“Wir brauchen den grössten Mut, uns auf eine einzige andere Person einzulassen. Die Ehe bietet den Schutzraum, dieses zu tun. Wenn man sich dann erotisch begegnet, entsteht Ekstase und man erlebt dabei die Liebe Gottes. Alles andere ist erweiterte Selbstbefriedigung.” (Kirstine Fratz zitiert einen ungenannten Theologen, November 2018)
Dieses Zitat fasst die revolutionäre Sexualethik der Christen zusammen, welche eine radikale Alternative darstellte zu den sexualethischen Werten der römischen Kultur zur Zeit von Jesus Christus. Die christliche Vision von Sexualität war anfänglich in der breiten Bevölkerung unpopulär und wurde verspottet. Mit der Zeit wurden die menschenfreundlichen Vorteile dieser Vision erkannt, sodass sie innerhalb weniger Jahrhunderte einen ‘Turnaround’ im römischen Reich bewirkte. Lasst uns dieser sexuellen Revolution etwas auf die Spur kommen! Immerhin war sie Teil einer umfassenden neuen Sicht des Lebens der Christen, welche dazu führte, dass die Gemeinde von Jesus trotz Verachtung und Verfolgung das Herz der römischen Gesellschaft mit der Liebe Jesu eroberte und veränderte.
“Satyr und Mänade”. Prostitutions-Darstellung auf einem römischen Fresko in Pompeji
Römische sexuelle Freizügigkeit für Männer
Es gibt viel darüber zu sagen, wie Sexualität in der römischen Gesellschaft zur Zeit von Jesus ausgelebt wurde. Ich fokussiere hier auf jene Merkmale, welche entscheidend dazu beitrugen, dass die römische Gesellschaft irgendwann die christliche Sexualethik als eine Befreiung empfand und sie annahm.
Römische sexuelle Moral war doppelbödig, weil sie den Männern grosse sexuelle Freizügigkeit gewährte, während dies den Frauen verwehrt blieb.
Bei den Ehefrauen verlangte man eheliche Treue und hatte sogar Worte dafür. Frauen, die zeit ihres Lebens einem einzigen Ehemann treu gewesen waren, wurden auf ihrem Grabstein oder in Grabreden als ‘univira’ (lateinisch) oder ‘monandros’ (griechisch) gelobt, also als ‘Frau eines Mannes’.
Es ist kennzeichnend, dass es in diesen Sprachen kein Wort gab für das männliche Gegenstück, weil es als unausweichlich galt, dass Ehemänner mit multiplen Partnern Sex haben würden. Es wurde toleriert und war üblich, dass Männer Sex mit vielen Menschen hatten, die im gesellschaftlichen ‘Ranking’ unter ihnen waren, also mit anderen Frauen, Sklaven, hierarchisch untergeordneten Männern sowie mit Prostituierten. Auch Sex mit Teenagern oder gar mit Kindern war akzeptiert und wurde sogar lyrisch gefeiert von Autoren wie Juvenal, Petronius, Horace und anderen. Sex war also oft Ausübung gesellschaftlicher Macht.
Plutarch erklärte dies einer frisch verheirateten Frau namens Eurydice:
Wenn dein Ehemann ein ‘peccadillo’ mit einer Geliebten oder Sklavin hat, sei nicht empört oder wütend … Es ist sein Respekt für dich, der ihn dazu führt, seine Ausschweifung, Zügellosigkeit und Mutwilligkeit mit anderen Frauen zu teilen. (zitiert in Instone-Brewer, Biblical sexual ethics — eigene Übersetzung)
Es existierten nur wenige Grenzen für die männliche sexuelle Zügellosigkeit. Allem voran war Sex mit der Ehefrau eines anderen Mannes unangebracht, weil die Ehefrau als Besitz des Ehemannes galt. Es ging also nicht um die Frau und deren Wünsche, sondern darum, dass der Besitzanspruch des anderen Mannes gewahrt blieb. Sex mit einer anderen Ehefrau war de facto Diebstahl bei deren Ehemann.
Homosexualität war gesellschaftlich akzeptierter als bei uns und wurde differenziert ausgelebt. Man hört heute oft, dass Homosexualität damals fast nur in der ausbeuterischen Form von Päderastie ausgelebt wurde — also Sex mit Knaben. Man sagt uns heute auch oft, dass homosexuelle Orientierung etwas Modernes ist, das es früher nicht gab. Beide Behauptungen stimmen nicht mit den historischen Fakten überein. Es stimmt, dass der Begriff ‘Homosexualität’ eine moderne Wortschöpfung ist. Aber schon Plato hat eine Schöpfungsgeschichte definiert, um eine homosexuelle Identität zu begründen. Und John Boswell zeigt, dass mindestens vier Arten ausgelebter Homosexualität gesellschaftlich akzeptiert waren:
- Zwei Frauen oder zwei Männer hatten eine Liebesbeziehung ohne gesetzliche Bindung.
- Sklaven, die manchmal viel jünger waren als ihre Herren, wurden von diesen benutzt oder missbraucht. Hier konnte es auch zur Päderastie kommen, also zu sexuellen Handlungen mit männlichen älteren Kindern.
- Ein Ehemann konnte sich nebst seiner Frau einen anderen Mann nehmen.
- Schliesslich gab es die Verheiratung zweier Männer.
Männer versuchten zu vermeiden, der ‘weichere’ oder ‘unterlegene’ Partner beim homosexuellen Sex zu sein. Auch hier zeigt sich der Sex als Ausdruck gesellschaftlicher Macht.
Es geht mir nicht darum, das Bild der römischen Sexualethik schlechter darzustellen als nötig. Sicher gab es Menschen, die erfüllten einvernehmlichen Sex genossen. Es gab auch einige wenige nicht-christliche Kritiker der Sexualethik, deren Kritik auf die männliche Freizügigkeit ausgerichtet war. Zum Beispiel lehrte Musonius Rufus, dass Männer sexuell enthaltsam leben sollten wie ihre Ehefrauen. Seine Begründung ist interessant: Er glaubte, dass Sex aus Freude am Sex grundsätzlich falsch sei — eine Auffassung, die der christlichen Sexualethik widerspricht, wie wir nachher noch sehen werden. Zweitens war für Musonius die männliche Freizügigkeit ein Mangel an Selbstbeherrschung, was für den Mann beschämend sei. An diesem Punkt erwies sich die christliche Alternative als Ausweg in ein würdevolles Sexualleben, weil sie Zugang zur sexuellen Selbstbeherrschung eröffnete.
Zusammengefasst kann man sagen, dass die römische Sexualethik doppelbödig war. Während Männern nahezu alles zugestanden wurde, was ihre Freizügigkeit begehrte, verlangte man von Ehefrauen strikte eheliche Treue. Die Opfer dieses sexuellen Machtsystems waren Frauen allgemein, Kinder, Sklaven und Prostituierte (Prostituierte waren oft ausgesetzte Babys, die aufgelesen wurden, um später als Sexsklaven zu dienen). Es sind diese Opfer, die zu den Gewinnern der sexuellen Revolution wurden, welche durch das Christentum ins Römische Reich Einzug hielt.
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Revolutionäre christliche Sexualethik
Mit der Zeit erkannte die römische Gesellschaft die christliche Sexualethik als einen Ausweg aus der freizügigen Doppelmoral des männlichen Macht-Sex. Man muss verstehen, dass die christliche Sexualität ein eindeutiger Gegenentwurf zur römischen Sexualethik war, weil sie sich an einer ganz anderen Weltanschauung orientierte — der judeo-christlichen Weltanschauung.
So war christliche Sexualethik nicht freizügig, sondern entsagend. Sie beruhte nicht auf Macht, sondern auf Geschlecht. Christen lebten ihren Sexualtrieb nicht beliebig aus, sondern nur in der heterosexuellen Ehe. Sie sahen Enthaltsamkeit als Ausdruck von Menschenwürde; als Zeichen, dass der Mensch fähig ist, frei zu agieren, ohne seinen Trieben ausgeliefert zu sein.
Moderne Leser müssen aufpassen, diese heute als konservativ empfundenen Werte nicht vorschnell negativ zu werten. Auf dem Hintergrund der wuchernden missbräuchlichen Sexualität der römischen Gesellschaft wurden die christlichen Werte als das erkannt, was sie auch heute noch sind: Eine sexuelle Befreiung in eine erfüllte Sexualität hinein!
Wenn der Sexualakt losgelöst stattfindet von einer liebevollen, verbindlichen sexuellen Beziehung, führt das aus christlicher Sicht zu aushöhlendem und unbefriedigendem Sex und demzufolge zu unerfüllter Sexualität. Die Kritik des Christentums an der römischen sexuellen Freizügigkeit war also nicht die Häufigkeit des Sex-Habens, sondern dass der Sex in einem unpassenden Kontext stattfand.
Aus judeo-christlicher Sicht war häufiger Sex mit dem Ehepartner durchaus erwünscht. Paulus mahnt dazu, in der Ehe nicht über längerem Zeitraum sexuell enthaltsam zu leben (1. Kor 7:5). Rabbiner gaben sogar Ratschläge, wie oft Ehepaare Sex haben sollten. Der Rat hing praktischerweise vom Beruf ab 🙂 Normale Arbeiter sollten gemäss Mishnah Ketub 5.6 mindestens zweimal die Woche Sex mit der Ehefrau haben. Bei Esel-Transportern (den Lastwagenfahrern der Antike) reichte einmal die Woche, da sie öfters ausser Haus waren. Arbeiter auf Segelschiffen einmal im halben Jahr — also bei jeder Rückkehr von den langen Arbeitsausflügen in der mediterranen Welt. Und Männer ohne Arbeitsverhältnis sollten … täglich Sex haben. Keine Spur von prüder sexueller Enthaltsamkeit hier!
Die Männer kommen in die Mangel
Die neutestamentliche Sexualethik fokussiert an vielen Orten darauf, die sexuelle Freizügigkeit der männlichen Konvertiten zum Christentum zu korrigieren. Neu sollen diese ausschliesslich Sex mit der Ehefrau haben. Paulus gibt den Frauen radikalerweise die gleichen Rechte wie den Männern und den Männern die gleichen Pflichten wie den Frauen (1. Kor 7:1–5). Christliche Sexualität soll — nein: sie muss! — gleichberechtigt und einvernehmlich sein! Wir ahnen, dass die Ehefrauen im römischen Reich diese Ethik als eine totale Befreiung willkommen geheissen haben! Keine doppelbödige Sexualmoral mehr!
Christen untersagten in aller Klarheit auch Sex mit Prostituierten und damit auch die sexuelle Ausbeutung von Sklaven. Ebenso verboten Christen Sex mit Kindern. Martens zeigt, dass die Christen das griechische Wort für Sex mit Kindern ‘paiderastēs’ (Liebhaber von Kindern) ersetzt haben mit dem Wort ‘paidophthoros’ (Zerstörer/Korruptmacher von Kindern). So erscheint in einer der frühesten christlichen Lehrtexte der Befehl ‘Du sollst Kinder nicht korrumpieren’ direkt nach dem Verbot von Mord und Ehebruch (Didache 2.2).
Wir sehen hier, dass christliche Sexualität nicht entlang den gesellschaftlichen Machtstrukturen verläuft, sondern innerhalb der Polarität von Mann und Frau. Diese sexuelle Revolution war angetrieben von einer neuen Weltanschauung: der judeo-christlichen Weltanschauung. Umwälzungen in der Sexualethik sind (möglicherweise immer) angetrieben durch den Einzug von anderen grundlegenden Weltanschauungen. Zwei Elemente der judeo-christlichen Weltanschauung, die für die Sexualethik entscheidend waren, sind diese:
- Die Überzeugung, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild (‘Imago Dei’) geschaffen hat, als Mann und als Frau.
- Die Einheit des Menschen als physisch-seelische Einheit betont, dass der Körper des Menschen etwas Gutes ist. Wir haben in der judeo-christlichen Weltanschauung eine tiefe Körperfreundlichkeit.
Mit diesen beiden Überzeugungen legten die Christen das weltanschauliche Fundament für eine sexuelle Revolution.
Ebenbildlichkeit
Jonathan Sachs erklärt, dass in der Antike nur Herrscher, Könige und Pharaonen als Menschen angesehen wurden, die das Ebenbild Gottes tragen. Indem der biblische Schöpfungsbericht behauptet, dass alle Menschen das Ebenbild Gottes tragen, hebt die Bibel jeden Menschen in einen würdigen, königlichen Status hinauf. Diese Gottes-Ebenbildlichkeit aller Menschen verlangt danach, Mann und Frau auch im Bereich der Sexualität gleichwertig zu behandeln — denn beide tragen das ‘Imago Dei’.
Die Konsequenz davon war, dass Sex neu innerhalb des Geschlechts von Mann und Frau ausgelebt wurde, anstatt entlang der Machtstrukturen einer von Männern dominierten Gesellschaft. Dies wiederum brachte Schutz vor sexuellem Missbrauch von Kindern, Sklaven, Prostituierten und minderbemittelten Frauen.
Körperfreundlichkeit
Die Körperfreundlichkeit der judeo-christlichen Weltanschauung führte zu einer völlig neuen Einschätzung des menschlichen Körpers in der Sexualität.
Andere einflussreiche Weltanschauungen, wie der Platonismus und insbesondere die Gnostik, prägten ein körperfeindliches Bild des Menschen. Die Gnostik war körperfeindlich, weil alle Materie als böse definiert war. Der immaterielle Geist des Menschen ist gemäss der Gnostik das Entscheidende, nicht der Körper. Etliche sexuelle Ideologien unserer heutigen Zeit kommen der körperfeindlichen Gnostik sehr nahe, weil sie behaupten, dass die Seele allein bestimmend ist für das Geschlecht. Der Körper wird als sekundär gesehen und man endet, ohne sich dessen bewusst zu sein, in einer körperfeindlichen Sicht von Sexualität.
Spannenderweise war unter anderem die Körperfeindlichkeit der Gnostik ein Motor für die hetero- und homosexuelle Freizügigkeit in der römischen Antike. Wenn der Körper nicht so wichtig ist, kommt es — so die Logik — nicht so drauf an, was man mit dem eigenen Körper anstellt — und mit dem Körper eines anderen Menschen.
Die neue positive Wertung des Körpers durch die judeo-christliche Weltanschauung eröffnete völlig neue Einsichten. Plötzlich wurde klar, dass die heterosexuelle und homosexuelle Promiskuität Körper-unwürdig ist. Damals wie auch heute ist es möglich zu erkennen, dass wir als Geschöpfe in einer guten Schöpfung leben, welche vom Schöpfer ins Leben gerufen wurde.
Als Christen können wir verstehen, dass das Erschaffene — unser Körper — in sich stimmig ist und einer inneren Bedeutung und Logik folgt. Unser Körper spricht eine Sprache, der wir vertrauen können. Unser Körper gibt uns wichtige Informationen, nämlich dass wir erschaffen worden sind als Mann und als Frau. Wir respektieren und ehren diese Bedeutung und Logik mit der Art, wie wir leben. Damit ehren wir auch denjenigen, der als Schöpfer uns diesen Körper gegeben hat.
Diese neue christliche Körperfreundlichkeit führte zur Eindämmung der sexuellen Freizügigkeit. Neu wurde Heterosexualität nur innerhalb der Ehe zwischen Mann und Frau ausgelebt. Ausgelebte Homosexualität wurde als etwas erkannt, das nicht zu unserer geschaffenen Körperlichkeit passt (siehe z.B. Römer 1:24–27).
In diesem Gesamtbild könnte man den Eindruck haben, dass die Männer die ‘Verlierer’ dieser christlichen sexuellen Revolution waren. Die Gewinner sind klar: Frauen, Kinder, Sklaven, Prostituierte. Es ist kein Wunder, dass in der Anfangszeit des Christentums vermutlich mehr Frauen zum Glauben an Jesus Christus kamen als Männer.
Männer blühen wieder auf
Doch waren die Männer wirklich Verlierer? Waren sie vielleicht nicht auch Gewinner? Harper argumentiert, dass die christliche Sexualethik zu einem neuen und würdigenden Verständnis des Willens des Menschen führte. Sogar Männer sind in der Kraft des Heiligen Geistes fähig, ihren Sexualtrieb zu kontrollieren — ein Zeichen der Würde des Mannes! Dies galt sowohl für hetero- wie auch homosexuell Empfindende.
Mir ist klar, dass wir in unserer heutigen Kultur bezüglich Homosexualität eine Entwicklung haben, die gegenläufig ist zur antiken Entwicklung. Andere, dafür besser geeignete Menschen müssen sich zur Frage äussern, ob homoerotisch Empfindende, die zölibatär leben, dies als würdigen Umgang mit ihrer Sexualität empfinden können. Ed Shaw ist einer von ihnen, wie auch sein Kollege Sam Allberry (hier ab Minute 18:34 hören). Es gibt hier wichtige Themen, wie mit Sexualität in Zeiten umgegangen wird, in denen man sie nicht auslebt oder nicht ausleben kann.
Als Seelsorger und Theologe finde ich es wichtig, dass wir mindestens diese Grundfragen zulassen: Könnte es sein, dass Leben in der göttlichen Gabe der Selbstbeherrschung ein Weg ist zurück zur Würde und Körperfreundlichkeit des Menschseins? Auch in der Ehe gibt es mitunter Zeiten, die lange dauern können, in denen man Sexualität nicht ausleben kann. Selbstbeherrschung in der Ehe, welche sich durch Treue auch in allfälligen Zeiten des Verzichts ausdrückt, ist meines Erachtens auch mit Würde verbunden. Könnte es sein, dass ein enthaltsames Leben der Selbstbeherrschung auch für Singles und homoerotisch Empfindende mit Würde und Frieden verbunden ist?
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Zusammenfassung
Christliche Sexualethik ist fest gegründet in der biblischen Weltanschauung. Darin erfahren wir, dass jeder Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen ist als Mann und Frau. Diese Werte führen zu einer radikal alternativen Sexualethik gegenüber Sexualethiken, welche andere Weltanschauungen zugrunde liegen haben.
Dank der Gottes-Ebenbildlichkeit von allen Männern und allen Frauen finden die Opfer der römischen Sexualpraxis Befreiung! Sie beginnen, eine gleichberechtigte und einvernehmliche Sexualität zwischen Mann und Frau in der heterosexuellen Ehe zu erleben. Diese christliche Sexualität ehrt alle Männer, weil sie in der gottgegebenen Fähigkeit zur Selbstbeherrschung eine neue Würde als Mensch finden.
Die tiefere Logik dahinter besteht darin, Sex nicht nur als Appetit zu sehen, der gestillt werden muss, sondern als einen Weg, sich selbst einem anderen Menschen ganz hinzugeben. Und indem diese Art der selbstgebenden Liebe ausgelebt wird, ahmt das liebende Paar die selbstgebende Liebe Gottes nach. Durch diese Nachahmung erlebt das Paar oben drauf auch göttliche, erfüllende Liebe. Kirstine Fratz formuliert es tatsächlich gut:
“Wir brauchen den grössten Mut, uns auf eine einzige andere Person einzulassen. Die Ehe bietet den Schutzraum, dieses zu tun. Wenn man sich dann erotisch begegnet, entsteht Extase und man erlebt dabei die Liebe Gottes. Alles andere ist erweiterte Selbstbefriedigung.” (Kirstine Fratz zitiert einen ungenannten Theologen, Nov 2018)
Um sexuelle Fehlentwicklungen zu vermeiden, die ihre neuen Opfer haben werden, müssen heutige Christen den Mut haben, ihre Sexualethik nicht von der Gesellschaft abzuleiten, sondern von der judeo-christlichen Weltanschauung, die uns in der Bibel sichtbar gemacht wird. Die aktuellen massiven Veränderungen in der Sexualtethik unserer Gesellschaft sind meiner Meinung nach Zeichen des Einzugs völlig neuer und nicht-christlicher Weltanschauungen.
Wo Christen diesen Mut wiederfinden, gibt es Hoffnung auf erfüllende, einvernehmliche, gleichberechtigte Sexualität, welche sie zu einer Erfahrung der göttlichen, ekstatischen Liebe führen wird. Es ist mein Gebet, dass Christen diese radikal alternative Sexualität ausleben, welche völlig anders ist als jene, welche unsere Gesellschaft uns schmackhaft machen will. Es ist meine Hoffnung, dass solche Christen zum Katalysator eines ähnlichen und revolutionären ‘Turnarounds’ der Sexualität werden, wie damals zur Zeit von Jesus Christus!
Ich habe viel gelernt, danke im speziellen über die römische Kultur.
Was ich aber anders kenne ist, dass die jüdische Kultur im speziellen orthodoxen mehrheitlich die Frauen nicht als eben würdig in Gottes Bild geschaffen sehen und ihnen auch nicht so würdig begegnen.
Jesus bringt ein Gleichnis vom Pharisäer der im Tempel betet, danke Gott das ich nicht so bin wie der Zöllner, ich bete ich faste und so weiter… im Talmud steht dieses Gebet auch ein orthodoxe muss das aber so wie der Pharisäer dreimal täglich beten, da steht noch was mehr drin. Danke das ich kein Heide bin und danke das ich keine Frau bin.
Das ist schon entwürdigend.
Wie die Männer sich als die bessern, erwählten sehen und andere so erniedrigen
Danke für die spannenden Ausführungen. Ein Thema fehlt aus meiner Sicht noch, nämlich wie als Ehepaar mit der (potentiellen) Fruchtbarkeit umgegangen werden soll, oder auch, wenn diese allenfalls nicht da ist wenn gewünscht. Auch hier gilt es, dem Mainstream in unserer Gesellschaft zu wiederstehen und uns auf die Suche zu machen, nach einem ethisch vertretbaren Umgang der auch für die Ehe wohltuend ist. Gefunden habe ich eine extreme reiche Erfahrung von gläubigen Menschen, die sich bereits seit über 60 Jahren mit der Natürlichen Empfängnisregelung auseinandergesetzt haben. Eine Lebensweise, die unsere Körper als Gottes gute Schöpfung ehrt anstatt sie als fehlerhaft hinzustellen, wie dies in der Regel Verhütungsmittel implizit tun. Spannend ist, dass hier die katholische Kirche mit ihrem “Verbot” von Verhütungsmitteln eine prophetische Stimme war, die heute recht bekommt mit ganz vielen säkularen Frauen, die sich von hormonellen Verhütungsmitteln den natürlichen zuwenden, die meist von Katholiken erforscht wurden, allen voran Dr. med. Josef Rötzer. Würde mich freuen, hier auch bald theologische Überlegungen zu diesem Aspekt zu lesen. Ich bin gerne mit Literatur und Gespräch bereit zum Unterstützen.
Danke Paul für diese Ausführungen.
Ja, wie kann es in einem von der Selbstbestimmung bestimmten Leben gelingen, dass Menschen erkennen, dass in der Treue zu einem Menschen; in der gegenseitigen Ergänzung; im Vertrauen auf die geschenkten gegenseitigen Stärken; in einem Ort, wo Fehler und Schwächen Raum und Platz haben; grosse Schätze verborgen sind.
Unter der von der Welt kommunizierten und dargestellten Freiheit und Freizügigkeit leiden viele Menschen, denn sie wünschen sich auch eine/n treue/n Partner für sich alleine.
Gute Frage Wolfgang! Es braucht sicher (unter anderem) das Vorleben von christlichen Ehen, welche integer sind, in denen Freude ist und wo die Menschen den Unterschied sehen können. Aber es braucht auch die Wirkung von Gottes Geist, damit den Menschen die inneren Augen geöffnet werden, wenn sie die negativen Auswirkungen der ‘weltlichen’ Sexualethik zu spüren bekommen. Lieber Gruss Paul
Ja, das ist so!