Von Afrika an die Christen in aller Welt

Lesezeit: 4 Minuten
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by Paul und Peter Bruderer | 08. Mai. 2024 | 2 comments

Nach­dem wir diese Woche in ein­er aus­führlichen Analyse über die Gen­er­alkon­ferenz der Vere­inigten Methodis­ten berichtet haben, möcht­en wir der afrikanis­chen Mehrheits­del­e­ga­tion mit der Pub­lika­tion ihres offe­nen Briefes nochmals eine Stimme geben. Diese wichtige Stimme fand an der ver­gan­genen Kon­ferenz lei­der keine Beach­tung. Mit der Pub­lika­tion auf Deutsch möcht­en wir den Text auch für Chris­ten im deutschsprachi­gen Raum zugänglich machen, und ermuti­gen, sich vom Glauben unser­er afrikanis­chen Geschwis­ter her­aus­for­den zu lassen. 

Der Brief wurde am 2. Mai 2024 in Char­lotte, North Car­oli­na auf ein­er Pressekon­ferenz der afrikanis­chen Delegierten veröffentlicht.

ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG 

Eine Stel­lung­nahme der Mehrheit der Delegierten der Zen­tralkon­feren­zen Afrikas an der UMC[1]-Gen­er­alkon­ferenz, Char­lotte, North Car­oli­na, USA, 23. April bis 3. Mai 2024 

Wir sprechen als Afrikan­er, die die Mehrheit der afrikanis­chen Delegierten repräsen­tieren und, wie wir glauben, auch die große Mehrheit der Vere­inigten Methodis­ten in den fün­fund­dreißig Jahreskon­feren­zen in Afrika.

Wir haben die Vere­inigte Methodis­tis­che Kirche geliebt. Wir waren dankbar für die Vere­inigte Methodis­tis­che Kirche. Wir haben der Vere­inigten Methodis­tis­chen Kirche mit Freude gedi­ent. Aber jet­zt sind unsere Herzen beunruhigt.

Die ver­schobene 2020 Gen­er­alkon­ferenz der Vere­inigten Methodis­tis­chen Kirche hat die methodis­tis­che Def­i­n­i­tion der Ehe geän­dert — nicht weil sich die Bibel geän­dert hat, son­dern weil sich die west­liche Kul­tur verän­dert hat. Auf dieser Kon­ferenz hat sich die Vere­inigte Methodis­tis­che Kirche dafür entsch­ieden, dem zu fol­gen, was den Men­schen gefällt, und nicht dem, was Gott gefällt.

Viele afrikanis­che Delegierte sind nicht anwe­send. Sie woll­ten anwe­send sein und hat­ten ihre Teil­nahme geplant. Aber sie wur­den von der Kom­mis­sion für die Gen­er­alkon­ferenz nicht rechtzeit­ig ein­ge­laden, um ihr Visum erhal­ten zu kön­nen. Über 70 von uns aus Afri­ka sind nicht anwe­send. Das sind etwa 25 % unser­er Delegierten. Vor zehn Monat­en began­nen wir, Briefe und E‑Mails zu ver­schick­en und zu tele­fonieren, um die Kom­mis­sion der Gen­er­alkon­ferenz und einige unser­er Bis­chöfe auf das Prob­lem aufmerk­sam zu machen. Auf viele dieser Schreiben erhiel­ten wir nicht eine einzige Antwort. Wir hat­ten das Gefühl, dass wir nicht wert­geschätzt und nicht erwün­scht waren.

Auf ein­er ver­gan­genen Gen­er­alkon­ferenz wurde uns Afrikan­ern gesagt, wir wür­den zu laut sprechen und soll­ten den Mund hal­ten. Nach ein­er anderen Gen­er­alkon­ferenz sagte ein Bischof, wir Afrikan­er müssten erwach­sen wer­den und selb­ständig denken. Auf dieser Kon­ferenz wur­den viele von uns nicht ein­mal mit den Doku­menten ver­sorgt, die wir braucht­en, um anwe­send sein zu können.

Ein führen­der Vertreter der UMC schrieb, dass die Vere­inigte Methodis­tis­che Kirche bere­it sein sollte, Afri­ka zu ver­lieren, um ihre pro­gres­sive Agen­da zu erfüllen. Es fällt uns schw­er zu glauben, dass wir als wahre Brüder und Schwest­ern in der Vere­inigten Methodis­tis­chen Kirche geschätzt wer­den. Es ist schwierig, zu ver­trauen, dass wir als gle­ich­berechtigte Part­ner ange­se­hen werden.

Die Vere­inigte Methodis­tis­che Kirche hat die Def­i­n­i­tion der Ehe geän­dert. Sie definiert die Ehe nun anders, als sie von Gott am Anfang kreiert wor­den war (Gen­e­sis 2:18, 23–25). Sie hat die Def­i­n­i­tion der Ehe geän­dert, die Jesus in Matthäus 19 beschrieben hat mit einem Mann und ein­er Frau.

In Afri­ka glauben wir nicht, dass wir es bess­er wis­sen als Jesus. Wir glauben nicht, dass wir es bess­er wis­sen als Gott. Wir glauben nicht, dass wir es bess­er wis­sen als die Bibel.

Wir müssen jet­zt nach Afri­ka zurück­kehren und unserem Volk sagen, dass die Gen­er­alkon­ferenz uns nicht zuge­hört hat, uns nicht als Part­ner schätzt und bere­it ist, uns zu ver­lieren, um ihre lib­erale west­liche Agen­da zu verfolgen.

In sein­er Predigt auf dieser Gen­er­alkon­ferenz erk­lärte ein UM-Bischof, dass wir den Zug der UMC ver­lassen soll­ten, wenn wir nicht auf ihn auf­sprin­gen und sein Ziel annehmen kön­nen. Aber was tun wir, wenn der Zug uns über­rollt und unsere Herzen vor Kum­mer und Schmerz bluten lässt?

Wir wollen, dass die UMC zuhört. Wir wollen, dass unser Volk in Afri­ka hört. Wir wollen, dass die Welt hört. Wir akzep­tieren keine Änderung der Def­i­n­i­tion der Ehe, und wir wer­den niemals akzep­tieren, dass die Ehe etwas anderes ist als ein Mann und eine Frau, ganz gle­ich, was im Buch der Kirchen­ver­fas­sung ste­ht. Wir sind erschüt­tert, dass wir jet­zt zu ein­er Kon­fes­sion gehören, die offiziell der bib­lis­chen Lehre über Ehe und Sex­ual­moral wider­spricht. Wir kehren nach Afri­ka zurück und müssen wichtige Entschei­dun­gen für die Zukun­ft treffen.

Den­noch kehren wir voller Hoff­nung nach Hause zurück, im Ver­trauen auf Jesus, gestützt auf das Wort Gottes und entschlossen, für den Glauben zu kämpfen, der den Heili­gen ein für alle­mal über­liefert wurde. Wir kehren nach Afri­ka zurück, wo die Kirche wächst, Ungläu­bige zum Glauben kom­men und Men­schen zu Nach­fol­gern wer­den zur Ehre unseres Her­rn Jesus Chris­tus. Gott sei die Ehre! Amen!

Kon­tak­te

Pfr. Dr. Jer­ry P. Kulah, Del­e­ga­tion­sleit­er, Liberia Jahreskonferenz
Herr Pros­per­ous Tun­da, Delegiert­er, Ostkon­go Jahreskonferenz
Pfr. Dr. Dan­ju­ma Judi, Delegiert­er, Nige­ria, Jahreskonferenz
Dr. Yeabu Kama­ra, Delegiert­er, Sier­ra Leone Jahreskonferenz
Herr Gin­ford Dzi­mati, Delegiert­er, Zim­bab­we Jahreskonferenz


Der Brief in seiner ursprünglich publizierten Form:


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Titel­bild: John Wes­ley, bekan­nt für seine Freiluft-Predigten, löste Mitte 18. Jahrhuntert eine Erweck­ungs­be­we­gung in Eng­land und Nor­dameri­ka aus. (Pub­lic Domain)

[1] UMC: Unit­ed Methodist Church – Vere­inigte Methodis­tis­che Kirche

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Paul und Peter Bruderer

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Kommentare zu diesen Beitrag

2 Comments

    • Paul Bruderer

      Das wis­sen wir nicht so genau. Ich habe die Debat­ten unter den Methodis­ten über mehrere Jahre mitver­fol­gt. Alle Voten der Methodis­ten aus Afri­ka waren — soweit ich das sehen kon­nte — sehr respek­tvoll und willkom­men heis­send. Ob diese Voten gewis­sen Ver­bän­den genü­gen wage ich zu bezweifeln genau­so wie dem lib­eralen Flügel das nicht genügte, was die Afrikan­er in der Gen­er­alver­samm­lung einge­bracht haben. Hier gibt es grundle­gende ide­ol­o­gis­che Unvereinbarkeiten.

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