Das JESUS25-Statement

Lesezeit: 4 Minuten
Lesezeit: 4 Minuten

by Peter Bruderer | 20. Mai. 2025 | 2 comments

Vom 8. bis 10.Mai fand in Karls­bad der The­ol­o­gis­che Kongress JESUS25 mit 600 Teil­nehmern statt, den wir auch mit Daniel Option unter­stützt haben. Die Keynotes wer­den dem­nächst auf YouTube veröf­fentlicht. Der Leitungskreis hat zudem ein State­ment zum Mot­to „Ankern und Auf­brechen“ veröf­fentlicht, welch­es im Aus­tausch mit dem Trägerkreis erar­beit­et wurde und Beach­tung verdient. 

Gerne pub­lizieren wir auch auf unser­er Web­seite dieses State­ment, welche zudem als PDF ver­füg­bar ist. Dr. Markus Till hat ein knack­iges Erläuterungsvideo dazu aufgenom­men. Wir möcht­en zu ein­er Diskus­sion und zu ver­tieftem Nach­denken über die im State­ment angeris­sene­nen The­men einladen. 

Das JESUS25 Statement:

JESUS25 ist eine Bewe­gung ver­schieden­ster christlich­er Ini­tia­tiv­en, Gemein­den, Werke und Per­so­n­en, die sich für die Stärkung bib­lis­ch­er The­olo­gie und Apolo­getik ein­set­zt. Wir lieben Jesus Chris­tus und wün­schen uns, dass er noch möglichst vie­len Men­schen bekan­nt wird. Deshalb sehnen wir uns nach neuen Auf­brüchen in Gemein­de­bau, Evan­ge­li­sa­tion und Mis­sion. Dazu brauchen wir the­ol­o­gis­che Arbeit und Ver­mit­tlung, die aus der ganzen Bibel in ihrer Ein­heit und Schön­heit schöpft.

Wichtige Bezugspunk­te sind für uns dabei die großen Ein­heits­be­we­gun­gen der Gegen­wart mit ihren ver­fassten Grund­la­gen (Glaubens­ba­sis der Ev. Allianz Deutschland/EA; Lau­san­ner Verpflichtung/LV), sowie in den großen altkirch­lichen Beken­nt­nis­sen („Apos­to­likum“ und „Nicäno-Kon­stan-tinop­o­li­tanum“). 

Wir beobacht­en, dass Ein­heit in großer Vielfalt an Prä­gun­gen und Ver­fass­theit­en ger­ade dort gelingt, wo Chris­ten diese Grund­la­gen miteinan­der teilen kön­nen. Gemein­schaften und Kirchen wer­den anziehend, wenn diese Glaubenss­chätze miteinan­der geglaubt, verkündigt und gefeiert werden. 

Aktuell nehmen wir wahr, dass Aspek­te ein­er an der Bibel ori­en­tierten Welt­sicht vielerorts verkürzt, hin­ter­fragt und gegeneinan­der aus­ge­spielt wer­den. Wir wollen deshalb auf bes­timmte Ele­mente in den genan­nten Grund­la­gen und Beken­nt­nis­sen aufmerk­sam machen, die wir für beson­ders rel­e­vant hal­ten, weil sie in einem beson­deren Bezug zu aktuellen Her­aus­forderun­gen stehen.

Wir halten zusammen: 

Schrift & Offenbarung:

Die Bibel enthält oder bezeugt nicht nur die Offen­barung Gottes. Sie wird auch nicht erst beim Lesen zur Offen­barung. „Die Bibel … ist Offen­barung“ (EA). Sie ist ganz Men­schen­wort und zugle­ich ganz Gotteswort, denn sie ist „von Gottes Geist eingegeben“ (2Tim 3,16) und somit „höch­ste Autorität in allen Fra­gen“ (EA) bzw. „der einzige unfehlbare Maßstab“ (LV2). Als solche ist sie für Chris­ten und Kirchen die verbindliche und einzig ver­lässliche Quelle der Ori­en­tierung, Kraft, Kor­rek­tur und Ermu­ti­gung (2Petr 1,20–21; Gal 1,11–12; 1Thess 2,13; Joh 17,17).

Glaube & Geschichte:

Die altkirch­lichen Beken­nt­nisse unter­stre­ichen, dass christlich­er Glaube im Kern nicht auf the­ol­o­gis­chen Gedanken basiert, son­dern auf Gottes realem Han­deln in der Geschichte. Die his­torische Zuver­läs­sigkeit der Bibel ist deshalb von grundle­gen­der Bedeu­tung. Wir ver­trauen dem bib­lis­chen Zeug­nis, dass Gott sich auch durch machtvolle Wun­der als der Herr der Geschichte erwiesen hat (s.a. 2Petr 1,16–19; Hebr 11; 1Joh 1,1–3).

Stel­lvertre­tung & Vorbild:

Chris­ten find­en im Kreuz Jesu das Vor­bild für selb­st­lose Hingabe. Konkreter Inhalt dieser Selb­sthingabe ist, dass Jesus aus Liebe am Kreuz ihre Schuld und Gottes Gericht über der Sünde auf sich genom­men hat, um uns dafür aus Gnade ein neues und ewiges Leben zu schenken. Dieser „fröh­liche Wech­sel“ (Luther) ist der unaufgeb­bare Kern des Evan­geli­ums. Das Kreuzes­geschehen bezeugt („kon­sta­tiert“) nicht nur die Verge­bung und Gnade, son­dern es erschafft („kon­sti­tu­iert“) das Heil. Jesu stel­lvertre­tender „Opfer­tod allein ist die Grund­lage für die Verge­bung von Schuld, für die Befreiung von der Macht der Sünde und für den Freis­pruch in Gottes Gericht“ (EA). Auf dieser Grund­lage kön­nen wir aus Dankbarkeit und in der Kraft des Heili­gen Geistes dem Beispiel Jesu fol­gen und Gottes Liebe weit­ergeben (Röm 3,25; Kol 1,20–22; Hebr 9,28; Jes 53,2–12).

Liebe & Gebot:

Die Bibel ist auch „in allen Fra­gen … der Lebens­führung“ unsere „höch­ste Autorität“ (EA). Die bib­lis­chen Gebote, die im Neuen Tes­ta­ment bekräftigt wer­den, sind ein zeitüber-greifend­er Aus­druck der Liebe Gottes. Sie zeigen uns das gelin­gende Leben, das Gott uns schenkt und zu einem frucht­baren Miteinan­der führt. Sie schützen und stärken die „unver­wech­sel­bare Würde“ (EA) jedes Men­schen. Wir beobacht­en, z.B. im Blick auf die ersten Chris­ten, dass Kirche Jesu ger­ade dann attrak­tiv war und ist, wenn sie mit Lei­den­schaft zu Gottes lebensspen-den­den Geboten ste­ht – auch wenn sie in der Gesellschaft nicht pop­ulär sind (Joh 14,15; Mt 5,17–20; Mt 28,20; 1Joh 5,1–3). 

Geist & Wort:

„Wir glauben an die Kraft des Heili­gen Geistes“ (LV14), wie die Schrift sie bezeugt. Der Geist Gottes ist es, der „Erken­nt­nis der Sünde, Glaube an Chris­tus, Wiederge­burt und Wach­s­tum im Glauben“ (LV14) wirkt; er „schafft durch die Wiederge­burt neues Leben … befähigt die Gläu­bi­gen, nach Gottes Willen zu leben“ und schenkt „Gaben zum Dienen“ (EA). Der Geist lässt durch die Worte der Schrift, die er im Gläu­bi­gen lebendig macht, gute Früchte wach­sen (Gal 5,22–25). Daher soll sich alles, was wir sub­jek­tiv als Wirken des Geistes wahrnehmen, an der offen­barten Wahrheit der Schrift messen lassen (Eph 6,17; 1Thess 5,19–22; Röm 8,9–16).

Kör­p­er & Identität:

Zur Natur des Men­schen gehört sein Kör­p­er, der ein wesentlich­er Teil sein­er Schön­heit, seines Werts und sein­er Würde ist (Ps 139,13–16). Er lässt sich in der Regel ein­deutig einem der bei­den biol­o­gis­chen Geschlechter zuord­nen. „Der Men­sch … ist als Mann und Frau geschaf­fen“ (EA). Die Zuord­nung der Geschlechter aus dem Schöp­fungs­bericht (1Mose 1,27) wird von Jesus (Mt 19,4–6) und Paulus (Eph 5,31–33) aus­drück­lich bestätigt. Auf ihr grün­det auch der von Gott ges­tiftete Bund der Ehe zwis­chen einem Mann und ein­er Frau (1Mose 2,24). Die pos­i­tive Sicht auf den physis­chen Leib unter­schei­det das Chris­ten­tum von kör­per­feindlichen Ide­olo­gien, die es auch in unser­er Zeit gibt. Sie trägt dazu bei, die Ent­frem­dung des Men­schen von sich selb­st zu über­winden. Eine erfül­lende Iden­tität und Sex­u­al­ität in wahrer Frei­heit ent­fal­tet sich nicht jen­seits, son­dern ger­ade in der ver­söh­n­ten Annahme von Gottes guter Schöp­fung­sor­d­nung (Mt 5,27–32; 19,4–6; 1Kor 6,12–20; 1Thess 4,3–5; Jak 1,25).

Samm­lung & Sendung:

Als Nach­fol­ger Jesu sind wir gerufen, das Evan­geli­um im per­sön­lichen und beru­flichen Umfeld in Wort und Tat zu bezeu­gen. Zugle­ich wirkt Gott in dieser Welt vor allem durch Gemein­den. Ein­heit ist grundle­gend wichtig, aber auch kein rein­er Selb­stzweck. Jesus verbindet und sendet uns zu allen Völk­ern, „damit die Welt glaubt“ (Joh 17,21). „Die Evan­ge­li­sa­tion der Welt ver­langt, dass die ganze Gemeinde der ganzen Welt das ganze Evan­geli­um bringt“ (LV6) (Mt 28,19; 1Petr 3,15).

Wir sind überzeugt, dass die ein für alle Mal über­liefer­ten Glaubens­grund­la­gen (Jud 3) auch heute noch den guten Boden liefern, auf dem die Kirche Jesu wach­sen und gedei­hen kann. Deshalb wollen wir Chris­ten, Gemein­den, Kirchen und Werke ermuti­gen, diese Zusam­men­hänge neu zu ent­deck­en und ihre reich­halti­gen Auswirkun­gen frucht­bar wer­den zu lassen. Dafür wollen wir uns auch über die Kon­ferenz hin­aus miteinan­der ver­net­zen, um Erfahrun­gen und Erken­nt­nisse auszu­tauschen, gemein­sam zu beten und eine Stimme im deutschsprachi­gen Raum zu sein, die Ori­en­tierung gibt und Mut macht, Men­schen im Jahr 2025 und darüber hin­aus zu Jesus einzuladen. 

Der Leitungskreis von JESUS25 im Mai 2025,

Peter Brud­er­er, Dr. Mar­tin P. Grün­holz, Dr. Frank Hinkel­mann
Alexan­der Rock­stroh, Rein­hard Spincke, Dr. Markus Till


Titel­bild: JESUS25

Über den Kanal

Peter Bruderer

Peter Bruderer, Jahrgang 1974, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, seit 1986 in der Schweiz. 1998 war Peter Gründungsmitglied der erwecklichen 'Godi'-Jugendarbeit in Frauenfeld, welche er bis 2013 prägte. Heute arbeitet er als Projektleiter im kirchlichen und gemeinnützigen Bereich. Ein zweites Standbein ist die Arbeit als Architekt. Peter lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

Werde Teil der Diskussion

Kommentare zu diesen Beitrag

2 Comments

  1. Jan Malcolm

    Tja, 1970 war die Welt noch in Ord­nung. Europa war im kalten Krieg erkennbar in Gut & Böse geteilt. Die Mehrheit der Bevölkerung Mit­glied der evan­ge­lis­chen Staatskirchen, während das Geld der Welt gut ver­wahrt auf Schweiz­er Num­mernkon­ten für mehr Wohl­stand sorgte.

    Dank “Konku­bi­natsver­bot” boomte seit Kriegsende das Heirat­en und damit der Verkauf von vik­to­ri­an­is­chen Brautk­lei­dern und ehe­mals Köni­gen vor­be­hal­te­nen Eherin­gen, sowie den jüngst neu erfun­de­nen Ver­lobungsrin­gen mit Dia­mant. Das Heirat­salter sank von den üblichen 30ern bis auf unter 20. Der “Lebens­be­gleit­er” Kirche stand eifrig zur Seite bei diesen “rites of pas­sage” zwis­chen “Lebens­ab­schnit­ten”, auch “Kausalien” genan­nt. — Heute hinge­gen ist eines dieser Über­gangsrituale der Kirchenaus­tritt, meist zum Beruf­sein­tritt oder mit leerem Nest.

    Das JESUS25-State­ment ver­sucht verzweifelt, an dieser längst ver­gan­genen Welt festzuhalten.

    Aber wenn im reformierten Chris­ten­tum eines sich­er ist, dann ist es der Werte­wan­del. Das begann nicht erst mit der Ref­or­ma­tion, aber fan­gen wir mal dort an: Wenn der Lan­des­fürst sich am Beginn eines neuen Lebens­ab­schnitts sein­er Ehe­frau entledi­gen und seine Mätresse heirat­en wollte, dann wurde er plöt­zlich im Glauben “reformiert”. Jet­zt musste er nicht mehr Rom um Erlaub­nis fra­gen. Und wenn der Klerik­er nicht mehr im Zöli­bat leben, son­dern doch noch die Ehe einge­hen wollte, passierte ihm haar­ge­nau das gle­iche. Alles weit­ere in der Geschichte der Ref­or­ma­tion dreht sich dann genau um diesen Werte­wan­del und die Entwick­lung der dazu passenden Theologien.

    Denn die Staatskirchen hat­ten zu allen Zeit­en zuvörder­st die Auf­gabe, die Moralvorstel­lun­gen der Herrschen­den dem Kirchen­volk zu ver­mit­teln. Wenn König Jakob I., König von Eng­land seine bekan­nte Bibelüber­set­zung “autorisierte”, dann wollte er sicherge­hen, dass dort das Richtige drin­ste­ht. Für viele amerikanis­che Protes­tanten gilt das noch heute als das wörtlich dik­tierte “Wort Gottes”. Aber auch die “Haustafeln” aus der Luther­bibel sind leg­endär, dien­ten sie doch vor allem zur Fes­ti­gung der feu­dalen Herrschaft­sor­d­nung. Aber das war keine Inno­va­tion des Protes­tantismus, schon die in den frühen Manuskripten fehlende apokryphe Steuer­perikope, die Jesus hun­derte Jahre später Worte in den Mund legte, half dem römis­chen Kaiser bei der Ein­trei­bung der ihm zuste­hen­den Steuern und Tribute.

    Lei­der ändern über die Zeit­en aber auch die moralis­chen Werte von Herrsch­ern, sehr zum Bedauern der Älteren. Und genau deshalb ging es im Mit­te­lal­ter mit Schei­dung und Wieder­heirat los und sorgte in den fol­gen­den Jahrhun­derten mit der Ein­führung der protes­tantis­chen Arbeitsmoral und Abschaf­fung zahlre­ich­er kirch­lich­er Feiertage für (den sehr ungle­ich verteil­ten) Wohl­stand während der Indus­tri­al­isierung. Dann ging es 1930 weit­er mit anglikanisch gefördert­er “Birth Con­trol” (Euphemis­mus für Eugenik) im Kampf gegen die sein­erzeit befürchtete “Über­bevölkerung”, und inzwis­chen bietet das kirch­liche 21. Jahrhun­dert im West­en die bunte Quer- und Viele­he — dem Lebensstil der mod­er­nen Eliten. Damals wie heute leis­tete nur kleine Gruppe Wiedertäufer Wider­stand und wurde und wird mehr oder weniger stark bekämpft — selb­st von Katholiken.

    Klar ist auch: Diese Staatskirchen sind heutzu­tage völ­lig obso­let, nicht nur auf­grund der von ihnen selb­st verur­sacht­en demographis­chen Entwick­lung. Den meis­ten reicht heute eine Mit­glied­schaft im SRF für die tage­sak­tuelle Predigt, eine zusät­zliche Mit­glied­schaft in ein­er weit­eren Glaubens­ge­mein­schaft mit einem weit­eren finanziellen Beitrag benöti­gen sie schlicht nicht mehr.

    Reply
    • Peter Bruderer

      Danke Jan für deine elo­quente his­torische Abhandlung.
      Ich ver­ste­he nur nicht den Zusam­men­hang zum State­ment von JESUS25 und was für einen Punkt du eigentlich machen willst… Eine kleine Gruppe von Wiedertäufern als einzig legit­ime Vertreter der Christenheit?
      Fre­undlich­er Gruss
      Peter Bruderer

      Reply

Leave a Reply to Peter Bruderer Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Jetzt weiterstöbern

Mehr Blogposts entdecken

JESUS25 Keynotes

JESUS25 Keynotes

Vom 8. bis 10.Mai fand in Karlsbad der Theologische Kongress JESUS25 mit 600 Teilnehmern statt, den wir auch mit Daniel Option unterstützt haben. Die Keynotes werden nun laufend auf YouTube publiziert. Darunter sind auch 3 Beiträge von schweizer Referenten....