Die Erkenntnis, dass Jesus tatsächlich leiblich auferstanden ist von den Toten, hat in meinem Leben die Wende von Glaubenszweifel zu Glaubensgewissheit bewirkt. Was in meiner Biographie passiert ist, ist seit den Anfängen des christlichen Glaubens eine wiederholte Erfahrung vieler Menschen. Die Auferstehung Jesu konfrontiert die von Skepsis geprägte Mentalität unserer Zeit und deren intellektuellen Rückzug in rein pragmatische Themen, die nur auf das Diesseits bezogen sind.
Die ersten Christen treffen mit ihrer Verkündigung der Auferstehung von Jesus Christus auf eine griechisch-römische Kultur, die sich in einer Zeit wachsender Skepsis befindet. Die Zeiten der berühmten griechischen Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles sind vorbei. Diese haben sich noch an die grossen Fragen herangewagt. Was ist das grundlegende Wesen der Realität? Haben wir Zugang zur absoluten Wahrheit? So mutig, intelligent und brillant sie auch gewesen sind, sie sind trotzdem zu gegensätzlichen Aussagen gekommen. Diese Tatsache hat zu einer Krise des Denkens, der Kultur und des Lebens geführt. «Wenn unsere besten Denker sich nicht einigen können auf die elementarsten Fragen der Wirklichkeit, hören wir am besten auf, über solche absoluten Wahrheiten nachzudenken», scheint das Motto geworden zu sein.
Diese Mentalität beschreibt auch treffend die Mentalität vieler heutiger Denker und leider auch mancher Theologen. Die postmoderne Mentalität hat, bei all ihrer guten Analyse, zu einer Skepsis geführt, die mit ähnlichen Worten beschrieben werden kann wie die damalige griechische Kultur. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz gibt einen ausgezeichneten Einblick in die postmoderne Skepsis. Ich habe dazu auch kürzlich gepredigt (Predigt 1, Predigt 2). Das intellektuelle Klima unserer Zeit hat Ähnlichkeiten mit der Zeit, in der das Christentum auf die Weltbühne platzte. Die christliche Botschaft der Auferstehung von Jesus Christus von den Toten hat demnach die potentiell gleiche Wirkungskraft, wie sie es damals schon hatte.
Gehen wir zurück in die Zeit der ersten Christen. Anstelle des intellektuellen Mutes von Sokrates, Platon und Aristoteles finden wir jetzt zwei Denkschulen, welche die Szene prägen: Die Epikureer und Stoiker. Sie zeichnen sich aus durch einen Rückzug von den grossen Fragen hin zu rein praktischen Lebensfragen: Epikureer und Stoiker sind sich einig, dass wir uns nur mit der Frage des Glücks im Hier und Jetzt geschäftigen können. Grössere Fragen nach absoluter Wahrheit und dem Wesen der Welt zu stellen, wird als intellektuelle Überheblichkeit angesehen.
Die Epikureer sind disziplinierte Hedonisten. Es geht ihnen um Maximierung des Vergnügens und Minimierung des Leidens. Wer zum Beispiel zu viel Alkohol trinkt, leidet am nächsten Tag. Um wirkliches Vergnügen zu finden, muss man also das richtige Mass finden. Die Stoiker hingegen sind daran interessiert zu verstehen, wie wir psychisch gelassen und unerschüttert bleiben können, egal, was uns äusserlich geschieht. Beide Denkschulen verfolgen das gleiche, auf das Diesseits fokussierte Ziel der Glückseligkeit. Sie tun dies aber mit unterschiedlichen Mitteln. Sie fördern eine tiefe Skepsis in der breiten Kultur und Bevölkerung.
Paulus auf dem Aeropag. Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872)
Die ersten Christen treffen mit der Botschaft, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, auf dieses skeptische intellektuelle und kulturelle Umfeld. Wenn es wirklich stimmt, dass Jesus auferstanden ist, dann führt dies ganz natürlicherweise dazu, dass die griechischen Zuhörer mehr über die absoluten Realitäten der Welt wissen können, als sie bisher gedacht haben. Diese Erkenntnis stösst nur bedingt auf Begeisterung, wie die Interaktion zwischen Paulus und den Epikureern und Stoikern in Athen zeigt. Es kommt zu intensiven Diskussionen, welche einige Zuhörer überzeugen. Es kommt aber auch zu Spott und Gelächter gegenüber der Idee, dass ein Mensch von den Toten auferstanden sei:
Dabei kam es auch zu Diskussionen mit epikureischen und stoischen Philosophen. Einige von ihnen spotteten: »Was will eigentlich dieser sonderbare Vogel mit seinen aufgepickten Weisheiten? Glaubt er, er könne uns etwas beibringen?« Andere meinten: »Es scheint, als wolle er Propaganda für irgendwelche fremden Götter machen!« Zu diesem Schluss kamen sie, weil sie Paulus, als er das Evangelium verkündete, von Jesus und von der Auferstehung reden hörten. (Apostelgeschichte 17:18)
Paulus konfrontiert hier die Skepsis und Fokussierung der Stoiker und Epikureer auf rein diesseitige Fragen mit der Nachricht, dass Jesus auferstanden ist. Die Auferstehung untergräbt verständlicherweise die philosophischen Festlegungen dieser kulturprägenden Influencer! Schließlich gewähren sie dem Wanderprediger einige Minuten Ansprache auf dem berühmten Areopag. Sie hören gebauchpinselt zu, solange Paulus ihre eigenen Autoren zitiert. Als Paulus zu Jesus schreitet, zu dessen Auferstehung von den Toten und dem damit verbundenen kommenden Gericht Gottes, verwandelt sich ihre Aufmerksamkeit in Gelächter:
Als Paulus von der Auferstehung der Toten sprach, brach ein Teil der Zuhörer in Gelächter aus, und andere sagten: »Über dieses Thema wollen wir zu einem späteren Zeitpunkt mehr von dir erfahren.« Damit endete die Anhörung, und Paulus verließ die Ratsversammlung. (Apostelgeschichte 17:32–33)
Wo die Botschaft der Auferstehung von Jesus in der griechischen Kultur Raum gewinnt, muss die Skepsis zugunsten der Gewissheit verstummen. Einigen passt das nicht. Ihnen gefällt Skepsis besser, denn diese ermöglicht ihnen ein Leben in diesseitigen Genüssen, welches in der Rechenschaft vor dem auferstandenen Jesus vielleicht nicht mehr möglich wäre. Was auch immer ihre Motivationen sind: Sie bevorzugen es, skeptisch zu bleiben, anstatt Gewissheit zu finden gegenüber den grundlegenden Fragen der Wahrheit und des Wesens der Welt.
Die Auferstehung Jesu von den Toten ist auch heute ein offener Widerspruch gegen die Glorifizierung von Zweifeln und gegen den intellektuellen Rückzug in rein pragmatische Themen, die nur auf das Diesseits bezogen sind. Wenn Jesus tatsächlich leiblich von den Toten auferstanden ist, dann gibt es Gewissheit des Glaubens! Selbstverständlich gibt es dann immer noch offene Fragen. Aber die grundlegende Unsicherheit darf der Gewissheit des Glaubens Raum geben!
Für mich als damals junger Mann war die Erkenntnis, dass Jesus tatsächlich auferstanden ist, der Befreiungsschlag schlechthin! Ich darf mit Gewissheit glauben! Halleluja! Mein Herz fing wieder an zu singen und zu loben! Das Leben macht eben doch Sinn! Das Universum ist doch kein Ort dunkler Sinnlosigkeit! Mein Leben ist seither für immer verändert. Ich darf Boden unter den Füssen haben in der Gewissheit, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist! Ich darf mich auch mutig an die grossen Fragen der Welt und der Wahrheit heranwagen, ohne mich dafür ständig entschuldigen zu müssen. Was für ein gutes Gefühl! Metaphysische Fragen sind willkommen und nicht intellektuell unehrlich!
Diese Erfahrung der Auferstehung führt dazu, dass ich wenig Verständnis habe für die trendige Glorifizierung von Zweifeln unter Christen und Theologen in unserer Zeit. Manche Blogger und Influencer mögen mit Spott und Gelächter reagieren, wenn Christen wie ich sich dazu erdreisten, Gewissheit des Glaubens im Herzen zu tragen. Was für mich ein kostbares Gut und ein Geschenk von Jesus ist, ist für sie etwas, das es zu belächeln gilt. Persönlich halte ich mich lieber an meinen Namensvetter Paulus, als an die Stoiker und Epikureer von damals und heute. Ich darf voller Staunen, Zuversicht und Freude gemeinsam mit Paulus und vielen anderen Christen dieser Welt entgegenrufen:
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! (Lukas 24,34)
Diese Tatsache verändert alles! Diese Tatsache verändert auch dein Leben. Du kannst Ostern 2020 nutzen, um weiter in einer gut argumentierten und kulturell akzeptierten Skepsis zu verharren. Oder du kannst der Frage nachgehen, ob Jesus Christus vielleicht tatsächlich auferstanden ist, um Gewissheit des Glaubens zu finden!
Wenn du Fragen hast, ob die Auferstehung wirklich passiert ist, lade ich dich ein, deinen Fragen auf den Grund zu gehen. Viele tolle Denker haben sich damit auseinandergesetzt, wie gut die Beweislage der Auferstehung ist. Hier eine Auswahl aus dem deutschsprachigen Raum:
- Dr. Johannes Hartl hat drei gute, kurze Vorträge gehalten (Teil 1, Teil 2, Teil 3).
- Blogger Dr. Markus Till hat einen ausgezeichneten Artikel dazu verfasst.
- Stephan Lange hat zwei tolle kurze Clips gemacht (Teil 1, Teil 2).
- Samuel, ein Student aus dem Umfeld der VBG, zeigt in diesem 3‑minütigen Clip auf, warum wir die Auferstehungserzählung nicht einfach als Legende abtun können.
- Historiker Jürgen Spiess waren diese Fragen in seiner eigenen Biographie wichtig. Mit zehn Thesen äussert er sich zur Frage des leeren Grabes. Das ausführliche Buch dazu heisst “Ist Jesus auferstanden?”
- Ein neuer Film über das Leben von Lee Strobel, Journalist, beschreibt gut dessen Weg vom Skeptiker zu einem Menschen mit Glaubensgewissheit. Hier ein Ausschnitt davon. Das dazu gehörige Buch heisst “Der Fall Jesus”.
- NT Wrights gründliche und fachlich hochstehende Analyse: Kapitel 18 in “Die Auferstehung des Sohnes Gottes”.
Titelbild: Ausschnitt aus Paulusdarstellung von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872)
Schade, dass mein Blog-Beitrag zum Thema Auferstehung nicht erwähnt wurde. Ich denke, dass er sehr zur Klärung und zum lebendigen Glauben beitragen kann. Deshalb hier der link: https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/10/15/jesus-der-christus-traditionslos/