BAPTISE ME: Mit dem Bekenntnis meditieren

Lesezeit: 5 Minuten
Lesezeit: 5 Minuten

by Peter Bruderer | 02. Apr. 2021 | 0 comments

Das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis ist ein Klas­sik­er. Mit ein­er per­sön­lichen Reflex­ion auf der Grund­lage dieses Beken­nt­niss­es möchte ich einen möglichen Weg aufzeigen, wie dieses auch in unser­er Zeit betend, nach­denk­end und ganz per­sön­lich zum Leben erweckt wer­den kann.

In meinen eige­nen Recherchen über das Beken­nt­nis in der frühchristlichen Metro­pole Aquileia, habe ich unter anderem auf ihre Benutzung im Rah­men der Taufe hingewiesen. Der Täu­fling wurde auf der Grund­lage des Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­niss­es unter­richtet und machte das Beken­nt­nis in der Taufe sein Eigen. In der Taufe ver­band er sich auch mit dem Ostergeschehen. Paulus weist im Römer­brief darauf hin:

Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Chris­tus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben wor­den durch die Taufe in den Tod, damit, gle­ich­wie Chris­tus durch die Her­rlichkeit des Vaters aus den Toten aufer­weckt wor­den ist, so auch wir in einem neuen Leben wan­deln. (Rö 6:3–4)

Ostergeschehen, Beken­nt­nis und Taufe bilden in der christlichen Tra­di­tion eine eng ver­bun­dene Ein­heit. Die nach­fol­gen­den Gedanken sind eine per­sön­liche Reflex­ion, ver­fasst im Lock­down, im Mai 2020.

BAPTISE ME

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Him­mels und der Erde,

Lieber Vater im Himmel.

Du hast mich und die ganze Welt um mich herum geschaf­fen. Du hast mich gewollt, mit Haut und Haar. Du hast auch jeden Men­schen um mich herum gewollt. Wir alle sind wertvolle Werke dein­er Hand.

Doch bist du allmächtig? Das fällt manch­mal so schw­er zu glauben, wenn ich in unsere gebroch­ene Welt hinein­schaue, wenn ich in mein eigenes Leben hinein­schaue, in mein Herz. Krankheit, Stre­it, Schick­salss­chläge, Angst, Rat­losigkeit. Ich schaue auf mein eigenes Unver­mö­gen und das Unver­mö­gen unser­er Men­schheit und frage mich: ver­magst du?

Doch mit­ten in dieser Frage wird mir auch klar: Gott und Allmächtig – diese Worte gehören ein­fach untrennbar zusam­men. Wenn du nicht allmächtig bist, bist du nicht Gott. Nein, ich werde mich nicht mit einem Gott zufriedengeben, der knor­rig, alt und gebrech­lich die Welt sich selb­st über­lassen hat.

Doch wie zeigt sich denn deine All­macht bei mir und bei uns? Ja, ich habe auch schon die Wun­der­wirkun­gen erlebt, welche geschehen kön­nen, wenn man deinen Namen anruft. Ja ich habe auch schon dein Ein­greifen in grösster Not erlebt.

Aber da muss doch noch mehr sein.

und an Jesus Christus,
seinen einge­bore­nen Sohn,
unsern Her­rn

Vielle­icht ist dies eine Antwort auf die Frage nach dein­er All­macht: dass du sie gerne in Demut kleidest.

In Jesus lässt du nicht Pech und Schwe­fel vom Him­mel fall­en. In Jesus zückst du nicht den Zauber­stab des Magiers.

In Jesus zeigst du uns deine San­ft­mut. In Jesus kommst du, Herrsch­er der Welt, als Diener in meine Verlorenheit.

emp­fan­gen durch den Heili­gen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,

Du kommst als ein Kind, hil­f­los und zer­brech­lich in diese Welt hineinge­boren. Eine Welt im Umbruch, beherrscht von Despoten und Ungerechtigkeit.

Nein – du steigst nicht ‘quer’ ins Geschehen ein, um den ‘Job’ möglichst schnell zu erledi­gen. Mit dein­er Geburt sagst du: ich gehe den ganzen Weg des Men­schen. Ich mache keine Abkürzungen.

Mit dein­er Geburt sagst du aber auch: «Siehe, es war sehr gut». Ja du hast den Men­schen wun­der­bar gemacht. Als Kind von Maria auf die Welt zu kom­men, war dir keine Last.

Deine Schöp­fung zu besuchen, das ist nichts anderes als das, was du damals schon getan hast, im Garten Eden: Gemein­schaft mit deinen wertvollen Geschöpfen zu suchen.

gelit­ten unter Pon­tius Pilatus,
gekreuzigt, gestor­ben und begraben,

Doch dein aktueller Besuch unter­schei­det sich von damals, im Garten. Dies­mal erwartet dich nicht fried­volle Gemein­schaft. Du weisst es und du kommst trotz­dem, weil du mich lieb­st. Du siehst wie hoff­nungs­los meine Lage ist. Du siehst wie ich gefan­gen und geknechtet bin von der Dunkel­heit um mich herum und von der Fin­ster­n­is in meinem eige­nen Herzen.

Du bist gekom­men, um zu lei­den. Ja, dein Lei­den war kein virtuelles Lei­den. Es war so konkret wie Pon­tius Pila­tus ein ganz konkreter, grausamer Herrsch­er war. Ja, du hast nicht nur mit dein­er Geburt klargemacht dass du keine Abkürzun­gen nimmst. Du gehst den ganzen Weg und erduldest den unschuldigen Tod am Kreuz.

Und tief im Herzen merke ich: nicht nur Pila­tus hat dich ans Kreuz schla­gen lassen, son­dern auch ich.

hin­abgestiegen in das Reich des Todes,
am drit­ten Tage aufer­standen von den Toten,

Tot warst du. Kein Schlum­mern, keine Insze­nierung. Du warst genau dort, wo wir alle hinkom­men: in der Erde begraben, der Ver­we­sung preisgegeben.

Doch hier, am unver­mei­d­baren Ziel eines jeden irdis­chen Lebens, ist etwas passiert. Ich kann es nicht fassen, ich kann es kaum glauben. Bist du aufer­standen? Ja – es muss so sein!

Die Frauen am Grab, die Emmaus-Brüder, Petrus und die Jünger­schar. Ja sog­ar der Zwei­fler Thomas. Sie alle sind dir wieder begeg­net. Nein, du warst kein Geist. Sie haben mit dir gegessen. Sie haben mit dir gespochen. Sie haben deine Nar­ben berührt.

Ja, Gott und Allmächtig – diese Worte gehören ein­fach untrennbar zusam­men. Du lebst!

aufge­fahren in den Himmel;
er sitzt zur Recht­en Gottes,
des allmächti­gen Vaters,

Nun bist du im Him­mel, Jesus. Da wo du recht­mäs­sig hingehörst.

Du hast dem Tod seine Beute entris­sen, und deinen Platz als Herrsch­er eingenommen.

Doch ich, ich möchte dir danken. Danke dass du mich besucht und gesucht hast. Ja, du hast mir gezeigt, dass der allmächtige Vater nicht ein­fach meinen Gehor­sam erzwingt, son­dern mein Herz gewin­nen will.

Und deshalb bitte ich dich: nimm mein stein­ernes Herz, und schenk mir ein fleis­ch­ernes Herz, das die Men­schen mit deinen Augen sieht, das liebt wie du geliebt hast.

von dort wird er kommen,
zu richt­en die Leben­den und die Toten.

Als Diener bist du auf die Welt gekom­men. Als Herrsch­er und Richter wirst du wiederkommen.

Wenn du wiederkommst wird dein Richt­en ein gerecht­es Richt­en sein, nicht wie das Richt­en eines Pilatus.

Was ist aber ein gerecht­es Gericht über mich? Ich kenne meine Tat­en. Und deshalb klam­mere ich mich mit aller Kraft fest an dem was der Richter selb­st für mich getan hat.

Ja, ‘A min­er Stell hesch du es Liide uf dich gno’. Daran halte ich mich fest. Jesus, bei dir kom­men Gerechtigkeit und Liebe zusammen.

Durch deine Wun­den bin ich geheilt. Weil du den Preis bezahlt hast werde ich leben.

Ich glaube an den Heili­gen Geist,

Schenk mir heute deinen Heili­gen Geist. Fülle mich neu. Damit ich selb­st fähig werde zu lieben und deine Gerechtigkeit in dieser Welt zu leben.

Schenk mir wieder neu die Herzens­gewis­sheit, dass ich dein Kind bin. Schenk mir wieder neu dein Herz, deine Augen, deine Ohren, deine Hände und Füsse.

die heilige christliche Kirche,
Gemein­schaft der Heiligen,

Dein Leib hier auf Erden – das ist deine Kirche. Durch mich möcht­est du hier wirken, und nicht nur durch mich, durch die Gemein­schaft aller die dich lieben.

Deshalb hilf mir auch zuallererst, meine eige­nen geistlichen Brüder und Schwest­ern zu lieben – deine Gemeinde. Denn daran hängt unser Zeug­nis, dass wir untere­inan­der Liebe üben.

Verge­bung der Sünden,

Deshalb hilf mir zu vergeben, wie auch du mir vergeben hast.

Aufer­ste­hung der Toten

Ich darf wis­sen, dass diese Welt nicht das Ende ist. Du hast Zukun­ft für mich, eine ewige Zukun­ft. Und in diese ewige Zukun­ft will ich investieren.

Wenn mein Kör­p­er sel­ber gebrech­lich wird, dann erin­nere mich daran, dass du sel­ber nicht als Phan­tom aufer­standen bist, son­dern mit einem erneuerten Leib. Und auf diesen neuen Leib darf ich dank dir auch hoffen.

und das ewige Leben.

Bei dir werde ich leben.

Amen

Artikel als PDF herunterladen

 


Bilder: unsplash

Über den Kanal

Peter Bruderer

Peter Bruderer, Jahrgang 1974, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, seit 1986 in der Schweiz. 1998 war Peter Gründungsmitglied der erwecklichen 'Godi'-Jugendarbeit in Frauenfeld, welche er bis 2013 prägte. Heute arbeitet er als Projektleiter im kirchlichen und gemeinnützigen Bereich. Ein zweites Standbein ist die Arbeit als Architekt. Peter lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

Werde Teil der Diskussion

Kommentare zu diesen Beitrag

0 Comments

Submit a Comment

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Jetzt weiterstöbern

Mehr Blogposts entdecken

Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (3/3)

Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (3/3)

Das Evangelium ist historische Wahrheit, sie ist theologische Wahrheit und sie ist schriftgemässe Wahrheit. Wie gesagt bin ich überzeugt: Ob wir im Herzen ein «Ja» zu diesen drei grundlegenden Wahrheits-Aspekten des Evangeliums finden, macht den Unterschied aus...

Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (2/3)

Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (2/3)

Das Evangelium ist historische Wahrheit, sie ist theologische Wahrheit und sie ist schriftgemässe Wahrheit. Ob wir im Herzen ein «Ja» zu diesen drei grundlegenden Wahrheits-Aspekten des Evangeliums finden, macht den Unterschied aus zwischen einem tragfähigen und einem...

Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (1/3)

Die dreifache Wahrheit des Evangeliums (1/3)

Das Evangelium ist eine Wahrheit, die von drei Seiten her bezeugt ist. Sie ist historisch, geistlich und schriftgemäss bezeugte Wahrheit. Ob wir im Herzen ein «Ja» zu diesen drei grundlegenden Wahrheits-Aspekten des Evangeliums finden entscheidet, ob unser Glaube...