Kritisiert Jesus das Alte Testament?

Lesezeit: 14 Minuten
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by Benjamin Kilchör | 17. Mai. 2023 | 19 comments

Mar­tin Benz argu­men­tiert in seinem Buch «Wenn der Glaube nicht mehr passt», dass man das Alte Tes­ta­ment von Jesus her (und mit Jesus) kri­tisieren soll. Dieser Beitrag ist eine Auseinan­der­set­zung mit konkreten Beispie­len, mit denen er diese These begründet.

Unter dem Titel «Der Glaube hat mir noch nie gepasst» hat Peter Brud­er­er eine aus­führliche Antwort auf das Buch von Mar­tin Benz geschrieben. Ich sel­ber habe eine kürzere Rezen­sion für Livenet verfasst.

Mar­tin Benz arbeit­et in seinem Buch mit Beispie­len, die sein Bibelver­ständ­nis begrün­den und nachvol­lziehbar machen. Ich möchte hier einige solche Beispiele her­aus­greifen, die zen­tral sind für seine Argu­men­ta­tion, und dar­legen, wo die argu­men­ta­tiv­en Schwächen sein­er Ausle­gung sind und wie eine bessere Ausle­gung ausse­hen kann.

Selektive Bibeltreue

Mar­tin Benz kri­tisiert (dur­chaus mit gewiss­er Berech­ti­gung), dass manche Chris­ten, die sich als «bibel­treu» beze­ich­nen und von sich behaupten, die ganze Bibel wörtlich zu nehmen, in Wirk­lichkeit ziem­lich selek­tiv darin sind, was sie wörtlich nehmen und was nicht.

Ein solch­es Beispiel für selek­tive Bibel­treue ist nach Benz (S.52), wenn man das Wort Jesu über Schei­dung und Wieder­heirat in Matthäus 5,32 wörtlich ver­ste­ht (wie er es ver­ste­ht, ver­rät er uns nicht), nicht jedoch das Wort über das Aus­reis­sen des Auges drei Verse zuvor.

Iro­nis­cher­weise erzählt er einige Seit­en später in anderem Zusam­men­hang (S.67), wie ein guter Fre­und ihm per SMS die Geburt seines ersten Kindes mit Gewicht, Geburt­szeit und Namen des Kindes mit­teilte und dann sagte: «Es ist, als ob die Sonne in meinem Herzen aufge­gan­gen ist». Benz braucht das Beispiel, um fak­tis­che und poet­is­che Wahrheit zu unter­schei­den. Tut er hier aber nicht das, was er vorher den Bibel­treuen vor­wirft? Eine Aus­sage ver­ste­ht er wörtlich, die andere metapho­risch, obwohl sie sich auf den gle­ichen Kon­text beziehen. Geht er selek­tiv vor, wenn er eine Aus­sage wörtlich, die andere über­tra­gen ver­ste­ht? Natür­lich nicht! Sein eigenes Beispiel zeigt, dass wörtliche und bildliche Rede auch im All­t­ag direkt nebeneinan­der ste­hen kön­nen und dass es dur­chaus möglich ist, das Eine vom Andern zu unter­schei­den, ohne dass diese Unter­schei­dung dadurch völ­lig sub­jek­tiv wird.

Wenn man unter «wörtlich nehmen» meint, dass es keine bildliche Rede, keine Meta­phern, usw. gibt in der Bibel, dann ist das natür­lich Unsinn. Eben­so unsin­nig ist es aber, zu behaupten, man müsse in einem Textzusam­men­hang entwed­er alles wörtlich oder alles bildlich nehmen. Im alltäglichen Sprachge­brauch ist ständig bei­des miteinan­der ver­woben und selb­st sprach­lich nicht beson­ders gut gebildete Men­schen sind dur­chaus in der Lage, das eine vom anderen zu unter­schei­den, auch wenn es natür­lich auch Missver­ständ­nisse geben kann. In der Kom­mu­nika­tion sind Missver­ständ­nisse aber die Aus­nahme, die die Regel bestätigen.

Entwicklung in der Bibel

Wenn Benz von «Entwick­lung in der Bibel» redet, dann meint er nicht das Konzept der fortschre­i­t­en­den Offen­barung in dem Sinne, dass wahre Erken­nt­nis über Gott schrit­tweise enthüllt wird. Vielmehr meint er damit, dass wir am Anfang der Bibel viele Fehlaus­sagen von und über Gott find­en, die dann in ein­er inner­bib­lis­chen Entwick­lung kri­tisiert und kor­rigiert wer­den. Dafür nen­nt er vier Beispiele, von denen mich keines überzeugt:

Beispiel 1: Vergeltungsrecht (S.75–78)

In diesem Beispiel geht es im Kern darum, dass Gott sich laut Benz in Jesus Chris­tus offen­bart hat als ein Gott, der kat­e­gorisch auf Rache verzichtet. Texte im Alten Tes­ta­ment, die von Gottes Rache han­deln, seien durch Jesus in der Berg­predigt kri­tisiert und richtiggestellt (was mit Texte der Rache Gottes im Neuen Tes­ta­ment ist, bleibt offen).

Benz begin­nt in Gen 4:14–15. Da habe Gott bes­timmt, dass Kain sieben­fach gerächt wer­den soll, falls ihn jemand tötet. Lamech erhöhe die Rache in Gen 4:23–24 auf das siebe­nund­siebzig­fache, bis Gott dann in Lev 24:19–20 die Rache ein­gren­ze. Neu gelte nun, dass nur ein­fache Rache erlaubt sei (ein Leben für ein Leben). Jesus fordere in der Berg­predigt (Mt 5:38–39) schliesslich, ganz auf Vergel­tung und Rache zu verzicht­en. In der Logik von Benz bedeutet dies, dass die Gottesrede zur sieben­fachen Rache Kains ein falsches Gottes­bild ver­mit­telt, das von Jesus in der Berg­predigt kor­rigiert wird. Gott würde nie sieben­fache Rache fordern, weil er uns in Jesus gezeigt hat, dass er nicht so ist.

Diese Ausle­gung hat mehrere Män­gel. Ganz grund­sät­zlich muss man unter­schei­den, wer sich denn eigentlich rächen darf und wer nicht. Paulus schreibt in Rö 12:17: «Rächt euch nicht selb­st, son­dern gebt Raum dem Zorn Gottes». Für Paulus ist es ein Unter­schied, ob Men­schen Rache üben, oder ob sie die Rache Gott über­lassen und damit «feurige Kohlen» auf das Haupt ihrer Feinde sam­meln (Rö 12:20). Ähn­lich schreien die See­len der Mär­tyr­er in Offb 6:9–10 zu Gott: «Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richt­est du nicht und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?» Dieses Schreien der See­len der Mär­tyr­er spielt an auf das Schreien des Blutes Abels, von dem Gott in Gen 4:10 zu Kain sagt: «Die Stimme des Blutes deines Brud­ers schre­it zu mir von der Erde.»

Hier sind wir nun bei dem entschei­den­den Punkt: Wenn Gott daraufhin an Kain ein Zeichen macht und sagt: «Wer Kain totschlägt, das soll sieben­fältig gerächt wer­den», so ist das keine Auf­forderung zur sieben­fachen Rache, son­dern ein Rache­ver­bot für die Men­schen! Kain hat Abel ermordet und Gott ver­bi­etet es, dass irgend­je­mand Kain tötet, um Abel zu rächen. Das Kain­sze­ichen ist als Siegel zu ver­ste­hen: Kain ist damit als Eigen­tum Gottes markiert. Allein Gott darf Kain bestrafen, die Men­schen dür­fen es nicht. Das ist das­selbe, was Paulus in Römer 12 schreibt: «Rächt euch nicht selbst!»

Warum ver­bi­etet Gott men­schliche Rache und schützt Kain? Weil nach dem ver­gosse­nen Blut Abels kein weit­eres Blut ver­gossen wer­den soll. Das Blutvergiessen soll sofort gestoppt wer­den. Kurz­er­hand erk­lärt Gott Kain zu seinem Eigen­tum, damit es kein weit­eres Blutvergiessen gibt und die Ermor­dung Abels ein Einzelfall bleibt. Die Andro­hung sieben­fach­er Rache ist keine Auf­forderung an die Men­schen, dass sie, wenn jemand Kain tötet, sieben Fam­i­lien­mit­glieder dieses Mörders umbrin­gen sollen, wie die von Benz zitierte GNB sach­lich falsch über­set­zt. Mit der sieben­fachen Rache bringt Gott zum Aus­druck, dass durch Men­schen unter keinen Umstän­den weit­eres Blut ver­gossen wer­den darf, weil Gott selb­st (das zeigt die Sieben­zahl) eingreift.

Der weit­ere Ver­lauf der Geschichte zeigt, wohin das Rache­ver­bot führt: Kain ver­bar­rikadiert sich in den Mauern ein­er selb­st­ge­baut­en Stadt, seine Nachkom­men schmieden Waf­fen und Lamech vergilt sieben Gen­er­a­tio­nen später schon eine ihm zuge­fügte Wunde mit dem Tod. Die siebe­nund­siebzig­fache Rache Lamechs zeigt die Selb­stver­got­tung der Kain­snachkom­men­schaft. Ger­ade das Rache­ver­bot führt zu ein­er Gewal­tan­häu­fung, weil dem bösen Herzen kein Ein­halt geboten wird. Gen­e­sis 4 ist ein Lehrstück darüber, dass das Böse sich nicht in Luft auflöst, wenn ihm mit Barmherzigkeit begeg­net wird. Das Land wird mit Blutschuld gefüllt, bis die Sint­flut die blut­getränk­te Erde rein­wäscht. Schon nach der Sint­flut, nicht erst in Lev­i­tikus 24, begren­zt Gott die ausufer­nde Gewalt durch Aufhe­bung des Rache­ver­botes: «Wer Men­schen­blut vergiesst, dessen Blut soll um des Men­schen willen ver­gossen wer­den» (Gen 9:6).

Das alles ist keine inner­bib­lis­che Entwick­lung, son­dern eine zusam­men­hän­gende Erzäh­lung der ersten Kapi­tel der Bibel, die uns zeigt, wie Gott zunächst das Blutvergiessen stoppt, indem er selb­st Kain schützt, wie Kain und seine Nachkom­men diesen Schutz aber miss­brauchen, um eine Gewaltherrschaft aufzuricht­en, so dass Gott schliesslich nach der Flut den Men­schen das Man­dat gibt, Mörder zu bestrafen. Dass Men­schen, Men­schen bestrafen sollen, ist ein Notrecht, das der Gewal­teindäm­mung dient. Der eigentliche und let­zte Richter ist Gott selbst.

Wenn Jesus und Paulus dazu auf­fordern, sich nicht zu rächen, dann führt das ger­ade zu Kain zurück, wo die Rache noch auss­chliesslich Gottes Sache ist und nicht Sache der Men­schen. Doch die Berg­predigt ist keine Anweisung an staatliche Insti­tu­tio­nen, so dass Jesus in Anschluss an Gen 9,6 auch die Notord­nung in Erin­nerung rufen kann: «Wer das Schw­ert nimmt, der wird durch das Schw­ert umkom­men» (Mt 26:52; vgl. Rö 13:4).

Beispiel 2: Schuld der Vorfahren (S.78–80)

Hier stellt Benz zwei alttes­ta­mentliche Texte nebeneinan­der, näm­lich das zweite Gebot (Ex 20:5), wo Gott sagt, dass er die Schuld der Väter heim­sucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern der­er, die ihn has­sen, und Hes­ekiel 18:20, wo Gott sagt, dass der Sohn nicht die Schuld des Vaters und der Vater nicht die Schuld des Sohnes, son­dern jed­er seine eigene Schuld tra­gen soll. Es ist die Antwort Gottes an das Volk, das im Angesicht der baby­lonis­chen Eroberung Jerusalems klagt, Gott würde sie für die Schuld ihrer Väter bestrafen.

Die Frage ist hier, was es mit der drit­ten und vierten Gen­er­a­tion auf sich hat. Ex 20:5 ist sich­er falsch ver­standen, wenn daraus geschlossen würde, dass Gott irgen­deinen Fluch auf die Nachkom­men von götzen­di­ener­ischen Eltern legt und sie für die Sünde der Eltern bestraft. Um die Stelle angemessen zu ver­ste­hen, sollte man berück­sichti­gen, dass damals, anders als heute, eine Fam­i­lie aus drei bis vier Gen­er­a­tio­nen beste­ht, die zusam­men unter einem Dach leben. Wenn der «Pater Famil­ias» got­t­los lebt, dann haben darunter drei bis vier Gen­er­a­tio­nen gle­ichzeit­ig zu leiden.

Am besten kann man das in Lev­i­tikus 25 ver­an­schaulichen. Dort wird uns geschildert, wie ein Israelit in mehreren Stufen ver­armt. Die let­zte Stufe ist, dass er seinen Landbe­sitz und sein Haus ver­liert und als Knecht für einen anderen Israeliten arbeit­en muss. Bevor dies geschieht, wird er bere­its seine Kinder dem Gläu­biger in die Knechtschaft geben. Die ganze Mehrgen­er­a­tio­nen­fam­i­lie lei­det unter der Mis­s­wirtschaft. Lev­i­tikus 25 gibt aber auch Anweisun­gen für ein Jubel­jahr: Alle 50 Jahre soll jede Fam­i­lie wieder zu ihrem Hab und Gut kom­men. In diesen 50 Jahren find­et ein Gen­er­a­tio­nen­wech­sel statt. Eine neue Gen­er­a­tion, d.h. ein neuer Drei- oder Vier­gen­er­a­tio­nen­haushalt soll neu begin­nen können.

Ex 20:5 muss weisheitlich ver­standen wer­den. Eine Tat ist wie das Aussäen eines Samens. Sie trägt in sich Fluch oder Segen, sie bringt eine Frucht her­vor, eine unge­niess­bare oder eine geniess­bare. Wo der Vater ein­er Mehrgen­er­a­tio­nen­fam­i­lie sich dem Götzen­di­enst zuwen­det, da wird der ganze Haushalt von den Fol­gen getrof­fen. Nicht, weil Gott anfängt, die unschuldigen Kinder zu ver­fluchen und zu töten, son­dern weil die Tat des Übeltäters sel­ber diese Reich­weite hat.

Dage­gen stellt Gott in Ex 20:6, dass Gott Barmherzigkeit erweist an vie­len Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote hal­ten. Das sollte wiederum nicht so ver­standen wer­den, dass Gott zuerst vier Gen­er­a­tio­nen bestraft und ab der fün­ften Barmherzigkeit erweist. Vielmehr ist schon in diesen vier Gen­er­a­tio­nen, sog­ar für den Sün­der sel­ber, Barmherzigkeit möglich. Die sünd­hafte Tat reicht über drei bis vier Gen­er­a­tio­nen, doch die Barmherzigkeit Gottes ist viel gröss­er und wen­det sich allen zu, sog­ar den buss­fer­ti­gen Sündern.

Es ist nichts anderes, was Hes­ekiel in Hes­ekiel 18 sagt (auch wenn er auf­grund ein­er anderen Fragestel­lung etwas andere Akzente set­zt): «Meinst du, dass ich Gefall­en habe am Tode des Got­t­losen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?» In Ex 20:5–6 wie auch in Hes­ekiel 18 geht es viel weit­er als bloss bis zur Aus­sage, dass Sünde bestraft wird: Näm­lich dass sich die Barmherzigkeit jedem, der sich bekehrt von seinen Wegen, jedem, der sich nach den Geboten Gottes aus­richtet, erweist.

Auch der Sün­den­fluch, von dem mehrere Gen­er­a­tio­nen getrof­fen wer­den kön­nen, ist damit kein unen­trinnbares Schick­sal. Wir sehen es in der Tora sel­ber und brauchen dafür nicht das Hes­ekiel­buch: Die erste Gen­er­a­tion des Auszugs aus Ägypten darf nicht in das ver­heis­sene Land. Würde man Ex 20:5–6 so ver­ste­hen, wie Mar­tin Benz das tut, dann dürften drei bis vier Gen­er­a­tio­nen nicht ins ver­heis­sene Land. Doch schon die zweite Gen­er­a­tion darf in das ver­heis­sene Land, denn Gott sagt zu der sündi­gen Gen­er­a­tion: «Eure Säuglinge … und eure Kinder, die jet­zt wed­er Gutes noch Bös­es ver­ste­hen, die sollen hineinkom­men; ihnen will ich es geben, und sie sollen es besitzen» (Deut 1:39). So for­muliert das Deuteronomi­um schon vor Hes­ekiel: «Die Väter sollen nicht für die Kinder noch die Kinder für die Väter ster­ben, son­dern ein jed­er soll für seine eigene Schuld ster­ben» (Deut 24:16). Gott bestraft schon in der Tora nicht die Kinder für die Schuld der Eltern. Trotz­dem kön­nen Kinder unter der Schuld der Eltern lei­den, weil die Eltern mit ihrer Sünde eine ganze Mehrgen­er­a­tio­nen­fam­i­lie schädi­gen können.

Beispiel 3: Gott oder Satan? (S.80–83)

Das dritte Beispiel geht aus von einem Ver­gle­ich von 2Sam 24:1 und 1Chr 21:1. Bei­de erzählen dieselbe Geschichte, in 2Sam 24:1 sagt allerd­ings Gott zu David, er solle eine Volk­szäh­lung machen, in 1Chr 21:1 sagt es der Satan. Die Samuel­büch­er sind älter als die Chronikbüch­er und so geht Mar­tin Benz davon aus, dass es in der Zeit der Samuel­büch­er den Satan noch gar nicht gab, dass der aus der Reli­gion Zarathus­tras ins Juden­tum aufgenom­men wor­den sei und somit die Möglichkeit geboten habe, die Ver­suchung der Volk­szäh­lung dem Satan anstatt Gott zuzuschreiben und damit 2Sam 24:1 zu korrigieren.

An dieser Argu­men­ta­tion von Benz ist ziem­lich vieles ziem­lich falsch. Erstens spricht er davon, dass bis in die Zeit der baby­lonis­chen Gefan­gen­schaft in Israel ein strenger und kon­se­quenter Monothe­is­mus geherrscht habe. In der his­torisch-kri­tis­chen Forschung ist das Gegen­teil die Mehrheitsmei­n­ung: Der Monothe­is­mus sei erst im baby­lonis­chen Exil ent­standen. Wie man das auch beurteilt: Die vorex­ilis­chen Texte reden unbeküm­mert von einem Thron­rat Gottes, von ein­er Göt­ter­ver­samm­lung, in der auch andere himm­lis­che Wesen als Göt­ter beze­ich­net wer­den (siehe z.B. Ps 82:1).

Zweit­ens kann das Juden­tum im baby­lonis­chen Exil nicht mit der Reli­gion Zarathus­tras in Verbindung kom­men, weil das keine baby­lonis­che, son­dern eine per­sis­che Reli­gion ist und die Juden erst nach dem Exil mit den Persern in Kon­takt kom­men (der Perserkönig Kyrus, der aber kein Anhänger der Reli­gion Zarathus­tras war, been­dete das baby­lonis­che Exil). Über­haupt ist die Annahme ein­er Bee­in­flus­sung des Juden­tums durch die Reli­gion Zarathus­tras sehr speku­la­tiv und wirft mehr Fra­gen auf, als sie beant­wortet, doch das kann ich hier nicht ausführen.

Drit­tens, und das führt nun zum Kern der Sache, behauptet Mar­tin Benz: «In der gesamten Tora find­et sich keine einzige Erwäh­nung des Satans» (S.82). Das ist falsch. Das Wort «Satan» find­et sich zweimal in der Tora, näm­lich in der Bileams­geschichte in Numeri 22. In Vers 22 lesen wir, als Bileam auf sein­er Eselin unter­wegs ist, um Israel zu ver­fluchen: «Und der Engel des HERRN stellte sich ihm ent­ge­gen als Satan».

Der kür­zlich ver­stor­bene Alttes­ta­mentler Michael Heis­er hat sich aus­führlich mit der unsicht­baren Welt im Alten Tes­ta­ment befasst, mit den Engeln, den «Göt­tern» aus Psalm 82 (und ander­swo, z.B. auch im Hiob­buch), mit den guten und bösen Mächt­en der unsicht­baren Welt und eben auch mit dem Teufel. Er hat dazu drei aus­geze­ich­nete Büch­er geschrieben, auf die ich gerne alle ver­weise, die sich damit aus­führlich­er befassen wollen: The Unseen Realm (2015), Angels (2018) und Demons (2020).

Um es kurz zu machen: Satan ist, anders als im Neuen Tes­ta­ment, im ganzen Alten Tes­ta­ment kein Eigen­name, son­dern eine Funk­tion. Darum kann sog­ar der Engel des HERRN als Satan, als Wider­sach­er, auftreten. Heis­er schreibt in seinem Buch Demons zu 1Chr 21:1 (S.80; eigene Über­set­zung aus dem Englischen):

Wer stiftete David an – Satan oder Jah­we? Die Lösung dieses schein­baren Wider­spruchs ist über­raschend ein­fach. In Num 22:22.32 ist es der Engel des HERRN, der den Weg Bileams und seines Esels versper­rt. Der Engel dient als Jah­wes «Wider­sach­er» (Satan), um sich Bileam ent­ge­gen­zustellen. Der Engel war in der Tat ein göt­tlich erwählter Geg­n­er. Zudem habe ich an ander­er Stelle aus­führlich dargelegt, dass dieser spez­i­fis­che Engel Jah­we in men­schlich­er Erschei­n­ungs­form war.

Im Lichte des entsprechen­den Bericht­es in Numeri 22 sollte 1Chr 21:1 fol­gen­der­massen über­set­zt wer­den: «Und ein Wider­sach­er stellte sich gegen Israel…». Dieser Wider­sach­er wird in bei­den Tex­ten später als Engel Jah­wes iden­ti­fiziert (1Chr 21:14–15 ; 2Sam 24:15–16). Wenn, wie in anderen alttes­ta­mentlichen Tex­ten ersichtlich, Jah­we und sein Engel miteinan­der iden­ti­fiziert wer­den oder ihre unter­schiedlichen Iden­titäten ver­wis­cht wur­den (z.B. Gen 48:15–16; Exo­dus 3, Richter 6), dann gibt es keinen Wider­spruch zwis­chen den Tex­ten. Der Engel und Jah­we kön­nen miteinan­der iden­ti­fiziert wer­den. Die Antwort auf die Frage, wer David anges­tiftet hat, ist in bei­den Bericht­en «Jah­we».

Beispiel 4: Wessen Geistes Kinder sind wir? (S.83–85)

Hier ver­gle­icht Mar­tin Benz 2. Könige 1 mit Lk 9:51–55. Als in 2. Könige 1 der König Ahas­ja zweimal einen Sol­da­ten­trupp gegen den Propheten Elia schickt, antwortet Elia zweimal: «Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Him­mel und fresse dich und deine fün­fzig Mann», was bei­de Male geschieht. In Lk 9:51–55 wird kein Sol­da­ten­trupp gegen Jesus geschickt, son­dern Jesus und seine Jünger wer­den in Samaria lediglich nicht aufgenom­men. Da fra­gen Jesu Jünger: «Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Him­mel falle und sie verzehre?»

Jet­zt wird es ein biss­chen kom­pliziert: Mar­tin Benz zitiert eine ziem­lich exo­tis­che Aus­gabe der Luther­bibel, näm­lich die Aus­gabe von 1964. Dies tut er, weil ein Teil dessen, was er zitiert, sich in Luther 1984 und Luther 2017 nicht find­et. Es sind Textzusätze, die in den ältesten griechis­chen Hand­schriften des Neuen Tes­ta­ments nicht enthal­ten sind und die daher ver­mut­lich nicht zum ursprünglichen Luka­se­van­geli­um gehört haben. Ich stelle hier zum Ver­gle­ich die von Benz zitierte Luther 1964 und die aktuelle Luther 2017 nebeneinan­der und markiere die späteren Zusätze kursiv:

LUT 1964
Da aber das seine Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: «Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Him­mel falle und verzehre sie, wie auch Elia tat.» Jesus aber wandte sich und bedro­hte sie und sprach: Wisst ihr nicht, welch­es Geistes Kinder ihr seid? Des Men­schen Sohn ist nicht gekom­men, der Men­schen See­len zu verder­ben, son­dern zu erhal­ten

LUT 2017
Als aber das die Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Him­mel falle und sie verzehre. Er aber wandte sich um und bedro­hte sie.

Mar­tin Benz fasst zusam­men: «Indem Jesus seine Jünger tadelt und sie daran erin­nert, wessen Geistes Kind sie sind, wird deut­lich, dass das Han­deln des Elia im Alten Tes­ta­ment ger­ade nicht dem Geist Gottes entspringt, obwohl es so aus­drück­lich in der Bibel beschrieben wird. … Diese alttes­ta­mentliche Geschichte atmet nicht den Geist Gottes. Und trotz­dem ste­ht sie in der Bibel.»

Es wäre wün­schenswert, wenn Benz hier trans­par­ent machen würde, dass er das Haupt­gewicht sein­er Argu­men­ta­tion auf eine Pas­sage legt, die im ursprünglichen Luka­se­van­geli­um gar nicht enthal­ten war. Aber selb­st wenn wir vom Text in Luther 1964 aus­ge­hen, ist seine Argu­men­ta­tion ziem­lich unsorgfältig.

Zunächst kom­men­tiert er die Frage der Jünger, ob sie nicht sagen sollen, dass Feuer vom Him­mel falle, mit fol­gen­den Worten: «Sin­nvoll! Ist logisch! Total bib­lisch! Doch die Reak­tion Jesu spricht Bände und zeigt ein weit­eres Mal die gravierende Weit­er­en­twick­lung inner­halb der Bibel selb­st.» Selb­st auf dieser Ebene ist es über­haupt nicht sin­nvoll, logisch und total bib­lisch. Bei Elia geht es um einen Sol­da­ten­trupp, der gegen ihn aus­ge­sendet wird, bei den Jüngern nur darum, dass sie in der Her­berge nicht aufgenom­men wer­den. Die Sit­u­a­tio­nen sind in kein­er Weise ver­gle­ich­bar, die Frage der Jünger völ­lig unverhältnismässig.

Direkt im näch­sten Kapi­tel des Luka­se­van­geli­ums wird uns berichtet, wie Jesus 72 Jünger aussendet und ihnen sagt, wie sie sich ver­hal­ten sollen. Für den Fall, dass sie nicht aufgenom­men wer­den, sagt Jesus zu ihnen (Lk 10:10–12):

Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, so geht hin­aus auf ihre Strassen und sprecht: Auch den Staub aus eur­er Stadt, der sich an unsre Füsse gehängt hat, schüt­teln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wis­sen: Das Reich Gottes ist nahe her­beigekom­men. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglich­er erge­hen an jen­em Tage als dieser Stadt.

Was ist gle­ich nochmals mit Sodom geschehen? Gen 19:24 gibt uns die Antwort: «Da liess der HERR Schwe­fel und Feuer reg­nen vom Him­mel herab auf Sodom und Gomor­ra». Hat Jesus in Lukas 10 schon vergessen, was er in Lukas 9 gesagt hat? Oder müssen wir vielle­icht Lukas 9 anders ver­ste­hen, als Benz vorschlägt?

Ich meine, wir müssen Lukas 9 anders ver­ste­hen und dazu soll­ten wir die Antwort, die Jesus (in den später hinzuge­fügten Versen) gibt, sorgfältig lesen: «Wisst ihr nicht, welch­es Geistes Kinder ihr seid? Des Men­schen Sohn ist nicht gekom­men, der Men­schen See­len zu verder­ben, son­dern zu erhal­ten.» Jesus begrün­det seine scharfe Ablehnung nicht damit, dass Elia falsch gehan­delt hat, son­dern damit, dass er sie an seine Sendung erin­nert. Jesus ist nicht Elia, Jesus ist kein Prophet. Jesus hat eine bes­timmte Sendung, näm­lich sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.

Im Garten Geth­se­mane sagt Jesus, dass er den Vater um zwölf Legio­nen Engel bit­ten kön­nte, und er würde sie sogle­ich schick­en. Warum tut es Jesus nicht? Weil er den bit­teren Kelch des Todes trinken muss. Er muss ster­ben. Elia musste nicht ster­ben. Elia hat­te eine andere Sendung, er war nicht der Men­schen­sohn, er war ein Prophet. Jesus ist kein Prophet. «Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sün­derin», denkt der Phar­isäer Sime­on in Lk 7:39. Aber Jesus ist kein Prophet. Er vergibt ihr die Sün­den. Jesus fragt seine Jünger: «Wer sagen die Leute, dass der Men­schen­sohn sei?» (Mt 16:13). Die Antwort: «Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jere­mia oder ein­er der Propheten». Doch Jesus ist kein Prophet. Er ist «Chris­tus, des lebendi­gen Gottes Sohn!» Als Petrus dies ausspricht, antwortet Jesus: «Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offen­bart, son­dern mein Vater im Himmel.»

Kurzum: Jesus han­delt nicht wie Elia, weil er nicht Elia ist. Er ist kein Prophet. Er ist der Men­schen­sohn und er ist Gottes Sohn. Er hat eine andere Sendung. Würde er zu Gewalt greifen, um seine Feinde zu besiegen, anstatt sich von ihnen besiegen zu lassen, dann wäre seine Sendung gescheit­ert. Dann hätte er der Ver­suchung nachgegeben, den Teufel anzu­beten, um alle Reiche der Welt mit ihrer Macht und Her­rlichkeit zu emp­fan­gen (Lk 4:5–8). Aber Jesus ist nicht dieses Geistes Kind, er lässt sich vom Teufel nicht ein­mal überlis­ten, wenn dieser ihn durch Petrus von seinem Lei­densweg abhal­ten möchte (Mt 16:21–23).

Das Apostelkonzil und die Bedeutung der Tora (S.149–151)

Benz nimmt das Apos­telkonzil (Apos­telgeschichte 15) als Kro­nzeu­gen dafür, dass die alttes­ta­mentlichen Geset­ze keine Rolle spiel­ten bei der apos­tolis­chen Entschei­dung, den Hei­denchris­ten das Hal­ten der Tora zu erlassen. Stattdessen hät­ten sie auf den Heili­gen Geist gehört. Dass sie auf den Heili­gen Geist gehört haben, ist richtig, aber mith­il­fe des Heili­gen Geistes haben sie eben die Tora studiert und zwar mit der Frage, was die Tora sel­ber zu ihrer Fragestel­lung sagt. Inner­halb der Tora haben sie vier Ver­bote gefun­den, die laut Tora nicht nur den Israeliten, son­dern expliz­it auch den Frem­den, die in Israel leben, gel­ten. Das sind Götzen­di­enst (siehe Lev 20:2), Unzucht (siehe Lev 18:26 als Abschluss der Gebote zu Unzucht) und Aas- und Blut­genuss (siehe Lev 17:10–16). Das Apos­telkonzil in Apos­telgeschichte 15 belegt damit ger­ade das Gegen­teil dessen, wofür Benz es anführt: Es belegt, dass die Apos­tel bei der neu aufk­om­menden Frage zum Umgang mit Hei­denchris­ten zuerst in der Tora nach Antworten gesucht haben und dass sie da auch fündig gewor­den sind. Natür­lich nicht durch bloss­es selek­tives Zitieren einzel­ner Bibel­stellen, son­dern durch eine kon­sis­tente Ausle­gung und weisheitliche Anwen­dung des von Alters her offen­barten Gotteswil­lens auf eine neue Situation.

Fazit: Nein, Jesus kritisiert das Alte Testament nicht

Über die Chris­ten in Beröa lesen wir bekan­ntlich in Apg 17:11, dass sie die Verkündi­gung von Paulus und Silas über Jesus bere­itwillig auf­nah­men «und forscht­en täglich in der Schrift, ob es sich so ver­hielte». Die Schrift ist damals noch das Alte Tes­ta­ment. Am Alten Tes­ta­ment muss sich Jesus als der Mes­sias erweisen. Mar­tin Benz sagt umgekehrt, wir soll­ten die Schrift an Jesus prüfen und von Jesus her die Geis­ter im Alten Tes­ta­ment unter­schei­den. Wenn er mit Jesus den Jesus der Evan­gelien meint, so kann ich ihm in den Beispie­len, die er vor­bringt, nicht fol­gen, weil sie Jesus nur selek­tiv zu Wort kom­men lassen, weil zu viele vor­eilige Schlüsse gezo­gen wer­den und weil die Art und Weise, wie Benz mit dem Alten Tes­ta­ment umge­hen möchte, nicht die Art und Weise ist, wie Jesus sel­ber und die Apos­tel mit dem Alten Tes­ta­ment umge­gan­gen sind.

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Benjamin Kilchör

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19 Comments

  1. Ron

    Ich weiß zwar nicht warum nicht auf meine Antwort inkl. Fra­gen einge­gan­gen wird. Aber ich möchte die bib­lis­chen Hin­ter­gründe für den inter­essieren Leser gerne verdeut­lichen. Im Römer­brief macht Paulus deut­lich, dass mit dem Kom­men des Mes­sias Jesus der alte Glaubens- und Heil­sweg (des Geset­zes) keine Recht­fer­ti­gung mehr vor Gott bewirken kann. Chris­tus ist Ziel/Ende des Geset­zes. Der Jude der ohne Chris­tus und der Teil­habe am Neuen Bund sündigt, geht genau­so ver­loren wie der Hei­de, der das Gesetz und die Heilsver­heißun­gen des AT nicht ken­nt. Umgekehrt gilt jedem (Juden und Hei­den) das Heil des Chris­tus, der im Glaubens­ge­hor­sam der Botschaft des Evan­geli­ums fol­gt (Röm 1,16). Es spielt auch keine Rolle, ob man das Evan­geli­um gehört hat oder nicht. Denn der Men­sch geht nicht erst ver­loren wenn er das Evan­geli­um hört und dann ablehnt, son­dern weil er ohne Chris­tus in seinen Sün­den ster­ben wird. Es ist die Sünde des Men­schen die zum Tod führt. Egal ob der Zeus opfer­nde Hei­de; oder der im Tem­pel und Gesetz wan­del­nde Jude. Bei­de sind in gle­ich­er Weise im Unglauben gegenüber Gott, wenn sie nicht an Jesus Chris­tus glauben. Denn Heil und Verge­bung gibt es allein in Chris­tus (Apg 4,12). Deswe­gen gab es auch eine Mis­sion sowohl an Juden und Hei­den. Es gibt keinen Glauben ohne dieses Evan­geli­um (Röm 1,16; 10,16f]. Das Kom­men des Mes­sias Jesus ist die heils­geschichtliche Wasser­schnei­de, die Gott ins­beson­dere mit der (in Daniel 9 angekündigten) Zer­störung des Tem­pels auch äußer­lich man­i­festiert hat. Der fromme und “gläu­bige Pros­eylt” aus Apg 10,1f war trotz sein­er Fröm­migkeit zu diesem Zeit­punkt “ungläu­big” und “ver­loren” und wurde erst durch das Evan­geli­um und den Glauben an Chris­tus “gläu­big vor Gott” und erret­tet (11,14).
    Dies soll in knap­per Weise den Hin­ter­grund für meine kri­tis­che Frage an Prof Kilchör sein, wie er seine Aus­sage vor diesem Hin­ter­grund erk­lären will.

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  2. Deborah Blaser

    Hal­lo, danke für den span­nen­den Artikel. Wie sind die Aus­sagen, dass Jesus kein Prophet ist unter dem Abschnitt Beispiel 4 gemeint? Dass er kein AT-Prophet, wie Elia ein­er war, ist?
    Ich lese an ver­schiede­nen Stellen Hin­weise, dass Jesus u.a. auch Prophet war (5.Mo.18,15; Matth.21,11; Luk.1,76+77; Luk.24,19; Apg 3,22+23)
    Mit lieben Grüssen

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    • Benjamin Kilchör

      Ja, so ist es gemeint. Jesus war nicht “nur” ein Prophet. Er war auch ein Prophet, aber er war eben viel mehr als das (siehe Hebräer 1,1–2). Im Gle­ich­nis von den bösen Weingärt­nern (Matthäus 21,33–46) wer­den die Propheten als Knechte, Jesus dage­gen als Sohn des Wein­bergbe­sitzers bezeichnet.

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  3. Simon Walder

    Sehr guter Kom­men­tar mit wichti­gen Ergänzun­gen und Hinweisen.
    Scheint mir sehr wichtig, diese einzel­nen The­men zu betra­cht­en und auch nicht eine zu vere­in­fachte Span­nung zwis­chen AT (bös­er Gott und Gewalt) und NT (lieber Jesus) zu kreieren, da dies den Tex­ten aus mein­er Sicht nicht gerecht wird.

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  4. Ron

    Der Artikel ist sehr gut! Es ist jedoch schade, dass selb­st von einem The­olo­giepro­fes­sor gesagt wird, dass die Aus­sage aus Apg 17,11 sich auf Chris­ten beziehe. Vom Kon­text geht es jedoch um ungläu­bige Juden, die — anders als die ungläu­bi­gen Juden zuvor in Thes­sa­loni­ki — die apos­tolis­che Botschaft zumin­d­est anhand des AT geprüft haben. Erst in 17,12 wird gesagt, dass einige (nicht alle dieser prüfend­en Juden) zum Glauben kamen. Es würde auch keinen Sinn machen, dass ger­ade eben durch die Apos­tel zum Glauben gekommene Men­schen die Lehre der Apos­tel (das Jesus der Mes­sias ist vgl. Apg 18,28) an der ger­ade über­nomme­nen Lehre der Apos­tel prüfen wür­den. Chris­ten prüften z.B. die Gemein­de­prophetie. Für Chris­ten war die Apos­tellehre der Maßstab und nicht das Objekt der Prü­fung (vgl. Röm 12,6; 16,17f; 1 Kor 15,2; Gal 1,8; 1 Thes 2,13; 2 Thes 2,15; Judas 3 uva.). Eine anhand der Bibel kri­tisch-prüfende Hal­tung von Chris­ten ist notwendig und wichtig — aber nicht jedoch gegenüber den inspiri­erten bib­lis­chen Ver­fassern, son­dern gegenüber Leuten wie z.B. Mar­tin Benz aber auch Ben­jamin Kilchör oder die Brud­er­ers (die hier auf ihrer Home­page z.B. auch zur Tol­er­anz in Bezug auf unbib­lis­che Lehren wie das Lehramt der Frau oder sog­ar Sünde wie die ehe­brecherische Wieder­heirat nach Schei­dung aufrufen).

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    • Peter Bruderer

      Ich hoffe doch wohl, dass auch die “Brud­er­ers” (sie sind übri­gens zwei eigen­ständi­ge Per­sön­lichkeit­en…) und auch die Rons kri­tisch prüfend gele­sen wer­den. Danke für das aktive mitdenken.

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      • Ron

        Es ist jedoch schade, dass auf ein­er sich als apolo­getis­che Inter­net­plat­tform ver­ste­hen­den Home­page wie dieser hier (neben guten Aus­sagen) auch eigens aufgestellte bibelkri­tis­che oder Sünde tolerierende Aus­sagen propagiert wer­den (wie die bere­its erwäh­n­ten Tolerieren von “Frauen im Lehr­di­enst” und Ehe­bruch in Form von Wieder­heirat nach Schei­dung. Ver­mut­lich würde man noch mehr find­en. Es ist doch schade, dass hier in Artikeln über “De-Kon­ver­sion” von ein­er “Ket­ten­reak­tion des Abfalls” (der erst mit der Hin­ter­fra­gung der Sou­veränität Gottes begin­nt und sich in weit­eren Ent­fer­nun­gen von der bib­lis­chen Autorität und bib­lis­chen Lehrin­hal­ten fort­set­zt vgl. 2 Tim 3,1–5; 4,3f), dann aber sel­ber Ele­mente dieser “Ket­ten­reak­tion des Abfalls” mit dem christlichen Glauben zu verbinden.
        Übri­gens: die Rede davon, dass in ein paar Jahren viele “pro­gres­sive Chris­ten” Athe­is­ten sein wer­den ist sin­n­frei. Jed­er, der den Glauben nicht bis zum Ende fes­thält, war vorher auch kein echter Jesus­nach­fol­ger gewe­sen (Hebr 3,14; 1 Joh 2,19). Der “Abfall” (den das NT bere­its angekündigt hat) vol­lzieht sich nicht durch “De-Kon­ver­sio­nen”, son­dern durch Offen­bar­w­er­den von Scheinglauben. Denn die wahren Gläu­bi­gen waren und sind auch heute (trotz aller Zahlen und Sta­tis­tiken über das Chris­ten­tum oder der Evan­ge­likalen) eine ganz kleine Gruppe (Mt 7,13f.21ff). Und die Motive für eine “De-Kon­ver­sion” sind nicht “apolo­getis­che Argu­mente”, son­dern ist und bleibt die Sünde und dem damit ver­bun­de­nen Anliegen, dass eine Leug­nung Gottes (und des Endgericht­es inkl. Hölle) das Leben in Sünde “angenehmer” macht (vgl. Ps 10,4; 14,1; Joh 3,19–21; 7,7 u.v.a.).

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        • Peter Bruderer

          Ich empfehle, die entsprechen­den The­men bei den jew­eili­gen Artikeln zu disku­tieren. Dann kommt das auch beim jew­eili­gen Autoren an. Son­st deck­en wir den Autoren dieses Artikels nur mit Inhal­ten zu, zu denen er sich hier gar nicht äussert. Wir haben übri­gens ca. 30 Autoren, welche auf unser­er Plat­tform schon pub­liziert haben. Das ergibt automa­tisch auch eine gewisse Band­bre­ite. Herzlich.

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          • Ron

            Aber es geht doch ger­ade um das Zulassen/Tolerieren oder Fördern dieser “Band­bre­ite” (inkl. unbib­lis­ch­er Inhalte) durch diese Plat­tform als Teil­haber (vgl. 1 Kor 5,9–13; Eph 5,7.11; 1 Tim 5,22; 2 Joh 9–11). Dazu ist es sich­er hil­fre­ich­er die Ver­ant­wortlichen (Her­aus­ge­ber) anzus­prechen, wobei ich auch an eini­gen Stellen die Artikel sel­ber kom­men­tiert habe (wie hier und an ander­er Stelle).

          • Peter Bruderer

            Dann braucht es vielle­icht ein­fach etwas Geduld (Spr 25,15; Pred 7,8; Jak 1,3), denn die Her­aus­ge­ber haben auch Tagesjobs 🙂

          • Ron

            Es ist bedauer­lich, dass Sie in Bezug auf die von Ihnen ver­ant­wortete Veröf­fentlichung und Her­aus­gabe von unbib­lis­chen Sichtweisen oder Tolerierung von Sün­den von “Geduld” sprechen. Geduld- wofür? Denken Sie wirk­lich, dass beim Able­gen von Sünde oder der Ver­führung dazu Gottes Wort zu “Geduld” aufruft? Dass Sie für diese Aus­sage (die in sich bere­its ver­w­er­flich ist) auch noch Bibel­stellen instru­men­tal­isieren, bestätigt die hier kri­tisierte Grund­hal­tung der Her­aus­ge­ber dazu. Und der Ver­weis auf den “Tagesjob” set­zt dem Ganzen noch den Hut auf. Denn wenn der “Tagesjob” dazu führt, dass man keine Zeit dazu hat die veröf­fentlicht­en Artikel (egal ob sel­ber geschrieben oder nicht) VOR DER HERAUSGABE auf ihren bib­lis­chen Sachver­halt zu prüfen, dann sollte man es doch lieber direkt sein lassen. Anson­sten hat man Teil an frem­den Sün­den (vgl. 1 Kor 5,9–13; Eph 5,7.11; 1 Tim 5,22; 2 Joh 9–11 vgl. Mt 18,6f).
            PS: die “Reply” Funk­tion stand nicht für den aktuellen Kom­men­tar von Peter Brud­er­er zur Ver­fü­gung (warum auch immer), daher kann diese Antwort ggf. an ein­er falschen Stelle platziert sein!

    • Benjamin Kilchör

      Zu Apos­telgeschichte 17,11 muss ich Ihnen Recht geben, es ist tat­säch­lich falsch, von Chris­ten zu reden, es geht um Juden, die noch keine Chris­ten sind. Als “ungläu­big” würde ich sie nicht beze­ich­nen, da ich zwis­chen der alt- und der neutes­ta­mentlichen Gemeinde eine Kon­ti­nu­ität sehe. Auf jeden Fall ken­nen sie noch nicht das Evan­geli­um von Jesus Chris­tus, einige nehmen es aber an, nach­dem sie es anhand der alttes­ta­mentlichen Schriften geprüft haben.

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      • Ron

        Es ist lobenswert, dass Sie sich haben kor­rigieren lassen. Nur ist lei­der Ihre Def­i­n­i­tion bzgl. “Unglaube” im Prinzip schlim­mer als Ihre Fehlin­ter­pre­ta­tion zu Apg 17,11. Sie machen die unbib­lis­che Andeu­tung, dass “jüdis­che Nicht-Chris­ten” nicht als “Ungläu­bige” beze­ich­net wer­den dür­fen. Dies ste­ht dem bib­lis­chen Befund (sprach­lich als auch the­ol­o­gisch) und dem Evan­geli­um ent­ge­gen. Denn “Ungläu­big” ist im NT jed­er, der nicht an Jesus als den Mes­sias glaubt und als seinen Her­rn anerken­nt. Dies trifft auch (und ins­beson­dere) auf Juden zu (vgl. Joh 3,36; 8,24.37ff; 10,26; Röm 11,20.23; 1 Kor 1,22–24; 2 Kor 4,3; 1 Petr 2,7f uva.)! Dieser bib­lis­che Befund ste­ht ein­deutig ent­ge­gen Ihrer Aus­sage, welche Sie lediglich mit ein­er per­sön­lichen (dog­ma­tisch-dis­pen­sa­tion­al­is­tis­chen?) Sichtweise über die Kon­ti­nu­ität zwis­chen alttes­ta­mentlichen und neutes­ta­mentlichen Gläu­bi­gen sehen. Hier mis­sacht­en Sie dann aber die bib­lisch-heils­geschichtliche Wasser­schei­de (vgl. Apg 3,23). Mit dem Kom­men des Mes­sias gilt auch der “gläu­bige Jude” als “ungläu­big”, solange er nicht Jesus den Chris­tus im Glauben als seinen Her­rn und Gott anerken­nt. So wie das Heil und alle mes­sian­is­chen Ver­heißun­gen des AT unter­schied­s­los dem einen erneuerten und erwählten Gottesvolk “Israel” der Glauben­den aus Juden und Hei­den in Chris­tus zuteil wer­den (Joh 10,16; Röm 2,28f; 1 Kor 7,19[Gal 5,6; 6,15f]; 10,1; Gal 3,28f; Eph 1,3f; 2,11ff; Kol 3,11; 1 Petr 2,9f u.v.a.), genau­so gilt umgekehrt das Gericht für alle Ungläu­bi­gen (ob Jude oder Hei­de) für alle ohne Chris­tus (vgl. Röm 1–4; 1 Thes 2,14; 2 Thes 1,8 uva.).

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        • Benjamin Kilchör

          Ich weiss nicht, was Sie unter Dis­pen­sa­tion­al­is­mus ver­ste­hen, aber so wie ich den Dis­pen­sa­tion­al­is­mus ver­ste­he, vertreten Dis­pen­sa­tion­al­is­ten ger­ade eine Diskon­ti­nu­ität zwis­chen AT und NT, zwis­chen Israel und der Gemeinde. Ich würde meine Sicht der Dinge am ehesten bun­des­the­ol­o­gisch (Bullinger) verorten, für den die Gemeinde nicht an Pfin­g­sten, son­dern mit Adam und Eva zu existieren begin­nt. Auch im Alten Tes­ta­ment gibt es Glauben und nicht nur Werke, und die Juden in Beröa, die noch nichts von Jesus gehört haben, bis die Apos­tel das Evan­geli­um verkün­den, sind vorher nicht ungläu­big, son­dern gläu­big auf dem Erken­nt­nis­stand des Alten Tes­ta­ments bis sie eben das Evan­geli­um hören und annehmen.

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          • Ron

            Nochmals: Natür­lich gibt es im AT auch den Glauben und nicht nur Werke. Wir aber reden nun aus der heils­geschichtlichen Wirk­lichkeit des Mes­sias Jesus. Vor Gott ist ein Jude ohne Chris­tus ein Ungläu­biger. So wird er auch im NT beschrieben.
            Sie jedoch ignori­eren den bib­lisch-sprach­lichen Sachver­halt zugun­sten Ihrer dog­ma­tis­chen Sichtweise, welche ganz bewusst die heils­geschichtliche Neuheit des Mes­sias Jesus in Bezug auf die Def­i­n­i­tion von “gläu­big” und “ungläu­big” bzw. “Heil” und “Gericht” ignori­ert. Sie wis­sen doch ganz genau als The­olo­giepro­fes­sor, was in den obi­gen Schrift­stellen über jüdis­che “Nicht-Chris­ten” gesagt wird: es sind “UNGLÄUBIGE”! Warum also führen wir diese Diskus­sion? Welch­es Ziel ver­fol­gen Sie mit dieser Um-Def­i­n­i­tion? Wollen sie den “Unglauben eines Juden” vom “Unglauben eines Hei­den” in Bezug auf Chris­tus unter­schei­den? Hat der ungläu­bige Jude einen sote­ri­ol­o­gis­chen Vorzug vor dem ungläu­bi­gen Hei­den? Paulus selb­st beschreibt seinen jüdis­chen Glauben­szu­s­tand vor Chris­tus als “ungläu­big” (1 Tim 1,13; vgl. Phil 3,1ff)! Gehen Sie doch bitte auf die von mir im obi­gen Kom­men­tar genan­nten Schrif­taus­sagen ein und ver­suchen dann Ihre damit wider­sprechende Aus­sage damit in Ein­klang zu bringen…
            Ein Hei­de der bis zur apos­tolis­chen Mis­sion an Zeus glaubte, war auf einem Erken­nt­nis­stand vor Chris­tus. Wäre er darin geblieben, würde er wed­er zu Gottes Volk gehören oder Anteil am Heil haben — er wäre ein Ungläu­biger. Dieselbe sote­ri­ol­o­gis­che Wirk­lichkeit gilt seit dem Erscheinen des Mes­sias Jesus auch in Bezug auf die Juden (wen­ngle­ich natür­lich aus ein­er anderen heils­geschichtlichen Perspektive).
            Das “dis­pen­sa­tion­al­is­tis­che Ele­ment” Ihrer Aus­sage bezog sich auf Ihre Beto­nung, dass ein jüdis­ch­er “Nicht-Christ” nicht als “Ungläu­biger” beze­ich­net wer­den darf. Denn im Dis­pen­sa­tion­al­is­mus geht man davon aus, dass ein Jude (selb­st wenn er nicht an Jesus Chris­tus glaubt) den­noch zum “Volk Gottes” gehört.

          • Benjamin Kilchör

            Natür­lich beze­ich­net sich Paulus als ungläu­big, bevor er Christ wurde, weil er das Evan­geli­um gehört und abgelehnt hat. Das Neue Tes­ta­ment beze­ich­net die Juden, die das Evan­geli­um hören und ablehnen als ungläu­big, aber nicht die, die es hören und annehmen. Jesus sagt in Lukas 16,31: “Hören sie Mose und die Propheten nicht, so wer­den sie sich auch nicht überzeu­gen lassen, wenn jemand von den Toten aufer­stünde.” Die Juden in Beröa wer­den aber als solche beschrieben, die Mose und die Propheten hören und darum auch das Evan­geli­um annehmen. Wären sie Ungläu­bige gegenüber dem Wort Gottes, wie es im Gesetz und den Propheten verkün­det ist, dann wür­den sie das Wort, das Paulus uns Silas ihnen verkün­den, auch ablehnen.

          • Ron

            Moment mal! In Ihrer ersten Antwort sprechen Sie ein­deutig von jüdis­chen “Nicht-Chris­ten”, welche sie nicht als “Ungläu­bige” beze­ich­nen wollen. Dazu geben Sie auch einen Hin­weis auf einen “Erken­nt­nis­stand”. Zitat: “Auch im Alten Tes­ta­ment gibt es Glauben und nicht nur Werke, und die Juden in Beröa, die noch nichts von Jesus gehört haben, bis die Apos­tel das Evan­geli­um verkün­den, sind vorher nicht ungläu­big, son­dern gläu­big auf dem Erken­nt­nis­stand des Alten Tes­ta­ments”. Hier sagen Sie ein­deutig, dass jüdis­che Nicht-Chris­ten in Beröa Ihrer Ansicht nach nicht als Ungläu­bige beze­ich­net wer­den dürfen.
            Nun aber sagen Sie im Wider­spruch dazu in Ihrer let­zten Antwort, Zitat: “Das Neue Tes­ta­ment beze­ich­net die Juden, die das Evan­geli­um hören und ablehnen als ungläu­big”. Sie sagen sel­ber, dass nur die Juden welche die Botschaft im Glauben angenom­men haben auch als “gläu­big” beze­ich­net wer­den kön­nen. In Bezug auf die Exegese von Apg 17,11 hat­te ich bere­its oben ver­merkt, dass nicht alle der prüfend­en Juden in Beröa die Heils­botschaft angenom­men haben (nur “viele” πολύς). Die anderen bleiben “Ungläu­bige”!
            Aber ver­mut­lich muss ich anders fra­gen: Sehen Sie einen sote­ri­ol­o­gis­chen Unter­schied zwis­chen Juden die das Evan­geli­um nicht ken­nen und Juden die das Evan­geli­um ablehnen? Sind erstere für sie “Gläu­bige” und nur die “Ablehn­er” ungläu­big? Ger­ade 1 Tim 1,13 macht doch deut­lich, dass Paulus “Unken­nt­nis” und “Unglaube” nicht unter­schei­det (eben­so 2 Thes 1,8). Vertreten Sie ent­ge­gen der Schrift (auch in Bezug auf die Juden vgl. Röm 10,14ff) einen Heil­suni­ver­sal­is­mus für Unerr­e­ichte (Juden)?

          • Ron

            Ich weiß zwar nicht warum nicht auf meine Antwort inkl. Fra­gen einge­gan­gen wird. Aber ich möchte die bib­lis­chen Hin­ter­gründe für den inter­essieren Leser gerne verdeut­lichen. Im Römer­brief macht Paulus deut­lich, dass mit dem Kom­men des Mes­sias Jesus der alte Glaubens- und Heil­sweg (des Geset­zes) keine Recht­fer­ti­gung mehr vor Gott bewirken kann. Chris­tus ist Ziel/Ende des Geset­zes. Der Jude der ohne Chris­tus und der Teil­habe am Neuen Bund sündigt, geht genau­so ver­loren wie der Hei­de, der das Gesetz und die Heilsver­heißun­gen des AT nicht ken­nt. Umgekehrt gilt jedem (Juden und Hei­den) das Heil des Chris­tus, der im Glaubens­ge­hor­sam der Botschaft des Evan­geli­ums fol­gt (Röm 1,16). Es spielt auch keine Rolle, ob man das Evan­geli­um gehört hat oder nicht. Denn der Men­sch geht nicht erst ver­loren wenn er das Evan­geli­um hört und dann ablehnt, son­dern weil er ohne Chris­tus in seinen Sün­den ster­ben wird. Es ist die Sünde des Men­schen die zum Tod führt. Egal ob der Zeus opfer­nde Hei­de; oder der im Tem­pel und Gesetz wan­del­nde Jude. Bei­de sind in gle­ich­er Weise im Unglauben gegenüber Gott, wenn sie nicht an Jesus Chris­tus glauben. Denn Heil und Verge­bung gibt es allein in Chris­tus (Apg 4,12). Deswe­gen gab es auch eine Mis­sion sowohl an Juden und Hei­den. Es gibt keinen Glauben ohne dieses Evan­geli­um (Röm 1,16; 10,16f]. Das Kom­men des Mes­sias Jesus ist die heils­geschichtliche Wasser­schnei­de, die Gott ins­beson­dere mit der (in Daniel 9 angekündigten) Zer­störung des Tem­pels auch äußer­lich man­i­festiert hat. Der fromme und “gläu­bige Pros­eylt” aus Apg 10,1f war trotz sein­er Fröm­migkeit zu diesem Zeit­punkt “ungläu­big” und “ver­loren” und wurde erst durch das Evan­geli­um und den Glauben an Chris­tus “gläu­big vor Gott” und erret­tet (11,14).
            Dies soll in knap­per Weise den Hin­ter­grund für meine kri­tis­che Frage an Prof Kilchör sein, wie er seine Aus­sage vor diesem Hin­ter­grund erk­lären will.

          • Ron

            *Kor­nelius aus Apg 10,1f war ein gottes­fürchtiger Hei­de, kein Proselyt.

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