Nachdem wir diese Woche in einer ausführlichen Analyse über die Generalkonferenz der Vereinigten Methodisten berichtet haben, möchten wir der afrikanischen Mehrheitsdelegation mit der Publikation ihres offenen Briefes nochmals eine Stimme geben. Diese wichtige Stimme fand an der vergangenen Konferenz leider keine Beachtung. Mit der Publikation auf Deutsch möchten wir den Text auch für Christen im deutschsprachigen Raum zugänglich machen, und ermutigen, sich vom Glauben unserer afrikanischen Geschwister herausforden zu lassen.
Der Brief wurde am 2. Mai 2024 in Charlotte, North Carolina auf einer Pressekonferenz der afrikanischen Delegierten veröffentlicht.
ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG
Eine Stellungnahme der Mehrheit der Delegierten der Zentralkonferenzen Afrikas an der UMC[1]-Generalkonferenz, Charlotte, North Carolina, USA, 23. April bis 3. Mai 2024
Wir sprechen als Afrikaner, die die Mehrheit der afrikanischen Delegierten repräsentieren und, wie wir glauben, auch die große Mehrheit der Vereinigten Methodisten in den fünfunddreißig Jahreskonferenzen in Afrika.
Wir haben die Vereinigte Methodistische Kirche geliebt. Wir waren dankbar für die Vereinigte Methodistische Kirche. Wir haben der Vereinigten Methodistischen Kirche mit Freude gedient. Aber jetzt sind unsere Herzen beunruhigt.
Die verschobene 2020 Generalkonferenz der Vereinigten Methodistischen Kirche hat die methodistische Definition der Ehe geändert — nicht weil sich die Bibel geändert hat, sondern weil sich die westliche Kultur verändert hat. Auf dieser Konferenz hat sich die Vereinigte Methodistische Kirche dafür entschieden, dem zu folgen, was den Menschen gefällt, und nicht dem, was Gott gefällt.
Viele afrikanische Delegierte sind nicht anwesend. Sie wollten anwesend sein und hatten ihre Teilnahme geplant. Aber sie wurden von der Kommission für die Generalkonferenz nicht rechtzeitig eingeladen, um ihr Visum erhalten zu können. Über 70 von uns aus Afrika sind nicht anwesend. Das sind etwa 25 % unserer Delegierten. Vor zehn Monaten begannen wir, Briefe und E‑Mails zu verschicken und zu telefonieren, um die Kommission der Generalkonferenz und einige unserer Bischöfe auf das Problem aufmerksam zu machen. Auf viele dieser Schreiben erhielten wir nicht eine einzige Antwort. Wir hatten das Gefühl, dass wir nicht wertgeschätzt und nicht erwünscht waren.
Auf einer vergangenen Generalkonferenz wurde uns Afrikanern gesagt, wir würden zu laut sprechen und sollten den Mund halten. Nach einer anderen Generalkonferenz sagte ein Bischof, wir Afrikaner müssten erwachsen werden und selbständig denken. Auf dieser Konferenz wurden viele von uns nicht einmal mit den Dokumenten versorgt, die wir brauchten, um anwesend sein zu können.
Ein führender Vertreter der UMC schrieb, dass die Vereinigte Methodistische Kirche bereit sein sollte, Afrika zu verlieren, um ihre progressive Agenda zu erfüllen. Es fällt uns schwer zu glauben, dass wir als wahre Brüder und Schwestern in der Vereinigten Methodistischen Kirche geschätzt werden. Es ist schwierig, zu vertrauen, dass wir als gleichberechtigte Partner angesehen werden.
Die Vereinigte Methodistische Kirche hat die Definition der Ehe geändert. Sie definiert die Ehe nun anders, als sie von Gott am Anfang kreiert worden war (Genesis 2:18, 23–25). Sie hat die Definition der Ehe geändert, die Jesus in Matthäus 19 beschrieben hat mit einem Mann und einer Frau.
In Afrika glauben wir nicht, dass wir es besser wissen als Jesus. Wir glauben nicht, dass wir es besser wissen als Gott. Wir glauben nicht, dass wir es besser wissen als die Bibel.
Wir müssen jetzt nach Afrika zurückkehren und unserem Volk sagen, dass die Generalkonferenz uns nicht zugehört hat, uns nicht als Partner schätzt und bereit ist, uns zu verlieren, um ihre liberale westliche Agenda zu verfolgen.
In seiner Predigt auf dieser Generalkonferenz erklärte ein UM-Bischof, dass wir den Zug der UMC verlassen sollten, wenn wir nicht auf ihn aufspringen und sein Ziel annehmen können. Aber was tun wir, wenn der Zug uns überrollt und unsere Herzen vor Kummer und Schmerz bluten lässt?
Wir wollen, dass die UMC zuhört. Wir wollen, dass unser Volk in Afrika hört. Wir wollen, dass die Welt hört. Wir akzeptieren keine Änderung der Definition der Ehe, und wir werden niemals akzeptieren, dass die Ehe etwas anderes ist als ein Mann und eine Frau, ganz gleich, was im Buch der Kirchenverfassung steht. Wir sind erschüttert, dass wir jetzt zu einer Konfession gehören, die offiziell der biblischen Lehre über Ehe und Sexualmoral widerspricht. Wir kehren nach Afrika zurück und müssen wichtige Entscheidungen für die Zukunft treffen.
Dennoch kehren wir voller Hoffnung nach Hause zurück, im Vertrauen auf Jesus, gestützt auf das Wort Gottes und entschlossen, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für allemal überliefert wurde. Wir kehren nach Afrika zurück, wo die Kirche wächst, Ungläubige zum Glauben kommen und Menschen zu Nachfolgern werden zur Ehre unseres Herrn Jesus Christus. Gott sei die Ehre! Amen!
Kontakte
Pfr. Dr. Jerry P. Kulah, Delegationsleiter, Liberia Jahreskonferenz
Herr Prosperous Tunda, Delegierter, Ostkongo Jahreskonferenz
Pfr. Dr. Danjuma Judi, Delegierter, Nigeria, Jahreskonferenz
Dr. Yeabu Kamara, Delegierter, Sierra Leone Jahreskonferenz
Herr Ginford Dzimati, Delegierter, Zimbabwe Jahreskonferenz
Der Brief in seiner ursprünglich publizierten Form:
Titelbild: John Wesley, bekannt für seine Freiluft-Predigten, löste Mitte 18. Jahrhuntert eine Erweckungsbewegung in England und Nordamerika aus. (Public Domain)
[1] UMC: United Methodist Church – Vereinigte Methodistische Kirche
Was sagen denn afrikanische LGBT zu dieser Stellungnahme? Sind sie bei den dortigen “Delegierten” vielleicht auch “nicht wertgeschätzt und nicht erwünscht”?
Informativer Link: https://blog.lsvd.de/homosexualitaet-und-homophobie-in-afrika/
Das wissen wir nicht so genau. Ich habe die Debatten unter den Methodisten über mehrere Jahre mitverfolgt. Alle Voten der Methodisten aus Afrika waren — soweit ich das sehen konnte — sehr respektvoll und willkommen heissend. Ob diese Voten gewissen Verbänden genügen wage ich zu bezweifeln genauso wie dem liberalen Flügel das nicht genügte, was die Afrikaner in der Generalversammlung eingebracht haben. Hier gibt es grundlegende ideologische Unvereinbarkeiten.