In meinem Artikel “V.U.K.A.-Theologie in einer V.U.K.A.-Welt?” geht es unter anderem darum, dass unsere Welt immer mehr als veränderlich (V.), unsicher (U.), komplex (K.) und ambig (A.) wahrgenommen wird. Was bedeutet das für die Theologie und die Einheit von Kirchen?
Wie ich in meinem Artikel darlege, sagt die Position des theologischen Minimalismus pointiert formuliert: Alle theologischen Lehren sind veränderlich, unsicher, komplex und ambig, also V.U.K.A.. Es gibt keine verbindlichen theologischen Aussagen. Einheit wird deshalb nicht über den Konsens in christlichen Lehren gesucht, sondern über Toleranz. Dem entgegengesetzt sagt die Position des theologischen Maximalismus: Alle theologischen Lehren sind gleichbleibend, sicher, im Grunde klar und eindeutig, also das Gegenteil von V.U.K.A.. Einheit wird über den Konsens gesucht. Der von mir vertretene dritte Weg lautet: Theologische Gewichtung. Einheit finden wir via Konsens in den Kernfragen und Toleranz in allen Nicht-Kernfragen.
Zu den von mir aufgezählten Kernfragen christlicher Einheit und christlicher “Rechtgläubigkeit” gehört unter anderem ein “historisch-reales Verständnis des Apostolischen Glaubensbekenntnisses”. Auf dieses Apostolische Glaubensbekenntnis möchte ich in diesem weiterführenden Artikel zurückkommen.
Ich glaube, jeder Christ sollte das Apostolische Glaubensbekenntnis lieben und hochachten. Seine Zeit ist noch nicht abgelaufen! Dies aus 5 Gründen:
1. Das Christentum war von Anfang an eine Bekenntnis-Bewegung
Schon in den neutestamentlichen Texten ist von “bekennen” die Rede. Laut Mt 10:32 erklärt Jesus:
“Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.”
Paulus erklärt in Rö 10:9–10:
“Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.”
In 2Kor 9:13 ist vom “Bekenntnis zum Evangelium Christi” die Rede und in Phil 2:11 davon, dass alle “bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist”.
“Relativ früh schon im Urchristentum ist es zu ausführlichen Zusammenstellungen christologischer Art gekommen. Paulus fand sie jedenfalls schon vor und zitierte bereits ausdrücklich: Phil 2:5–11 und 1Kor 15:3–5. Je nach der Herausforderung durch die heidnische [synkretistische] oder häretische [irrlehrerische] Umwelt wurden im Laufe der Zeit die Christusbekenntnisse unterschiedlich ausgeformt.”[1]
Irenäus beschreibt in seinem Werk Gegen die Häresien (Irrlehren) bereits zirka 180 n.Chr., was ein “rechtgläubiger” Christ grundsätzlich glaubt. Irenäus nennt dies die “apostolischen Tradition”,[2] die “Lehre der Apostel”,[3] die “Richtschnur der Wahrheit”[4] beziehungsweise die “Richtschnur des Glaubens” (regula fidei).[5] Diese “Richtschnur des Glaubens” umfasst so gut wie alle Inhalte des späteren Apostolischen Glaubensbekenntnisses:
In ähnlichen Worten beschreibt auch Tertullian zirka 204 n.Chr. die “Richtschnur des Glaubens”.[8] Zirka 213 n.Chr. gebraucht Tertullian als erster den Begriff “Dreieinigkeit”[9] und beschreibt Gott als Einheit in der göttlichen Substanz, die sich in den drei “Personen” Vater, Sohn und Heiliger Geist konstituiert.[10] Der Begriff persona bezeichnet ursprünglich eine Maske, wie sie Schauspieler bei römischen Dramen trugen, um als jeweils ein Schauspieler verschiedene Rollen zu spielen.[11]
Das Apostolische Glaubensbekenntnis geht inhaltlich auf die “Richtschnur des Glaubens” zurück, wie sie spätestens seit 200 n.Chr. formuliert war.[12] Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist eine Variante dieser “Richtschnur des Glaubens”.
2. Das Glaubensbekenntnis und der neutestamentliche Kanon kommen aus derselben Hand
Irenäus zitiert in seinen Schriften Gegen die Häresien [Irrlehren] aus den meisten Büchern, die im Kanon des Neuen Testaments enthalten sind, ausser Philemon, 2. Petrus, 3. Johannes und Judas.[13] Der wohl älteste Kommentar zum Apostolischen Glaubensbekenntnis (das weitgehendst identisch ist mit dem heutigen Text) stammt von Rufin von Aquileia zirka 400 n.Chr.[14] Rufin bestätigt in seinem Kommentar zum Apostolischen Glaubensbekenntnis den Kanon des Alten und Neuen Testaments und schliesst gleichzeitig apokryphe Schriften aus.[15]
Die neutestamentlichen Schriften und das Apostolische Glaubensbekenntnis (als Variante der “Richtschnur des Glaubens”) wurden in derselben Zeit festgelegt. Wir empfangen beides aus derselben Hand der Alten Kirche. Die Verbindlichkeit des neutestamentlichen Kanons “liegt, was ihre Autorität betrifft, auf der Ebene der altkirchlichen Bekenntnisse.”[16] Im Grundsatz ist auch der neutestamentliche Kanon ein Bekenntnis und eine “Richtschnur des Glaubens”. “Kanon” bedeutet auf Griechisch “Regel” oder “Richtschnur”.[17]
3. Das Glaubensbekenntnis und der neutestamentliche Kanon bestätigen einander
Irenäus erklärt:
“Widerlegt man […] die Häretiker [Irrlehrer] aus den Schriften, dann erheben sie gegen eben diese Schriften die Anklage, daß sie nicht zuverlässig seien, keine Autorität besäßen, auf verschiedene Weise verstanden werden könnten […] Denn verdreht sind sie [die Häretiker] alle, und trotzdem schämen sie sich nicht, sich selbst als die Richtschnur der Wahrheit hinzustellen.[18] Berufen wir uns aber ihnen gegenüber auf die apostolische Tradition [die wirkliche Richtschnur der Wahrheit und des Glaubens], […] dann verwerfen sie wieder die Tradition […] So stehen sie also weder auf dem Boden der Schrift, noch der Tradition.”[19]
Irenäus sieht in den neutestamentlichen Schriften und in der “Richtschnur des Glaubens” zwei Zeugen, die sich gegenseitig bestätigen[20] und gegen beide sich die Irrlehrer seiner Zeit stellen. Das Glaubensbekenntnis und das Neue Testament bestätigen sich gegenseitig. Noch heute gilt, dass eine liberale Haltung bezüglich Bibel und Apostolischen Glaubensbekenntnis in der Regel einhergehen. Eine liberale Theologie ist schlussendlich eine Theologie, die sich dem Apostolischen Glaubensbekenntnis nicht verpflichtet sieht.
Wie Irenäus sieht auch der Zürcher Reformator Bullinger die “Wahrheit Gottes […] in der Heiligen Schrift und im Apostolischen Glaubensbekenntnis dargelegt”.[21] Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist für Bullinger nicht nur eine Zusammenfassung biblischer Aussagen, sondern auch Massstab für die Bibelauslegung: Es “soll […] uns eine allgemeine Richtlinie sein, in unseren Auslegungen nichts anzuführen und nichts zu übernehmen, was […] den allgemein angenommenen Glaubensartikeln zuwider ist, die im Apostolischen Glaubensbekenntnis und in anderen uralten Bekenntnissen enthalten sind.”[22]
Nach dem Motto, “Wie kann ich verstehen, was ich lese, wenn mich nicht jemand anleitet?” (vgl. Apg 8:30–31), will das Apostolische Glaubensbekenntnis uns in unserem Verständnis der biblischen Schriften anleiten. Das Apostolische Glaubensbekenntnis kann somit als hermeneutisches Prinzip verstanden werden.[23] Wenn es schon keine voraussetzungs- und weltanschauungsfreie und neutrale Bibelauslegung gibt, dann wenigstens eine gemäss dem Apostolischen Glaubensbekenntnis. So schreibt auch das Evangelische Gemeinschaftswerk der Schweiz (EGW) in seinen Statuten: “Wegweisend für die Auslegung der Heiligen Schrift sind das Apostolische Glaubensbekenntnis und die Bekenntnisse der Reformation in ihren Grundaussagen.”
Der Vorwurf, das Apostolische Glaubensbekenntnis verfehle das Zentrum des christlichen Glaubens, weil darin nicht von der Liebe Gottes[24] die Rede sei,[25] greift zu kurz. Das erste Attribut, das Gott zugeschrieben wird, ist “Vater”, wobei immer auch an “Liebe” zu denken ist.[26] Trotzdem stimmt:
“Die altkirchlichen Bekenntnisse bieten nicht Antworten auf alle Fragen. Sie sind daher auch ergänzungsbedürftig. Dort aber, wo die Gesamtkirche Antworten gegeben hat, haben diese auch für die Gegenwart einen hohen Rang an Verbindlichkeit. Deshalb sind die ökumenischen Bekenntnisse der Alten Kirche für die gesamte Christenheit leitend.”[27]
Das reformatorische Prinzip “sola scriptura [die Schrift allein] bedeutet: Die Schrift ist die höchste Autorität in Fragen des Glaubens und Lebens. sola scriptura bedeutet nicht: Die Schrift ist die einzige Autorität in Fragen des Glaubens und Lebens.”[28]
Das Apostolische Glaubensbekenntnis wird unter anderem bestätigt durch:
- Luthers Kleiner Katechismus (1529)
- Luthers Grosser Katechismus (1529)
- Augsburger Bekenntnis (1530, Philipp Melanchthon)
- Genfer Katechismus (1537, Johannes Calvin)
- Zweites Helvetisches Bekenntnis (1561, Heinrich Bullinger, ebenfalls ders. Schriften III, 98)
- Heidelberger Katechismus (1563)
- Karl Barth, Credo (1935)[29]
- John Stott[30]
- T. Wright[31]
- Tim Keller, “Yet the fundamentals of Apostles’ Creed faith and the gospel of Christ do not change.” (2014)[32]
- freikichen.ch
- Freie Evangelische Gemeinden Schweiz, Den Wert der Bibel hochhalten (2019)
- Evangelisches Gemeinschaftswerk, Statuten
- Chrischona Schweiz, Gemeindeordnung (2019)
- Theologisches Seminar St. Chrischona, Statuten: “Die Ausbildung orientiert sich am Apostolischen Glaubensbekenntnis”.
4. Das Glaubensbekenntnis führte zur Entstehung zahlreicher Freikirchen
In den 1870er-Jahren wurde im Zuge des sogenannten “Apostolikumsstreits” in den schweizerischen evangelischen Landeskirchen die Verpflichtung auf das Apostolische Glaubensbekenntnis aufgehoben. Dies führte dazu, dass bekenntnistreue Pfarrer und Gläubige sich von den Landeskirchen distanzierten und neue Gemeinschaften gründeten: unter anderem Chrischona Gemeinden. Die ersten selbstständigen Chrischona Gemeinden und andere Freikirchen entstanden in Abgrenzung zu einer Theologie, die sich vom Apostolischen Glaubensbekenntnis loslöste.
Carl-Heinrich Rappard, der damalige Direktor von St. Chrischona, wollte ursprünglich eigentlich keine eigene Chrischona Kirche gründen. Er erklärte 1900:
“Wir wollen keine neue Denomination einführen.” Stattdessen “wollen wir […] Menschen zu Jesu, ihrem Heilande, führen und die zu ihm Gebrachten in Gemeinschaften sammeln und pflegen. Es braucht nicht mehr nachgewiesen zu werden, daß diese Arbeit Raum hat auf dem landeskirchlichen Boden”.
“Es ist eine allgemein anerkannte Tatsache, daß, wo lebendige Gemeinschaften entstanden sind, der Besuch der kirchlichen Gottesdienste (sofern sie von gläubigen Seelsorgern gehalten sind) ein regerer geworden ist.”[33]
Von Ausserhalb kategorisierte man diese Gemeinschaftsarbeit mit ihren Erbauungs‑, Bibel- und Gebetsstunden in einer abwertenden Weise als “Stündeliwesen”,[34] ihre Teilnehmenden als “Stündeler”. Trotz ursprünglich anderer Absicht traten zahlreiche Gläubige aus den Landeskirchen aus und schlossen sich Chrischona Gemeinden an. Rappard erklärte 1900:
“Wo die Vertreter der Landeskirche den biblischen Boden verlassen haben und einen andern Christus verkündigen, als die Apostel es taten, bleiben die Gemeinschaftsglieder von solchen Gottesdiensten fern und erbauen sich mit den Gnadenmitteln [der Lehre, der Gemeinschaft, des Abendmahls und des Gebets] nach Apostelgeschichte 2,42.”
“Wir sind es, die in der Kirche bleiben, die wir das Bekenntnis festhalten, auf dem die Kirche ruht: ‘Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn.’ Die diesen Felsengrund aufgeben, das sind die ‘unkirchlichen Leute’.”[35]
Angesichts dieser Entstehungsgeschichte würde es vielen Freikirchen gut anstehen, das Apostolische Glaubensbekenntnis neu zu entdecken und in ihre Gottesdienste zu integrieren.
Mehr dazu in diesem Artikel: Merkmale echter Chrischona Gemeinden
5. Das Glaubensbekenntnis ist ein zeitloser “Klassiker”
Bei Autos fährt man einen Klassiker im Bewusstsein: Neuere Vehikel sind vielleicht bequemer, schneller, sparsamer und hipper, aber wenn jene einmal zu Kühlschränken und Waschmaschinen recycelt sein werden, wird diese Kostbarkeit weiterhin Freude und Inspiration vermitteln. In meinem Glauben halte ich mich an Christus, das bewährte Evangelium, die biblischen Schriften und die alten Bekenntnisse: den Klassiker. Neuere sogenannt “christliche Strömungen” sind vielleicht bequemer, schneller, sparsamer und hipper, aber wenn jene einmal bereits verschwunden sein werden, wird diese Kostbarkeit weiterhin Freude und Inspiration vermitteln.
Ich halte mich lieber an eine über 1800jährige Tradition und stehe lieber auf dem Boden der alten Kirche, als dass ich meine, ausgerechnet wir seien die Generation, die zu Recht feststellt, dass die alten Wahrheiten nicht mehr wahr sein sollen. Wir würden damit gegen zweitausend Jahre Kirchengeschichte inklusive Reformation wetten. Mathematisch gesehen wären unsere Chancen, richtig zu liegen, sehr klein.
Im Blick auf das Apostolische Glaubensbekenntnis erkläre ich mit einem alten Spiritual:
Give me that old time religion. It’s good enough for me.
It was good for Paul and Silas and it’s good enough for me.
It was tried in the fiery furnace and it’s good enough for me.
Makes me love everybody and it’s good enough for me.
Give me that old time religion. It’s good enough for me.
Frei übersetzt:
Gib mir den traditionellen Glauben, er ist für mich voll in Ordnung.
Er war gut für Paulus und Silas und ist auch für mich voll in Ordnung.
Er wurde im feurigen Ofen geprüft und ist auch für mich voll in Ordnung.
Er gibt mir Liebe für alle Menschen und ist auch für mich voll in Ordnung.
Gib mir den traditionellen Glauben, er ist für mich voll in Ordnung.
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Fussnoten:
[1] G. Ruhbach: “Bekenntnis”. In: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, Bd1, 2. Aufl. Wuppertal: R. Brockhaus. 1998, 206.
[2] 1.10.1; 2.9.1; 3.1.2; 3.3.3; 3.4.2.
[3] 3.1.1; 3.15.1.
[4] 1.22.1; 3.15.1.
[5] 1.22.1.
[6] 1.10.1.
[7] 3.4.2.
[8] Prozesseinreden gegen die Häretiker, Kapitel 13.
[9] Gegen Praxeas (Adversus Praxeas) 3.
[10] Gegen Praxeas (Adversus Praxeas) 2.
“Seit Tertullian wurde die christliche Trinität immer in dem allgemeinen Begriff der göttlichen Substanz abgebildet: Una substantia – tres personae. Die eine, unteilbare, homogene, göttliche Substanz konstituiert sich in drei individuellen, göttlichen Personen. Darum sind umgekehrt die drei Personen zwar voneinander verschieden, aber eins in ihrer gemeinsamen göttlichen Substanz.” Jürgen Moltmann: Trinität und Reich Gottes: Zur Gotteslehre. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 1986, 31–32.
Karl Barth spricht (wohl angelehnt an Hegel) von “drei Seinsweisen und Namen Gottes als des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes in ihrer Verschiedenheit und Einheit” Karl Barth: Credo: Die Hauptprobleme der Dogmatik dargestellt im Anschluß an das Apostolische Glaubensbekenntnis. München: Chr. Kaiser. 1935, 16; vgl. Moltmann, a.a.O., 33.
[11] “Scholars have debated at length over what Tertullian meant by this Latin term, which is invariably translated into English as “person.”[…] The term persona literally means ‘a mask,’ such as that worn by an actor in a Roman drama. At this time, actors wore masks to allow the audiences to understand which of the different characters in the drama they were playing. The term persona thus came to have a developed meaning, along the lines of ‘the role that someone is playing.’ It is quite possible that Tertullian wanted his readers to understand the idea of ‘one substance, three persons’ to mean that the one God played three distinct yet related roles in the great drama of human redemption”. Alister E. McGrath: Christian Theology. Oxford: John Wiley and Sons. 2017, 304.
[12] “Ihre wirkungsmächtigste Formulierung hat die Glaubensregel im Apostolischen Glaubensbekenntnis – auch Apostolicum oder Credo genannt – erhalten.” Luca Baschera und Frank Mathwig: Die Kirche in der Präambel: Die Verfassungspräambel der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS aus theologischer Sicht. 2020, 10–11; aufgerufen 06.01.2021.
[13] The Development of the Canon of the New Testament; aufgerufen 06.01.2021.
Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Göttingen: Uni-Taschenbücher. 1999, 363–369.
[14] Robert W. Jenson: Canon and Creed: Interpretation: Resources for the Use of Scripture in the Church (Kindle-Version). Louisville und Kentucky: Westminster John Knox. 2010, Kindle-Positionen 533–534.
[15] Rufin von Aquileia, Kommentar zum apostolischen Glaubensbekenntnis, 32–34 (alternative Zählung 36–38).
[16] FEG, Den Wert der Bibel hochhalten, 2.13 Kanon. 2019, 30.
[17] Vgl. Gal 6:16; 2Kor 10:13, 2Kor 10:15–16; gr. kanon = lat. regula.
[18] Gegen die Häresien, 3.2.1
[19] Gegen die Häresien, 3.2.2
[20] “Canon confirms creed, and creed confirms canon.” Robert W. Jenson, a.a.O., Kindle-Position 427.
[21] Zweites Helvetisches Bekenntnis, Kap. 16, 71.
Luca Baschera und Frank Mathwig, a.a.O., 11–12.
[22] Bullinger, Schriften III, 98.
Luca Baschera und Frank Mathwig, a.a.O., 11.
[23] Robert W. Jenson, a.a.O., Kindle-Positionen 932–934.
[24] 1Joh 4:8, 1Joh 4:16; Joh 3:16.
[25] Klaus Douglass: Gottes Liebe feiern: Aufbruch zum neuen Gottesdienst. Emmelsbüll: C & P. 2003, 178.
[26] Joh 16:27; 1Joh 2:15; 1Joh 3:1; Röm 8:15; Gal 4:6; Eph 6:23; 2Thes 2:16; Jud 1.
[27] FEG: Den Wert der Bibel hochhalten, 2.2 Bibel und Bekenntnis. 2019; aufgerufen 06.01.2021.
Vgl. Robert W. Jenson, a.a.O., Kindle-Positionen 634–637.
[28] Andreas Hahn: Skript FTH Fundamentaltheologie WS 2013 – 2014.
[29] Karl Barth, a.a.O.
[30] John Stott: Your Confirmation. London: Hodder & Stoughton, 2. Auflage 1991. Vgl. All Souls Predigtreihe; aufgerufen 06.01.2021.
[31] N.T. Wright: How God became King: The Forgotten Story of the Gospels. New York: Harper Collins. 2011, 258–273.
[32] Differently the Same: Redeemer’s Next Twenty-five Years; aufgerufen 06.01.2021.
[33] Dora Rappard: Carl Heinrich Rappard: Ein Lebensbild. Giessen: Brunnen, 1910, 265 und 259–260.
[34] Dora Rappard, a.a.O., 275.
[35] Dora Rappard, a.a.O., 264–266.
Hallo!
Am Text des Bekenntnisses würde ich auch nix ändern.
Eine andere Frage ist, ob man damit jeden Sonntag im Gottesdienst Selbst-Brainwashing machen sollte. Einmal im Vierteljahr würde doch auch reichen. In der Zeit könnte man 1. Kor 13 oder aus 1. Joh oder andere Kernstellen der Bibel vorlesen. Immerhin ist Bibeltext wichtiger als menschlicher Text, auch wenn er korrekte Bibelauslegung ist, und Liebe wichiger als Pontius Pilatus.
Den Konnex zwischen Vater und Liebe kann auch nicht jeder so leicht herstellen.
Viele Grüße!
Lieber André,
vielen Dank für dein Feedback! Darüber, wie oft man das Glaubensbekenntnis rezitieren sollte, kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Ein N.T. Wright spricht es meines Wissens täglich, auch wenn er darin manche Aspekte aus dem Leben Jesu vermisst. Sicher würde es sich lohnen, daneben andere Bibeltexte gemeinsam zu sagen und dadurch immer besser auswendig zu kennen.
Gleichzeitig ist es so, dass sich die Alte Kirche mit der Frage auseinandersetzte, welche Inhalte verbindlich zum christlichen Glauben gehören, was man glauben muss, um getauft zu werden. Dieser “Themenkatalog” ist uns heute im Apostolischen Glaubensbekenntnis überliefert. Wir stehen in dieser uralten Tradition. Wir sind nicht einfach subjektiv gläubig unterwegs, sondern auch als Teil einer weltweiten Gemeinschaft der letzten 1800 Jahre. Zum subjektiven Glauben kommt also der kollektive, wobei mir beide teuer sind und beide einander Halt geben. Postmodern geprägte Menschen fokussieren stark auf den subjektiven Aspekt und vergessen zum Teil den kollektiven, wodurch ihr subjektiver Glaube meiner Ansicht nach massiv geschwächt wird.
Give me that old time (collective) religion. It was good for Paul and Silas. It was tried in the fiery furnace. And it’s good enough for me.
Hallo!
N.T. Wright? Der Mann soll ziemlich dubios sein. https://www.ligonier.org/learn/articles/whats-wrong-wright-examining-new-perspective-paul
Die Alte Kirche hat sich mit einigen Themen auseinandergesetzt, die zu ihrer Zeit besonders umstritten waren, also Trinität und die Doppel-Natur von Jesus Christus. Das Glaubensbekenntnis behandelt daher diese Fragen besonders. Das muß aber kein Zeichen für die besondere Wichtigkeit sein.
Pontius Pilatus ist wohl kaum so wichtig wie die Verheißung an Abraham in Gen 22, 18: “durch deine Nachkommen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden” oder die Stellung Jesu als Nachkomme Davids, als Menschensohn gemäß der Prophezeiung von Daniel oder als Friedensfürst gemäß Jesaja.
Kollektiver Glauben? Das erste Wort in jedem Absatz ist “ich”. Hört sich an wie ein menschenformulierter Text. Im Vaterunser gibt es ein anderes erstes Wort und der Selbstzug ist immer “wir”.
Paulus und Silas kannten den Text des Glaubenbekenntnises übrigens nicht.
Viele Grüße!
Kollektiv ist es eben auch, wenn eine Gruppe von Leuten “ich” sagt. So kommt es auch im Bekenntnis der vielgescholtenen Marta vor (Joh 11,27), das immerhin zum biblischen Kanon gehört.
Dass Jesus der “Menschensohn” (Messiastitel) ist, durch den sich die Abrahamsverheissung erfüllt, wird durch “Christus” (= Messias Israels) ausgedrückt. Aber es stimmt: Das Glaubensbekenntnis nimmt nicht alle Aspekte explizit auf, die wir vielleicht erwarten oder vorschlagen würden. Aber es beschreibt Glaubensinhalte, die in der Alten Kirche Konsens waren und auch heute noch sein sollten. Paulus und Silas kannten diesen Text so wahrscheinlich nicht, das ist wahr. Die Inhalte dürften sie auf jeden Fall gekannt und geglaubt haben.
Pontius Pilatus ist schon nicht unwichtig. Es zeigt, dass Jesus zu einer gewissen Zeit an einem bestimmten Ort von der damaligen Weltmacht zu Tode gebracht wurde (vgl. Apg 17,7). Wir als Erben des Römischen Reiches (vgl. z.B. Architektur, Münzen, Monatsnamen, Schriftzeichen, lateinische Ausdrücke usw.) sollten uns durch den Verweis auf Pilatus vielleicht besonders angesprochen fühlen.
Zu N.T. Wright möchte ich mich nicht weiter äussern. Er war lediglich ein Beispiel. Trotzdem würde es sich vielleicht lohnen, mal ein Buch von ihm selbst zu lesen, bevor man ihn zu schnell abschreibt.
Lieber Lukas,
vielen Dank, dass Du Dich mit meinem Text auseinandergesetzt hast. Die letzte Autorität liegt auf der Schrift, das ist ganz klar. Die Kirche ist auf dem Grund der Apostel (NT) und Propheten (AT) gebaut, der Eckstein ist Christus (Eph 2,20).
Ich meine schon, dass die Kanonbildung durch die Hand der frühen Kirche geschah, dies jedoch nicht willkürlich, sondern aufgrund des apostolischen Ursprungs dieser Texte. Die frühe Kirche nahm apostolische Texte und fügte sie dem AT, das sie als “Wort Gottes” anerkannte, hinzu. Sie weitete damit die Hochachtung der alttestamentlichen Schriften offizell auf das NT aus, wie dies auch dem Selbstzeugnis mancher neutestamentlichen Texte entspricht, wo diese wie das AT als “Schrift” bezeichnet werden.
Man könnte hier noch viel über die Stellung der Bibel schreiben, in meinem Text ging es jedoch um das Apostolicum.
Zu meinen Überzeugungen und meiner Hochachtung zur Bibel verweise ich auf https://www.chrischona.ch/portrait/profil/ –> Die Bibel
Zum Schluss: Wenn Du willst, darfst Du gerne Verbesserungsvorschläge zu obigem Text anbringen. Ich würde mich freuen!
Be blessed, Christian
Lieber Christian,
danke für diesen Artikel über dessen Hauptaussage ich mich sehr freue.
Der 2. Punkt weckt bei mir aber Fragen:
Ist das Apostolikum Richtschnur, weil es Erbe der rechtgläubigen Kirche ist?
Oder ist das Apostolikum gut und wahr, weil es (und insofern es) konform ist mit der Bibel in ihrer Gesamtaussage, d.h. weil es auf die Verkündigung der Apostel und vorallem auf die Selbstdeutung Jesu (des Wortes Gottes nach Joh 1, 1) und Jesu Deutung des Alten Testaments zurückgeht und deshalb auch dem Zeugnis des Heiligen Geistes im Geist der Christen entspricht (da der Heilige Geist sich selbst nicht widerspricht)?
Wo liegt die Autorität, wenn es hart auf hart kommt? Bei der Kirche oder bei der Heiligen Schrift?
Du schreibst: “Die neutestamentlichen Schriften und das Apostolische Glaubensbekenntnis (als Variante der ‘Richtschnur des Glaubens’) wurden in derselben Zeit festgelegt. Wir empfangen beides aus derselben Hand der Alten Kirche.”
Man könnte den Satz so deuten, dass die Kirche der Heiligen Schrift ihre Autorität und Glaubwürdigkeit verleihe.
Das war die Position der röm.-kath. Kirche in der Zeit der Reformation – zumindest nach Ansicht der Reformatoren. Calvin und die anderen Reformatoren (aber auch evangelische Prediger bis in die Gegenwart) empfangen ihre Vollmacht aus der Schrift, die sich selbst bezeugt, und die den Glauben wirkt und die Kirche hervorbringt. Die Kirche ist gebaut auf dem Grund der Apostel und Propheten. Siehe Kapitel I, 7 in Calvins “Unterricht in der christlichen Religion”.
Man könnte Deine Sätze hier ausserdem so deuten, dass die Kanonbildung Leistung der Kirche sei. Die Kanonbildung des Neuen Testaments erfolgte zwar erst im 2. Jahrhundert (in Abgrenzung gegen Markion), aber sie war Anerkennung des Selbstzeugnisses und des apostolischen Ursprunges dieser Schriften. Auch hier: Das Wort Gottes geht der Kirche voraus, welche es “nur” anerkennt und weitergibt.
Also: Die Wiederentdeckung des Apostolikums ist gut, aber sie sollte nicht auf Kosten der Vollmacht der Heiligen Schrift gehen. Es gibt übrigens auch Kirchen, die jeden Sonntag das apostlische Glaubensbekenntnis lesen, aber man liest alles aus einer “hermeneutischen Brille”, die alles wieder neutralisiert.
An dieser Frage wird sich entscheiden, ob die reformierte Landeskirche Zukunft hat: Ob sie Kirche sein will aus dem Evangelium gemäss dem Alten und Neuen Testament, oder ob sie meint, als Kirche selbst die Glaubwürdigkeit der Bibel (bzw. bestimmter Passagen der Bibel) festlegen zu können?
Und hier habe ich auch Fragen, was die Freikirchen betrifft. In der Theorie würden fast alle Freikirchlicher eine hohe Sicht der Bibel vertreten. Aber die Praxis sagt etwas anderes. Meine Erfahrung aus der Teilnahme in freikirchlichen Gottesdienten: Oftmals ist gefühlt 60% des Gottesdienstes vergangen (und damit ebenso viel Prozent der frischen Aufmerksamkeit), bis zum ersten Mal aus der Bibel vorgelesen wird, und auch dann wird die Bibel häufig nur als Steinbruch für die Aussage der Predigt verwendet. (@Paul und Peter: Darüber solltet Ihr bei Daniel Option unbedingt einmal schreiben.) Wie hast Du es verstanden, Christian? Wie würdest Du deine Aussagen präzisieren?
Danke, dass Du dieses Thema gebracht hast.
Freundliche Grüsse und Gottes Segen für Deinen Dienst Lukas Zünd