Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist ein Klassiker. Mit einer persönlichen Reflexion auf der Grundlage dieses Bekenntnisses möchte ich einen möglichen Weg aufzeigen, wie dieses auch in unserer Zeit betend, nachdenkend und ganz persönlich zum Leben erweckt werden kann.
In meinen eigenen Recherchen über das Bekenntnis in der frühchristlichen Metropole Aquileia, habe ich unter anderem auf ihre Benutzung im Rahmen der Taufe hingewiesen. Der Täufling wurde auf der Grundlage des Apostolischen Glaubensbekenntnisses unterrichtet und machte das Bekenntnis in der Taufe sein Eigen. In der Taufe verband er sich auch mit dem Ostergeschehen. Paulus weist im Römerbrief darauf hin:
Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln. (Rö 6:3–4)
Ostergeschehen, Bekenntnis und Taufe bilden in der christlichen Tradition eine eng verbundene Einheit. Die nachfolgenden Gedanken sind eine persönliche Reflexion, verfasst im Lockdown, im Mai 2020.
BAPTISE ME
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
Lieber Vater im Himmel.
Du hast mich und die ganze Welt um mich herum geschaffen. Du hast mich gewollt, mit Haut und Haar. Du hast auch jeden Menschen um mich herum gewollt. Wir alle sind wertvolle Werke deiner Hand.
Doch bist du allmächtig? Das fällt manchmal so schwer zu glauben, wenn ich in unsere gebrochene Welt hineinschaue, wenn ich in mein eigenes Leben hineinschaue, in mein Herz. Krankheit, Streit, Schicksalsschläge, Angst, Ratlosigkeit. Ich schaue auf mein eigenes Unvermögen und das Unvermögen unserer Menschheit und frage mich: vermagst du?
Doch mitten in dieser Frage wird mir auch klar: Gott und Allmächtig – diese Worte gehören einfach untrennbar zusammen. Wenn du nicht allmächtig bist, bist du nicht Gott. Nein, ich werde mich nicht mit einem Gott zufriedengeben, der knorrig, alt und gebrechlich die Welt sich selbst überlassen hat.
Doch wie zeigt sich denn deine Allmacht bei mir und bei uns? Ja, ich habe auch schon die Wunderwirkungen erlebt, welche geschehen können, wenn man deinen Namen anruft. Ja ich habe auch schon dein Eingreifen in grösster Not erlebt.
Aber da muss doch noch mehr sein.
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn
Vielleicht ist dies eine Antwort auf die Frage nach deiner Allmacht: dass du sie gerne in Demut kleidest.
In Jesus lässt du nicht Pech und Schwefel vom Himmel fallen. In Jesus zückst du nicht den Zauberstab des Magiers.
In Jesus zeigst du uns deine Sanftmut. In Jesus kommst du, Herrscher der Welt, als Diener in meine Verlorenheit.
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
Du kommst als ein Kind, hilflos und zerbrechlich in diese Welt hineingeboren. Eine Welt im Umbruch, beherrscht von Despoten und Ungerechtigkeit.
Nein – du steigst nicht ‘quer’ ins Geschehen ein, um den ‘Job’ möglichst schnell zu erledigen. Mit deiner Geburt sagst du: ich gehe den ganzen Weg des Menschen. Ich mache keine Abkürzungen.
Mit deiner Geburt sagst du aber auch: «Siehe, es war sehr gut». Ja du hast den Menschen wunderbar gemacht. Als Kind von Maria auf die Welt zu kommen, war dir keine Last.
Deine Schöpfung zu besuchen, das ist nichts anderes als das, was du damals schon getan hast, im Garten Eden: Gemeinschaft mit deinen wertvollen Geschöpfen zu suchen.
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
Doch dein aktueller Besuch unterscheidet sich von damals, im Garten. Diesmal erwartet dich nicht friedvolle Gemeinschaft. Du weisst es und du kommst trotzdem, weil du mich liebst. Du siehst wie hoffnungslos meine Lage ist. Du siehst wie ich gefangen und geknechtet bin von der Dunkelheit um mich herum und von der Finsternis in meinem eigenen Herzen.
Du bist gekommen, um zu leiden. Ja, dein Leiden war kein virtuelles Leiden. Es war so konkret wie Pontius Pilatus ein ganz konkreter, grausamer Herrscher war. Ja, du hast nicht nur mit deiner Geburt klargemacht dass du keine Abkürzungen nimmst. Du gehst den ganzen Weg und erduldest den unschuldigen Tod am Kreuz.
Und tief im Herzen merke ich: nicht nur Pilatus hat dich ans Kreuz schlagen lassen, sondern auch ich.
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
Tot warst du. Kein Schlummern, keine Inszenierung. Du warst genau dort, wo wir alle hinkommen: in der Erde begraben, der Verwesung preisgegeben.
Doch hier, am unvermeidbaren Ziel eines jeden irdischen Lebens, ist etwas passiert. Ich kann es nicht fassen, ich kann es kaum glauben. Bist du auferstanden? Ja – es muss so sein!
Die Frauen am Grab, die Emmaus-Brüder, Petrus und die Jüngerschar. Ja sogar der Zweifler Thomas. Sie alle sind dir wieder begegnet. Nein, du warst kein Geist. Sie haben mit dir gegessen. Sie haben mit dir gespochen. Sie haben deine Narben berührt.
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters,
Nun bist du im Himmel, Jesus. Da wo du rechtmässig hingehörst.
Du hast dem Tod seine Beute entrissen, und deinen Platz als Herrscher eingenommen.
Doch ich, ich möchte dir danken. Danke dass du mich besucht und gesucht hast. Ja, du hast mir gezeigt, dass der allmächtige Vater nicht einfach meinen Gehorsam erzwingt, sondern mein Herz gewinnen will.
Und deshalb bitte ich dich: nimm mein steinernes Herz, und schenk mir ein fleischernes Herz, das die Menschen mit deinen Augen sieht, das liebt wie du geliebt hast.
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Als Diener bist du auf die Welt gekommen. Als Herrscher und Richter wirst du wiederkommen.
Wenn du wiederkommst wird dein Richten ein gerechtes Richten sein, nicht wie das Richten eines Pilatus.
Was ist aber ein gerechtes Gericht über mich? Ich kenne meine Taten. Und deshalb klammere ich mich mit aller Kraft fest an dem was der Richter selbst für mich getan hat.
Ja, ‘A miner Stell hesch du es Liide uf dich gno’. Daran halte ich mich fest. Jesus, bei dir kommen Gerechtigkeit und Liebe zusammen.
Durch deine Wunden bin ich geheilt. Weil du den Preis bezahlt hast werde ich leben.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
Schenk mir heute deinen Heiligen Geist. Fülle mich neu. Damit ich selbst fähig werde zu lieben und deine Gerechtigkeit in dieser Welt zu leben.
Schenk mir wieder neu die Herzensgewissheit, dass ich dein Kind bin. Schenk mir wieder neu dein Herz, deine Augen, deine Ohren, deine Hände und Füsse.
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Dein Leib hier auf Erden – das ist deine Kirche. Durch mich möchtest du hier wirken, und nicht nur durch mich, durch die Gemeinschaft aller die dich lieben.
Deshalb hilf mir auch zuallererst, meine eigenen geistlichen Brüder und Schwestern zu lieben – deine Gemeinde. Denn daran hängt unser Zeugnis, dass wir untereinander Liebe üben.
Vergebung der Sünden,
Deshalb hilf mir zu vergeben, wie auch du mir vergeben hast.
Auferstehung der Toten
Ich darf wissen, dass diese Welt nicht das Ende ist. Du hast Zukunft für mich, eine ewige Zukunft. Und in diese ewige Zukunft will ich investieren.
Wenn mein Körper selber gebrechlich wird, dann erinnere mich daran, dass du selber nicht als Phantom auferstanden bist, sondern mit einem erneuerten Leib. Und auf diesen neuen Leib darf ich dank dir auch hoffen.
und das ewige Leben.
Bei dir werde ich leben.
Amen
Bilder: unsplash
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