In einem aktuellen Beitrag auf dem EKS-Blog kritisiert der Theologe Stephan Jütte das Apostolikum. Es sei sozusagen ein Steigbügelhalter für Antijudäismus, weil die Geschichte des Jüdischen Volkes (Exodus) nicht abgebildet werde. Daniel Option hat den Alttestamentler Benjamin Kilchör, der ein Buch über die alttestamentlichen Grundlagen des Apostolikums geschrieben hat, um eine Stellungnahme gebeten.
Dass die Geschichte Israels nicht im Apostolischen Glaubensbekenntnis vorkommt, verstärke die Gefahr eines christlichen Antijudaismus – so die These von Stephan Jütte, Leiter Theologie und Ethik der Evangelischen Kirche Schweiz. Die Geschichte der letzten 200 Jahre zeigt das Gegenteil: Die Kreise, die das Apostolikum verteidigt haben, haben auch das Alte Testament als Fundament des christlichen Glaubens verteidigt. Das Apostolikum ist ein Bollwerk gegen Antijudaismus.
1. Der Apostolikumsstreit und die Entfremdung der liberalen Theologie vom Alten Testament
Als «Apostolikumsstreit» wird der Streit zwischen Liberalen und Positiven in den Reformierten Kirchen der Schweiz bezeichnet, der von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis ins frühe 20. Jahrhundert dauerte und in dem sich die Liberalen auf der ganzen Linie durchgesetzt haben: Das Apostolische Glaubensbekenntnis wurde für unverbindlich erklärt und durch die sogenannte «Bekenntnisfreiheit» abgelöst. Das Alte Testament ist zum Glück auch noch in der revidierten Zürcher Bibel 2007 enthalten, doch waren es die gleichen Kreise, die sich für die Loslösung vom Apostolikum einsetzten, in denen auch die Ansicht populär war, dass das Alte Testament aus dem christlichen Kanon gestrichen werden sollte.
Friedrich Schleiermacher, oft als Vater oder Begründer der liberalen Theologie bezeichnet, argumentierte in seiner zweibändigen Dogmatik in den 1820er Jahren, das Christentum verhalte sich «gleich zum Judentum und zum Heidentum, sofern von beiden zu demselben übergegangen werden soll als zu einem andern». Man könne das Christentum auf keine Weise als eine Umbildung oder erneuernde Fortsetzung zum Judentum verstehen. Daraus schloss er auch, dass für eine christliche Glaubenslehre das Alte Testament keine Rolle spiele, «muss doch auch jeder zugeben, dass, wenn ein Lehrsatz weder mittelbar noch unmittelbar Bewährung finde im Neuen Testament, sondern nur im Alten, niemand rechten Mut haben könnte, ihn für einen wahrhaft christlichen zu halten; wogegen, wenn ein Satz durch das Neue Testament bewährt ist, niemand eine Einwendung daher nehmen wird, dass sich im Alten gar nichts darüber findet. Mithin erscheint das Alte Testament doch für die Dogmatik nur als eine überflüssige Autorität.» Weiter schrieb er:
«Die alttestamentlichen Schriften verdanken ihre Stelle in unserer Bibel teils den Berufungen der neutestamentlichen auf sie, teils dem geschichtlichen Zusammenhang des christlichen Gottesdienstes mit der jüdischen Synagoge, ohne dass sie deshalb die normale Dignität oder die Eingebung der neutestamentlichen theilen.»
Adolf von Harnack, der wohl bedeutendste liberale Theologe des frühen 20. Jahrhunderts, schrieb in seinem Werk über Marcion (1921), der schon im 2. Jahrhundert das Alte Testament aus dem christlichen Kanon entfernen wollte, den bekannten Satz:
«Das Alte Testament im 2. Jahrhundert zu verwerfen, war ein Fehler, den die große Kirche mit Recht abgelehnt hat; es im 16. Jahrhundert beizubehalten, war ein Schicksal, dem sich die Reformation nicht zu entziehen vermochte; es aber seit dem 19. Jahrhundert als kanonische Urkunde im Protestantismus noch zu konservieren, ist die Folge einer religiösen und kirchlichen Lähmung.»
Karl Barth, der sich nach dem Ersten Weltkrieg von seinem Lehrer Harnack enttäuscht abwandte, entfaltete seine Dogmatik im Grundriss (1947) vom Apostolischen Glaubensbekenntnis her. Dieses machte ihn offensichtlich nicht blind für den Antijudaismus und Antisemitismus seiner Zeit, sondern auf dieser Grundlage erhob er seine Stimme dagegen in einer Klarheit und Entschiedenheit, die vielen Theologen seiner Zeit abhanden ging. Die Geschichte gibt der These, das Apostolikum verstärke die Gefahr eines christlichen Antijudaismus, nicht recht.
Zwischen den Aussagen von Schleiermacher und Harnack liegen genau 100 Jahre. In diesen 100 Jahren wurde das Apostolische Glaubensbekenntnis in allen Reformierten Kirchen der Schweiz abgeschafft. Es ist nicht so, dass die theologische Bewegung, die sich mit dem Apostolischen Glaubensbekenntnis so schwer tat, dafür umso mehr die alttestamentlich-jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens würdigte. Im Gegenteil: Die Entfremdung vom Apostolikum ging einher mit der Entfremdung vom Alten Testament. Warum das so ist, möchte ich im Folgenden darlegen.
2. Ein Bekenntnis ohne Exodus?
«Ein Bekenntnis ohne Exodus? Warum das Apostolikum für Jesus und Paulus überraschend gewesen wäre» – so steigt Stephan Jütte in seinen Beitrag ein. Und er schreibt weiter: «Für Jesus ist das Herz des Glaubens ein anderes ‘Credo’: das Schema Jisrael aus 5 Mose 6: ‘Höre, Israel, der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig.’» Eines teilt das Schema Jisrael mit dem Apostolikum: Es ist ein Bekenntnis ohne Exodus. Es ist ein Bekenntnis, das sich überhaupt nicht auf Ereignisse aus der Geschichte Israels bezieht, sondern deutlich macht, auf wen sich der Glaube Israels richtet: Auf den einen Gott. Danach folgt die Aufforderung zur Katechese. Hier der ganze Wortlaut (5 Mose 6,4–9):
Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.
Und du sollst den HERRN, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.
Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.
Der Fokus liegt auf zwei Dingen: Die exklusive Bindung an JHWH, den Gott Israels, durch die Liebe zu ihm, sowie die Katechese.
Viele Bibelwissenschaftler haben darauf hingewiesen, dass Paulus in seinen christologischen Bekenntnissen sich an das Schema Jisrael angelehnt hat. Die kürzeste Form ist «Kyrios Jesus» («der Herr ist Jesus», 1. Korinther 12,3; auf Griechisch beginnt das Schema Jisrael mit «Kyrios ho theos», d.h. «der Herr ist Gott»). Besonders in 1. Korinther 8,5–6 aber knüpft Paulus an das Schema Jisrael an, wenn er schreibt:
Und obwohl es solche gibt, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt, so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.
Der Neutestamentler N. T. Wright kommentiert dazu (Worum es Paulus wirklich ging, 2010, 81):
«Angesichts dieser erstaunlichen Aussage muss man sagen, dass man die frühen Kirchenväter der ersten Jahrhunderte erfinden müsste, wenn es sie nicht gegeben hätte. Paulus hat die Grundbedeutung der Wörter neu definiert, die die Juden jeden Tag in ihren regelmässigen Gebeten benutzten, um auf den einen wahren Gott zu verweisen. Die gesamte Argumentation des Kapitels steht und fällt mit der Tatsache, dass er ein Monotheist jüdischer Art ist im Gegenüber zum heidnischen Polytheismus; und als Dreh- und Angelpunkt hat er das zentralste und heiligste Bekenntnis dieses Monotheismus zitiert und Jesus genau in dessen Mitte gesetzt.»
Das Apostolische Glaubensbekenntnis knüpft genau daran an:
| Der Herr ist unser Gott | Ein Gott – der Vater | Ich glaube an Gott, den Vater |
| Der Herr ist einer | Ein Herr – Jesus Christus | und an Jesus Christus … unseren Herrn |
| (5 Mose 6,4) | (1. Korinther 8,6) | (Apostolikum) |
Als dritter Artikel kommt beim Apostolikum der Heilige Geist dazu. Auch das ist keine freie Erfindung, sondern gründet auf den letzten Worten Jesu nach dem Matthäusevangelium (Matthäus 28,18–20):
Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Wir haben hier die Verbindung der Taufe auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist sowie die Aufforderung zur Katechese – wie beim Schema Jisrael. Das trinitarische Bekenntnis zu dem einen Gott soll sich verbinden mit einer Taufunterweisung.
3. Das Apostolische Glaubensbekenntnis als Taufbekenntnis
Während es im Nicäno-Kontantinopolitanum heisst «Wir glauben …», formuliert das Apostolikum individuell: «Ich glaube …». Ersteres ist ein gottesdienstliches Bekenntnis, das Apostolikum ist aber ein Taufbekenntnis. Es setzt eine Taufunterweisung voraus, die entweder der Taufe vorausgeht, oder auf die Taufe folgt (im reformierten Kontext abgeschlossen durch die Konfirmation).
Und hier kommen wir zum entscheidenden Punkt. Stephan Jütte merkt selber, dass das Schema Jisrael ja auch nicht den Exodus erwähnt, schreibt aber:
«Für Jesus ist das Herz des Glaubens ein anderes „Credo“: das Schema Jisrael aus Deuteronomium 6: ‘Höre, Israel, der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig.’
Dazu gehören für ihn untrennbar:
- die Tora,
- die Propheten,
- der Exodus als Grundgeschichte der Befreiung,
- die Psalmen als Gebetsbuch Israels.»
Das ist alles richtig, aber kein Wort und nicht einmal eine Andeutung darauf findet sich im Schema Jisrael. All das gehört einfach untrennbar dazu, weil sich mit dem Schema Jisrael eine Unterweisung in all diesen Dingen verbindet. Dasselbe gilt aber auch für das Apostolikum. Es formuliert den Glauben an den dreieinigen Gott in einer Weise, die sich im Lichte des Christusereignisses aus dem Schema Jisrael entwickelt hat. Gerade, indem es den Glauben aber in einer vom Alten und Neuen Testament gesättigten Sprache formuliert, setzt es die Inhalte beider Testamente voraus. Zum Bekenntnis zum dreieinigen Gott gehören die Tora, die Propheten, der Exodus als Grundgeschichte der Befreiung und die Psalmen als Gebetsbuch Israels untrennbar dazu. Tatsächlich bezieht sich das Apostolikum expliziter darauf als das Schema Jisrael, indem es schon im ersten Satz den ersten Vers des Alten Testaments zitiert:
| Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. | Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. |
| (1 Mose 1,1) | (Apostolikum) |
Wie in der Antike üblich, wird damit nicht nur dieser eine Vers zitiert, sondern der ganze «daran hängende» Text. Ein Zitat funktioniert wie ein Link, den man anklicken kann, so dass sich ein ganzer Text öffnet. Das Bekenntnis zu Gott als dem Schöpfer von Himmel und Erde ist ein Link zum ersten Vers des Alten Testaments. Wer den Link klickt, weiss (sofern eine Katechese stattgefunden hat), was alles dazu gehört. Der Exodus, die Tora, die Propheten, die Psalmen. Hebräer 11 nennt als christliche Glaubensvorbilder aus dem Alten Testament Abel, Henoch, Noah, Abraham, Sara, Isaak, Jakob, Josef, Mose, Rahab, Gideon, Barak, Simson, Jeftah, David, Samuel und die Propheten. Sie umgeben uns wie eine «Wolke von Zeugen» (Hebräer 12,1). Das Apostolische Glaubensbekenntnis braucht dafür die Formulierung «Gemeinschaft der Heiligen». Wer es bekennt, tritt in diese Gemeinschaft, in diese Wolke von Zeugen ein und ist von ihnen umgeben.
Stephan Jütte schreibt:
«Das Apostolikum kennt diesen Resonanzraum nur ganz am Rand:
‘Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.’
Gott als Schöpfer – ja. Aber Gott als der,
- der Israel aus Ägypten befreit,
- der „der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“ heisst,
- der durch die Propheten Recht und Gerechtigkeit einfordert –
kommt im Text nicht vor.»
Das Problem ist hier das «Aber» (von mir kursiv gesetzt): Wer das Alte Testament nicht kennt, erfährt in diesem Satz in der Tat nur etwas von der Schöpfung, aber nichts vom Exodus, von der Erwählung Abrahams, Isaaks und Jakobs, von der Gesellschaftskritik der Propheten. Genauso wenig wie jemand, der das Schema Jisrael spricht, aber keine Ahnung hat von der Tora. Hier ist nun einzuwenden: Das Schema Jisrael wird aber gerade von denen gesprochen, die in der Tora unterwiesen wurden! Ja, und das Apostolikum wird von denen gesprochen, die im Alten und Neuen Testament unterwiesen wurden. Das war zumindest seine Bedeutung, bis es durch «Bekenntnisfreiheit» ersetzt wurde. Hat man die Unterweisung empfangen, dann verschwindet das Aber. Dann muss es vielmehr heissen: «Gott als Schöpfer – ja. Das ist Gott als der, der Israel aus Ägypten befreit, der ‘der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs’ heisst, der durch die Propheten Recht und Gerechtigkeit einfordert.»
Damit sollte nun auch deutlich werden, warum das Apostolikum ein Bollwerk gegen christlichen Antijudaismus ist. Solange es verbindliches Taufbekenntnis war, hat es vorausgesetzt, dass vor oder nach der Taufe eine Unterweisung im Alten und Neuen Testament stattfindet, dass diejenigen, die das Bekenntnis sprachen, wussten, dass der Schöpfer von Himmel und Erde auch der ist, der Israel aus Ägypten geführt und der durch die Propheten des Alten Testaments geredet hat. Die Loslösung vom Apostolikum ist einher gegangen mit einer Entfremdung von den biblischen Schriften und damit auch von den Schriften Israels. Nicht im Apostolischen Glaubensbekenntnis liegt die Gefahr eines christlichen Antijudaismus, sondern in der Vernachlässigung der mit dem Glaubensbekenntnis untrennbar verbundenen Katechese (Glaubensunterweisung) und damit in einer Entfremdung von den jüdischen Schriften und der jüdischen Wurzel unseres Glaubens.
4. Apostolikum und Altes Testament
Unter dem Titel «Das Alte Testament vom Glaubensbekenntnis her verstehen» habe ich 2023 ein Buch veröffentlicht, welches das Apostolikum als Ausgangspunkt nimmt, um das Alte Testament zu erklären, als Ausgangspunkt für eine Unterweisung in den Schriften Israels. Im Anhang des Buches habe ich in einer Tabelle die wichtigsten alttestamentlichen Passagen zusammengestellt, die hinter den einzelnen Aussagen und Formulierungen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses stehen. Die Tabelle stelle ich unten zur Verfügung. Um nur einige Beispiele zu nennen:
- Schon das «Ich glaube» führt zu Genesis 15,6, wo zum ersten Mal von Glauben – dem Glauben Abrahams – die Rede ist. Im Neuen Testament wird dieser Vers von so unterschiedlichen Autoren wie Paulus (Römer 4,3–5) und Jakobus (Jakobus 2,23) zitiert.
- Dass die Nennung Gottes als Schöpfer zu 1. Mose 1 führt, ist offensichtlich. Aber auch die Bezeichnung Gottes als Vater gründet im Alten Testament
- Jesus Christus – «Christus» ist die griechische Übersetzung des hebräischen Messias, Gesalbter.
- Die «Vergebung der Sünden» führt uns mitten in die Erzählung vom goldenen Kalb hinein, wo Gott dem Volk Israel auf der Wüstenwanderung Vergebung gewährt für den Götzendienst und Mose ausruft: «HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von grosser Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde …».
Stephan Jütte verweist auf 1. Korinther 15, wo Paulus das Evangelium so zusammenfasst:
Christus ist gestorben für unsere Sünden
nach der Schrift,
und ist begraben worden,
und ist auferweckt worden am dritten Tage
nach der Schrift.
Ja, der zweite Artikel des Apostolikums ist sehr nahe an diesen paulinischen Worten formuliert, doch fehle dem Apostolikum das «nach der Schrift». Paulus wäre irritiert gewesen über ein Bekenntnis, das den Namen «Israel» nicht kennt, den Exodus verschweigt und die Propheten nicht erwähnt (dafür aber den Pontius Pilatus). Doch Paulus erwähnt das alles ja auch nicht. Warum nicht? Weil er Schriftkenntnis voraussetzt. Sieht man erst einmal, wie schriftgesättigt das Apostolische Glaubensbekenntnis ist (und zwar genauso gesättigt mit alt- wie neutestamentlicher Sprache), dann wird deutlich, dass das ganze Bekenntnis «nach der Schrift» formuliert ist. Paulus wäre weniger über das Apostolikum irritiert, als darüber, wenn man das Apostolikum spricht, ohne die Schrift zu kennen, aus der es schöpft.
Benjamin Kilchör ist Professor für Altes Testament an der STH Basel und VDM in der Reformierten Kirche des Kantons Zürich
| Apostolicum lateinisch | Apostolikum deutsch | Alttestamentliche Stellen |
| Credo in Deum | Ich glaube an Gott | 1 Mose 15,6; 5 Mose 6,4–5; Hab 2,4 |
| Patrem omnipotentem | den Vater, den Allmächtigen, | 1 Mose 5,1–3; 5 Mose 32,6; 2 Samuel 7,14; Ps 68,6; 89,27; 103,13; Jes 9,5; 63,16; 64,7; Mal 1,6; 2,10 |
| Creatorem caeli et terrae | den Schöpfer des Himmels und der Erde. | 1 Mose 1,1; 2,1; 2,4; 14,19; 14,22; 2 Mose 20,11; Hiob 38,4; Ps 33,6; 90,2; 104,1–24; 121,2; 146,5–6; Jes 65,17; 66,22; Jer 32,17 |
| Et in Iesum Christum | Und an Jesus Christus, | 2 Mose 28,41; 3 Mose 16,32; 1 Sam 2,10; 10,1; Ps 2,2; 89,21; Jes 45,1; 61,1; Dan 9,25; Sach 4,14 |
| Filium eius unicum Dominum nostrum | seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, | 2 Mose 4,22; 2 Sam 7,14; Ps 2,7; Spr 30,4 |
| qui conceptus est de Spiritu Sancto | empfangen durch den Heiligen Geist, | Jes 11,2; 42,1; 61,1; Hes 2,1–2; Mi 3,8; Sach 4,6 |
| natus ex Maria Virgine | geboren von der Jungfrau Maria | 1 Mose 3,15; Jes 7,14 |
| passus sub Pontio Pilato, | gelitten unter Pontius Pilatus, | Ps 22; Jes 53,3–7 |
| crucifixus mortuus et sepultus | gekreuzigt, gestorben und begraben, | 5 Mose 21,23; Ps 31; Jes 53,8–9; Sach 12,10 |
| descendid ad inferos | hinabgestiegen in das Reich des Todes, | 1 Sam 2,6; Hiob 26,6; Ps 30,2; 30,4; 71,20; 88,11–13; Hos 13,14; Jona 2,3–8 |
| tertia die resurrexit a mortuis | am dritten Tage auferstanden von den Toten, | Ps 16,10; Jes 53,10; Hos 6,2; Jona 2,1; 2,11 |
| ascendid ad caelos | aufgefahren in den Himmel; | Ps 47,6; 68,19; Dan 7,13–14 |
| sedet ad dexteram Dei | er sitzt zur Rechten Gottes, | Ps 110,1; Hes 1,26 |
| Patris omnipotentis | des allmächtigen Vaters; | s. o. |
| inde venturus est | von dort wird er kommen, | Ps 18,10; 50,2–3; Hes 43,2; Sach 14,5; Mal 3,1 |
| iudicare vivos et mortuos | zu richten die Lebenden und die Toten. | Ps 50,4; 76,8–10; 96,13; 103,6; 110,6; 139,23; Jes 2,4; 11,3; 33,22; Jer 11,20; Dan 12,2; Mi 4,3 |
| Credo in Spiritum Sanctum | Ich glaube an den Heiligen Geist, | 1 Mose 1,2; Hiob 33,4; Ps 51,13; Jes 11,2; 63,10–11; Joel 2,16; Mi 2,5 |
| sanctam Ecclesiam catholicam | die heilige katholische (christliche/allgemeine) Kirche, | 2 Mose 19,5–6; 3 Mose 19,2; 5 Mose 4,10; 7,6; 23,2–9; Jes 2,2–4; 49,6; 56,1–8; Mi 4,1–3 |
| Sanctorum communionem | Gemeinschaft der Heiligen, | 5 Mose 33,3; Ps 4,4; 30,5; 32,6; 50,5; 89,6; 89,8; 145,10; 148,14; 149,1; Dan 7,18–27; Sach 14,5 |
| remissionem peccatorum | Vergebung der Sünden, | 2 Mose 34,6–7; Ps 51; 103,1–13; 130,4; Jes 1,18; 33,24; Mi 7,18–19; Dan 9,9 |
| carnis resurrectionem | Auferstehung der Toten | Jes 26,14–20; Hes 37,12–14; Dan 12,2–3 |
| et vitam aeternam | und das ewige Leben. | 1 Mose 3,22; Ps 21,5; Jes 25,6–8; 55,1–3; Dan 12,2 |
| Amen | Amen. | 1 Chr 16,36; Neh 8,6; Ps 41,14; 72,19; 89,53; 106,48 |
Titelbild: iStock
Buchempfehlung: Benjamin Kilchör, “Das Alte Testament vom Glaubensbekenntnis her verstehen” (2023), siehe auch die Rezension auf Daniel Option
Youtube: Benjamin Kilchör betreibt auf Youtube den Kanal «Lectio Continua» (Fortlaufende Lektüre). Dort erläutert er Vers für Vers die Bibel, angefangen in Genesis.






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