Wie kann christliche Sexualethik heilsam sein?

Lesezeit: 14 Minuten
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by Paul Bruderer | 09. Mai. 2025 | 18 comments

Heil­sam oder welt­fremd, krank machend, frei­heit­sraubend, aus­gren­zend oder sog­ar eine Aggres­sion gegenüber sex­uellen Min­der­heit­en? Wie ist christliche Sex­u­alethik? Ich lade dich zu ein­er Reise ein, her­aus aus dem engen und miss­bräuch­lichen Rah­men der ‘Stadt’ hinein in den Rah­men des ‘Kos­mos’, wo die Liebe auf­blühen kann. Dieser Text ist mein Vor­trag an der Kon­ferenz JESUS25, was den eher gesproch­enen Textstil erklärt.

Ich habe es mir angewöh­nt, die sex­u­alethis­chen Fra­gen unser­er Zeit immer mit der Bibel anzuge­hen, gemein­sam mit Men­schen, die per­sön­lich vom jew­eili­gen The­ma betrof­fen sind. Nach inzwis­chen vie­len Jahren der Auseinan­der­set­zung, füh­le ich etwas von dem, was wir in Titus lesen:

Als aber die Güte und Men­schen­fre­undlichkeit Gottes, unseres Ret­ters, erschien, hat er uns gerettet (Titus 3:4–5a)

Hier ist von der Erschei­n­ung von Jesus Chris­tus die Rede. Es gibt viele ethis­che Entwürfe, die mit dem Label ‘christlich’ angeschrieben sind. Ob sie christlich sind, ist eine andere Frage. Was wir hier schon ein­mal fes­thal­ten müssen, ist dies: Eine Ethik, die auf dem Gesam­tum­fang der Offen­barung in Jesus Chris­tus grün­det, kann unmöglich welt­fremd, krank machend, oder aggres­siv gegen den Men­schen gerichtet sein, denn mit dem Kom­men von Jesus Chris­tus – und damit auch mit allem, was Jesus Chris­tus uns in der Sex­u­alethik sagt und gibt – ist Gottes Güte und Men­schen­fre­undlichkeit zu uns gekom­men. Sex­u­alethik, die sich an Jesus Chris­tus ori­en­tiert, ist gut, schön, her­rlich, würde­voll, voller Gnade und Wahrheit, wieder­her­stel­lend — heilend eben.

Doppelbödige Sexualpraxis im Heidentum

Christliche Sex­u­alethik ist demzu­folge genau das, was wir brauchen. Viele Men­schen im antiken Hei­den­tum haben das ver­standen, weil die Christliche Sex­u­alethik ihnen einen Ausweg aus der dop­pel­bödi­gen Sex­u­al­prax­is des Hei­den­tums gab.

Von den Ehe­frauen wurde grund­sät­zlich sex­uelle Treue erwartet, während es selb­stver­ständlich war, dass die Män­ner mul­ti­ple sex­uelle Kon­tak­te hat­ten. So gab es im Hei­den­tum ein Wort, das für die treue Ehe­frau: Uni­vi­ra (Latein) oder Monan­dros (Griechisch), also die Frau eines Mannes. Es war allen klar: Die Ehe­frau soll ihrem Ehe­mann sex­uell treu sein. Das Beze­ich­nende ist, dass es die entsprechen­den Worte für die Män­ner gar nicht gab. Es gab kein Wort für ‘Mann ein­er Frau’, weil man in aller Selb­stver­ständlichkeit davon aus­ging, dass die Män­ner mul­ti­ple sex­uelle Kon­tak­te haben, mit den eige­nen Sklaven, Sklavin­nen und mit Prostituierten.

So lesen wir, wie Plutarch der frisch ver­heirateten Eury­dice ein per­sön­lich­es Ehe-Brief­ing gibt: 

«Wenn dein Ehe­mann ein ‘pec­ca­dil­lo’ (Kava­liers­de­likt) mit ein­er Geliebten oder Sklavin hat, sei nicht empört oder wütend … es ist sein Respekt für dich, der ihn dazu führt, seine Auss­chwei­fung, Zügel­losigkeit und Mutwilligkeit mit anderen Frauen zu teilen.» Plutarch (AD 45–125) an Eury­dice in Coni­u­galia Praecepta

Plutarch stellt die sex­uelle Auss­chwei­fung des Ehe­manns schon fast als eine Schutz­mass­nahme für die Ehe­frau dar. Von den Frauen wurde Treue erwartet, während Män­ner selb­stver­ständlich mul­ti­ple sex­uelle Kon­tak­te haben durften, mit den eige­nen Sklaven, Sklavin­nen und mit Prostituierten.

Doppelbödiges Denken im Heidentum

Hin­ter dieser dop­pel­bödi­gen Prax­is lag ein dop­pel­bödi­ges Denken über Mann und Frau. Im fol­gen­den Zitat spricht nie­mand geringer als Pla­ton über die moralis­che Leis­tungs­fähigkeit von Män­nern und Frauen:

«Von den Män­nern, die in die Welt kamen, kann man mit Ver­nun­ft davon aus­ge­hen, dass die Feigen oder Ungerecht­en in das Wesen von Frauen ver­wan­delt wur­den in der zweit­en Gen­er­a­tion.» Pla­ton 427 BC-347 BCE Timaeus

Frauen sind gemäss Pla­ton moralisch min­der­w­er­tige Män­ner. Liebe Leserin­nen, wenn ihr euch moralisch verbessert, werdet ihr gemäss dieser Idee keines­falls Frauen bleiben, denn es kann nicht sein, dass eine Frau moralisch bess­er wird als Män­ner. Wenn ihr euch moralisch verbessert, werdet ihr als Män­nern wiedergeboren!

Das dop­pel­bödi­ge Denken find­en wir auch im Denken über den Kör­p­er. Der Arzt Galenus sagt:

«Die Frau ist weniger per­fekt als der Mann in Bezug auf die repro­duk­tiv­en Organe. Sie wur­den in ihr gebildet, als sie noch ein Fötus war, doch wegen eines Defek­ts in der Hitze, welche sie nach aussen treiben, kon­nten sie nicht gebildet wer­den… Galenus 2. JH: Über den Nutzen der Körperteile

Wir wis­sen heute nicht genau, was antike Ärzte mit dieser Hitze mein­ten. Sie dacht­en, dass es eine Hitze gibt im Kör­p­er, welche die Organe entwick­elt. Gemäss Galenus hat­ten Frauen in ihrer Fötus-Phase ein Prob­lem mit der Hitze, so dass die repro­duk­tiv­en Organe der Frau im Grunde genom­men verküm­merte männliche Sex­u­alor­gane sind. Aber Galenus ist auch ein biss­chen Seel­sorg­er und sagt deshalb ergänzend:

…Es muss aber Frauen geben. Wir soll­ten nicht denken, dass der Schöpfer absichtlich die Hälfte der Men­schheit unper­fekt liess, sozusagen ver­stüm­melt, auss­er dass diese Ver­stüm­melung einen Vorteil hat.» Galenus 2. JH: Über den Nutzen der Körperteile

Was ist der Vorteil, dass Gott Frauen kör­per­lich ver­stüm­meln liess? Weil ihre Ver­stüm­melung es möglich macht, dass Män­ner in die Welt geboren wer­den können!

Die sexuelle Revolution der frühen Christen

Dop­pel­bödi­ges Denken über Mann und Frau, welch­es zu dop­pel­bödi­ger Sex­u­al-Prax­is führt — das ist der Kon­text, in den das frühe Chris­ten­tum wie eine Brise frisch­er Luft hineinkam mit der Sex­u­alethik von Jesus und der Bibel. Stellen wir uns den Gottes­di­enst in Korinth vor. Män­ner und Frauen die vom Hei­den­tum zum Glauben gekom­men sind hören zu, während der Brief des Apos­tels vorge­le­sen wird. Die Lek­türe kommt zum Kapi­tel 7:

Nicht die Frau ver­fügt über ihren Kör­p­er, son­dern der Mann 1. Korinther 7:4

Was denken jet­zt die Män­ner im Gottes­di­enst? «So habe ich es zuhause gel­ernt! Ich als der Mann kann über dich als meine Frau ver­fü­gen!» und die Frauen denken «So ist es nun wohl – nichts anderes auch hier bei den Chris­ten». Aber der Satz geht weit­er und kein­er dieser Hei­den ist vor­bere­it­et für die Radikalität der zweit­en Hälfte des Satzes

und eben­so ver­fügt nicht der Mann über seinen Kör­p­er, son­dern die Frau. 1. Korinther 7:4

«What?!» denken die Män­ner, «Meine Frau ver­fügt über meinen Kör­p­er?! Undenkbar!» Und die Frauen denken «echt, der Kör­p­er meines Mannes gehört mir?! Das habe ich noch nie gehört und das ist wun­der­schön!» Wir sehen, dass bei den frühen Chris­ten die hei­d­nis­che Dop­pel­bödigkeit weg ist und in Ein­vernehm­lichkeit mündet.

Heute wür­den wir zum Schutz vor Über­grif­f­en ergänzen «mein Kör­p­er gehört mir» und Paulus wäre wohl ein­ver­standen. Aber im Kon­text der ehe­lichen, sex­uellen Intim­ität läutet das Chris­ten­tum etwas ein, was das Hei­den­tum nicht denken kon­nte: Ein­vernehm­lichkeit in der Sex­u­al­ität. Das ist nichts weniger als rev­o­lu­tionär. Christliche Sex­u­alethik war good news für die Hei­den! Sie war heil­sam. Und es geht im Korinther­brief naht­los weiter:

Entzieht euch einan­der nicht, es sei denn in gegen­seit­igem Ein­ver­ständ­nis für eine bes­timmte Zeit. (1. Korinther 7:5)

Bis jet­zt war es klar: der Mann entschei­det, wann es zum Sex kommt. Jet­zt soll es ganz anders laufen: im gegen­seit­i­gen Ein­ver­ständ­nis, also einvernehmlich.

Christentum ist konfrontativ und gleichzeitig attraktiv

Wir sehen hier etwas Wichtiges, das wir als Chris­ten in unser­er heuti­gen Kul­tur zu ler­nen haben: Das Chris­ten­tum ist kon­fronta­tiv und gle­ichzeit­ig attrak­tiv.

Es gibt His­torik­er, die sagen, dass im frühen Chris­ten­tum ver­mut­lich mehr Frauen zum Glauben kamen als Män­ner. Ich ver­mute das kön­nte stim­men, denn das Evan­geli­um war nicht nur gute Nachricht für das Leben nach dem Tod, son­dern auch für das Schlafz­im­mer.

Das Wort ‘gle­ichzeit­ig’ ist wichtig. Manche Chris­ten wollen primär kon­fronta­tiv sein, ohne sich die Mühe zu nehmen, zu über­legen: Was ist eigentlich das Gute, das Gott uns durch seine Gebote gibt? Andere Chris­ten wiederum wollen auss­chliesslich attrak­tiv sein, um ja nicht zu kon­fron­tieren und überse­hen entschei­dend, dass sie damit manch­mal Ja sagen zu Sachen, die dem Men­schen Schaden brin­gen werden.

Das Span­nende an der sex­uellen Rev­o­lu­tion der ersten Chris­ten ist, dass das, was kon­fronta­tiv ist, gle­ichzeit­ig das ist, was attrak­tiv ist. Manch­mal kön­nen wir erst attrak­tiv sein, wenn wir zuerst etwas kon­fron­tieren. Wenn wir nicht ler­nen, an welchen Punk­ten wir unsere Gegen­wart­skul­tur kon­fron­tieren müssen, wer­den wir auch nie attrak­tiv wer­den für die Opfer und Flüchtlinge der mod­er­nen Sexualethik.

Zwei Paradigmen: ‘Kosmos’ und ‘Stadt’

Warum kon­nten die Chris­ten Sex­u­al­ität anders denken als ihr hei­d­nis­ches Umfeld? Weil sie eine andere Weltan­schau­ung oder Welt­sicht hat­ten als das Hei­den­tum. Der His­torik­er Kyle Harp­er erk­lärt das gut:

«Das Erbe des Chris­ten­tums beste­ht in der Auflö­sung eines alten Sys­tems, in dem Sta­tus und soziale Ver­stärkung die Bedin­gun­gen der Sex­ual­moral bes­timmten… Der Über­gang von ein­er spä­tan­tiken zu ein­er christlichen Sex­ual­moral markiert einen Par­a­dig­men­wech­sel, einen Quan­ten­sprung zu ein­er neuen Grund­logik der Sex­u­alethik: Der Kos­mos erset­zt die Stadt als Rah­men der Moral.» Kyle Harp­er: From Shame to Sin (Seit­en 7–8)

Damit ist gesagt, dass die frühen Chris­ten nicht eine Art Fein-Justierung der hei­d­nis­chen Sex­u­alethik vor­nah­men, um eine wie auch immer geart­ete Verbesserung hei­d­nis­ch­er Ethik zu pro­duzieren, die man dann mit dem Label ‘christlich’ anschreiben kon­nte. Vielmehr vol­l­zo­gen die frühen Chris­ten einen echt­en Sys­temwech­sel. Harp­er kon­trastiert diese bei­den Par­a­dig­men mit den Worten ‘Stadt’ und ‘Kos­mos’:

Mit ‘Stadt’ ist die Gesellschaft gemeint. Hier definieren diejeni­gen, denen eine Gesellschaft die Macht gibt, was sex­uell in Ord­nung ist und was nicht. Damals waren die Män­ner an der Macht und bes­timmten, was sie tun dür­fen und wie Frauen, Sklaven und Pros­ti­tu­ierte Sex­u­al­ität prak­tizieren sollen. Sex­uelle Iden­tität kommt dann in Form von sozialen Stereo­typen und ist etwas, dem der Men­sch entsprechen muss. Heute wird die Macht nicht in die Hand ein­er Gruppe gegeben, son­dern dem Indi­vidu­um: Ich befrage meine eigene Seele oder Psy­che, um her­auszufind­en, wer ich sex­uell bin und wie ich sie leben will. Fach­leute nen­nen das manch­mal ‘expres­siv­er Indi­vid­u­al­is­mus’. Sex­uelle Iden­tität ist dann etwas, das der Men­sch mit ein­er Leis­tung erbrin­gen und erhal­ten muss.

Man kön­nte meinen, dass es hier grosse Unter­schiede gibt: Im einen Fall wird der Men­sch von Aussen durch die Gesellschaft, im anderen Fall von Innen durch die eigene Psy­che bes­timmt. Doch diese Aufteilung ist kün­stlich und nicht wasserdicht von einan­der zu tren­nen. Was ein einzel­ner Men­sch über sich selb­st und seine sex­uelle Ori­en­tierung denkt und fühlt, ist von dessen gesellschaftlichen Vor­bildern und Erwartun­gen mitbes­timmt. Wir sehen das beispiel­haft an der rapi­den Zunahme ins­beson­dere von Mäd­chen, die sich fra­gen, ob sie im falschen Kör­p­er sind. Der Ver­dacht ist, dass wir es nicht mit ein­er plöt­zlichen Zunahme wirk­lich­er Geschlechts­dys­pho­rie zu tun haben, son­dern mit dem Ein­fluss sozialer Medi­en auf die Psy­che der Mäd­chen. Innen und Aussen sind ver­bun­den. Damit ver­ste­hen wir bess­er, um was es hier bei der ‘Stadt’ geht: Hier definiert der Men­sch in einem Gemisch von inneren (seel­is­chen) und äusseren (gesellschaftlichen) Ein­flüssen, was sex­uell okay ist. In der ‘Stadt’ wird der Men­sch und dessen Sex­u­al­ität deshalb primär nach dessen sozialem Sta­tus definiert. In der ‘Stadt’ sieht der Men­sch sich als autonomes Wesen.

Mit ‘Kos­mos’ ist die zen­trale Achse des bib­lis­chen Welt­bildes gemeint: Gott als Schöpfer und der Men­sch als dessen Geschöpf. Im ‘Kos­mos’ wird die Sex­u­al­ität nicht definiert vom Men­sch als Indi­vidu­um oder Gesellschaft, son­dern vom guten Schöpfer der Men­schen. Dieser Punkt war für die Men­schen, die unter der dop­pel­bödi­gen Sex­u­al­ität des antiken Hei­den­tums lebten, nichts weniger als ein Befreiungss­chlag. Hier wird der Men­sch selb­stver­ständlich auch, aber nicht primär als soziales Wesen ver­standen. Der primäre Bezugsrah­men, um den Men­schen zu ver­ste­hen, ist sein Geschaf­fen­sein von einem guten Schöpfer­gott. Hier offen­bart Gott dem Men­schen, wie er Sex­u­al­ität für sein Geschöpf gedacht hat. Sex­uelle Iden­tität wird als ein Geschenk emp­fan­gen. Der Men­sch und dessen Sex­u­al­ität wird deshalb primär nach dessen Sta­tus als Geschöpf definiert. Im ‘Kos­mos’ sieht der Men­sch sich als erschaf­fenes Wesen.

Weil der ‘Kos­mos’ als Ref­eren­zrah­men wesentlich umfassender ist als der engere Rah­men der ‘Stadt’, ist das Par­a­dig­ma des ‘Kos­mos’ viel aus­sagekräftiger und ganzheitlich­er. Er ver­liert u.a. Gott als Schöpfer nicht aus dem Blick, der Sex­u­al­ität auf eine ganz bes­timmte Art und Weise in seine Schöp­fung ein­bet­tet, damit Sex­u­al­ität keine unheil­volle Miss­bräuche bringt und Män­ner und Frauen in ihrer Würde leben kön­nen. Die ‘Stadt’ hinge­gen schützt die Schwachen nicht, was wir in der Antike an fol­gen­den Tat­sachen sehen:

  • Es gab Abtrei­bun­gen und man set­zte frischge­borene Babys in der Natur aus, wo sie von wilden Tieren geris­sen wur­den, von Zuhäl­tern für die Pros­ti­tu­tion oder von Sklaven­händlern für den Sklaven­markt gesam­melt wurden.
  • Sex­ueller Miss­brauch von Sklaven, Sklavin­nen und Prostituierten
  • Unwürdi­ge Behand­lung von Ehefrauen
  • Es war auch unwürdig für die Män­ner, denn männliche Promiskuität entwürdigte auch die sie.

Heutzu­tage müssen wir diese Liste erweit­ern mit dem wach­senden Prob­lem vom Kauf von Kindern und Leih­mut­ter­schaft. Der Ein­griff mit dem Skalpell am Kör­p­er von Men­schen mit ein­er Tran­si­d­en­tität ignori­ert meist die Würde des Kör­pers, welche nur erkan­nt wird, wenn man den Men­schen als ver­leib­licht­es Geschöpf Gottes erken­nt (also den ‘Kos­mos’ als Bezugsrah­men nimmt).

Der Bericht der Pres­by­ter­ian Church of Amer­i­ca for­muliert die Sit­u­a­tion in der Antike und die Wirkung der christlichen Sex­u­alethik folgendermassen:

Indem das Chris­ten­tum die Verbindung von Sex und sozialer Ord­nung auf­brach, schützte es die Schwachen vor Aus­beu­tung. Kein Mann kon­nte Sex von ein­er Frau ver­lan­gen, ohne seine Unab­hängigkeit aufzugeben und sein ganzes Leben an sie zu binden. Kein Mann kon­nte von seinen Dienern Sex ver­lan­gen. Die Schwachen — Frauen, Sklaven und Kinder — wur­den geschützt durch die behar­rliche Forderung, dass Sex nur in der Sicher­heit des Bun­des der Ehe stat­tfind­en durfte.  (Report of the Ad Inter­im Com­mit­tee on Human Sex­u­al­i­ty der PCA, 2020)

Wir find­en hier dieselbe Aus­sage, wie bei Harp­er: Das Chris­ten­tum hat einen Sys­temwech­sel vol­l­zo­gen. Wenn die ‘Stadt’ als Bezugsrah­men genom­men wird für Sex­u­al­ität, dann fol­gen aller­lei Miss­bräuche ins­beson­dere der sozial Schwächeren und let­ztlich auch Entwürdi­gung der Stärk­eren (Män­nern). Es ist der Sys­temwech­sel von der ‘Stadt’ zum ‘Kos­mos’, der das Heil­same bringt:

Hier links ist das Heilende, das Wieder­her­stel­lende. Erst als die Chris­ten eine andere weltan­schauliche Brille anziehen, kön­nen sie das Miss­bräuch­liche in ihrer Kul­tur erken­nen. Das Hei­den­tum war blind für den Missbrauch.

Wir müssen fest­stellen: Wer die Men­schen liebt, muss sich gut über­legen, mit welchen weltan­schaulichen Grun­dan­nah­men er die Men­schen und deren Sex­u­al­ität anschauen will. Die Logik ist diese: Die gute, heil­same Ethik kommt, wenn wir anfan­gen, den Men­sch als Geschöpf zu verstehen.

Ein Beispiel aus der Bibel

Diese Logik kommt direkt aus den Seit­en der Bibel. Wir sehen es in der Lehre von Jesus in z.B. Matthäus 19 oder Paulus in Römer 1. Ich zeige es beispiel­haft in 1. Korinther 6:12–20. Dieses Kapi­tel ist berühmt wegen der Sün­den­liste in der ersten Hälfte des Kapi­tels. Wir schauen uns jedoch die andere Hälfte an.

Prostitution und Körper als sakrale Architektur

Im 1. Korinther 6:12–20 dient Paulus eini­gen Män­nern in der Gemeinde, die noch zu Pros­ti­tu­ierten gehen, obschon sie bere­its gläu­big sind. Aus Sicht des Hei­den­tums prak­tizieren sie damit nichts Ver­w­er­flich­es, aus Sicht des Chris­ten­tums hinge­gen schon. Sie wer­den deswe­gen jedoch nicht wie der Mann, der im Inzest lebt (1. Korinther 5:1–5), aus der Gemeinde aus­geschlossen, son­dern die Gemeinde von Korinth ist für sie ein Raum der Gnade, in dem sie den neuen Jesus-Lebensstil ler­nen. Anstatt ein­fach ein Ver­bot auszus­prechen «hört auf zu Pros­ti­tu­ierten zu gehen!» arbeit­et Paulus the­ol­o­gisch mit ihnen und hil­ft ihnen, ein neues Denken über ihren Kör­p­er anzueignen:

Ihr sagt: »Das Essen ist für den Magen da und der Magen für das Essen, und dem einen wie dem anderen wird Gott ein Ende bere­it­en.« Ein­ver­standen, aber das heißt noch lange nicht, dass wir mit unserem Kör­p­er machen kön­nen, was wir wollen. Der Kör­p­er ist nicht für die Unmoral da, son­dern für den Her­rn. (1. Korinther 6:13)

Diese Män­ner argu­men­tieren, dass es nicht drauf ankommt, was sie mit ihrem Kör­p­er sex­uell machen, weil der Kör­p­er am Ende zer­stört wird. Paulus erk­lärt ihnen, dass sie nicht nur falsch über ihren Kör­p­er denken, son­dern zu ger­ing über ihren Kör­p­er denken und damit auch über Sex­u­al­ität. In Vers 14 sagt Paulus, dass Jesus ja auch aufer­weckt wurde, und darum auch sie einst aufer­weckt werden.

Paulus argu­men­tiert also zukun­fts-ori­en­tiert escha­tol­o­gisch und sagt: ihr denkt falsch über euren Kör­p­er. Er argu­men­tiert aber auch Ver­gan­gen­heits-ori­en­tiert schöpfungstheologisch.

Habt ihr denn vergessen, dass euer Kör­p­er ein Tem­pel des Heili­gen Geistes ist? Der Geist, den Gott euch gegeben hat, wohnt in euch, und ihr gehört nicht mehr euch selb­st. (1. Korinther 6,19)

Was ist der Bezug zum Men­schen als Geschöpf? Wir prüfen den Zusam­men­hang der Korinther-Stelle mit den Schöp­fung­s­tex­ten aus Gen­e­sis 1–2.

  • Wir haben hier und in Gen­e­sis 2 den Odem/Geist Gottes, der in den Kör­p­er von Adam geblasen wird.
  • Wir haben hier und in Gen­e­sis 2 den Kör­p­er, der als etwas Heiliges, Sakrales beschrieben wird. Das hebräis­che Wort tsela ist das Wort, das für die ‘Rippe’ oder ‘Seite’ Adams ver­wen­det wird, aus der Eva geschaf­fen wird. Mit Aus­nahme ein­er einzi­gen Stelle in 2. Samuel 16, wo tsela für die Seite eines Hügels ver­wen­det wird, wird tsela im AT auss­chliesslich für Ele­mente sakraler Objek­te ver­wen­det: für Teile der Arche, der Stift­shütte, des Bran­dal­ters, des Salomonis­chen Tem­pels. Der Kör­p­er des Men­schen ist sakrale Architek­tur. Und zwar sakral in Bezug auf Sex­u­al­ität. Es ist nicht von unge­fähr, dass diese sakrale Begrif­flichkeit – von der Rippe, der Seite – in dem Moment in den Text kommt, als es darum geht, bei Adam (dem Erdling) zwis­chen ish (der Mann) und isha (die Frau) zu unter­schei­den. Während in Gen­e­sis 1 vom Men­schen im biol­o­gis­chen Sinne noch als “männlich und weib­lich“ die Rede ist, hören wir hier aus dem Mund Adams die Hoheit­sti­tel “Isch und Ischa”, die Mann und Frau als aufeinan­der bezo­gene, einan­der zuge­ord­nete Ehe­gat­ten ausze­ich­nen.  Das kör­per­lich ver­ankerte Geschlechter-Binär “männlich-weib­lich” von Kapi­tel 1 wird nun in Kapi­tel 2 auch sozial, emo­tion­al und geistlich konkret und als einzi­gar­tige Verbindung zwis­chen zwei Per­so­n­en von allen anderen unter­schieden und abgeschieden. Diese Aus­d­if­feren­zierung von Mann-Frau ist Tem­pel-Gebi­et, ist heilig.

Das alles schwingt mit in Korinth. Die Män­ner in Korinth, die zu Pros­ti­tu­ierten gehen, berauben diese Frauen ihrer Würde als Ischa und ihre eigene Würde als Isch. Das Heil­same für diese Män­ner und für die betrof­fe­nen Frauen ist, dass diese Män­ner anfan­gen den wahren Wert ihres Kör­pers zu erken­nen: Er ist ein Tem­pel des Heili­gen Geistes. Dazu müssen sie ler­nen, in einem ganz anderen Sys­tem über sich selb­st zu denken:

Die Gemeinde von Korinth ist der Raum der Gnade, wo sie das ler­nen kön­nen. Links in der Tabelle ist die heil­same Sex­u­alethik, die – in diesem Beispiel – das konkrete und miss­bräuch­liche Prob­lem der Pros­ti­tu­tion anzuge­hen wagt und Wieder­her­stel­lung der Würde der Män­ner und Frauen bewirkt. Den Men­schen als Geschöpf denken schaut sowohl zurück an den Anfang der Schöp­fung und berück­sichtigt mit offe­nen Augen die Ein­wirkung des Sün­den­falls (hier das Prob­lem der Pros­ti­tu­tion) und schaut deshalb auch immer nach escha­tol­o­gisch nach vorne, wo die Wieder­her­stel­lung, also das Heil­same zu find­en ist.

Der Wert des Körpers ist gegenkulturell und attraktiv

Wer den ‘Kos­mos’ als Ref­eren­zrah­men für Sex­u­alethik ein­set­zt, für den ist es nahe­liegend, den hohen Wert des Kör­pers (oder Leibes) für eine heil­same Sex­u­alpäd­a­gogik zu nutzen. Wir haben gese­hen, dass Paulus es in Korinth tut. Ich denke, dass diese Leibesthe­olo­gie der Bibel heute umso mehr gefragt ist, weil wir Ide­olo­gien haben, die dur­chaus als Kör­p­er-feindlich beze­ich­net wer­den können.

Ein­vernehm­lichkeit war das Ele­ment christlich­er Ethik, das in der Antike beson­ders gegenkul­turell und attrak­tiv war. Dieser Wert ist aus dem Chris­ten­tum her­aus in der Mitte unser­er Gesellschaft gelandet. Er ist heute nicht mehr gegenkul­turell. Heute ist es der hohe Wert des Kör­pers. Ich erlebe es in den let­zten Jahren beson­ders im Umgang mit Men­schen, die von Geschlechts­dys­pho­rie betrof­fen sind. Ein Beispiel dazu. Vor eini­gen Jahren lernte ich Sarah ken­nen, eine ca. 20-jähri­gen Frau, die medi­zinisch als Trans­gen­der (so nan­nte man es damals) diag­nos­tiziert war und Mühe bekun­dete, sich in ihrem weib­lichen Kör­p­er heimisch zu fühlen. Sarah ist nicht ihr richtiger Name. Aber ich habe mit Sarah diese Sicht der Bibel auf den Kör­p­er angeschaut und als sie das sah, sagte sie nach ein­er Denkpause etwas, das mich sei­ther nie mehr los­ge­lassen hat:

«Ich habe nir­gends eine der­ar­tige pos­i­tive Sicht des Kör­pers gese­hen als hier! Kein­er mein­er Psy­cholo­gen hat mir davon erzählt.» Sarah

Sarah hat als Frau mit ein­er Geschlechts­dys­pho­rie das Heil­same der christlichen Ethik gespürt! Dieser hohe Wert des Kör­pers fällt einem erst auf, wenn man den richti­gen Rah­men wählt, näm­lich den ‘Kos­mos’. Unsere Gesellschaft muss von diesem hohen Wert des Kör­pers hören! Kaum etwas kon­fron­tiert die heutige gesellschaftliche Sex­u­alethik so sehr, wie diese bib­lisch hohe Sicht auf den Kör­p­er. Und gle­ichzeit­ig ist es auch das, was zutief­st attrak­tiv ist und heilsam!

Unsere Alarmglocken sollten klingeln

Darum soll­ten unsere Alar­m­glock­en klin­geln, wenn ethis­che Entwürfe die ‘Stadt’ als primären Ref­eren­zrah­men nehmen, denn dort lauern Gefahren, welche in der Antike gut sicht­bar wur­den und von denen uns das frühe Chris­ten­tum durch die Ori­en­tierung am ‘Kos­mos’ befre­it hat. Das Chris­ten­tum hat nicht immer alles richtig gemacht, soviel ist klar, weil es sich manch­mal auch abgewen­det hat vom ‘Kos­mos’ als Ref­erenz für Sex­u­al­ität. Heute ste­hen Chris­ten in der­sel­ben Gefahr. Der christliche Markt hat genü­gend Büch­er über Sex­u­al­ität, die zwar mit ‘christlich’ angeschrieben sind, aber let­ztlich den alten hei­d­nis­chen Bezugsrah­men der ‘Stadt’ als primäre Ref­erenz nehmen.

Das neue Buch von Thorsten Diez und Tobias Faix ist dafür nur ein Beispiel von vie­len. Es nimmt den Fem­i­nis­mus, die Befreiungs­the­olo­gie, die Inter­sek­tion­al­ität und queere The­o­rien als Ref­eren­zrah­men für seine Sex­u­alethik. Das sind sozi­ol­o­gis­che Konzepte, die nicht immer in allem kom­plett daneben sind, aber als sozi­ol­o­gis­che Konzepte nehmen sie die ‘Stadt’ als Ref­eren­zrah­men. Wen wundert’s, wenn im erwäh­n­ten Buch Prak­tiken gut­ge­heis­sen wer­den, denen das Chris­ten­tum his­torisch kon­sis­tent wider­sprochen hat? Aussere­he­liche Prak­tiken wie z.B. Pros­ti­tu­tion, Polyamor­ie und Pornogra­phie sollen unter gewis­sen Umstän­den okay sein. Die Prak­tiken wer­den als zugegeben­er­massen manch­mal vielle­icht etwas her­aus­fordernd gese­hen. Aber es find­en sich wenige oder zum Teil gar keine prinzip­ielle Bedenken. Sie sind okay, solange sie – selb­stver­ständlich – ein­vernehm­lich prak­tiziert werden.

Ich denke, dass ethis­che Ansätze, die an einem solchen Ort lan­den und der­ar­tige Prak­tiken gutheis­sen wohl dem Sire­nenge­sang der ‘Stadt’ erlegen sind und es kaum noch schaf­fen, das Wort über die Schöp­fung und dessen Wieder­her­stel­lung zu hören.

Wie kann christliche Sexualethik heilsam sein?

Wenn wir eine heil­same Sex­u­alethik suchen, find­en wir sie nicht in der ‘Stadt’, son­dern im ‘Kos­mos’, wo der Men­sch in dessen Sta­tus als Geschöpf ver­standen und behan­delt wird. Dort wer­den Mann und Frau in ihrer geschöpflichen Gle­ich­w­er­tigkeit in deren hohen Würde als verkör­perte Wesen erkan­nt. Diese hohe Sicht auf den Kör­p­er als sakralen Tem­pel kon­fron­tiert die verküm­merte Sicht unser­er Kul­tur auf den Kör­p­er und schenkt den Men­schen in unseren Gemein­den und unser­er Gesellschaft eine unglaublich attrak­tive Botschaft: Dein Kör­p­er und damit deine Sex­u­al­ität sind ein Geschenk des Schöpfers an dich und äusserst wertvoll! Unsere Kirchge­mein­den sind Räume der Gnade, in die die Men­schen unser­er Zeit kom­men kön­nen, um zu ler­nen, umzu­denken und sich selb­st anfan­gen als Geschöpfe zu erken­nen. Für diese neue sex­uelle Rev­o­lu­tion möchte uns der Schöpfer selb­st gewin­nen. Ich würde mich unge­mein freuen, wenn wir uns ver­bün­den und uns eins machen wür­den, miteinan­der mehr her­auszufind­en, was es heisst, diese Art von heil­samer Sex­u­alethik zu leben.

Über den Kanal

Paul Bruderer

Paul Bruderer, Jahrgang 1972, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, 1998 Gründungsmitglied der erwecklichen ‹Godi›-Jugendarbeit in Frauenfeld. Seit 2001 Pastor in der Chrischona Gemeinde Frauenfeld. Paul lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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Kommentare zu diesen Beitrag

18 Comments

  1. Lois Wollin

    Ich habe ger­ade den Artikel (Whose Wife Will She Be? von James Ware, Touch­stone Mag­a­zine) gele­sen. Da wird die “andere Stelle” unter­sucht, wo Jesus über die Ehe spricht. Ware argu­men­tiert, dass darin Jesus sehr deut­lich die Ehe als monogam, het­ero­sex­uell, und prokreativ (von Ansatz her) beschreibt, und noch dazu, die Aufer­ste­hung des Leibes und die Zweigeschlechtlichkeit (aber nicht die Ehe) in der neuen Welt voraus­set­zt. Es war mir neu, dass diese Stelle mit in die Diskus­sion hereinge­bracht wurde. Wäre vielle­icht einen Blick wert.

    Reply
  2. Ruben Cadonau

    Lieber Paul,
    her­zlichen Dank für deinen durch­dacht­en und engagierten Beitrag zur christlichen Sex­u­alethik. Ich finde es wichtig und mutig, wie du den Fokus auf die heil­same Inten­tion bib­lis­ch­er Sex­u­alethik legst – und zwar nicht als Kon­trollmech­a­nis­mus, son­dern als Aus­druck von Gottes Güte und Men­schen­fre­undlichkeit. Beson­ders gefall­en hat mir dein Hin­weis auf Ein­vernehm­lichkeit als ethis­che Rev­o­lu­tion im antiken Kon­text. Dass Paulus in 1Kor 7,4 die gegen­seit­ige Ver­fü­gung über den Kör­p­er betont, ist ein zen­traler Fortschritt und wird von dir zu Recht hervorgehoben.

    Ger­ade weil du diese humane Inten­tion stark machst, möchte ich eine kri­tis­che Rück­frage stellen: Trägt dein Mod­ell in let­zter Kon­se­quenz nicht doch einen moralis­chen Puris­mus in sich, der den von dir selb­st her­vorge­hobe­nen bib­lis­chen Real­is­mus zu unter­laufen droht?

    Du entwick­elst deine Sex­u­alethik aus dem Gegen­satz von „Stadt“ und „Kos­mos“, wobei du let­zterem die nor­ma­tive Gel­tung zuschreib­st. Damit wird der Men­sch nicht als sich entwick­el­ndes, his­torisch situ­iertes Sub­jekt ver­standen, son­dern als ontol­o­gisch fix­iertes Geschöpf, dessen Iden­tität und Sex­u­al­ität aus ein­er objek­tiv­en Schöp­fung­sor­d­nung ableit­bar sei. Diese Sicht ist ver­ständlich – aber sie ist nicht alternativlos.

    Die Bibel ist kein meta­ph­ysis­ches Regel­buch. Sie ist ein vielfach gebroch­en­er, geschichtlich ver­mit­tel­ter Text. Sie ken­nt nicht nur Adam und Eva, son­dern auch Abra­ham mit sein­er Neben­frau Hagar, Jakob mit seinen zwei Ehe­frauen, Juda mit sein­er Schwiegertochter Tamar, Sim­son mit Pros­ti­tu­ierten, David mit seinem Harem. Und doch nen­nt Hebräer 11 sie „Glauben­shelden“. Das ist kein Freib­rief für alles – aber es zeigt: Die Bibel selb­st arbeit­et mit Ambivalen­zen. Sie ist the­ol­o­gisch tief, aber sie ist auch lit­er­arisch und pastoral.

    Heute erleben viele Chris­ten ihre Sex­u­al­ität als kom­plex: nicht sel­ten schambe­set­zt, oft inner­lich zer­ris­sen, manch­mal durch Kirche oder Eltern­haus beschädigt. Sie kämpfen mit sich, mit Schuld, mit Ablehnung. Ich erlebe es nicht sel­ten, dass Men­schen sich selb­st abw­erten, weil ihr Begehren, ihre Beziehungs­for­men oder ihr Kör­p­er nicht in ein als göt­tlich geset­ztes Ide­al passen. Und nicht sel­ten wird diese Abw­er­tung durch bib­lisch klin­gende Rhetorik legit­imiert – manch­mal bis zur physis­chen oder psy­chis­chen Gewalt.

    Dein Beitrag will genau das ver­hin­dern – darin sind wir uns einig. Aber die Beto­nung ein­er essen­ziellen, „heil­samen“ Ord­nung führt rasch zu ethis­chen Auss­chlussmech­a­nis­men. Du argu­men­tierst, dass nur das dem Men­schen gut tue, was sein­er „geschöpflichen Iden­tität“ entspricht. Doch wie bes­tim­men wir diese Iden­tität, wenn wir nicht berück­sichti­gen, dass alle Rede von Gott, Schöp­fung und Men­sch durch Kul­tur und Geschichte ver­mit­telt ist?

    Ich stimme dir zu: Prak­tiken wie Miss­brauch, Verge­wal­ti­gung oder Über­grif­figkeit sind zutief­st ver­w­er­flich – und wer­den lei­der oft zu wenig klar benan­nt und geah­n­det. Aber Prak­tiken, die ein­vernehm­lich sind, die auf gegen­seit­iger Achtung, Ver­ant­wor­tung und Zuwen­dung beruhen, und die nie­man­den schädi­gen – warum sollen sie moralisch denun­ziert werden?

    Zugle­ich möchte ich unter­stre­ichen, dass dein Anliegen, eine heil­same Ethik zu skizzieren, keineswegs ver­loren geht, wenn man Vielfalt anerken­nt. Im Gegen­teil: Auch das klas­sis­che Ehe­mod­ell, das du vertei­digst, ver­di­ent Respekt; ger­ade wenn es auf Gegen­seit­igkeit, Für­sorge und gelebtem Ver­trauen beruht. 

    Viele Men­schen find­en genau in ein­er lebenslan­gen, exk­lu­siv­en Ehep­art­ner­schaft den Raum, in dem sie sich sich­er, ver­bun­den und frei fühlen. Das ist nicht rück­ständig, son­dern wertvoll und ver­di­ent genau­so Schutz wie andere ein­vernehm­liche Beziehungs­for­men (vgl. Art. Fremde-Sit­u­a­tions-Test, [Wikipedia](https://de.wikipedia.org/wiki/Fremde-Situations-Test)). Du selb­st schreibst:
    „Das Chris­ten­tum hat einen Sys­temwech­sel vollzogen.“

    Und zitiertst den PCA Report von 2020:
    „Kein Mann kon­nte Sex von ein­er Frau ver­lan­gen, ohne seine Unab­hängigkeit aufzugeben und sein ganzes Leben an sie zu binden.“

    Ger­ade dieser Gedanke – dass der Schutz der Intim­ität im verbindlichen Rah­men gegen­seit­iger Ver­ant­wor­tung geschieht – ist auch für heutige Paare hochrelevant. 

    Denn dort, wo Verbindlichkeit und Gle­ich­w­er­tigkeit gelebt wer­den, wird tat­säch­lich häus­lich­er Gewalt, sex­u­al­isiert­er Macht oder Miss­brauch der Boden ent­zo­gen. In dieser Hin­sicht ist dein Impuls nicht nur wertvoll, son­dern notwendig. Ger­ade in ein­er Zeit, in der viele Bindun­gen zer­brechen oder instru­men­tal­isiert werden.

    Hier ist Ein­vernehm­lichkeit nicht nur prag­ma­tisch, son­dern – wie du ganz richtig sagst – the­ol­o­gisch rel­e­vant. Wer sich bewusst, acht­sam und mit Rück­sicht auf andere bindet (auch jen­seits klas­sis­ch­er Ehe­muster), ver­di­ent nicht pauschale Kri­tik, son­dern eine the­ol­o­gis­che Antwort, die nicht moral­isiert, son­dern begleitet.

    Jesu Ethik war nie rein­heit­szen­tri­ert. Er aß mit Huren, berührte Unreine, heilte Aus­gestoßene. Sein Maßstab war nicht Ord­nung, son­dern Beziehung – nicht Gesetz, son­dern Gnade.

    Ich danke dir für deinen Beitrag, weil er ein Gespräch öffnet, das auch Platz lässt für die Men­schen, die nicht in eine Ide­al­form passen – und den­noch mit Würde, Sehn­sucht und Liebe leben. Ger­ade sie brauchen eine Kirche, die nicht zuerst sagt: „Du leb­st falsch“, son­dern: „Du bist geliebt.“

    Her­zlichst
    Ruben

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    • Paul Bruderer

      Vie­len Dank Ruben für deine ein­sichtre­ichen Rück­fra­gen. Du stellst Fra­gen, die etwas umfan­gre­iche Antworten fordern, weshalb ich nicht so auf die Schnelle etwas hier im Chat schreiben werde. Am Besten ich übernehme deine Fra­gen und mache einen sep­a­rat­en Artikel daraus. Ich werde ver­suchen, das in den näch­sten paar Wochen zu schreiben. bb

      Reply
      • Ruben Cadonau

        Cool, ich bin ges­pan­nt auf deine weit­eren Beiträge. 🙂

        Reply
  3. Jan Malcolm

    Dieses Denken stammt nicht aus dem Hei­den­tum, son­dern aus dem Alten Tes­ta­ment, wie man dort prob­lem­los nach­le­sen kann. Das Chris­ten­tum hat das vor­sichtig reformiert, allerd­ings dauerte es bis zum 12. Jahrhun­dert, bevor die Kirche schließlich das Monopol auf die Ehe beanspruchte (und im 19. Jahrhun­dert wieder entris­sen bekam).

    Die evan­ge­likale Sex­u­alethik der 1950er Jahre (darum han­delt es sich hier) wirkt nur attrak­tiv auf ältere Frauen, nicht so sehr auf jün­gere Män­ner. Entsprechend hoch ist der Über­schuss respek­tive Man­gel der entsprechen­den Grup­pen in evan­ge­likalen Freikirchen. In anderen Glaubens­ge­mein­schaften wird weit­er­hin die alttes­ta­men­tarische Sex­u­alethik gelebt und diese sind zumin­d­est im DACH-Raum deut­lich erfol­gre­ich­er als das Christentum.

    Es reicht eben nicht nur, Attrak­tiv­ität ein­fach zu behaupten. Der empirische Beweis fehlt.

    Reply
    • Paul Bruderer

      Danke Jan für die Ergänzun­gen. Ich habe im Text eigentlich keinen Bezug zum 20. und 21. JH gedacht, son­dern mich auf die Antike beschränkt, um dort ein Par­a­dig­ma zu iden­ti­fizieren, um uns heute zu helfen, wieder auf einen guten Kurs zu kom­men. Der empirische Beweis in unser­er Zeit müsste tat­säch­lich erbracht wer­den, wobei die Achse, die ich von Harp­er nehme, eine Hil­fe sein müsste, um eine solche Analyse zu machen.
      Ob das so stimmt, dass das Monopol auf die Ehe erst im 12. JH stat­tfind­et, war eben­so nicht mein Haupt­the­ma. Da würde mich inter­essieren, was du konkret damit meinst. Mir ging es um die heilende Wirkung auf Ehen, die dur­chaus doku­men­tiert ist. Dazu mehr in Kyle Harp­er oder auch in Lar­ry Hurtado’s ‘Destroy­er of the Gods’. Daraus ein kurzes, beispiel­haftes Zitat: “The author (of Epis­tle to Dio­gne­tus – Anmerkung von mir) sketch­es how Chris­tians are “not dis­tin­guished from the rest of human­i­ty by coun­try, lan­guage, or cus­tom” (5.1). They fol­low “the local cus­toms in dress and food and oth­er aspects of life,” and yet also they “demon­strate the remark­able and admit­ted­ly unusu­al char­ac­ter of their own cit­i­zen­ship” (5.4). Chris­tians “par­tic­i­pate in every­thing as cit­i­zens,” but, he com­plains, they have to “endure every­thing as for­eign­ers” (5.5). Fur­ther­more, Chris­tians “mar­ry like every­one else, and have chil­dren, but they do not expose their off­spring” (5.6), here again reflect­ing the Chris­t­ian rejec­tion of infant aban­don­ment. Also, obvi­ous­ly respond­ing to rumors of Chris­t­ian orgias­tic prac­tices, the author mem­o­rably states, “They share their food but not their wives”.

      Hur­ta­do, Lar­ry W.. Destroy­er of the gods: Ear­ly Chris­t­ian Dis­tinc­tive­ness in the Roman World (Eng­lish Edi­tion) (p. 146).

      Reply
      • Jan Malcolm

        Die Eine­he zwis­chen Mann und Frau als solche ist eine Erfind­ung des Römis­chen Reich­es, nicht des Chris­ten­tums, und war für römis­che Bürg­er schon verbindlich, bevor das Chris­ten­tum durch die Apos­tel über­haupt erst begrün­det wurde. Natür­lich hat­te Mehrheit der Gesellschaft im Römis­chen Reich nicht das Priv­i­leg der römis­chen Bürg­er­schaft und pflegte deshalb eigene üblicher­weise polyg­y­ne Bräuche, genau wie das antike Juden­tum übrigens.

        Die gegen­wär­tige hei­d­nis­che Mehrheits­ge­sellschaft in der ich lebe, hat eine sehr kon­ven­tionelle Sex­ual­moral, die sich ganz grob am diesem antiken römis­chen Recht ori­en­tiert und nicht am antiken Hei­den­tum, weil die Mehrheit die gel­tende Recht­sor­d­nung als verbindlich betra­chtet und diese beruht auf diesem Erbe. Die Einzi­gen, die pro­gres­sive Ideen zur Sex­u­al­ität aus den Kirchen in die Gesellschaft tra­gen wollen, sind hierzu­lande die katholis­chen und evan­ge­lis­chen Chris­ten, ins­beson­dere deren ordinierte Geistliche. Deshalb machen Kirchen­mit­glieder auch max­i­mal 10 % der Bevölkerung aus. Und in der Kirche Mit­glied zu sein ist dem gesellschaftlichen Ruf deshalb auch abso­lut abträglich.

        Die “mod­erne” Sex­u­alethik, wie sie aus dem amerikanis­chen Bible Belt nun bekämpft wird, ist ein Pro­dukt christlich­er Refor­ma­toren aus dem angel­säch­sis­chen Protes­tantismus. Wed­er im hin­duis­tis­chen Asien noch im mus­lim­is­chen Ori­ent wollte und will man irgend­was davon wis­sen (und im hei­d­nis­chen West­en auch nicht). Die Befreiung der Frau vom Joch des Ehe-Patri­ar­chats ist eine zutief­st christliche Idee aus dem 19. Jahrhun­dert geboren in Chica­go, die Frauenor­di­na­tion ist durch Pfin­gstchris­ten einge­führt wor­den — das Chris­ten­tum ist immer noch die einzige Reli­gion weltweit mit weib­lichen Priestern. Die bre­ite gesellschaftliche Ein­führung von Ver­hü­tungsmit­teln, die schließlich die sex­uelle Rev­o­lu­tion ermöglicht­en, erfol­gte durch west­liche Chris­ten, fed­er­führend die anglikanis­che Kirche und Methodisten.

        Das mögen Amerikan­er jet­zt ret­ro­spek­tiv den Hei­den andicht­en wollen, aber davon gab es gar nicht genug, als diese Dinge auf den Weg gebracht wur­den. Der Werte­wan­del inner­halb des protes­tantis­chen Chris­ten­tums wird deshalb auch unge­bremst weit­erge­hen, die Beschw­er­den darüber sind so alt wie die Ref­or­ma­tion selb­st. Außer­halb davon sind die Werte hei­d­nis­chen Mehrheits­ge­sellschaft dage­gen ziem­lich sta­bil. Das mag zwar von inner­halb ein­er sehr geset­zlichen Freikirche anders ausse­hen, aber dort sam­melten sich nie mehr als eine Min­der­heit, die für “das Chris­ten­tum” als solch­es nie repräsen­ta­tiv waren.

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        • Paul Bruderer

          Danke Jan. Ich würde deine Aus­sage, dass die Eine­he zwis­chen Mann und Frau eine Erfind­ung des römis­chen Reich­es ist hin­ter­fra­gen, respek­tive ich müsste genauer wis­sen, was du damit meinst. Aber: das war eigentlich nicht das The­ma meines Refer­ats. Meine Frage drehte sich nicht um die Frage der Eine­he ver­sus (z.B.) Polyg­a­mie, son­dern um die Frage der ehe­lichen Treue. Und da sehe ich das frühe Chris­ten­tum klar im Wider­spruch zum antiken Rom — die Män­ner sollen “Mann ein­er Frau” sein (1. Tim 3,2, 12 und Titus 1,6).

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          • Jan Malcolm

            Als Grund­lage der mod­er­nen Zivile­he gilt rechts­geschichtlich die Lex Iulia et Papia aus den Jahren 18 BCE und 9 CE, also genau im gegen­wär­ti­gen Kon­text des Urchris­ten­tums. Wer da wen bee­in­flusst hat, dürfte völ­lig klar sein. Das wiederum war die Grund­lage für die römis­che-katholis­che Kirche im Früh- und Hochmit­te­lal­ter bei der Def­i­n­i­tion ihres Kirchen­rechts und schließlich bei der Ablö­sung durch die preußis­che Zwangszivilehe.

            Anthro­pol­o­gisch gese­hen dürfte in Nord­mit­teleu­ropa die Eine­he bere­its seit tausenden von Jahren die evo­lu­tionär vorteil­hafteste Kon­stel­la­tion gewe­sen sein, was dann die Chris­tian­isierung dieser Hei­denkul­turen auch deut­lich erle­ichterte. Anders hinge­gen in Palästi­na und im son­sti­gen Ori­ent mit einem auch im AT doku­men­tierten polyg­y­nen Ehe­mod­ell, welch­es deshalb auch weniger erfol­gre­ich chris­tian­isiert wurde, wie man ja heute noch sehen kann. Noch weit­er südlich bei indi­ge­nen Völk­ern waren dann ganz andere Bräuche üblich, bis hin zu Matri­ar­chat­en, die erst durch christliche Mis­sion­are und ihre Wertvorstel­lun­gen (teil­weise) erset­zt wur­den. — Heute wer­den indi­gene Völk­er vor solchem Kul­turimpe­ri­al­is­mus zum Glück geschützt, und zwar ger­ade dank christlich­er Werte.

            Let­z­tendlich war und ist die men­schliche “Sex­u­alethik” also immer angepasst an die kli­ma­tis­chen Bedin­gun­gen der jew­eili­gen Umge­bung. In den eisi­gen Fjor­den Nor­we­gens wirkt ein in Zel­ten leben­der Fam­i­lien-Klan nach Abra­hams Mod­ell absurd, im tief­sten Dschun­gel am Äqua­tor graben sich keine Paare monate­lang in Höh­len­baut­en ein, um den nicht vorhan­de­nen Win­ter zu über­leben. Dementsprechend war und ggf. sind dann auch soziale Struk­turen aufge­baut und davon abgeleit­et die kul­turellen Werte.

            Die Idee, im Besitz der einzig richti­gen Gesellschaft­sor­d­nung zu sein ist Aus­druck west­lich­er Über­legen­heitsvorstel­lun­gen. Diese wer­den jedoch im 21. Jahrhun­dert weltweit nicht mehr goutiert. Noch im Spät­mit­te­lal­ter wur­den die west­lichen Mis­sion­are durch das japanis­che Shogu­nat raus­geschmis­sen, weil den Mis­sion­aren immer Sol­dat­en fol­gten, um die Län­der zu kolonisieren. Auch die asi­atis­chen Kul­turen waren seit Jahrtausenden über­wiegend monogam, ganz ohne Hil­fe der Westkirchen.

  4. Alex aus cloppenburg

    Macht doch mal ne Diskus­sion mit T. Dietz. Am besten live und auf offen­er Bühne. Da kön­nten bei­de Seit­en direkt auf die jew­eili­gen Argu­mente einge­hen, ohne immer nur übere­inan­der zu reden.
    Beste Grüße

    Reply
    • Paul Bruderer

      Dietz hat mich vor Jahren block­iert in den sozialen Medi­en ohne Angabe von Grün­den. Der Kanal scheint geschlossen zu sein.

      Reply
      • Alex aus cloppenburg

        Ohne Begrün­dung jeman­den sper­ren, ist natür­lich nicht ger­ade sou­verän. Wenn jedoch ein Buch kri­tisch kom­men­tiert wird, dann ist es immer schön­er, die Auseinan­der­set­zung direkt auszu­tra­gen. Anson­sten ver­hallen die Kri­tikpunk­te ein­fach in irgendwelchen Echoräu­men. Mit Tobi Feix gäbe es ja noch einen weit­eren Autor 😉

        Reply
        • Paul Bruderer

          Danke. Nun: was öffentlich gesagt wird (Buch, Blog etc), darf auch ohne Rück­sprache öffentlich kom­men­tiert wer­den. Dies habe ich getan. Ich bin immer offen für das direk­te Gespräch, welch­es ich übri­gens in den ver­gan­genen Jahren wieder­holt ver­sucht habe zu ini­ti­ieren mit diversen Expo­nen­ten, jedes Mal ohne Reak­tion. Im Moment denke ich liegt der Ball nicht bei mir.

          Reply
  5. Peter

    Dankeschön 🙏🏼

    Reply
    • Paul Bruderer

      Gerne!

      Reply
  6. Udo

    Sehr überzeu­gend: Der sprin­gende Punkt ist, dass ich die Kost­barkeit und den Wert der christlichen Sex­u­alethik für mich per­sön­lich ver­ste­he. Was Jesus und die Apos­tel lehren, ist gut und befreiend.

    Reply
    • Severin

      Vie­len Dank

      Reply
    • Paul Bruderer

      Gut auf den Punkt gebracht — danke!

      Reply

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