Die Schweiz stimmt am 26. September 2021 über die ‘Ehe für alle’ ab. Innerhalb wenigen Tagen haben zwei grosse christliche Organisationen ihre Stellungnahmen und die entsprechenden Wahlempfehlungen veröffentlicht: Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und der Dachverband der Freikirchen (Freikirchen.ch). Zusammen repräsentieren sie ca. die Hälfte der Gottesdienstbesucher an einem regulären Wochenende. Doch die Unterschiede könnten kaum grösser sein. Ein persönlicher Kommentar.
Während der Dachverband der Freikirchen empfiehlt, die “Ehe für alle” abzulehnen (also am 26. September “Nein” zu stimmen), vertreten die Evangelisch-reformierten Kirchen ein deutliches “Ja” zur Ehe für alle (also am 26. September “Ja” zu stimmen). Interessant ist es nun, die unterschiedlichen Schwerpunkte in den Argumentationen zu beobachten.
Reformierte Kirche
Die EKS bekräftigt in ihrer aktuellen Medienmitteilung die bereits im Herbst 2019 gelieferte Begründung. Sie konzentriert sich dabei ausschliesslich auf den Beziehungsaspekt der gleichgeschlechtlichen Partner. Verschiedene sexuelle Orientierungen seien “Ausdruck geschöpflicher Fülle” und deshalb sei der Ehe für alle zuzustimmen. Die mindestens ebenso wichtige Frage der Samenspende für lesbische Paare, die auch Teil der Abstimmung am 26. September ist, wird leider völlig ausgelassen.
Die EKS kündigt in der Medienmitteilung ein Grundlagenpapier an, das sich mit den “weiterführenden, bioethischen und fortpflanzungsmedizinischen Fragen” beschäftigen wird. Dieses wird jedoch erst nach der Abstimmung veröffentlicht. Die EKS gibt den Wählern also keine Hilfestellung zu den brisanten Fragen der Samenspende. Doch die Thematik muss vor der Abstimmung diskutiert werden! Dies umso mehr, als mit Sicherheit bald, wie in anderen Ländern schon, die Forderung nach Leihmutterschaft im Raum stehen wird.
Es scheint, dass die EKS ihrer bisherigen Strategie treu bleibt, die sexualethischen Entwicklungen unserer Gesellschaft tendenziell zu übernehmen und postfaktisch theologische Argumente zu finden.
Freikirchen.ch
Interessierte Stimmbürger, die bei der EKS keine nützlichen Denkangebote finden, werden beim Dachverband der Freikirchen (Freikirchen.ch) fündig. Freikirchen.ch konzentriert sich auf den hohen Wert der heterosexuellen Ehe und auf die Sorge für das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare, kommt aber wegen zwei Themen zum gegenteiligen Schluss als die EKS: Das Wohl der Kinder und die Frage, wie das Gesetz Unterschiede regeln kann, ohne zu diskriminieren:
Frauen sind die besseren Mütter. Männer sind die besseren Väter. Die Ehe zwischen Mann und Frau unterstützt das Recht und den Gewinn der Kinder, bei einem männlichen und weiblichen Elternteil aufzuwachsen und von deren Unterschiedlichkeit und Ergänzung zu profitieren.
…
Eine Differenzierung grenzt sich ab von Diskriminierung (ungerechtfertigte Benachteiligung) und Pauschalisierung (Gleichmachung von Unterschiedlichem).
Ich finde es super, wie Freikirchen.ch eine Abwägung sucht, welche das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare und das Wohl der Kinder einzubeziehen sucht. Freikirchen.ch stellt die wichtige Frage: “Ist die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare inkl. Samenspende eine Pauschalisierung ungleicher Beziehungen, welche mitunter neue Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen von Kindern hervorruft?”
Meine Meinung
Was das Ausleben von Homosexualität im Kontext der Kirche betrifft, habe ich die Entwicklung meiner Haltung bereits in einem anderen Artikel ausführlich beschrieben. Meine Meinung ist, dass Kirchen Räume der Gnade sind für alle Menschen. Gleichgeschlechtliche Paare können jedoch nicht kirchlich gesegnet werden.
Mir war aber bis vor wenigen Monaten unklar, was dies in Bezug auf die zivilgesetzlich geregelte Ehe für alle bedeutet. Ich war offen für die Idee einer gesetzlichen Öffnung der zivilen Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dies bin ich inzwischen nicht mehr, und zwar wegen der beiden Punkte, die bei Freikirchen.ch zum Ausdruck kommen. Ich möchte sie kurz ausführen, in der Hoffnung, dass meine Leser die Denkangebote in ihre Meinungsbildung mit einbeziehen werden. Ich meine, die Schweiz sollte die noch vorhandenen Lücken der eingetragenen Partnerschaft schliessen, anstatt die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Dies ist der beste Weg, das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare zu sichern, ohne das Wohl der Kinder unnötig zu gefährden.
1. Kinder können keine gleichgeschlechtliche Liebe verkörpern
Ein Kind repräsentiert das kombinierte Erbe seiner Eltern. Es verkörpert seine biologischen Eltern und ist somit ein lebendiger Zeuge von deren Intimität und ist ein Träger der Identität früherer Generationen. Das Kind verkörpert damit die Dauerhaftigkeit der Ehe wie auch deren grundlegend heterosexuelles Wesen. Dasselbe ist für gleichgeschlechtliche Paare physisch schlicht unmöglich. Kein Mensch existiert als Ausdruck der Intimität einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, weshalb die heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Partnerschaft sich grundlegend unterscheiden. Jeder Mensch — auch der homoerotisch orientierte — repräsentiert und verkörpert die heterosexuelle und nicht die gleichgeschlechtliche Liebe.
Was diese schlichte, aber grundlegende Tatsache für die gleichgeschlechtliche Liebe bedeutet, ist eine wichtige Frage. Ich kenne den starken und dringenden Wunsch nach Kindern aus persönlicher Erfahrung nur zu gut. Ich habe verhältnismässig spät geheiratet und in den Jahren davor war eine meiner grössten Nöte die Vorstellung, niemals im Leben Vater zu werden. Ich vermute, dass hier auch viele gleichgeschlechtliche Paare grosse Trauer empfinden: Das Kind, welches sie sich (vorgestellt oder in Wirklichkeit) gemeinsam wünschen, wird letztlich niemals ihre Liebe verkörpern können. Hier müssen wir mit ihnen trauern. Und wir müssen leben, wozu Freichkirchen.ch richtigerweise aufruft, damit homosexuellen Menschen auf passende Weise eine Rolle gegenüber Kindern ausleben können:
Familien sind aufgerufen, kinderlose Erwachsene soweit möglich in ihre familiären Beziehungen einzubeziehen und sie am Familienleben teilhaben zu lassen.
Wir dürfen die Bedeutung der hier genannten Realität jedoch niemals nur für das gleichgeschlechtliche Paar durchdenken, sondern immer auch für das Kind. Auf die Auswirkungen für die durch Samenspende (oder Leihmutterschaft) gezeugten Kinder wird in einem längeren, ausführlichen Artikel eingegangen. Die Vorenthaltung eines biologischen Elternteils eines Kindes ist ein massiver Eingriff in dessen Leben. Normalerweise wird ein derartiger Schritt nur in äussersten Notfällen vollzogen, z.B. bei einer Adoption. Es ist gut, dass es die Möglichkeit der Adoption gibt, um in einer extremen Notsituation einem Kind eine Verbesserung seiner Umstände zu ermöglichen. Trotzdem leiden Kinder in vielen Fällen ein Leben lang an der Trennung von einem oder beiden biologischen Eltern.
Dass derart massive Eingriffe ins Leben von Kindern durch ein “Ja” zur Ehe für alle von vornherein und damit systemisch etabliert werden sollen, ist aus meiner Sicht nicht zu verantworten . Es gibt kein Recht auf Kinder, etwas, das auch kinderlose heterosexuelle Paare ebenso schmerzhaft akzeptieren müssen. Ein “Ja” zur Ehe für alle inkl. Samenspende (und später Leihmutterschaft) etabliert meiner Meinung nach nichts weniger als eine systemische Ungerechtigkeit gegenüber Kindern. Dies, um gleichgeschlechtlichen Paaren etwas zu ermöglichen, das niemals das Gleiche sein kann wie das, was heterosexuelle Paare erfahren, wenn diese Kinder zeugen. Ich denke, dass wir es hier tatsächlich mit einer Gleichmachung von Ungleichem zu tun haben, womit massive Diskrimierungen etabliert würden.
Dies alles bedeutet nicht, dass ich die heterosexuelle Ehe idealisiere, als wäre dort für die Kinder alles immer nur gut. Mir geht es darum, dass es das Kind ist, welches ein Recht hat: Das Recht, wenn irgend möglich bei seinen biologischen Eltern aufzuwachsen. Die UN-Kinderrechtskonvention Art. 9 bestätigt dieses Recht.
Das Kindeswohl muss Vorrang haben vor dem Erwachsenenwohl. Bei allen verständlichen Bemühungen unserer Gesellschaft, gleichgeschlechtlichen Paaren Chancengleichheit zu ermöglichen, ist dies in Sachen Kinder schlicht nicht möglich. Ich finde, dass dies in den gesellschaftspolitischen Diskurs einfliessen muss und sachlich diskutiert werden darf.
2. Differenzierung ist nicht automatisch Diskriminierung
Wie kann das Gesetz das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare ebenso wie das Wohl von Kindern gut regeln? Als Erstes muss man zur Kenntnis nehmen, dass das Gesetz immer differenziert. Aber nicht jede Differenzierung (also Ungleiches unterschiedlich regeln) ist automatisch eine Diskrimierung (also ungleiche Behandlung von Gleichem). Wir können das schnell verstehen, wenn wir sehen, dass der im Gesetz verankerte Begriff der Ehe immer gewissen Menschen den Zugang zur Ehe verwehrt. Egal wie die Abstimmung ausfällt, wird das Gesetz dies auch künftig tun. Jugendliche unter 18 Jahren können nicht heiraten. Multiple Ehepartner sind aktuell verboten oder ebenso das Heiraten von Menschen, die zu nahe verwandt sind. Wenn das Gesetz solche Ausschlüsse vornimmt, ist es nicht prinzipiell diskriminierend, sondern zeigt die notwendige Eigenschaft, objektive Unterschiede zu differenzieren, zugunsten der unterschiedlichen Situationen.
Weil die gleichgeschlechtliche und heterosexuelle Partnerschaft sich wegen dem Bezug auf Kinder grundlegend unterscheiden (siehe oben), entspricht es dem juristischen Grundsatz der Rechtsgleichheit, wenn das Gesetz eine differenzierte Ordnung definiert, anstatt Ungleiches gleich zu behandeln. Die pauschale Gleichbehandlung von Ungleichem führt zur Täuschung in Bezug auf das Wesen der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und zur systemischen Ungerechtigkeit gegenüber Kindern.
Es geht mir nicht darum, gleichgeschlechtlichen Paaren die Liebe abzusprechen, sondern darum, dass einer Verbindung, die in Bezug auf Kinder eine grundlegend andere als die heterosexuelle Verbindung ist, der passende rechtlichen Rahmen gegeben wird. Dieser Rahmen ist in der seit 2007 vorhandenen Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft bereits vorhanden. Die eingetragene Partnerschaft benötigt einen Ausbau im Bereich des gemeinsamen Bürgerrechts und der Gütergemeinschaft. Zudem muss eine Lösung gefunden werden für den Fall, dass gleichgeschlechtlich orientierte Personen in Länder reisen, in denen einer eingetragene Partnerschaft mit Diskriminierung oder Anfeindung begegnet werden könnte. Wenn das Gesetz auf diese Weise Unterschiedliches differenziert behandelt, diskriminiert es meiner Meinung nach nicht, sondern tut lediglich das, was es notwendigerweise tun muss.
Zusätzlich ist zu fragen: Wenn gleichgeschlechtlichen Paaren der Zugang zur Ehe möglich gemacht werden soll, weil die eingetragene Partnerschaft als Ehe zweiter Klasse gesehen wird, müsste begründet werden, warum andere Formen von Lebensgemeinschaften nicht genauso zugelassen werden müssten. Warum kann ein Mann nicht mehrere Frauen heiraten oder eine Frau mehrere Männer? Warum soll es Singles verwehrt sein, ihre Pension an einen besten Freund zu vererben? Welches Kriterium ist hier im Spiel, welches die Zulassung gleichgeschlechtlicher Paare zur Ehe begründet, dies anderen Verbindungen jedoch verwehrt ? Insofern ist die Wahl des Slogans ‘Ehe für alle’ denkbar ungünstig gewählt! Für alle — wirklich? Niemand argumentiert, dass die Ehe wirklich für alle geöffnet werden soll. Und weil niemand das wirklich will, ist die Frage berechtigt, warum die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden soll, aber nicht für andere.
Unsere weiteren Artikel zum Thema:
Das Reformierte Glaubensbekenntnis zur ‘Ehe für alle’ (2019)
Wann sollen Christen ihre Meinung ändern? (2019)
Die ‘Ehe für alle’ und nicht-christliche Religionen (2019)
Bilder: unsplash
Herzlichen Dank für den Mut öffentlich zu einer Meinung zu stehen, die gegen den Strom schwimmt. Die Abstimmung ist ja schon vorbei, trotzdem möchte ich noch eine kurze Anmerkung machen. Das Hauptargument ist, dass nur durch die Verbindung von Mann und Frau ein Kind gezeugt werden kann. Die Ehe für alle ist abzulehnen, schreibst du, weil sonst lesbische Paare Zugang zur Fortpflanzungsmedizin haben. Damit würde Kindern verwehrt die biologische Herkunft zu kennen. Das ist doch kein Argument gegen die Ehe für alle, sondern gegen Fortpflanzungsmedizin. Es ist doch unehrlich, wenn schon seit Jahren viele heterosexuelle Paare Zugang zu künstlicher Befruchtung haben und niemand wehrt sich dagegen, aber wenn Regenbogenfamilien Rechtsgleichheit einfordern ist es plötzlich abzulehnen. Wäre es nicht ehrlicher zu sagen, dass man die Bibel wörtlich nimmt und Homosexualität abzulehnen ist? Ist nicht die Gefahr, dem Kind seine Herkunft zu verheimlichen bei heterosexuellen Paaren viel grösser als bei einem lesbischen? Insofern ist die Fortpflanzungsmedizin bei homosexuellen Paaren für das Kind weniger problematisch.
Danke Simon für deine Nachricht und dem Kommentar. Du nimmst es richtig wahr: Ich führe ein Argument gegen diese Art von Fortpflanzungsmedizin und wende sie auf die Ehe für alle an. Dort ist sie nämlich eine physische Notwendigkeit, weshalb ich gegen die Ehe für alle bin. Es gibt aber auch andere Gründe, die man haben kann, gegen die Ehe für alle. Du nennst eine davon — es gibt viele mehr. Es gibt auch Gründe dafür. Ich wollte in meinem Artikel einfach ein gewichtiges aufgreifen, welches aber genauso für heterosexuelle Paare gilt. Dort ist jedoch — im Unterschied zu gleichgeschlechtlichen Paaren — diese Fortpflanzungsmethode keine physische Vorgabe. Und dies ist ein nicht zu verachtender Unterschied. Ich sehe aber nicht eine grössere Gefahr bei heterosexuellen Paaren, die Herkunft eher zu verbergen. Ich mag mich aber täuschen. Botom line: es ist für mich sowohl bei hetero- wie auch bei homosexuellen Paaren gleich unangebracht. Es gibt eigentlich nicht eine ‘etwas weniger problematische Variante’ die deshalb berechtigt wäre, weil es ‘mehr problematische Varianten’ gibt.
Vielen Dank für die diversen Beiträge zur Debatte und zum Thema. Mir scheint noch eine Anmerkung wichtig. Ohne darüber zu schreiben geht es in dieser ganzen Debatte eigentlich um die Frage “Welches Menschenbild wird von der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung vertreten?”. Die Befürworterseite hat ein Menschenbild, welches den Menschen als “biologisches, verpflanzbares, wissenschaftlich weitgehend erklärbares, mit etwas Intelligenz und Emotionen (Trieben) ausgestattetes Wesen” sieht, das zugleich Herr der Schöpfung und des Universums sein soll.
Wenn man die ersten Kapitel in Genesis im Urtext gründlich analysiert entdeckt man aber erstaunlich anderes!
Mann = isch (Aleph-Jod-Schin)
Frau = ischa (Aleph-Schin-Heh)
entfernt man daraus Jod und Heh (Jah, als Kurzform von Jahwe, also Gott der Herr), dann bleibt “esch esch” übrig, was als “dort ist Feuer” interpretiert werden kann. Ohne Gott in der Beziehung zwischen Mann und Frau, “ist dort Feuer” und Gott spiegelt sich als Wesen in der Verbindung von Mann und Frau (Jod beim Mann und Heh bei der Frau).
Mir ist klar, dass man damit keine Gegner überzeugen wird, welche auf Studien und “Hard-Facts” aus sind. Aber das Menschenbild dahinter (ein Mensch mit einer Seele, dem Gott die Ewigkeit in sein Herz gelegt hat) darf ruhig wieder einmal in Erinnerung gerufen und von den Dächern der Kirchen verkündet werden…
Freundliche Grüsse
Jonas Gnehm
Danke Jonas — ich sehe es ähnlich wie du, dass das Menschenbild eine zentrale Rolle spielt in diesen Fragen 👍
Guten Tag Herr Bruderer,
danke für Ihren mutigen Bericht. Meine Frage: Kann ich Ihr Dokument meinem Brief zuhanden unserer Kirchgemeinde beifügen?
Edith und Kurt Andreas Finger
Mattenstr.9
3600 Thun
Thun, den 29.8.2021
Pfarrkollegium Thun-Stadt
Namen unerwähnt
Frutigenstrasse 22
3600 Thun
Artikel im «Reformiert» (Beilage Sept. Thun Stadt)
Innerkirchlicher Diskurs (Methodische Abhandlung und Erörterung) —Kontra Unterweisung im Wort Gottes: EHE FÜR MANN UND FRAU!
An das Pfarrkollegium,
Sie beschreiben Ihren Entschluss, und beugen sich mutlos dem Zeitgeist und seinen trügerischen Fahnen, statt mit Überzeugung für das heilige Gotteswort einzustehen.
Wir halten die Konsequenz Eurer Stellungnahme als widernatürlich und Gottesverachtend.
Freundliche Grüsse. Kyrie eleison.
Edith Finger Kurt Andreas Finger
Beilage: P. Bruderer, eine glaubwürdige Meinung.
Danke Herr Finger für ihre Reaktion auf meinen Text. Sie können selbstverständlich den Text nutzen wie sie es für richtig halten. Wir beanspruchen keinen Kontrolle über unsere Texte, wenn sie mal öffentlich ‘draussen’ sind. Auch wenn ich inhaltlich ganz bei Ihnen bin, hätte ich doch eine etwas einladendere Formulierung gewählt im Sinne einer Frage, z.B. “Ich bitte euch zu überlegen, ob wir mit eurem Entscheid euch dem Zeitgeist beugt” oder so. Gottes Segen und kommen Sie auf einen Kafi vorbei, wenn Sie mal in der Gegen sind, Paul Bruderer
Mit “Gebastel” bezeichne ich die Methode, wie Etwas hergestellt wird, um einem Model möglichst nahe zu kommen, was im
Natürlichen vorgelegt ist. In diesem Fall sind es Kinder, die nach jeweiliger Samenspende möglichst perfekt optimiert werden. Haarfarbe optimal! Genetisch optimal gewählt! Das perfekte Kind ist bestellt! ich weiss, das tönt zynisch. Aber heterosexuelle Paare nehmen Ihr Kind so, wie es ist.….…meistens in unperfekte Familien hineingezeugt aber mit Hintergrund, das macht ein Unterschied.
Das Endresultat in jedem Fall ist ein Kind, ein Mensch, der Gott mit Gnade erwartet! So oder so.
Ich würde ein homosexuelles Paar nie verurteilen wollen und Ihr Kind auch nicht. Auf der anderen Seite würde ich sie auch niemals für etwas Besonderes halten. Mensch ist Mensch, mit guten und schlechten Seiten.
In der Abstimmung geht es aber um eine Gesellschafts-Form, was wir wählen können oder auch nicht. Danach ist der “Hase gelaufen” und wir als Gesellschaft sind erneut gefordert, damit umzugehen und neu zu definieren, wie wir gegenseitig miteinander umgehen wollen.
Ein klares JA wäre ein JA, ein klares NEIN ist ein NEIN. In jedem Fall kämen die Konsequenzen auf uns zu. Kinder, die irgendwann vielleicht grosse Fragen an uns stellen. Oder homosexuelle Paare, die sich fragen, weshalb sie so ungerecht behandelt wurden.….…. Wir werden es nie allen Recht machen. Wird Gott es uns immer Recht machen? Am Kreuz von Golgatha finden Manche Antwort, Andere wiederum nicht. Wähle selbst! Gnade und Umkehr geht Jeden etwas an.…..
Als Kunstschaffende weiss ich, wie ein Original zu werten ist. Kopien sind und bleiben einfach das, was sie sind: Kopien. Die sogenannte “Ehe für alle” sehe ich als Kopie und ist mit dem ursprünglichen Original nicht zu vergleichen. Es ist ein Gebastel auf der ganzen Linie. Die Kinder müssten damit klarkommen, wenn damit experimentiert wird, dass sie nun mal irgendwo noch einen unbekannten Vater, bzw. eine unbekannte Mutter haben. Wollen wir das?
Danke Rosie. Auch wenn wir Kinder nicht als ‘Gebastel’ bezeichnen wollen, so ist der Vergleich zur Kunst einer, über den man nachdenken kann. Gott bezeichnet ja in der Bibel jedes Kind als ein Original, ein Kunstwerk, als ein Unikat. Auf die originale Idee der Ehe könnte der Gedanken schon angewendet werden. Ich nehm’s mal mit in Kopf und Herz 🙂
Aus der Sicht einer Kunstschaffenden ist die Thematik “Ehe für alle” wie ein Gebastel, das dem Original nicht nahe kommt. Die Kinder, die daraus gebastelt werden müssten es tragen.
Wollen wir das? Ist nicht schon genug durcheinandergebracht auf diesem Planeten?
Das Wohlergehen der Kinder ist bei diesem Thema unbedingt höher zu gewichten als das Wohlbefinden der Erwachsenen. Es kann nicht sein, dass den Kinder die Risiken eines gesellschaftlichen Versuchs zugemutet werden. Jedes Kind muss nicht nur das Recht haben, seine biologischen Eltern zu kennen, sondern wenn immer möglich auch bei ihnen aufzuwachsen. Den Vermerk, dass der Begriff “Ehe für alle” wenig hilfreich ist, da die Ehe so oder so nie allen offenstehen wird, finde ich wichtig. Der Begriff Ehe kann ohne weiteres heterosexuellen Paaren vorbehalten bleiben, ohne irgendjemanden zu diskriminieren. Wir haben genügend gute Begriffe für andere Arten des Zusammenlebens.
Vielen Dank Martin!
Vielen Dank Herr Maag für den Hinweis zum Wohlergehen der Kinder. Tragisch ist nur, dass diese Kinder, um die es hier geht, dank Social Media felsenfest davon überzeugt sind, dass “Ehe für alle” das “Beste für alle” sein würde. Aber die Geschichte lehrt uns, dass das Pendel der menschlichen Wünsche und Sehnsüchte sich irgendwann auch wieder wendet. Ich hoffe und bete nur, dass es auch anders als wieder mit einem Weltkrieg und Tabularasa geht.
Besten Dank für den erhellenden Beitrag zu diesem gesellschaftlich so brisanten Thema. Das Gute daran: Menschen, die sich nicht auf die biblische Botschaft oder die christlich-ethische Sichtweise abstützen möchten, kommen nicht umhin, sich mit solchen Argumenten auseinander zu setzen! Mir ist folgende Präzisierung wichtig: Wesentlich zur Entwicklung und somit zum Kindswohl gehört die Möglichkeit für Tochter und Sohn, in der intimsten ersten Beziehung zu den Eltern beide Geschlechter kennen lernen zu dürfen und dadurch die je verschiedene Identifikation mit dem eigenen Geschlecht aufbauen zu können.
Danke Emanuel — Insbesondere für den wichtigen Hinweis! Jederzeit gerne mehr davon 👍
Vielen Dank für diesen differenzierten und gut formulierten Artikel. Für mich ist er in meiner Entscheidungssuche sehr hilfreich. Er gibt mir auch Hilfen in Diskussionen
Danke Heiner
Hallo Paul,
Als tsc-Student (theologisches seminar st. chrischona) beschäftige ich mich gerade mit der Ethik. Nun habe ich heute Nachmittag in euren Blog reingeschaut und ich komme seit Stunden nicht mehr davon weg. Ich habe gerade einige eurer Einträge zur Sexualethik gelesen (und werde alle übrigen sicher auch noch lesen) und bin fasziniert, wie genau ihr eure Argumentationen aufbaut und dabei sehr einfach in der Erklärung bleibt, damit es leicht verständlich bleibt. Für mich ist faszinierend, wie ihr die Ethischen Prinzipien ganz durchrechnet (stark sichtbar bei eurer Stellungnahmen gegenüber der EKS). Für mich ist das gerade ein gutes Übungsfeld für meine Ethischen Studien und zudem darf ich mich bei euch immer wieder über überraschende, aber wichtige Argumente freuen, die ansonsten in der öffentlichen Debatte nicht zum Zug kommen.
Danke euch
PS: Ich bedauere, dass ich nicht an dem Sexualethikabend am tsc mit dir dabei sein konnte, weshalb ich mich umso mehr freue, über euren Blog von euch zu lernen.
Danke für die Blumen Benjamin. Du beschreibst, was wir zu leben versuchen. Wenn es am TSC Abend schon nicht geklappt hat, komm‘ doch mal auf ein Bier oder Kafi vorbei 👍 würde mich freuen! Paul
In der ganzen Diskussion ums Thema ist mir der auf die Kinder bezogene Aspekt darin, neu. Dem was hier dazu geschrieben wurde, stimme ich zu… wohl ein weiteres wichtiges Thema, mit dem man vielleicht auch mit einigen auf denselben Nenner kommt, die anderen Aspekten zur sexuellen Orientierung sonst recht undifferenziert gegenüberstehen.
Man merkt einmal mehr, je tiefer man sich mit einer Thematik beschäftigt, desto mehr an aufschlussreichen Erkenntnissen entdeckt man…
Auch wenn sich dieser Beitrag hauptsächlich mit den Dingen, bezogen auf den Volksentscheid beschäftigt und deswegen natürlich keine Rundum-Abhandlung darstellt…
…mir kommt – auch in dem anderen verlinkten Artikel – die Frage nach der Entstehung von sexueller Orientierung zu kurz.
Wenn sich herausstellen würde, dass man Homo- oder Intersexuell empfindet, nicht weil Gott einen so geschaffen hat, sondern deswegen, weil irgendwo etwas “schief gelaufen” ist… wäre es dann nicht unbarmherzig, sich nicht damit zu beschäftigen, wo und was da schief lief… wenigstens zu versuchen, Konflikte zu entlarven und alles dafür zu tun, diese zu klären…
…anstatt zu befürworten, oder dafür einzutreten, solche (beim genauen hinsehen) wohl doch konfliktreichen Zustände in gewisser Weise (noch stärker) zu etablieren… z.B. dadurch, das man einen neuen Zivilstand o. ä. schafft?
Ich weiss nicht, ob man den Menschen, die das betrifft so wirklich hilft…
(Damit verbunden: Könnte es nicht sein, das das Empfinden vieler Menschen, die man vielleicht eher als “rückständig” bezeichnen würde, in Bezug auf ausgelebte Homosexualität nicht doch von etwas “wahrem” zeugt?)
Ich denke, ich habe den Gedanken, mit “die Gemeinde – ein Ort der Gnade* schon soweit verstanden… aber wenn ich doch irgendwo ein Problem sehe, auch wenn dieses von anderen nicht als solches wahrgenommen wird, und ich jemanden etwas gutes tun will, dann sollte sich doch der Fokus darauf richten. das Problem zu lösen…
…was natürlich dann nicht geschehen kann, wenn ich das Vertrauen der Menschen nicht gewinne.
(Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht auch der Ansatz der ‘Bruderschaft auf dem Weg’ in Zürich.)
Danke lieber ‘Eisbach’ 🙂 Die Bruderschaft des Weges ist super. Von ihnen kann man viel lernen. Danke für den guten Hinweis. Ich gehe mit vielem einig, das du schreibst. Es gibt VIEL zu sagen in diesem Bereich. Der Artikel war nicht gedacht, alles zu klären (als ob ich oder wir das überhaupt könnten), sondern ein Denkangebot zu machen zur politischen Debatte der nächsten Monate. Ich hoffe, viele Schweizer Stimmberechtigte denken ein paar Zentimenter tiefer als der allgemeine Konsens ‘Liebe ist Liebe’, bevor sie abstimmen. In allem drin: ich bin weit davon entfernt, homoerotisch Empfindenden ihre Rechte absprechen oder sie piesacken zu wollen. Ich liebe Homosexuelle, wie ich jeden Menschen liebe. Ich tue das aufgrund meiner christlichen Weltanschauung, die jedem Menschen Ebenbildlichkeit Gottes zuschreibt. Ich scheine auch keine Berühungsängste zu haben mit ihnen, da ich regelmässig mit unterschiedlichsten homoerotisch Empfindenden Umgang habe. Mir geht es darum, dass wir als Gesellschaft erkennen: Es gibt grundlegende Unterschiede in der Liebe. Liebe ist nicht Liebe. Und auf diese Unterschiede müssen wir anders eingehen — was vor dem Gesetz eine Differenzierung verlangt. Wenn wir da, wo reale Unterschiede vorhanden sind, gleich vorgehen, wird es nicht passen und — in diesem Fall — werden Ungerechtigkeiten entstehen gegenüber Kindern.
“Niemand argumentiert, dass die Ehe wirklich für alle geöffnet werden soll. Und weil niemand das wirklich will, ist die Frage berechtigt, warum die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden soll, aber nicht für andere.”
Für wen soll die Ehe denn noch geöffnet werden als für Heterosexuelle oder Homosexuelle Paare? Es ist doch ziemlich logisch: Wenn zwei erwachsene Menschen sich lieben, sollen sie das Recht haben sich zu Heiraten! Noch Fragen? Ich stelle gerne mal die steile These in den Raum, dass mehr oder weniger jeder erwachsene Mensch, der einen anderen erwachsenen Menschen liebt entweder homosexuell (Minderheit), bisexuell (Minderheit) oder heterosexuell (grosse Mehrheit) empfindet. Über diese Menschen reden wir hier! Über dich und mich. Was ist jetzt bitte unklar an der Bezeichnung Ehe für Alle?
Danke für deine Replik Dominik. Es gibt mehr Richtungen, in welche die Ehe geöffnet werden könnte, als jene, die du nennst. Du nennst den — ich würde sagen — höchsten sexualethischen Wert unserer Zeit: Einvernehmlichkeit unter Erwachsenen. Passend dazu der Slogan ‘Liebe ist Liebe’. Kürzlich in meiner Nachbarschaft: zwei Ehepaare wechseln in ein polyamouröses Beziehungsmodell. Sie haben Kinder. Die Kinder leiden und sind verwirrt. Und ich wette schon fast, dass mindestens eine der 4 Erwachsenen im Grunde genommen das nicht will. Diese Sachen höre ich meist nicht öffentlich, sondern im Seelsorgezimmer. Nach dem Kriterium ‘Einvernehmlichkeit unter Erwachsenen’ wäre auch ein solches polyamouröses Modell okay und sollte das Label ‘Ehe’ tragen dürfen. Ich sehe das anders. Ein zentraler Punkt meines Artikels ist zu zeigen, dass ‘Liebe’ nicht gleich ‘Liebe’ ist — die homosexuelle Beziehung unterscheidet sich grundlegend von der heterosexuellen Beziehung. Das ist keine Bemerkung über die Intensität der Liebe, sondern verlangt nach unterschiedlichen Kategorien im Gesetz. Ungleiches soll eben ungleich geordnet werden. Wenn man Gleiches ungleich behandelt, ist es diskriminierend — aber nur dann. Aber genau kann das gleich behandeln von Ungleichem zu Diskrimierung führen — in diesem Fall von Kindern.
So fängt es auch in meinem Herzen an mehr zu stimmen/passen. Das sind konstruktive, wegweisende Gedanken: bestehende “eingetragene Partnerschaft” gesetzgeberisch ausbauen; klare Abgrenzung (nicht Diskriminierung, sondern Unterscheidung, Abgrenzung) der traditionellen Ehe (1 Mann und 1 Frau); Wohl der Kinder (möglichst in einer traditionellen Familie aufwachsen dürfen). Als Alternative könnte ich mir auch vorstellen: Als Christen, die die traditionelle Ehe schützen wollen, einen neuen Weg gehen. Während der Staat/Gesetzgeber die “Ehe für alle” juristisch regelt, leben die Christen, die die traditionelle Ehe leben wollen, eben diese Ehe- und Familienform. Als Unterscheidung finden wir dafür vielleicht einfach einen neuen Namen für diese Ehe. Eine Idee dazu fehlt mir allerdings noch. Aber diese christliche Überzeugung hängt ja nicht an der Bezeichnung oder am Wort “Ehe”, sondern an der inhaltlichen Gestaltung. Das lässt damit auch allen Raum für andere Lebensformen uneingeschränkt offen. Ich denke bloss mit.
Danke Viktor! Super Zusammenfassung meiner vielen Worte 🙂 Denken wir zusammen auch noch weiter 👍
Danke an Euch Alle für die gute Zusammenfassung! 1. Ich wäre auch für eine andere Bezeichnung der ‘eingetragenen Partnerschaft’ wo Menschen ‘anderer sexuellen Neigungen sich absichern können. Der Begriff der EHE sollte hetero Ehepaaren vorbehalten bleiben und nicht verwässert werden. Gott ist da ganz eindeutig: 1 Mann, 1 Frau. Punkt. Und Kinder sind ein Geschenk v Schöpfer und weder eine Ware noch käuflich zu erwerben mit entsprechendem Wunschdesign! Der Egoismus und das HABEN WOLLEN treibt fürchterliche Blüten. Als meine “fruchtbaren Jahre” dahingingen, war mein Wunsch nach einem Kind manchmal sehr gross..auch ohne Mann notfalls. Bei tieferer Betrachtung musste ich mir eingestehen, dass es EGOISMUS war. Ein Kind braucht BEIDE ELTERNTEILE! Wir müssen lernen, Alles in grösserem Zusammenhang zu sehn. Es ging mir nicht um Liebe für ein Kind, die hätte ich gehabt..und ich liebe Kinder immer noch sehr! Aber nicht allen Menschen will Gott vielleicht Kinder anvertrauen. Ich kann hier nicht weiter ausführen. Denken wir über einen neuen Begriff nach? Lebensgemeinschaft/Zweckgemeinschaft/ nix mit EHE und schon gar nicht für Alle. Die LGBT Community wird keine Ruhe geben.Die Samenbanken freuts, gibt Geschäft u viel Geld.
Ich finde diese Gedanken der Freikirche und von dir, Paul, sehr gut. Was ich aber vermisse, sind die klaren Bibelworte dazu. Römer 1, 18 ff. Es geht ja vor allem darum, wie Jesus diese Sache sieht und warum er uns als Mann und Frau geschaffen hat und nicht nur, welche Meinung wir Menschen haben. Herzliche Grüsse! Elisabeth
Danke für deine positive Rückmeldung Elisabeth! Ich verstehe, was du meinst. Ich wollte einen Artikel schreiben, der auch Menschen anspricht, die sich nicht als Christen sehen. Deshalb habe ich für einmal die Bibel nicht explizit erwähnt wobei das Ganze gut in der judeo-christlichen Weltanschauung gegründet ist. Herzliche Grüsse! Paul