V.U.K.A.-Theologie in einer V.U.K.A.-Welt?

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Wer die Post­mod­erne ver­ste­hen will, wird um die Aspek­te, die durch das Kürzel V.U.K.A. beschrieben wer­den, nicht herumkom­men. In ver­schieden­er­lei Hin­sicht wird die gesamte west­liche Welt und das Lebens­ge­fühl darin (auch unab­hängig von Coro­na) immer mehr V.U.K.A.:

V:    verän­der­lich (volatil­i­ty):
Dauernde Verän­derun­gen wer­den zur einzi­gen Konstanten.
U:   unsich­er (uncer­tain­ty):
Unsicher­heit macht sich bre­it und man weiss je länger je weniger, was einem in einem Monat, Jahr oder Jahrzehnt erwartet.
K:    kom­plex (com­pex­i­ty):
Die Kom­plex­ität des Lebens steigt und der Zusam­men­hang zwis­chen Ursache und Wirkung wird immer schwieriger zu erkennen.
A:    ambig (ambi­gu­i­ty):
Ambi­gu­i­tät bedeutet Mehrdeutigkeit und Wider­sprüch­lichkeit. Infor­ma­tio­nen und Sachver­halte scheinen mehrdeutig oder gar widersprüchlich.

Die Frage stellt sich: Wie treiben wir The­olo­gie in ein­er V.U.K.A.-Welt? Mit ein­er The­olo­gie, die eben­falls verän­der­lich, unsich­er, kom­plex und ambig ist? Soll die The­olo­gie unser­er Gesellschaft gle­ichen, oder soll sie im Gegen­satz zu V.U.K.A. beständig, sich­er, klar und ein­heitlich sein? Gibt es unab­d­ing­bare, fest­ste­hende, ver­lässliche Ele­mente ein­er evan­ge­lis­chen The­olo­gie? Und falls ja, welche sind dies? Und welche Part­ner­schaften und Allianzen zwis­chen ver­schiede­nen Kon­fes­sio­nen, Denom­i­na­tio­nen und Kirchen sind angesichts der beste­hen­den the­ol­o­gis­chen Unter­schiede möglich?[1]


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Drei Haltungen zum Thema Einheit

Wir sind als Chris­ten ver­schieden­er Strö­mungen und the­ol­o­gis­chen Prä­gun­gen aufgerufen, die Ein­heit zu suchen und dadurch in dieser Welt hand­lungs- und zeug­n­is­fähig zu bleiben.[2] Gle­ichzeit­ig sollen wir uns an alle Gebote Jesu hal­ten.[3] Wie kön­nen wir Ein­heit erleben, während wir unter­schiedliche Lehrüberzeu­gun­gen haben? Es gibt drei grund­sät­zliche Möglichkeiten:

1. The­ol­o­gis­ch­er Min­i­mal­is­mus: Ein­heit via Toleranz
Ein­heit wird nicht über den Kon­sens in christlichen Lehren gesucht, son­dern in gelebter Tol­er­anz, auch “Ambi­gu­i­tät­stol­er­anz” genannt.

Vertreter und Vertreterin­nen ein­er lib­eralen The­olo­gie behan­deln die christlichen Glaubenswahrheit­en weit­ge­hend so, als ob grund­sät­zliche Frei­heit herrschte, ob man dies als Christ glauben möchte oder nicht. So wer­den auch Lehren, die in der Kirchengeschichte als zen­tral erkan­nt wur­den, weit­ge­hend beliebig gemacht.[4]

Hier wird zum Beispiel argu­men­tiert, die verbindende Mitte sei nicht die Lehre des Chris­ten­tums, son­dern die Per­son Chris­tus. Dabei wird in der Regel jedoch nicht beant­wortet, wer und wie dieser Chris­tus ist, was er gelehrt und für uns getan hat, was Nach­folge bedeutet, woher wir verbindliche Infor­ma­tio­nen über das alles bekom­men, und falls wir diese Infor­ma­tio­nen aus der Bibel bekom­men, wie wir die Bibel lesen und ver­ste­hen sollen.[5]

“Ein­heit via Tol­er­anz” bedeutet pointiert for­muliert: Alle the­ol­o­gis­chen Lehren sind verän­der­lich, unsich­er, kom­plex und ambig, also V.U.K.A.. Wer dies nicht erken­nen oder aushal­ten kann, wird schnell als naiv oder fun­da­men­tal­is­tisch diffamiert.

2. The­ol­o­gis­ch­er Max­i­mal­is­mus: Ein­heit via Konsens
Ein­heit wird über den Kon­sens in möglichst allen christlichen Lehren gesucht.

Fun­da­men­tal­is­tis­che Gläu­bige ver­schieden­ster Prä­gun­gen erk­lären, dass grund­sät­zlich jede the­ol­o­gis­che Frage entschei­dend wichtige Lehren betr­e­ffe. So wird eine Übere­in­stim­mung in weit­ge­hend allen the­ol­o­gis­chen Fra­gen als Voraus­set­zung von Gemein­schaft und Recht­gläu­bigkeit definiert.[6]

“Ein­heit via Kon­sens” bedeutet pointiert for­muliert: Alle the­ol­o­gis­chen Lehren sind immer gle­ich­bleibend, sich­er, im Grunde klar und ein­deutig, also das Gegen­teil von V.U.K.A.. Wer dies nicht anerken­nen kann, wird schnell als lib­er­al diffamiert.

Diese bei­den Extrem­po­si­tio­nen sind gefährlich.[7] Der hier vorgeschla­gene dritte Weg beschreibt eine Alter­na­tive jen­seits von Lib­er­al­is­mus und Fundamentalismus:

3. The­ol­o­gis­che Gewich­tung: Ein­heit via Kon­sens in den Kern­fra­gen und Tol­er­anz in allen Nicht-Kernfragen
Dies ist eine Kom­bi­na­tion zwis­chen den zwei bish­er genan­nten Möglichkeit­en, set­zt aber voraus, dass man zwis­chen dem Gewicht ver­schieden­er the­ol­o­gis­ch­er Aus­sagen unterscheidet.

Dieser Weg fol­gt dem Grund­satz: “In den Kern­fra­gen Ein­heit, in den Nicht-Kern­fra­gen Frei­heit, in allem Liebe.”

Diese dritte Möglichkeit auf die Frage zu antworten, welche Glaubensin­halte heute noch verbindlich sind und wo Frei­heit beste­hen soll, soll durch die hier for­mulierten Aus­führun­gen skizziert werden.

Dies ist der “schwarze Ele­fant”[8] im Raum: Ein­heit in der “pietis­tisch-evan­ge­likal-charis­ma­tis­chen” Chris­ten­heit wird nur möglich sein, wenn es uns gelingt, angemessen zwis­chen der Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Fra­gen zu unter­schei­den. Wo dies nicht gelingt, wird es noch stärk­er als bish­er zu schmerzhaften Brüchen und Tren­nun­gen kom­men in lokalen Kirchen, Kirchen­ver­bän­den, überkon­fes­sionellen Organ­i­sa­tio­nen und the­ol­o­gis­chen Aus­bil­dungsstät­ten. Im Moment bin ich mir da und dort nicht so sich­er, wie weit es uns gelingt, die Ein­heit zu bewahren. Die Zukun­ft wird Weisheit und Mut brauchen seit­ens der lei­t­en­den Per­so­n­en. Hier mein unfer­tiger Diskus­sions­beitrag dazu.

Christliche Wahrheitsansprüche beschreiben die “Quelle” und die “Grenzen”

Es geht nicht nur darum, dass man irgen­det­was glaubt und dies mit angemessen­er Lei­den­schaft und Überzeu­gung sowie Tol­er­anz gegenüber Ander­s­gläu­bi­gen tut. Es geht beim christlichen Glauben auch darum, was man glaubt.[9] In den let­zten zweitausend Jahren haben sich Chris­ten um die Per­son Jesus Chris­tus und um Dinge, die sie über ihn und in seinem Zusam­men­hang glaubten, gesam­melt und vereint.

Davon aus­ge­hend, dass man eine Viehherde über einen gemein­samen, sauberen Brun­nen oder über einen Zaun zusam­men­hal­ten kann, waren solche Glauben­saus­sagen in den let­zten zweitausend Jahren Kirchengeschichte in unter­schiedlich­er Beto­nung bei­des: Ein­er­seits hiel­ten sie die Kirche bei der Quelle, beim gemein­samen Zen­trum. Ander­er­seits steck­ten sie das Feld des christlichen Glaubens ab, zeigten Gren­zen auf.


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Unterscheidung verschiedener theologischer Gewichtungen zeugt von christlicher Reife

“Dass die Lehren der christlichen The­olo­gie von unter­schiedlichem Gewicht sind, wird heute fast in der gesamten The­olo­gie der unter­schiedlichen Kirchen und Kon­fes­sio­nen (mit Aus­nahme manch­er fun­da­men­tal­is­tis­chen Grup­pen) anerkan­nt.” “Konkret heißt dies, dass für den christlichen Glauben die Frage nach dem Heil bzw. der Erlö­sung im Zen­trum ste­ht (dog­ma­tisch die Sote­ri­olo­gie). Da die Erlö­sung nicht zu tren­nen ist von Jesus Chris­tus, unserem Erlös­er (also dog­ma­tisch von der Chris­tolo­gie), und Jesus Chris­tus nur als Gottmen­sch (Sohn Gottes) die Erlö­sung voll­brin­gen kon­nte, was in der Dog­matik die Gotteslehre (d.h. die Theo-logie i.e. Sinne) zum Aus­druck bringt, kann man von ein­er Vorord­nung der Gotteslehre, Chris­tuslehre und Erlö­sungslehre vor den anderen Lehrbere­ichen (Ekkle­si­olo­gie, Anthro­polo­gie, Hamar­ti­olo­gie, Mar­i­olo­gie etc.) sprechen.” [10]

Luther unter­schied in seinen Schmalka­dis­chen Artikeln zwis­chen 1. unstrit­ti­gen Lehren, 2. nicht ver­hand­lungs­fähi­gen Lehren und 3. Lehren, über die man ver­han­deln kön­nte. In der römisch-katholis­chen Kirche geht man vom Prinzip der “Hier­ar­chie der Wahrheit­en” aus.[11] Auch die Lau­san­ner Bewe­gung hat sich 1974 im Artikel “The Nature of Bib­li­cal Uni­ty” mit solchen Fra­gen auseinan­derge­set­zt.[12] Im US-amerikanis­chen evan­ge­likalen Bere­ich hat Albert Mohler[13] 2005 den Begriff “The­o­log­i­cal Triage” geprägt,[14] zu Deutsch in etwa “the­ol­o­gis­che Gewich­tung”. Er gab seinem Auf­satz den viel­sagen­den Titel “A Call for The­o­log­i­cal Triage and Chris­t­ian Matu­ri­ty”, zu Deutsch “Ein Ruf nach the­ol­o­gis­ch­er Gewich­tung und christlich­er Reife”. Dem­nach ist die Fähigkeit, the­ol­o­gis­che Aus­sagen nach ihrem Gewicht unter­schei­den zu kön­nen, ein Zeichen christlich­er Reife.[15] Die fol­gende Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Aus­sagen ori­en­tiert sich weit­ge­hend am Ansatz Mohlers und Ortlunds,[16] der Mohlers Ansatz weit­er ausformuliert.

Eine Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Wahrheit­en ist ein wichtiges Werkzeug für the­ol­o­gis­che Diskus­sio­nen und die Beziehung zwis­chen Chris­ten ver­schieden­er Prägungen.

Es geht bei dieser Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Lehren und in diesen Aus­führun­gen nicht um die dur­chaus wichtige und berechtigte Frage, was jemand glauben muss, um gerettet zu wer­den. Natür­lich liegt der Gedanke nahe, dass er oder sie möglichst alle Glauben­saus­sagen der unten beschriebe­nen Kat­e­gorie “Kon­sens christlich­er ‘Recht­gläu­bigkeit’ ” beja­hen sollte. Dabei han­delt es sich um “Lehren erster Ord­nung”, die entschei­dend sind für den christlichen Glauben. Aber der Ver­brech­er am Kreuz neben Jesus wusste und glaubte zum Beispiel lediglich, dass Jesus unschuldig stirbt, dass er der Mes­sias ist und sein Reich noch aufricht­en wird, was eine Aufer­ste­hung voraus­set­zt. Und er hoffte, dass Jesus ihm gnädig sein würde.[17] Ob er wusste, dass Jesus Gott ist oder was genau er über den Heili­gen Geist dachte, wis­sen wir nicht. Welche der entschei­den­den Wahrheit­en des Evan­geli­ums jemand unbe­d­ingt glauben muss, um gerettet zu wer­den, ist also sehr schwierig zu sagen. Das Urteil über uns Men­schen liegt in Gottes Hand. Wir selb­st soll­ten damit sehr vor­sichtig sein.[18]

Fragen, die für die Gewichtung christlicher Lehren leitend sind

Eine Gewich­tung christlich­er Lehren darf nicht ein­fach vom Bauchge­fühl her entsch­ieden wer­den, auch wenn man damit in den meis­ten Fällen wohl nicht falsch liegen würde. Es gibt konkrete ratio­nale Fra­gen, die entschei­dend sind:

1. Wie klar ist das bib­lis­che Zeug­nis zu dieser Frage?[19]

Artikel 1.7 des West­min­ster Beken­nt­niss­es[20] von 1646 erklärt:

“In der Schrift sind nicht alle Dinge gle­icher­massen in sich selb­st klar und auch nicht gle­icher­massen klar für alle (2.Petr 3,16); aber diejeni­gen Dinge, die zu erken­nen, zu glauben und zu beobacht­en zum Heil notwendig sind, sind an der einen oder der anderen Stelle der Schrift so klar dargelegt und aufgedeckt, dass nicht nur die Gelehrten, son­dern auch die Ungelehrten bei rechtem Gebrauch der gewöhn­lichen Hil­f­s­mit­tel zu einem hin­re­ichen­den Ver­ständ­nis der­sel­ben gelan­gen kön­nen (Ps 119,105; 119,130).”[21]

Auss­er Vertretern und Vertreterin­nen ein­er lib­eralen The­olo­gie wür­den wohl alle Gläu­bi­gen für sich in Anspruch nehmen oder wenig­stens zum Ziel haben, dass ihr the­ol­o­gis­ches “Kon­strukt” dem bib­lis­chen Zeug­nis am ehesten entspricht.[22]

2. Wie entschei­dend ist die Frage für das Evan­geli­um?[23]

Judas schreibt: “Ihr Lieben, […] ich hielt es für nötig, euch in meinem Brief zu ermah­nen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für alle Mal den Heili­gen über­liefert ist.” (Jud 3) Wir sind also aufge­fordert, das Evan­geli­um wo nötig zu vertei­di­gen. Dazu hil­ft die Frage: Ist das The­ma (1.) ein entschei­den­der Aspekt des Evan­geli­ums, (2.) eine Lehre, die das Evan­geli­um unter­mauert oder (3.) für die wichtig­sten Aus­sagen des Evan­geli­ums weniger entschei­dend?[24]

3. Wie lautet das Zeug­nis der alten Kirche zu dieser Frage?[25]

Bere­its in seinen ersten Jahrhun­derten war das Chris­ten­tum mit falschen Lehren (Häre­sien) kon­fron­tiert. Die früh­esten Glaubens­beken­nt­nisse (und Konzils­beschlüsse) wur­den for­muliert, um den Kern der christlichen Lehre zu schützen.[26]

4. Welchen Ein­fluss hat die heutige Sicht der Kirche und Zeit auf diese Frage?

Gibt es Aspek­te, die heute anders gele­sen und inter­pretiert wer­den kön­nen und dür­fen als früher? Wurde die Frage in der Kirchengeschichte auf Grund der dama­li­gen Ver­hält­nisse und hermeneutis­chen Voraus­set­zun­gen vielle­icht ein­seit­ig inter­pretiert, so dass hier bei aller Treue zur Bibel eine Kor­rek­tur möglich oder gar angezeigt ist? Dabei gilt: “Lehrmäßige Verän­derun­gen bedür­fen ein­er klaren Schrift­be­grün­dung.”[27]

5. Welchen Ein­fluss hat die Frage auf die Ein­heit heutiger Kirchen?[28]

Kön­nen Vertreter und Vertreterin­nen der ver­schiede­nen Ansicht­en zu dieser Frage inner­halb ein­er lokalen Kirche oder Denom­i­na­tion Gemein­schaft pfle­gen, ohne in dauern­den Zwist zu geraten?


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Gewichtung christlicher Lehren

Um der unter­schiedlichen Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Fra­gen gerecht zu wer­den, braucht es eine min­i­male Anzahl ver­schieden­er “Gewich­tungs-Kat­e­gorien”. Gle­ichzeit­ig dür­fen es aber nicht zu viele solch­er “Kat­e­gorien” sein, weil man son­st den Überblick ver­lieren würde. Im Suchen eines hil­fre­ichen Kom­pro­miss­es zwis­chen unter­schiedlich­er Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Fra­gen und Über­schaubarkeit schlage ich vier ver­schiedene Gewich­tungs-Kat­e­gorien vor:

  1. The­ol­o­gis­ch­er Minimalismus
  2. Kern­fra­gen für die Ein­heit christlich­er “Recht­gläu­bigkeit” (Ortho­dox­ie)
  3. Kern­fra­gen für die Ein­heit inner­halb ein­er lokalen Kirche oder Denomination
  4. Nicht-Kern­fra­gen, bei denen wir in Ein­heit Frei­heit leben können

Dabei muss uns bewusst sein: Jede Kat­e­gorisierung ist immer auch eine Pauschal­isierung, der manch­er Kom­plex­ität nicht gerecht wird. Und es gibt immer auch Mischformen.

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1. Theologischer Minimalismus

Vertreter und Vertreterin­nen dieser Kat­e­gorie ver­ste­hen sich selb­st in der Regel als (nominelle) Chris­ten, vertreten aber ver­glichen mit der zweit­en Gewich­tungs-Kat­e­gorie “Kern­fra­gen für die Ein­heit christlich­er ‘Recht­gläu­bigkeit’ ” abgeschwächte Posi­tio­nen. Man kön­nte hier zum Teil auch von ein­er kul­turchristlichen[29] Reli­giosität und Philoso­phie sprechen. Vertreter und Vertreterin­nen ein­er lib­eralen The­olo­gie sind oft (mehr oder weniger aus­geprägt) hier anzusiedeln.Das Prob­lem: Kirchen, die nur Glauben­saus­sagen dieser Kat­e­gorie verkündi­gen – so wichtig und richtig diese Aus­sagen auch sind –, schrumpfen im All­ge­meinen und wer­den wohl ausster­ben.[30]

Glaubensaussagen: richtig, aber unvollständig

  • Bibel als Zeug­nis dessen, was Men­schen als Gottes Offen­barung erlebt habenOf­fen­barung Gottes in der Geschichte[31] und durch Geis­te­ser­fahrun­gen ver­schieden­ster Art
  • Der Men­sch als mündi­ges Gegenüber Gottes
  • Gott als tran­szen­dente “Quelle” von Gnade und Liebe[32]
  • Jesus als Men­sch, Vor­bild, Lehrer und Prophet[33]
  • Das Ster­ben Jesu am Kreuz als Beispiel der Selbsthingabe
  • Die Aufer­ste­hung Jesu als Sym­bol der Über­win­dung des Bösen durch das Gute
  • Der Heilige Geist als tran­szen­dente göt­tliche Energie
  • Gle­ich­nishafte, psy­chol­o­gis­che (exis­ten­tiale) Inter­pre­ta­tion[34] der bib­lis­chen Wun­der­berichte[35]
  • Gle­ich­nishafte, psy­chol­o­gis­che (exis­ten­tiale) Inter­pre­ta­tion des Apos­tolis­chen Glaubensbekenntnisses
  • Anliegen der Verbesserung der Weltzustände
  • ethis­che Aspek­te wie Näch­sten­liebe, Selb­st­bes­tim­mung, Erhalt der Schöp­fung, Entwicklungshilfe

Problematische Aspekte mancher Vertreter und Vertreterinnen dieser Gewichtungs-Kategorie (zumindest in der Tendenz)

  • Die meis­ten weit­eren the­ol­o­gis­chen Lehren sind verän­der­lich, unsich­er, kom­plex und ambig: V.U.K.A..
  • Kri­tis­che Hal­tung zur Gotte­sof­fen­barung durch Lehre und durch propo­si­tionale, begrün­dete Wahrheitsaussagen
  • Gewisse Aus­sagen der Bibel wer­den als heute unvertret­bar abgelehnt:[36] z.B. Wun­der­berichte, göt­tliche Gericht­shand­lun­gen, Autore­nangaben bib­lis­ch­er Bücher
  • Jesus und die neutes­ta­mentlichen Autoren wer­den als “Men­schen ihrer Zeit” gese­hen, die zum Teil Ansicht­en ver­trat­en, bei denen wir heute “weit­er” sind.
  • lib­erale Posi­tio­nen bei Sex­u­alethik, Ehe und Lebensrecht
  • lib­erale Posi­tion in “Frauen­frage” auf­grund lib­eraler Hermeneutik
  • Allver­söh­nung, Universalismus
  • Synkretismus, Anlei­hen aus anderen Reli­gio­nen und Spiritualitätsformen
  • Ein­er­seits führen die richti­gen aber unvoll­ständi­gen Glauben­saus­sagen dieser Gewich­tungs-Kat­e­gorie oft zur Über­nahme solch­er prob­lema­tis­chen Aspek­te, in der Prax­is läuft es aber sehr oft umgekehrt:Die Über­nahme manch prob­lema­tis­ch­er Aspek­te (z.B. Allver­söh­nung) führt zu ein­er Reduk­tion der Glauben­saus­sagen im Sinn des the­ol­o­gis­chen Minimalismus.

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2. Kernfragen für die Einheit christlicher “Rechtgläubigkeit” (Orthodoxie)

Hier geht es um entschei­dende Lehren des christlichen Glaubens.[37] Chester­ton sagt dazu: “Es gab nie etwas so aben­teuer­lich­es und span­nen­des wie Recht­gläu­bigkeit.” “Es ist ein­fach, ein Ket­zer zu sein.”

Christliche Kirchen und Denom­i­na­tio­nen, die sich in diesen Glauben­saus­sagen einig sind, kön­nen in der Regel gut zusam­me­nar­beit­en. Gle­ichzeit­ig muss der Umgang mit the­ol­o­gis­chen Unter­schieden aller Gewich­tungs-Kat­e­gorien für eine Zusam­me­nar­beit gut gek­lärt sein (ins­beson­dere bezüglich speziell römisch-katholis­ch­er Lehren).

Vertreter und Vertreterin­nen dieser Kat­e­gorie beja­hen auch die Glauben­saus­sagen der Gewich­tungs-Kat­e­gorie “The­ol­o­gis­ch­er Min­i­mal­is­mus”, gehen jedoch entschei­dend darüber hinaus.

“Die Gemeinde der Zukun­ft wird [in diesen Punk­ten] […] kon­ser­v­a­tiv sein, weil sie Klarheit in ihren Glaubens­grund­la­gen braucht, um ihre Iden­tität zu wahren und ihren Auf­trag zu leben.”[38]

Glaubensaussagen: Konsens christlicher “Rechtgläubigkeit”

  • Bibel als autori­ta­tives Reden Gottes und Gottes inspiri­erte Botschaft auch für heute (“Gottes Wort”)[39]
  • Offen­barung Gottes verbindlich durch die Bibel (die Schrift allein)
  • Der Men­sch als Eben­bild Gottes in der Schöp­fungs­d­u­al­ität von Mann und Frau
  • Monothe­is­mus[40]
  • Gott als Schöpfer,[41] König[42] und Richter[43] der Welt
  • Jesus ist Men­sch und Gott[44] sowie König[45]
  • Sünd­haftigkeit des Men­schen und Ret­tung aus Gnade (Gnade allein)[46] durch den Glauben (Glaube allein)[47] infolge Jesu Ster­ben am Kreuz (Chris­tus allein)[48]
  • kör­per­liche Aufer­ste­hung Jesu[49]
  • der Heilige Geist als Teil der Dreieinigkeit Gottes[50] und Siegel der Erlö­sung[51]
  • Ewigkeit­shoff­nung
  • his­torisch-reales Ver­ständ­nis der bib­lis­chen Wun­der­berichte gemäss der jew­eili­gen Textgat­tung[52]
  • his­torisch-reales Ver­ständ­nis des Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­niss­es[53] inklu­sive Jungfrauenge­burt[54] sowie kör­per­lich­er Aufer­ste­hung und Wiederkun­ft Jesu
  • ethis­che Aspek­te wie grund­sät­zlich kon­ser­v­a­tive Sicht von Sex­u­alethik, Ehe und Leben­srecht[55](Unter Umstän­den kön­nte man diese ethis­chen Aspek­te auch in der näch­sten Gewich­tungs-Kat­e­gorie verorten, sich­er jedoch nicht in der übernäch­sten der “Frei­heit”.)

Problematische Aspekte mancher Vertreter und Vertreterinnen dieser Gewichtungs-Kategorie
(zumindest in der Tendenz)

  • Dog­ma­tismus[56]
  • Mehr Ortho­dox­ie als Ortho­prax­is[57]
  • Über­he­blichkeit gegenüber Leuten, die sich Chris­ten nen­nen, diese Glauben­saus­sagen aber nicht bejahen.

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3. Kernfragen für die Einheit innerhalb einer lokalen Kirche oder Denomination

Solche christlichen Lehren kön­nen für die Ein­heit ein­er lokalen Kirche oder eines Kirchen­ver­ban­des (Denom­i­na­tion) entschei­dend sein.[58]

Vertreter und Vertreterin­nen dieser Kat­e­gorie beja­hen auch die Glauben­saus­sagen der Gewich­tungs-Kat­e­gorien “The­ol­o­gis­ch­er Min­i­mal­is­mus” und “Kern­fra­gen für die Ein­heit christlich­er ‘Recht­gläu­bigkeit’ ”.

Oft schliessen sich die ver­schiede­nen Posi­tio­nen in den Glauben­saus­sagen dieser Gewich­tungs-Kat­e­gorie im Leben ein­er Kirche gegen­seit­ig aus, so dass man sich für einen Weg entschei­den muss.[59]

Glaubensaussagen (Lehren zweiter Ordnung)

  • Säuglingstaufe und/oder Glauben­staufe[60]
  • Prak­tizieren von Geis­tes­gaben:[61] nicht, gemäs­sigt oder aus­geprägt charismatisch
  • Leitungsver­ständ­nis in Kirchen und überkirch­lichen Strukturen
  • Umgang mit Fra­gen rund um Mit­glied­schaft und Zuge­hörigkeit (u.a. “Gemein­dezucht”)
  • Pro­gres­sive oder his­torische Posi­tion in “Frauen­frage” bei kon­ser­v­a­tiv­er Hermeneu­tik[62]
  • Wichtige hermeneutis­che Prinzip­i­en (z.B. The­men­pro­fil Chrischona Schweiz, Chica­go Erk­lärun­gen, Hermeneu­tik der Demut)[63]
  • Speziell römisch-katholis­che Lehren (Pap­st­tum, Verehrung und Anrufung Marias und der Heili­gen, Fege­feuer, Zöli­bat, Eucharistie)

Problematische Aspekte mancher Vertreter und Vertreterinnen dieser Glaubensaussagen (zumindest in der Tendenz)

  • The­ol­o­gis­ch­er Max­i­mal­is­mus: Die Zus­tim­mung zu solchen Glauben­saus­sagen oder deren Ablehnung wird zum Teil zum Massstab der “Recht­gläu­bigkeit” erhoben.[64]
  • Über­he­blichkeit gegenüber Leuten, die sich Chris­ten nen­nen, in solchen Fra­gen aber anders denken.

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4. Nicht-Kernfragen, bei denen wir in Einheit Freiheit leben können

Christliche Lehren, die bei aller Wichtigkeit für die Ein­heit ein­er lokalen Kirche oder eines Kirchen­ver­ban­des (Denom­i­na­tion) in der Regel nicht entschei­dend sind.[65]

Vertreter und Vertreterin­nen dieser Kat­e­gorie beja­hen auch die Glauben­saus­sagen der Gewich­tungs-Kat­e­gorien “The­ol­o­gis­ch­er Min­i­mal­is­mus” und “Kern­fra­gen für die Ein­heit christlich­er ‘Recht­gläu­bigkeit’ ”.

Vertreter und Vertreterin­nen der ver­schiede­nen Posi­tio­nen kön­nen in aller Regel gut miteinan­der in der­sel­ben Kirche auskom­men.[66]

Glaubensaussagen (Lehren dritter Ordnung)

  • Detail­lierte Erk­lärun­gen zu den Glauben­saus­sagen der Gewich­tungs-Kat­e­gorie “Kern­fra­gen für die Ein­heit christlich­er ‘Recht­gläu­bigkeit’ ”[67]
  • Detail­lierte Erk­lärun­gen zu einzel­nen Bibeltexten
  • Litur­gis­che Ele­mente und Anbe­tungsstil[68]
  • Prädes­ti­na­tion und/oder freier Wille[69]
  • Wirk­samkeit von Abendmahl und Taufe[70]
  • Gottes Schöp­fung­shan­deln durch 7‑Tage-Schöp­fung, Intel­li­gent Design oder the­is­tis­che Evo­lu­tion[71]
  • Detail­lierte Aus­sagen zu Endzeit (Escha­tolo­gie) und Mil­le­ni­um (Tausend­jähriges Reich)[72]
  • Israelthe­olo­gie
  • Engel­slehre (Angelolo­gie)[73]

Problematische Aspekte mancher Vertreter und Vertreterinnen dieser Glaubensaussagen
(zumindest in der Tendenz)

  • The­ol­o­gis­ch­er Max­i­mal­is­mus: Die Zus­tim­mung zu solchen Glauben­saus­sagen oder deren Ablehnung wird zum Teil zum Massstab der “Recht­gläu­bigkeit” erhoben.
  • Über­he­blichkeit gegenüber Leuten, die sich Chris­ten nen­nen, in solchen Fra­gen aber anders denken.

Nochmals: Ein­heit in der “pietis­tisch-evan­ge­likal-charis­ma­tis­chen” Chris­ten­heit wird nur möglich sein, wenn es uns gelingt, angemessen zwis­chen der Gewich­tung the­ol­o­gis­ch­er Fra­gen zu unterscheiden.

Ich meine, wir müssen unter­schei­den zwischen:

  1. The­ol­o­gis­ch­er Minimalismus
  2. Kern­fra­gen für die Ein­heit christlich­er “Recht­gläu­bigkeit” (Ortho­dox­ie)
  3. Kern­fra­gen für die Ein­heit inner­halb ein­er lokalen Kirche oder Denomination
  4. Nicht-Kern­fra­gen, bei denen wir in Ein­heit Frei­heit leben können

Somit hät­ten wir Ein­heit in den nöti­gen Kern­fra­gen und Frei­heit in allen Nicht-Kernfragen.

Möge Gott uns bei der Abwä­gung, welche Frage in welche Gewich­tungs-Kat­e­gorie gehört, die nötige Weisheit und den nöti­gen Mut schenken.

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[1] Gavin Ortlund: Find­ing the Right Hills to Die On: The Case for The­o­log­i­cal Triage. Wheaton: Cross­way, 2020, 20.
[2] Joh 13,35; 17,21–23.
[3] Mt 28,20.
[4] Rhyne R. Put­man: When Doc­trine Divides the Peo­ple of God: An Evan­gel­i­cal Approach to The­o­log­i­cal Diver­si­ty. Wheaton: Cross­way, 2020, 240.
[5] Markus Till: Mehr Tol­er­anz oder mehr Kon­sens? Was dient der Ein­heit? 2020. http://biblipedia.de/2020/11/22/mehr-toleranz-oder-mehr-konsens-was-dient-der-einheit/; aufgerufen 06.01.2021.
[6] Rhyne R. Put­man, a.a.O., 240.
[7] Albert Mohler: A Call for The­o­log­i­cal Triage and Chris­t­ian Matu­ri­ty. 2005. https://albertmohler.com/2005/07/12/a‑call-for-theological-triage-and-christian-maturity; aufgerufen 06.01.2021.
[8] Eine Her­aus­forderung, die wir eigentlich ken­nen, aber weit­ge­hend ignorieren.
[9] “Kirche ist nur möglich, wenn sie eine Gemein­schaft des Glaubens ist. Mit Glaube ist nicht eine beliebige Form von Gläu­bigkeit gemeint, also nicht ein Glauben­sakt irgendwelch­er Art, der gegenüber einem möglichen Inhalt neu­tral ist, son­dern ein Glaube mit ganz bes­timmten, konkret angeb­baren Inhal­ten, auf die der Glaube sich bezieht, an denen er ori­en­tiert ist.” Hein­rich Fries und Karl Rah­n­er: Eini­gung der Kirchen: reale Möglichkeit. Freiburg, Basel, Wien: Herder. 1983, 23.
[10] Wern­er Neuer, E‑Mail vom 24.11.2020.
[11] Zweites Vatikanis­ches Konzil (1962–1965), Öku­menis­mus­dekret, Uni­tatis Red­in­te­gra­tio, Nr. 11.; Hein­rich Fries und Karl Rah­n­er, a.a.O., 31.
Dazu erk­lärt Papst Franziskus: “Alle offen­barten Wahrheit­en entsprin­gen aus der­sel­ben göt­tlichen Quelle und wer­den mit ein und dem­sel­ben Glauben geglaubt, doch einige von ihnen sind wichtiger, um unmit­tel­bar­er das Eigentliche des Evan­geli­ums auszu­drück­en. […] In diesem Sinn hat das Zweite Vatikanis­che Konzil gesagt, ‘dass es eine Ran­gord­nung oder «Hier­ar­chie» der Wahrheit­en inner­halb der katholis­chen Lehre gibt, je nach der ver­schiede­nen Art ihres Zusam­men­hangs mit dem Fun­da­ment des christlichen Glaubens’. Das gilt sowohl für die Glaubens­dog­men als auch für das Ganze der Lehre der Kirche, ein­schließlich der Morallehre.” Papst Franziskus: Apos­tolis­ches Schreiben Evan­gelii gaudi­um, an die Bis­chöfe, an die Priester und Diakone, an die Per­so­n­en gewei­ht­en Leben und die christ­gläu­bi­gen Laien, über die Verkündi­gung des Evan­geli­ums in der Welt von heute. 24. Novem­ber 2013, Nr. 36; vgl. Nr. 37 und 246.
“Die Lehren der Kirche – dog­ma­tis­che wie moralis­che – sind nicht alle gle­ich­w­er­tig. […] Eine mis­sion­ar­ische Verkündi­gung konzen­tri­ert sich auf das Wesentliche, auf das Nötige. Aus dieser Verkündi­gung fließen dann die moralis­chen Fol­gen.” Anto­nio Spadaro: Das Inter­view mit Papst Franziskus (Ger­man Edi­tion; Kin­dle-Ver­sion). Freiburg, Basel, Wien: Herder. 2013, 50.
[12] lausanne.org/content/the-nature-of-biblical-unity; aufgerufen 06.01.2021.
[13] Präsi­dent des South­ern Bap­tist The­o­log­i­cal Sem­i­nary in Lousville, Kentucky.
[14] Car­son, Fore­word, in: Gavin Ortlund, a.a.O., 11; Albert Mohler, a.a.O.
[15] Vgl. z.B. 1Kor 7,39–40.
[16] Gavin Ortlund, a.a.O.
[17] Lk 23,39–43.
[18] Gavin Ortlund, a.a.O., 80–82
“Es wer­den nicht alle Ortho­dox­en, es wer­den nicht alle Pietis­ten […] in den Him­mel kom­men! […] Es wird hier wirk­lich einem jeden nach seinen Werken, d. h. nach der gelebten Wirk­lichkeit seines Glaubens oder Unglaubens ver­golten wer­den. […] Ger­ade nur die Hoff­nung und zwar die allein und ganz auf ihn gerichtete Hoff­nung wird uns ret­ten an diesem Tag und in diesem Gericht!” Karl Barth: Cre­do: Die Haupt­prob­leme der Dog­matik dargestellt im Anschluß an das Apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis. München: Chr. Kaiser. 1935, 110–111.
[19] Gavin Ortlund, a.a.O., 79; Rhyne R. Put­man, a.a.O., 220–225.
[20] Das Beken­nt­nis von West­min­ster gilt bis heute als das offizielle Glaubens­beken­nt­nis pres­by­te­ri­an­is­ch­er Kirchen.
[21] Thomas Schirrma­ch­er: Der evan­ge­lis­che Glaube kom­pakt. Ham­burg: RVB und Bonn: VKW. 2004. http://winterthur.erkwb.ch/westminster-bekenntnis/kapitel-1-von-der-heiligen-schrift/; aufgerufen 06.01.2021.
[22] “every­one believes that his or her the­o­log­i­cal con­struc­tion is the bib­li­cal one.” M. James Sawyer: The Survivor’s Guide to The­ol­o­gy (Kin­dle-Ver­sion). Sacred­Saga Press. 2010.
[23] Gavin Ortlund, a.a.O., 79; Rhyne R. Put­man, a.a.O., 225–232.
[24] Rhyne R. Put­man, a.a.O., 225.
[25] Gavin Ortlund, a.a.O., 79.
[26] Albert Mohler, a.a.O.; vgl. “Plä­doy­er für das Apos­tolis­che Glaubensbekenntnis”.
[27] Rein­hard Spincke: Gemeinde der Zukun­ft: Zehn Koor­di­nat­en für einen geistlichen Auf­bruch. Wit­ten: SC; Bun­des. 2020, 152.
[28] Gavin Ortlund, a.a.O., 79; Rhyne R. Put­man, a.a.O., 232–240.
[29] “Lib­erale The­olo­gie ist Kul­tur­the­olo­gie”. Wil­helm Gräb: Was bedeutet lib­erales Chris­ten­tum im 21. Jahrhun­dert?, 2008, 1; https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/95366/Gr%C3%A4b_212.pdf?sequence=1&isAllowed=y; aufgerufen 06.01.2021.
[30] “ger­ade die lib­eralen, mod­er­nen For­men von Reli­gion, die von den meis­ten säku­laren Men­schen für die über­lebens­fähig­sten gehal­ten wer­den, nicht über­leben. […] Diese lib­erale Art von Reli­gion, die nur hor­i­zon­tal und nicht ver­tikal aus­gerichtet ist, gefällt einem säku­laren Pub­likum in Ameri­ka sehr gut. Doch nach den Ergeb­nis­sen der Sozi­olo­gen ist sie die Art von Glaube, die am schnell­sten aus­stirbt, während Rich­tun­gen, die auf Bekehrung beruhen, expo­nen­tielles Wach­s­tum aufweisen. Vor ein paar Jahren sprach ich mit einem Mann, der vierzig Jahre in ein­er lib­eralen Großkirche in Man­hat­tan als Pas­tor gear­beit­et hat­te. Er erzählt mir von sein­er Aus­bil­dung in den frühen Sechziger­jahren, als man ihm zuver­sichtlich beige­bracht hat­te, dass die einzige Reli­gion, die in der Zukun­ft eine Chance hätte, eine beson­ders milde, mod­erne sei, die nicht an Wun­der oder die Got­theit Christi oder eine buch­stäbliche, leib­haftige Aufer­ste­hung glaubte. Doch nun stand er kurz vor der Rente und sah, dass die meis­ten aus sein­er Pas­toren­gener­a­tion in leeren Kirchen vor schrumpfend­en, über­al­terten Gemein­den standen. Er stellte fest: „Iro­nis­cher­weise kön­nen sie über­haupt nur noch ihren Betrieb aufrechter­hal­ten, indem sie an wach­sende, lebendi­ge Gemein­den ver­mi­eten, in denen aus­gerech­net all die Lehren vertreten wer­den, von denen uns gesagt wurde, dass sie bald obso­let seien.” Timthy Keller: Glauben wozu? Reli­gion im Zeital­ter der Skep­sis. Giessen: Brun­nen. 2019, 38–39.
Sozi­ologe Jürg Stolz. «Eine Reli­gion, die zu lib­er­al wird, ver­schwindet früher oder später. Wenn eine Reli­gion zu tol­er­ant, zu offen wird, ver­schwim­men ihre Gren­zen zur Umwelt, und sie wird über­flüs­sig.» www.beobachter.ch, “Ist Gott ein Aus­lauf­mod­ell?” Veröf­fentlicht am 09.05.2016
“Erweck­un­gen lebten in der Geschichte nicht von ein­er neuen Lehre, son­dern von der Wieder­ent­deck­ung alter bib­lisch-the­ol­o­gis­ch­er Wahrheit­en und von frischen Gotte­ser­fahrun­gen, die zu neuer per­sön­lich­er Hingabe, neuem mis­sion­ar­ischen Eifer, dem Auf­bau neuer geistlich­er Gemein­schaften und zu neuer Liebe zu Gott und Men­schen führten.” Rein­hard Spincke, a.a.O., 33–34.
“Wer möchte, dass es christliche Gemein­schaften gibt, muss auch ihre Ander­sar­tigkeit von der Umge­bungskul­tur wollen, und nicht das Aufge­hen in dieser. Fol­glich müssen christliche Gemein­schaften ihre Iden­tität ‘man­a­gen’, in dem sie eine aktive ‘Gren­zpflege’ betreiben.” Miroslav Volf: Öffentlich glauben in ein­er plu­ral­is­tis­chen Gesellschaft. Mar­burg: Francke-Buch. 2017, 133; zitiert bei Rein­hard Spincke, a.a.O., 97.
[31] Wolfhart Pan­nen­berg: Offen­barung als Geschichte. Göt­tin­gen: Vaden­hoeck & Ruprecht. 1961.
[32] “Gott ist [in der lib­eralen The­olo­gie] nicht nach Art eines per­son­alen Gegen­standes, der in Raum und Zeit existiert, vorzustellen. […] Das mit dem Wort ‘Gott’ Gemeinte kann über­haupt nur als etwas gedacht wer­den, das die Welt als Ganze und unser eigenes Dasein in ihr trägt. […] Gott kann nicht gewusst wer­den, er muss geglaubt wer­den.” Wil­helm Wil­helm Gräb, a.a.O., 8.
“Glaube ist über­haupt kein Wis­sen, wed­er über Gott noch über sein Han­deln in der Welt, son­dern ein Ver­trauen, das zur Kraftquelle in der Bewäl­ti­gung des Lebens wird.” Wil­helm Gräb, a.a.O., 13.
[33] Mt 8,19; 13,57; 19,16; 21,11; 22,16.36; 23,8–10; Joh 3,2; 6,14; 7,40; 13,13–14; Hebr 1,1–2.
[34] In der “exis­ten­tialen Inter­pre­ta­tion” wer­den Wun­der als mythol­o­gis­che Sprach­bilder ver­standen. Unab­hängig davon, ob sie so stattge­fun­den haben, wollen sie eine bild­hafte Botschaft für das heutige Glaubensleben zum Aus­druck brin­gen. Bei der Inter­pre­ta­tion der bib­lis­chen Texte wer­den Form (Mythos) und Sache (Keryg­ma) der Botschaft unter­schieden. Vgl. Rudolf Bult­mann: Neues Tes­ta­ment und Mytholo­gie: Das Prob­lem der Ent­mythol­o­gisierung der neutes­ta­mentlichen Verkündi­gung. 1941.
“Lib­erale The­olo­gie und Fröm­migkeit […] nehmen die gegen­ständlichen Vorstel­lun­gen der bib­lis­chen Tra­di­tion von Gott dem Schöpfer, Ver­söh­n­er und Erlös­er auf, ver­suchen sie aber in ihrem sym­bol­is­chen Sinn zu ver­ste­hen. Die Aus­sagen über Gott im sym­bol­is­chen Sinn zu ver­ste­hen, heißt, sie in dem zu ver­ste­hen, was sie uns über uns selb­st und unser Dasein in der Welt sagen.” Wil­helm Gräb, a.a.O., 16.
[35] Joh 6.
[36] “Lib­erale The­olo­gie betont […] die Zeitbe­d­ingth­eit der über­liefer­ten Dog­men und Glaubenslehren, [eben­so] die his­torische Welt auch der Bibel. […] Sie […] erken­nt […] [den] zeitbe­d­ingten, somit wan­del­baren Glauben­saus­druck. Die Sprache des Glaubens ist ein­er jeden Gegen­wart gemäß neu zu find­en und nicht durch die bib­lis­chen Texte bzw. die altkirch­lichen Dog­men oder die Beken­nt­nisse des 16. Jahrhun­derts nor­ma­tiv fix­iert.” Wil­helm Gräb, a.a.O., 11–12.
In der lib­eralen Spir­i­tu­al­ität geht es darum, den “Glauben aus den engen Gren­zen kirch­lichen Beken­nt­niss­es und gemeindlich­er Vere­ins­fröm­migkeit zu befreien. Lib­erale Spir­i­tu­al­ität kommt ein­er undog­ma­tis­chen Fröm­migkeit gle­ich.” Wil­helm Gräb, a.a.O., 16.
[37] Gavin Ortlund, a.a.O., 19: “essen­tial to the gospel itself”.
“These first-order doc­trines rep­re­sent the most fun­da­men­tal truths of the Chris­t­ian faith, and a denial of these doc­trines rep­re­sents noth­ing less than an even­tu­al denial of Chris­tian­i­ty itself. … Those who deny these revealed truths are, by def­i­n­i­tion, not Chris­tians.” Albert Mohler, a.a.O.; vgl. Stan­ley J. Grenz und Roger E. Olson: Who needs The­ol­o­gy? Down­ers Grove: IVP Aca­d­e­m­ic. 2009, 73; Rhyne R. Put­man, a.a.O., 216.
[38] Rein­hard Spincke, a.a.O., 156.
[39] 2Tim 3,16–17; 2Petr 1,20–21.
“the accep­tance or rejec­tion of a first-rank doc­trine is often part and par­cel of the accep­tance or rejec­tion of Scrip­ture itself (Whether this is admit­ted or not). … One rea­son first-rank doc­trines are worth fight­ing for is that their denial weak­ens the author­i­ta­tive, cor­rec­tive role that God’s word is sup­posed to have over us.” Gavin Ortlund, a.a.O., 85–86; vgl. Rhyne R. Put­man, a.a.O., 216; Albert Mohler, a.a.O.
“Die Urkunde des so nach Inhalt und Vol­lzug beschriebe­nen christlichen Glaubens ist die Heilige Schrift. Sie ist der schriftlich gewor­dene vielfältige Nieder­schlag des Glaubens ein­er Gemein­schaft, der an Jesus Chris­tus ori­en­tiert ist: an sein­er Per­son, an seinem Wort, an seinem Wert, an dem in ihm Ereig­nis Gewor­de­nen, das in Tod und Aufer­ste­hung kul­miniert.” Hein­rich Fries und Karl Rah­n­er, a.a.O., 24.
[40] Ex 20,3; Jes 44,6
“ ‘Ich glaube an Gott’ heißt also: ich glaube an den einen, den unver­gle­ich­lichen, den einzi­gen Gott.” Karl Barth, a.a.O., 17.
[41] Gen 1,1; Joh 1,1–3; Apg 14,15.
[42] 2Mo 15,18; 2Chr 20,6; 2Kö 19,15.19; Ps 10,16; Ps 24,1.10; 95,3–5; 96,10; 1Tim 1,17; Off 15,3.
[43] Ps 48,11; 97,2; 103,6; 119,137; Jes 61,2; Jer 23,6; 33,16; Mt 5,29–30; 24,45–25,46; Joh 5,22.27.30; 8,50; Apg 12,23; Röm 2,2; 1Kor 6,9–10; 11,23–32; Gal 5,19–21; Off 19,11; 20,11–15.
[44] Joh 1,1.14; 5,18; 10,30–33.36–38; 20,28; Mt 1,23; Mk 2,5–12; Röm 9,6; 2Kor 5,19; Kol 2,9; Phil 2,5–8; 1Joh 4,2–3; Hebr 1,8–9; 1Joh 5,20; vgl. Phil 2,10–11 mit Jes 45,23; vgl. Off 1,17–18 mit Jes 44,6.
Rhyne R. Put­man, a.a.O., 216.
“Chris­tian­i­ty stands or falls on the affir­ma­tion that Jesus Christ is ful­ly man and ful­ly God. … The essen­tial truths of the incar­na­tion include the death, bur­ial, and bod­i­ly res­ur­rec­tion of the Lord Jesus Christ. Those who deny these revealed truths are, by def­i­n­i­tion, not Chris­tians. The same is true with the doc­trine of Trin­i­ty.” Albert Mohler, a.a.O.
“Die Beze­ich­nung Jesu Christi als ‘der einige Sohn Gottes’ sagt eben dies: daß er sel­ber Gott, Gottes Sohn, […] kein ander­er als der eine einzige Gott sel­ber ist. […] Ver­wirft man die bib­lis­chen [sic!] Lehre, daß Jesus Chris­tus Gottes Sohn […] und also alle Gotte­sof­fen­barung […] ist – und redet man dann trotz­dem von ‘Glauben’ an Jesus Chris­tus, […] dann ist man heim­lich schon vom christlichen Glauben abge­fall­en zu einem Poly­the­is­mus […]. Die Kirche Jesu Christi […] wird durch diese Verkündi­gung immer weniger gebaut wer­den.” Karl Barth, a.a.O., 44.46.
“er war und ist Gott und Men­sch, aber eben immer Bei­des, nicht Eines ohne das andere, und Bei­des (jedes in sein­er Weise!) gle­ich ern­sthaft und nach­drück­lich” Karl Barth, a.a.O., 59.
[45] Mt 2,2; 21,5; 25,31.34.40; Lk 1,33; 23,2; Joh 1,49; 18,37; Apg 5,42; 8,12; 17,7; 20,24; Röm 10,12; Phil 2,9–11; 1Tim 6,14–15; Off 1,5; 17,14; 19,16; Ps 2,6–8; Ps 72,1.8; Ps 89,19–20; 26–27; Jes 9,5–6; Jer 23,5.
Rhyne R. Put­man, a.a.O., 227.
[46] Eph 2,8–10; Gal 1,6–9; 2,21; 5,4; Apg 15,8–11.
Gavin Ortlund, a.a.O., 87.
[47] Joh 3,16–18; Mk 1,15; Apg 10,43; 20,21; Röm 10,9–13.
Rhyne R. Put­man, a.a.O., 227; Albert Mohler, a.a.O.
[48] Gal 2,21; 14,6.
[49] 1Kor 15,1–8.14.17; Joh 2,19–21.
“Per­haps we may find ecu­meni­cal agree­ment in a tru­ly min­i­mal propo­si­tion: the church is the com­mu­ni­ty of a mes­sage, that the God of Israel has raised his ser­vant Jesus from the dead. Any­one who can­not agree even to so much belongs to a dif­fer­ent reli­gious com­mu­ni­ty”. Robert W. Jen­son: Canon and Creed: Inter­pre­ta­tion: Resources for the Use of Scrip­ture in the Church (Kin­dle-Ver­sion). Louisville und Ken­tucky: West­min­ster John Knox. 2010, Kin­dle-Posi­tio­nen 80–82.
“the Gospels offer them­selves to be Scrip­ture pre­cise­ly because, as extend­ed nar­ra­tive iden­ti­fi­ca­tions of the risen one”. Robert W. Jen­son, a.a.O., Kin­dle-Posi­tion 477.
Dem­nach sind die Evan­gelien nicht wie von Mar­tin Käh­ler (Der soge­nan­nte his­torische Jesus und der geschichtliche, bib­lis­che Chris­tus, 1892) pos­tuliert “Pas­sion­s­geschicht­en mit aus­führlich­er Ein­leitung”, son­dern wenn über­haupt “Aufer­ste­hungs­geschicht­en mit aus­führlich­er Einleitung”.
“Die Heilige Schrift, vor allem das Neue Tes­ta­ment, ist das Zeug­nis […] der Verkündi­gung und des Glaubens der Apos­tel, der von Jesus Berufe­nen, der zeu­gen der Aufer­ste­hung Jesu”. Hein­rich Fries und Karl Rah­n­er, a.a.O., 24.
“Ein Zeuge Jesu Christi sein (Act. 1,8), heißt unter allen Umstän­den ein ‘Zeuge sein­er Aufer­ste­hung’ sein (Act. 1,22 [2,32; 3,5; 4,33; 5,30–32; 10,39–42; 13,30–31; 1Kor 15,15]).” Karl Barth, a.a.O., 87.
“Chris­tus ist aufer­standen, er ist wahrhaftig aufer­standen! Wobei unter ‘wahrhaftig’, wenn wir exegetisch genau bleiben wollen, dur­chaus ver­standen wer­den muß: leib­lich aufer­standen, so daß auch von ein­er Stre­ichung des leeren Grabes, wenn wir das apos­tolis­che Zeug­nis nicht durch ein anderes zu erset­zen uns getrauen, keine Rede sein kann.” Karl Barth, a.a.O., 89.
“man kann nicht anders an das Kreuz Christi glauben und man kann das Kreuz Christi nicht anders ver­ste­hen denn von sein­er Aufer­ste­hung her. Die Aufer­ste­hung set­zt alles das ans Licht und in Kraft, was in der Kreuzi­gung Christi von Gott her ver­bor­gen geschehen ist.” Karl Barth, a.a.O., 91.
[50] Joh 4,24; 2Kor 3,17–18; Apg 5,3–4; vgl. 1Kor 3,16 mit 6,19; Mt 28,19. Gavin Ortlund, a.a.O., 19; Rhyne R. Put­man, a.a.O., 216; Albert Mohler, a.a.O.
[51] Eph 4,30; 1,13; 2Kor 1,21–22.
[52] Joh 20,30–31; 21,24–25; Lk 1,1–4.
[53] Gavin Ortlund, a.a.O., 87.95.97.
“The doc­trines fun­da­men­tal to the faith are the con­sen­sus doc­trines spelled out in the ancient creeds.” M. James Sawyer, a.a.O.
“Der in der Heili­gen Schrift gegebene nor­ma­tive Ursprung des christlichen Glaubens [hat] eine Geschichte sein­er Wirkung […]. Zu diesen geschichtlichen Wirkun­gen gehören die soge­nan­nten Glaubens­beken­nt­nisse […]. [Im] Glaubens­beken­nt­nis […] wer­den nicht alle Einzelin­halte artikuliert, son­dern die Inhalte in ihrer sie konzen­tri­eren­den Mitte, also die Grund­wahrheit­en des christlichen Glaubens aus­ge­sagt.” Hein­rich Fries und Karl Rah­n­er, a.a.O., 25–26.
“Die Grund­wahrheit­en des Chris­ten­tums, wie sie in der heili­gen Schrift, im Apos­tolis­chen Glaubens­beken­nt­nis und in dem von Nicäa und Kon­stan­tinopel aus­ge­sagt wer­den, sind für alle […] verpflich­t­end.” Hein­rich Fries und Karl Rah­n­er, a.a.O., 23.
[54] Diese Lehre wird in der Bibel klar bezeugt (Mt 1,18–25, Lk 1,30–37). Es geht hier um die Frage, welche Autorität wir der Bibel zugeste­hen. Gavin Ortlund, a.a.O., 83–84.
“Jesus Chris­tus [ist] wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Men­sch […]. Und es ist das Beson­dere, das Äußere, das Zeichen, von dem sie reden das Wun­der: daß Jesus Chris­tus als dieser wahrhaftige Gott und Men­sch allein Gott zum Vater und also die Jungfrau Maria zur Mut­ter hat.” Karl Barth, a.a.O., 57.
“Bis jet­zt ist, soweit das Auge reichst, mit der Form und dem Zeichen auch noch immer der Inhalt und die Sache ver­loren gegan­gen. Es ist wohl wahr, daß das Dog­ma von der Jungfrauenge­burt nur die Form und Gestalt des Zeug­niss­es von der wahren Got­theit und Men­schheit Christi ist.” Karl Barth, a.a.O., 58.
“Man hat oft gesagt, daß man die Offen­barung Gottes und also die Wahrheit und also das Geheim­nis der Ein­heit von Gott und Men­sch in Jesus Chris­tus gut und gern auch ohne dieses Wun­ders [der Jungfrauenge­burt] zu gedenken, glauben und erken­nen und darstellen könne.” Karl Barth, a.a.O., 62.
“Aber nun würde man ja gewiß auch nicht sagen kön­nen, daß die Wahrheit und Kraft der von Jesus Mk. 2,5 dem Gicht­brüchi­gen zuge­sproch­enen Sün­den­verge­bung dadurch begrün­det oder ver­mehrt werde, daß er ihn nach­her (Mk. 2,11) so wirk­sam auf­fordert, sein Bett zu nehmen und heimzuge­hen. Den­noch will diese Geschichte offen­bar nicht ohne dieses Heilungswun­der gele­sen und ver­standen sein. Jene Auf­forderung an den Gicht­brüchi­gen geschieht näm­lich nach Mk. 2,10: ‘Auf daß ihr wis­set, daß des Men­schen Sohn macht hat, die Sünde zu vergeben auf Erden …’ Eben dies ist auch das Ver­hält­nis zwis­chen dem Geheim­nis der Inkar­na­tion und dem Wun­der der Jungfrauenge­burt. Das Wun­der der Jugn­frauenge­burt hat nicht ontis­che [seins­mäs­sige] son­dern neo­tis­che [erken­nt­nis­mäs­sige] Bedeu­tung. Es zeigt [als Zeichen] an, was hier geschieht.” Karl Barth, a.a.O., 62–63.
[55] Im Neuen Tes­ta­ment wer­den ethis­che Aus­sagen immer wieder dog­ma­tisch im Wesen Gottes (2Mo 20,2–17; Eph 5,1–18; 1Petr 1,14–16; Röm 12,1–2) und Jesu (Kol 3,3–6; Röm 13,13–14; Eph 4,20–32) begrün­det. Paulus benutzt ethis­che Verge­hen als Auschlusskri­teri­um (1Kor 5,1–13; Eph 4,11–32). Bei Apos­telkonzil wur­den in Apg 15,20 fol­gende Aspek­te fest­ge­hal­ten, an die sich die Gemeinde mit Leuten aus jüdis­chem und nicht-jüdis­chem Hin­ter­grund zu hal­ten hat­te: Enthal­ten von Götzen und sex­ueller Unmoral als all­ge­me­ingültige Regeln, Enthal­ten von nicht-geschächtetem Fleisch und Blut­genuss als Voraus­set­zung für die Gemein­schaft zwis­chen Juden und Nicht-Juden. In der Didache, der ersten Kirchenord­nung von zir­ka 100 n.Chr., wer­den diverse ethis­che Aus­sagen zu Sex­u­alethik, Leben­srecht, Synkretismus usw. gemacht (Kapi­tel 2–6).
Gemäss Schlat­ter zeigt uns die Dog­matik den Grund der Ethik und die Ethik das Ziel der Dog­matik. Adolf Schlat­ter: Christliche Ethik. Calw, 1914, 29ff.
“Grund­sät­zlich gehören also Dog­matik und Ethik unlös­bar zusam­men.” Hel­mut Burkhardt: Ein­führung in die Ethik: Grund und Norm sit­tlichen Han­delns. Gießen: Brun­nen, 1996, 25.
[56] “Kon­ser­v­a­tiv ste­ht nicht für eine The­olo­gie, der es auf­grund man­gel­nder intellek­tueller Kapaz­itäten und man­gel­nden Mutes an der Weite im Denken fehlt.” “An dieser Stelle sei nur gesagt, dass ein kon­ser­v­a­tiv­er Umgang mit der Bibel eben nicht zur Abschot­tung und zur geset­zlichen Verurteilung ander­s­denk­ender Men­schen führen muss.” Rein­hard Spincke, a.a.O., 28 und 29.
[57] “Nein, eine tote Ortho­dox­ie wird niemals zu geistlichem Auf­bruch führen. Aber eine Anpas­sung bib­lis­ch­er Maßstäbe an den Zeit­geist auf Kosten der Nach­folge wird es auch nicht gelin­gen.” Rein­hard Spincke, a.a.O., 34.
[58] “urgent for the health and prac­tice of the church such that they fre­quent­ly cause Chris­tians to sep­a­rate at the lev­el of local church, denom­i­na­tion, and/or min­istry”, “but not essen­tial to the gospel”, Gavin Ortlund, a.a.O., 19 und 47.
“Chris­tians across a vast denom­i­na­tion­al range can stand togeth­er on the first-order doc­trines and rec­og­nize each oth­er as authen­tic Chris­tians, while under­stand­ing that the exis­tence of sec­ond-order dis­agree­ments pre­vents the close­ness of fel­low­ship we would oth­er­wise enjoy.” Albert Mohler, a.a.O.; vgl. Rhyne R. Put­man, a.a.O., 216.
[59] Gavin Ortlund, a.a.O., 117.
[60] Gavin Ortlund, a.a.O., 19 und 96.
[61] Gavin Ortlund, a.a.O., 96.
[62] Gavin Ortlund, a.a.O., 96.
“Die Frage nach der Ordi­na­tion von Pas­torin­nen führte im Bund Freier evan­ge­lis­ch­er Gemein­den [in Deutsch­land] zu ein­er neuen the­ol­o­gis­chen Diskus­sion, die trotz sehr unter­schiedlich­er Auf­fa­sun­gen in respek­tvollem Umgang auf Bases eines ein­heitlichen Schriftver­ständ­niss­es gut aus­ge­tra­gen wurde mit dem Ergeb­nis, dass […] die unter­schiedlichen Sichtweisen respek­tiert wer­den.” Rein­hard Spincke, a.a.O., 35.
[63] Gavin Ortlund, a.a.O., 57.
[64] “Wir müssen in unseren Gemein­den Freiraum für Fra­gen und Zweifel lassen und mache allzu behütete Seele auch mal intellek­tuell und glaubens­mäßig her­aus­fordern.” Rein­hard Spincke, a.a.O., 39.
[65] “impor­tant to Chris­t­ian the­ol­o­gy, but not enough to jus­ti­fy sep­a­ra­tion or divi­sion among Chris­tians”, 19, “not essen­tial to the gospel or nec­es­sar­i­ly urgent for the church”, Gavin Ortlund, a.a.O., 47.
[66] Gavin Ortlund, a.a.O., 143.
[67] Rhyne R. Put­man, a.a.O., 232.
[68] Gavin Ortlund, a.a.O., 19.
[69] Gavin Ortlund, a.a.O., 53; Rhyne R. Put­man, a.a.O., 233.
[70] Gavin Ortlund, a.a.O., 54 und 55.
[71] Gavin Ortlund, a.a.O., 125.
“Über die Frage, wie die Welt ent­standen ist, haben auch Chris­ten unter­schiedliche Mei­n­un­gen: von der Sechs-Tage-Schöp­fung, über Intel­li­gent Design bis hin zur the­is­tis­chen Evo­lu­tion.” “Gemein­sam ist allen christlichen Posi­tio­nen seit Jahrhun­derten, dass die Schöp­fung nicht aus dem Nichts ent­standen ist, son­dern dass es einen Schöpfer gibt.” Rein­hard Spincke, a.a.O., 92 und 93.
[72] Gavin Ortlund, a.a.O., 19.55.125; Albert Mohler, a.a.O.
[73] Gavin Ortlund, a.a.O., 19.

2 Comments
  1. Christian Haslebacher 3 Jahren ago
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    Vie­len Dank, Man­fred Reichelt, für Ihr Feedback.
    Gute The­olo­gie und lebendi­ge Spir­i­tu­al­ität gehören immer zusam­men. Man kön­nte sagen: Es gibt keine gute The­olo­gie ohne lebendi­ge Spir­i­tu­al­ität und keine lebendi­ge Spir­i­tu­al­ität ohne gute Theologie.
    The­olo­gie ohne lebendi­ge Spir­i­tu­al­ität ist — wie Sie sagen — trock­enes Stroh. Spir­i­tu­al­ität ohne gute The­olo­gie ist fundamentlos.
    Wir soll­ten bei­des suchen. Mehr dazu:
    https://blog.chrischona.ch/2019/11/nur-so-hat-kirche-bedeutung/
    https://blog.chrischona.ch/2020/04/merkmale-echter-chrischona-gemeinden/

  2. Manfred Reichelt 3 Jahren ago
    Reply

    The­olo­gie — ob evan­ge­likal oder lib­er­al — ist heute meis­tens nichts anderes als Schrift­gelehrtheit. Das heißt mit anderen Worten, man hat keinen Bezug zur Real­ität und so ist das, was gelehrt wird, nur trock­enes Stroh!
    Wie man ein gottge­fäl­liger The­ologe wird, habe ich hier beschrieben:
    https://www.academia.edu/21127861/Theologisieren_heute_Eine_notwendige_Besinnung (zum Lesen rechts mit dem cor­sor scrollen)

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