Zu allen Zeiten waren ungeborene Kinder und Säuglinge in Gefahr, als untragbare Belastung für Eltern und Gesellschaft taxiert und dem Tode preisgegeben zu werden. Wohl keine Gesellschaft vor uns ging dabei je so konsequent vor wie die westlichen Nationen des 21. Jahrhunderts. Diese Praxis steht in krassem Widerspruch zum biblischen Menschenbild — ein “Ja zum Leben” ist hingegen kraftvolle Verkündigung des Evangeliums.
Gewaltsame Eskalation in Zürich
Zürich, 14. September 2019. Bereits zum siebten Mal zieht der «Marsch fürs Läbe» durch die Innenstadt — eine Demonstration für die Rechte ungeborener Kinder und somit auch gegen Abtreibungen. Mehrere Hundert Personen sammeln sich zur Gegendemo, schon bald eskaliert die Situation, die Polizei muss einschreiten. Flankiert werden die Vorfälle von beachtlicher Resonanz in den Medien. Die eskalierte Gegendemo wird zwar nicht gerade verteidigt, doch die Kritiker der schweizerischen Abtreibungspraxis werden generell als verschwörerisch, erzkonservativ, unliberal und unwissenschaftlich beschrieben.
Was ist denn die “Provokation sondergleichen”, welche sich diese “erzkonservativen” Demonstranten im aufgeklärten 21. Jahrhundert erlauben? Was sind die skandalösen Werte, die sie vertreten? Nun, sie setzen sich ein für die schwächsten, wehrlosesten Glieder unserer Gesellschaft, für den Schutz des ungeborenen Lebens — genauso, wie es Christen zu allen Zeiten bereits vor ihnen getan haben. Schon immer haben Christen damit die uneingeschränkte Wertschätzung jedes menschlichen Lebens, die Güte Gottes in allen Wendungen des Lebens und die Schönheit von Sex, Ehe und Elternschaft verkündet — kraftvolle Botschaften des Evangeliums.
Provokativ? Vielleicht. Anstössig? Durchaus. Unbequem? Unbedingt. Auch das ist keinesfalls neu …
Die ausgesetzten Romolus und Remus, der Sage nach Gründer von Rom, Bild: iStock
Eine revolutionäre Haltung
Römisches Reich, 1. Jh. vor Christus. Der seit kurzem in Alexandria stationierte römische Legionär Hilarion schreibt seiner Frau Alis einen kurzen Brief, um ihr Mut zuzusprechen. Er sorgt sich um seinen kleinen Sohn und bittet sie innbrünstig, sich gut um ihn zu kümmern. Und schreibt dann weiter:
Falls du wieder schwanger sein solltest: Falls es ein Junge ist, lass ihn leben, doch falls es ein Mädchen ist, setze es aus.
Dieser Satz, scheinbar belanglos zwischen fürsorglichen Beteuerungen eingeschoben, zeigt die Normalität, mit welcher im römischen und griechischen Kontext der frühen Kirche Kleinkinder “entsorgt” wurden. Nicht nur wurden Abtreibungen, sondern auch die Tötung und das Aussetzen von Kleinkindern bis 374 n. Chr. völlig legal vollzogen. Die alleinige Entscheidungsautorität für diese verschiedenen Formen der “Geburtenkontrolle” lag allein beim männlichen Familienoberhaupt und wurde von führenden römischen und griechischen Denkern wie Platon und Aristoteles ausdrücklich empfohlen.
Aristoteles schreibt über unerwünschte Kinder, sie seien «so zu behandeln, als ob für ein solches Kind keine Pflege vorhanden wäre», was faktisch in vielen Fällen den Tod der Kinder bedeutete. In manchen Fällen wurden die Kinder gar bewusst nackt ausgesetzt, um die Überlebenschancen zu vermindern. Da eine Abtreibung für die Mutter oft mit hohen Risiken verbunden war, wurde die direkte Tötung nach der Geburt oder die Aussetzung des Säuglings oft vorgezogen — für die betroffenen Kinder war das Resultat im Grunde das Gleiche. Wir lesen auch in der Bibel von solchen Vorgehensweisen, z.B. in der Rede des Stephanus. Der Pharao «liess die neugeborenen Kinder aussetzen, damit sie nicht am Leben blieben» (Apg 7:19). Ausgesetzte Kinder, welche trotzdem von jemandem aufgenommen wurden, wurden im Normalfall zu Sklaven — ein weiterer Grund, warum die Legitimierung von Aussetzungen im römischen Reich durchaus auch nützlich war, sorgte sie doch für “gratis Arbeitskräfte”.
Die frühen Christen stellten sich dieser Praxis der Römer und Griechen von Beginn an entschieden entgegen. Bereits die Didache, die älteste uns bekannte Kirchenordnung, welche u. a. zur Unterweisung der Taufkandidaten verwendet wurde, verurteilt Abtreibung, Infantizid und damit auch die Aussetzung ganz explizit:
Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht huren, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht Zauberei treiben, du sollst nicht Gift mischen, du sollst nicht ein Kind durch Abtreibung morden, und du sollst das Neugeborene nicht töten. (Didache, Abschnitt 2.1)
Etwas ausführlicher beschreibt Tertullian in seinem apologetischen Werk “Apologeticum” die Haltung der Kirche im 2. Jh. nach Christus:
Wir hingegen dürfen, nachdem uns ein für allemal das Töten eines Menschen verboten ist, selbst den Embryo im Mutterleib […] nicht zerstören. Ein vorweggenommener Mord ist es, wenn man eine Geburt verhindert; es fällt nicht ins Gewicht, ob man einem Menschen nach der Geburt das Leben raubt oder es bereits im werdenden Zustand vernichtet. Ein Mensch ist auch schon, was erst ein Mensch werden soll — auch jede Frucht ist schon in ihrem Samen enthalten. (Apologeticum, Kapitel 9)
Diese hohe Wertschätzung des ungeborenen Lebens war für die Christen ein integraler Bestandteil der Ehre und Anbetung Gottes, des Ursprungs allen Lebens. Dies äusserte sich aber keinesfalls nur passiv in der Verurteilung der kulturellen Praktiken — vielmehr setzten sie sich aktiv und unter grossen Opfern für die Armen und Ausgestossenen ein. So wurden Kinder, welche von ihrer Familie verstossen wurden, bewusst aufgenommen und versorgt. Diese aufopfernde Haltung wurde von den Römern nicht nur positiv betrachtet, sondern auch belächelt oder sogar als bedrohlich wahrgenommen. So beschwerte sich z.B. der vom Christentum dekonvertierte Kaiser Julian:
Während die heidnischen Priester die Armen vernachlässigen, widmen sich die verhassten Galiläer [= Christen] Werken der Nächstenliebe und haben durch die Zurschaustellung falschen Mitleids ihre verderblichen Irrtümer in die Tat umgesetzt. Diese Praxis ist unter ihnen üblich und verursacht Verachtung für unsere Götter.
Dieser selbstlose Einsatz war in den ersten Jahrhunderten nach Christus primär das Werk von Einzelpersonen und losen Organisationen. Später wurde der Schutz von Kindern unter dem christlichen Einfluss nach und nach durch Kirche und Staat institutionalisiert. So ordnete das Konzil von Nicaea 325 n. Chr. explizit die Einrichtung von Armenspitälern in den christlichen Gemeinden an, welche sich teilweise zu Kinderasylen weiterentwickelten. Etwa gleichzeitig liess Kaiser Konstantin, der erste christliche Kaiser, die Abtreibung unter Todesstrafe stellen — eine grosse Änderung im römischen Recht, welches zuvor keinerlei Strafe dafür vorsah.
Die frühe Kirche war also in ihrer Haltung zum Schutz des Lebens äusserst klar. Doch worauf basierte denn diese Haltung? Findet sich doch in der Bibel keine einzige explizite Stelle zum Umgang mit Abtreibung. Kann der bedingungslose Schutz des Lebens überhaupt biblisch begründet werden oder war die Haltung der frühen Kirche nichts weiter als eine vorübergehende moralische Strömung?
Maria und Elisabeth, Timios Stavros Kirche in Zypern, ca. 14. Jh.
Schweigt die Bibel zur Abtreibung?
Es ist wahr, dass wir in der Bibel keine Stellen finden, welche ausdrücklich über Abtreibung reden und sie verbietet oder verurteilt. Während die Kindstötung durch das 4. Gebot «Du sollst nicht töten» klar verurteilt wird, scheint es auf den ersten Blick unklar, ob dieses Tötungsverbot denn auch für ungeborene Kinder gelten solle.
Ein genauerer Blick zeigt aber schnell, dass in der biblischen und jüdischen Tradition ein Kind im Mutterleib sehr wohl als ein von Gott persönlich geformter Mensch mit göttlicher Würde und Bestimmung betrachtet wurde. Einige Beispiele dazu:
- Simson wurde vom Engel Gottes als «Geweihter Gottes vom Mutterleib an» bezeichnet (Ri 13:7). Ein Embryo kann also schon als ungeborenes Wesen von Gott berufen sein und wird damit von ihm als vollwertiger Mensch gesehen und behandelt.
- Ähnliches sehen wir beim Propheten Jesaja. Er bezeugt, dass der Herr ihn «vom Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat» (Jes 49:5)
- Der Engel des Herrn prophezeit Zacharias, Johannes der Täufer würde «schon vom Mutterleib an erfüllt werden mit dem Heiligen Geist» (Lk 1:15). Dieser Geist ist auch ganz offensichtlich bereits im ungeborenen Johannes wirksam, «hüpfte das Kind» doch bereits in Elisabeths Leib beim Gruss der Maria (Lk 1:41) . Ein ungeborenes Kind, welches auf die Wirkung des Heiligen Geistes reagiert!
In der jüdischen Tradition ist der Schutz des ungeborenen Kindes im Mutterleib fest verankert, wie es Arthur Hertzberg in seinem Standardwerk zum Judentum beschreibt:
Schon im Talmud wird die Frage diskutiert, aus welchen Gründen der Abort eines Fetus in Frage kommt. Grundsätzlich heisst es im Talmud, ein Fetus, der das Leben der Mutter gefährdet, müsse zerstört werden; sonst sei es verboten, den Fetus mutwillig zu töten, selbst wenn er noch nicht als Mensch gelte.
Nun gibt es durchaus auch im Judentum progressive Strömungen, welche z. B. argumentieren, dass ein ungewolltes Kind der Mutter Not bereite und darum auch abgetrieben werden dürfe. Auch in christlichen Kreisen werden ähnliche Argumente vorgebracht, um “Abtreibung aus Barmherzigkeit” zu legitimieren, ja, sogar als heiliges Werk zu stilisieren. Diese Argumentationen haben jedoch meines Erachtens vor allem mit einem ausgesprochen postmodernen Verständnis von “Lebensbedrohung” — nämlich der Vereitelung des geplanten Lebensentwurfs — zu tun. Ich werde später in diesem Artikel noch vertieft darauf eingehen. Die jüdisch-christliche Tradition wird druch Albert Mohler jedoch glänzend zusammengefasst wenn er schreibt:
Die einzige konsistente biblische Logik ist es, die Heiligkeit und Würde jedes menschlichen Lebens vom Moment der Befruchtung an zu respektieren. (Eigene Übersetzung)
Vor diesem Hintergrund ist es absolut unverständlich, dass beispielsweise Nadia Bolz-Weber in Bezug auf ihre eigene Abtreibung mit einer “judeo-christlichen Tradition” argumentiert. Sie argumentiert, dass die “judeo-christliche Tradition” den Beginn des Lebens nicht bei der Zeugung ansetzt, sondern erst beim geborenen und atmenden Kind:
Fakt ist, viele von uns haben eine Sicht, die Christen und Juden für eine sehr sehr lange Zeit innehatten – dass, basierend auf der Schöpfungsgeschichte in Genesis, das Leben mit dem Atem beginnt.
Natürlich ist die Bibel kein naturwissenschaftliches Lehrbuch über den Beginn des Lebens. In biblischen Zeiten gab es keine pränatale Diagnostik. Erst wenn die ersten spürbaren Bewegungen des Kindes vorhanden waren, konnte man zweifelsfrei die Existenz eines ungeborenen Kindes deklarieren. Da stellt sich schon die Frage: Sind wir heute eigentlich wissenschaftlich nicht weiter als damals? Vielleicht können wir mittlerweile genauer sagen, in welchem Stadium ein Embryo noch nicht als menschliches Wesen gelten kann?
Menschliches Embryo, Bild: iStock
Ist das schon ein Mensch?
Die Grundargumentation jeglicher Abtreibungsbefürworter lautet etwa so: “Da der Embryo noch kein vollwertiges menschliches Leben darstellt, ist er als Teil des Körpers der Frau zu betrachten. Es gehört somit zum Recht der Frau auf körperliche Integrität und Selbstbestimmung, diesen allenfalls unerwünschten Fremdkörper wieder zu entfernen. Es ist daher ein Akt der Selbstermächtigung und Befreiung, Frauen die Abtreibung zu ermöglichen.” Einige Christen würden hier vielleicht noch “der Barmherzigkeit” oder “der Liebe” hinzufügen.
Lange wurde mit dem Begriff vom “Zellhaufen” argumentiert, welcher ein Embryo im Frühstadium noch darstelle. Man behauptet, dass sich erst später ein menschliches Wesen daraus entwickelt. Den Begriff “Zellhaufen” nimmt zwar heute niemand mehr ernsthaft in den Mund, doch das Grundargument wird gerne wiederholt, wie folgendes Zitat einer Kaderärztin des Zürcher Unispitals zeigt:
Die Haltung der Abtreibungsgegner basiert auf der Vorstellung, dass das Leben mit der Verschmelzung der Ei- und Samenzelle beginnt. Das ist eine Glaubensvorstellung: Eine solche biologische Zäsur gibt es nicht. In den meisten juristischen Systemen markiert die Geburt den entscheidenden Moment. Der Schutzanspruch nimmt aber natürlich graduell zu, je weiter die Schwangerschaft fortschreitet. (NZZ, 14.09.2019)
Doch diese Aussage ist als solche keine wissenschaftliche, sondern ein ideologisches Argument. Auch die Ärztin bringt eine Glaubensvorstellung zum Ausdruck, nämlich dass ein Embryo im Mutterleib graduell vom “Nicht-Menschen” zum Menschen wachse. Doch ironischerweise zeigt gerade diese Aussage, dass jeder festgelegte Zeitpunkt, bis zu welcher ein Embryo kein menschliches Leben darstellen soll, willkürlich bestimmt und darum wissenschaftlich nicht begründbar ist. Das oben zitierte Argument schlägt sich also selbst.
Ein Kind in der ersten Schwangerschaftswoche unterscheidet sich nicht prinzipiell von einem in der zwölften Woche, kurz nach der Geburt oder einem sechs Monate alten Baby. Gerade weil die Entwicklung graduell verläuft, ist das Leben vom ersten Moment an zu schützen.
Wenn wir irgendwo eine Grenze setzen würden — wo wäre sie denn zu setzen? Progressive Bioethiker fordern mittlerweile bereits die Legalisierung der “After-Birth Abortion” — also der Kindstötung. So soll z. B. im Falle von nachgeburtlich festgestellten physiologischen oder psychologischen Einschränkungen des Kindes die Tötung des bereits geborenen Kindes vollzogen werden können! So verstörend dieser Gedanke auf den ersten Blick ist, so konsequent scheint er mir die Argumentation der Abtreibungsbefürworter zu Ende zu denken.
Es ist naturwissenschaftlich nicht haltbar, einem Embryo selbst im frühen Status seine Menschlichkeit abzusprechen. Um zu definieren, bis zu welchem Zeitpunkt eine Abtreibung zulässig ist, muss man vorher entschieden haben, was eigentlich eine “Person” ist. Man muss sich festlegen, was die Eigenschaften sind, welche eine Ansammlung menschlicher Zellen von einer menschlichen Person unterscheiden.
Nancy Pearcey, eine amerikanische Publizistin und Dozentin für «Worldview Studies», zählt in ihrem Buch «Love thy Body» (deutscher Titel: «Liebe deinen Körper») verschiedene von Bioethikern vorgeschlagene Ansätze auf, welche diese Unterscheidung angeblich möglich machen sollen: Schmerzempfinden, Hirnaktivität, Intelligenz oder Selbstbewusstsein. Alle diese Definitionen einer “Person” weisen ihr gemäss eine Vielzahl von Problemen auf. Da ist z. B. das Problem der Messunsicherheit: Selbst scheinbar eindeutige Eigenschaften wie die Hirnaktivität sind in ihrer Bestimmung abhängig von der Messmethode. Damit wäre der Zeitpunkt, ab wann ein Embryo als Person gelten darf, stark abhängig von der Genauigkeit des messenden EEGs (je genauer mein EEG, desto früher werde ich Hirnaktivität feststellen können).
Es ist eine Tatsache, dass sich Bioethiker auch nach jahrzehntelangen Debatten nicht im entferntesten auf eine auch nur annähernd konsistente Definition einer “Person” haben einigen können. Dies zeigt, wie sehr diese Definitionen von subjektiven Werthaltungen abhängen. Diese Subjektivität darf nicht die Basis für ethische Entscheidungen sein, welche enorme Tragweite haben. Es sind Entscheidungen über Leben und Tod eines Menschen! Und dieselben Überlegungen werden nicht nur auf Abtreibungen angewendet, sondern auch auf den Umgang mit behinderten, alten oder schwer kranken Menschen.
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Und was ist mit den Frauenrechten?
Die Diskussion um das “Recht auf Abtreibung” wird heute meist als Diskussion über die Rechte der Frau definiert. Dabei wird implizit vorausgesetzt, dass der Embryo im Bauch der Mutter noch keine Person mit Menschenwürde sei. Sobald klar ist, dass dieser Grundsatz in Frage steht, mutet die Diskussion um die Rechte der Mutter in den meisten Fällen doch sehr zynisch an.
Mittlerweile haben auch vehemente Abtreibungsbefürworter erkannt, dass die biologische “Das ist ja noch gar kein Mensch”-Argumentation nicht schlüssig ist. Dafür tritt die ideologische Färbung des “Pro-Choice”-Lagers wieder deutlicher in den Vordergrund. So endet z. B. die Autorin Mary Elizabeth Williams auf dem Online Magazin “salon.com” ihren Artikel «So what if abortion ends life?» mit den Worten:
Ein Fötus ist in der Tat ein Leben — ein Leben, welches wert ist, geopfert zu werden. (Eigene Übersetzung)
Menschenopfer? Im Ernst jetzt? Was um alles in der Welt kann allen Ernstes ein Menschenopfer rechtfertigen? Meiner Ansicht nach liegt der Grund in folgendem, von mir frei formulierten “Glaubensbekenntnis” unserer westlichen Gesellschaft:
Ein gutes Leben lebe ich dann, wenn ich meine selbst gesteckten Ziele erreiche, meine Träume verwirkliche und mein Leben selbst in die Hand nehme. Niemand kann mir dabei sagen was richtig oder falsch wäre, denn der Kompass zu meinem Glück liegt alleine in meinem Herzen und ist damit nur mir selbst zugänglich.
Wenn diese Konzeption des Lebens unseren moralischen Kompass bestimmt, so ist alles, was sich der Verwirklichung unserer Pläne und Träume in den Weg stellt, eine Gefahr — selbst wenn es ein ungeborenes Kind ist.
Es ist interessant zu beobachten, wie in unserer postmodernen, subjektiven Definition von Tatsachen schnell einmal mit verschiedenen Spiessen gemessen wird. Ein Embryo der englischen Königsfamilie wird schon in den allerersten Schwangerschaftswochen von den Medien als “a fourth royal” bezeichnet und somit mit königlicher Würde ausgestattet. Ein anderer Embryo in demselben Stadium gilt als rechtsloser Fremdkörper im Körper einer selbstbestimmten Frau. Wohl kaum jemand äussert jedoch diese subjektive, willkürliche Beurteilung so explizit wie die bekannte amerikanische TV Moderatorin Melissa Harris-Perry:
Wann beginnt das Leben? Ich denke, die Antwort hängt sehr stark von den Gefühlen der Eltern ab. Ein mächtiges Gefühl, aber keine Wissenschaft. (Eigene Übersetzung)
Angenommen, uns wird versichert, dass der Embryo keine Menschenwürde habe, wenn wir das so sehen möchten. Nehmen wir weiter an, dass die Schwangerschaft ungewollt ist. Dann ist der Gang zur Abtreibungsklinik der scheinbar beste Weg, uns von einem einfachen Fehler nicht das Lebenskonzept durcheinanderbringen zu lassen. Der unerwünschte Embryo wird dann — wie oben angetönt — zu “Recht” als eine “ernsthafte Bedrohung für das Leben der Mutter” bzw. der Eltern klassifiziert und damit ist die moralische Vertretbarkeit der Abtreibung gegeben.
Diese Argumentation ist nicht einfach nur polemisch, sondern stützt sich auf die offizielle Schweizer Statistik des Schwangerschaftsabbruchs 2014:
Bei einem Drittel der Interventionen ist das Motiv für die Intervention bekannt. 93% der Interventionen erfolgen wegen psychosozialen Gründen. Dabei geben die Frauen in den meisten Fällen an, die finanzielle Situation ermögliche es ihnen nicht, das Kind zu behalten, bereits genug Kinder zu haben, sich nicht imstande zu fühlen, ein Kind aufzuziehen, ein Kind zu haben sei mit der Erwerbstätigkeit oder der Ausbildung nicht vereinbar oder die Familienplanung sei für den Partner kein oder noch kein Thema.
Im Klartext: “Ein Kind kann ich mir nicht leisten”, “Familienplanung ist kein Thema”, “Ich bin noch in der Ausbildung”, “Wir haben bereits genügend Kinder”. Kurz und gut: “Das Kind in meinem Bauch passt nicht in meinen Lebensentwurf” oder “Ich fühle mich mit einem Kind überfordert”.
In jedem anderen Fall, wo dies als Begründung für die Beendigung eines menschlichen Lebens vorgebracht würde, ginge ein Aufschrei durch unsere Reihen und wir empörten uns ob solcher Skrupellosigkeit. Zumal eine Abtreibung nicht einfach eine “schnelle Lösung” des “Problems” darstellt. Die Idee, dass danach alle wieder zum alten Leben zurückkehren können, stimmt so nicht. Wie verschiedene Pro-Life-Organisationen berichten, sind sowohl Frauen als auch Männer nach einer Abtreibung häufig von posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen.
Es tobt nach wie vor ein heisser — meines Erachtens stark ideologisch aufgeladener — Kampf um die Deutungshoheit über die psychischen Risiken und Folgen einer Abtreibung. Die Fachwelt ist sich uneinig, ob ein Post-Abortion-Syndrom (PAS) als solches überhaupt existiert. Interessanterweise beschränken sich aber alle Argumente gegen die Existenz eines PAS darauf, dass eine Abtreibung statistisch betrachtet keine negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Frauen habe. Wo bleiben eigentlich die Belege dafür, dass eine Abtreibung zu einem besseren, erfüllteren Leben führt? Müsste nicht ein positiver Effekt auf die Psyche festgestellt werden, wenn oben formuliertes Glaubensbekenntnis wahr wäre?
Es stimmt: Die Gründe, welche zu einem Abtreibungsentscheid führen, sind vielfältig und können durchaus auch triftig sein. Doch keine Begründung rechtfertigt die Tötung menschlichen Lebens — vom ethischen Dilemma “Entweder stirbt die Mutter oder das Kind” einmal abgesehen. Und es erscheint mir mehr als nur plausibel, dass eine solche Tötung auch tiefe Spuren in den Seelen der Eltern hinterlässt. Das bedeutet aber auch: In allen Lebenslagen, und insbesondere in tragischen Umständen oder grosser Not, dürfen die Betroffenen nicht alleine gelassen werden.
Wenn existenzielle Angst und persönliche Not vorhanden ist, ist meist nicht der Zeitpunkt, mit rationalen Argumenten zu kommen. Es ist der Zeitpunkt für tatkräftige Hilfe. Es ist unsere Verantwortung als ganze Gesellschaft und insbesondere als Kirchen, sowohl die ganzheitliche Gesundheit und das Wohlergehen der Frau als auch die Integrität des ungeborenen Kindes zu schützen. Dies ist zum Beispiel mit beratender Unterstützung oder mit medizinischer Versorgung möglich. Wenn die finanzielle Lage schwierig ist, sollten wir durchaus mit finanzieller Hilfe unterstützen. Es kann nicht sein, dass wir uns dieser Verantwortung entziehen, nur weil es technische Mittel gibt, um “das Problem aus der Welt zu schaffen”.
Ja, ich bin sogar überzeugt, dass eine klare Haltung der Christen und der Kirche zu einem “Ja zum Leben” gleichzeitig eine kraftvolle Verkündigung des Evangeliums in unserer Zeit ist — eine Verkündigung, welche Menschen nicht nur irritieren, sondern auch unweigerlich anziehen wird.
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Das Evangelium des “Ja zum Leben”
Wie im Leitartikel zu dieser Serie bereits dargelegt, ist ein “Ja zum Leben” eine wesentliche, nicht wegzudenkende Eigenschaft der DNA der Kirche. Denn darin demonstrieren wir unserem Umfeld die Gute Nachricht von Jesus Christus in ganz wesentlichen Aspekten:
1. Du bist in jeder Lebenslage uneingeschränkt wertvoll und würdig
Da ist jemand, der dich vom ersten bis zum letzten Augenblick als wertvoll erachtet, ungeachtet deiner Kapazität, deiner Leistung, deines Zustandes, deiner Fehler oder Erfolge. Dein Wert ist dir zugesprochen, einfach weil du Mensch bist, der im Ebenbild des Schöpfers geschaffen ist.
Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. (Ps 8:5–6)
Gott hat den Menschen zu seiner Freude erschaffen, nicht zu seinem Nutzen. Was für eine gute, lebensspendende Perspektive für alle unter uns, die sich vom Effizienz- und Produktivitätswahn unserer Gesellschaft ausgelaugt, an die Wand gedrückt oder gar verraten fühlen.
2. Du kannst und musst nicht deines Glückes eigener Schmied sein
Dein erfülltes Leben hängt nicht davon ab, dass du deinen Lebensentwurf schnurgerade leben kannst. Ja, sogar ungeplante, einschneidende und schmerzhafte Wendungen können dich in eine tiefere Fülle des Lebens führen. Tim Keller schreibt in seinem Buch «Gott im Leid begegnen»:
In seinem Buch Far from the Tree untersucht Andrew Solomon den Schock und die Reaktion von Eltern, die entdecken, dass das Kind, das sie bekommen haben, nicht so ist wie sie, sondern stattdessen gehörlos, kleinwüchsig, mit Downsyndrom, autistisch oder sonst auf irgendeine Weise chronisch krank oder behindert. […] Solche Kinder stürzen die Familie, in die sie hineinkommen, immer in eine Krise, aber unter dem Strich kommt Solomon zu folgendem Ergebnis: “Das Faszinierende in diesem Buch ist, dass die meisten in ihm beschriebenen Familien dahin kamen, dass sie dankbar waren für die Erfahrungen, die sie im Leben nicht freiwillig gemacht hätten.”
Und etwas später:
“Glücklich sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden. (Matthäus 5,6)” In diesem Ausspruch sagt Jesus: “Glücklich ist der, der nicht das Glück sucht, sondern die Gerechtigkeit.” Echtes Glück ist ein Nebenprodukt der Suche nach etwas, das mehr ist als Glücklichsein — nämlich nach der richtigen Beziehung zu Gott und meinem Mitmenschen. Wenn ich Gott als das höchste Gut meines Lebens suche, bekomme ich das Glück gleichsam als Zugabe. Versuche ich dagegen krampfhaft, “glücklich zu werden”, bekomme ich keins von beidem.
Was für ein Kontrast ist das zum säkularen Glaubensbekenntnis “Ich werde glücklich durch die Verwirklichung meiner Träume”. Was für eine hoffnungsvolle Perspektive ist es, dass wir das wahrhaftigste und tiefste Glück finden können im sprichwörtlichen finstersten Tal!
3. Sex, Ehe und Elternschaft haben eine tiefe Bedeutung und Schönheit
Diese Bedeutung und Schönheit von Sex, Ehe und Elternschaft ist viel tiefer als die Befriedigung deiner Bedürfnisse oder die Verwirklichung deiner Lebensträume. Vielmehr zeichnet die Bibel ein verheissungsvolles, heiliges Bild der menschlichen Sexualität:
Das biblische Bild der ehelichen sexuellen Einheit ist nichts weniger als eine Vorahnung einer noch tieferen Einheit mit dem Göttlichen. Und egal, ob wir in diesem Leben verheiratet oder single sind, ist sexuelles Verlangen unser eingebauter Kompass für das Göttliche, eine Art Navigationshilfe, welche uns den Weg nach Hause zeigt. (Glynn Harrison: «A Better Story: God, Sex and Human Flourishing», eigene Übersetzung
Paul Bruderer wird diesen und weitere Aspekte im kommenden Artikel zur christlichen Sexualethik noch eingehender beleuchten.
Ein Aufruf an die Kirche des 21. Jahrhunderts
Um das Evangelium in dieser Form zu verkünden, genügt es nicht, Petitionen zu unterschreiben und in der Kirche ab und zu gegen die Abtreibung zu wettern. Im Gegenteil: Mit dieser — leider zu lange verfolgten — Taktik verstärken wir die Stigmatisierung der Betroffenen und “treiben” sie den Abtreibungskliniken geradezu in die Arme. So wie die erste Kirche durch ihren selbstlosen Einsatz zu Gunsten der Schwächsten bekannt und gleichzeitig anstössig war, müssen wir auch heute zu dieser lebensspendenden, wenn auch unbequemen Position zurückfinden.
Was muss geschehen? Ich möchte zum Schluss folgende Anregungen formulieren:
- Zuallererst müssen unsere Kirchen ‘Räume der Gnade’ sein. Kirchen sind Orte, die Menschen vertrauensvoll aufsuchen können in Zeiten höchster persönlicher Not. Kirchen sind Orte, wo nicht die Analyse und Verurteilung von Fehlern im Vordergrund stehen, sondern zuallererst tatkräftige Hilfe und die Vermittlung von echter Lebensperspektive. Dies erfordert Vertrauen in Christen und Kirche — ein Vertrauen, welches vielen unserer Mitmenschen verloren gegangen ist. Dieses Vertrauen zurückzugewinnen erachte ich als eine der zentralen Herausforderungen der heutigen Kirche.
- Basierend auf diesem zurückgewonnen Vertrauen können Hilfsangebote geschaffen und bestehende Angebote gefördert werden. Ich bin dankbar für die bereits bestehenden Organisationen, welche gezielte Hilfe für ungewollt schwangere Frauen und Paare anbieten. Doch ich denke, dass das Netz an Anlaufstellen breiter und engmaschiger werden muss. Frauen und Paare müssen ermutigt und unterstützt werden, das neue Leben anzunehmen und ihren eigenen Lebensentwurf der neuen Realität anzupassen. Hier kann eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus einen enormen Unterschied machen! Jesus Christus hat einen Plan für unsere Leben! Was bisher als “Plan B” empfunden wurde, entpuppt sich durch die Beziehung mit Jesus als ein wunderbarer Weg in ein sinnerfülltes Leben! Es muss an Ansehen und “Coolness” gewinnen, sich in einer schwierigen Situation für das Leben und damit eventuell gegen den bisher zurechtgelegten Lebensentwurf zu entscheiden. Auch Alternativen wie z. B. die Adoption von ungewollten Kindern sind zu fördern, auch wenn dies meines Erachtens nur in der Minderheit der Fälle die langfristig beste Lösung darstellt. Doch kann eine Adoption sowohl für kinderlose Paare als auch für Kinder, welche sonst keine Chance kriegen, eine echte, lebenswerte Perspektive bieten!
- Wir müssen Hilfe bieten, um bereits geschehene Abtreibungen seelsorgerlich aufzuarbeiten. Frauen und Männer, welche sich durch das Erlebnis einer Abtreibung belastet sehen, Hilfe, Annahme und Wiederherstellung. Auch hier können Kirchen ‘Räume der Gnade’ und des Lebens sein.
- Der Schutz des Lebens muss in unseren Kirchen ein Thema sein und bleiben. Nur weil die Rechtslage “gegeben” und die Schlacht somit “verloren” scheint, ist das Thema nicht abgeschlossen. Ganz im Gegenteil: Das “Ja zum Leben” ist ein Bestandteil unserer DNA und jeder Christ darf zu einem ganz persönlichen und starken “Ja zum Leben” finden.
Einfach Danke, von Herzen Danke für diese messerscharfen Gedanken.
auch ich bin seit mehr als 45 Jahren tun D im Lebensschutz tätig (s.website).
In D gilt im Erbrecht: das Ungeborene ist erbberechtigt. Das bedeutet einerseits, dass der Schwangeren ein Vormund gestellt werden kann, damit sie dem Kind nicht schadet und das Kind so sein Erbe antreten kann. Oder, wie vor kurzem durch die Presse ging, ein Ungeborenes Kind erbt Schulden — und dann reiben sich die Eltern die Augen.…
Es ist also in den Gesetzen eine Widersprüchlichkeit gegeben, die schon etwas darüber aussagt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
Danke für den fundierten Artikel, den ich in meinen Vorträgen gerne zitiere (natürlich mit Quellen-Nennung).
Ich habe über die Vorgänge in D‑Beratungssituation einen Roman geschrieben, der im Herbst 2019 herauskam: Alles wird gut
Fontis Verlag (CH).
Darf ich es Ihnen zuschicken?
Lieber Joshua
Ich bin sehr dankbar für diese sorgfältige Arbeit zum Thema “Abtreibung”. Seit Jahrzehnten staune ich über unsere menschlichen Täuschungsmanöver, wenn wir zu definieren versuchen, WANN eigentlich Leben beginnt! Denn gerade WEIL ein brandneues Leben JUST NACH der Zeugung beginnt — kommen ja so viele Menschen in einen Stress, sobald sie es realisieren. Gerade WEIL es LEBEN ist — nicht weil es einmal Leben wird — wollen viele, denen es aus irgendeinem Grund ungelegen kommt, so bald wie möglich wieder weghaben. Ich habe Verständnis für viele solcher Stress-Situationen. Aber Abtreibung ist keine Stress-Lösung, vielmehr eine Art Kurzschlusshandlung. Das tut mir weh für Mutter und Kind.
Nun mal ganz sorgfältig: WORIN besteht ganz ehrlich betrachtet der Unterschied zwischen mir zum Zeitpunkt des Kindergartenalters und meinem 62. Geburtstag? Ich war damals nicht weniger ICH als ich es heute bin. Stand einfach in einer anderen LEBENSPHASE meiner gesamten Lebensreise. WORIN besteht nun ganz ehrlich der Unterschied zwischen dem Zeitpunkt meiner Zeugung und mir im Kindergartenalter? Es konnte beim besten Willen kein anderes Kind zum Kindergarten gehen als ICH, die bereits nach der Zeugung ohne jeden Zweifel dieses eine ICH war! Zwischen Zeugung und Kindergartenkind und der 62-jährigen Katharina besteht ein engster Zusammenhang, den niemand leugnen kann. Ich war nach meiner Zeugung nicht einfach ein Zellklumpen. Menschenaugen sehen wahrlich längt nicht alles! Die Zeugung war die erste Station meines Person-seins. Ja, ich stand dort ganz zuvorderst auf meiner spannenden LEBENSreise! Heute stehe ich rund 63 Jahre (inklusive Schwangerschaft) später darin. Es war immer, immer ICH, und es wird bis zu meinem letzen Atemzug auf Erden — ja sogar in Ewigkeit ICH, dieses einmalige ICH sein, welches just nach der Zeugung auf diese Reise ging …
Was für eine Hohlheit zu sagen, Leben würde erst nach der Geburt beginnen, weil es im Mutterleib noch keine fertigen Menschen gibt. Erstens bin ich noch immer am Werden (ja, TATSÄCHLICH: mit bald 63 noch unfertig😉)! Zweitens: was für ein Schlag ins Gesicht all jener Mütter, die ihre Kinder im 6. oder 7. Schwangerschaftsmonat zur Welt brachten … Sollen das alles keine rechtsgültigen KINDER, sondern noch immer grosse Zellklumpen sein? Oder drehen wir es gar so rum: Mutter A mit einem Frühchen hat halt nach 7 Schwangerschaftsmonaten bereits ein vollgütiges Kind anvertraut bekommen, während das Kind von Mutter B intrauterin auch im 8. Schwangerschaftsmonat noch kein wirkliches Kind ist, da es sich an den üblichen Geburtstermin hält! Crazy, nicht wahr? Ich meine, alle unsere menschlichen Versuche, zu definieren wann LEBEN beginnt, führen uns samt und sonders aufs Glatteis. Nichts, keine Argumentation geht wirklich auf — ausser, wir demütigen uns unter die Tatsache, dass nach der Zeugung ein neues, unverwechselbares Leben in EXISTENZ gerufen wurde — von allerhöchster Warte aus! Und dieser Schöpfer wird auch gangbare Wege für Seine jüngste und neue Kreation vorbereitet haben, die in Beziehung zu Ihm zu finden sein wird! Auf DIESE SPUR müssten Betroffene, die durch die Ankündigung des neuen Lebens in grossen Stress geraten, ganz neu finden. Damit wäre allen geholfen, das glaube ich. Heisst nicht, dass es easy Wege sind — aber weit bessere, als jede Abtreibung es sein kann.
Derzeit bin ich dabei, ein Buch für angehende und junge Eltern zu schreiben, das den Titel trägt “BeHERZt Fundamente legen”. Dem grossen Bogen nach geht es darum: Wie können unsere Jüngsten ab Zeugung, nicht erst ab Geburt (!) bis zur Dreijährigkeit zu lebendigem, frohem Leben erweckt werden, damit sie eines Tages als mündige, dem Leben zugewandte Persönlichkeiten ihren Platz auf dieser Welt entdecken und einnehmen können! Wovon brauchen unsere Jüngsten viel, wovon sehr wenig.
Danke Katharina. Genau — Mensch bleibt Mensch. Diese Erkenntnis ist nicht nur für die Abtreibungsfrage essenziell, sondern auch z.B. für unseren Umgang mit alten oder behinderten Menschen. Viel Erfolg mit deinem Buchprojekt!
Lieber Joshua,
danke für dieses fundierte Plädoyer für den Lebensschutz! Welch geniale Botschaft in einer Zeit, die Leistung, Schönheit und die Zustimmung der Anderen so hoch gewichtet! Wir sind bedingungslos geliebt, noch bevor jemand weiss, dass wir existieren :):):) Das gibt Boden unter die Füsse und muss unbedingt unter die Leute…!
Vielen Dank, Regula! Ich hoffe, dass der Artikel uns allen hilft, nicht nur zu kritisieren, sondern mit positivem Fokus für das Wunder des Lebens in seiner ganzen göttlichen Schönheit einzustehen.
Yes! Viele Orgaisatoren und Einzelpersonen, die beispielsweise beim Marsch fürs Läbe engagiert sind, investieren ja auch Viel an Geld und Zeit, um Frauen und Familien- weit über die Geburt hinaus — zu unterstützen. Das wird aus meiner Sicht auch medial häufig eher unterschlagen. Eines der konkreten von Lebensschützern iniziierten Projekte sind die Babyklappen, die es bei einigen Schweizer Spitälern gibt.
Yes, für das Leben zu stehen bedeutet erhöhten Aufwand. Wenn ich sage. “Dieser kleine Mensch und seine Mama sind geliebt”, stellt sich mir auch die Frage: “Was kann ich tun, was ist mein Beitrag?” Organisationen unterstützen, Gebet, anbieten, Patin oder Pate zu werden, Kinderhüte zu übernehmen, ein Windelabo zu bezahlen…Ein befreundetes Ehepaar hat schon zwei Mamis samt Kind “adoptiert” und vertritt nun sozusagen die Grosselternstelle. “Für das Leben” zu sein geht im wahrsten Sinn des Wortes ans Lebendige — macht uns aber gleichzeitig eben auch “lebendig” und glaubhaft. Und es erinnert uns daran, dass wir geliebt sind. Bedingungslos!