DNA (10/10): Die Dritte Option

Lesezeit: 8 Minuten
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by Paul Bruderer | 08. Mrz. 2020 | 12 comments

“Paul, bist du kon­ser­v­a­tiv oder lib­er­al?”, werde ich oft gefragt. Seit Jahren lautet meine Antwort, dass ich eine Dritte Option lebe. Was Chris­ten mit den Labels “kon­ser­v­a­tiv” und “lib­er­al” assozi­ieren, sind oft Fälschun­gen oder Verkürzun­gen der eigentlichen Lebensweise, zu der Jesus Chris­tus uns ein­lädt, näm­lich dem bib­lisch begrün­de­ten Leben im Evangelium!

In diesem Artikel skizziere ich das, was ich seit vie­len Jahren mit mein­er Gemeinde lebe. Das ist es auch, was DanielOp­tion antreibt und hof­fentlich unter Chris­ten und Gemein­den immer mehr Pro­fil bekom­men wird: Lei­den­schaft für die Dritte Option!

Ich bin begeis­tert von dem, was die DNA-Serie ans Licht gebracht hat! Gott baut sein Reich, indem er Gren­zen über­schre­it­et. Mit Men­schen aller Kul­turen, mit Mann und Frau, mit Rand­ständi­gen und gesellschaftlich Gewichti­gen, mit Unge­bore­nen und Gebore­nen, Starken und Schwachen. Dabei löst er die Gren­zen nicht auf, son­dern bringt durch sein Reich die Grup­pen in ein ver­söh­ntes und wirkungsvolles Miteinan­der. Ich liebe das Bild der schö­nen Vielfalt von Gottes Reich, das hier sicht­bar wird!

Falsche Alternativen

Diese DNA-Serie gibt nicht nur eine Vision für die Chris­ten­heit vor, sie hil­ft auch im Umgang mit falschen Alter­na­tiv­en. In meinem Leben als Christ und meinem Dienst als Pas­tor habe ich immer wieder fest­gestellt, dass man uns falsche Alter­na­tiv­en anbietet.

Ein Beispiel kann dies gut illus­tri­eren. Man fordert von uns Chris­ten laut­stark, dass wir mehr poli­tisch links sein müssen, weil kon­ser­v­a­tive Chris­ten Präsi­dent Trump hörig seien und das immer schlecht sein muss. Post­wen­dend höre ich Berichte von linksradikaler Gewalt mit der aus­drück­lichen oder sub­tilen Auf­forderung, dass wir Chris­ten poli­tisch rechts agieren sollten.

Die DNA-Serie hat in aller Deut­lichkeit gezeigt, dass “poli­tisch links” und “rechts” für das Chris­ten­tum falsche Alter­na­tiv­en sind. Die DNA des Chris­ten­tums ist das bib­lisch begrün­dete Evan­geli­um von Jesus Chris­tus. Dieses führt dazu, dass wir in manchen Fra­gen das ausleben, was poli­tisch im linken Spek­trum liegt. In diesen Fra­gen wehren wir uns mitunter vehe­ment gegen poli­tisch rechts gelagerte Forderun­gen. In anderen Bere­ichen bewegt uns das­selbe Evan­geli­um dazu, etwas zu fördern, das poli­tisch rechts gelagert ist und uns entschlossen der poli­tis­chen Linken entgegenzustellen.

Was wir hier am Beispiel des poli­tis­chen Spek­trums (links und rechts) sehen, gilt in anderen Bere­ichen oft auch. Man hält uns Chris­ten falsche Alter­na­tiv­en vor und ver­gisst: Das Chris­ten­tum, das Evan­geli­um, das Reich Gottes ist oft etwas Drittes!

Ein Spektrum zwischen zwei Polen

C.S. Lewis schreibt:

Der Teufel […] schickt die Irrtümer immer paar­weise in die Welt – und zwar als gegen­sät­zliche Paare. Und er ermuntert uns stets dazu, aus­giebig darüber nachzu­denken, welch­er der schlim­mere ist … Er nutzt ihre beson­ders starke Abnei­gung gegen den einen Irrtum aus, um sie ganz allmäh­lich in den anderen hineinzu­lock­en. Aber lassen wir uns nicht hin­ters Licht führen. Wir müssen unseren Blick aufs Ziel richt­en und ger­adewegs zwis­chen bei­den Irrtümern hin­durchge­hen. (C.S. Lewis, Par­don ich bin Christ, Kin­dle Posi­tion 2802)

Tim Keller ver­weist auf eine ähn­liche Aus­sage von Tertullian:

“So, wie Jesus zwis­chen zwei Ver­brech­ern gekreuzigt wurde, wird das Evan­geli­um auf ewig zwis­chen zwei Irrtümern gekreuzigt.” (Tim Keller, Cen­ter Church Deutsch, Seite 42)

Wenn wir dem Evan­geli­um von Jesus Chris­tus in der Bibel begeg­nen, wird uns eine sehr ermuti­gende und wohltuende Nachricht übermittelt:

Als aber die Güte und Men­schen­fre­undlichkeit Gottes, unseres Ret­ters, erschien, hat er uns gerettet — nicht auf­grund von Werken der Gerechtigkeit, die wir voll­bracht haben, son­dern nach seinem Erbar­men. (Titus 3,4)

Hier liegt die Kraft, als Beschenk­te von Gott in die Fülle des Lebens mit ihm vorzus­tossen! Es ist aber auch möglich, das Evan­geli­um in zwei Irrtümer hinein zu entstellen. Tim Keller nen­nt sie “Rel­a­tivis­mus” und “Moral­is­mus” oder auch “Geset­zlosigkeit” und “Geset­zlichkeit”:

Diese bei­den Irrtümer wollen uns ständig die Gute Nachricht verder­ben und uns der Kraft des Evan­geli­ums berauben. Die Geset­zlichkeit sagt, dass wir ein gutes, geheiligtes Leben führen müssen, um erlöst zu wer­den. Die Geset­zlosigkeit sagt, dass wir kein gutes, geheiligtes Leben führen müssen, weil wir bere­its erlöst sind. (Tim Keller, Cen­ter Church Deutsch, Seite 42)

Wir kön­nen das graphisch darstellen, indem wir links und rechts zwei Pole anbrin­gen und dazwis­chen die Dritte Option:


Wichtig ist zu ver­ste­hen, dass die Mitte nicht ein (gutschweiz­erisch­er) Kom­pro­miss der anderen bei­den Seit­en ist, son­dern das Eigentliche, das Orig­i­nal. Hier find­et das echte Leben statt! Die Aussen­pole sind eine ein­seit­ige Verz­er­rung und somit eine Ver­ar­mung der eigentlichen Evan­geli­ums-Option.

Weit­er ist der Weg von einem Pol zum anderen als Spek­trum gedacht. Es gibt fliessende Über­gange von ein­er Option zur näch­sten Option. Ich kann zum Beispiel irgend­wo zwis­chen dem linken Pol und der Mitte sein, oder irgend­wo zwis­chen der Mitte und dem recht­en Pol.

Zwischen “liberal” und “konservativ”

In den Köpfen von vie­len Chris­ten wer­den “lib­er­al” und “kon­ser­v­a­tiv” als Alter­na­tiv­en gese­hen. Diese bei­den Worte ver­weisen auf zwei grundle­gende the­ol­o­gis­che Ansätze, die wir als Pole einan­der gegenüber­stellen kön­nen. Ich möchte in ein­er Tabelle anhand einiger Beispiele zeigen, wie ich die Dritte Option im Spek­trum zwis­chen den Polen “lib­er­al” und “kon­ser­v­a­tiv” sehe.

Es gibt auch die Labels “pro­gres­siv” und “poste­van­ge­likal”. Vieles, was unter diesen Labels daherkommt, ist mein­er Mei­n­ung nach wenig anderes als die the­ol­o­gis­chen Ansätze der lib­eralen The­olo­gie. Was als neu verkauft wird, ist schon lange auf dem the­ol­o­gis­chen Markt, nur find­et es aktuell Einzug in evan­ge­likalen Kreisen. Ich begründe diese Aus­sage hier nicht, son­dern bitte den Leser, der sich damit ausken­nt, beim weit­eren Lesen zu prüfen, ob das passt. Um darauf aufmerk­sam zu machen, spreche ich hier manch­mal nicht nur von “lib­er­al” son­dern auch von “liberal/progressiv”.

Beim Lesen der Tabelle gilt es, fol­gende Punk­te zu beachten:

  1. Labels wie “liberal/progressiv” oder “kon­ser­v­a­tiv” repräsen­tieren Per­so­n­en nicht immer kor­rekt. Ich bitte die Leser, diese Wörter und Zuord­nun­gen als Beschrei­bung von Ten­den­zen zu ver­ste­hen, die zum Nach­denken anre­gen sollen.
  2. Es ist klar, dass ich mich selb­st in der Drit­ten Option und die anderen Optio­nen mitunter prob­lema­tisch sehe. Entsprechend kön­nen meine Beschrei­bun­gen der anderen Optio­nen neg­a­tiv sein. Ich will damit die Per­so­n­en, die sich in diesen anderen Optio­nen sehen, nicht belei­di­gen oder ihnen vorschreiben, was sie denken sollen. Mein Ziel ist, den LeserIn­nen zu helfen, aus dem vere­in­facht­en Denken in nur zwei Optio­nen herauszufinden.
  3. Wie vorhin erk­lärt sind die Optio­nen auf einem Spek­trum posi­tion­iert, das fliessende Übergänge möglich macht. Es gibt aber bei eini­gen The­men “Brüche”, sodass die Idee eines fliessenden Spek­trums nicht immer passend ist. Mehr dazu weit­er unten. Ich wage hier eine Mis­chform, weil viele Chris­ten in meinem Umfeld die Übergänge zwis­chen den bei­den Alter­na­tiv­en “lib­er­al” und “kon­ser­v­a­tiv” als fliessend betrachten.

Bei eini­gen The­men ist die Dritte Option eine mutige Kom­bi­na­tion bei­der Pole. In diesen Fällen sind die Aus­sagen bei den bei­den Polen zwar ein­seit­ig, aber sie sind nicht grund­sät­zlich neg­a­tiv zu ver­ste­hen. Wer­den die Pole kom­biniert aus­gelebt, entste­ht eine kraftvolle Dynamik.


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Wenn die Pole pos­i­tiv kom­biniert wer­den kön­nen, ist es wichtig zu ver­ste­hen, dass die Dritte Option nicht ein Kom­pro­miss der anderen Optio­nen (50% lib­er­al und 50% kon­ser­v­a­tiv) ist, son­dern ein “sowohl als auch” (100% lib­er­al und 100% kon­ser­v­a­tiv). Hier kann eine gute, dynamis­che Bewe­gung entste­hen, wie Emanuel Hun­zik­er in seinem Artikel über Span­nun­gen aufzeigt. Dieser Artikel muss unbe­d­ingt gele­sen wer­den, um die Dritte Option gut zu ver­ste­hen und die Gründe zu erken­nen, weshalb es uns schw­er­fällt, gegen­sät­zliche Pole dynamisch zu kombinieren.

Die Pole können nicht immer kombiniert werden

Es gibt The­men, da gren­zt sich die Dritte Option ab gegenüber einem Pol oder bei­den Polen. In diesen Fällen sehe ich die Aus­sage eines Poles nicht nur als “halbe, aber bedenkenswerte Wahrheit”, son­dern als falsche Aus­sage. Deshalb kann eine solche Aus­sage nicht in die Dritte Option inte­gri­ert werden.


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Manch­mal gren­zt sich die Dritte Option ab gegenüber dem liberalen/progressiven Pol, manch­mal gegenüber dem kon­ser­v­a­tiv­en, manch­mal gegenüber beiden.

Worin liegt das Wesen der Abgren­zung zum lib­eralen Pol? Meine Wahrnehmung ist, dass es einen weltan­schaulichen Bruch gibt irgend­wo zwis­chen der Drit­ten Option und dem lib­eralen Pol. Die kon­ser­v­a­tive Option und die Dritte Option sind vere­int durch die gemein­same Grund­lage in der judeo-christlichen Weltan­schau­ung, welche dem liberalen/progressiven Pol fehlt. Hier ist der Graben sehr tief.

Worin liegt das Wesen der Abgren­zung zum kon­ser­v­a­tiv­en Pol? Hier ist die Abgren­zung anders gelagert und hat wesentlich damit zu tun, dass die Dritte Option ein ganzheitlich­es Ver­ständ­nis des Evan­geli­ums hat, während der kon­ser­v­a­tive Pol dies nicht hat. Der Bruch ist nicht weltan­schaulich, son­dern bib­lisch-the­ol­o­gisch. In diese Rich­tung ist der Graben also nicht so gross wie in die andere Richtung.

Ich kön­nte mir deshalb vorstellen, die Dritte Option mit dem Label “dif­feren­ziert kon­ser­v­a­tiv” zu beze­ich­nen. In Zeit­en, in denen das Label “kon­ser­v­a­tiv” für einige einem Unwort nahe kommt, ste­he ich in gross­er Ver­suchung, mich genau deshalb damit zu schmück­en. Ich lasse diese Spiel­ereien und schlage vor, dass wir einem neuen Label Pro­fil geben, näm­lich der Drit­ten Option.

Wie reden wir miteinander?

Nahezu egal, wo man auf dem Spek­trum ste­ht: Was links von mir ste­ht, werde ich als “lib­er­al”, und was rechts von mir ist, als “kon­ser­v­a­tiv” ein­stufen. Diese Tat­sache führt zu mitunter span­nungsvollen Beziehun­gen. Chris­ten, die ganz am äusseren Rand des kon­ser­v­a­tiv­en Pols sind, stufen zum Beispiel die Dritte Option so ein, denn sie ist ja links von ihnen. Obschon die Dritte Option immense Unter­schiede zur lib­eralen Option hat, sehen sehr kon­ser­v­a­tive Chris­ten die teil­weise vorhan­dene Ähn­lichkeit zur liberalen/progressiven Seite und ängsti­gen sich, dass die Dritte Option eine Vorstufe ist auf dem Weg Rich­tung liberal.

Der lib­eralen Seite geht es ähn­lich. Sie sieht zum Beispiel das Bibelver­ständ­nis der Drit­ten Option und denkt, dass diese nur getarn­ter Ultra-Kon­ser­v­a­tivis­mus ist.

Ich habe mich längst entsch­ieden, es zu akzep­tieren, in diesen Din­gen missver­standen zu wer­den. Ich hoffe immer wieder, dass es mit­tels Gespräch zu einem besseren Ver­ständ­nis kommt.

Auch bezüglich Gespräch­skul­tur gibt es eine Dritte Option. Sie erken­nt den Bedarf, bei­des zu tun: Manch­es kom­binieren und anderes kon­fron­tieren. Wir müssen über das reden, was sich berechtigter­weise pos­i­tiv kom­binieren lässt. Logisch! Aber wir müssen auch über die The­men reden, wo es Brüche gibt! Es gibt reale und tief­greifende Unter­schiede und Gemein­samkeit­en. Diese soll­ten auf den Tisch kom­men und offen disku­tiert wer­den können.

Den Glauben verlieren

Viele mein­er Jugend­fre­unde, die in sehr kon­ser­v­a­tive Gemein­den gin­gen, glauben heute lei­der nicht mehr an Jesus Chris­tus. Sie haben schlicht die Nase voll davon. Dies macht mich zutief­st traurig!

Ich suche die Fehler nicht nur in den Gemein­dekul­turen jen­er Gemein­schaften. Wer sagt denn, dass es in “mein­er” Gemeinde bess­er ist? Ich weiss, dass Gott gröss­er ist als fehlgeleit­ete Gemein­den und The­olo­gien. Er geht seinen Weg mit den Men­schen. Gle­ichzeit­ig ist die Gemein­deaus­rich­tung sehr wichtig, wenn es um den Glauben von jun­gen Men­schen geht, aber auch von neuen Chris­ten und langjähri­gen Chris­ten. Darum habe ich Mühe mit Gemein­den, die sich ganz aussen am kon­ser­v­a­tiv­en Pol positionieren.

Glaubensver­lust gibt es aber nicht nur auf der kon­ser­v­a­tiv­en Seite, son­dern auch auf der liberal/progressiven. Hier wer­den Fra­gen und Zweifel ger­adezu zele­bri­ert und Glaubens­gewis­sheit ist uncool. Hier wer­den grundle­gend­ste Wahrheit­en der Chris­ten­heit unter­wan­dert und damit auch der Glaube manch­es Chris­ten aufgelöst. In den let­zten Jahren haben Fre­unde von mir den Glauben nicht so sehr wegen dem Kon­ser­v­a­tiv­en ver­loren, son­dern wegen dem Ein­fluss des lib­eralen Pols. Auch das macht mich zutief­st traurig!

Sich­er denken Vertreter, die ganz aussen am lib­eralen und ganz aussen am kon­ser­v­a­tiv­en Pol ste­hen, Ähn­lich­es über das, was ich hier als Dritte Option beschrieben habe. Mein Punkt ist aber fol­gen­der: Das Vorhan­den­sein ein­er Drit­ten Option kön­nte manchen Glaubensver­lust ver­mei­den, ein­fach durch die Tat­sache, dass eine weit­ere Option bekan­nt ist.

Für sehr kon­ser­v­a­tive Chris­ten, die anfan­gen, ihren Glauben zu hin­ter­fra­gen und Zweifel zu haben, kön­nte es sehr wichtig sein zu wis­sen, dass es neb­st der liberalen/progressiven Option eine Dritte Option gibt. Man muss sich nicht in die sub­til glauben­sauflösenden Gefilde der lib­eralen The­olo­gie begeben, um den Glauben neu beleben zu lassen. Man kann die freiset­zende Kraft des Evan­geli­ums in der Drit­ten Option erkunden!

Das­selbe geht auch in die andere Rich­tung. Wenn lib­er­al tick­ende Chris­ten die Dritte Option ken­nen, öffnet das ihnen unter Umstän­den Wege zurück in eine christliche Weltan­schau­ung und zu einem soli­den Bibelver­ständ­nis, ohne dass sie dabei super-kon­ser­v­a­tiv wer­den müssen.

Das biblische Evangelium setzt die Kraft Gottes frei

Ich sehe in der Drit­ten Option die grosse Kraft des Evan­geli­ums, wie sie uns die Bibel darstellt. Ich bin begeis­tert, für diese zu leben! Hierin liegt meine Moti­va­tion, Pas­tor zu sein und Jesus mit dieser Gemeinde zu erleben! Hierin liegt meine Freude an dieser DNA-Serie. An dieser Drit­ten Option wird klar, wofür wir bei DanielOp­tion ste­hen und daraus abgeleit­et auch, woge­gen wir uns wehren.

Es gibt vieles zu diskutieren:

  • Welche The­men soll­ten in bei­den Tabelle auch noch vorkommen?
  • Wie wer­den die ethis­chen The­men wie Macht, Wohl­stand, Homo­sex­u­al­ität, Gen­der, Abtrei­bung, Euthanasie etc. auf die drei Optio­nen aufgeteilt?
  • Liegen die Brüche auf dem Spek­trum wirk­lich dort, wo ich sie ange­set­zt habe? Ist das Wesen der Brüche so, wie ich sie vorschlage oder nicht?
  • Was bedeuten die Optio­nen für poli­tis­ches Engage­ment von Chris­ten in unserem Staat?

Ich freue mich auf alle Gespräche und Diskus­sio­nen, welche zu ein­er Schär­fung der Drit­ten Option führen und zur Ent­deck­ung der freiset­zen­den Kraft des Evan­geli­ums von Jesus Christus!

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Über den Kanal

Paul Bruderer

Paul Bruderer, Jahrgang 1972, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, 1998 Gründungsmitglied der erwecklichen ‹Godi›-Jugendarbeit in Frauenfeld. Seit 2001 Pastor in der Chrischona Gemeinde Frauenfeld. Paul lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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Kommentare zu diesen Beitrag

12 Comments

  1. Patrick

    Mich irri­tiert der let­zte Punkt “Ret­tung”. D.h. du bist der Ansicht die Bibel lehrt, dass Men­schen auch erret­tet wer­den kön­nen, wenn sie nicht zu Lebzeit­en Chris­tus anziehen? Wie begrün­d­est du das? Wie kann jemand nach dem Tod gerettet wer­den? Was sagst du zu Heb 9,27? Vielle­icht habe ich dich auch falsch verstanden.

    Reply
    • Paul Bruderer

      Hi Patrick — super Input von dir. Ich melde mich bald mit eini­gen Hin­weisen. Michael’s Fra­gen gehen in eine ähn­liche Rich­tung. Bis bald.

      Reply
      • Patrick

        Hoi Paul habe ich deine Hin­weise übersehen?

        Reply
        • Paul Bruderer

          Lieber Patrick — hast du nicht. Schande auf meinem Haupte — ich habe noch nicht geant­wortet. Ich versuch’s grad schnell zu machen

          Reply
        • Paul Bruderer

          Ich glaube zu 100% was Heb 9,27 sagt: “Ster­ben müssen alle Men­schen; aber sie ster­ben nur ein­mal, und darauf fol­gt das Gericht.” Früher nahm ich diesen Text um zu sagen: Wer vor dem Tod kein Ja zu Jesus gegeben hat, ist ver­loren. Ich denke heute nicht mehr, dass dieser Text zwin­gend diese Bedeu­tung haben muss. Dieser Text zeigt die lin­eare Sicht von Zeit, die dem jüdisch-christlichen Welt­bild typ­isch ist: Zeit und Geschichte ist nicht zyk­lisch, wie in den Re-Inkar­na­tions-Reli­gio­nen, son­dern es gibt nur EIN Leben und EINEN Tod und es gibt ein Gericht, in dem Gott eine Beurteilung des Lebens jedes Men­schen vorn­immt. Ich sehe das Wort ‘danach’ als etwas, das die ABFOLGE der Ereignisse zeigt. Angenom­men es gäbe andere Stellen, die eine Möglichkeit von nach-Tod-Entschei­dun­gen zeigen oder andeuten, dann würde Hebr 9,27 ein­fach das bedeuten, was ich oben skizziert habe.

          Es gibt Stellen, die solche Möglichkeit­en wenig­stens denkbar machen, aber es gibt nur eine sehr dünne bib­lis­che Basis dafür. Doch für mich ist das schon mal inter­es­sant. Ich denke, die Bibel sagt nir­gends aus­drück­lich, dass es KEINE Gele­gen­heit nach dem Tod gibt. Gekop­pelt an die Überzeu­gung von 1. Tim 2,4 und anderen Stellen sehen wir, was Gott will: Er will dass jed­er MENSCH zur Erken­nt­nis der Wahrheit kom­men. Für mich ist klar, dass der Men­sch Gott Nein sagen kann. Aber ich denke: wenn Gottes Wille so ist, wie 1. Tim 2,4 sagt, dann sorgt Gott dafür, dass jed­er Men­sch eine ade­quate Chance bekommt, ihn so ken­nen­zuler­nen, dass dieser Men­sch ja oder nein sagen kann. Wo und Wann das passiert, scheint mir zweitrangig.

          Es gibt Nah­tod Erleb­nisse von Men­schen in der Bibel — z.B. die bei­den Schäch­er am Kreuz, wo ein­er ja sagt zu Jesus, der andere nein. Es gibt die Berichte von Jesus im Toten­re­ich, wo er den Toten Geis­tern das Evan­geli­um verkün­det. Ich denke es passt nicht zum Wesen von Jesus, dass er soeben am Kreuz gestor­ben ist zur Erlö­sung der Men­schen, dann ins Toten­re­ich geht, den Geis­tern erzählt was er soeben errun­gen hat und ihnen dann sagt: “aber für euch alle hier gilt das nicht, sor­ry Jungs”. So etwas zu sagen wäre pur­er Hohn gewe­sen, und Jesus ver­höh­nt nie­mand. So etwas zu tun ist nicht sein Wesen. Nein ich denke Jesus war dort und einige haben sich dort noch bekehrt. Andere nicht.

          Es gibt viel zu sagen und meine Argu­mente sind anfecht­bar — das bin ich mir bewusst. Einige Gege­nar­gu­mente kann ich beant­worten, andere nicht. Mich dünkt aber ganz zen­tral, dass das Wesen Gottes, der sog­ar seinen eige­nen Sohn nicht schont, um die Men­schen zu ret­ten, uns dazu führt, dass er dafür sorgt, dass jed­er Men­sch auch eine ade­quate Chance bekommt — egal ob er vor oder nach Jesus gelebt hat. Egal ob er nach Jesus gelebt hat aber nie von Jesus hören kon­nte. Im let­zten Fall denke ich tat­säch­lich, dass Jesus auch nach dem Tod solchen Men­schen noch begeg­nen kön­nte sodass sie sich noch entschei­den kön­nten. Wenn er das tut, dann nicht in völ­liger ‘Ausstrahlungskraft’ sodass sie schon fast nicht ’nein’ sagen kön­nen. Wenn er das tut, dann ist das Wesen ihrer Chance ähn­lich wie unsere, die wir Jesus in diesem Leben begeg­nen. Es gibt vieles zu sagen dazu. Hier eine Predigt von mir falls es dich inter­essiert: https://livestream.com/chrischona-frauenfeld/gd/videos/151560568

          Reply
  2. Michael

    Span­nen­der Artikel — finde es cool, wie du dich mutig für eine bish­er so geart­et nicht existierende Option des Glaubens ein­set­zt. Ausser­dem habe ich mich ertappt gefühlt als du geschrieben hast, dass alles, was rechts von einem ste­ht, kon­ser­v­a­tiv ist, und alles links ist lib­er­al :). Das hat mir aber ein­mal mehr gezeigt, wie gerne ich immer noch andere Denkweisen in sub­jek­tive Kisten pack­en, ohne mir zu über­legen, warum und wieso so geglaubt wird.

    Ein Punkt hat mich ins Grü­beln gebracht — was bedeutet es, seinen Glauben zu ver­lieren? Wer definiert, wann er ver­loren ist? Klar, wenn jemand ein­mal geglaubt hat und sich nun selb­st nicht mehr als Gläu­big beze­ich­net — ok, dann ist der Fall rel­a­tiv klar. Aber ich erlebe immer wieder — hier beson­ders von der Seite, die “rechts” von mir ste­ht, dass jemand als vom Glauben abge­fall­en gese­hen wird, wenn er die richti­gen Trig­ger­worte nicht mehr bringt (oder eben bringt — z.B. ger­ade “Die Bibel ist Zeug­nis vom Reden Gottes” anstatt “Die Bibel ist Reden Gottes”) oder natür­lich nicht mehr an den “richti­gen Ver­samm­lun­gen” teil­nimmt. Das zeugt für mich dann eher von Ober­fläch­lichkeit und einem Bedürf­nis nach Exklusivismus.

    Inwiefern traue ich mir zu, über den Glauben eine anderen Per­son an Jesus ein Urteil zu fällen? Diese Frage wäre auch im Zusam­men­hang mit der Drit­ten Option noch span­nend. Etwas karikiert aus­ge­drückt — die Lib­eralen wür­den wahrschein­lich sagen: “Haupt­sache du bist lieb, glaube was du willst”, während die Kon­ser­v­a­tiv­en sagen wür­den: “Kor­rek­tes Bekehrungs­ge­bet, Taufe (nicht als Kind — Gott behüte!), Gemein­dezuge­hörigkeit, … son­st kommst du in die Hölle!”

    Was sagt die Dritte Option? Will sie über­haupt etwas dazu sagen? Inwiefern gehört das zum Spannungsfeld?

    Reply
    • Paul Bruderer

      Hi Michael — super Input von dir. Ich melde mich bald mit eini­gen Hin­weisen. Patrick’s Fra­gen gehen in eine ähn­liche Rich­tung. Bis bald.

      Reply
  3. Daniel Dörig

    Es wäre span­nend für mich, die Dritte Option neb­st den the­ol­o­gis­chen Fra­gen in der Kirche auch in weit­eren Ver­ant­wor­tungs-Kon­tex­ten zu behan­deln: Staat, Geschäftswelt, Familie.

    Reply
    • Paul Bruderer

      Hi Daniel, sehe ich auch so. The­men wie:
      — Ver­hält­nis Kirche zu Staat
      — Werte von Arbeit und Geschäftswelt
      — Erziehung, Ehe, Singlesein
      — Ver­hält­nis von Chris­ten­tum zu anderen Religionen
      — Umgang mit Macht, poli­tis­ch­er und ander­er Macht
      — Umgang und Sicht der Schöp­fung, Ökolo­gie, Tier­welt, etc

      Reply
  4. Paul Bruderer

    hi zäme, mer­ci für eure Rück­mel­dun­gen 🙂 Paul

    Reply
  5. Elisabeth Rohr

    Sehr gut!!!!!!!! Vie­len Dank für die gute Aus­führung. Ich sehe es genau gleich.

    Reply
    • Schuppli Annemarie

      Her­zlichen Dank! Das hil­ft mir sehr weiter…

      Reply

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