Keine Schönfärberei in der Ahnenreihe von Jesus! Kein Vertuschen von schwarzen Schafen in seiner Familie! Die Liste beinhaltet Frauen, die mitunter als gesellschaftlich aussenstehend gegolten haben oder sogar als religiös gefährlich erachtet worden sind. Jesus würdigt sie und wertet sie auf, indem er öffentlich zu ihnen steht. Er setzt damit ein Zeichen für unseren Umgang mit Menschen.
Im antiken Judentum war die Auflistung von Ahnen wichtig für das Ansehen einer Person. Es konnte auch steuerliche Vorteile haben, wenn man berühmte oder königliche Ahnen vorweisen konnte. Frauen wurden selten in die Ahnenreihe aufgenommen. Wenn man schon eine Ahnenreihe mit Frauen ergänzt hatte, dann bestimmt nur mit berühmten Frauen.
Ganz anders Matthäus, wenn er den Stammbaum von Jesus Christus aufführt (Mt 1:1–17). Die Aufzählung beinhaltet neben Maria, der Mutter von Jesus, gleich vier Frauen. Das ist für damalige Zeiten ungewöhnlich. Matthäus ‘kontaminiert’ also die Ahnenreihe von Jesus. Doch er macht etwas weiteres, das entgegen jeglichen Konventionen seiner Zeit ist: Er integriert nicht die berühmten Matriarchinnen des Judentums (Sara, Rebekka, Rahel und Lea) in die Ahnentafel Jesu, sondern ausländische Frauen mit teilweise zweifelhaftem sexualethischem Hintergrund.
Damit zeigt Matthäus von allem Anfang an, dass die Gemeinde Jesu eine Bewegung sein soll, welche gesellschaftliche Grenzen überwinden soll. Weiter macht Matthäus klar, dass Jesus konkret diesen Frauen, und dadurch Frauen allgemein, ihre Würde zurückgibt.
Jede dieser spannenden und starken Frauen trägt etwas Spezielles zum Leben von Jesus bei.
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Tamar
Juda aber zeugte Perez und Serach von der Tamar (Mt 1:3)
Das eklatante Element an diesem Satz ist die Tatsache, dass Tamar nicht die Ehefrau von Juda ist, sondern seine mehrfache (!) Schwiegertochter.
Wie bitte?! Hat hier Juda seine Schwiegertochter geschwängert? Ja! 1. Mose 38:1–26 zeigt uns den Hintergrund zu dieser Frau:
- Juda gibt seinem ältesten Sohn die kanaanitische Tamar zur Frau. Dieser älteste Sohn stirbt, ohne Kinder zu hinterlassen. Der damalige Umgang mit solch einer Situation ist, dass Tamar den nächsten Bruder ihres verstorbenen Ehemanns heiratet, um ihrem verstorbenen Ehemann Nachkommen zu verschaffen. Darum gibt Juda Tamar seinen zweiten Sohn Onan zur Ehefrau. Aber dieser will keine Kinder zeugen mit Tamar. Der Grund ist vermutlich dieser: Das Kind, das er mit der ehemaligen Frau seines Bruders zeugt, würde mehr erben als er selbst. Deshalb lässt Onan beim Sex mit Tamar jedes Mal den Samen auf den Boden fallen.
- Gott ist unzufrieden mit Onan, weil sein Verhalten egoistisch ist. Bald lebt auch Onan nicht mehr. Das waren noch Zeiten!
- Juda kriegt es inzwischen mit der Angst zu tun. Zwei seiner Söhne sind in der Verbindung mit Tamar gestorben. Er muss Tamar nun seinem dritten Sohn geben, hat aber Angst um dessen Leben. Er handelt taktisch, indem er Tamar verspricht, dass sie seinen dritten Sohn heiraten wird, vollzieht jedoch die Hochzeit nie. Tamar hat aber nach damaligem Gebrauch Anrecht auf ein Kind von Judas’ Familie und auch auf das entsprechende Erbe. Sie wartet und wartet und wartet darauf, dass Juda sein Versprechen einlöst und sie so zu ihrem Recht kommt.
- Irgendwann versteht Tamar, dass Juda ihr nie einen weiteren seiner Söhne zum Mann geben wird. Sie greift deshalb zum letzten ihr verbleibenden Mittel und entscheidet sich, ihr Kind und damit ihr Erbe direkt von Juda selbst zu holen. Sie tut dies, indem sie sich als Prostituierte verkleidet und am richtigen Ort wartet, wo Juda vorbei kommen wird. Das Krasse: Sie weiss, dass Juda anhalten und sie für Sex nehmen wird! So zeugt der Schwiegervater mit seiner Schwiegertochter einen der Ahnen von Jesus!
Man könnte geneigt sein, Tamar für ihr Verhalten zu richten. Und genau das passiert damals auch. Als die ganze Sache auffliegt, will Juda Tamar richten lassen. Doch Tamar hat vorgesorgt und entlarvt ihren Schwiegervater als den Vater des Kindes. Juda sieht sich überführt und muss sich der richtigen Interpretation dieser Geschichte stellen:
Sie ist gerecht, ich nicht; denn ich habe sie meinem Sohn Schela nicht gegeben. (Gen 38:26)
Was ist der Hintergrund dieser ganzen Situation?
Zum einen gab es damals keine Versicherungen, welche im Lebensnotfall für einen sorgten. Zum anderen ging es darum, dem ersten Ehemann eine Nachkommenschaft zu geben. Wir mögen diese Werte und Handlungsweise heutzutage als komisch, unangenehm, unangebracht oder falsch ansehen — doch so waren die Gepflogenheiten damals. Es bestand scheinbar auch keine Gerichtbarkeit, welche Tamar zu ihrem Recht verholfen hätte. Möglicherweise war sie als Frau und erst recht als Ausländerin benachteiligt. Deshalb wehrt sich Tamar, handelt und sorgt selbst für ihr Recht. Die Beurteilung ihres Vorgehens ist klar: Tamar hält sich an die damals wichtigen Werte und handelt nicht aus Egoismus. Tamar handelt gerechter als der jüdische Erzvater Juda.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass wir uns heute nicht wie Tamar verhalten sollten im Sinne von … naja, ihr versteht schon! Aber wir sehen bei Tamar, dass Gottes Reich nicht nur ’nette’ Menschen willkommen heisst, sondern auch solche, die mutig ihr Leben in die Hand nehmen und dafür ziemlich abenteuerliche Wege beschreiten.
Gehen wir zurück in die Zeit von Jesus. Warum fügt der Autor des Matthäus-Evangeliums Tamar in die Ahnenreihe von Jesus ein anstatt eine der berühmten Matriarchinnen? Seine jüdischen Leser sollen verstehen, dass es ‘da draussen’ bei den Heiden Menschen gibt, die möglicherweise gerechter sind als die Menschen im eigenen Volk — und das selbst, wenn ihr Leben von aussen gesehen ziemlich unmoralisch aussieht. Solche können einen Platz im Volk Gottes haben, ja sogar in der Ahnenreihe des Messias Jesus Christus selbst!
Jesus bekennt sich gerne zu Tamar, einer ausländischen, nicht berühmten Frau mit dubiosem Ruf, die gerechter lebt als der jüdische Stammvater Juda. Jesus sagt: Tamar ist Teil meiner Familie!
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Rahab
Salmon zeugte Boas mit der Rahab (Mt 1:5)
Die ausländische Frau namens Rahab steht mit ihrer Biografie im Kontrast zum jüdischen Mann namens Achan aus dem Stamm Juda (Josua Kapitel 1–7).
Rahab ist im Unterschied zu Tamar eine wirkliche Prostituierte. Sie versteckt unter ihrem Dach die Spione von Israel, welche die Stadt Jericho auskundschaften wollen. Damit zeigt sie, dass sie dem Gott Israels mehr vertraut als den Göttern ihres eigenen Volkes. Was für ein Kontrast in dieser Geschichte! Während die Nicht-Jüdin Rahab dem Volk Gottes mit dem Verstecken seiner Kundschafter dient, erweist sich der Jude Achan als Verräter am Volk Gottes, indem er nach dem Sturm der Stadt Jericho verbotene Beute unter seinem Zelt versteckt. Seine Familie weiss davon und bezahlt zusammen mit ihm den entsprechenden Preis. Das Fazit der Geschichte: Die ausländische Prostituierte Rahab hat mehr Glauben als der Jude Achan.
Diese Ereignisse zeigen den ursprünglichen Empfängern des Matthäus-Evangeliums eine ungemein wichtige Tatsache. In der Phase Israels, in welcher die Kanaaniter aus dem Land vertrieben wurden, waren Kanaaniter, die dem Gott Israels vertrauten, willkommen als Teil des Volkes Gottes. Dies war möglich, egal, wie die ethische Lebensführung dieser Person bis dahin aussah. Gleichzeitig waren Juden, die sich durch ihr Verhalten als defakto ‘ungläubige’ Menschen zeigten, in ihrer Beteiligung am Volk Gottes gefährdet.
Jesus würdigt seine Ahnin, indem er sich zu ihr bekennt, der nicht-jüdischen Prostituierten, welche dem Gott Israels mehr vertraut hat, als manche Juden es taten. Jesus gibt Rahab ihre Würde zurück indem er sagt: Rahab ist eine meiner Ahnen!
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Ruth
Boas zeugte Obed mit der Ruth (Mt 1:5)
Ruth ist eine Moabiterin. Frauen aus Moab waren für Juden ein absolutes No-Go, weil sich der Präzedenzfall aus der frühen Geschichte Israels tief in die nationale Seele eingebrannt hatte!
Als das Volk bei Schittim lagerte, begannen die Männer, sich mit moabitischen Frauen einzulassen. Die Moabiterinnen luden die Männer Israels auch zu den Opferfesten ein, die sie zu Ehren ihres Gottes feierten. Die Männer aßen von dem Opferfleisch und warfen sich anbetend vor dem Moabitergott zu Boden. (Num 25:1–2)
Moabitische Frauen waren nicht nur verführerisch in ihrer Schönheit, sondern auch in Bezug auf den Glauben. Doch Jesus hat eine Moabiterin in seiner Ahnenreihe! Sie wird ein Vorfahre von Jesus, weil sie mit Leib und Seele dem Gott Israels anhängt:
Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. (Rt 1:16)
Dieses Bekenntnis ist erstaunlich, denn von diesem Gott ihrer jüdischen Schwiegermutter Noomi hat Ruth bis zu jenem Zeitpunkt nur Enttäuschendes erlebt. Ruths Ehemann und Schwiegervater sind beide gestorben, ohne dass der HERR eingegriffen hätte. Es ist also weder ein ‘Wohlstandsevangelium’, welches Ruth zu Gott zieht, noch eine gute Lösung auf das Problem des Leides in der Welt, welche diesen tiefen Glauben an Gott in Ruth weckt, noch ein positiv stimmender Glaube von Noomi, denn diese klagt depressiv den Gott Israels an:
Der HERR hat sein Urteil gegen mich gesprochen; er, der Allmächtige, hat mir bitteres Leid zugefügt. (Rt 1:21)
Vielleicht könnte Ruth eine Inspiration sein für Menschen wie Bart Campolo oder Michael und Lisa Gungor, die aufgrund von Leid den Glauben an den Gott der Bibel aufgegeben haben — Leid, das sie zum Teil nicht einmal selbst erlebt haben. Ruth, die potentiell religiös irreführende und sexuell verführerische Ausländerin, glaubt dem Gott Israels total trotz der Tatsache, dass er das grosse Leid in ihrem Umfeld nicht aus der Welt schafft.
Jesus ist stolz, diese Schönheit aus Moab als seine Ahnin zu haben, welche gegen jede Erfahrung im eigenen Leben den Gott Israels als einen verlässlichen Gott erkennt und würdigt. Ein Gott, dem sie sich anvertrauen und zu dessen Volk sie gehören will! Jesus bekennt sich öffentlich zu Ruth als eine seiner Ahnen!
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Batseba
David zeugte Salomo mit der Frau des Uria. (Mt 1:6)
Die ‘Frau des Uria’ ist Batseba, die Frau, mit der David seinen berühmten Seitensprung hat. Bleibt Batseba überhaupt eine Wahl? Was fühlt sie, als sie ihren Mann verliert, weil David — ihr König und Liebhaber — diesen ermorden lässt? Hat sie davon gewusst? Wie sicher fühlt sie sich als neue Frau von David, wenn dieser bereit ist, über eine Leiche zu gehen, um seine Leidenschaft mit ihr ausleben zu können? Liebt sie David überhaupt, mit dem sie Zeit ihres Lebens verbunden bleibt?
Es gibt viele Fragen, die unbeantwortet bleiben. Doch eines will Matthäus klarmachen: Batseba ist die Frau eines Ausländers. Deshalb nennt er sie ‘die Frau des Uria’ anstatt bei ihrem Namen. Vermutlich war Batseba eine Jüdin, die einen loyalen Ausländer geheiratet hatte, der am Hof Davids diente und möglicherweise zum Glauben des Volkes Gottes konvertiert war. (2Sam 11:11)
Jesus vertuscht die Tatsache nicht, dass er Batseba als Vorfahrin hat. Im Gegenteil. Batseba erhält ihre ganze Würde zurück, indem Jesus selbst sich öffentlich zu ihr bekennt, der jüdischen Frau eines ausländischen Dieners am jüdischen Volk. Trotz ihrer zweifelhaften Geschichte bringt sie den Sohn zur Welt, aus dessen Abstammung eines Tages der Retter der Welt geboren wird.
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Die ‘kontaminierte’ Ahnenreihe von Jesus
Jüdische Ahnenlisten beinhalteten meistens nur Männer. Matthäus ‘kontaminiert’ die Ahnenreihe von Jesus mit Frauen und zwar mit solchen von zweifelhaftem Ruf, die entweder selbst Ausländerinnen waren oder mit Ausländern liiert waren.
Der Autor des Matthäus-Evangeliums will seinen Lesern hier Wichtiges klarmachen: Diese Frauen hatten mitunter den stärkeren Glauben und gerechteren Lebensstil als Juden und wurden aufgrund dessen Teil von Gottes Volk. Matthäus klärt damit, dass weder Geschlecht, ethnische Herkunft, gesellschaftlicher Ruf noch vorausgehende moralische Lebensführung darüber entscheidet, wer Teil von Gottes Volk werden kann.
Die Vermutung ist stark, dass die ursprünglichen Empfänger des Matthäus-Evangeliums jüdischstämmige Christen waren, die (zum Teil berechtigte) Vorbehalte hatten gegenüber nicht-jüdischen Menschen. Matthäus entgegnet am Anfang seines Buches mit der genial gestalteten Ahnenreihe von Jesus den Vorbehalten seiner Leser gegenüber Menschen, die es aus ihrer Sicht zu verachten und zu meiden galt. Matthäus zeigt seinen Lesern, dass sie ihre Vorbehalte abbauen müssen gegenüber Menschen, die nicht zu ihrer sozialreligiösen Gruppe gehören, denn diese leben mitunter gerechter und haben mehr Glauben an den Gott der Bibel, als sie selbst.
Matthäus baut im Verlauf seines Buches diesbezüglich immer mehr Momentum auf, um am Ende seine Leser mit dem grossen Liebesauftrag Jesu an ihnen zu konfrontieren:
Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern (Mt 28:19)
Jesus ruft die jüdischen Christen von damals dazu auf, zu Menschen aus allen Völkern zu gehen und sie für ein Leben in der Nachfolge von Jesus zu gewinnen. Nochmals präziser gesagt: Sie sollen ihre Vorbehalte ablegen und zu jenen Menschen gehen, gegenüber welchen sie religiöse Vorbehalte haben oder die sie sogar als religiös ‘gefährlich’ oder ‘verführerisch’ betrachten, um sie für Jesus zu gewinnen. Sie sollen Menschen, die an Jesus glauben, als vollwertige Glieder im Volk Gottes sehen und damit als Teil ihrer Gemeinschaft aufnehmen, unabhängig von deren Geschlecht, ethnischer Herkunft, gesellschaftlichem Ruf oder vorausgehender moralischer Lebensführung. Diesen Menschen, gegenüber denen sie mitunter grosse Vorbehalte haben, sollen sie helfen, als Jünger von Jesus Christus zu leben!
Sam Allberry hat am 22. Dezember 2019 auf Facebook dies auf den Punkt gebracht:
Die Ahnenreihe von Christus bei Matthäus beinhaltet die Aussenseiter, die Skandalösen und die Ausländer. Die Familie, von der Jesus kommt, antizipiert die Familie, für die er gekommen ist. (Eigene Übersetzung)
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Ermutigung
Es gibt hier eine grosse Ermutigung. Sie hat mit unserem Gottesbild zu tun. Wie sehen wir Gott? Die Ahnenliste von Jesus zeigt uns sein Wesen deutlich. Er liebt Menschen und ruft sie dazu auf, Teil seines Volkes zu werden unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrem sozialen Ruf und der ‘Qualität’ ihres moralischen Lebens. Der Gott der Bibel liebt und ruft jeden von uns, an ihn zu glauben, auch dich!
Vielleicht siehst du dich nicht als Teil der ‘In-Gruppe’. Bist du Ausländer? Macht dein Geschlecht dir zu schaffen? Ist dein gesellschaftlicher Ruf ruiniert, ohne dass du etwas dafür kannst? Ist er zerstört, weil du einen grösseren ‘Bock’ geschossen hast? Ist deine bisherige moralische Lebensführung nicht so, wie sie vor Gott eigentlich sein sollte? Dann erkenne an Weihnachten Gottes Wesen! Er hat seine leidenschaftliche Liebe für dich bewiesen, indem er an Weihnachten Mensch geworden ist. Er ruft dich dazu auf, an ihn zu glauben, Teil seines Volkes zu werden und anzufangen, als Nachfolger von Jesus Christus zu leben:
All denen jedoch, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. (Joh 1:12)
Zum Gottesbild gehört auch, wie Gott mit verschiedenen Kulturen umgeht. Meine eigene Mutter ist Engländerin. Sie lebt schon seit vielen Jahrzehnten mit uns in der Schweiz und hat den wunderschönen Namen Marion. Sie meinte kürzlich, dass Ruth auch nach ihrem Eingang in Israel weiterhin ‘Ruth die Moabiterin’ genannt wird. Ihre Aussage stimmt. Auch wenn meine Mutter ganz Teil unserer schweizerischen Gemeinschaft geworden ist, wird sie wegen ihres leicht englischen Akzents immer noch als ‘Marion die Engländerin’ wahrgenommen. Dies ist ein wichtiger Punkt: Die eigene Ursprungskultur bleibt immer ein Stück der eigenen Identität, und das ist gut so!
Auch Ruth hat sich ganz in ihre neue Gemeinschaft eingegeben und den Gott Israels samt dem Ordnungen, welche Gott seinem Volk gegeben hatte, als ihre eigenen angenommen. Und doch blieben viele kulturelle Eigenheiten und Gepflogenheiten ihrer Herkunft erhalten. Und das ist gut so! Ruth gehörte samt ihrer Herkunft ganz zur Gemeinde Israels.
Das ist ermutigend für dich, wenn du in einem fremden Land als Ausländer Teil der Familie Gottes wirst! Gott radiert deine kulturelle Herkunft nicht aus, sondern sieht sie als Bereicherung! Deine Kultur bereichert seine Gemeinde so sehr, dass die Bibel vom Ende der Zeit sagt, dass die Kulturen ihre Schätze ins Neue Jerusalem bringen werden (Off 21:26).
Zum Gottesbild gehört auch seine Gerechtigkeit. Gott misst nicht mit unterschiedlichen Ellen:
Ihr sollt beim Richten nicht die Person ansehen, sondern sollt den Kleinen hören wie den Großen und vor niemand euch scheuen; denn das Gericht ist Gottes. (5. Mose 1,17)
Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht; sondern in jedem Volk, wer ihn fürchtet und Recht tut, der ist ihm angenehm. Er hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alles. (Apostelgeschichte 10,34–36)
Wenn du Ungerechtigkeit erlebt hast, wird Gott im Zuge der Zeit für dein Recht sorgen. Er sieht dein gerechtes Handeln!
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Ermahnung
Wir mögen dieses Wort nicht. Trotzdem will ich es hier benutzen, denn die Ahnenliste von Jesus Christus ist eine Ermahnung an alle, die sich Christen nennen und meinen, sie könnten auf Menschen herabschauen, die sich ausserhalb ihrer Kirche oder ihrer Gemeinschaft bewegen.
Täuschen wir uns nicht: Gott sucht und liebt Menschen jeden Geschlechts, jeder ethnischen Zugehörigkeit, jeden sozialen Rufes und jeder moralischen Lebensführung. Er will sie alle zu einem Teil seines Volkes machen. Er will, dass sie alle Nachfolger von Jesus Christus werden. Es ist sogar so, dass manche von ihnen, die scheinbar nicht ‘zu uns’ gehören, in den Augen Gottes gerechter leben und mehr Glauben haben, als wir. Sie sind in den Augen Gottes möglicherweise unsere Vorbilder und nicht wir ihre!
Lassen wir uns an Weihnachten diesen Fragen stellen:
- Sehe ich herab auf Menschen anderen Geschlechts, ethnischer Zugehörigkeit, anderen sozialen Status oder angeblich ‘minderwertiger moralischer Lebensführung’?
- Gibt es Gruppen von Menschen, gegenüber denen ich nicht nur Vorbehalte habe, sondern vor denen ich Angst habe oder die ich als dermassen unmoralisch ansehe, dass ich sie als ‘Gott-Verlorene’ betrachte, als hoffnungslose Fälle, die wir ihrem Schicksal überlassen sollen?
- Was könnte ich tun, um meine Ängste und Ablehnung abzulegen? Wo könnte ich auf eine Person dieser Gruppe zugehen und sie ein Stück der leidenschaftlichen Liebe Gottes erfahren lassen?
- Richte ich mit unterschiedlichen Ellen je nachdem, wer vor mir steht? Wie kann ich sichergehen, dass ich nach Gottes Gerechtigkeit handle, welche die Person nicht ansieht?
- Gibt es Nachfolger von Jesus unter diesen Menschen, welche mir ein Vorbild sein könnten?
- Zeigt sich mein eigenes, angebliches Gottvertrauen in meinen Entscheidungen und Handlungen? Handle ich als Christ gerecht in dieser Welt?
Danke für diese Erklärung
Vielen Dank!
Danke für diesen aufschlussreichen Artikel! Mir fällt es schwer die Stammbäume in der Heilgen Schrift nachzuvollziehen und überfliege diese deshalb meistens auch nur. Ich bin Dir sehr dankbar, dass du mir einen Neune Blickwinkel auf den Stammbaum Jesu gegeben hast! Ich konnte definitiv neues lernen und habe einige zum Nachdenken bekommen.
Ganz liebe Grüße!
Vielen Dank Julia, ging mir früher aus so bis ich die Schätze dieser Namenslisten entdeckte! herzliche Grüsse Paul
Wauw!
Das geht echt tief, so wunderbar!
Für mich echte befreiung, genau das was ich schon lange fühle wahrnehme, so fundiert belegt. Immer wieder sehr bereichernd was ihr hier in danieloption.ch veröffentlicht! Ein von ganzem Herzen Herzliches Dankeschön für eure Arbeit👍👏. Weiter so, fühl mich positiv herausgefordert 🤗💃🙌🙏.
Mit Herzlichen Grüßen
Manuela Marthaler
Herzlichen Dank Manuela!