Die natürliche Familie (1/2) – Turm alter Zeiten

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by Peter Bruderer | 28. Aug. 2021 | 0 comments

Wir alle haben sie: Vater und Mut­ter. Viele von uns sind es: Vater oder Mut­ter. Wir haben Herkun­ft, und wir schaf­fen Zukun­ft. Dies ist mein Plä­doy­er für die Fam­i­lie, in zwei Teilen. In diesem ersten Teil liegt der Fokus auf der Geschichte der Fam­i­lie, im zweit­en Teil geht es um Fra­gen der Gegenwart.

Wer in die Toskana in die Ferien geht, möchte sich meist auch die eine oder andere schöne Kle­in­stadt zu Gemüte führen. Das ist bei mir nicht anders. Doch als Fam­i­lie mit Kindern im Alter zwis­chen 10 und 14 Jahren kann dies ein kom­plex­es Unter­fan­gen sein. Der schein­bar irra­tionale Drang des ‚Pater Famil­ias‘, alte Steine begutacht­en zu wollen, stösst nicht nur auf Gegen­liebe. Gegen diesen famil­iären Unwillen gibt es eine klare Strate­gie: Gelati – ein Trumpf der meis­tens sticht.

Hat sich die eigene Sippe in die ver­winkel­ten Gassen eben eines solchen Städtchens bewe­gen lassen, so wird diese mit etwas Glück nicht nur die feine Gelati find­en, son­dern eben auch schöne alte Kirchen und prunk­volle Paläste. In der Toskana wird sie möglicher­weise ein­er weit­eren Eigen­tüm­lichkeit begeg­nen, den Geschlechtertür­men.

Geschlechtertürme, das sind diese sicht­baren Andenken an die his­torische Bedeu­tung der Fam­i­lie, stolze Zeichen für famil­iäre Autonomie, Wohl­stand und Ein­fluss. Sicher­er Ort des famil­iären Rück­zugs  bei Stre­it und Gefahr. Die wohl bekan­nteste Stadt mit Geschlechtertür­men ist San Gimignano in der Toskana. Hier prä­gen noch 15 Geschlechtertürme das Stadt­bild. Im mit­te­lal­ter­lichen Bologna sollen es 180 gewe­sen sein, wom­it jene Stadt qua­si das Man­hat­tan des Mit­te­lal­ters war. Bis zu 100m ragten die Türme in den Him­mel und stahlen Kirchen und anderen amtlichen Gebäu­den die Show.

Die Geschlechtertürme Ital­iens machen eine oft verkan­nte, vergessene und heute manch­mal gar ver­achtete gesellschaftliche Grundzelle auf ein­drück­liche Weise sicht­bar: die natür­liche Fam­i­lie.

Noch vor Staat oder Religion

Die Geschichte der natür­lichen Fam­i­lie geht weit, weit zurück. Schon in der bib­lis­chen Schöp­fungs­geschichte find­en wir sie mit ihren wesentlichen Merk­malen beschrieben. Gott hat den Men­schen als Mann und Frau geschaf­fen (die biol­o­gis­che Grund­lage der natür­lichen Fam­i­lie). Durch Ablö­sung von den Eltern, neue Bindung aneinan­der (Heirat, Bil­dung ein­er neuen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ein­heit) und kör­per­liche Vere­ini­gung (Sex) entste­ht eine neue Fam­i­lien-Ein­heit, mit dem natür­lichen Poten­tial für Kinder. Kinder sollen in der Fam­i­lie willkom­men und gewün­scht sein (Ver­mehrungsauf­trag). Eben­so gilt der Fam­i­lie auch ein unternehmerisch­er und pfle­gen­der Auf­trag (Bebauen und Bewahren der Schöp­fung).[1]

Eine der wichtig­sten Eigen­schaften der natür­lichen Fam­i­lie ist, dass sie eine unge­broch­ene Kette bildet. Kein Men­sch ist geschicht­s­los, son­dern jedes neue Men­schen­leben erwächst aus der vor­ange­hen­den Gen­er­a­tion. Jede neue Gen­er­a­tion ist damit ein Bindeglied in ein­er unge­broch­enen Kette, durch welche sich die Fam­i­lie von einem ins näch­ste Jahrhun­dert erstreckt. Jed­er Men­sch ist natür­lich­es Bindeglied zwis­chen der Ver­gan­gen­heit und der Zukun­ft. Er übern­immt ein Erbe, und er gibt ein Erbe weiter.

Die ‚All­ge­meine Erk­lärung der Men­schen­rechte‘ anerken­nt die Bedeut­samkeit der Fam­i­lie als gesellschaftliche Grundeinheit:

„Die Fam­i­lie ist die natür­liche Grun­dein­heit der Gesellschaft und hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.“[2]

Wichtig in dieser For­mulierung ist unter anderem das Wort ‚natür­lich‘. Es weist darauf hin, dass Fam­i­lie nicht eine kon­stru­ierte Angele­gen­heit ist, son­dern durch das ihr innewohnende Poten­tial der Repro­duk­tion gegeben ist. Fam­i­lie ist damit grund­sät­zlich etwas, was man nur fest­stellen und anerken­nen kann, nicht kün­stlich her­stellen oder herbeiführen.

Die ‚Gegeben­heit‘ oder ‚Natür­lichkeit‘ der Fam­i­lie scheint mir ger­ade in den Debat­ten unser­er Zeit eine wichtige Fest­stel­lung. Immer wieder tre­ffe ich Men­schen, die gerne Ver­fechter ‚bib­lis­ch­er‘ oder ‚christlich­er‘ Stand­punk­te gegen die Ver­fechter von ‚Wis­senschaft‘ und ‚Evo­lu­tion‘ ausspie­len. Doch im Falle der Fam­i­lie muss eigentlich fest­gestellt wer­den, dass sich Ursprung und Wesen der Fam­i­lie, wie wir sie aus christlich­er Tra­di­tion ken­nen, sehr gut mit den Ergeb­nis­sen der wis­senschaftlichen Forschung zusam­men­passt. Die Fam­i­lie als ursprüngliche, vorstaatliche und vor­re­ligiöse Zelle der Gesellschaft ist gut doku­men­tiert. So bestätigt beispiel­sweise Edvard West­er­mar­ck (1862–1939), der finnis­che Pio­nier der Fam­i­lien­forschung, den anthro­pol­o­gis­chen Befund, dass Ehe als Insti­tu­tion in ihren grund­sät­zlichen Ele­menten uni­versell der ganzen Men­schheit gemein­sam ist und sich aus einem urzeitlichen Habi­tus entwick­elt hat.[3] C. Owen Love­joy (*1943), welch­er als Paläan­thro­pologe aus der Per­spek­tive der Evo­lu­tion­s­the­o­rie die Entwick­lung des aufrecht­en Ganges erforscht hat, spricht davon, dass spez­i­fis­che Merk­male des Men­schen wie inten­sivierte Eltern­schaft, soziale Beziehun­gen und monogame Paarbindung dem gle­ichen Entste­hungszeitraum wie dem aufrecht­en Gang zuzuord­nen sind. Love­joy argu­men­tiert: Das einzi­gar­tige men­schliche Sex­u­alver­hal­ten ist der unab­d­ing­bare Mark­er am Ursprung des Men­schen.[4]

Forsch­er wie Eduard West­er­mar­ck oder George Peter Mur­dock leis­teten Pio­nier­ar­beit in der Erforschung der Ursprünge von Ehe und Familie.

Wenn Love­joy recht hat, ist auch gesagt, dass Fam­i­lie nicht ein­fach als gesellschaftlich­es oder religiös­es Kon­strukt abge­tan wer­den kann, welch­es zusam­men mit ein­er Reli­gion oder ein­er gesellschaftlichen Kul­tur dekon­stru­iert wer­den kön­nte. Denn Ehe und Fam­i­lie sind entste­hungs­geschichtlich sowohl der Her­aus­bil­dung religiös­er For­men als auch staatlich­er Struk­turen vorge­lagert. Auch neuere Forschun­gen bestäti­gen diesen Befund. Sich­er haben Reli­gion oder Staats­for­men unsere heutige Fam­i­lienkul­tur und gewisse Tra­di­tio­nen bee­in­flusst. Doch in ihren Ker­nele­menten der sex­uellen, sozialen und ökonomis­chen Vere­ini­gung von Mann und Frau mit inten­siviert­er Eltern­schaft und Gemein­schaft hat sie ihr ganz eigenes Dasein, egal ob man dieses mit­tels göt­tlichem Schöp­fungsakt oder evo­lu­tionär­er Entwick­lung begründet.

Eine bedrohte Institution

Die natür­liche Fam­i­lie mag his­torisch in Urzeit­en ver­ankert sein und als Repro­duk­tion­szelle für die Zukun­ft und das Gedei­hen ein­er Gesellschaft unab­d­ing­bare Funk­tio­nen erfüllen. Trotz­dem gibt es wohl kaum eine gesellschaftliche Insti­tu­tion, die über die ver­gan­genen Jahrhun­derte mehr in Frage gestellt wurde als die natür­liche Fam­i­lie.[5] Das hat ver­schiedene Ursachen und Hin­ter­gründe. Ich möchte nach­fol­gend aus den Bere­ichen der tech­nis­chen Entwick­lung, der weltan­schaulichen Konzepte sowie der wis­senschaftlichen Trends einige Fak­toren her­aus­greifen, welche sich mitunter als gefährdend für die natür­liche Fam­i­lie erwiesen haben.

Technische Entwicklungen:

Die indus­trielle Rev­o­lu­tion des 19. Jahrhun­derts pflügte das Gefüge der Gesellschaft völ­lig um. Die Auswirkun­gen auf Fam­i­lien waren vielerorts drama­tisch. Die organ­is­che Verbindung von Haus und Arbeit wurde auseinan­derg­eris­sen und damit auch das über Jahrtausende gelebte famil­iäre Zusam­men­spiel von Arbeit, Kinder­erziehung und ergänzen­der Zusam­me­nar­beit inner­halb der Ehe. Unper­sön­liche Maschi­nen macht­en gewisse Fer­tigkeit­en obso­let. Die zunehmende Mobil­ität ermöglichte das Arbeit­en fern von Zuhause. Kinder wur­den nicht mehr durch ihre Eltern in der Arbeit geprägt, son­dern wur­den als gesicht­slose Num­mern in den Pro­duk­tion­sprozess für fremde Her­ren eingeschleust. Die Entste­hung von Grossstädten brachte Vere­in­samung und ganz neue soziale Her­aus­forderun­gen. Die Häuser und Areale der Fam­i­lien, welche noch bis vor kurzem lebendi­ge und funk­tion­sre­iche Orte pro­duk­tiv­er Arbeit, gegen­seit­iger Unter­stützung und gemein­samen, gen­er­a­tio­nenüber­greifend­en Lebens waren, wur­den im Ein­fluss­bere­ich der Indus­tri­al­isierung ten­den­ziell zu funk­tion­slosen Übernachtungsplätzen.

Karl Polanyi doku­men­tierte 1944 den tief­greifend­en Wan­del der west­lichen Gesellschaften durch die Industrialisierung.

Eine andere ein­schnei­dende Inno­va­tion war in den 60er Jahren des let­zten Jahrhun­derts die Entwick­lung der Antibabyp­ille. Diese hat­te zum Beispiel starke Auswirkun­gen auf die Entwick­lung der Geburten­rate, aber auch auf das Zusam­men­spiel der Geschlechter. Was als Hil­fe zur Geburtenkon­trolle inner­halb der Ehe entwick­elt wor­den war, wurde im Han­dum­drehen zum Mit­tel, mit dem feste Bindun­gen ganz grund­sät­zlich nicht mehr nötig waren. Die natür­liche Verbindung von Sex und Kinder war geris­sen, und Frauen standen nicht nur auf der Gewin­ner­seite: Bindungss­cheue aber sex­hun­grige Män­ner waren von der Pille min­destens so ange­tan wie Frauen. Auch die zunehmend ein­facheren und legalen Möglichkeit­en zur Abtrei­bung tru­gen das ihre bei zu ein­er Kul­tur abnehmender männlich­er Ver­ant­wor­tungsüber­nahme. Die Pille machte Sex zum Kon­sumgut mit ver­mei­d­baren Nebenwirkungen.

Ideologien und Weltanschauungen:

Die lib­eralen Leit­fig­uren des 18. Und 19. Jahrhun­derts baut­en ihre gesellschaftlichen Mod­elle auf dem Indi­vidu­um als Grun­dein­heit der Gesellschaft. Die indi­vidu­elle Frei­heit wurde in dieser Zeit zunehmend in den Mit­telpunkt gestellt und die Fam­i­lie als eher ent­behrlich­es oder gar frei­heits­ber­auben­des und unter­drück­endes Kon­strukt gese­hen. Bere­its der Gen­fer Jean-Jaques Rousseau (1712–1778) sah im Staat so etwas wie den Ersatz für die Fam­i­lie.[6] Ehe und Fam­i­lie sah er eher als Hin­der­nis für den Men­schen, der sein ‚authen­tis­ches Selb­st‘ leben wollte. Leit­fig­uren des Util­i­taris­mus wie William God­win (1756–1836) oder John Stu­art Mill (1806–1873) sahen in der Fam­i­lie ten­den­ziell eine ‚Schule des Despo­tismus‘, als Insti­tu­tion, welche den natür­lichen Instink­ten des Men­schen zuwider­lief, dem per­sön­lichen Genuss im Wege stand. [7] In God­wins Sozial-Utopie war kein Mann exk­lu­siv an eine Frau gebun­den, son­dern alle wür­den einan­der in ein­er grossen sex­uellen Gemein­schaft teilen[8]. Die Stoss­rich­tung war somit gegeben: Ehe und Fam­i­lie standen der Frei­heit und dem Glück des Indi­vidu­ums im Wege. Mit im Wege stand auch die Kirche, welche mit kon­ser­v­a­tiv­er Sex­ual­moral die Insti­tu­tion Fam­i­lie stützte und ein­er ‚befre­it­en‘ Sex­u­al­ität im Wege stand. Auch erste Konzepte von ‚serieller Monogamie‘ ver­bun­den mit vere­in­facht­en Schei­dungsmöglichkeit­en ent­standen.[9] Fam­i­lien­bande, seien es diejeni­gen zwis­chen den Ehe­gat­ten oder zwis­chen Eltern und Kind, wur­den in dieser Zeit zunehmend im Sinne ein­er Mach­tausübung des einen Men­schen über den anderen gese­hen und nicht mehr als die natür­liche Form men­schlichen Zusammenlebens.

Fig­uren wie Rousseau, God­win oder Mill bee­in­flussten mass­gebend den Trend zum Indi­vid­u­al­is­mus und zu lib­eraleren Gesellschaftsformen.

Auf diesem Nährbo­den ent­standen weit­ere Ideen für gesellschaftlichen Umbruch. Bewe­gun­gen und Lebensper­spek­tiv­en wie Sozial­is­mus, Fem­i­nis­mus, Hedo­nis­mus, Kom­mu­nis­mus oder säku­lar­er Lib­er­al­is­mus mögen teils ganz unter­schiedliche Ziele ver­fol­gt haben, ihnen gemein­sam war aber die tra­di­tionelle Fam­i­lie als Feind­bild. Fem­i­nistin­nen sahen die Fam­i­lie gerne als Hin­der­nis zu Gle­ich­berech­ti­gung und per­sön­lich­er Autonomie. Säku­lare Lib­erale sahen die Fam­i­lie als ent­behrliche und religiös begrün­dete Struk­tur, deren Zeit abge­laufen war. Für Hedo­nis­ten stand die Fam­i­lie mit ihrer Beto­nung von Treue und Ver­ant­wor­tungsüber­nahme der per­sön­lichen Lust­be­friedi­gung im Wege. Kom­mu­nis­ten sahen in der Fam­i­lie eine Urform der Unter­drück­ung, welche durch den Gen­er­a­tio­nen­trans­fer von Besitz den Kap­i­tal­is­mus stütze und der Ent­fal­tung des kom­mu­nalen Lebens im Wege stand.[10] Auch Nation­al­is­ten vergin­gen sich an der Fam­i­lie, indem sie diese für ihre Zwecke vereinnahmten.

Ein Vor­bote der Zukun­ft war Wil­helm Reich (1897–1957). In seinen Ideen, ver­ban­den sich in den Jahren vor dem zweit­en Weltkrieg die tiefenpsy­chol­o­gis­chen Konzepte von Sig­mund Freud (1856–1939) mit den rev­o­lu­tionären Ideen von Karl Marx (1818–1883). Freud hat­te den Sex­u­al­trieb als den alles bes­tim­menden Urtrieb des Men­schen in den wis­senschaftlichen Diskurs einge­bracht. Marx sah im Pro­le­tari­at die treibende gesellschaftliche Kraft und in ihrem Auf­s­tand gegen die herrschende Klasse den Schlüs­sel zur klassen­losen Gesellschaft. Reich set­zte nun Sex­u­al­ität anstelle des Pro­le­tari­ats. In ein­er befre­it­en Sex­u­al­ität würde der Schlüs­sel liegen zu ein­er befre­it­en Gesellschaft. Er rief auf zur sex­uellen Rev­o­lu­tion[11] und machte aus dem sex­uellen Akt einen poli­tis­chen Akt der Befreiung. Zu den Opfern dieser neuen Rev­o­lu­tion sollte natür­lich auch die Fam­i­lie gehören, diese ‚Urzelle der Unter­drück­ung‘. Der zweite Weltkrieg zwang Reich zur Flucht in die USA und seine rev­o­lu­tionären Ideen ver­schwan­den in der Versenkung – vorerst.

Wissenschaftliche Trends:

Auch Konzepte mit wis­senschaftlichem Anspruch, wie sie beispiel­sweise Robert Malthus (1766–1834) oder Charles Dar­win (1809–1882) entwick­el­ten, erwiesen sich als Bedro­hung für die tra­di­tionelle, für Kinder offene Familie.

Der Mal­tu­sian­is­mus stellte ein­er lin­earen Ver­grösserung der Lebens­mit­tel­pro­duk­tion ein expo­nen­tielles Bevölkerungswach­s­tum gegenüber. Damit schürte Malthus im begin­nen­den 19. Jahrhun­dert ganz neue und exis­ten­tielle Äng­ste von Über­bevölkerung, Hunger­snöten und Migra­tionsströ­men[12]. Es waren unter anderem diese Äng­ste, welche dem fem­i­nis­tis­chen Anliegen nach Geburtenkon­trolle in den ersten Jahrzehn­ten des 20. Jahrhun­derts zum Erfolg ver­halfen. Aktivistin­nen wie Mar­garet Sanger nutzen diese Äng­ste als inte­gralen Bestandteil ihrer Argu­men­ta­tio­nen.[13] In der zweit­en Hälfte des 20. Jahrhun­derts ver­schoben sich die Fra­gen ein­er poten­tiellen Über­bevölkerung zunehmend auf die glob­ale Ebene und wur­den zum Denk- und Hand­lungs­feld für Sicher­heitsstrate­gen und Poli­tik­er.[14] Die The­sen von Malthus wur­den eigentlich schon lange durch die his­torische Real­ität entkräftet, denn die indus­trielle Rev­o­lu­tion brachte die nötige Pro­duk­tion­ssteigerung im Bere­ich der Nahrungsmit­tel. Doch bis heute geis­tert die Angst vor Über­bevölkerung kräftig herum, obwohl das eigentliche Bevölkerung­sprob­lem des 21. Jahrhun­derts der Trend zu glob­alem Bevölkerungsrück­gang und Über­al­terung sein wird.[15]

Aus der Evo­lu­tion­slehre von Dar­win und genährt von malthu­sian­is­tis­chen Äng­sten entwick­el­ten sich im späten 19. Jahrhun­dert auch Ideen, wie das Wach­s­tum der Bevölkerung nicht nur zahlen­mäßig durch Geburtenkon­trolle gelenkt wer­den kön­nte, son­dern auch aktiv in Rich­tung ein­er ‚gesun­den‘ und für die Gesellschaft ‚pro­duk­tiv­en‘ Bevölkerung gefördert wer­den kön­nte: die Geburtsstunde von Eugenik und Rassen­hy­giene. Der Wert des men­schlichen Lebens wurde abhängig gemacht vom poten­tiellen Nutzen respek­tive dem poten­tiellen Schaden für die Gesellschaft. Im pop­ulären Ver­ständ­nis sind Eugenik und Rassen­hy­giene Eigen­heit­en des deutschen Nation­al­sozial­is­mus. Doch müssen wir zur Ken­nt­nis nehmen, dass diese Ideen in den ersten Jahrzehn­ten des 20. Jahrhun­derts sozusagen das pro­gres­sive Steck­enpferd ein­er west­lichen kul­turellen und wis­senschaftlichen Elite waren — der ‚Lack­mustest‘, ob man zu den Fortschrit­tlichen oder den Rück­ständi­gen gehörte.[16]

Evo­lu­tion­lehre, Malthu­sian­is­mus und Eugenik als pro­gres­sive Mega­trends und Quelle der Inspi­ra­tion für Forsch­er, Fem­i­nis­ten, Sex­olo­gen, Theologen…

Einen tre­f­fend­en Ein­blick in dieses Denken gibt beispiel­sweise Mar­garet Sanger in ihrem Buch ‚Woman and the New Race‘. Darin begrün­det sie ihren Kampf für die Geburtenkon­trolle folgendermassen:

„Geburt­skon­trolle, oft als Übertre­tung der Geset­ze der Natur gebrand­markt, ist nichts anderes als das in die Wege leit­en eines Prozess­es, bei dem die Untauglichen aus­ge­jätet wer­den und die Geburt der Defek­ten oder zukün­ftig defek­ten Men­schen ver­hin­dert wird.“[17]

Selb­st lib­erale protes­tantis­che The­olo­gen sahen in den Instru­menten der Rassen­hy­giene und Eugenik bald das ‚Instru­ment Gottes‘, um die Men­schheit zu ‚heili­gen‘ und das Reich Gottes her­beizuführen.[18] Lei­der muss die heutige Abtrei­bungsin­dus­trie als naht­lose Weit­er­führung dieser Ide­olo­gien gese­hen wer­den.[19]

Die The­o­rien von Dar­win waren aber auch Wass­er auf die Mühlen der sex­uellen Hedo­nis­ten, welche in seinen Lehren die ratio­nale Erk­lärung dafür fan­den, ihren Trieben ein­fach mal freien Lauf zu lassen. Der wohl ein­flussre­ich­ste Sex­ologe aller Zeit­en, Alfred Kin­sey (1894–1956) verkör­pert diese Sicht auf den Men­schen wohl wie kein ander­er. Moralis­che Codes waren für ihn nur das Hin­der­nis zur freien sex­uellen Ent­fal­tung des ‚men­schlichen Tiers‘. Den Men­schen als Tier zu sehen war für ihn eine logis­che Kon­se­quenz von Darwin’s Evo­lu­tion­s­the­o­rie. Was auch immer dem Ausleben der eige­nen Triebe im Wege stand, wurde als schädlich für den Men­schen tax­iert. Sex­uelle Prak­tiken jen­seits der Het­ero­sex­u­al­ität wur­den durch Kin­sey gle­ich span­nen­den Muta­tio­nen aufs Podest gehoben. In ihnen sah Kin­sey die poten­tielle Entwick­lung des Men­schen zu ein­er neuen Stufe der Evo­lu­tion. Der monogame het­ero­sex­uelle ‚Nor­mal­fall‘ war für ihn hinge­gen unin­ter­es­sant. [20]

Die sexuelle Revolution

Die sex­uelle Rev­o­lu­tion der 60er und 70er Jahre kommt für die natür­liche Fam­i­lie einem ‚per­fek­ten Sturm‘ gle­ich. Dieser Sturm brachte rasch steigende Schei­dungsrat­en, Akzep­tanz für vor- und aussere­he­lichen Sex, die Legal­isierung von Abtrei­bung, sink­ende Geburt­srat­en, steigende Akzep­tanz für nicht-het­ero­sex­uelle For­men der Sex­u­al­ität und vieles mehr. Aus dem Nichts kam der Sturm nicht. Die dafür nöti­gen Wet­terbe­din­gun­gen hat­ten sich über Jahrzehnte hin­weg aufgebaut.

Es ist span­nend zu sehen, wie beispiel­sweise die Ideen von Wil­helm Reich in den 60ern auf ein­mal wieder auf­taucht­en. Seine Büch­er waren vor dem zweit­en Weltkrieg in Deutsch­land noch ver­boten und ver­bran­nt wor­den. Auch in sein­er neuen Heimat, den USA, waren nach dem Weltkrieg seine Büch­er ver­boten wor­den. Reich wurde der Prozess gemacht und er ver­starb 1957 im Gefäng­nis. Doch nun, in den 60er Jahren, wur­den seine Büch­er abgetippt, Raubkopi­en gedruckt und unter der Hand verkauft. Sie fan­den reis­senden Absatz. Die sex­uelle Rev­o­lu­tion der 68er Bewe­gung war da, und Wil­helm Reich war ein­er ihrer grossen Helden.

Wil­helm Reich und sein Ein­fluss: “Die Sex­u­al­ität im Kul­turkampf” (Mitte, 1936), die US-Aus­gabe (Links, 1945), Raubkopie aus der Zeit der 68er Bewe­gung (Rechts)

Die Konzepte, Ide­olo­gien und Inno­va­tio­nen, welche in den ver­gan­gen zwei Jahrhun­derten die natür­liche Fam­i­lie in Frage gestellt haben und die sex­uelle Rev­o­lu­tion der 60er und 70er aus­gelöst haben, kön­nen mit einem Nährbo­den ver­glichen wer­den. Dieser Nährbo­den sorgt auch heute dafür, dass gesellschaftliche Trends im Bere­ich Ehe und Fam­i­lie mit erstaunlich­er Geschwindigkeit möglich sind. Nur so sind die ras­an­ten Ver­schiebun­gen in der öffentlichen Mei­n­ung erk­lär­bar, wie wir sie beispiel­sweise in den ver­gan­genen 10 Jahren in der Frage der ‚Ehe für alle‘ erlebt haben.[21]

Eine resiliente Institution

Doch Tot­ge­sagte leben bekan­ntlich länger, und auf keine andere Insti­tu­tion trifft dies mehr zu, als auf die natür­liche Fam­i­lie. Wer sich gegen diese stellt ver­gisst nur zu schnell die Wahrheit, wie der bekan­nte englis­che Autor G.K.  Chester­ton (1874–1936) for­muliert hat:

 „Die Insti­tu­tion der Fam­i­lie ist die eine anar­chis­che Insti­tu­tion. Das heisst, sie ist älter als das Gesetz und ste­ht ausser­halb des Staates. Sie erneuert sich oder verge­ht aus ihrer eige­nen Natur her­aus…“[22]

Wie die Natur sich nach einem Sturm oft schnell wieder regener­iert, so bleibt die natür­liche Fam­i­lie auch im Jahr 2021 eine ‚resiliente Spezies‘. Ihr dür­fen weit mehr Zukun­ftschan­cen zugeschrieben wer­den, als den Ersatzkonzepten, die der Men­sch über die ver­gan­genen Jahrhun­derte entwick­elt und aus­pro­biert hat.

G.K. Chester­ton. Vor 100 Jahren ein schar­fer Ana­lytik­er des Zeit­geistes. Seine Schriften reden auch in unsere Zeit hinein.

Bei allem Gegen­wind für die natür­liche Fam­i­lie gab es in den ver­gan­genen Jahrhun­derten auch gewichtige Per­sön­lichkeit­en, welche die Schön­heit der natür­lichen Fam­i­lie ent­deck­ten, ihre gesellschaftliche Rel­e­vanz mit wis­senschaftlich­er Gründlichkeit erforscht­en und mit Herz und Ver­stand für sie gekämpft haben. Zwei solch­er Per­sön­lichkeit­en möchte ich kurz vorstellen.

Le Play — der Sozialreformer des Kaisers

Eine der faszinierend­sten Per­sön­lichkeit­en, welche den gesellschaftlichen Wert der Fam­i­lie für seine Zeit ent­deckt und erforscht hat, ist der franzö­sis­che Inge­nieur, Ökonome und Sozial­re­former Fréder­ic Le Play (1806–1882). Le Play gilt als bedeu­ten­der franzö­sis­ch­er Sozialthe­o­retik­er des 19. Jahrhun­derts. Als Inge­nieur und Ökonom war er für Weltausstel­lun­gen in Paris und Lon­don ver­ant­wortlich, als Geologe war er in den Minen­re­gio­nen Deutsch­lands tätig. Seine aus­gedehn­ten Forschungsreisen führten ihn von Spanien bis nach Rus­s­land und auch in die Schweiz. Dabei erforschte Le Play die sozialen Struk­turen der europäis­chen Bevölkerung in ein­er Zeit gross­er Umbrüche. Von Napoleon III (dem ‘Schweiz­er’ Napoleon’[23]) wurde er zum Staat­srat ernan­nt und mit der Auf­gabe betraut, ein Buch über die sozialen Grund­sätze zu schreiben, die ihm für das Woh­lerge­hen der Gesellschaft notwendig erschienen.

Was der Athe­ist und Skep­tik­er Le Play im Rah­men sein­er aus­gedehn­ten Forschungsreisen fest­stellte, stand im Gegen­satz zu den damals trendi­gen The­o­rien sein­er lib­eralen und sozial­is­tis­chen Zeitgenossen: Er stellte einen unmit­tel­baren Zusam­men­hang fest zwis­chen dem, was er ‚Stamm­fam­i­lie‘ nan­nte und his­torischen Beispie­len von sta­bilen, kreativ­en Kul­turen. Für Le Play wurde klar: nicht das Indi­vidu­um sollte als Grundzelle der Gesellschaft gese­hen wer­den, son­dern die 3 Gen­er­a­tio­nen umfassende Stamm­fam­i­lie. Diese, so seine Argu­men­ta­tion, kom­binierte gle­ichzeit­ig einen Gemein­schaftssinn und die Möglichkeit für indi­vidu­ellen Aus­druck. Die Stamm­fam­i­lie ver­mied ein­er­seits den einen­gen­den Charak­ter ein­er rigi­den patri­ar­chalen Fam­i­lie und ander­er­seits auch den ego­is­tis­chen und atom­isieren­den Charak­ter der mod­er­nen lib­eralen Sys­teme. Die Fam­i­lie war bei Le Play das “wahrhafte soziale Molekül” (véri­ta­ble molécule sociale)[24] und die Quelle für Sta­bil­ität, Fortschritt und authen­tis­che Freiheit.

Fréder­ic Le Play, der grosse Sozial­re­former und Staat­srat von Napoleon III, find­et durch seine Forschun­gen vom Athe­is­mus zum Christentum.

Aus seinen Beobach­tun­gen her­aus entwick­elte Le Play ein soziales Sys­tem, welch­es in etwa fol­gende Eck­punk­te umfasste: die Frei­heit der Fam­i­lie, die öffentliche Glauben­sausübung, die Beach­tung des Dekalogs (10 Gebote) als Aus­gangspunkt für die Geset­zge­bung, ein dezen­tral­isiertes Staatssys­tem, und soziale Ver­ant­wor­tungsüber­nahme durch Besitzer und Arbeit­ge­ber. Der Athe­ist und Skep­tik­er Le Play starb als Christ. Mit entschei­dend für seinen Sinneswan­del waren seine sozi­ol­o­gis­chen Beobach­tun­gen, welche das christliche Welt- und Men­schen­bild glaub­würdig bestätigten. Für mich per­sön­lich ist Le Play ein enorm ermuti­gen­des Beispiel von jemand, der bere­it ist, ehrlich an die Sache her­an zu gehen und dabei auch noch Christ wird.

Sorokin — Der Soziologe von Harvard

Eine zweite solche Per­sön­lichkeit ist Pitir­im Sorokin (1889–1968). Der Grün­der der sozi­ol­o­gis­chen Abteilung an der renom­mierten Har­vard Uni­ver­sität und zeitweilige Präsi­dent der Sozi­ol­o­gis­chen Gesellschaft der USA iden­ti­fizierte wie Le Play die Stamm­fam­i­lie als die sta­bil­ste, natür­liche soziale Form.[25] Sorokin stellte in seinen umfan­gre­ichen Forschungsar­beit­en[26] eine Verbindung zwis­chen schrumpfend­en Fam­i­lien­grössen und sozialen Unruhen fest und betonte die Wichtigkeit von Bil­dung als famil­iärem Kernauftrag.

Pitir­im Sorokin. Der rus­siche Rev­o­lu­tionär, Dis­si­dent und Grün­der der Sozi­olo­gieabteilung von Har­vard, prog­nos­tizierte in den 50er Jahren die Sex­uelle Rev­o­lu­tion der 60er.

Noch in den ‘gold­e­nen’ 50ern[27] diag­nos­tizierte er eine sich anbah­nende sex­uelle Rev­o­lu­tion, der er sich bis zu seinem Tod in den 60er Jahren mit Vehe­menz ent­ge­gen­stellte[28]. So geis­selte er die Erken­nt­nisse von ‘Freudi­an­ern, Pseu­do-Sex­olo­gen und Pseu­do-Psy­cholo­gen’ als ‘ekla­tant unwis­senschaftlich und wert­los’[29]. Die sich im Fahrwass­er von Sig­mund Freud etablierende Sicht, welche die Sex­u­al­ität als iden­titäts­bes­tim­mende Dimen­sion des Men­schen propagierte, sah Sorokin auf­grund sein­er Forschungsar­beit­en als Gefahr für das soziale Gefüge. Die in der Gesellschaft zunehmend dom­i­nante ‘Sex-Liebe’ müsse durch eine ‘Totale-Liebe’ erset­zt wer­den, eine ganzheitliche Liebe, die sich Kinder wün­scht, sich dem Gift der Pornografie ver­weigert, ihre Ern­sthaftigkeit durch vore­he­liche Enthalt­samkeit und ehe­liche Treue konkret wer­den lässt. Er forderte nichts weniger als eine neue Trans­fig­u­ra­tion der Gesellschaft und for­mulierte seine Vision folgendermassen:

«Die sex­uelle Verir­rung wird nach und nach durch eine noble sex­uelle Ord­nung erset­zt; Scheine­he durch totale Ehe; prim­i­tive sex­uelle Liebe durch die uner­schöpfliche totale Liebe; die schmale und entwertete Konzep­tion des Lebens durch ihr unendlich reich­es Gegen­stück.»[30]

Soro­rokin, der 1917 als junger Mann noch in die Wirren der Rus­sis­chen Rev­o­lu­tion ver­wick­elt war, blieb zeitlebens eine Per­son, welche sich Schubla­disierun­gen ent­zog. Als er ein­mal nach seinem per­sön­lichen Cre­do gefragt wurde, nan­nte er sich einen ‘kon­ser­v­a­tiv­en christlichen Anar­chis­ten’[31]. Wenn das keine inter­es­sante Mis­chung ist.

Bilanz

Die natür­liche Fam­i­lie ist ein Turm alter Zeit. Aber ihre Bedeut­samkeit für unsere Zeit ist eben­so gegeben. Eine Per­sön­lichkeit, welche Inten­siv über die Bedeu­tung der natür­lichen Fam­i­lie für unsere Zeit nachgedacht hat, ist der His­torik­er Allan Carl­son (*1949). Carl­son hat sein ganzes Leben der Förderung und Erforschung der natür­lichen Fam­i­lie ver­schrieben, war unter dem US Präsi­den­ten Ronald Rea­gan Mit­glied in der Nationalen Kom­mis­sion für Kinder­fra­gen und ist der Mitver­fass­er des «Nat­ur­al Fam­i­ly Man­i­festo»[32].  Im dazuge­höri­gen Buch[33] legt er unter Zuhil­fe­nahme ein­er Fülle von his­torischen Quellen und wis­senschaftlichen Stu­di­en die Argu­mente für die natür­liche Fam­i­lie dar, und wie diese auch durch Poli­tik und Gesellschaft gefördert wer­den kann. Carl­son bringt meines Eracht­ens den Wert der natür­lichen Fam­i­lie für eine Gesellschaft auf den Punkt:

„Die natür­liche Fam­i­lie ist ein Schlüs­sel zur Fülle des Lebens. Sie bewirkt, was kein anderes Organ­i­sa­tion­sprinzip bewirken kann: sie macht alles um sie herum bess­er, sie ver­stärkt die besten Ele­mente aller anderen Insti­tu­tio­nen. Sie ist das Fun­da­ment für geord­nete Frei­heit.“[34]

Ich hat­te die Möglichkeit, mich mit Allan Carl­son zu unter­hal­ten und seine Sicht auf die natür­liche Fam­i­lie zu disku­tieren. In einem weit­eren Artikel werde ich unter Zuhil­fe­nahme sein­er Forschung auf einige The­men­felder einge­hen, welche sich mir im Zusam­men­hang mit Fam­i­lie als wichtig aufge­drängt haben:

 

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Zum zweit­en teil der Serie:
Die natür­liche Fam­i­lie (2/2) – Turm für unsere Zeit

Bilder:
Titel­bild: iStock
Weit­ere Bilder: Peter Bruderer

Fuss­noten:
[1] 1Mo 1:24; 1Mo 2:15; 1Mo 2:24
[2] All­ge­meine Erk­lärung der Men­schen­rechte, Art. 16.3
[3] Edward West­er­mark, “The His­to­ry of Human Mar­riage”: 5th Edi­tion (Lon­don: Macmil­lan, 1925): 26–37, 69–72; Vgl. Allan C. Carl­son, Vgl. Paul T. Mero, “The nat­ur­al Fam­i­ly [a man­i­festo]”, 2007, S 52
[4] C. Owen Love­joy, the Ori­gin of Man, Sci­ence 211 (Jan 23, 1981): https://science.sciencemag.org/content/211/4480/341
[5] Neben der Fam­i­lie muss die Kirche als zweite, stark in Frage gestellte Insti­tu­tion erwäh­nt werden.
[6] Vgl. z.B. Jean Jacques Rousseau, “The Social con­tract” (New York : E. Dut­ton, 1950 : 44,15,27)
[7] Vgl. z.B. John Stu­art Mill, “On Lib­er­ty” (1859)  oder ‘The Sub­jec­tion of Women’ (1869)
[8] God­win, ‘Enquiry con­cern­ing Polit­i­cal Jus­tice’, 1793, siehe Carl R. True­man, “The Rise and Tri­umph of the Mod­ern Self”, 2020, S151
[9] Vgl. Vgl. John Locke, “Trea­tise on Civ­il Gov­ern­ment“, 1692. Locke Ver­trat gemäss Allan Carslon die Idee, dass die Ehe nur als tem­poräre Verbindung im Zusam­men­hang mit der Kinder­erziehung betra­chtet wer­den müsse. Nach Abschluss der Erziehungsar­beit löse sich das Band der Ehe sozusagen ‘von selb­st auf’ und Mann und Frau seien frei, neue sex­uelle Beziehun­gen einzuge­hen. Vgl. Allan C. Carl­son, Paul T. Mero, “The nat­ur­al Fam­i­ly [a man­i­festo]”, 2007, S 32
[10] Vgl. Beispiel­sweise die das neue Fam­i­lien- und Eherecht in der Sow­je­tu­nion, 1918: https://en.wikipedia.org/wiki/Family_in_the_Soviet_Union
[11] Das Buch, “Die Sex­u­al­ität im Kul­turkampf, Zur sozial­is­tis­chen Umstruk­turierung des Men­schen“, erschien 1936, die englis­chsprachige Aus­gabe bekam 1945 den Titel “The sex­u­al Revolution“.
[12] Vgl. Robert Malthus, “Eine Abhand­lung über das Bevölkerungs­ge­setz“, 1798
[13] Vgl. George Grant, “Killer Angel, A Biog­ra­phy of Planned Parenthood’s Founder Mar­garet Sanger”, S 50–57.
[14]Ein Beispiel dafür, wie die Bevölkerungsen­twick­lung als sicher­heit­spoli­tisch Rel­e­vant erachtet wurde, ist der Kissinger Report von 1974, welch­es die Sicher­heit der USA in den Zusam­men­hang des weltweit­en Bevölkerungswach­s­tums stellte: https://pdf.usaid.gov/pdf_docs/PCAAB500.pdf
[15] Vgl.: https://www.bbc.com/news/health-53409521
[16] So zählte der promi­nente Schweiz­er Uni­ver­sal­gelehrte und Ameisen­forsch­er Auguste Forel (1848–1931) – bis vor kurzem noch auf der Schweiz­er 1000er Note abge­bildet, zu den aktiv­en Ver­fechtern von Eugenik und Rassen­hy­giene. Vgl auch das Buch von Willi Wot­treng: “Hirn­riss : Wie die Irrenärzte August Forel und Eugen Bleuler das Men­schengeschlecht ret­ten woll­ten.“ (1999)
[17] Vgl. Mar­garet Sanger, “Woman and the New Race“, 1920, eigene Übersetzung
[18] Vgl z.B. Chris­tine Rosen, “Preach­ing Eugen­ics: Reli­gious Lead­ers and the Amer­i­can Eugen­ics Move­ment”, 2004
[19] In Island wer­den beispiel­sweise bei Kindern mit Down-Syn­drom abtrei­bungsrat­en von 100% erre­icht. Vgl: https://www.cbsnews.com/news/down-syndrome-iceland/
[20] Neben der natür­lichen Selek­tion kamen Muta­tio­nen im Dar­win­is­mus eine bedeu­tende Rolle zu. Von diesen erwartete man wichtige evo­lu­tionäre Weit­er­en­twick­lun­gen der ver­schiede­nen Spezies. Kin­sey selb­st beschäftigte sich vor seinen Forschungsar­beit­en zur men­schlichen Sex­u­al­ität als Zoologe bei der Erforschung der Gall­we­spe, wo er bere­its ein beson­deres Augen­merk auf Muta­tio­nen und Vari­a­tio­nen legte. (Vgl: https://www.amnh.org/shelf-life/kinsey-wasps)
[21] In der Schweiz wird im Sep­tem­ber 2021 über die Ehe für alle inkl. Samen­spende abges­timmt. Vgl. dazu die fol­gen­den Artikel auf Daniel Option: Ehe für alle?: https://danieloption.ch/featured/ehe-fuer-alle/  und Kinder für alle?: https://danieloption.ch/featured/kinder-fuer-alle/
[22] G.K. Chester­ton, „Whats wrong with the World”, 1910, S50, , eigene Übersetzung
[23] Vgl: https://de.wikipedia.org/wiki/Arenenberg
[24] Vgl.: https://www.uni-muenster.de/Geschichte/SWG-Online/alltagsgeschichte/glossar_leplay.htm
[25] Vgl. Allan C. Carl­son, Paul T. Mero, “The nat­ur­al Fam­i­ly [a man­i­festo] “, 2007, S 59
[26] Sein Werk “Social and Cul­tur­al Dynam­ics“ gilt als Stan­dartwerk der Sozi­olo­gie und wird bis heute verlegt.
[27] Die 50er Jahre gel­ten in den USA als die Zeit des soge­nan­nten Baby­booms. Eine Zeit geprägt von ein­er starken Fam­i­lien-Ori­en­tierung, hohen Geburten­rat­en und zunehmen­dem Wohl­stand. Vgl: https://blogs.baruch.cuny.edu/his1005spring2011/tag/golden-age/
[28] Vgl. sein Buch “The Amer­i­can Sex Rev­o­lu­tion“, 1956
[29] Pitir­im Sorokin, “The Amer­i­can Sex Rev­o­lu­tion”, S 161, 173; Vgl. Auch sein Buch “Fads and Foibles in Mod­ern Soci­ol­o­gy and Relat­ed Sci­ences”, 1956
[30] Vgl. “The Amer­i­can Sex Rev­o­lu­tion“, S 178
[31] The lega­cy of Pitir­im Sorokin in the transna­tion­al alliances of moral con­ser­v­a­tives — Dmit­ry Uzlan­er, Kristi­na Stoeckl, 2018 (sagepub.com)
[32] Vgl: https://www.worldcongress.pl/docs/en/pdf/the_natural_family.pdf
[33] Allan C. Carl­son, Paul T. Mero, “The nat­ur­al Fam­i­ly [a man­i­festo] “, 2007
[34] Allan C. Carl­son, Paul T. Mero, “The nat­ur­al Fam­i­ly [a man­i­festo]“, 2007, S 98, eigene Übersetzung

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Peter Bruderer

Peter Bruderer, Jahrgang 1974, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, seit 1986 in der Schweiz. 1998 war Peter Gründungsmitglied der erwecklichen 'Godi'-Jugendarbeit in Frauenfeld, welche er bis 2013 prägte. Heute arbeitet er als Projektleiter im kirchlichen und gemeinnützigen Bereich. Ein zweites Standbein ist die Arbeit als Architekt. Peter lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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