“Mal sehen was unser grossartiger Gott so alles vorhat”- schreibt ein guter Freund meinem Bruder Paul und mir vor einigen Tagen. Ja — was hat Gott wohl vor? Ein Jahr, ja ein ganzes Jahrzehnt neigt sich dem Ende zu. Wir bilanzieren und resümieren — und wir spekulieren auf die von uns erhoffte oder befürchtete Zukunft. Wer sein Vertrauen auf Gott setzt, der hat allen Grund für einen positiven Blick in die Zukunft und darf sich auf das eine oder andere Abenteuer freuen.
Ich bin kein besonders mutiger Mensch. Es fällt mir oft schwer, Entscheidungen zu treffen. Meine schwermütige Seite lässt mich manchmal lieber untätig sein als aktiv, lässt mich lieber grübeln anstatt die Initiative zu ergreifen. Darum bin ich Gott dankbar, dass ich als Teenie Zuversicht finden durfte durch sein ‘Ja’ zu mir. Und in der Einsamkeit meiner Jugend, während meine besten Freunde sich von Gott abwandten, wurde Gott mein Gesprächspartner und meine Zuflucht.
Anschliessend ergaben sich erstaunliche Abenteuer für Einen, der Mut oft in anderen Menschen gesehen, aber kaum in sich selber gefunden hat. Vor 20 Jahren durfte ich einen erwecklichen Aufbruch unter der Jugend meiner Region miterleben und mitgestalten. Die Godi-Jugendarbeit in Frauenfeld war eine Reaktion auf eine Notsituation und Jahre des zahlenmässigen Rückgangs der christlichen Jugendgruppen in der Region. Diese Jugend-Basisbewegung war keine auf dem Reissbrett von Kirchenstrategen entworfene Sache. Wir waren gänzlich unvorbereitet. Das Wachstum war explosionsartig. Die Leitungen und Pastoren unserer Kirchen waren mehr oder weniger überfordert. Wir als Initiatoren waren es eigentlich auch. Aber wir hatten Gott auf unserer Seite und die Zuversicht war grenzenlos.
Auch wenn die damalige Jugendbewegung ihr Ende fand, haben die vielen Erlebnisse von damals mich geprägt. Ich selber durfte damals schmecken, was es heisst, mit Gott etwas zu wagen und sein Wirken und Eingreifen zu erleben: Erstaunliches kann geschehen, wenn Menschen sich im Vertrauen und in der Hoffnung auf Gottes Wirken aufmachen. Könnte in den nächsten Jahren etwas Ähnliches geschehen? Wer weiss! Dazu etwas Inspiration von einer der Geschichten der Bibel, welche uns damals begeistert hat und uns vom eingangs erwähnten Freund vor wenigen Wochen zugespielt wurde.
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Mut, im Wissen um Gottes Möglichkeiten.
Die Geschichte, die uns damals als ‘junge Wilde’ begeistert hat, ist die Geschichte von Jonathan und seinem Waffenträger (1.Sam 14:1–23). Kein Wunder! Jonathan verkörpert in dieser Geschichte perfekt die — sagen wir es mal freundlich — grosse Eigeninitiative, welche auch unsere dynamische Jugendarbeit kennzeichnete. Ohne Rücksprache mit seinem Vater Saul, immerhin der Oberbefehlshaber der Armee, geht er auf seinen eigenen kleinen Feldzug gegen den Feind seines Volkes: die Philister.
Die Philister. Das waren die übermächtigen Feinde des Volkes Israel und wohl mit ein Grund, warum die Stämme Israels einen König wollten. In der Hoffnung auf einen menschlichen Anführer, der das Volk im Kampf gegen die Feinde Israels einen könnte, wurde Saul zum ersten König über die Stämme Israels gesalbt (1.Sam 10:1). Doch die Überlegenheit der Philister ist erdrückend. Sie können im Gegensatz zu den Israeliten aus befestigten Städten heraus operieren. Sowohl in Ausrüstung als auch in Personenzahlen sind sie den Truppen Sauls weit überlegen (1.Sam 13:5). Ihr Monopol auf Eisenverarbeitung hatten die Philister geschickt genutzt, um den Israeliten eine Bewaffnung zu erschweren und sich an ihnen auch noch zu bereichern (1.Sam 13:19–22).
Der Kampftruppe Sauls mangelt es an Organisation, Erfahrung und brauchbaren Waffen. Vor allem aber mangelt es dieser Truppe an Moral. Während die Philister sich auf dem Vormarsch befinden (1.Sam 13:17–18) und strategische Positionen einnehmen (1. Sam 13:23) scheint sich die Kampftruppe um Saul zunehmend zu verflüchtigen. Dreitausend hatten sich ihm ihn den Dienst gestellt (1.Sam 13:2), nun stehen ihm noch sechshundert Mann als Kampftruppe zur Seite (1.Sam 14:2). Das Volk hat sich nach ersten Offensiven der Phillister entweder in die ‘Höhlen und Klüfte und Felsen und Gewölbe’ verkrochen oder sich auf die ‘bessere Seite der Geschichte’ geschlagen — und ist zu den übermächtigen Philistern übergelaufen (1.Sam 13:6–7).
Wie erfrischend ist da das mutige Handeln von Jonathan und seinem Waffenträger! Allen Umständen zum Trotz ergreift Jonathan die Initiative und durchbricht damit die Angststarre von Volk und König:
“Komm, lass uns zu dem Posten dieser Unbeschnittenen hinübergehen! Vielleicht wird der HERR durch uns wirken; denn es ist dem HERRN nicht schwer, durch viele oder durch wenige zu retten!” (1.Sam 14:6)
Womöglich hat Jonathan bei der erst kürzlich erfolgten Stabsübergabe Samuels an seinen Vater Saul besser zugehört als dieser. Denn diese feierliche Gelegenheit hatte der altgediente Prophet weniger genutzt um dem ersten König Israels den Rücken zu stärken, als um dem Volk noch einmal das viel Wesentlichere klarzumachen: nicht von einem irdischen König hatten sie ihre Hilfe letztlich zu erwarten, sondern vom himmlischen König:
Nur fürchtet den HERRN und dient ihm treu von ganzem Herzen; denn seht doch, wie große Dinge er an euch getan hat. (1.Sam 12:24)
Wenn der HERR in der Vergangenheit Menschen wie Mose und Aaron als seine Hilfe fürs Volk Israel geschickt hatte (1.Sam 12:8), warum könnte er dann nicht ihn, Jonathan, für seine rettenden Pläne verwenden? Der Mut von Jonathan, sich der Realität der Bedrohung des Volk Israels zu stellen, liegt darin begründet, dass er um Gott und seine Möglichkeiten weiss. Dieser Gott kann auch ‘durch Wenige’ helfen. Und so geraten Jonathan und sein Waffenträger ins Abenteuer ihres Lebens und erleben, wie von ihnen ausgehend die ganze Dynamik der Konfrontation zwischen Israeliten und Philistern eine andere Richtung nimmt. Ja, Gott hat darauf gewartet dass einer aufsteht für die Ehre des Höchsten. Und mit Diesem steht er selber auch auf und greift mit seinen übernatürlichen Mitteln ein (1.Sam 14:15).
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Gottes Alternative zu Rückzug und Anpassung.
Was für eine Inspiration ist der Mut von Jonathan und seinem Waffenträger! Kein Wunder hat seine Geschichte uns damals vor 20 Jahren motiviert. Damals war unser jugendlicher Aufbruch ein Ruf aus den ‘Höhlen’ unserer Jugendgruppen-Keller hervorzukommen und Gott in aller Öffentlichkeit mit einem Jugendgottesdienst zu bekennen.
Aber auch heute inspiriert mich diese Geschichte von Jonathan. Denn sie zeigt beispielhaft die drei Möglichkeiten eines Volkes Gottes, welches durch eine ihr ‘feindlich’ gesinnte Kultur herausgefordert wird.
Wie damals viele Israeliten (1.Sam 13:6) wählen manche Christen in unseren Tagen eine Strategie des ‘Rückzugs in die Höhlen’ und versuchen den aktuellen kulturellen Sturm der Säkularisierung und Neo-Paganisierung in ihrem Versteck auszusitzen. Diese Strategie setzt darauf, jeglichen Kontakt mit der Bedrohung zu vermeiden. Irgendwann — so scheint die Hoffnung zu sein — wird der Sturm vorüberziehen und ein besserer Tag kommen.
Aber auch das Andere lässt sich in zunehmendem Mass feststellen: dass Christen in der Hoffnung “auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen”, mit einstimmen in die lautesten Sprechchöre unserer Zeit. Genauso haben manche Israeliten zu Zeiten von Jonathan sich auf die Seite der Philister geschlagen, wohl in ‘weiser Voraussicht’ des zu erwartenden Ausgangs (1.Sam 13:6). Viele Christen, die sich heute ‘progressiv’ nennen, meinen damit faktisch eine Strategie der nahezu beliebigen Anpassung an die dominante Gegenwartskultur. Diese Strategie des Überlebens durch Anpassung bringt die Protagonisten aber letztlich in Konflikt mit Gott selber, der für sein Volk kämpft.
Es gibt aber auch die dritte Option. Das ist die des mutigen Aufstehens für den HERRN, für seine Ehre, seine Werte. Diese Werte sind letztendlich jenseits von konservativ oder progressiv. Sie sind, wie Alisa Childers es in einem unserer letzten Artikel formuliert hat, ewig. Und so heisst Treue zu Gott (1.Sam 12:24) auch nicht Rückzug oder Anpassung, sondern beherztes Einstehen für diese Werte. Die Strategie ist mit Risiko verbunden. Man zeigt sich, macht sich angreifbar. Aber es gibt auch Abenteuer, die Zusage der Gegenwart Gottes und die begründete Hoffnung auf sein Eingreifen.
Diese dritte Strategie braucht nicht die besonders Mutigen. Sie braucht nur Menschen, die im Vertrauen zu Gott einen Schritt ins Ungewisse machen und dabei ihre Hoffnung auf ihn setzen. Es braucht für diese Strategie die ‘Esel’ der Bileam-Geschichte.
Genau deshalb gibt es auch unseren Blog, die Daniel Option. Auch im kommenden Jahr möchten wir diese Mentalität weiter beschreiben, welche Jonathan und seinen Leibwächter, oder eben auch Daniel und seine Freunde, gekennzeichnet hat.
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Wo versteckst du dich?
“So half der HERR Israel an jenem Tage.” (1.Sam 14:23), stellt der Chronist des 1. Samuel-Buches am Schluss der Erzählung fest. Und ein kleiner aber nicht unwesentlicher Teil dieser Hilfe waren zwei junge mutige Männer: Jonathan und sein Waffenträger. Ihr Einsatz stand am Anfang eines bemerkenswerten Turnarounds in der Geschichte des Volkes Gottes. Ihr Mut nötigte schlussendlich auch den von Angst gelähmten König Saul zum Handeln (1Sam 14:20) und lockte das Volk Gottes aus seinen falschen Verstecken (1.Sam 14:21–22).
Ich muss es mir selber sagen: Um es in die Geschichtsbücher Gottes zu schaffen muss man weder besonders mutig veranlagt sein, noch besonders ausgerüstet sein. Man muss nicht an die eigene Grösse glauben sondern an einen grossen Gott:
Nur fürchtet den HERRN und dient ihm treu von ganzem Herzen; denn seht doch, wie große Dinge er an euch getan hat. (1Sam 12:24)
Ich fordere dich und mich heraus: Lass uns als Christen neu aus unseren wie auch immer gearteten Höhlen und Verstecken hervorkommen. Lass uns zurückkehren aus unserer Konspiration mit dem Gegner. Lass uns neu aufstehen ohne uns für unseren Gott zu schämen. Schliessen wir uns der Rebellion des mutigen Vetrauens in Gott und seine Möglichkeiten an! Falsche Kompromisse sind da genauso wenig am Platz wie falsche Überheblichkeit. Ich bin mir sicher: wir werden zurückschauen und sagen:
“So hat der Herr uns an jenem Tag geholfen”
Ich wünsche dir zusammen mit dem Team von Daniel Option ein mutiges 2020. Geborgen in der Zuflucht die wir bei Gott finden. Getragen von der Zuversicht welche auf seine Möglichkeiten setzt.
Sehr herausfordernd, ich möchte auch in diesem Jahr zum Jonathan werden.
Danke für all eure Arbeit
Danke. liebe Regula, für deine guten Ergänzungen.
Ja bei aller Eigeninnitiative wollte sich Jonathan auch von Gott leiten lassen. Wir sollten nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen, aber mutig losgehen und die Türen durchschreiten, die Gott dabei auftut.
Die Bibel scheint mir voller Biografien von Menschen, welche so einen wesentlichen Unterschied gemacht haben: Josua, Kaleb, David vor Goliath, Esther, Nehemia…
Einen gesegnteten Start ins neue Jahr wünsche ich Dir!
Peti
Spannend, dass Ihr genau diese Geschichte hier bringt. Unser Pastor hielt dazu kürzlich eine Predigt.
meine Kurzfassung:
— man kann Wunder passiv geschehen lassen
— man kann vertrauensvoll um Wunder bitten
— man kann Wunder “provozieren”
Provozieren in dem Sinn, dass man wie Jonathan losgeht und etwas wagt, und dann auf Gottes Zeichen achtet.
(In Jonathans Fall: Ganz hinaufgehen oder wieder umkehren ?)
Ich möchte im neuen Jahr immer wieder mal bei denen sein, die Wunder “provozieren”…