Es war der 15. Februar 2015. Gleich einer Prozession liefen sie am lybischen Strand bei Sirte entlang. In leuchtend orangen Overalls gekleidet. Ein jeder begleitet von einem schwarz vermummten Schlächter. Kurze Zeit später waren sie tot, die 21 Märtyrer von Libyen.
Dieses Wochenende jährt sich das Massaker an 21 Christen durch Islamisten der ISIS zum fünften Mal. Zwanzig koptische Christen aus Ägypten und ein Mann aus Ghana starben dabei. Die orangen Overalls waren ihre Todeskleider. Das durch die ISIS publizierte Video der Hinrichtung schockte damals die Weltbevölkerung. Die Bereitschaft dieser hingerichteten Christen, ihrem Gott bis in den Tod treu zu sein, fordert uns heraus und lässt uns fragen: Was für Kleider trägt unser Glaube?
Der Ruf nach neuen Kleidern
In diesen Tagen erntet ein Zitat von Madeleine Delbrél in den sozialen Medien viel Aufmerksamkeit und Applaus:
«Der Glaube ist wirklich wie eine arme Frau. Jedes Volk, jede Kultur und jedes Zeitalter schenkt ihr ein Kleidungsstück. Wenn die Zeiten sich wandeln, ist ihr Gewand abgetragen. Sie muss neue Kleider bekommen, wenn sie sich nicht im Keller verstecken will.»
Wir leben in Zeiten von grossem gesellschaftlichem Wandel. Und neue Zeiten rufen nach neuen Kleidern, so die Logik. Die Forderung ist verständlich, nachvollziehbar. Als langjähriger Leiter einer grossen christlichen Jugendarbeit und als Veranstalter christlicher Konzerte weiss ich selbst nur zu gut, wie schnell die Trends kommen und gehen – und wie wichtig es ist, den Zug nicht zu verpassen. Tatsächlich sollten wir als Christen gegenüber der Gesellschaft, in der wir leben, immer wieder sprachfähig werden. Das ist eine Herausforderung!
Doch heute frage ich mich, ob es uns manchmal um mehr geht, als nur um Stil- oder Verpackungsfragen. Geht es darum, die gute Nachricht von Jesus wieder neu zu erzählen, oder geht es darum, die Story ganz grundsätzlich umzuschreiben? Unsere Gesellschaft erlebt aktuell im Bereich der Werte eine grundlegende Umwälzung. Und da sehen wir Christen – so die Ansicht vieler — alt aus. Die aktuellen Forderungen nach Neu-Einkleidung unseres Glaubens haben da und dort ziemlich grundlegenden Charakter bekommen. Zur Debatte steht nicht mehr nur die Verpackung, sondern auch der Inhalt.
Ein solcher inhaltlicher Ansatz bilden zum Beispiel die Bemühungen, die Bibel von ihren sperrigen Seiten zu entschlacken, damit Menschen eher den Zugang zum Glauben finden. In den sozialen Medien wird diese Forderung offen ausgesprochen. Und christliche Leiter stehen da unter grossem Druck mitzugehen.
Kürzlich hat Markus Giger in der Zeitschrift Amen ein Interview gegeben (Herbstausgabe 2019). Darin meint er, nicht die Bibel, sondern Gott sei die Wahrheit. Aus diesem Grund sei die Bibel nicht direkte Offenbarung Gottes, sondern die Sammlung einer Vielzahl von menschlichen Stimmen. Die Sicht von Paulus will Giger darum nicht auf dieselbe Stufe wie diejenige von Jesus stellen. Paulus würde heute vieles anders schreiben, und gerade bei ihm würde die negative pharisäische Prägung immer wieder hervortreten. Unweise Vermittlung von “dogmatischer Wahrheit”, wie sie Paulus betreibe, könne verletzen und würde nicht zu einem befreiten Leben führen.
Dass dieser Ansatz selbst vor Jesus nicht Halt macht, zeigt Theologe Stephan Jütte von der Reformierten Kirche Zürich in einem aktuellen Podcast. Auch Jesus sei vom Weltbild seiner Zeit, ihrer Kosmologie und Theologie geprägt gewesen. Deshalb könnten die Aussagen von Jesus — angesprochen sind dessen Aussagen über Hölle und Gericht — nicht automatisch für unsere Zeit für richtig erklärt werden. Der Mensch habe seither dazugelernt. (ab Min 15:40)
Ein anderer Ansatz versucht den christlichen Glauben für unsere Zeit fit zu machen durch die Integration und Synthese anderer Religionen und Spiritualität. So kombiniert zum Beispiel das katholische Lassale-Haus christliche Spiritualität mit östlichen Meditationsformen wie Yoga und Zen. Im neuesten Ansatz des bekannten Autoren Christian A. Schwarz, Gott nicht nur als personalen Gott zu verstehen, sondern auch als Energie, sieht Theologe David Jäggi das Potential einer Anschlussfähigkeit des christlichen Glaubens an nichtkirchliche Spiritualität und Esoterik. Bekannte Persönlichkeiten wie Werner ‘Tiki’ Küstenmacher oder Franziskaner-Pater Richard Rohr schlagen in eine ähnliche Kerbe, wenn sie eine Evolution des Glaubens fordern hin zu einer die Welt vereinenden, religionsübergreifenden Spiritualität.
Ich möchte keiner der genannten Personen Unrecht tun. Mit einzelnen verbinden mich sogar Freundschaften. Ich habe auch grossen Respekt vor der Arbeit und dem grossen Engagement, welche beispielsweise Markus Giger mit der Streetchurch in Zürich leistet. Und ich möchte die Bereitschaft, für den Glauben einen hohen persönlichen Preis zu zahlen, keinem der erwähnten Personen absprechen. Es geht mir hier um die Frage, ob die theologischen Aussagen dieser Personen nicht zentrale Inhalte des christlichen Glaubens auflösen. Ich frage mich, ob die beschriebenen Ansätze nicht zu weit gehen. Und eigentlich stelle ich mir die Diagnose ja selber. Ich sehe meinen eigenen Drang nach geschmeidigen, zeitgemässen und gut ans gesellschaftliche Umfeld angepassten Glaubens-Kleidern. Und ich frage mich: Wie weit bin ich bereit, für diese Anpassung zu gehen?
Das Kleid des entschiedenen Bekennens
Was für ein Kontrastprogramm sind da die orangefarbenen Häftlingsanzüge dieser 21 Christen, die am 15. Februar 2015 von ihren Henkern zur Schlachtbank geführt worden sind. Sie trugen nicht die Kleider der Anpassung, sondern die Kleider des Bekennens.
«Oh mein Herr Jesus», waren ihre letzten Worte, bevor ihnen die Kehlen durchgeschnitten wurden. Diese Worte waren das urchristliche Bekenntnis der ersten Christen. Diese Worte waren es, mit denen sich die ersten Christen dem römischen Kaiserkult verweigerten und deshalb Ausgrenzung, Verfolgung und Tod erlebten. (Phil 2:11)
Es wäre so einfach gewesen, sich “neue Kleider” anzuziehen. Ein einfacher Satz der 21 Christen hätte genügt, um den sicheren Tod abzuwenden: «Es gibt keinen Gott ausser Allah und Mohammed ist sein Prophet». Diesen Satz kenne ich von meiner Kindheit in Afrika, wo meine Spielkameraden mich zum Islam bekehren wollten, indem sie mich zum Nachsprechen des muslimischen Glaubensbekenntnisses aufforderten.
Nein! «Jesus ist Herr!», sprachen die 21 Märtyrer zusammen mit den abertausenden von Christen, welche in den Jahrhunderten vor ihnen mit diesem Satz auf den Lippen in den Tod gegangen waren. Niemals hätten sie ihr ewiges Erbe für ein “billiges Linsengericht” vergeben. (Gen 25:29–34) Niemals hätten sie Jesus, ihren Herrn und Erlöser, geleugnet!
Die Ruhe und Würde, mit dem alle 21 Männer in den Tod gingen, kann uns nur beeindrucken und mit Ehrfurcht und Staunen erfüllen. Das Kleid des Bekennens ist kein schicker Anzug, und er verändert sich nicht auf Geheiss der gesellschaftlichen Veränderung. Dieses Kleid ist sperrig und fällt auf. Wer es anzieht, läuft Gefahr, missverstanden, belächelt, schikaniert und drangsaliert zu werden. Ja, bei einer zunehmenden Anzahl Menschen wird dieses Kleid im eigenen Blut gewaschen, wie Berichte über die Abschlachtung von Christen in Nigeria und anderen Ländern bezeugen. Das Kleid des Bekennens ist kein hübsches, sondern ein gefährliches Kleid. Aber es gibt kein würdevolleres Kleid als dieses.
Das Kleid der teuren Einheit
Mitten in der Schar der zum Tode Geweihten fällt ein Mann auf: Matthew. Er ist schwarzhäutig, kein ägyptischer Kopte wie die 20 anderen Männer. Mitgegangen, mitgefangen? Ja. Aus den Berichten über die Ereignisse wird klar, dass die Entführer meinten, er sei kein Christ. Martin Mosebach, welcher den Geschichten der 21 Märtyrer nachgegangen ist, schreibt:
«In seinem Heimatland gab es wahrscheinlich keine Kopten. Die Entführer, so sagte man mir, glaubten denn auch, er sei gar kein Christ und wollten ihn laufenlassen.»
Man wollte ihn laufenlassen. Aber das hat der junge Schwarze nicht für richtig befunden. Er hat sich zu seinen Mitchristen gestellt und ist mit ihnen in den Tod gegangen. Er wollte das gleiche Kleid wie sie.
Das Beispiel von Matthew aus Ghana führt uns dramatisch vor Augen, worin wirkliche christliche Einheit liegt. Sie liegt nicht in pluralistischer Beliebigkeit, sondern in der gemeinsamen Sammlung auf dem Fundament des EINEN Bekenntnisses, welche Christen zu allen Zeiten zusammengehalten hat.
Heute ziert Matthew aus Ghana mit seinen 20 koptischen Schicksalsgenossen unzählige koptische Ikonen und macht aus diesen ein Zeugnis der kulturüberwindenden Kraft des christlichen Glaubens.
Das Kleid der gewaltlosen Feindesliebe
Wer sich die Zeugnisse der Hinterbliebenen anhört, dem fällt sofort auf, wie persönliche Rache für keinen einzigen der Hinterbliebenen eine Option zu sein scheint. Der Schmerz sitzt tief. Die Trauer ist gross. Aber bei restlos allen ist klar, dass sie nicht vergelten werden. Gott wird für Gerechtigkeit sorgen. Ja noch mehr: Gott soll den Schlächtern vergeben.
Die folgenden verlinkten Videos geben eindrückliche Einblicke in die Zeugnisse der Hinterbliebenen der 21 Märtyrer. Mütter, Väter, Ehefrauen und Geschwister berichten von einem Glauben, der sich der Rache verweigert und vergeben möchte.
Samuel Alhoam Wilson / Hany Abdel-Masih Salib / Melad Mackeen Zaki / Ezzat Bushra Nassif / Yousef Shokry Younan / Majed Suleiman Shehata / Somali Stéphanos Kamel / Malak Ibrahim Siniot / Bishoy Stéphanos Kamel / Girgis Melad Sniout / Essam Badr Samir / Luke Ngati / Jaber Mounir Adly / Sameh Salah Farouk / Bishoy Adel Khalaf / Abanoub Ayad Attia / Kirillos Shukry Fawzy / Mena Fayez Aziz / Tawadros Youssef Tawadros / Malak Faraj Abram / Matthew Ayariga (aus Ghana)
Seit Jahrhunderten leben die christlichen Kopten in Ägypten trotz immer wieder aufflammenden Verfolgungen und gesellschaftlicher Benachteiligung eine Kultur des Friedens. Christliche “Radikalität” ist eine der gewaltlosen Feindesliebe. Was für ein einzigartiges Kleid!
Das Kleid der ewigen Hoffnung
Was gab den 21 Märtyrern die Kraft, ihrem Schicksal mit einer solchen Gelassenheit entgegenzublicken? Die Berichte der Hinterbliebenen machen es klar. Es war die reelle Hoffnung einer Ewigkeit bei Gott, ihrem himmlischen Vater.
Gott gab ihren ermordeten Söhnen, Ehemännern, Brüdern, Enkeln und Väter diese Zuversicht auf die Zukunft mit Gott. Nur so lässt sich die Ruhe und der Frieden deuten, mit dem sie sich dem Tod gestellt haben. Sie sind jetzt an einem besseren Ort. Gott hat sie zu sich genommen. Immer wieder erstrahlt die Gewissheit über das ewige Heil der Märtyrer in den Zeugnissen der Hinterbliebenen. Deren Tod wird nicht als Niederlage angesehen, sondern als Beförderung, nicht als das Ende, sondern als der Übergang zu etwas viel Besserem.
Die Zusagen des himmlischen Erbes und des Endziels des Glaubens in der Gegenwart Gottes (1Pet 1:3–9) sind für die Hinterbliebenen handfeste Realität, mit der sie leben. Das Kleid der Märtyrer ist ein ewiges Kleid. Was für ein Kontrast zu unserer diesseitsbezogenen westlich-zivilisierten Kultur!
Welches Kleid tragen wir?
Seit einem Jahr ziert das oben dargestellte Bild der 21 Märtyrer meinen Arbeitsplatz. Es soll mich daran erinnern, was es für Menschen in anderen Weltregionen bedeuten kann, Gott treu zu sein. Das Bild fragt mich jeden Tag neu: Wie sieht meine Treue aus? Was darf mich mein Christsein kosten? Was bedeutet es, ein Nachfolger von Jesus zu sein?
Die Ehefrau einer der Märtyrer beschreibt, was für sie Nachfolge bedeutet:
«Der Herr Jesus Christus wurde gekreuzigt, gegeisselt und gefoltert um unser willen. Können wir nicht ein klein wenig Resilienz aufbringen? Können wir nicht um seinetwillen einige Tropfen unseres Blutes geben?»
Das Glaubens-Kleid der Märtyrer von Libyen ist so anders als jenes, welches mir in unserem westlichen Wohlstands-Christentum begegnet. Wir zelebrieren unsere Glaubenszweifel, ohne dass wir jemals die Glaubensprüfungen bestehen müssten, welche Christen in anderen Weltregionen zu bestehen haben. Wir leben dermassen in Überfluss und Einbildung unserer eigenen Fähigkeiten, dass der Himmel als reale Hoffnung gar keine Bedeutung mehr zu haben scheint für unser Leben. Wir sind so vom Wahrheits-Relativismus unserer Zeit geprägt, dass unser christliches Glaubensbekenntnis zur austauschbaren Floskel ohne jegliches Preisschild geworden ist.
Unser westliches Evangelium scheint sich vor allem als eines auszuformen, welches den menschlichen Bedürfnissen nach Annahme, Wertschätzung und Zustimmung entgegenkommt. Im Kontrast dazu zeigen uns Christen in Verfolgungssituationen ein biblisches Evangelium, das nicht primär menschliche Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Ein Evangelium, bei dem Jesus nicht der tätschelnde Alles-Gut-Macher ist, sondern der Herr und König des anbrechenden Gottesreichs, dem wir unser Leben schulden und dem wir zur Nachfolge verpflichtet sind, auch wenn es uns alles kostet, inklusive unser Leben.
Für Christen in Verfolgungssituationen bedeutet die Annahme des Evangeliums gerade das Gegenteil von Bedürfnisstillung. Wer dort das Evangelium annimmt, weiss, dass er damit auf Annahme, Wertschätzung und Zustimmung verzichtet, und dass er stattdessen um Jesu willen mit gesellschaftlicher Ausgrenzung und Verachtung rechnen muss. Wer so an Jesus glaubt, weiss, dass ihm der Glaube an Jesus seine Beziehungen, seine Familie, vielleicht sogar sein Leben kosten kann.
Natürlich können wir in der westlichen Welt die unpopulären Themen wie Schuld, Busse, Vergebung, Herrschaft Jesu, Nachfolge, Hingabe, das “Sterben mit Christus am Kreuz” weglassen. Dann wird die Botschaft weniger anstössig und klingt eingängiger, und das “Kleid des Glaubens” sieht dann (angeblich) schön aus! Aber dann wird die Gnade Gottes zu einer billigen Gnade, die nichts kostet, damit aber auch niemandem etwas wert sein wird. Dann versinkt die Kirche Jesu in Harmlosigkeit und Irrelevanz.
Was für ein armseliges Bild geben wir doch ab im Vergleich zu den lybischen Märtyrern und ihren Angehörigen! Ist unser Ruf nach dem nächsten Satz Kleidern nicht ein Hohn im Lichte des Blutzolls, welches Christen über die Jahrhunderte für ihr Festhalten an Christus als dem einen Herrn bezahlt haben? Ich habe diesen bequemen Glauben satt, der einzig darauf aus ist, möglichst nahtlos in unsere Gesellschaft einzublenden und der auch mein eigenes Leben zutiefst prägt!
In seinem Buch beschreibt Martin Mosebach die mögliche alternative Kleiderordnung für unsere westlichen Kirchen sehr treffend:
«Auch für die Zukunft des Christentums halten die Kopten Erfahrungen bereit: Wie kann Christentum aussehen und weiterbestehen, wenn die Mehrheitsgesellschaft und der Staat nicht mehr duldend und wohlwollend sind, sondern feindselig werden und wenn Christen die Teilnahme am öffentlichen Leben verweigert wird, weil sie sich der Zivilreligion nicht unterwerfen wollen? Sieht es nicht beinahe so aus, als sei der Weg der westlichen Kirche durch die Jahrhunderte ein riesenhafter, höchst ereignisreicher Umweg gewesen, der jetzt genau dort mündet, wo die koptische Kirche geduldig ausgehalten hat?»
Welches Kleid wollen wir als Christen zukünftig tragen? Ja, lasst uns diese wichtige Frage diskutieren! Und vergessen wir bei der Diskussion die sperrigen orangen Overalls nicht, welches das letzte Kleid der 21 Märtyrer von Libyen waren!
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Anmerkung 17.02.20:
In unserem Artikel «Jesus allein ist König» gehen wir eingehender auf den Aspekt der Königsherrschaft Jesu ein, wie ihn die ersten Christen gelebt haben. Weiter gibt jener Artikel Konkretionen für unser westliches Setting, auch bezüglich der unscheinbaren ‹Kaiser› in unserem Leben, wie zum Beispiel ‹Kaiser Wachstum› oder ‹Kaiser Selbstbestimmung›. Herzliche Einladung an alle, auch diesen Artikel zu lesen als Teil der Diskussion.
Lieber Peter, du hast hier einen spannenden und herausfordernden Artikel herausgearbeitet. Bei mir sind allerdings ein paar Fragen aufgepoppt, die ich immer wieder habe, wenn ich von im Westen lebenden Menschen Aussagen höre, die die westliche Christenheit mit Aussagen wie “Was für ein armesliges Bild geben wir doch ab…” oder “Ich habe diesen bequemen Glauben satt…” oder dem Vorwurf “wir wollen doch nur noch einkulturiert werden und alle Hindernisse beseitigen” herausfordern/infragestellen. Gerade bei der zweiten Aussage (ist ja ein Zitat aus deinem Text) liegts mir dann nahe zu sagen “Na, dann geh doch, es zwingt dich niemand hier zu bleiben, wo es dir gut geht” (ist jetzt nicht böse gegen dich gemeint, ich entfalte nur gerade meinen inneren Dialog 😉 ). Um vielleicht gerade bei dieser Aussage etwas tiefer zu gehen… Was genau ist denn dein Wunsch? Vielleicht kannst du mir hier pars pro toto eine Antwort geben, weil bisher hat mir noch niemand diese Gegenfrage sinnvoll beantworten können. Was ich aber öfters höre ist, dass man sich ja keine Verfolgung, kein Schmerz und kein Leiden wünscht, aber… dann drückt da doch irgend so ein für mich sehr komisch anmutender beinahe masochistischer Wunsch nach einem hypothetischen Leiden durch, weil man das Gefühl hat, nur dann folgt man Jesus richtig nach, nur dann ist der Glaube validiert, weil er anstösst, weil er “die Welt” dazu bringt, mit Steinen nach einem zu werfen. Aber… ist dieser Wunsch denn gesund? Ist es das, was Gott sich für seine Kinder wünscht? Den innigen Wunsch zu leiden? Klingt für mich nie so richtig Königreich Gottes mässig. Was ich gut verstehe ist, dass man sich wünscht, dass mehr von Gottes Reich in dieser Welt sichtbar wird, das man Teil einer Bewegung sein kann, in welcher Gott sich auf die Welt zubewegt, in welcher Menschen in diese liebende Beziehung mit Jesus eintauchen können, göttliche Nähe und Liebe erfahren dürfen und selbst zu Hoffnungsträgern werden, die diese Weltzeit überdauern und auf das hinweisen, was jetzt in Christus schon begonnen hat und dereinst von ihm vollendet werden wird (wie das dann auch immer geschieht — mal losgelöst von eschatologisch ausformulierten Konzepten). Das verstehe ich sehr gut, weil ich diesen Wunsch auch in mir trage! Was ich dann aber nie so richtig verstehe (vielleicht kommt das noch?) ist diese sonderbare Sehnsucht nach Leid. Ich sehe es als gottgegebenes Privileg, dass ich auf einem Fleck Erde leben darf, wo ich Frieden und Freiheit habe an Jesus zu glauben und mit ihm durch mein Leben zu gehen. Ich empfinde es als ein Ehren von jenen Menschen, die vor uns hier waren, von den Menschen, die einst hier auf dem Boden, auf dem ich laufe, ihr Blut, ihren Schmerz und ihre Pein für Jesus gegeben haben (schau in die Kirchengeschichte — das ist hier bei uns auch passiert! Ist einfach schon was her…). Sie haben einen Preis bezahlt, den ich zur Zeit nicht bezahlen muss — oder nicht so wie sie und ganz ehrlich… dafür bin ich dankbar. Ich sage manchmal zum Spass (!!!), Gott hat alle “schwachen Christen” in den Westen der Welt getan, weil er weiss, dass wir echte Verfolgung nicht überstehen würden :). Wenn wir schon das Gefühl haben, wir zerbrechen daran, dass wir keine Krippenspiele in der Schule mehr machen dürfen, dann will ich uns um Gottes Willen nicht erleben, wenn man uns mit Folter droht, sollten wir nicht unserem Jesus radikal abschwören.
Ich gehe mit dir übrigens in der ersten Aussage (wir sind etwas armselig) zum Teil einig. Ja ich finde, wir machen oft keine sehr gute Figur. Irgendwie bekommen wir es nicht hin, das Evangelium unserer Kultur gerecht zu kommunizieren. Wir sind oft sprachlos, wenn unsere Sonntagschulantworten (“Jesus”, “Es ist Gnade”) nicht eine sofortige Bekehrung zur Folge haben. Wir fühlen uns so oft im Verteidigungsmodus, haben Angst um den “Untergang des christlichen Abendlandes” oder kümmern uns darum, dass unsere lutherdeutschen Denkmodelle möglichst gut konserviert werden. Aber in alledem fehlt uns (nach meinem Dafürhalten) eine Apologetik, die unserer Welt und unserer Kultur gerecht wird. Sich mit Steinen bewerfen zu lassen hilft hier mit Sicherheit auch nichts. Wir brauchen Anschluss an die moderne, mündige, selbstverantwortende, nicht mehr nach Fremdführung ausschauhaltende Welt und wir brauchen Antworten auf die Bedürfnisse unserer Zeit. Das Bedürfnis nach einem leidenden Märtyrer ist, soweit ich das sehe, aber jetzt nicht virulent hoch. Und deshalb wollen wir uns “anpassen”. Das, was von dir mit “…einzig darauf aus ist, möglichst nahtlos in unserer Gesellschaft einzublenden…” bewertet wird, ist in meinen Augen ein Versuch apologetisch in unserer Zeit hineinzuwirken. Ja, da klappt nicht immer alles, da gehen Sachen schief, aber da ist auch ganz viel ernsthaftes Arbeiten am Königreich Gottes dahinter. Es geht doch nicht darum, ein Wohlstandsevangelium zu erstellen, es geht darum, mit einer wohlstandsorientierten Gesellschaft zu kommunizieren, ohne gleich beim ersten Kontakt einen Beziehungsabbruch zu bewirken, weil man sie brüskiert. In Mt 13,52 steht: Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt. Nicht, “der das Alte in neues Gewand verpackt” — das darf und soll auch geschehen, aber es gibt Neues, das hervorgeholt werden will — auch heute noch! Es geht doch nicht darum, den Menschen der heutigen Zeit ein “Ja, ich bin ein armseliger Sünder” abzuringen… es geht darum, dass Gott ihre Herzen erreichen kann. Wenn die klassische “Sündenerkenntnis” dann erfolgt, Halleluja. Wenn sie jedoch völlig anders aussieht, aber trotzdem Gott ihr Herz erreicht hat, Halleluja — da geschieht etwas Neues und es ist OK so. An diesem Projekt Gottes möchte ich arbeiten und ja, das darf mich etwas kosten. Meinen “Preis” in meinem kulturellen Kontext mit dem Preist eines anderen kulturellen Kontextes 1zu1 zu vergleichen ist aber genauso unfair, wie wenn ich sonstige kulturelle Herausforderungen und ihre Lösungsansätze miteinander vergleiche.
Hier vielleicht meine Rückfrage: Darf das Evangelium dich in unserer westlichen, friedlichen, wohlständigen Welt etwas kosten? Zum Beispiel deine theologischen Modelle oder die liebgewordenen Begrifflichkeiten? Darf es dich die Kontrollierbarkeit einer in sich schlüssigen, endgültigen und abgeschlossenen Form von “so ist das Evangelium, so arbeitet Gott, so sieht die komplette Wahrheit aus” kosten? Ist das nicht vielleicht “än blätz” an unserem Orangen Overall, den wir tragen müssen um des Königreiches Willen, dass es sich in unserer Kultur inkarnieren kann?
Lieber Gruss
Michael
Hallo Michael und danke für deine Rückfragen.
Kurzfristig fehlt mir grad die Zeit, ausführlich auf deine Gedanken einzugehen. Nur mal so viel: ich wünsche mir weder eine Verfolgung noch würde ich mir anmassen, die Situation von uns Christen hier in Europa als Verfolgungssituation zu beschreiben. Was ich sehe ist eine Veränderung der Leitkultur, welche tendenziell zu Benachteiligung von Christen führen könnte, oder zu gewissen Einschränkungen der Meinungsäusserung. Dies als Verfolgung zu bezeichnen wäre ein Hohn angesichts dessen, was Christen zum Beispiel in der islamischen Welt oder in Indien aktuell erleben.
Was mich herausfordert, und was ich versucht habe in diesem Artikel zum Ausdruck zu bringen ist, dass wir in unseren westlichen Kirchen teilweise gerade die Sachen am Dekonstruieren sind, für die unsere Geschwister in anderen Ländern bereit sind, für ihr Festhalten daran den Tod in Kauf zu nehmen. Der Synkretismus würde zum Beispiel sagen: Es kommt nicht so drauf an, was für einen Namen du Gott gibt’s, wir glauben ja im Grunde alle an denselben. Wenn das tatsächlich so wäre, dann wären die Märtyrer von Libyen die bemitleidenswertesten Wesen, weil sie unnötigerweise mit ihrem Bekenntnis den Tod gewählt haben. Unsere Kirchen im Westen sind da aber grad frisch-fröhlich diese Synkretismus-Schübe am Durchlaufen. Das Zeugnis der Märtyrer spricht in diese Realität hinein und fordert uns heraus.
Natürlich sehen die Herausforderungen bei uns im Westen aber auch anders aus. Im auf meinen Artikel folgenden Beitrag haben wir das etwas ausgeführt. Es sind tatsächlich vielleicht eher Dinge wie die Selbstbestimmung oder der Materialismus welche bei uns das Königszepter schwingen und von uns Gehorsam einfordern. Hier der Link zum Artikel: https://danieloption.ch/glaube/dna‑7–10-jesus-allein-ist-koenig/
Du sprichst dann noch die Frage nach dem Alten und Neuen an. Das wäre eine Längere Diskussion, wo ich auch nicht alle Antworten habe. Nur mal ein Gedanke: Vieles was uns als Neu verkauft wird oder als neu empfinden ist nicht neu, sondern Aufguss von Altem. Aber auch: In vielem was wir als Alt empfinden gäbe es ganz viel wertvolles für unsere Tage zu entdecken 😊.
Herzliche Grüsse
Peti
P.S. Dein Name sagt mir irgendwas. Kennen wir uns von irgendwoher?
Sali Peter, danke für deine schnelle Antwort. Ja, die Leitkultur ist sicherlich im Wandel — genau deshalb glaube ich, braucht es zum Teil Altes, was neu aufgegossen wird und zum Teil Neues, was noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat :). Bei Neu und Alt geht es mir auch nicht um modernistisches “new is always better” — das Zentrale dabei ist die Fähigkeit, damit zu bestehen und Menschen zu erreichen. Die Angst vor Synkretismus sehe ich auf der einen Seite als berechtigt an, darf aber auf der anderen Seite nicht zur einer Art Leitlinie werden, anhand derer man Bemühungen “verurteilt”, die Königreich Gottes neu aufgiessen oder neu kommunizieren wollen. Jetzt sprichst du ein heikles Thema an… wir dekonstruieren hier das, wofür unsere Geschwister in anderen Ländern sterben. Ich bin auch nicht dafür, dass wir Jesus dekonstruieren oder den Absolutheitsanspruch Gottes, der Einzige zu sein. Das heisst für mich aber nicht direkt, dass Jesus nicht die Freiheit hat, Menschen dort zu begegnen wo sie sind und unter den Voraussetzungen, die er wählt (die nicht unserer christlichen Kultur oder unserer Dogmatik entsprechen müssen). Schwierig finde ich allerdings die Argumentationsgrundlage “Wir dürfen nicht dekonstruieren, für was andere sterben”. Ich weiss, was ich jetzt sage wird der Emotion und dem tiefen Schmerz des Märtyrertums nicht gerecht. Ich habe gerade sehr lange rumstudiert, ob ich dazu eine Aussage machen möchte, weil ich nicht glaube, dass man hier der Thematik gerecht werden kann. Einfach ein Teilgedanke dazu: der Umstand, dass jemand bereit ist, für eine Sache zu leiden und zu sterben validiert nicht zwingend die Sache an sich bzw. alle Facetten davon. Bspw. sollte John McArthur unter Joe Biden (ich glaube das nicht! nur damit ich das gesagt habe, das ist ein hypothetisches Fallbeispiel) ins Gefängnis müssen, weil er daran festhält, dass Gott Schwule hasst und dass Frauen und Männer nicht absolute gesellschaftliche Gleichheit haben sollten, dann wird er, aus seiner Sicht, um Christi Willen ins Gefängnis gehen. Ich glaube sogar, dass Gott sich geehrt fühlen wird, weil JohnnyMac so stark an seinen Überzeugungen für Christus festhält. Das würde für mich aber niemals bedeuten, dass ich beginne zu glauben, dass Gott Schwule hasst und Männer und Frauen nicht Gleiches zugesteht. Aber schlussendlich würde JohnnyMac ja nicht ins Gefängnis gehen (so hoffe ich zumindest), weil er Schwule hassen und Frauen und Männer unterschiedlich behandeln will, sondern weil diese beiden Attribute in seinem Denken untrennbar mit diesem wunderbaren Jesus verknüpft sind, und diesen Jesus will er ehren, lieben und für ihn alles geben, und das ist doch das Zentrale an der Sache oder nicht?
Lieber Gruss
Michael
PS: Tja Peti, ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob ich bereits mit dir face to face gesprochen habe :). Ich weiss aber wer du bist, hatte sogar lange deine Handynr. gespeichert (keine Ahnung woher ich die hatte). Ich bin in Romanshorn aufgewachsen und habe mich im Dunstkreis vom Godi Amriswil bewegt, wahrscheinlich sind wir uns da einmal über den Weg gelaufen?
Sali Michael und danke für deine Rückmeldung.
Das Gott sich sehr persönlich und sozusagen massgescheidert den Menschen in ihrer Situation offenbaren kann und tut, das denke ich auch. Jesus ist ja auch zu uns gekommen, auf unsere Ebene, in unsere Lebenswelt. Da bin ich ganz mit dir. Da ist viel Gnade. Das schliesst aber nicht aus das Menschen dann auch in ihrer Erkenntnis wachsen können und sollen, und unser Herz fest werden kann (z.B 1Thess 4:1). Die ersten Christen hatten von Anfang an sehr klare Gewissheiten, welche ihren Glauben kennzeichneten, und welche wir in den Bekenntnissen der frühen Kirche wiederfinden. Ich hab z.B. eine Artikelserie über das Bekenntnis von Aquileia geschrieben: https://danieloption.ch/kirchengeschichte/aquileia‑3–4‑das-bekenntnis-von-aquileia/
Christus ist Herr (Kyrios) — das war das Urbekenntnis der Christen. Die Märtyrer von Lybien sind für das gleiche Bekenntnis in den Tod gegangen. Es gibt so etwas wie einen gemeinsamen christlichen Bekenntniskern, der eben nicht nur die Mitte des christlichen Glaubens beschreibt, sondern nach meiner Überzeugung auch Aussengrenzen setzt. Und auch wenn der Glaube zum Beispiel in verschiedenen Weltregionen ganz unterschiedliche Ausprägungen bekommen mag oder auf unterschiedliche Weise Eingang findet (aus meiner Sicht ein Reichtum!) — der Bekenntniskern ist derselbe. Auch in diesem Zusammenhang hab ich einen Artikel geschrieben: https://danieloption.ch/glaube/dna‑5–10-den-kulturellen-graben-ueberwinden/
Mit McArthur kenne ich mich nicht so datailliert aus. Die Gründe, warum jemand bereit ist für eine Sache ins Gefängnis zu gehen müssen differenziert betrachtet werden. Ich glaube das es bei McAthur vor allem um die Gewährleistung des Rechts auf freie Religionsausübung geht, welche er durch die restriktiven Corona-Auflagen in Kalifornieren gefährdet sieht. Dies kann man so oder so sehen. Auch wenn ich in diversen Fragen wohl nicht mit ihm einig bin, schätze ihn für seine Bereitschaft, sich auch kämpferisch zu engagieren und nicht alles einfach hinzunehmen, was ‘von oben’ der Bevölkerung aufgedrückt wird. Ich glaube es gibt ja mittlerweile auch Gerischtsentscheide, welche ihm recht gegeben haben?!
Falls du mal Lust hast auf einen Kaffee oder ein Bier vorbeizukommen — das sollte ja wieder eher möglich sein. Ich würde mich freuen.
Neues Massaker. Anderes Land. Gleiche Bilder:
https://www.idea.de/spektrum/nigeria-islamische-extremisten-richten-fuenf-christen-hin
Lieber Peter, vielen Dank für deinen Artikel! Ich würde gerne ein wenig ausführlicher darauf reagieren, wenn das okay ist.
Deinen Anstoß finde ich total sinnvoll, die Frage, was uns unser Bekenntnis zu Christus wert ist, was wir es uns kosten lassen, ist immer wieder aufs Neue fällig. Bei mir rennst du damit offene Türen ein, denn diese Frage war Teil meiner ’spiritual formation’, wie der Engländer sagt: In meiner Kindheit und Jugend herrschte noch der Kalte Krieg, und unsere Gemeinde pflegte engen Kontakt zu Christinnen und Christen in der Sowjetunion, die aufgrund ihres Glaubens in Arbeitslagern interniert wurden, verhört und gefoltert wurden oder sich verstecken, ihre Versammlungen heimlich abhalten mussten. Schon der Besitz einer Bibel war strafbar.
Sie wurden uns damals als Vorbilder vor Augen gestellt. Niemand wünschte uns irgendetwas Böses, aber eins war doch klar: Wenn uns schon niemand in den GULAG steckte, dann sollten wir uns wenigstens für unser Zeugnis für das Evangelium auslachen lassen.
Ich habe das auch versucht und mich dafür geschämt, dass es mir etwas ausmachte, wenn ich für meinen Jesus-Saves-Aufnäher verspottet wurde. Ich glaube, das ist ein Mal passiert. Uns war so gründlich eingetrichtert worden, dass ‘die Welt’ wirklich etwas gegen das Evangelium von Jesus Christus hätte — gegen das wahre Evangelium, nicht irgendein abgeschwächtes, verwässertes — dass wir immer nur darauf warteten, dass uns demnächst irgendjemand hassen würde.
Beunruhigenderweise geschah das nicht. Ich muss gestehen, dass keiner derjenigen, die mir beigebracht haben, dass Verfolgung und Leid die logische Konsequenz aufrechter Jesusnachfolge sei, jemals für seinen Glauben gefoltert oder geschlachtet worden wäre. Die meisten leben noch oder sind inzwischen an Alter oder Krankheit gestorben. Das war in der Tat beunruhigend, denn dass uns niemand das Leben zur Hölle machen wollte, musste bedeuten, dass unsere Nachfolge nicht richtig, nicht gut sein konnte. Es gab deshalb vereinzelt Geschwister, die in ihren missionarischen Bemühungen eine derartige Aggressivität an den Tag legten, dass ein normaler Mensch sie einfach hassen musste — zu ihrer großen Erleichterung.
Später entdeckte ich zweierlei: Christen, die in der DDR lebten, wurden tatsächlich drangsaliert. Sie wurden vielleicht nicht gefoltert und ermordet, aber schikaniert. Es gab sogar Pläne für Gefangenenlager, die konnten aber nicht mehr umgesetzt werden. Die Wende kam schneller als alle dachten. Und: Anderen gelang es besser als uns, gefoltert und gemordet zu werden. Das waren zB Feministinnen, die gegen die Mädchenbeschneidung kämpften, Muslime, Atheisten, Humanisten und Buddhisten, die bereit waren, für das Wohl ihrer Mitmenschen ihre Gesundheit, ihre Freiheit, ja ihr Leben zu opfern. Jetzt gerade passiert es wieder: Menschen, die in der Eiseskälte mit syrischen Flüchtlinge ausharren, die vor den Kämpfen bei Idlib fliehen. Ich fürchte, viele von ihnen sind keine Christen. Menschen aus allen Religionen sind bereit, für das Gute ihr Leben zu lassen, so, wie die Männer, von denen du schreibst und die auch ich bewundere. Ihre Geschichte hat mich damals tief bewegt, und sie tut es immer noch.
Du sagst, wir sollen ihnen nacheifern. Ich stimme dir zu. Du sagst, wir eifern ihnen nach, indem wir am unverfälschten, unveränderlichen Evangelium festhalten, so wie sie es bis in den Tod taten. Lass uns das tun, und wir werden beide sehr alt werden, so Gott will. Niemand wird uns behelligen. Ja, man wird uns auslachen, sich über uns ärgern. Vielleicht gibt es hier und da ein bisschen Rufmord. Mehr wird nicht passieren. Es wird auch nichts helfen, wenn wir uns öffentlich als Verfolgte bezeichnen, weil das Fernsehen einen gemeinen Bericht über uns macht. Wir werden nicht verfolgt. Jedenfalls nicht, weil wir sagen: Jesus ist Gott, Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemanden juckt das. (Das gilt natürlich nicht für Brüder und Schwestern, die inzwischen unter uns leben, sehr zum Missfallen vieler unserer Mitchristen, und sich vom Islam zum Christentum bekehrt haben. Für sie gelten andere Bedingungen, sie müssen tatsächlich um Leib und Leben fürchten. Du weißt das. Ich weiß es auch.) In Thüringen wiederum ist es zurzeit sehr viel leichter, dafür krankenhausreif geschlagen zu werden, dass man gegen Nazis ist. Das Bekenntnis zu Jesus funktioniert da in dieser Hinsicht nicht so gut.
Dabei haben wir durchaus auch die Möglichkeit, um des Evangeliums willen zu leiden. Nur, denke ich, handelt es sich nicht so sehr um das evangelische Bekenntnis, das den Ausschlag gibt, sondern eher um die evangelische Praxis. Dass manche von uns an den europäischen Grenzen Notleidenden helfen und dabei ihr Geld, ihre Bequemlichkeit und ihre Gesundheit opfern, halte ich für im tiefsten Kern jesuanisch und evangeliumsgemäß. Vielleicht hat man ja sogar Glück und wird von einem kroatischen Grenzer zusammengeschlagen. Dürfte man in diesem Fall sagen, man sei um Jesu willen verfolgt worden, oder wäre das nur politisch und daher nicht dasselbe?
Und wenn man es nun für Jesus getan hätte?
Und wenn man es nicht für Jesus, sondern nur im Geiste von Jesus getan hätte?
Und wenn man nun im Geiste von Jesus gehandelt hätte, ohne es zu wissen?
Nun sagst du, wenn ich dich recht verstehe, dass Menschen, die diese Fragen stellen, sich dem Zeitgeist anbiedern. Wir verwischen die Grenzen. Wir ergehen uns lieber in unseren Zweifeln, als dass wir das Wort klar und wahr predigen. Wollte Gott, es wäre so einfach! Aber das ist ja unser aller Problem: dass die Dinge hier, wo wir leben, eben nicht einfach sind. Man wird noch nicht einmal dann verfolgt, wenn man es ausdrücklich wünscht! Und weil die Dinge eben nicht einfach sind, deshalb bemühen wir Zweifler uns um Klarheit, selbst wenn das bedeutet, dass wir erst einmal für Unklarheit sorgen. Wir machen die Erfahrung (jetzt schon seit geraumer Zeit), dass die Klarheit, die du dir wünschst und von uns allen forderst, die Kirche nicht voranbringt. Ja, wir können jede theologische Arbeit verweigern und fortfahren, die alten Parolen rauszuhauen. (Mit theologischer Arbeit meine ich: mit der Realität konfrontiert sein und daraufhin die eigene Theologie überprüfen.) Manche sagen: Wo das getan wird, boomt Gemeinde. Ich beobachte etwas anderes: Wo auschließlich das getan wird, zuckt die Gesellschaft die Schultern, während die Kirche erodiert, weil die Fragen der Mitglieder nicht mehr ernst genommen werden. Wenn Kirche sich nicht in den Dialog mit der Gesellschaft und der sie umgebenden Kultur begibt und sich in Monologen ergeht, bleibt sie irrelevant. Die Kirchen, die boomen, mögen das auf die Klarheit ihrer Predigt zurückführen. In Wirklichkeit sind viele andere Faktoren mindestens genauso entscheidend, wenn nicht wichtiger, zB Nachbarschaftshilfe, das Interesse an den Fragen der Menschen, Authentizität, letztlich jede Form der gelebten Liebe. (Volle Kirchen sind übrigens kein Symptom für lebendige Gemeinde: Je radikaler die Pedigt, desto größer die Anhängerschaft. Wer wachsen will, macht mit verbaler Brachialität nie etwas falsch. Anschließend kann man das als göttliche Bestätigung verkaufen — ein todsicheres Rezept. Ich habe konkrete Beispiele vor Augen.)
Ich komme deshalb auf deine Frage zurück: Was darf uns das Evangelium kosten? Diese Frage werden wir anders beanworten müssen als die Christen, die von ihren islamistischen Schlächtern zum Strand geführt werden, allerdings genauso radikal. Ich würde vorschlagen, wir opfern unser Selbstverständnis, wir seien die Heilsbringer und Hüter der Wahrheit und wir hätten auf jede x‑beliebige Frage die passende Antwort. Wir sollten die Behauptung opfern, unsere Theologie sei wasserdicht und enthielte keine Leerstellen. Auch sollten wir mit dem Irrtum aufräumen, wir könnten von niemandem mehr etwas lernen, am wenigsten von anderen Religionen. Unsere Überzeugung, die Kirche sei gleichbedeutend mit dem Reich Gottes, gehört auch geopfert, sie hat bisher nur Schaden angerichtet. Wenn ich weitermache, fällt mir sicher noch mehr ein. Natürlich hält uns auch niemand davon ab, unser Geld, unsere Bequemlichkeit und unsere Gesundheit einzusetzen, um anderen zu Hilfe zu kommen und sie zu retten. Ich denke da allerdings zunächst ans Leben im Diesseits.
Ich meine, unser Sterben sieht anders aus. Es ist aber genauso real. Ich stimme dir vollkommen zu, wir müssen von unserem hohen Ross herunter.
Danke nochmals für deinen Anstoß! Die Frage, die du stellst, ist absolut relevant. Sie begleitet mich seit meiner Kindheit. Und ich finde das sogar gut.
Lieber Gofi.
Danke das du dir Zeit genommen hast, so ausführlich auf meinen Artikel zu reagieren. Es ist interessant, auch einen Einblick in deine eigene Biografie und dein Denken zu bekommen. Ich kann aus zeitlichen Gründen, und weil ich ein Langsamdenker und ‑schreiber bin, nicht mir der gleichen Ausführlichkeit dir zurückschreiben. Trotzdem ein paar Stichworte:
Verfolgung:
Weder wünsche ich mir eine, noch halte ich mich persönlich fit für eine, noch würde ich mir anmassen, die Situation von uns Christen hier in Europa als Verfolgungssituation zu beschreiben. Was ich sehe ist eine Veränderung der Leitkultur, welche tendenziell zu Benachteiligung von Christen führen könnte, oder zu gewissen Einschränkungen der Meinungsäusserung. Dies als Verfolgung zu bezeichnen wäre ein Hohn angesichts dessen, was Christen zum Beispiel in der islamischen Welt oder in Indien aktuell erleben.
Zur evangelischen Praxis:
Diese halte ich für wichtig. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Verschliessen wir uns der Quelle, aus der das Leben fliesst, schöpfen wir letztlich nur aus löchrigen Zisternen. Die Reduktion unseres Handels auf eine gute humanistische Agenda halte ich deshalb für verkürzt. Denn der Mensch ist, wie ich es sehe, zum Lob seines Schöpfers geschaffen, und nicht nur zur Pflege seiner Schöpfung. Wer dieses Grundbedürfnis ignoriert wird dem Menschen letztlich auch nicht gerecht. Der Menschen braucht mindestens so stark eine perspektive für das jenseits, wie er eine für das diesseits braucht. So geht mir das jedenfalls persönlich. Und auch ganz vielen Menschen am Ende ihres Lebenswegs.
Zu politischen Polarisierung:
Die beschäftigt mich auch. Wir versuchen mit unserem Blog genau einen Weg für Christen jenseits der politischen Polarisierung zu beschreiben. Aktuell zum Beispiel mit unserer DNA- Serie. Wenn wir als Christen nur noch als Gefangene einer politischen Ideologie operieren, sei es rechts oder links, werden wir notgedrungen nur noch ein verkrüppeltes Evangelium der Welt gegenüber präsentieren.
Schau dir doch mal unseren Leitartikel dazu an:
https://danieloption.ch/featured/dna‑1–10-die-einzigartige-werte-kombination-der-christenheit/
Oder lies meinen Artikel in der Serie über das Überbrücken kultureller Gräben:
https://danieloption.ch/featured/dna‑5–10-den-kulturellen-graben-ueberwinden/
Zum Lernen von den anderen Religionen:
Hier bin ich zugegebenermassen ein Skeptiker. Nicht dass ich mir nicht wertschätzende Beziehungen zu Menschen anderer Religionen wünschen würde. Nicht das ich nicht zutiefst überzeugt bin davon, dass jeder Mensch die gleiche gottgegebene Würde hat. Nicht das ich nicht die Schönheit anderer Kulturen schätzen würde. Meine Haltung beim Thema der Religionsvermischung liegt begründet im Exklusivitätsanspruch, den der Gott der Bibel selbst erhebt. Der biblischen Beispiele über ‘misslungene’ Synkretistische Bewegungen gibt es genügende. Ich hab auf unserem Blog das Beispiel von Bileam ausführlich bearbeitet als Dreiteiler:
https://danieloption.ch/theologie/altes-testament/bileam-teil‑1/
Zur Frage, was uns der Herrschaftsanspruch Jesu in unseren Breitengraden kosten könnte:
Hier liefert unser neuester Artikel wichtige Ansätze, indem es zum Beispiel über ‘Kaiser Selbstbestimmung’ und ‘Kaiser Wachstum’ spricht:
https://danieloption.ch/featured/dna‑7–10-jesus-allein-ist-koenig/
Ich hoffe dieser Einblick gibt dir einige interessante Rückmeldungen. Solltest du mal in der Schweiz sein würden ich mich freuen, die kennenzulernen und ein Bier zusammen zu nehmen.
Herzlicher Gruss
Peti
Und was ist denn der orange Overall für die in diesem durch aussergewöhnlichem Wohlstand geprägten und (mehr oder weniger) freiem Land leben? Schade dass dieser Artikel nicht eine Ebene tiefer geht und damit aus empatischer Betroffenheit konkrete Ansätze für gelebte Nachfolge in unserem Alltag (der nicht von der Bedrohung von Leib und Leben geprägt ist) wird. Auf einer weiterführenden Ebene würden z.B. Fragen auftauchen die wirklich Alltagsrelevanz haben wenn man den Glauben hier leben will, der durchaus von Herausforderungen in der Nachfolge von Jesus Christus geprägt ist (z.B. Markus 10,23).
Danke David für deinen Beitrag. Ich gebe dir recht, das mein Artikel keine Konkretion für unseres westliches Wohlstandsetting macht. Wir haben aber soeben einen Artikel publiziert: “Jesus allein ist König”. Dieser geht eingehender auf den Aspekt der Königsherrschaft Jesu ein, und gibt gewisse Konkretionen für unser westliches Setting, auch bezüglich der unscheinbaren ‘Kaiser’ in unserem Leben, wie zum Beispiel ‘Kaiser Wachstum’ oder ‘Kaiser Selbstbestimmung’.
Danke für dein Mitdenken und herzliche Leseempfehlung.
Hier der Link
https://danieloption.ch/featured/dna‑7–10-jesus-allein-ist-koenig/
“Die Ruhe und Würde, mit dem alle 21 Männer in den Tod gingen, kann uns nur beeindrucken und mit Ehrfurcht und Staunen erfüllen.” —–Der IS hat mit seinen Opfern zahlreiche Scheinhinrichtungen ausgeführt, so dass diese nicht wussten wann es wirklich die echte Hinrichtung war
Es wurde sich hier über moderne Strömungen mokiert, u.a. solche, die Gott auch als unpersönlich vorstellen. Solche Vorstellungen widersprechen nicht der Bibel, sondern sind auch zutiefst logisch. Eine Person ist nämlich ein komplexes Wesen, und ein solches kann nicht Ursache, sondern nur Resultat sein.
Am Anfang steht deshalb das Leben an sich, wie ich das hier, in Bezug auf unsere Erlösung, erläutere: https://manfredreichelt.wordpress.com/2018/03/20/die-logik-der-erloesung/
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich schaue zurück auf 43 Jahre, seit ich begann, Theologie zu studieren. Und ich stelle fest: Nichts Neues unter der Sonne. Man weiss besser, was Paulus heute anders schreiben würde. Man spielt Jesus, den synoptischen, gegen das übrige NT aus. Man will eine Ökumene der Mystik. Man will anschlussfähig sein. Man will den christlichen Glauben in eine Zivilreligion verwandeln. Was heisst überhaupt “Anschlussfähigkeit”? Woher kommt dieser Begriff? Wie lautet seine theologische Begründung? Man will das ja hoffentlich nicht mit 1 Kor 9. 19ff begründen? Paulus hat nicht seine Botschaft verändert (1 Kor 1 und 2), sondern ist den Juden anders begegnet als denen, die nicht unter dem Gesetz standen. “Allen bin ich alles geworden, um in jedem Fall einige zu retten.” Aber eben: Paulus würde ja heute einiges anders sagen und tun, wenn er so wissenschaftlich und so geisterfüllt wäre wie wir! Wir könnten ihn da gewiss noch einige Tipps geben.
Danke Jürg!
Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich erlaube mir, auf die Tilmann Geske Memorial Lecture am 16. April 2020 an der STH Basel hinzuweisen, mit Martin Mosebach als Gastreferenten:
https://sthbasel.ch/veranstaltungen/tilmann-geske-memorial-lecture-2020/
Danke!
Auch mich hat Madeleine Delbrèls Zitat beschäftigt. Christus selber kleidet seine Braut doch in Gewänder, die nemals abnutzen oder aus der Mode kommen. Nein, es ist nicht Josefs farbiges Gewand, sondern das einfache Gewand der Nomaden, der Menschen, die unterwegs sind. Mit und auf ihren wiederkommenden Herrn und Bräutigam hin.
Ich befürchte, dass die progressive, “der Mode folgende” Kirche keine Zukunft hat, sich letztlich selber überflüssig macht.
Immer wieder kommt mir der Gospel “Give me that oldtime religion” in den Sinn. Ich empfinde wirklich, dass sie“good enough fo me” ist. Oder, wie die Band vom Gebetshaus Augsburg auf ihrer neuen CD singt: “Heute will ich mich entscheiden, Dir zu folgen, auch durch Leiden.” Grosse Worte, oranger Overall. Doch ich kenne keine überzeugendere Option!
Danke Regula!
Danke Dir Peti!
Berührend und schlägt in mir genau die Saiten an, welche mich auch bewegen und beschäftigen!
Danke Dave.
Lieber Peti, ich schlage vor, dass du doch den Blick optimistisch voraus richten mögest, was aus deiner Glaubenstradition Positives erwächst, statt pessimistisch nach hinten zu schielen auf all die, die es anders und damit falsch machen. Ich bin jedenfalls froh und dankbar, einer Kirche anzugehören, die “nicht an die Bibel glaubt, sondern…” (siehe https://emk-schweiz.ch/spirit/).
Sehr gerne lade ich ein, einmal einer Predigt von mir beizuwohnen, damit du dir selber ein Bild machen kannst, inwiefern sich mein dem Zeitgeist ausgeliefertes Bibelverständnis auf die Verkündigung auswirkt. Ich predige morgen um 10.10 in der evang. Kirche Basadingen zum Jahreslos Mk 9. Oder dann am 23.02. sozusagen neben deiner Haustür — 200 Meter von der Chrischona — in der evang. Kirche Felben.
Ich würde mich über deine Anwesenheit sehr freuen, zumal ich ja bei dir meine ersten Predigterfahrungen vor voller Frauenfelder Stadtkirche sammeln durfte.
Ein segensreicher Sonntag!
Dave.
Danke für deine Rückmeldung Dave und viel Erfolg morgen. Mein Sohn hat einen Auftritt in unserer Kirche, den ich nicht verpassen darf! Auch sonst wäre die Konkurenz gross — wie es scheint hat sich Godi Locher in er ev. Kirche Frauenfeld angemeldet 🙂
Ich denke du weisst, was ich sagen will. Das hat nichts mit Auftritten und Locher zu tun. Es geht um ehrliches Interesse an Sache und Person. Es geht um verstehen wollen statt urteilen und richtigstellen. Mich hat zum Beispiel sehr interessiert, welche Auswirkungen Bultmanns Hermeneutik auf seine Predigten hat. Aber das findet man in Büchern, nicht in Blogs und Kommentaren.
Dann schauen wir doch, das wir das mal in den kommenden Monaten hinkriegen!
Gerne:
19.04. evang. Basadingen
03.05. evang. Felben
16.08. evang. Felben
23.08. evang. Basadingen
13.09. evang. Wigoltingen
04.10. evang. Felben
18.10. evang. Basadingen
13.12. evang. Felben
Wow! Absolut gewaltig, total ergreifend, herausfordernd, erschütternd und zutiefst inspirierende! Ganz herzlichen Dank Peti!