Abtreibung (3/5) – Prediger der Eugenik

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Die Wurzeln der kirch­lichen Abtrei­bungsak­tivis­ten gehen weit­er zurück als man denkt, in ein dun­kles Kapi­tel der Men­schheits­geschichte, jenes der Eugenik. In diesem Artikel zeichne ich die Geschichte dieser Bewe­gung nach, beleuchte ihre Schweiz­er Wurzeln und die Gründe, warum sich US-Pas­toren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts für Eugenik und Rassen­hy­giene begeis­tern liessen.

Wer im Zusam­men­hang mit der heuti­gen Abtrei­bung­sprax­is das Wort «Eugenik» in den Mund nimmt, bewegt sich auf dün­nem Eis. Das sei ’nicht nur geschmack­los, son­dern schlicht eine dreiste Ver­drehung der Wirk­lichkeit‘, las ich kür­zlich in einem Kom­men­tar in den sozialen Medien.

Ich kann diese Reak­tion nachvol­lziehen, denn das Wort Eugenik ist heute untrennbar mit dem deutschen Nation­al­sozial­is­mus ver­bun­den. Am 14. Juli 1933 wurde im Deutschen Reich mit dem ‘Gesetz zur Ver­hü­tung erbkranken Nach­wuch­ses’ die Grund­lage dafür gelegt, bes­timmte Bevölkerungs­grup­pen durch Ster­il­i­sa­tion unfrucht­bar zu machen. Das Gesetz war ein Vorschat­ten auf die grausame Aus­löschung ganz­er Bevölkerungs­grup­pen im weit­eren Ver­lauf des Drit­ten Reichs.

Ich besitze ein Exem­plar des erläuterten Geset­zes. Mein Exem­plar gehörte der evan­ge­lis­chen Pflegeanstalt Bethes­da in Lan­dau, Rhein­land Pfalz. In einem Beiblatt zum Buch erläutert der ‘Zen­tralauss­chuss für die innere Mis­sion der deutschen evan­ge­lis­chen Kirche’, wie das Gesetz in ihren diakonis­chen Werken umzuset­zen sei: Pflicht­gemäss und wenn möglich unter frei­williger Mitwirkung der Betrof­fe­nen[1].

Das erläuterte “Gesetz zur Ver­hü­tung erbkranken Nach­wuch­ses” inkl. Anweisun­gen durch den “Zen­tralauss­chuss für die innere Mis­sion der deutschen evan­ge­lis­chen Kirche”. Pho­to: Peter Bruderer

Erläutert wird das Gesetz unter anderem von einem Mann, dessen Name erstaunlich schweiz­erisch klingt: Ernst Rüdin. Der Name klingt nicht nur schweiz­erisch, er ist es auch! Rüdin (1874–1952) ist ein ‘Bün­zli-Schweiz­er’[2] aus dem Kan­ton St. Gallen und neben­bei ein­er der promi­nen­testen Pio­niere der eugenis­chen Bewe­gung[3]. 1932 wird er zum Präsi­den­ten der ‘Inter­na­tion­al Fed­er­a­tion of Eugen­ics Orga­ni­za­tions’ gewählt, dem weltweit­en eugenis­chen Dachver­band. Auch in Deutsch­land ist er auf dem steilen Weg nach oben in die Chefe­ta­gen von Hitlers Mach­tap­pa­rat, wo er bis zum Kriegsende dienen wird.

Was heute jedoch viele nicht ver­ste­hen: Eugenik ent­stand mit­nicht­en als wah­n­witzige Tötungsidee eines recht­sna­tion­al­is­tis­chen ‘braunen’ Regimes. Vielmehr war Eugenik das Ergeb­nis ein­er geis­tes­geschichtlichen Entwick­lung, ange­führt von pro­gres­siv-denk­enden Intellek­tuellen, welche die Evo­lu­tion des Men­schen nicht ein­fach dem Zufall über­lassen, son­dern sie aktiv gestal­ten woll­ten. Eugenik verkör­pert wie kaum ein anderes The­ma, den ‘Zeit­geist’ der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhun­derts quer durch ver­schiedene poli­tis­che Ide­olo­gien hin­durch. Wer sich auf die Suche nach den führen­den Köpfen dieser Entwick­lung macht, stösst auf die ver­sam­melte Avant­garde der dama­li­gen aufgek­lärten west­lichen Welt – ein­schliesslich erstaunlich viel­er Pas­toren und Pfarrer!

Drehscheibe Schweiz

Einen dieser Pfar­rer find­en wir in der Schweiz: Paul Pflüger (1865–1947). Er ist in den 1910er Jahren als Mit­glied der Zürcher Stadtregierung für die Sozialpoli­tik zuständig. Seine sozial­is­tis­che Fam­i­lien­poli­tik stellt der ‘rote Pfar­rer‘ in den Dienst der Rassenhygiene.

Kinder gehörten nicht bloss den Eltern, son­dern seien in erster Lin­ie ‚Glieder der Volks­ge­mein­schaft[4], räsoniert Pfar­rer Pflüger. Entsprechend sollte die Gesellschaft dem Bürg­er in Sachen Fortpflanzung auf die Fin­ger schauen. So soll­ten Paare erst nach ärztlich­er Unter­suchung und mit entsprechen­der Gesund­heits­bescheini­gung heirat­en dür­fen[5]. Auf dem Weg zum ide­alen Pro­le­tari­er musste ein wenig Nach­hil­fe geleis­tet wer­den[6]:

„Zur Ver­hü­tung ein­er Entar­tung der men­schlichen Rasse ist in erster Lin­ie erforder­lich, dass min­der­w­er­tige Eltern keine beziehungsweise möglichst wenig Kinder in die Welt set­zen

Die Ideen der Eugenik kamen vor allem aus Eng­land, von Fran­cis Gal­ton (1822–1911), dem Cousin von Charles Dar­win. Wo Dar­win natür­liche Selek­tion in den Mit­telpunkt der Evo­lu­tion gestellt hat­te, wandte sich Gal­ton der Unter­suchung von Vererbung geistiger Eigen­schaften zu und schlug vor, durch „gute Zucht“ den Anteil pos­i­tiv bew­erteter men­schlich­er Erban­la­gen zu ver­grössern. Sein Hauptwerk «Inquiries into Human Fac­ul­ty and its Devel­op­ment” aus dem Jahre 1883 fasst seine Lehre zusam­men und begrün­det die Eugenik als neue Wissenschaft.

Doch wie gesagt: man muss nicht nach Eng­land schauen um Eugenik zu studieren. In der Schweiz gedei­hen in den ersten Jahrzehn­ten des 20. Jahrhun­derts eugenis­che Ideen betr­e­f­fend den opti­mierten Men­schen beson­ders gut.

Die bekan­nte Darstel­lung der eugenis­chen Bewegung.

Beson­deren Gefall­en an diesen Ideen fand beispiel­sweise der Schweiz­er Psy­chi­ater Eugen Bleuler (1857–1939), unter dessen Auf­sicht Paul Rüdin 1899 seine Assis­tenzzeit an der Psy­chi­a­trischen Uni­ver­sität­sklinik Zürich absolviert hat­te. Eines der ersten bekan­nten Werke von Bleuler aus dem Jahre 1896 heisst «Der geborene Ver­brech­er». Darin zeich­net Bleuler ein Bild vom Ver­brech­er als eigene anthro­pol­o­gis­che Kat­e­gorie – diag­nos­tiziert Ver­brecher­tum als qua­si vererb­bare Krankheit, die es zu behan­deln oder noch bess­er mit medi­zinis­chen Ein­grif­f­en zu ver­hin­dern gilt. Für eine entsprechende Pro­phy­laxe fehle zwar noch die geset­zliche Grund­lage, meint Bleuler, aber diese werde sich schon noch ergeben, wenn ein­mal die Biolo­gie des Ver­brech­ers noch bess­er bekan­nt sein werde[7].

Der promi­nen­teste Schweiz­er Ver­fechter von Eugenik war aber sich­er der Uni­ver­sal­gelehrte und Ameisen­forsch­er Auguste Forel (1848–1931). In seinem ein­flussre­ichen Werk ’Die sex­uelle Frage’ schreibt er 1905[8]:

„Es ist hohe Zeit, dass […] eine rationelle und wohlüber­legte Zucht­wahl Platz greift. Den Kranken, den Unfähi­gen, den Blö­den, den Schlecht­en, den infe­ri­oren Rassen, muss man den Neo­ma­lthu­sian­is­mus kon­se­quent beib­rin­gen. Den kräfti­gen, Gesun­den und geistig höher Ste­hen­den dage­gen muss man, wie schon mehrmals hier gesagt, eine kräftige Ver­mehrung ans Herz legen.“

Damit ist auch dargelegt, um was es bei Eugenik geht: Weltverbesserung durch Anwen­dung von Zucht­prinzip­i­en. Der men­schliche Wald muss ‚aus­ge­forstet‘ wer­den; die Wiese muss ‚gejätet‘ wer­den. Dabei wird die Men­schheit in zwei Hälften geteilt. Auf der einen Seite ste­ht die sozial brauch­bare, gesunde ‚obere Hälfte‘. Dieser sollte zu möglichst kräftiger Ver­mehrung ver­holfen wer­den (pos­i­tive Eugenik). Auf der anderen Seite ste­ht die ‚untere Hälfte‘ – Men­schen mit Gebrechen, Geis­tes­gestörte, Ner­venkranke, Ver­brech­er oder schlicht und ein­fach sozial schädliche Men­schen. Diese Hälfte sollte es als soziale Pflicht betra­cht­en, unter allen Umstän­den die Erzeu­gung von Kindern zu ver­mei­den (neg­a­tive Eugenik) [9].

Schweiz­er Eugeniker unter sich: Ernst Rüdin, Auguste Forel, Eugen Bleuler und der ‘rote Pfar­rer’ Paul Pflüger. Pho­to: Peter Bruderer

Teil der Eugenik war aber auch die Zuord­nung von Rassen zur oberen respek­tive unteren Hälfte der Men­schheit. In der oberen Hälfte waren die Ari­er respek­tive die Anglo-Sax­o­nen. In der unteren Hälfte: der Rest. Das grosse Prob­lem: die niederen Rassen in der unteren Hälfte bedro­ht­en durch ihre ras­ante Ver­mehrung die obere Hälfte. Auguste Forel diag­nos­tiziert diese dro­hende Gefahr[10]:

„Eines scheint dage­gen festzuste­hen, näm­lich die mit geistiger Min­der­w­er­tigkeit ein­herge­hende heftige, ungezügelte Lei­den­schaft der Neger.“

Unter anderem an Burghöl­zli-Patien­ten führt Forel die ersten Kas­tra­tio­nen und Ster­il­i­sa­tio­nen aus sozialen Grün­den durch – die ersten in Europa. Daneben ist er ein akademis­ch­er Super­star. Auf sozialkri­tis­che Stu­den­ten übt er eine unge­heure Anziehungskraft aus. Ein­er sein­er Stu­den­ten ist Alfred Ploetz (1860–1940). Dieser wird später zusam­men mit Wil­helm Schall­may­er zum Begrün­der der Eugenik in Deutsch­land und prägt den Begriff der Rassen­hy­giene.

Genau: die Inspi­ra­tion der deutschen Eugeniker kam unter anderem aus der Schweiz. Und es geht nicht lange bis die neue Wis­senschaft (welche rück­blick­end als Pseudowis­senschaft beze­ich­net wer­den muss) ihren Weg in ver­schiedene Geset­zge­bun­gen hinein find­et. So wird auf der Grund­lage der Ideen Forels 1928 im Kan­ton Waadt ein Gesetz zur Ster­il­i­sa­tion Geis­teskranker ver­ab­schiedet[11]. Die Schweiz­er waren ihrer Zeit voraus; es würde noch 5 Jahre dauern bis in Nazi-Deutsch­land das ver­gle­ich­bare Gesetz erlassen wurde. Ungeachtet dieses schw­er­wiegen­den Ver­mächt­niss­es ziert ab 1976 und bis ins Jahr 2000 Auguste Forel die Schweiz­er 1000er Note, die berühmte „Ameise“.

Die ‘Ameise’ mit Auguste Forel

In den USA: Eugenik im Namen Gottes

Forel hat nicht nur im ‘nördlichen Kan­ton’ seine Fans. Auch über dem grossen Teich lassen sich Men­schen von ihm inspiri­eren. Eine davon ist Mar­garet Sanger (1879–1966). Die kon­tro­verse Vorkämpferin für Frauen­rechte, Ver­hü­tung und sex­uelle Befreiung gibt 1912 ihren Job als Kranken­schwest­er in New York auf und ver­tieft sich monate­lang in den Bib­lio­theken der US-Ostküste in die rev­o­lu­tionären Ideen, welche zu jen­er Zeit vor allem aus Europa kom­men. Auf ihrem Lese­plan ste­hen die bekan­nten Sex­u­al­rev­o­lu­tionäre: Iwan Bloch (Deutsch­land), Have­lock Ellis (Eng­land) und… Auguste Forel[12]. Alle drei sozial­is­tis­chen Denker teil­ten neben ihren lib­eralen Ansicht­en in sex­u­alethis­chen Fra­gen auch eine Vor­liebe für die ‘Verbesserung der Gesellschaft’ durch Mit­tel der Eugenik und Rassen­hy­giene[13]. Mar­garet Sanger wird eine der Ihren und bringt die Rev­o­lu­tion in die USA.

Die Inspi­ra­tion aus Europa: Mar­garet Sanger las Bloch, Ellis und Forel. Pho­to: Peter Bruderer

Während die Eugeniker ihrer Zeit drin­gend Ster­il­i­sa­tion empfehlen, set­zt Mar­garet Sanger aber ver­stärkt auf Geburtenkon­trolle. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, denn mit Geburtenkon­trolle waren gle­ich zwei ihrer grossen Ziele zu erre­ichen: die Befreiung der Frau vor dem ‘Zwang unge­woll­ter Schwanger­schaft‘ und die ‘eugenis­che und zivil­isatorische Aufw­er­tung der Gesellschaft‘. Mit im Pro­gramm ist bei Sanger auch eine radikale Ablehnung von Reli­gion. «No Gods, No Mas­ters» heisst es 1914 im Unter­ti­tel ihrer ersten Verteilschrift[14]. Doch bald würde Sanger merken, dass es unter den Religiösen auch nüt­zliche Ver­bün­dete zu gewin­nen gab. Ein­er der bekan­nteren Sätze von Sanger ent­larvt sie als die Ras­sistin, die sie war, und zeigt den Nutzen auf, welch­er Pas­toren für sie hat­ten[15]:

“Wir wollen nicht, dass sich herum­spricht, dass wir die Negerbevölkerung aus­rot­ten wollen. Der Pas­tor ist der Mann, der solche Ver­mu­tun­gen aus der Welt schaf­fen kann, falls sie jemals bei einem aufmüp­fi­gen Kirchen­mit­glied aufkom­men sollte.”

Es gibt eine Kat­e­gorie von Pfar­rern, welche sich in den Zwis­chenkriegs­jahren beson­ders bere­itwillig ins amerikanis­che eugenis­che Pro­jekt einspan­nen liess: die zunehmend lib­er­al gesin­nten protes­tantis­chen Pas­toren der Social Gospel Bewe­gung. Ja, die Social Gospel Bewe­gung ist von der ersten Stunde an beson­ders empfänglich für eugenis­che Ideen. Wie ich im zweit­en Teil dieser Artikel-Serie erläutert habe, hat­te die Social Gospel Bewe­gung ihren Ursprung im Anliegen, den grossen sozialen Missstän­den des aus­ge­hen­den 19. Jahrhun­derts etwas ent­ge­gen zu set­zen. In diesem Umfeld fand die Idee, gesellschaftliche Prob­leme ‘bei der Wurzel’ pack­en zu kön­nen, ihre ‘Quellen ver­stopfen’ zu kön­nen, rasch Freunde.

So hat­te auch die USA ihre ‘Ver­brech­er­studie’. War diese in der Schweiz der Fed­er des Psy­chi­aters Bleuler entsprun­gen, so ent­stand sie in den USA als Forschungsar­beit eines Pas­tors: Rev. Oscar McCul­loch. McCul­loch (1843–1891) war ein engagiert­er Geistlich­er aus Indi­ana und Grün­der ein­er Vielzahl sozialer Ein­rich­tun­gen in der Stadt. Ein Besuch bei ein­er Fam­i­lie der gesellschaftlichen Unter­schicht bewegt ihn 1877 dazu, mit Stamm­baum­forschun­gen zu begin­nen. 1888 präsen­tiert er seine berühmte Studie über die ‘Ben-Ish­mael Tribe’ an der nationalen Kon­ferenz der Sozial­w­erke. McCul­loch begrün­det in sein­er Studie die Vererb­barkeit von sozialer Degener­ierung und plädiert dafür, diese Vererbung zum Mit­telpunkt sozialer Arbeit zu machen[16].

In den fol­gen­den Jahrzehn­ten kommt es in den USA zu ein­er fak­tis­chen Fusion von Social Gospel und der eugenis­chen Bewe­gung. Die neue ‘Wis­senschaft’ weckt dabei nicht nur Hoff­nung auf eine sehr grundle­gende Lösung sozialer Prob­leme; sie bedi­ent auch die laten­ten Äng­ste der gut gestell­ten weis­sen Pas­toren bezüglich dem Gedei­hen ihrer eige­nen Rasse. Denn auch in den USA war es die untere ‘Tableau-Hälfte’, welche sich wesentlich rasch­er ver­mehrte als die obere. Daneben löste die Eugenik ein weit­eres gross­es Prob­lem der Pas­toren, näm­lich das Dilem­ma, ihren Glauben mit Gegen­wart­skul­tur und Wis­senschaft zu ver­söh­nen. Dank Eugenik kon­nten sie nun ihrem christlichen Ziel der Weltverbesserung mit­tels ‘wis­senschaftlichen Meth­o­d­en’ nachge­hen. So viel Begeis­terung ver­sprüht­en Pas­toren in der Propagierung dieser neuen Ide­olo­gie, dass sich die New York Times 1929 zum Kom­men­tar bewogen sieht, der Staat «hinke bei der Anerken­nung der Wahrheit­en der Eugenik hin­ter der Kirche her»[17].

Eugenik wurde zu einem Lack­mus-Test dafür, ob man als Pas­tor gle­ichzeit­ig intel­li­gent, mod­ern UND ein ern­sthafter Christ war[18]. Kaum ein ander­er verkör­perte diese neue Hal­tung so klar, wie Rev. Har­ry Emer­son Fos­dick (1878–1969), der pop­uläre lib­erale Super­star sein­er Zeit[19]. Seine gigan­tis­che ‘River­side Church’ in New York zierten nicht nur Fig­uren aus der christlichen Tra­di­tion, son­dern Stat­uen von Per­sön­lichkeit­en aus Wis­senschaft (von Hip­pokrates bis Albert Ein­stein), Philoso­phie (von Pythago­ras bis Ralph Wal­do Emer­son) und Reli­gion (von Moses bis David Liv­ing­stone)[20]. Die Kirche von Fos­dick war, wie es das Times Mag­a­zine for­mulierte, ‘inklu­siv’. Vor allem aber war sie gut finanziert:  John D. Rock­e­feller, Ölbaron, reich­ster Amerikan­er sein­er Zeit, selb­st glühen­der Ver­fechter von Bevölkerungskon­trolle und Eugenik[21], hat­te das Mil­lio­nen­pro­jekt aus sein­er Por­tokasse bezahlt.

Bere­its 1907 trat in den USA das weltweit erste Gesetz[22] zur Zwangsster­il­isierung in Kraft, in Indi­ana, dem gle­ichen Bun­desstaat in dem Rev. Oscar McCul­loch einige Jahre zuvor seine Studie über den ‘Ben-Ish­mael Tribe‘ gemacht hat­te. Das war kein Zufall!

Die eugenische Predigt

Für die treiben­den Kräfte hin­ter der eugenis­chen Bewe­gung in den USA waren Pas­toren die möglicher­weise wichtig­ste Ziel­gruppe. Denn Pas­toren waren opti­male und glaub­würdi­ge Mul­ti­p­lika­toren. Fos­dick wurde zusam­men mit weit­eren Geistlichen in den Beirat der Amer­i­can Eugen­ics Soci­ety (EAS) berufen. Diese hat­te den grössten Teil ihres Wer­be­bud­get auf eine ganz bes­timmte Per­so­n­en­gruppe aus­gerichtet: Pastoren!

Ab 1926 wurde im Rah­men eines Predigtwet­tbe­werbes jährlich nach der besten eugenis­chen Predigt gesucht. Die Predigt – das war das per­fek­te Instru­ment, um die bre­ite Streu­ung eugenis­ch­er Inhalte zu garantieren. Gle­ichzeit­ig wusste man, dass auch Pas­toren für Ruhm, Ehre und Geld empfänglich sind. Das Preis­geld von 500 Dol­lar für den Gewin­ner war für dama­lige Ver­hält­nisse ein kleines Vermögen.

Ganze Aus­gaben des peri­odis­chen Mag­a­zins ‘Eugen­ics’ wur­den in den späten 1920er Jahren religiösen The­men gewid­met. Und mit Rev. Ken­neth MacArthur wurde gar ein Geistlich­er zu einem fes­ten ‘Bestandteil‘ des Redak­tion­steams gemacht.

Die Eugen­ics-Mag­a­zine aus den späten 20er und frühen 30er Jahren des 20. Jahrhun­derts sind mit religiösen Artikeln gespickt. Pho­to: Peter Bruderer

Es lohnt sich, einige Ein­blicke in die ‘christlichen‘ Beiträge des Mag­a­zins zu werfen:

«Eugenik ist von über­ra­gen­der Bedeu­tung für die Kirche, weil sie der Kirche die Möglichkeit gibt, einen schein­baren Wider­spruch zu eli­m­inieren, den Wider­spruch zwis­chen dem Gesetz der Liebe, welch­es ein­er­seits als Essenz des Chris­ten­tums die Sorge für die Schwachen, Hil­flosen und Untauglichen gebi­etet, und ander­er­seits dem wis­senschaftlichen Gesetz vom Über­leben der Stärk­sten. […] Eugenik gibt uns eine Syn­these zwis­chen diesen zwei Geset­zen, indem sie sowohl den Dienst an den Geistess­chwachen, und Fehlgeleit­eten hochhält und zugle­ich ver­hin­dert, dass diese ihren kor­rumpieren­den Ein­fluss auf ihre Nachkom­men über­tra­gen. So kann, ohne jeglich­es Mas­sakri­eren und ohne der Liebe Christi zuwider­han­deln zu müssen, die Entwick­lung der Rasse weit­erge­hen hin zu ein­er ide­alen Gesellschaft, bis wir alle die Fülle der Gestalt Christi erlan­gen[23]

«Die ein­flussre­ich­sten Führer der Reli­gion in Ameri­ka sind bere­its erwacht zur Erlö­sung, welche den eugenis­chen Pro­gram­men innewohnt[24]?

«Das ein­fach­ste und fun­da­men­tal­ste Gesetz der Biolo­gie, das erste Prinzip der Vererbung, trägt den Abdruck von Chris­tus selb­st wenn er sagt: «Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte brin­gen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte brin­gen. (Mt 7:18)»[25]

«In den ver­gan­gen Jahren sind sich pro­gres­sive christliche Denker der Notwendigkeit bewusst gewor­den, an den Quellen von Ver­brechen, Lastern, Armut und Krieg anzuset­zen. Auch wenn wir die vie­len Bibel­stellen mis­sacht­en, welche klare eugenis­che Bedeu­tung haben, so müssen wir doch erken­nen, dass die Kon­trolle über die men­schliche Vererbung eine sehr mächtige Waffe hergibt, um den Kampf des Her­rn zu kämpfen und die Hochbur­gen des Bösen zu zer­stören[26]

Solche Beispiele zeigen, wie die Ide­olo­gie der Eugenik im Gewand religiösen Vok­ab­u­lars dem gläu­bi­gen Volk schmack­haft gemacht wurde. Die Eugeniker fol­gten auch darin einem ‘bib­lis­chen’ Prinzip: dem Juden ein Jude, dem Griechen ein Grieche. Selb­st Eugeniker, welche für die Kirche nur Abscheu übrig hat­ten, bedi­en­ten sich fleis­sig bib­lis­chen Vok­ab­u­lars, wenn es der Sache diente. So zum Beispiel Albert Wiggam. Dieser hat­te zwar eine gewisse Bewun­derung für Jesus, nicht aber für dessen zeit­genös­sis­chen Nach­fol­ger. Dies hielt ihn nicht davon ab, in seinen äusserst pop­ulären Büch­ern und Vor­tragsreisen tief in die Kiste bib­lis­ch­er Begriffe und Sym­bole zu greifen. In seinen Erläuterun­gen brauchte er vom bib­lis­chen Gle­ich­nis des vier­fachen Ack­er[27] bis zur Gold­e­nen Regel so ziem­lich alles, was man sich vorstellen kon­nte. 1923 brachte sein Buch «The new Deca­logue of Sci­ence» den Lesern die 10 Gebote in neuer eugenis­ch­er Fas­sung. Das Labor sei der neue ‘Berg Sinai’ meinte Wiggam und Eugenik das neue erste Gebot.

Eugenis­ch­er Pop­ulis­mus mit christlichem Vokalubar: Albert Wiggam. Pho­to: Peter Bruderer

Willkom­men in der Kathe­drale der neuen Reli­gion: der Wis­senschaft. Oder bess­er gesagt: der pro­gres­siv­en Pseudowis­senschaft. Nun, bere­its der Begrün­der der Eugenik, Fran­cis Gal­ton, hat­te das bib­lis­che Gle­ich­nis von den anver­traut­en Tal­en­ten bemüht, um seinen Stand­punkt darzule­gen[28]: «Wer da hat, dem wird gegeben wer­den, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genom­men wer­den.» (Mt 25:29)

Die Wasserscheide

Sehr gründlich unter­sucht wurde die Geschichte der predi­gen­den US-Eugeniker durch die Jour­nal­istin Chris­tine Rosen (*1973) in ihrem Buch «Preach­ing Eugen­ics» (2004). Man würde, bilanziert Rosen, ein wenig mehr Zögern erwarten von religiösen Leit­ern in Sachen der eugenis­chen Bewe­gung, welche Gott als Gestal­ter der Men­schheit fak­tisch durch die Wis­senschaft erset­zte. Und man würde von diesen auch etwas mehr Respekt für die leib­liche Unversehrbarkeit des Indi­vidu­ums erwarten, welch­es ja ein Marken­ze­ichen der jüdisch-christlichen Tra­di­tion sei[29].

Die gründlich­ste Unter­suchung zu den eugenis­chen Predi­gern, von Chris­tine Rosen. Pho­to: Peter Bruderer

Wie kon­nten religiöse Leit­er sich so ein­fach über Kern­werte der jüdisch-christlichen Welt­sicht wie Men­schen­würde, Anerken­nung der Heiligkeit der Ehe oder Akzep­tanz men­schlich­er Unvol­lkom­men­heit­en hin­wegset­zen? Gemäss Chris­tine Rosen ver­lief die Wasser­schei­de der Mei­n­ungs­bil­dung ent­lang ein­er klaren und ein­deuti­gen Lin­ie[30]:

«Die Beweis­lage ergibt ein klares Bild darüber, wer sich für eugenis­che Refor­men stark­machte und wer nicht. Religiöse Leit­er ver­fol­gten Eugenik präzise dann, wenn sie sich von tra­di­tionellen religiösen Lehren weg­be­wegten. Die Lib­eralen und Mod­ernisten in ihren Glaubensvorstel­lun­gen – diejeni­gen die ihre Kirchen auf­forderten, sich den mod­er­nen Gegeben­heit­en anzu­passen – wur­den die begeis­terten Unter­stützer der eugenis­chen Bewegung.»

Die The­olo­gie, mit der die pro­gres­siv-lib­eralen The­olo­gen die eugenis­chen Konzepte ihren Schäfchen schmack­haft macht­en, sei ‘bewusst vage’ gewe­sen[31], meint Rosen. Zu Hil­fe sei ihnen dabei die Ambi­gu­i­tät der eugenis­chen The­o­rien gekom­men[32], welche viel Spiel­raum für kreative Aus­gestal­tung gelassen haben . Die lib­eralen religiösen Leit­er hät­ten es zuge­lassen, so Rosen, dass ihre Weltan­schau­ung durch die Ver­sprechen der neuen Wis­senschaft umgestal­tet wird. Treibend dabei war immer wieder auch die Angst, bei den Entwick­lun­gen ihrer Zeit im Abseits zu ste­hen. Diese Grun­dan­gst der pro­gres­siv­en Bewe­gung hat­te schon Wal­ter Rauschen­busch (1861–1918), der the­ol­o­gis­che Mas­ter­mind der Social Gospel Bewe­gung, in Worte gefasst[33]:

«The­olo­gie muss immer das beste Gedankengut ihres Zeital­ters verkör­pern, oder das Zeital­ter wird Reli­gion ausser­halb der The­olo­gie suchen.»

Nie­mand hat die The­olo­gie der Social Gospel Bewe­gung so geprägt wie Wal­ter Rauschen­busch. Pho­to: Peter Bruderer

Religiöse Leit­er, welche sich auf­grund ihres Fes­thal­tens an Lehrtra­di­tion, Dok­trin oder Unfehlbarkeit der Bibel gegen die Eugenik stell­ten, seien für ihre Ablehnung dieser neusten wis­senschaftlichen Diszi­plin mit Spott bedeckt wor­den, schreibt Rosen. Zu diesen gehörten neben den Katho­liken vor allem die soge­nan­nten protes­tantis­chen ‘Fun­da­men­tal­is­ten’[34], welche die Lehren Dar­wins ablehn­ten und an der Inspi­ra­tion und Unfehlbarkeit der bib­lis­chen Schriften fes­thiel­ten. Über die Beteili­gung dieser Grup­pen an den Insti­tu­tio­nen der eugenis­chen Bewe­gung in den USA schreibt Rosen[35]:

«Kein einziger protes­tantis­ch­er Fun­da­men­tal­ist trat jemals der eugenis­chen Bewe­gung bei und um 1937 hat­ten auch die bei­den katholis­chen Mit­glieder der EAS […] schon lange die Organ­i­sa­tion ver­lassen wegen deren Unter­stützung von Zwangsster­il­i­sa­tion, Geburtenkon­trolle und der Lib­er­al­isierung von Scheidungen.»

Zumin­d­est was die Sit­u­a­tion in den USA bet­rifft kann also fest­ge­hal­ten wer­den: Während sich die ‘fortschrit­tlichen’ und nach eigen­em Anspruch ‘dem Leben zuge­wandten’ kirch­lichen Leit­er von den Ver­sprechen der Eugenik ver­führen liessen, scheinen es die ver­pön­ten the­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv­en Bewe­gun­gen gewe­sen zu sein, welche in diesem Fall die Sta­mi­na und die Schutzmech­a­nis­men auf ihrer Seite hat­ten, und so der Ver­wick­lung ins Unrecht der eugenis­chen Bewe­gung ent­gin­gen. Dies muss nicht heis­sen, dass diese Grup­pierun­gen vor Fall­strick­en gefeit wären. Wie heisst es doch in der Bibel: «Wer meint, er ste­he, soll zuse­hen, dass er nicht falle.» (1Kor 10:12). Trotz­dem kann fest­gestellt wer­den: die stärkere Grün­dung in der Schrift, im christlichen Beken­nt­nis und in der jüdisch-christlichen Weltan­schau­ung, scheinen einen Beitrag dazu geleis­tet zu haben, dass sowohl Katho­liken als auch the­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tive Protes­tanten nicht ein­fach zu Mitläufern dieser pseudowis­senschaftlichen Mod­eer­schei­n­ung wurden.

Fundamentalisten, Katholiken

Die Fun­da­men­tal­is­ten und Katho­liken hat­ten das Heu mit­nicht­en auf der gle­ichen Bühne. Aber sie kamen in der Frage der Eugenik zum grund­sät­zlich gle­ichen Ergeb­nis. Mit zwei ein­fachen Beispie­len möchte ich diese ablehnen­den Per­spek­tiv­en doku­men­tieren. Als Beispiel der protes­tantis­chen Fun­da­men­tal­is­ten kann die Per­spek­tive des berühmten Evan­ge­lis­ten Bil­ly Sun­day (1862–1935) erwäh­nt wer­den[36]:

«Geh mit deinem wis­senschaftlichen Trost in ein Zim­mer, in dem eine Mut­ter ihr Kind ver­loren hat. Pro­biere deine Dok­trin vom Über­leben des Stärk­eren bei dieser Frau mit dem gebroch­enen Herzen aus. Sag ihr, dass das Kind, das starb, nicht so lebens­fähig war wie das, das am Leben blieb. Wie soll dieser wis­senschaftliche Schrott die Last von ihrem Herzen nehmen? […] Wenn Du mit dein­er Wis­senschaft, Philoso­phie, Psy­cholo­gie, Eugenik, Sozialar­beit, Sozi­olo­gie, Evo­lu­tion, Pro­to­plas­men und dem zufäl­li­gen Zusam­men­tr­e­f­fen von Atom­en fer­tig bist, nehme ich die Bibel und lese Gottes Ver­heis­sung und bete — und ihre Trä­nen wer­den getrock­net und ihre Seele wird mit Ruhe über­flutet wie ein kali­for­nisch­er Sonnenuntergang.»

Die Katholis­che Kirche hat sich im Jahre 1930 in der Enzyk­li­ka «Casti con­nu­bi» von Papst Pius VI deut­lich von den destruk­tiv­en Prak­tiken der Eugenik dis­tanziert[37]. In den USA war es der ein­flussre­iche katholis­che Moralthe­ologe John A. Ryan (1869–1945), der sich in der eugenis­chen Debat­te am stärk­sten engagierte. Im ‘Eugen­ics’ Mag­a­zin, vom Dezem­ber 1928 gibt er seine – für die Redak­toren der Zeitschrift wohl ver­nich­t­ende – Kri­tik wieder[38]:

«Das prak­tis­che Argu­ment gegen diese The­o­rie ist, dass die Gesellschaft, sobald sie beschliesst, dass die Schwachen zu Recht dem Unter­gang gewei­ht sind, diesen Grund­satz auf alle so genan­nten min­der­w­er­ti­gen Klassen aus­dehnen wird. So wird das Woh­lerge­hen der Gesellschaft let­z­tendlich das Woh­lerge­hen einiger weniger Über­men­schen bedeuten, näm­lich der­jeni­gen, die mächtig genug waren, sich mit ihrer eige­nen Bew­er­tung durchzusetzen.»

Sowohl John A. Ryan als auch Bil­ly Sun­day schreiben nicht aus ein­er kühlen Dis­tanz, welche sich nicht für die Sor­gen und Prob­leme ihrer Zeit inter­essiert hätte. Sunday’s Per­spek­tive war geerdet in den vie­len seel­sorg­er­lichen Gesprächen, welche sein Dienst mit sich brachte. Seine ‘natür­lichen Instink­te’ scheinen geschärft gewe­sen zu sein für die ‘geistliche Kälte’ und Men­schen­ver­ach­tung, welche den evo­lu­tionären Ideen vom Über­leben des Stärk­eren innewohnen.

Auf Seit­en der Katho­liken lässt sich eine wesentlich inten­si­vere und gründlichere Auseinan­der­set­zung mit der The­matik fest­stellen. Diverse Schriften und Büch­er wur­den pub­liziert[39]. John A. Ryan’s Per­spek­tive war genährt von sein­er langjähri­gen Auseinan­der­set­zung mit den sozialen Prob­le­men des Lan­des, an deren Lösung er aktiv arbeit­ete, OHNE dabei in die süsse Falle der Eugenik zu tap­pen. So hat­te sich Ryan inten­siv für die Ein­führung des Min­dest­lohnes einge­set­zt und in seinem Buch ‘Dis­trib­u­tive Jus­tice’ umfan­gre­iche Vorschläge für sozialen Aus­gle­ich präsen­tiert[40]. Auf der Grund­lage eines christlichen Men­schen­bildes braucht es eben keine Eugenik, keine ‘Bemes­sung’ des Men­schen, um sich ihm sozial-für­sorg­erisch zuzuwen­den und seine Sit­u­a­tion zu bessern.

Gründliche Auseinan­der­set­zung bei den Katho­liken. Pho­to: Peter Bruderer

Auf der anderen Seite der Wasser­schei­de aber flossen die Wass­er der Eugenik in die Abtrei­bungs­be­we­gung unser­er Tage.

Von Eugenik zur Abtreibung.

Nach den Schreck­en des zweit­en Weltkrieges wurde ‘Eugenik’ berechtigter­weise zum Unwort. Dies führte inter­na­tion­al zu ein­er Umgestal­tung der eugenis­chen Bewe­gung. Das Gesicht der Eugenik musste sich wan­deln[41]. Doch die The­men­felder, die treiben­den Ide­olo­gien und prä­gen­den Leit­fig­uren sind geblieben.

Geblieben sind zum Beispiel die lib­eralen Pas­toren wie ‘Super­star’ Rev. Har­ry Emer­son Fos­dick. In seinen 1956 veröf­fentlicht­en Mem­oiren lobt dieser Mar­garet Sanger, die von ihr gegrün­dete Organ­i­sa­tion Planned Par­ent­hood und deren Anliegen in höch­sten Tönen[42]:

«Ich war schon früh mit der Kam­pagne von Frau Mar­garet Sanger, mit der Sache von Planned Par­ent­hood — Geburtenkon­trolle – ver­bun­den. Bei eini­gen Gele­gen­heit­en hat­te ich die Moglichkeit, ihr zu dienen. Eines der grundle­gend­sten Prob­leme der heuti­gen Welt  […] ist das Bevölkerung­sprob­lem. Solange die Men­schheit nicht von ihrer sor­glosen, beiläu­fi­gen, unüber­legten, zweck­losen, rein tierischen Ver­mehrung von Kindern zu ein­er wohlüber­legten Eltern­schaft erzo­gen wer­den kann, sind viele der größten Hoff­nun­gen der Men­schheit unmöglich. […] Daran glaube ich mit fes­ter Überzeugung.»

Einige Jahre nach dem Ende des Krieges zeigt sich hier das neue Fram­ing, mit der eugenis­che Anliegen in den Nachkriegs­jahren vor­wärts­getrieben wur­den: das Wort ‘Bevölkerung­sprob­lem’ erset­zt jet­zt Worte wie ‘Rasse’ oder ‘Degener­ierung’. Über­bevölkerung, Ernährungsknap­pheit, Babys, welche der Men­schheit die Nahrung ‘wegfressen’ – das waren die gewan­del­ten Argu­mente ein­er selb­ster­nan­nte Elite. So kon­nten Äng­ste geschürt wer­den, ohne in die ‘Nazi-Schublade’ geschoben zu wer­den. Das State­ment von Fos­dick macht aber auch klar, dass die alten Vorkriegs-Seilschaften und ihre grund­sät­zlichen Anliegen geblieben sind. Nicht nur das. Fos­dick fährt in sein­er Argu­men­ta­tion fort[43]:

«In den let­zten Jahren hat die Bemühung der Euthanasie-Gesellschaft  […] meine Unter­stützung gefun­den. […] Der Men­sch muss sich der ihm aufer­legten Ver­ant­wor­tung stellen und einen Weg find­en, die hoff­nungs­los Kranken gnädig von unnöti­gen Qualen zu befreien

Der lib­erale Super­star Fos­dick (2x auf dem Cov­er des Times Mag­a­zine!) vertei­digt in seinen Mem­oiren sein Endorse­ment von Planned Par­ent­hood und Euthanasie. Pho­to: Peter Bruderer

Übervölkerung als Prob­lem. Tötung als unter Umstän­den ethisch legit­imes Mit­tel zur Lösung men­schlich­er Prob­leme. Das ist eine tox­is­che Mis­chung, die Fos­dick, ein Meis­ter der Ambi­gu­i­tät, gar nicht kon­se­quent zu Ende denken muss. Das wür­den andere für ihn erledi­gen. Die Türe für Abtrei­bung als ‘Akt der Gnade’ ist weit offen und seine Fans wür­den hin­durch­schre­it­en: Howard Moody und Joseph Fletch­er, mit denen ich mich im zweit­en Artikel dieser Serie inten­siv befasst habe. Bei­de waren lei­den­schaftliche Bewun­der­er von Fos­dick. Sie wür­den in den 60ern zu den ‘christlichen’ Leit­fig­uren im Kampf für legal­isierte Abtrei­bung werden.

Ger­ade die Argu­men­ta­tio­nen von Joseph Fletch­er sind ja nichts Weit­eres als eine Bew­er­tung des Men­schen, wie es die Eugeniker in der ersten Hälfte des Jahrhun­derts tat­en. Man schaue sich beispiel­sweise die 15 Para­me­ter[44] an, mit denen er in den 70er Jahren einen ‘lebenswerten’ Men­schen definierte.

Geblieben sind nach dem Krieg auch Eugeniker wie zum Beispiel Alan Guttmach­er (1889–1974). Dieser wird Nach­fol­ger von Mar­garet Sanger bei Planned Par­ent­hood und lenkt deren Geschicke von 1962 bis zu seinem Tod 1974 als Präsi­dent. Unter sein­er Leitung bekommt die Organ­i­sa­tion ganz klare Schw­er­punk­te: man lob­byiert für Ver­hü­tung und Abtrei­bung und hil­ft gle­ichzeit­ig, die Äng­ste bezüglich Bevölkerung­sex­plo­sion zu befeuern. In seinem Buch ‘Babies by Choice or by Chance’ (1959) meint Guttmach­er, die soge­nan­nte ‘Pop­u­la­tion Bomb’ sei das poten­teste Argu­ment für Ver­hü­tung[45].

“Wenn wir das Bevölkerungswach­s­tum ver­langsamen wollen, muss dies durch Empfäng­nisver­hü­tung geschehen. Dies kann durch eine Ver­ringerung der Heirat­srate oder eine Anhebung des Heirat­salters, durch ver­mehrte Abtrei­bun­gen oder durch die Anwen­dung von Empfäng­nisver­hü­tung und Ster­il­i­sa­tion erre­icht werden.”

Guttmach­er sieht Abtrei­bung also als eines von mehreren legit­i­men Instru­menten für Bevölkerungskon­trolle. Einem Arzt, der wegen der Durch­führung ein­er ille­galen Abtrei­bung verurteilt wor­den war, drückt er seine Bewun­derung aus und schreibt[46]:

«Ich finde, dass die aktuellen Abtrei­bungs­ge­set­ze unre­al­is­tisch sind und der­art abgeän­dert wer­den müssen, dass sie auch gesund­heitliche Aspek­te, Leben­sum­stände wie auch eugenis­che Über­legun­gen mit beinhalten.»

Guttmach­er verkör­pert wie kaum ein ander­er das Gesicht der eugenis­chen Bewe­gung der zweit­en Hälfte des 20. Jahrhun­derts. Wie sein Nachruf in der New York Times aufzeigt, war er sich sehr bewusst, dass die Agen­da der Eugenik nicht mehr durch staatliche Zwangs­mass­nah­men ver­wirk­licht wer­den kon­nte, dass diese aber min­destens so effek­tiv durch die Hand des Indi­vidu­ums umge­set­zt würde, wenn man diesem nur die nöti­gen Mit­tel in die Hand geben würde: prä­na­tale Diag­nos­tik, Geburtenkon­trolle und legale Abtreibung.

Wer eine präzise Erörterung der Zusam­men­hänge zwis­chen Abtrei­bung und Eugenik möchte, der find­et sie in ein­er Abhand­lung aus dem Jahre 2019 von Clarence Thomas (*1948), Richter am Ober­sten Gericht­shof der USA. Der Zusam­men­hang ist ohne Zweifel gegeben. Die eugenis­che Bewe­gung ist mit­nicht­en mit dem Ende des zweit­en Weltkrieges gestor­ben. Vielmehr hat sie sich neu in ein­er Art ‘Eugenik-Light’ etabliert, wo das Indi­vidu­um erledigt, was der Staat nicht mehr darf. Heute wird beispiel­sweise eine zunehmende Prozentzahl von behin­derten Kindern vorge­burtlich abgetrieben[47]. Die erwün­schte höhere Leben­squal­ität – ein wichtiges Ziel der eugenis­chen Bewe­gung – wird unter anderem durch soge­nan­nte ‘Lifestyle-Abtrei­bun­gen’ erzielt. Konkret erfol­gen in der Schweiz 93% der Abtrei­bun­gen nicht auf­grund ein­er gesund­heitlichen Notwendigkeit son­dern aus psy­chosozialen Grün­den[48]: das Baby passt nicht in die Lebensplanung.

Fazit

«Du sollst nicht ein Kind durch Abtrei­bung mor­den, und du sollst das Neuge­borene nicht töten.», schreibt der unbekan­nte Autor der Didache, des ältesten bekan­nten Kirchenkat­e­chis­mus aus dem ersten Jahrhun­dert. Das Leit­mo­tiv dieses Kat­e­chis­mus ist der folgende:

«Zwei Wege gibt es, einen zum Leben und einen zum Tode; der Unter­schied zwis­chen den bei­den Wegen aber ist gross.»

Die Geschichte der Abtrei­bungs­be­we­gung in den USA mit ihren kirch­lichen Helfern gehört zur zweit­en Sorte: der ‘Weg zum Tode’ wurde beschritten.

Im ersten Artikel dieser Serie habe ich unter­sucht, wie es zu einem Schul­ter­schluss zwis­chen der Bewe­gung der sex­uellen Rev­o­lu­tion und der fem­i­nis­tis­chen Bewe­gung mit ein­er eher radikalen Aus­prä­gung des lib­eralen Protes­tantismus kam. Im zweit­en Artikel habe ich mich damit befasst, die the­ol­o­gis­che Begrün­dung zu ent­deck­en, mit der Pas­toren in den 60er Jahren in den USA ihre ille­galen Abtrei­bungsver­mit­tlun­gen rationalisierten.

In diesem Artikel habe ich erar­beit­et, wie die eugenis­che Bewe­gung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun­derts einen starken Ein­fluss auf die Social Gospel Bewe­gung ausübte, wie das eugenis­che Gedankengut auch die Zäsur des zweit­en Weltkrieges über­lebt hat und sich in der The­olo­gie und den Argu­menten der­er wiederfind­en lässt, welche in den 60er Jahren zum Sturm auf die restrik­tiv­en Abtrei­bungs­ge­set­ze blasen.

Wer sich diese Geschichte zu Gemüte führt, der wird heute hof­fentlich mit der nöti­gen Vor­sicht Bewe­gun­gen bew­erten, welche nach grossan­gelegter gesellschaftlich­er ‘Trans­for­ma­tion’ aufrufen – möglicher­weise auch mit christlichen Jar­gon. Es gilt, die Sub­stanz der Argu­mente im Lichte der Bibel, der jüdisch-christlichen Weltan­schau­ung und der grundle­gen­den christlichen Beken­nt­nisse zu prüfen.

Natür­lich gilt es auch, das Erbe der Social Gospel Bewe­gung dif­feren­ziert zu beurteilen und Gutes zu würdi­gen. Ihrem ursprünglichen Grun­dan­liegen, sich aus christlich­er Näch­sten­liebe den sozialen Prob­le­men der Zeit zuzuwen­den, ist auf jeden Fall zuzus­tim­men! Doch ein Teil ihres Erbes ist und bleibt die Ver­strick­ung mit der eugenis­chen Bewe­gung und die Anfäl­ligkeit ihrer Leit­fig­uren, nichtchristliche Konzepte aus zeit­geisti­gen Grün­den in ein christlich­es Gewand zu klei­den und dabei moralis­chen Schiff­bruch zu erleiden. 

Am besten zeigt sich dieser Schiff­bruch wenn man ent­deckt, dass das Mantra des ‘Heili­gen Werkes’, welch­es die Pas­toren der Abtrei­bungs­be­we­gung der 60er geprägt haben, möglicher­weise nicht von ihnen stammt, son­dern von einem lei­den­schaftlichen Eugeniker der Zwis­chenkriegs­jahre: dem Arzt und Sex­olo­gen  William J. Robin­son (1867–1936). Dieser war ein Mit­stre­it­er von Mar­garet Sanger, Athe­ist, Ras­sist und lei­den­schaftlich­er Advokat für legal­isierte Abtrei­bung. 1928 prägte er in seinem Buch «Sex, Love and Moral­i­ty»[49] das Vok­ab­u­lar, welch­es wir bald 100 Jahre später immer noch in der Abtrei­bungs­be­we­gung unser­er Tage vorfind­en[50]:

«Das Mot­to des Men­schen­fre­un­des muss laut­en: Machen wir die Abtrei­bung unnötig, über­flüs­sig, aber bis dahin machen wir sie legal!»

Damit nimmt er den Slo­gan von Bill und Hillary Clin­ton vor­weg, welche in ihren jew­eili­gen Wahlkämpfen die bekan­nte Redewen­dung geprägt haben, Abtrei­bung müsse “safe, legal, and rare sein – also ‘sich­er, legal und sel­ten’[51].

Abtrei­bung als ‘heilige Pflicht’: der Eugeniker und Vor­re­it­er lib­eraler Abtrei­bungs­ge­set­ze in den USA, William J. Robin­son. Pho­to: Peter Bruderer

Weit­er nimmt Robin­son die Trimester-Regelung vor­weg, welche später Roe v. Wade in den USA etabliert hat:

“Ein Schwanger­schaftsab­bruch bis zum Ende des drit­ten Monats sollte völ­lig legal sein, wenn er von einem Arzt und auf Wun­sch der Frau durchge­führt wird.”[52]

Nicht zulet­zt nimmt Robin­son den religiösen Jar­gon vor­weg, mit dem Pas­toren in den kom­menden Jahrzehn­ten Abtrei­bung als moralisch vor­bildlichen, spir­ituellen Akt darstellen wür­den[53]:

Wir sind uns völ­lig darüber im Klaren, dass es unter den heuti­gen Bedin­gun­gen Fälle gibt, in denen die Ein­leitung ein­er Abtrei­bung nicht nur moralisch zuläs­sig ist, son­dern zu ein­er HEILIGEN PFLICHT[54] wird, und die Weigerung, eine Abtrei­bung vorzunehmen, ein gemeines, feiges Ver­brechen darstellt.

Unter diese ‘heilige Pflicht’ fall­en für Robin­son aus­drück­lich auch Abtrei­bun­gen, welche die ‘Scham’ ein­er unge­woll­ten Schwanger­schaft ver­hin­dern sollen. Es geht also keineswegs um lebens­bedrohliche Sit­u­a­tio­nen. Für Robin­son ist das men­schliche Glück das höch­ste moralis­che Prinzip. Was auch immer dieses Glück erhält oder fördert ist in seinen Augen legit­im, ja geboten.

Ein Athe­ist liefert also die religiöse Argu­men­ta­tion für die Pas­toren der Zukun­ft und macht Abtrei­bung und deren Unter­stützung zur ‘heili­gen Pflicht’: Der Tod wird zum religiösen Rit­u­al, zur Essenz ein­er Bewe­gung. Erhel­lend ist, in was für einem Ver­lag das Buch erscheint: im ‘Eugen­ics-Ver­lag’ in New York. Deut­lich­er kann der Zusam­men­hang zwis­chen Abtrei­bungs­be­we­gung und Eugenik nicht auf den Punkt gebracht werden.

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Titel­bild: Por­trait of Bernard Hol­lan­der, Cre­ative Commons


Mein Gespräch zum The­ma mit Dr. Allan Carlson:

Die Serie im Überblick:
Abtrei­bung (1/5) – ein heiliges Werk?
Abtrei­bung (2/5) — eine Theologie
Abtrei­bung (3/5)– Predi­ger der Eugenik
Abtrei­bung 4/5 – Evan­ge­likale am Scheideweg
Abtrei­bung 5/5 – Wenn Umkehr Fortschritt bedeutet

Aus unser­er DNA-Serie:
DNA (3/10): Lei­den­schaftlich für den Schutz des Lebens

Fuss­noten:
[1] Rund­schreiben 3 vom 18. Juli 1934 der Auskun­ftsstelle des Cen­tral-Auss­chuss­es für Innere Mis­sion betr. ‘Das Gesetz zur Ver­hü­tung erbkranken Nachwuchses’
[2] Rüdin war Dop­pel­bürg­er Schweiz / Deutschland.
[3] Ver­gle­iche zum Beispiel sein Buch «Fortpflanzung Vererbung Rassen­hy­giene» aus dem Jahr 1911
[4] Paul Pflüger, «Ein­führung in die soziale Frage», 1910, S184
[5] Paul Pflüger, «Ein­führung in die soziale Frage», 1910, S183
[6]Paul Pflüger, «Ein­führung in die soziale Frage», 1910, S183
[7] Eugen Bleuler, «Der geborene Ver­brech­er», 1896, S87
[8] August Forel, «Die sex­uelle Frage», 1905, S456
[9] August Forel, «Hygiene der Ner­ven und des Geistes». In gesun­dem und kranken Zus­tande, 1903, S225; Zitiert aus Willi Wot­treng, «Hirn­riss», S259
[10] August Forel, «Die sex­uelle Frage», 1905, S193
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Forel
[12] Vgl. Mar­garet Sanger, «The Auto­bi­og­ra­phy of Mar­garet Sanger», 1938, S94
[13] Bloch war unter anderem 1913 Mit­grün­der der ‘Ärztliche Gesellschaft für Sex­u­al­wis­senschaft und Eugenik’ in Berlin. Die eugenis­chen Ideen vom Have­lock Ellis kön­nen in seinem Buch «The Task of Social Hygiene», 1912, nachge­le­sen wer­den. Mar­garet Sanger würde in ihrem Mag­a­zin «The Birth Con­trol Review» mit dem Slo­gan «Birth Con­trol: To Cre­ate a Race of Thor­ough­breds.» arbeit­en (über­set­zt: «Geburt­skon­trolle: für die Schaf­fung ein­er Rasse von Voll­blütern»), Vgl z.B. die Aus­gabe vom Nov. 1921
[14] https://en.wikipedia.org/wiki/No_gods,_no_masters#/media/File:The_Woman_Rebel,_March_1914,_Vol_1,_No._1.gif
[15] 1939, Brief an Dr. C. J. Gam­ble. Es ging um das gezielte lancieren von Pro­gram­men zur Geburtenkon­trolle in den mehrheitlich von Schwarzen bewohn­ten Gebi­eten des Lan­des. Eigene Über­set­zung. Siehe zum Beispiel: https://eu.usatoday.com/story/opinion/2020/07/23/racism-eugenics-margaret-sanger-deserves-no-honors-column/5480192002/
[16] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S28-29
[17] New York Times, 29. Mai 1929
[18] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S116
[19] Gle­ich zweimal zierte er in den Zwis­chenkriegs­jahren das Cov­er des Times Mag­a­zine: 1925 und 1930
[20] Times Mag­a­zine, Octo­ber 6, 1930
[21] https://www.devex.com/news/devex-newswire-ford-rockefeller-and-a-history-of-eugenics-101763
[22] Viele weit­ere US-Bun­desstaat­en wür­den in den kom­menden Jahren mit ihren eige­nen Ster­il­isierungs­ge­set­zen folgen.
[23] Eugen­ics, Dezem­ber 1928, S9, Rev. Ken­neth Mac Arthur. Eigene Übersetzung.
[24] Eugen­ics, Dezem­ber 1928, S33, Redak­tioneller Beitrag. Eigene Übersetzung.
[25] Eugen­ics, Feb­ru­ar 1930, S9, Ken­neth Mac Arthur. Eigene Übersetzung.
[26] Eugen­ics, Dezem­ber 1930, S9, Ken­neth Mac Arthur.
[27] Albert Edward Wiggam, «The next Age of Man», 1927, S21
[28] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S132
[29] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S132
[30] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S132, eigene Übersetzung
[31] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S184
[32] Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S11
[33] Zitiert aus; Chris­tine Rosen, «Preach­ing Eugen­ics», 2004, S16, eigene Übersetzung
[34] Nicht zu ver­wech­seln mit heuti­gen Def­i­n­i­tio­nen von Fun­da­men­tal­is­mus. Vgl: https://en.wikipedia.org/wiki/Fundamentalist%E2%80%93Modernist_controversy
[35] Chris­tine Rosen, Preach­ing Eugen­ics, 2004, S169, eigene Übersetzung
[36] Auszug aus sein­er Predigt «Spir­i­tu­al Food for a Hun­gry World», eigene Über­set­zung:  https://www.hopefaithprayer.com/books/billysundaysermons.pdf
[37] «Casti Con­nu­bi», Absätze 68 bis 71
[38] Eugen­ics, A Jour­nal of Race Bet­ter­ment, Dez. 1928, S21, eigene Übersetzung
[39] In Eng­land zum Beispiel das Buch «Birth Con­trol : A State­ment of Chris­t­ian Doc­trine Against the Neo-Malthu­sians. », Hal­l­i­day G. Suther­land, 1922. In den USA zum Beispiel: «Fam­i­ly Lim­i­ta­tion and the Church and Birth Con­trol», John A. Ryan, 1916
[40] Weit­ere katholis­che Vertreter bemüht­en sich in der Zeit um sozialen Aus­gle­ich. Ein Beispiel dafür ist die Abhand­lung von Don­ald A. MacLean «The Basis of Indus­tri­al Peace», The Homilet­ic and Pas­toral Review, August 1925.
[41] Der Artikel 16 der All­ge­meinen Erk­lärung der Men­schen­rechte von 1948 ent­stand nicht von unge­fähr. Er war eine Reak­tion auf die Schreck­en von Eugenik und Rassen­hy­giene im Drit­ten Reich: «Heirats­fähige Män­ner und Frauen haben ohne jede Beschränkung auf Grund der Rasse, der Staat­sange­hörigkeit oder der Reli­gion das Recht, zu heirat­en und eine Fam­i­lie zu gründen.“
[42] Har­ry Emer­son Fos­dick, «The Liv­ing of these Days», 1956, S284, eigene Übersetzung
[43] Har­ry Emer­son Fos­dick, «The Liv­ing of these Days», 1956, S284-285, eigene Übersetzung
[44] Vgl. The Hast­ings Cen­ter Report , Nov. 1972
[45] Alan F. Guttmach­er, «Babies by Choice or by Chance», 1959, S57; Vgl. S51, eigene Übersetzung
[46] Alan F. Guttmach­er, «Babies by Choice or by Chance», 1959, S57; Vgl. S138-139, eigene Übersetzung
[47] «Seit Anfang der 2000er Jahre in Island prä­na­tale Screen­ing-Tests einge­führt wur­den, hat die über­wiegende Mehrheit der Frauen — fast 100 Prozent -, die einen pos­i­tiv­en Test auf Down-Syn­drom erhal­ten haben, ihre Schwanger­schaft abge­brochen. […] Andere Län­der liegen bei den Abbruchquoten für das Down-Syn­drom nicht allzu weit zurück. Nach den neuesten ver­füg­baren Dat­en liegt die geschätzte Abbruchrate bei Down-Syn­drom in den Vere­inigten Staat­en bei 67 Prozent (1995–2011), in Frankre­ich bei 77 Prozent (2015) und in Däne­mark bei 98 Prozent (2015).» Quelle:  https://www.cbsnews.com/news/down-syndrome-iceland/
[48] Gemäss den sta­tis­tis­chen Unter­suchun­gen des Bun­de­samtes für Gesund­heit der Schweiz aus dem Jahr 2014 erfol­gen 93% der Inter­ven­tio­nen erfol­gen aus psy­chosozialen Grün­den: «Dabei geben die Frauen in den meis­ten Fällen an, die finanzielle Sit­u­a­tion ermögliche es ihnen nicht, das Kind zu behal­ten, bere­its genug Kinder zu haben, sich nicht imstande zu fühlen, ein Kind aufzuziehen, ein Kind zu haben sei mit der Erwerb­stätigkeit oder der Aus­bil­dung nicht vere­in­bar oder die Fam­i­lien­pla­nung sei für den Part­ner kein oder noch kein The­ma.» Quelle: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/reproduktive/schwangerschaftsabbrueche.assetdetail.350139.html
[49] «Sex, Love and Moral­i­ty» ist möglicher­weise das erste Buch in den USA, in dem aus­führlich für eine Lib­er­al­isierung der Abtrei­bungs­ge­set­ze gewor­ben wird. Robin­son wird 1933 mit einem weit­eren Buch nach­dop­peln, welch­es auss­chliesslich dem The­ma Abtrei­bung gewid­met ist.
[50] Dr. William J. Robin­son, «Sex, Love and Moral­i­ty», 1928, S135, eigene Übersetzung
[51] https://www.vox.com/2019/4/10/18295513/abortion-2020-roe-joe-biden-democrats-republicans
[52] Dr. William J. Robin­son, «Sex, Love and Moral­i­ty», 1928, S134-135, eigene Übersetzung
[53] Dr. William J. Robin­son, «Sex, Love and Moral­i­ty», 1928, S132, eigene Übersetzung
[54] BETONUNG durch den Autoren. Eigene Übersetzung

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