te. Es kann dur­chaus sein, dass diese gläu­bi­gen Bor­dellbe­such­er in Korinth höhergestellte Män­ner waren.

Let­ztlich sind die Män­ner aber nor­male, hei­d­nis­che Män­ner, die zum Glauben an Jesus kom­men. Sie kom­men wirk­lich zum Glauben! Ich nehme an, dass Paulus auch über sie sagt: Ihr seid reinge­waschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht gewor­den durch den Namen des Her­rn Jesus Chris­tus und durch den Geist unseres Gottes (1Kor 6:11). Trotz dieser geistlichen Tat­sache führen sie ihre dop­pel­bödi­ge Sex­u­al­prax­is weit­er und gehen zu Prostituierten.

Gemäss der dop­pel­bödi­gen Sex­u­al­prax­is der dama­li­gen Kul­tur machen diese Män­ner lediglich das Nor­mal­ste der Welt. Paulus hinge­gen beurteilt die Sit­u­a­tion kom­plett anders. Er würde gemäss Titus 3:4–5 sagen: Ihr werdet von ‘Lei­den­schaften und Begier­den beherrscht’. Diese mitunter kom­plett unter­schiedliche Ein­schätzung der Sit­u­a­tion kann auch heute in vie­len Kirchen die Ursache von Span­nun­gen sein zwis­chen der Leitung ein­er Kirche und der Per­son, die neu dazus­tossen möchte. Umso mehr Grund zu schauen, wie der ‘barmherzige Samarit­er’ Paulus mit dieser Span­nung umge­ht und in ihr agiert. Schauen wir Paulus über die Schulter!

Die halb-christlichen Argumente der Freier

Zur Recht­fer­ti­gung ihrer Besuche bei Pros­ti­tu­ierten artikulieren diese Chris­ten zwei Argu­mente:

Argu­ment 1: Alles ist mir erlaubt! (1Kor 6:12)

Argu­ment 2: Das Essen ist für den Bauch, und der Bauch für das Essen. Bei­des hat Gott zur Vergänglichkeit bes­timmt. (1Kor 6:13)

Ich finde es span­nend, dass Paulus diesen Argu­menten nicht kat­e­gorisch wider­spricht. In Bezug auf Argu­ment 1 weiss Paulus, dass ins­beson­dere das jüdis­che Gesetz für Chris­ten nicht in allen Belan­gen verbindlich ist. Diese Chris­ten, die zu Pros­ti­tu­ierten gehen, nutzen also gewis­ser­massen ein ‘christlich­es’ Argu­ment. Wenig­stens denken sie, es sei christlich. Oder sie wollen so denken. Es ist auf jeden Fall kein kom­plett nicht-christlich­es oder anti-christlich­es Argu­ment! Nen­nen wir das Argu­ment der gläu­bi­gen Bor­dellbe­such­er deshalb ein ‘halb-christlich­es’ Argument.

Wie wir im Ver­lauf des Textes sehen, führt dieses ‘halb-christliche’ Argu­ment zur Recht­fer­ti­gung ein­er Prax­is, die bib­lisch gese­hen kom­plett und kat­e­gorisch abzulehnen ist:

Soll ich denn nun, indem ich mich mit ein­er Pros­ti­tu­ierten ein­lasse, Chris­tus das weg­nehmen, was einen Teil seines Leibes aus­macht, und es zu einem Teil ihres Leibes machen? Niemals! (1Kor 6:15)

Das Argu­ment der Män­ner klingt zwar ein biss­chen ‘christlich’, aber trotz der ‘christlichen’ Ele­mente führt es die Män­ner in die kom­plett falsche Rich­tung. Paulus erk­lärt ihnen, dass sie ‘Alles ist mir erlaubt’ ein­seit­ig nutzen. ‘Alles ist mir erlaubt’ muss in Verbindung gebracht wer­den mit anderen Ele­menten. Hier konkret mit der Frage, ob eine Hand­lung gut für mich sei, sowie mit der Frage, ob die Hand­lung anfängt, mich zu beherrschen. (Vers 12)

Das Argu­ment 2 klingt ‘christlich­er’ als das Argu­ment 1, da es expliz­it ein Ele­ment zu inte­gri­eren ver­sucht aus der (wohl missver­stande­nen) christlichen Endzeitlehre: Der Kör­p­er ist der Vergänglichkeit bes­timmt. Auch beim Argu­ment 2 wider­spricht Paulus nicht allem, was die from­men Freier behaupten. Doch weil es noch etwas direk­ter auf die Förderung des sex­uellen Fehlver­hal­tens der Män­ner gerichtet ist, wider­spricht ihm Paulus schär­fer als dem Argu­ment 1.

Im weit­eren Ver­lauf von 1 Korinther 6:12–20 sehen wir, wie Paulus die ‘halb-christlichen’ Argu­mente wider­legt. Er tut dies, indem er ein gutes the­ol­o­gis­ches Argu­ment auf­baut. Dazu iden­ti­fiziert er das Grund­prob­lem in den halb-christlichen Argu­menten der Män­ner: Sie ver­ste­hen die wahre Bedeu­tung ihres Kör­pers nicht. Daraufhin zeigt er ihnen, wie sie aus Sicht ihrer Vere­ini­gung mit Chris­tus richtig über ihren Kör­p­er denken soll­ten. Wir schauen uns das an.

Das christliche Argument von Paulus

Paulus stellt Sex­u­al­ität in den Rah­men der gesamten Schöp­fung. Der Kos­mos mit dessen Schöpfer und Erlös­er, und nicht die Gesellschaft, ist gemäss Paulus der richtige Bezugsrah­men für das christliche Ver­ständ­nis von Sex­u­al­ität. Während das Hei­den­tum Sex­u­al­ität im engen Rah­men der eher patri­ar­chalen gesellschaftlichen Vor­gaben denkt, stellt hier die Bibel Sex­u­al­ität in den viel grösseren Rah­men der Schöp­fung, des Kos­mos. Ich kann hier nur kurz skizzieren, was dies im konkreten Fall der gläu­bi­gen Bor­dellbe­such­er bedeutet.

Da der gesamte Kos­mos auf Chris­tus hin erschaf­fen und von ihm aus der Ver­loren­heit erlöst ist, müssen diese Män­ner ver­ste­hen, welche Auswirkun­gen ihre Verbindung mit Jesus Chris­tus hat. Weil sie Chris­tus ange­hören, ist ihr Kör­p­er nun ein sakraler Raum im Uni­ver­sum gewor­den (1Kor 6:19 spricht vom Kör­p­er als Tem­pel). Darum sollen die Män­ner ihren Chris­tus gewei­ht­en Kör­p­er nicht durch Sex mit Pros­ti­tu­ierten entweihen.

Wenn sie diese Bedeu­tung ihres Kör­pers in diesem neuen, kos­mis­chen Bezugsrah­men sehen, wer­den die Män­ner erken­nen, dass sie bish­er ihren Kör­p­er wie auch die Kör­p­er der Pros­ti­tu­ierten (!) unter dessen eigentlich­er Würde behan­delt haben. Ihr Kör­p­er ist kein Weg­w­er­far­tikel, der am Ende ver­nichtet wird, wie sie in Argu­ment 2 behaupten. Vielmehr wird ihr Kör­p­er wegen ihrer Verbindung mit Chris­tus eine zwar geheimnisvolle, jedoch reale Über­führung in die Ewigkeit erfahren (siehe 1Kor 15:35–49). Ihr Kör­p­er hat Ewigkeitswert, denn Gott wird an ihrem Kör­p­er das­selbe vol­lziehen, wie er an Jesus Chris­tus vol­l­zo­gen hat! (1Kor 6:14) Der kos­mis­che Bezugsrah­men der Bibel wertet den Kör­p­er dieser Män­ner auf, während der gesellschaftliche Rah­men ihn abwertet.

Kurz gesagt: Paulus erk­lärt den Män­nern, dass sie ler­nen müssen, auf christliche Weise über ihren Kör­p­er zu denken: Ihr Kör­p­er hat grosse Würde wegen dessen Ewigkeitswert. Es wäre für den The­olo­gen und Seel­sorg­er Paulus schlicht unbarmherzig, den Män­nern dieses Wis­sen über ihre Würde vorzuenthalten.

Die Kirche in Korinth als Raum der Gnade sehen

Wir sehen in diesen Darstel­lun­gen bere­its, wie die Kon­turen ein­er konkreten lokalen Kirche ausse­hen kön­nen, um für nor­male Men­schen, die zum Glauben kom­men, zu einen Raum der Gnade zu wer­den. Die Kirche wertet die Sex­u­al­ität und die Kör­per­lichkeit nicht ab, son­dern mas­siv auf. Der Kör­p­er hat Ewigkeitswert. Der Kör­p­er ist der christlichen Ethik heilig. Es wäre ungnädig, den Men­schen diese Infor­ma­tion vorzuen­thal­ten. Es ist ein Teil der Gnade Gottes, wenn  Men­schen das zu hören bekom­men und ler­nen, es zu verstehen .

Der The­ologe und Grün­der der christlichen Gemein­schaft L’Abri, Fran­cis Scha­ef­fer, schreibt:

Ich bin überzeugt, dass die Men­schen im zwanzig­sten Jahrhun­dert nicht zuhören wer­den, wenn wir zwar die richtige Lehre und richtige Kirchenord­nung haben, aber keine Gemein­schaft zeigen. (zitiert in Andrew Fel­lows The Church Before the Watch­ing World: Fran­cis Schaeffer’s Bur­dens)

Fel­lows sagt, dass Scha­ef­fer «sog­ar so weit ging, unsere Demon­stra­tion der lieben­den Gemein­schaft als ‘die let­zte Apolo­getik’ zu beze­ich­nen — eine Demon­stra­tion dessen, was wir wirk­lich sind, vor ein­er beobach­t­en­den Welt». Scha­ef­fer imple­men­tierte eine ‘dop­pelte’ Orthodoxie:

Ortho­dox­ie der Lehre und Ortho­dox­ie der Gemein­schaft inmit­ten der sicht­baren Kirche, ein­er Gemein­schaft, die die Welt sehen kann. Durch die Gnade Gottes muss die Kirche also gle­ichzeit­ig für ihre Rein­heit der Lehre und die Real­ität ihrer Gemein­schaft bekan­nt sein. (Scha­ef­fer zitiert in Andrew Fel­lows The Church Before the Watch­ing World: Fran­cis Schaeffer’s Bur­dens)

Um diese dop­pelte Ortho­dox­ie geht es mir, wenn ich die Kirche als Raum der Gnade beschreibe. Wie kann diese dop­pelte Ortho­dox­ie ausse­hen, konkret und real? Im näch­sten Artikel for­muliere ich 9 The­sen, was dies für uns heute bedeuten kön­nte um anschliessend im drit­ten Artikel den 3AB Weg zu beschreiben. In der Zeit bis zu deren Veröf­fentlichung ermutige ich meine Leser, sel­ber zu über­legen, was meine obi­gen Beobach­tun­gen für lokale Kirchen bedeuten kön­nten, die den Men­schen Gottes Gnade erfahrbar machen wollen.

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Bilder: Old South Meet­ing House, Boston (iStock)

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Paul Bruderer

Paul Bruderer, Jahrgang 1972, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, 1998 Gründungsmitglied der erwecklichen ‹Godi›-Jugendarbeit in Frauenfeld. Seit 2001 Pastor in der Chrischona Gemeinde Frauenfeld. Paul lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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Kommentare zu diesen Beitrag

4 Comments

  1. David Ruprecht

    Grüess di Paul
    Seit vie­len Jahren bewegt mich dieses The­ma und ich ver­suche auf mancher­lei Art und Weise, unsere Lokalkirche in diese Rich­tung zu bewe­gen. Deine Darstel­lung und Argu­men­ta­tion­slin­ien helfen mir dabei sehr. Danke viel­mals. Ich bin ges­pan­nt auf Artikel 3, möchte das ger­ade (ein­mal mehr) in die Predigt vom 22. Okto­ber ein­fliessen lassen.
    Danke und bis riich gsägnet
    david

    Reply
    • Paul Bruderer

      Hi David, danke! Ich schicke dir den Artikel 3 schon mal damit du etwas mehr Vor­lauf hast. Wegen dein­er anderen Anfrage: ich habe sie erhal­ten und antworte dir am Mon­tag ok?

      Reply
  2. Heinz Wilhelm

    Hoi Paul
    Ich lese auch diesen Artikel mit Freude, Begeis­terung und Inter­esse. Er bere­ichert mich und lenkt, kor­rigiert meine Gedanken in guter Weise. Danke.

    Reply
    • Paul Bruderer

      Vie­len Dank Heinz 🙏

      Reply

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