“Ich möchte so gerne glauben, aber ich schaff’ es nicht!” protestiert mein Studienfreund kürzlich, als wir uns zum Kaffee treffen. Ich kann ihm nur zu gut nachfühlen. Seine Worte beschreiben perfekt, was ich in meiner Zweifels-Phase erlebt habe. Wie kommt es dazu, dass wir Glaubens-Gewissheit finden?
Wie in jedem Artikel, schneiden wir grosse Themen an. Und wie in jedem Artikel können wir letzlich nur einen kleinen Ausschnitt beleuchten. Für diesen Blogpost grenze ich die Frage der Gewissheit mit einem Vers der Bibel, der mich froh werden lässt, ein :
Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote, von denen keinen Nutzen haben, die danach leben. (Hebräer 13,9)
Unser Herz darf fest werden
Dürfen wir zu festen Glaubens-Überzeugungen gelangen? Oder sollten wir solchen nicht besser mit einer grossen Portion Skepsis begegnen? Bereits in unserem letzten Artikel haben wir am Beispiel der ersten Goten-Christen aufgezeigt, was für eine positive Kraft tiefe Glaubensüberzeugungen in einem Menschen bewirken können.
Ja — unser Herz darf fest werden! Es geht hier aber nicht um eine unbewegliche Sturheit der Seele, nicht um dogmatische Orthodoxie. Vielmehr soll unser Herz Boden unter die Füsse bekommen, stabil werden, innerlich verwurzelt im Glauben. Der Glaube soll im Herzen ‘etabliert’ sein, sodass wir in der Begegnung mit nicht-biblischer Lehre nicht sofort aus der Bahn geworfen werden. Eben diese innere Gewissheit erlaubt es einem Gläubigen, geistlich beweglich zu bleiben ohne dabei windwenderisch zu sein.
Es geschieht durch Gnade
Der Kontrast in diesem Bibelvers ist zwischen Gottes Wirkung am Inneren (Herz) und dem äusserlichen Befolgen von Geboten (Speisegebote). Das Neue Testament lehrt, dass äussere Faktoren durchaus wichtig sind, wenn im inneren Herzen eines Menschen Glaube entstehen soll:
Denn »wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden« Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? (Römer 10,13–14)
Wir brauchen also auch von aussen kommende, gute Lehre, um zum Glauben zu finden. Aber was von aussen an den Menschen herangetragen wird, kann alleine keinen Glauben wecken oder das Herz fest werden lassen. Gottes Gnade muss das Seine dazutun.
Der Philosoph Immanuel Kant hat im Denken unserer westlichen Welt einen Graben geöffnet zwischen dem Noumenon (die äussere Welt an sich) und dem Phänomenon (die Welt wie wir sie wahrnehmen und sich uns präsentiert). Unsere Lösungsansätze konnten diesen Graben nie überwinden und lassen uns in der Ungewissheit, ob wir die Welt, geschweige denn Gott, wirklich kennen können.
Als Schöpfer der Welt, steht Gott über allem, was in der Schöpfung ist: Über der äusseren objektiven Realität der Welt UND der inneren Subjektivität des Menschen. Gott kann beide Bereiche in sinnvolle Verbindung bringen zu einander. ER allein kann uns Gewissheit geben über das, was ‘da draussen’ ist. Er kann in unserem Inneren Erkenntnis geben über das, was real ist. Aber ER muss es tun. Wir können nicht selbst den ‘Kantschen Graben’ überwinden. Gott muss seine Gnade an uns wirken lassen.
Letztlich ist es Gott der wirkt
Hebräer 13,9 bekennt also, dass jede Selbsterlösung des Menschen zum Scheitern verurteilt ist. Das zu erkennen ist so entlastend!
Ich habe über die Jahre wohl hunderte (wenn nicht tausende) von Gesprächen mit Zweiflern geführt, Atheisten, Menschen aller Art von religiöser Couleur. Bei manchen ist der Glaube entstanden, ihr Herz wurde fest im Glauben an Jesus Christus. Bei anderen ist das nicht geschehen. Immer wenn das passiert, weiss ich: Es bleibt eine Gnade, wenn im Inneren eines Menschen Gewissheit des Glaubens entsteht.
Bei mir persönlich war das so, als ich nach mehreren Jahren von Zweifel und innerer Not (ich hätte gerne geglaubt, konnte aber nicht!) plötzlich feststellte: Es glaubt wieder in mir! Halleluja! Bis heute ist dies mein grösstes und kostbarstes Gut, für das ich Gott unendlich dankbar bin! Mein Glaube entstand nicht blind, sondern in der Auseinandersetzung mit Fragen, Wahrheitsansprüchen, philosophischen und historischen Beweisführungen. Doch diese äusseren Faktoren allein reichten nicht aus. Es brauchte Gottes Gnade die hinzukam.
Warum dauerte das einige Jahre? Ich weiss es nicht! Hätte Gott es bitte schön schneller gehen lassen können? Damals empfand ich so. Heute bin ich nicht mehr so sicher, denn heute darf ich wissen: Ich vertraue Gott dass er weiss, wann im Herzen eines Menschen die Gnade zum Durchbruch kommen soll. Und ich weiss auch: Wenn das geschieht, ist es wahrhaftig ein köstlich Ding, etwas das die Seele nährt, etwas das die Seele geniessen darf!
Ich bin dankbar!
Heute spüre ich nahezu täglich eine tiefe Dankbarkeit: Danke Gott, dass ich glauben darf! FF Bruce schreibt in seinem Kommentar zu Hebräer 13,9 über das dort verwendete Wort ‘Gnade’ (Griechisch ‘charis’):
In Anbetracht der Kraft dieses Wortes, müsste hier die Idee der Dankbarkeit mitgedacht werden — Dankbarkeit als Antwort auf die Gnade Gottes. (F. F. Bruce, The Epistle to the Hebrews, Seite 377, eigene Übersetzung)
Hebräer 13,9 ist eine grosse Ermutigung für alle, die glauben dürfen und motiviert uns, Gott dafür zu danken und zu loben!
Dieser Vers ist eine Ermutigung für alle die versuchen, ihren zweifelnden und nicht-gläubigen Freunden Jesus näher zu bringen. Deine Worte haben Bedeutung, aber es kommt auch auf Gottes Wirken an. Verlass’ dich darauf, dass Gott ein noch grösseres Interesse daran hat, dass deine Freunde den Glauben finden. Er tut es zur rechten Zeit!
Dieser Vers hilft auch allen Zweiflern, sich nach Gott auszustrecken. Ich weiss: Du bist nicht sicher, ob er da ist. Aber dein Gebet könnte sein:
“Herr, wenn es dich gibt, erbarme dich meiner und führe mich zur Glaubensgewissheit in Jesus Christus! Dann werde ich dir von Herzen danken!”
Gnade hat einen Namen
Die bevorstehende Weihnachtszeit erinnert uns daran, dass Gnade einen Namen hat: Jesus:
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen (Titus 2:11)
Die Gnade Gottes ist uns in der Person von Jesus Christus erschienen. Lass uns in dieser Weihnachts-Zeit diesen lebendigen Gnadenerweis Gottes in einem Geist der Dankbarkeit suchen.
Wir ermutigen dich, dich auf Gott einzulassen und dich nach einer realen Begegnung mit seinem Sohn Jesus Christus auszustrecken. Wir freuen uns sehr darauf, uns mittels den Advents-Artikeln zusammen mit dir, unserem Leser, geistlich auf den Weg zu machen!
Photo by Kira auf der Heide on Unsplash
Danke, Paul, für diese mutmachenden Worte! Ja, ich merke grade, dass meine Dankbarkeit Gott gegeüber für dieses Gnadengeschenk der Heilsgewissheit oft zu wünschen übrig lässt und doch so wichtig ist, gerade auch im Ringen um Erkenntnis für noch Gott ferne Freunde. Danke für euren tollen Blogg, gerne weiter so! Seid gesegnet!!