Ehe für alle?

Lesezeit: 6 Minuten
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by Paul Bruderer | 13. Jul. 2021 | 28 comments

Die Schweiz stimmt am 26. Sep­tem­ber 2021 über die ‘Ehe für alle’ ab. Inner­halb weni­gen Tagen haben zwei grosse christliche Organ­i­sa­tio­nen ihre Stel­lung­nah­men und die entsprechen­den Wahlempfehlun­gen veröf­fentlicht: Die Evan­ge­lisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und der Dachver­band der Freikirchen (Freikirchen.ch). Zusam­men repräsen­tieren sie ca. die Hälfte der Gottes­di­en­st­be­such­er an einem reg­ulären Woch­enende. Doch die Unter­schiede kön­nten kaum gröss­er sein. Ein per­sön­lich­er Kommentar. 

Während der Dachver­band der Freikirchen emp­fiehlt, die “Ehe für alle” abzulehnen (also am 26. Sep­tem­ber “Nein” zu stim­men), vertreten die Evan­ge­lisch-reformierten Kirchen ein deut­lich­es “Ja” zur Ehe für alle (also am 26. Sep­tem­ber “Ja” zu stim­men). Inter­es­sant ist es nun, die unter­schiedlichen Schw­er­punk­te in den Argu­men­ta­tio­nen zu beobachten.

Reformierte Kirche

Die EKS bekräftigt in ihrer aktuellen Medi­en­mit­teilung die bere­its im Herb­st 2019 gelieferte Begrün­dung. Sie konzen­tri­ert sich dabei auss­chliesslich auf den Beziehungsaspekt der gle­ichgeschlechtlichen Part­ner. Ver­schiedene sex­uelle Ori­en­tierun­gen seien Aus­druck geschöpflich­er Fülle” und deshalb sei der Ehe für alle zuzus­tim­men. Die min­destens eben­so wichtige Frage der Samen­spende für les­bis­che Paare, die auch Teil der Abstim­mung am 26. Sep­tem­ber ist, wird lei­der völ­lig ausgelassen.

Die EKS kündigt in der Medi­en­mit­teilung ein Grund­la­gen­pa­pi­er an, das sich mit den “weit­er­führen­den, bioethis­chen und fortpflanzungsmedi­zinis­chen Fra­gen” beschäfti­gen wird. Dieses wird jedoch erst nach der Abstim­mung veröf­fentlicht. Die EKS gibt den Wäh­lern also keine Hil­festel­lung zu den brisan­ten Fra­gen der Samen­spende. Doch die The­matik muss vor der Abstim­mung disku­tiert wer­den! Dies umso mehr, als mit Sicher­heit bald, wie in anderen Län­dern schon, die Forderung nach Leih­mut­ter­schaft im Raum ste­hen wird.

Es scheint, dass die EKS ihrer bish­eri­gen Strate­gie treu bleibt, die sex­u­alethis­chen Entwick­lun­gen unser­er Gesellschaft ten­den­ziell zu übernehmen und post­fak­tisch the­ol­o­gis­che Argu­mente zu finden.

Freikirchen.ch

Inter­essierte Stimm­bürg­er, die bei der EKS keine nüt­zlichen Denkange­bote find­en, wer­den beim Dachver­band der Freikirchen (Freikirchen.ch) fündig. Freikirchen.ch konzen­tri­ert sich auf den hohen Wert der het­ero­sex­uellen Ehe und auf die Sorge für das Wohl gle­ichgeschlechtlich­er Paare, kommt aber wegen zwei The­men zum gegen­teili­gen Schluss als die EKS: Das Wohl der Kinder und die Frage, wie das Gesetz Unter­schiede regeln kann, ohne zu diskri­m­inieren:

Frauen sind die besseren Müt­ter. Män­ner sind die besseren Väter. Die Ehe zwis­chen Mann und Frau unter­stützt das Recht und den Gewinn der Kinder, bei einem männlichen und weib­lichen Eltern­teil aufzuwach­sen und von deren Unter­schiedlichkeit und Ergänzung zu profitieren.

Eine Dif­feren­zierung gren­zt sich ab von Diskri­m­inierung (ungerecht­fer­tigte Benachteili­gung) und Pauschal­isierung (Gle­ich­machung von Unterschiedlichem).

Ich finde es super, wie Freikirchen.ch eine Abwä­gung sucht, welche das Wohl gle­ichgeschlechtlich­er Paare und das Wohl der Kinder einzubeziehen sucht. Freikirchen.ch stellt die wichtige Frage: “Ist die Öff­nung der Ehe für gle­ichgeschlechtliche Paare inkl. Samen­spende eine Pauschal­isierung ungle­ich­er Beziehun­gen, welche mitunter neue Ungerechtigkeit­en und Diskri­m­inierun­gen von Kindern hervorruft?”

Meine Meinung

Was das Ausleben von Homo­sex­u­al­ität im Kon­text der Kirche bet­rifft, habe ich die Entwick­lung mein­er Hal­tung bere­its in einem anderen Artikel aus­führlich beschrieben. Meine Mei­n­ung ist, dass Kirchen Räume der Gnade sind für alle Men­schen. Gle­ichgeschlechtliche Paare kön­nen jedoch nicht kirch­lich geseg­net werden.

Mir war aber bis vor weni­gen Monat­en unklar, was dies in Bezug auf die zivilge­set­zlich geregelte Ehe für alle bedeutet. Ich war offen für die Idee ein­er geset­zlichen Öff­nung der zivilen Ehe für gle­ichgeschlechtliche Paare. Dies bin ich inzwis­chen nicht mehr, und zwar wegen der bei­den Punk­te, die bei Freikirchen.ch zum Aus­druck kom­men. Ich möchte sie kurz aus­führen, in der Hoff­nung, dass meine Leser die Denkange­bote in ihre Mei­n­ungs­bil­dung mit ein­beziehen wer­den. Ich meine, die Schweiz sollte die noch vorhan­de­nen Lück­en der einge­tra­ge­nen Part­ner­schaft schliessen, anstatt die Ehe für gle­ichgeschlechtliche Paare zu öff­nen. Dies ist der beste Weg, das Wohl gle­ichgeschlechtlich­er Paare zu sich­ern, ohne das Wohl der Kinder unnötig zu gefährden.

1. Kinder können keine gleichgeschlechtliche Liebe verkörpern

Ein Kind repräsen­tiert das kom­binierte Erbe sein­er Eltern. Es verkör­pert seine biol­o­gis­chen Eltern und ist somit ein lebendi­ger Zeuge von deren Intim­ität und ist ein Träger der Iden­tität früher­er Gen­er­a­tio­nen. Das Kind verkör­pert damit die Dauer­haftigkeit der Ehe wie auch deren grundle­gend het­ero­sex­uelles Wesen. Das­selbe ist für gle­ichgeschlechtliche Paare physisch schlicht unmöglich. Kein Men­sch existiert als Aus­druck der Intim­ität ein­er gle­ichgeschlechtlichen Part­ner­schaft, weshalb die het­ero­sex­uelle und gle­ichgeschlechtliche Part­ner­schaft sich grundle­gend unter­schei­den. Jed­er Men­sch — auch der homo­ero­tisch ori­en­tierte — repräsen­tiert und verkör­pert die het­ero­sex­uelle und nicht die gle­ichgeschlechtliche Liebe.

Was diese schlichte, aber grundle­gende Tat­sache für die gle­ichgeschlechtliche Liebe bedeutet, ist eine wichtige Frage. Ich kenne den starken und drin­gen­den Wun­sch nach Kindern aus per­sön­lich­er Erfahrung nur zu gut. Ich habe ver­hält­nis­mäs­sig spät geheiratet und in den Jahren davor war eine mein­er grössten Nöte die Vorstel­lung, niemals im Leben Vater zu wer­den. Ich ver­mute, dass hier auch viele gle­ichgeschlechtliche Paare grosse Trauer empfind­en: Das Kind, welch­es sie sich (vorgestellt oder in Wirk­lichkeit) gemein­sam wün­schen, wird let­ztlich niemals ihre Liebe verkör­pern kön­nen. Hier müssen wir mit ihnen trauern. Und wir müssen leben, wozu Freichkirchen.ch richtiger­weise aufruft, damit homo­sex­uellen Men­schen auf passende Weise eine Rolle gegenüber Kindern ausleben können:

Fam­i­lien sind aufgerufen, kinder­lose Erwach­sene soweit möglich in ihre famil­iären Beziehun­gen einzubeziehen und sie am Fam­i­lien­leben teil­haben zu lassen.

Wir dür­fen die Bedeu­tung der hier genan­nten Real­ität jedoch niemals nur für das gle­ichgeschlechtliche Paar durch­denken, son­dern immer auch für das Kind. Auf die Auswirkun­gen für die durch Samen­spende (oder Leih­mut­ter­schaft) gezeugten Kinder wird in einem län­geren, aus­führlichen Artikel einge­gan­gen. Die Voren­thal­tung eines biol­o­gis­chen Eltern­teils eines Kindes ist ein mas­siv­er Ein­griff in dessen Leben. Nor­maler­weise wird ein der­ar­tiger Schritt nur in äusser­sten Not­fällen vol­l­zo­gen, z.B. bei ein­er Adop­tion. Es ist gut, dass es die Möglichkeit der Adop­tion gibt, um in ein­er extremen Not­si­t­u­a­tion einem Kind eine Verbesserung sein­er Umstände zu ermöglichen. Trotz­dem lei­den Kinder in vie­len Fällen ein Leben lang an der Tren­nung von einem oder bei­den biol­o­gis­chen Eltern.

Dass der­art mas­sive Ein­griffe ins Leben von Kindern durch ein “Ja” zur Ehe für alle von vorn­here­in und damit sys­temisch etabliert wer­den sollen, ist aus mein­er Sicht nicht zu ver­ant­worten . Es gibt kein Recht auf Kinder, etwas, das auch kinder­lose het­ero­sex­uelle Paare eben­so schmerzhaft akzep­tieren müssen. Ein “Ja” zur Ehe für alle inkl. Samen­spende (und später Leih­mut­ter­schaft) etabliert mein­er Mei­n­ung nach nichts weniger als eine sys­temis­che Ungerechtigkeit gegenüber Kindern. Dies, um gle­ichgeschlechtlichen Paaren etwas zu ermöglichen, das niemals das Gle­iche sein kann wie das, was het­ero­sex­uelle Paare erfahren, wenn diese Kinder zeu­gen. Ich denke, dass wir es hier tat­säch­lich mit ein­er Gle­ich­machung von Ungle­ichem zu tun haben, wom­it mas­sive Diskrim­ierun­gen etabliert würden.

Dies alles bedeutet nicht, dass ich die het­ero­sex­uelle Ehe ide­al­isiere, als wäre dort für die Kinder alles immer nur gut. Mir geht es darum, dass es das Kind ist, welch­es ein Recht hat: Das Recht, wenn irgend möglich bei seinen biol­o­gis­chen Eltern aufzuwach­sen. Die UN-Kinder­recht­skon­ven­tion Art. 9 bestätigt dieses Recht.

Das Kindeswohl muss Vor­rang haben vor dem Erwach­se­nen­wohl. Bei allen ver­ständlichen Bemühun­gen unser­er Gesellschaft, gle­ichgeschlechtlichen Paaren Chan­cen­gle­ich­heit zu ermöglichen, ist dies in Sachen Kinder schlicht nicht möglich. Ich finde, dass dies in den gesellschaft­spoli­tis­chen Diskurs ein­fliessen muss und sach­lich disku­tiert wer­den darf.

2. Differenzierung ist nicht automatisch Diskriminierung

Wie kann das Gesetz das Wohl gle­ichgeschlechtlich­er Paare eben­so wie das Wohl von Kindern gut regeln? Als Erstes muss man zur Ken­nt­nis nehmen, dass das Gesetz immer dif­feren­ziert. Aber nicht jede Dif­feren­zierung (also Ungle­ich­es unter­schiedlich regeln) ist automa­tisch eine Diskrim­ierung (also ungle­iche Behand­lung von Gle­ichem). Wir kön­nen das schnell ver­ste­hen, wenn wir sehen, dass der im Gesetz ver­ankerte Begriff der Ehe immer gewis­sen Men­schen den Zugang zur Ehe ver­wehrt. Egal wie die Abstim­mung aus­fällt, wird das Gesetz dies auch kün­ftig tun. Jugendliche unter 18 Jahren kön­nen nicht heirat­en. Mul­ti­ple Ehep­art­ner sind aktuell ver­boten oder eben­so das Heirat­en von Men­schen, die zu nahe ver­wandt sind. Wenn das Gesetz solche Auss­chlüsse vorn­immt, ist es nicht prinzip­iell diskri­m­inierend, son­dern zeigt die notwendi­ge Eigen­schaft, objek­tive Unter­schiede zu dif­feren­zieren, zugun­sten der unter­schiedlichen Situationen.

Weil die gle­ichgeschlechtliche und het­ero­sex­uelle Part­ner­schaft sich wegen dem Bezug auf Kinder grundle­gend unter­schei­den (siehe oben), entspricht es dem juris­tis­chen Grund­satz der Rechts­gle­ich­heit, wenn das Gesetz eine dif­feren­zierte Ord­nung definiert, anstatt Ungle­ich­es gle­ich zu behan­deln. Die pauschale Gle­ich­be­hand­lung von Ungle­ichem führt zur Täuschung in Bezug auf das Wesen der gle­ichgeschlechtlichen Part­ner­schaft und zur sys­temis­chen Ungerechtigkeit gegenüber Kindern.

Es geht mir nicht darum, gle­ichgeschlechtlichen Paaren die Liebe abzus­prechen, son­dern darum, dass ein­er Verbindung, die in Bezug auf Kinder eine grundle­gend andere als die het­ero­sex­uelle Verbindung ist, der passende rechtlichen Rah­men gegeben wird. Dieser Rah­men ist in der seit 2007 vorhan­de­nen Möglichkeit der einge­tra­ge­nen Part­ner­schaft bere­its vorhan­den. Die einge­tra­gene Part­ner­schaft benötigt einen Aus­bau im Bere­ich des gemein­samen Bürg­er­rechts und der Güterge­mein­schaft. Zudem muss eine Lösung gefun­den wer­den für den Fall, dass gle­ichgeschlechtlich ori­en­tierte Per­so­n­en in Län­der reisen, in denen ein­er einge­tra­gene Part­ner­schaft mit Diskri­m­inierung oder Anfein­dung begeg­net wer­den kön­nte. Wenn das Gesetz auf diese Weise Unter­schiedlich­es dif­feren­ziert behan­delt, diskri­m­iniert es mein­er Mei­n­ung nach nicht, son­dern tut lediglich das, was es notwendi­ger­weise tun muss.

Zusät­zlich ist zu fra­gen: Wenn gle­ichgeschlechtlichen Paaren der Zugang zur Ehe möglich gemacht wer­den soll, weil die einge­tra­gene Part­ner­schaft als Ehe zweit­er Klasse gese­hen wird, müsste begrün­det wer­den, warum andere For­men von Lebens­ge­mein­schaften nicht genau­so zuge­lassen wer­den müssten. Warum kann ein Mann nicht mehrere Frauen heirat­en oder eine Frau mehrere Män­ner? Warum soll es Sin­gles ver­wehrt sein, ihre Pen­sion an einen besten Fre­und zu vererben? Welch­es Kri­teri­um ist hier im Spiel, welch­es die Zulas­sung gle­ichgeschlechtlich­er Paare zur Ehe begrün­det, dies anderen Verbindun­gen jedoch ver­wehrt ? Insofern ist die Wahl des Slo­gans ‘Ehe für alle’ denkbar ungün­stig gewählt! Für alle — wirk­lich? Nie­mand argu­men­tiert, dass die Ehe wirk­lich für alle geöffnet wer­den soll. Und weil nie­mand das wirk­lich will, ist die Frage berechtigt, warum die Ehe für gle­ichgeschlechtliche Paare geöffnet wer­den soll, aber nicht für andere.

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Unsere weit­eren Artikel zum Thema:

Das Reformierte Glaubens­beken­nt­nis zur ‘Ehe für alle’ (2019)
Wann sollen Chris­ten ihre Mei­n­ung ändern? (2019)
Die ‘Ehe für alle’ und nicht-christliche Reli­gio­nen (2019)


Bilder: unsplash

Über den Kanal

Paul Bruderer

Paul Bruderer, Jahrgang 1972, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, 1998 Gründungsmitglied der erwecklichen ‹Godi›-Jugendarbeit in Frauenfeld. Seit 2001 Pastor in der Chrischona Gemeinde Frauenfeld. Paul lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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Kommentare zu diesen Beitrag

28 Comments

  1. Simon

    Her­zlichen Dank für den Mut öffentlich zu ein­er Mei­n­ung zu ste­hen, die gegen den Strom schwimmt. Die Abstim­mung ist ja schon vor­bei, trotz­dem möchte ich noch eine kurze Anmerkung machen. Das Haup­tar­gu­ment ist, dass nur durch die Verbindung von Mann und Frau ein Kind gezeugt wer­den kann. Die Ehe für alle ist abzulehnen, schreib­st du, weil son­st les­bis­che Paare Zugang zur Fortpflanzungsmedi­zin haben. Damit würde Kindern ver­wehrt die biol­o­gis­che Herkun­ft zu ken­nen. Das ist doch kein Argu­ment gegen die Ehe für alle, son­dern gegen Fortpflanzungsmedi­zin. Es ist doch unehrlich, wenn schon seit Jahren viele het­ero­sex­uelle Paare Zugang zu kün­stlich­er Befruch­tung haben und nie­mand wehrt sich dage­gen, aber wenn Regen­bo­gen­fam­i­lien Rechts­gle­ich­heit ein­fordern ist es plöt­zlich abzulehnen. Wäre es nicht ehrlich­er zu sagen, dass man die Bibel wörtlich nimmt und Homo­sex­u­al­ität abzulehnen ist? Ist nicht die Gefahr, dem Kind seine Herkun­ft zu ver­heim­lichen bei het­ero­sex­uellen Paaren viel gröss­er als bei einem les­bis­chen? Insofern ist die Fortpflanzungsmedi­zin bei homo­sex­uellen Paaren für das Kind weniger problematisch.

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    • Paul Bruderer

      Danke Simon für deine Nachricht und dem Kom­men­tar. Du nimmst es richtig wahr: Ich führe ein Argu­ment gegen diese Art von Fortpflanzungsmedi­zin und wende sie auf die Ehe für alle an. Dort ist sie näm­lich eine physis­che Notwendigkeit, weshalb ich gegen die Ehe für alle bin. Es gibt aber auch andere Gründe, die man haben kann, gegen die Ehe für alle. Du nennst eine davon — es gibt viele mehr. Es gibt auch Gründe dafür. Ich wollte in meinem Artikel ein­fach ein gewichtiges auf­greifen, welch­es aber genau­so für het­ero­sex­uelle Paare gilt. Dort ist jedoch — im Unter­schied zu gle­ichgeschlechtlichen Paaren — diese Fortpflanzungsmeth­ode keine physis­che Vor­gabe. Und dies ist ein nicht zu ver­ach­t­en­der Unter­schied. Ich sehe aber nicht eine grössere Gefahr bei het­ero­sex­uellen Paaren, die Herkun­ft eher zu ver­ber­gen. Ich mag mich aber täuschen. Botom line: es ist für mich sowohl bei het­ero- wie auch bei homo­sex­uellen Paaren gle­ich unange­bracht. Es gibt eigentlich nicht eine ‘etwas weniger prob­lema­tis­che Vari­ante’ die deshalb berechtigt wäre, weil es ‘mehr prob­lema­tis­che Vari­anten’ gibt.

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  2. Jonas Gnehm

    Vie­len Dank für die diversen Beiträge zur Debat­te und zum The­ma. Mir scheint noch eine Anmerkung wichtig. Ohne darüber zu schreiben geht es in dieser ganzen Debat­te eigentlich um die Frage “Welch­es Men­schen­bild wird von der Mehrheit der Schweiz­er Bevölkerung vertreten?”. Die Befür­worter­seite hat ein Men­schen­bild, welch­es den Men­schen als “biol­o­gis­ches, verpflanzbares, wis­senschaftlich weit­ge­hend erk­lär­bares, mit etwas Intel­li­genz und Emo­tio­nen (Trieben) aus­ges­tat­tetes Wesen” sieht, das zugle­ich Herr der Schöp­fung und des Uni­ver­sums sein soll.
    Wenn man die ersten Kapi­tel in Gen­e­sis im Urtext gründlich analysiert ent­deckt man aber erstaunlich anderes!
    Mann = isch (Aleph-Jod-Schin)
    Frau = ischa (Aleph-Schin-Heh)
    ent­fer­nt man daraus Jod und Heh (Jah, als Kurz­form von Jah­we, also Gott der Herr), dann bleibt “esch esch” übrig, was als “dort ist Feuer” inter­pretiert wer­den kann. Ohne Gott in der Beziehung zwis­chen Mann und Frau, “ist dort Feuer” und Gott spiegelt sich als Wesen in der Verbindung von Mann und Frau (Jod beim Mann und Heh bei der Frau).

    Mir ist klar, dass man damit keine Geg­n­er überzeu­gen wird, welche auf Stu­di­en und “Hard-Facts” aus sind. Aber das Men­schen­bild dahin­ter (ein Men­sch mit ein­er Seele, dem Gott die Ewigkeit in sein Herz gelegt hat) darf ruhig wieder ein­mal in Erin­nerung gerufen und von den Däch­ern der Kirchen verkün­det werden…

    Fre­undliche Grüsse
    Jonas Gnehm

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    • Paul Bruderer

      Danke Jonas — ich sehe es ähn­lich wie du, dass das Men­schen­bild eine zen­trale Rolle spielt in diesen Fragen 👍

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  3. Finger Kurt Andreas

    Guten Tag Herr Bruderer,
    danke für Ihren muti­gen Bericht. Meine Frage: Kann ich Ihr Doku­ment meinem Brief zuhan­den unser­er Kirchge­meinde beifügen?

    Edith und Kurt Andreas Finger
    Mattenstr.9
    3600 Thun
    Thun, den 29.8.2021

    Pfar­rkol­legium Thun-Stadt
    Namen unerwähnt
    Fruti­gen­strasse 22
    3600 Thun

    Artikel im «Reformiert» (Beilage Sept. Thun Stadt)
    Innerkirch­lich­er Diskurs (Method­is­che Abhand­lung und Erörterung) —Kon­tra Unter­weisung im Wort Gottes: EHE FÜR MANN UND FRAU!

    An das Pfarrkollegium,
    Sie beschreiben Ihren Entschluss, und beu­gen sich mut­los dem Zeit­geist und seinen trügerischen Fah­nen, statt mit Überzeu­gung für das heilige Gotteswort einzustehen.
    Wir hal­ten die Kon­se­quenz Eur­er Stel­lung­nahme als wider­natür­lich und Gottesverachtend.

    Fre­undliche Grüsse. Kyrie eleison.
    Edith Fin­ger Kurt Andreas Finger 

    Beilage: P. Brud­er­er, eine glaub­würdi­ge Meinung.

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    • Paul Bruderer

      Danke Herr Fin­ger für ihre Reak­tion auf meinen Text. Sie kön­nen selb­stver­ständlich den Text nutzen wie sie es für richtig hal­ten. Wir beanspruchen keinen Kon­trolle über unsere Texte, wenn sie mal öffentlich ‘draussen’ sind. Auch wenn ich inhaltlich ganz bei Ihnen bin, hätte ich doch eine etwas ein­laden­dere For­mulierung gewählt im Sinne ein­er Frage, z.B. “Ich bitte euch zu über­legen, ob wir mit eurem Entscheid euch dem Zeit­geist beugt” oder so. Gottes Segen und kom­men Sie auf einen Kafi vor­bei, wenn Sie mal in der Gegen sind, Paul Bruderer

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  4. Kurmann Rosie

    Mit “Gebas­tel” beze­ichne ich die Meth­ode, wie Etwas hergestellt wird, um einem Mod­el möglichst nahe zu kom­men, was im
    Natür­lichen vorgelegt ist. In diesem Fall sind es Kinder, die nach jew­eiliger Samen­spende möglichst per­fekt opti­miert wer­den. Haar­farbe opti­mal! Genetisch opti­mal gewählt! Das per­fek­te Kind ist bestellt! ich weiss, das tönt zynisch. Aber het­ero­sex­uelle Paare nehmen Ihr Kind so, wie es ist.….…meistens in unper­fek­te Fam­i­lien hineingezeugt aber mit Hin­ter­grund, das macht ein Unterschied.
    Das Endresul­tat in jedem Fall ist ein Kind, ein Men­sch, der Gott mit Gnade erwartet! So oder so.
    Ich würde ein homo­sex­uelles Paar nie verurteilen wollen und Ihr Kind auch nicht. Auf der anderen Seite würde ich sie auch niemals für etwas Beson­deres hal­ten. Men­sch ist Men­sch, mit guten und schlecht­en Seiten.
    In der Abstim­mung geht es aber um eine Gesellschafts-Form, was wir wählen kön­nen oder auch nicht. Danach ist der “Hase gelaufen” und wir als Gesellschaft sind erneut gefordert, damit umzuge­hen und neu zu definieren, wie wir gegen­seit­ig miteinan­der umge­hen wollen.
    Ein klares JA wäre ein JA, ein klares NEIN ist ein NEIN. In jedem Fall kämen die Kon­se­quen­zen auf uns zu. Kinder, die irgend­wann vielle­icht grosse Fra­gen an uns stellen. Oder homo­sex­uelle Paare, die sich fra­gen, weshalb sie so ungerecht behan­delt wur­den.….…. Wir wer­den es nie allen Recht machen. Wird Gott es uns immer Recht machen? Am Kreuz von Gol­gatha find­en Manche Antwort, Andere wiederum nicht. Wäh­le selb­st! Gnade und Umkehr geht Jeden etwas an.…..

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  5. Kurmann Rosie

    Als Kun­stschaf­fende weiss ich, wie ein Orig­i­nal zu werten ist. Kopi­en sind und bleiben ein­fach das, was sie sind: Kopi­en. Die soge­nan­nte “Ehe für alle” sehe ich als Kopie und ist mit dem ursprünglichen Orig­i­nal nicht zu ver­gle­ichen. Es ist ein Gebas­tel auf der ganzen Lin­ie. Die Kinder müssten damit klarkom­men, wenn damit exper­i­men­tiert wird, dass sie nun mal irgend­wo noch einen unbekan­nten Vater, bzw. eine unbekan­nte Mut­ter haben. Wollen wir das?

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    • Paul Bruderer

      Danke Rosie. Auch wenn wir Kinder nicht als ‘Gebas­tel’ beze­ich­nen wollen, so ist der Ver­gle­ich zur Kun­st ein­er, über den man nach­denken kann. Gott beze­ich­net ja in der Bibel jedes Kind als ein Orig­i­nal, ein Kunst­werk, als ein Unikat. Auf die orig­i­nale Idee der Ehe kön­nte der Gedanken schon angewen­det wer­den. Ich nehm’s mal mit in Kopf und Herz 🙂

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  6. Rosie Kurmann

    Aus der Sicht ein­er Kun­stschaf­fend­en ist die The­matik “Ehe für alle” wie ein Gebas­tel, das dem Orig­i­nal nicht nahe kommt. Die Kinder, die daraus gebastelt wer­den müssten es tragen.
    Wollen wir das? Ist nicht schon genug durcheinan­derge­bracht auf diesem Planeten?

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  7. Martin Maag

    Das Woh­lerge­hen der Kinder ist bei diesem The­ma unbe­d­ingt höher zu gewicht­en als das Wohlbefind­en der Erwach­se­nen. Es kann nicht sein, dass den Kinder die Risiken eines gesellschaftlichen Ver­suchs zuge­mutet wer­den. Jedes Kind muss nicht nur das Recht haben, seine biol­o­gis­chen Eltern zu ken­nen, son­dern wenn immer möglich auch bei ihnen aufzuwach­sen. Den Ver­merk, dass der Begriff “Ehe für alle” wenig hil­fre­ich ist, da die Ehe so oder so nie allen offen­ste­hen wird, finde ich wichtig. Der Begriff Ehe kann ohne weit­eres het­ero­sex­uellen Paaren vor­be­hal­ten bleiben, ohne irgend­je­man­den zu diskri­m­inieren. Wir haben genü­gend gute Begriffe für andere Arten des Zusammenlebens.

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    • Paul Bruderer

      Vie­len Dank Martin!

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    • Jonas Gnehm

      Vie­len Dank Herr Maag für den Hin­weis zum Woh­lerge­hen der Kinder. Tragisch ist nur, dass diese Kinder, um die es hier geht, dank Social Media felsen­fest davon überzeugt sind, dass “Ehe für alle” das “Beste für alle” sein würde. Aber die Geschichte lehrt uns, dass das Pen­del der men­schlichen Wün­sche und Sehn­süchte sich irgend­wann auch wieder wen­det. Ich hoffe und bete nur, dass es auch anders als wieder mit einem Weltkrieg und Tab­u­larasa geht.

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  8. Emanuel Schäfer

    Besten Dank für den erhel­len­den Beitrag zu diesem gesellschaftlich so brisan­ten The­ma. Das Gute daran: Men­schen, die sich nicht auf die bib­lis­che Botschaft oder die christlich-ethis­che Sichtweise abstützen möcht­en, kom­men nicht umhin, sich mit solchen Argu­menten auseinan­der zu set­zen! Mir ist fol­gende Präzisierung wichtig: Wesentlich zur Entwick­lung und somit zum Kindswohl gehört die Möglichkeit für Tochter und Sohn, in der intim­sten ersten Beziehung zu den Eltern bei­de Geschlechter ken­nen ler­nen zu dür­fen und dadurch die je ver­schiedene Iden­ti­fika­tion mit dem eige­nen Geschlecht auf­bauen zu können.

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    • Paul Bruderer

      Danke Emanuel — Ins­beson­dere für den wichti­gen Hin­weis! Jed­erzeit gerne mehr davon 👍

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  9. Bär Heiner

    Vie­len Dank für diesen dif­feren­zierten und gut for­mulierten Artikel. Für mich ist er in mein­er Entschei­dungssuche sehr hil­fre­ich. Er gibt mir auch Hil­fen in Diskussionen

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    • Paul Bruderer

      Danke Hein­er

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  10. DerAusnahmsWeise

    Hal­lo Paul,
    Als tsc-Stu­dent (the­ol­o­gis­ches sem­i­nar st. chrischona) beschäftige ich mich ger­ade mit der Ethik. Nun habe ich heute Nach­mit­tag in euren Blog reingeschaut und ich komme seit Stun­den nicht mehr davon weg. Ich habe ger­ade einige eur­er Ein­träge zur Sex­u­alethik gele­sen (und werde alle übri­gen sich­er auch noch lesen) und bin fasziniert, wie genau ihr eure Argu­men­ta­tio­nen auf­baut und dabei sehr ein­fach in der Erk­lärung bleibt, damit es leicht ver­ständlich bleibt. Für mich ist faszinierend, wie ihr die Ethis­chen Prinzip­i­en ganz durchrech­net (stark sicht­bar bei eur­er Stel­lung­nah­men gegenüber der EKS). Für mich ist das ger­ade ein gutes Übungs­feld für meine Ethis­chen Stu­di­en und zudem darf ich mich bei euch immer wieder über über­raschende, aber wichtige Argu­mente freuen, die anson­sten in der öffentlichen Debat­te nicht zum Zug kommen.

    Danke euch

    PS: Ich bedauere, dass ich nicht an dem Sex­u­alethik­abend am tsc mit dir dabei sein kon­nte, weshalb ich mich umso mehr freue, über euren Blog von euch zu lernen.

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    • Paul Bruderer

      Danke für die Blu­men Ben­jamin. Du beschreib­st, was wir zu leben ver­suchen. Wenn es am TSC Abend schon nicht geklappt hat, komm‘ doch mal auf ein Bier oder Kafi vor­bei 👍 würde mich freuen! Paul

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  11. eisbach

    In der ganzen Diskus­sion ums The­ma ist mir der auf die Kinder bezo­gene Aspekt darin, neu. Dem was hier dazu geschrieben wurde, stimme ich zu… wohl ein weit­eres wichtiges The­ma, mit dem man vielle­icht auch mit eini­gen auf densel­ben Nen­ner kommt, die anderen Aspek­ten zur sex­uellen Ori­en­tierung son­st recht undif­feren­ziert gegenüberstehen.

    Man merkt ein­mal mehr, je tiefer man sich mit ein­er The­matik beschäftigt, desto mehr an auf­schlussre­ichen Erken­nt­nis­sen ent­deckt man…

    Auch wenn sich dieser Beitrag haupt­säch­lich mit den Din­gen, bezo­gen auf den Volk­sentscheid beschäftigt und deswe­gen natür­lich keine Run­dum-Abhand­lung darstellt…
    …mir kommt – auch in dem anderen ver­link­ten Artikel – die Frage nach der Entste­hung von sex­ueller Ori­en­tierung zu kurz.
    Wenn sich her­ausstellen würde, dass man Homo- oder Inter­sex­uell empfind­et, nicht weil Gott einen so geschaf­fen hat, son­dern deswe­gen, weil irgend­wo etwas “schief gelaufen” ist… wäre es dann nicht unbarmherzig, sich nicht damit zu beschäfti­gen, wo und was da schief lief… wenig­stens zu ver­suchen, Kon­flik­te zu ent­lar­ven und alles dafür zu tun, diese zu klären…
    …anstatt zu befür­worten, oder dafür einzutreten, solche (beim genauen hin­se­hen) wohl doch kon­flik­tre­ichen Zustände in gewiss­er Weise (noch stärk­er) zu etablieren… z.B. dadurch, das man einen neuen Zivil­stand o. ä. schafft?
    Ich weiss nicht, ob man den Men­schen, die das bet­rifft so wirk­lich hilft…
    (Damit ver­bun­den: Kön­nte es nicht sein, das das Empfind­en viel­er Men­schen, die man vielle­icht eher als “rück­ständig” beze­ich­nen würde, in Bezug auf aus­gelebte Homo­sex­u­al­ität nicht doch von etwas “wahrem” zeugt?)

    Ich denke, ich habe den Gedanken, mit “die Gemeinde – ein Ort der Gnade* schon soweit ver­standen… aber wenn ich doch irgend­wo ein Prob­lem sehe, auch wenn dieses von anderen nicht als solch­es wahrgenom­men wird, und ich jeman­den etwas gutes tun will, dann sollte sich doch der Fokus darauf richt­en. das Prob­lem zu lösen…
    …was natür­lich dann nicht geschehen kann, wenn ich das Ver­trauen der Men­schen nicht gewinne.

    (Inter­es­sant in diesem Zusam­men­hang ist vielle­icht auch der Ansatz der ‘Brud­er­schaft auf dem Weg’ in Zürich.)

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    • Paul Bruderer

      Danke lieber ‘Eis­bach’ 🙂 Die Brud­er­schaft des Weges ist super. Von ihnen kann man viel ler­nen. Danke für den guten Hin­weis. Ich gehe mit vielem einig, das du schreib­st. Es gibt VIEL zu sagen in diesem Bere­ich. Der Artikel war nicht gedacht, alles zu klären (als ob ich oder wir das über­haupt kön­nten), son­dern ein Denkange­bot zu machen zur poli­tis­chen Debat­te der näch­sten Monate. Ich hoffe, viele Schweiz­er Stimm­berechtigte denken ein paar Zen­ti­menter tiefer als der all­ge­meine Kon­sens ‘Liebe ist Liebe’, bevor sie abstim­men. In allem drin: ich bin weit davon ent­fer­nt, homo­ero­tisch Empfind­en­den ihre Rechte absprechen oder sie pie­sack­en zu wollen. Ich liebe Homo­sex­uelle, wie ich jeden Men­schen liebe. Ich tue das auf­grund mein­er christlichen Weltan­schau­ung, die jedem Men­schen Eben­bildlichkeit Gottes zuschreibt. Ich scheine auch keine Berühungsäng­ste zu haben mit ihnen, da ich regelmäs­sig mit unter­schiedlich­sten homo­ero­tisch Empfind­en­den Umgang habe. Mir geht es darum, dass wir als Gesellschaft erken­nen: Es gibt grundle­gende Unter­schiede in der Liebe. Liebe ist nicht Liebe. Und auf diese Unter­schiede müssen wir anders einge­hen — was vor dem Gesetz eine Dif­feren­zierung ver­langt. Wenn wir da, wo reale Unter­schiede vorhan­den sind, gle­ich vorge­hen, wird es nicht passen und — in diesem Fall — wer­den Ungerechtigkeit­en entste­hen gegenüber Kindern.

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  12. Dominik

    “Nie­mand argu­men­tiert, dass die Ehe wirk­lich für alle geöffnet wer­den soll. Und weil nie­mand das wirk­lich will, ist die Frage berechtigt, warum die Ehe für gle­ichgeschlechtliche Paare geöffnet wer­den soll, aber nicht für andere.”

    Für wen soll die Ehe denn noch geöffnet wer­den als für Het­ero­sex­uelle oder Homo­sex­uelle Paare? Es ist doch ziem­lich logisch: Wenn zwei erwach­sene Men­schen sich lieben, sollen sie das Recht haben sich zu Heirat­en! Noch Fra­gen? Ich stelle gerne mal die steile These in den Raum, dass mehr oder weniger jed­er erwach­sene Men­sch, der einen anderen erwach­se­nen Men­schen liebt entwed­er homo­sex­uell (Min­der­heit), bisex­uell (Min­der­heit) oder het­ero­sex­uell (grosse Mehrheit) empfind­et. Über diese Men­schen reden wir hier! Über dich und mich. Was ist jet­zt bitte unklar an der Beze­ich­nung Ehe für Alle?

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    • Paul Bruderer

      Danke für deine Rep­lik Dominik. Es gibt mehr Rich­tun­gen, in welche die Ehe geöffnet wer­den kön­nte, als jene, die du nennst. Du nennst den — ich würde sagen — höch­sten sex­u­alethis­chen Wert unser­er Zeit: Ein­vernehm­lichkeit unter Erwach­se­nen. Passend dazu der Slo­gan ‘Liebe ist Liebe’. Kür­zlich in mein­er Nach­barschaft: zwei Ehep­aare wech­seln in ein polyamourös­es Beziehungsmod­ell. Sie haben Kinder. Die Kinder lei­den und sind ver­wirrt. Und ich wette schon fast, dass min­destens eine der 4 Erwach­se­nen im Grunde genom­men das nicht will. Diese Sachen höre ich meist nicht öffentlich, son­dern im Seel­sorgez­im­mer. Nach dem Kri­teri­um ‘Ein­vernehm­lichkeit unter Erwach­se­nen’ wäre auch ein solch­es polyamourös­es Mod­ell okay und sollte das Label ‘Ehe’ tra­gen dür­fen. Ich sehe das anders. Ein zen­traler Punkt meines Artikels ist zu zeigen, dass ‘Liebe’ nicht gle­ich ‘Liebe’ ist — die homo­sex­uelle Beziehung unter­schei­det sich grundle­gend von der het­ero­sex­uellen Beziehung. Das ist keine Bemerkung über die Inten­sität der Liebe, son­dern ver­langt nach unter­schiedlichen Kat­e­gorien im Gesetz. Ungle­ich­es soll eben ungle­ich geord­net wer­den. Wenn man Gle­ich­es ungle­ich behan­delt, ist es diskri­m­inierend — aber nur dann. Aber genau kann das gle­ich behan­deln von Ungle­ichem zu Diskrim­ierung führen — in diesem Fall von Kindern.

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  13. Viktor Pfister

    So fängt es auch in meinem Herzen an mehr zu stimmen/passen. Das sind kon­struk­tive, weg­weisende Gedanken: beste­hende “einge­tra­gene Part­ner­schaft” geset­zge­berisch aus­bauen; klare Abgren­zung (nicht Diskri­m­inierung, son­dern Unter­schei­dung, Abgren­zung) der tra­di­tionellen Ehe (1 Mann und 1 Frau); Wohl der Kinder (möglichst in ein­er tra­di­tionellen Fam­i­lie aufwach­sen dür­fen). Als Alter­na­tive kön­nte ich mir auch vorstellen: Als Chris­ten, die die tra­di­tionelle Ehe schützen wollen, einen neuen Weg gehen. Während der Staat/Gesetzgeber die “Ehe für alle” juris­tisch regelt, leben die Chris­ten, die die tra­di­tionelle Ehe leben wollen, eben diese Ehe- und Fam­i­lien­form. Als Unter­schei­dung find­en wir dafür vielle­icht ein­fach einen neuen Namen für diese Ehe. Eine Idee dazu fehlt mir allerd­ings noch. Aber diese christliche Überzeu­gung hängt ja nicht an der Beze­ich­nung oder am Wort “Ehe”, son­dern an der inhaltlichen Gestal­tung. Das lässt damit auch allen Raum für andere Lebens­for­men uneingeschränkt offen. Ich denke bloss mit.

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    • Paul Bruderer

      Danke Vik­tor! Super Zusam­men­fas­sung mein­er vie­len Worte 🙂 Denken wir zusam­men auch noch weiter 👍

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      • Erika Schaefer

        Danke an Euch Alle für die gute Zusam­men­fas­sung! 1. Ich wäre auch für eine andere Beze­ich­nung der ‘einge­tra­ge­nen Part­ner­schaft’ wo Men­schen ‘ander­er sex­uellen Nei­gun­gen sich absich­ern kön­nen. Der Begriff der EHE sollte het­ero Ehep­aaren vor­be­hal­ten bleiben und nicht ver­wässert wer­den. Gott ist da ganz ein­deutig: 1 Mann, 1 Frau. Punkt. Und Kinder sind ein Geschenk v Schöpfer und wed­er eine Ware noch käu­flich zu erwer­ben mit entsprechen­dem Wun­schde­sign! Der Ego­is­mus und das HABEN WOLLEN treibt fürchter­liche Blüten. Als meine “frucht­baren Jahre” dahingin­gen, war mein Wun­sch nach einem Kind manch­mal sehr gross..auch ohne Mann not­falls. Bei tief­er­er Betra­ch­tung musste ich mir eingeste­hen, dass es EGOISMUS war. Ein Kind braucht BEIDE ELTERNTEILE! Wir müssen ler­nen, Alles in grösserem Zusam­men­hang zu sehn. Es ging mir nicht um Liebe für ein Kind, die hätte ich gehabt..und ich liebe Kinder immer noch sehr! Aber nicht allen Men­schen will Gott vielle­icht Kinder anver­trauen. Ich kann hier nicht weit­er aus­führen. Denken wir über einen neuen Begriff nach? Lebensgemeinschaft/Zweckgemeinschaft/ nix mit EHE und schon gar nicht für Alle. Die LGBT Com­mu­ni­ty wird keine Ruhe geben.Die Samen­banken freuts, gibt Geschäft u viel Geld.

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  14. Elisabeth Rohr

    Ich finde diese Gedanken der Freikirche und von dir, Paul, sehr gut. Was ich aber ver­misse, sind die klaren Bibel­worte dazu. Römer 1, 18 ff. Es geht ja vor allem darum, wie Jesus diese Sache sieht und warum er uns als Mann und Frau geschaf­fen hat und nicht nur, welche Mei­n­ung wir Men­schen haben. Her­zliche Grüsse! Elisabeth

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    • Paul Bruderer

      Danke für deine pos­i­tive Rück­mel­dung Elis­a­beth! Ich ver­ste­he, was du meinst. Ich wollte einen Artikel schreiben, der auch Men­schen anspricht, die sich nicht als Chris­ten sehen. Deshalb habe ich für ein­mal die Bibel nicht expliz­it erwäh­nt wobei das Ganze gut in der judeo-christlichen Weltan­schau­ung gegrün­det ist. Her­zliche Grüsse! Paul

      Reply

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