Vom 8. bis 10.Mai fand in Karlsbad der Theologische Kongress JESUS25 mit 600 Teilnehmern statt, den wir auch mit Daniel Option unterstützt haben. Die Keynotes werden demnächst auf YouTube veröffentlicht. Der Leitungskreis hat zudem ein Statement zum Motto „Ankern und Aufbrechen“ veröffentlicht, welches im Austausch mit dem Trägerkreis erarbeitet wurde und Beachtung verdient.
Gerne publizieren wir auch auf unserer Webseite dieses Statement, welche zudem als PDF verfügbar ist. Dr. Markus Till hat ein knackiges Erläuterungsvideo dazu aufgenommen. Wir möchten zu einer Diskussion und zu vertieftem Nachdenken über die im Statement angerissenenen Themen einladen.
Das JESUS25 Statement:
JESUS25 ist eine Bewegung verschiedenster christlicher Initiativen, Gemeinden, Werke und Personen, die sich für die Stärkung biblischer Theologie und Apologetik einsetzt. Wir lieben Jesus Christus und wünschen uns, dass er noch möglichst vielen Menschen bekannt wird. Deshalb sehnen wir uns nach neuen Aufbrüchen in Gemeindebau, Evangelisation und Mission. Dazu brauchen wir theologische Arbeit und Vermittlung, die aus der ganzen Bibel in ihrer Einheit und Schönheit schöpft.
Wichtige Bezugspunkte sind für uns dabei die großen Einheitsbewegungen der Gegenwart mit ihren verfassten Grundlagen (Glaubensbasis der Ev. Allianz Deutschland/EA; Lausanner Verpflichtung/LV), sowie in den großen altkirchlichen Bekenntnissen („Apostolikum“ und „Nicäno-Konstan-tinopolitanum“).
Wir beobachten, dass Einheit in großer Vielfalt an Prägungen und Verfasstheiten gerade dort gelingt, wo Christen diese Grundlagen miteinander teilen können. Gemeinschaften und Kirchen werden anziehend, wenn diese Glaubensschätze miteinander geglaubt, verkündigt und gefeiert werden.
Aktuell nehmen wir wahr, dass Aspekte einer an der Bibel orientierten Weltsicht vielerorts verkürzt, hinterfragt und gegeneinander ausgespielt werden. Wir wollen deshalb auf bestimmte Elemente in den genannten Grundlagen und Bekenntnissen aufmerksam machen, die wir für besonders relevant halten, weil sie in einem besonderen Bezug zu aktuellen Herausforderungen stehen.
Wir halten zusammen:
Schrift & Offenbarung:
Die Bibel enthält oder bezeugt nicht nur die Offenbarung Gottes. Sie wird auch nicht erst beim Lesen zur Offenbarung. „Die Bibel … ist Offenbarung“ (EA). Sie ist ganz Menschenwort und zugleich ganz Gotteswort, denn sie ist „von Gottes Geist eingegeben“ (2Tim 3,16) und somit „höchste Autorität in allen Fragen“ (EA) bzw. „der einzige unfehlbare Maßstab“ (LV2). Als solche ist sie für Christen und Kirchen die verbindliche und einzig verlässliche Quelle der Orientierung, Kraft, Korrektur und Ermutigung (2Petr 1,20–21; Gal 1,11–12; 1Thess 2,13; Joh 17,17).
Glaube & Geschichte:
Die altkirchlichen Bekenntnisse unterstreichen, dass christlicher Glaube im Kern nicht auf theologischen Gedanken basiert, sondern auf Gottes realem Handeln in der Geschichte. Die historische Zuverlässigkeit der Bibel ist deshalb von grundlegender Bedeutung. Wir vertrauen dem biblischen Zeugnis, dass Gott sich auch durch machtvolle Wunder als der Herr der Geschichte erwiesen hat (s.a. 2Petr 1,16–19; Hebr 11; 1Joh 1,1–3).
Stellvertretung & Vorbild:
Christen finden im Kreuz Jesu das Vorbild für selbstlose Hingabe. Konkreter Inhalt dieser Selbsthingabe ist, dass Jesus aus Liebe am Kreuz ihre Schuld und Gottes Gericht über der Sünde auf sich genommen hat, um uns dafür aus Gnade ein neues und ewiges Leben zu schenken. Dieser „fröhliche Wechsel“ (Luther) ist der unaufgebbare Kern des Evangeliums. Das Kreuzesgeschehen bezeugt („konstatiert“) nicht nur die Vergebung und Gnade, sondern es erschafft („konstituiert“) das Heil. Jesu stellvertretender „Opfertod allein ist die Grundlage für die Vergebung von Schuld, für die Befreiung von der Macht der Sünde und für den Freispruch in Gottes Gericht“ (EA). Auf dieser Grundlage können wir aus Dankbarkeit und in der Kraft des Heiligen Geistes dem Beispiel Jesu folgen und Gottes Liebe weitergeben (Röm 3,25; Kol 1,20–22; Hebr 9,28; Jes 53,2–12).
Liebe & Gebot:
Die Bibel ist auch „in allen Fragen … der Lebensführung“ unsere „höchste Autorität“ (EA). Die biblischen Gebote, die im Neuen Testament bekräftigt werden, sind ein zeitüber-greifender Ausdruck der Liebe Gottes. Sie zeigen uns das gelingende Leben, das Gott uns schenkt und zu einem fruchtbaren Miteinander führt. Sie schützen und stärken die „unverwechselbare Würde“ (EA) jedes Menschen. Wir beobachten, z.B. im Blick auf die ersten Christen, dass Kirche Jesu gerade dann attraktiv war und ist, wenn sie mit Leidenschaft zu Gottes lebensspen-denden Geboten steht – auch wenn sie in der Gesellschaft nicht populär sind (Joh 14,15; Mt 5,17–20; Mt 28,20; 1Joh 5,1–3).
Geist & Wort:
„Wir glauben an die Kraft des Heiligen Geistes“ (LV14), wie die Schrift sie bezeugt. Der Geist Gottes ist es, der „Erkenntnis der Sünde, Glaube an Christus, Wiedergeburt und Wachstum im Glauben“ (LV14) wirkt; er „schafft durch die Wiedergeburt neues Leben … befähigt die Gläubigen, nach Gottes Willen zu leben“ und schenkt „Gaben zum Dienen“ (EA). Der Geist lässt durch die Worte der Schrift, die er im Gläubigen lebendig macht, gute Früchte wachsen (Gal 5,22–25). Daher soll sich alles, was wir subjektiv als Wirken des Geistes wahrnehmen, an der offenbarten Wahrheit der Schrift messen lassen (Eph 6,17; 1Thess 5,19–22; Röm 8,9–16).
Körper & Identität:
Zur Natur des Menschen gehört sein Körper, der ein wesentlicher Teil seiner Schönheit, seines Werts und seiner Würde ist (Ps 139,13–16). Er lässt sich in der Regel eindeutig einem der beiden biologischen Geschlechter zuordnen. „Der Mensch … ist als Mann und Frau geschaffen“ (EA). Die Zuordnung der Geschlechter aus dem Schöpfungsbericht (1Mose 1,27) wird von Jesus (Mt 19,4–6) und Paulus (Eph 5,31–33) ausdrücklich bestätigt. Auf ihr gründet auch der von Gott gestiftete Bund der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau (1Mose 2,24). Die positive Sicht auf den physischen Leib unterscheidet das Christentum von körperfeindlichen Ideologien, die es auch in unserer Zeit gibt. Sie trägt dazu bei, die Entfremdung des Menschen von sich selbst zu überwinden. Eine erfüllende Identität und Sexualität in wahrer Freiheit entfaltet sich nicht jenseits, sondern gerade in der versöhnten Annahme von Gottes guter Schöpfungsordnung (Mt 5,27–32; 19,4–6; 1Kor 6,12–20; 1Thess 4,3–5; Jak 1,25).
Sammlung & Sendung:
Als Nachfolger Jesu sind wir gerufen, das Evangelium im persönlichen und beruflichen Umfeld in Wort und Tat zu bezeugen. Zugleich wirkt Gott in dieser Welt vor allem durch Gemeinden. Einheit ist grundlegend wichtig, aber auch kein reiner Selbstzweck. Jesus verbindet und sendet uns zu allen Völkern, „damit die Welt glaubt“ (Joh 17,21). „Die Evangelisation der Welt verlangt, dass die ganze Gemeinde der ganzen Welt das ganze Evangelium bringt“ (LV6) (Mt 28,19; 1Petr 3,15).
Wir sind überzeugt, dass die ein für alle Mal überlieferten Glaubensgrundlagen (Jud 3) auch heute noch den guten Boden liefern, auf dem die Kirche Jesu wachsen und gedeihen kann. Deshalb wollen wir Christen, Gemeinden, Kirchen und Werke ermutigen, diese Zusammenhänge neu zu entdecken und ihre reichhaltigen Auswirkungen fruchtbar werden zu lassen. Dafür wollen wir uns auch über die Konferenz hinaus miteinander vernetzen, um Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen, gemeinsam zu beten und eine Stimme im deutschsprachigen Raum zu sein, die Orientierung gibt und Mut macht, Menschen im Jahr 2025 und darüber hinaus zu Jesus einzuladen.
Der Leitungskreis von JESUS25 im Mai 2025,
Peter Bruderer, Dr. Martin P. Grünholz, Dr. Frank Hinkelmann
Alexander Rockstroh, Reinhard Spincke, Dr. Markus Till
Titelbild: JESUS25
Tja, 1970 war die Welt noch in Ordnung. Europa war im kalten Krieg erkennbar in Gut & Böse geteilt. Die Mehrheit der Bevölkerung Mitglied der evangelischen Staatskirchen, während das Geld der Welt gut verwahrt auf Schweizer Nummernkonten für mehr Wohlstand sorgte.
Dank “Konkubinatsverbot” boomte seit Kriegsende das Heiraten und damit der Verkauf von viktorianischen Brautkleidern und ehemals Königen vorbehaltenen Eheringen, sowie den jüngst neu erfundenen Verlobungsringen mit Diamant. Das Heiratsalter sank von den üblichen 30ern bis auf unter 20. Der “Lebensbegleiter” Kirche stand eifrig zur Seite bei diesen “rites of passage” zwischen “Lebensabschnitten”, auch “Kausalien” genannt. — Heute hingegen ist eines dieser Übergangsrituale der Kirchenaustritt, meist zum Berufseintritt oder mit leerem Nest.
Das JESUS25-Statement versucht verzweifelt, an dieser längst vergangenen Welt festzuhalten.
Aber wenn im reformierten Christentum eines sicher ist, dann ist es der Wertewandel. Das begann nicht erst mit der Reformation, aber fangen wir mal dort an: Wenn der Landesfürst sich am Beginn eines neuen Lebensabschnitts seiner Ehefrau entledigen und seine Mätresse heiraten wollte, dann wurde er plötzlich im Glauben “reformiert”. Jetzt musste er nicht mehr Rom um Erlaubnis fragen. Und wenn der Kleriker nicht mehr im Zölibat leben, sondern doch noch die Ehe eingehen wollte, passierte ihm haargenau das gleiche. Alles weitere in der Geschichte der Reformation dreht sich dann genau um diesen Wertewandel und die Entwicklung der dazu passenden Theologien.
Denn die Staatskirchen hatten zu allen Zeiten zuvörderst die Aufgabe, die Moralvorstellungen der Herrschenden dem Kirchenvolk zu vermitteln. Wenn König Jakob I., König von England seine bekannte Bibelübersetzung “autorisierte”, dann wollte er sichergehen, dass dort das Richtige drinsteht. Für viele amerikanische Protestanten gilt das noch heute als das wörtlich diktierte “Wort Gottes”. Aber auch die “Haustafeln” aus der Lutherbibel sind legendär, dienten sie doch vor allem zur Festigung der feudalen Herrschaftsordnung. Aber das war keine Innovation des Protestantismus, schon die in den frühen Manuskripten fehlende apokryphe Steuerperikope, die Jesus hunderte Jahre später Worte in den Mund legte, half dem römischen Kaiser bei der Eintreibung der ihm zustehenden Steuern und Tribute.
Leider ändern über die Zeiten aber auch die moralischen Werte von Herrschern, sehr zum Bedauern der Älteren. Und genau deshalb ging es im Mittelalter mit Scheidung und Wiederheirat los und sorgte in den folgenden Jahrhunderten mit der Einführung der protestantischen Arbeitsmoral und Abschaffung zahlreicher kirchlicher Feiertage für (den sehr ungleich verteilten) Wohlstand während der Industrialisierung. Dann ging es 1930 weiter mit anglikanisch geförderter “Birth Control” (Euphemismus für Eugenik) im Kampf gegen die seinerzeit befürchtete “Überbevölkerung”, und inzwischen bietet das kirchliche 21. Jahrhundert im Westen die bunte Quer- und Vielehe — dem Lebensstil der modernen Eliten. Damals wie heute leistete nur kleine Gruppe Wiedertäufer Widerstand und wurde und wird mehr oder weniger stark bekämpft — selbst von Katholiken.
Klar ist auch: Diese Staatskirchen sind heutzutage völlig obsolet, nicht nur aufgrund der von ihnen selbst verursachten demographischen Entwicklung. Den meisten reicht heute eine Mitgliedschaft im SRF für die tagesaktuelle Predigt, eine zusätzliche Mitgliedschaft in einer weiteren Glaubensgemeinschaft mit einem weiteren finanziellen Beitrag benötigen sie schlicht nicht mehr.
Danke Jan für deine eloquente historische Abhandlung.
Ich verstehe nur nicht den Zusammenhang zum Statement von JESUS25 und was für einen Punkt du eigentlich machen willst… Eine kleine Gruppe von Wiedertäufern als einzig legitime Vertreter der Christenheit?
Freundlicher Gruss
Peter Bruderer