Abtreibung 4/5 – Evangelikale am Scheideweg

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by Peter Bruderer | 10. Jan. 2022 | 0 comments

Der Ver­suchung beina­he erlegen! — so kön­nte die evan­ge­likale Geschichte hin­sichtlich Abtrei­bung beschrieben wer­den. Doch die evan­ge­likale Bewe­gung schafft in den 70er-Jahren eine Wende, welche in eine der stärk­sten gesellschaftlichen Bewe­gun­gen der neueren Geschichte hinein­mün­det: die Pro-Life Bewe­gung. Angestoßen wird diese von ein­er kleinen Gruppe von Pio­nieren, deren Ver­di­en­ste heute gerne über­gan­gen werden. 

Jede Zeit hat ihre mächti­gen Ver­suchun­gen, denen wir nur schw­er wider­ste­hen kön­nen. Das Prob­lem: sie kom­men in einem attrak­tiv­en Kleid daher. Und wir erliegen ihnen nicht, weil wir uns auf die ‚dun­kle Seite der Macht‘ schla­gen wollen, son­dern weil die Ver­suchun­gen uns Lösun­gen zeigen, welche uns gut und richtig dünken.

Auch die Bewe­gung für eine legal­isierte Abtrei­bung präsen­tierte sich in einem attrak­tiv­en Kleid. Im ersten Artikel dieser Serie habe ich ihr Nar­ra­tiv erar­beit­et. Abtrei­bung sei ein Akt der Barmherzigkeit für Frauen und Paare in schwieri­gen Sit­u­a­tio­nen – ein Akt der Befreiung, damit Frauen über ihren eige­nen Kör­p­er bes­tim­men kön­nten – ein Instru­ment zur Fam­i­lien­pla­nung und somit ein Dienst an der Men­schheit, welche von Übervölkerung und Hunger­snöten bedro­ht ist.

Vor 50 Jahren erliegt die evan­ge­likale Bewe­gung beina­he der Ver­suchung dieses Nar­ra­tivs. Doch eine kleine Schar von Per­so­n­en, begabt mit Klar­sicht und lei­den­schaftlich­er Entschlossen­heit, ändert den Kurs der ganzen Bewe­gung. Unter diesen Per­so­n­en befind­en sich mit Fran­cis Scha­ef­fer und Harold O.J Brown zwei Per­so­n­en mit Bezug in die Schweiz. Unter diesen Per­so­n­en befind­et sich auch der bekan­nte Kinder­arzt C. Everett Koop. Die Geschichte ist erstaunlich, aufrüt­tel­nd und lehrreich.

Der unterschriebene Vorvertrag

Es ist schwierig, im Nach­hinein den Geist der späten 60er- und frühen 70er-Jahre in Worte zu fassen. Aber fol­gen­des kann man wohl sagen: Der Duft von Rev­o­lu­tion und radikaler Neuori­en­tierung liegt in der Luft. Neue Ideen, dynamis­che Bewe­gun­gen und mas­siv emp­fun­dene Bedro­hun­gen geben der Zeit ihr Gepräge. Es ist die Zeit von Mar­tin Luther King und der amerikanis­chen Bürg­er­rechts­be­we­gung. Die Zeit der ersten Mond­lan­dung. Der fem­i­nis­tis­chen Bewe­gung und den Stonewall Riots. Die Zeit der Antikriegs­be­we­gung und dem kalten Krieg. Die Zeit der Äng­ste vor Über­bevölkerung. Die Zeit der Antibabyp­ille, der Hip­pies und des anbrechen­den Wasser­manns.

50 Jahre später bezieht sich Papst Benedikt auf diese Zeit und sagt: «Die bish­er gel­tenden Massstäbe in Fra­gen Sex­u­al­ität sind vol­lkom­men wegge­brochen»[1]. Wie wohl sel­ten zuvor war die west­liche Welt, ange­führt von den USA, bere­it, sich auf ganz neue Ideen einzu­lassen oder für diese zu kämpfen. Und als in dieser Stim­mung die Ideen lib­eraler The­olo­gen von legit­imer Abtrei­bung in der the­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv­en evan­ge­likalen Welt ein­tr­e­f­fen, ist diese nicht darauf vorbereitet.

Peace, Love & Rock n’ Roll: Der indis­che Yogi Satchi­danan­da eröffnet das Wood­stock Fes­ti­val 1969

Mit ihren Wurzeln im amerikanis­chen Fun­da­men­tal­is­mus (Anm: nicht zu ver­wech­seln mit heuti­gen Def­i­n­i­tio­nen von Fun­da­men­tal­is­mus) standen Evan­ge­likale in den ersten Jahren ihrer Bewe­gung kün­stlichen Ver­hü­tungsmit­teln kri­tisch gegenüber. Doch Mitte der 60er-Jahre würde der bekan­nte evan­ge­likale The­ologe John War­wick Mont­gomery so etwas wie einen neuen evan­ge­likalen Kon­sens for­mulieren: Geburtenkon­trolle ja, Abtrei­bung nein.

Es war die Zeit der aufk­om­menden Pille, und im Entscheid Gris­wold v. Con­necti­cut des Ober­sten Gericht­shofs hat­te Planned Par­ent­hood 1965 lan­desweit die Legal­isierung von Ver­hü­tungsmit­teln erstre­it­en kön­nen. Mont­gomery lieferte den Evan­ge­likalen die the­ol­o­gis­che und ethis­che Recht­fer­ti­gung zum Gericht­sentscheid. Seine Kri­tik an der kon­ser­v­a­tiv­en Posi­tion der Katho­liken in dieser Frage war beißend. Die Katho­liken führten ein Argu­ment aus dem ‘Natur­recht’ an und ver­trat­en die Ansicht, dass Geburtenkon­trolle eine Sünde ist. Dieses Argu­ment, meinte Mont­gomery, sei ‚bizarr‘. Es sei schwierig einzuse­hen, warum der Men­sch ‚legit­imer­weise “natür­liche” Phänomene wie die Veg­e­ta­tion und die Tier­pop­u­la­tion kon­trol­lieren kann‘, aber nicht in der Lage sei, ‚ohne Sünde seine eigene Zahl angesichts eines starken Bevölkerungs­drucks zu kon­trol­lieren[2].

Wie sollen christliche Ehep­art­ner die Frage der Geburtenkon­trolle prak­tisch entschei­den? Mont­gomery definiert eine evan­ge­likale Mitte-Posi­tion. Für ihn ist klar[3]:

„Sie soll­ten die Frage per­sön­lich und unter Gebet im Lichte ihrer eige­nen kör­per­lichen, emo­tionalen, finanziellen und geistlichen Sit­u­a­tion und im Lichte der Bevölkerungsen­twick­lung in ihrem Teil der Welt prüfen. Sie wer­den ver­ant­wor­tungs­be­wusst han­deln und dabei bedenken, dass die römisch-katholis­chen Geg­n­er der Geburtenkon­trolle als auch die säku­lar­is­tis­chen Befür­wortern der Geburtenkon­trolle ver­ant­wor­tungs­los sind.“

Im Kampf um die Legal­isierung von kün­stlichen Ver­hü­tungsmit­teln hat­ten die säku­laren Advokat­en unter anderem damit argu­men­tiert, dass die ‚Pan­demie der Abtrei­bung‘ damit gebrochen wer­den könne[4]. Doch das Gegen­teil traf ein. Die Legal­isierung von kün­stlichen Ver­hü­tungsmit­teln bewirk­te nicht den angekündigten Rück­gang, son­dern einen ungeah­n­ten Anstieg der Abtrei­bungszahlen. Die neuen Ver­hü­tungsmöglichkeit­en befeuerten näm­lich die Promiskuität und die Ansicht, dass wir im Kon­flik­t­fall ein Recht auf indi­vidu­elle Lebens­gestal­tung haben, das über dem Leben­srecht des Unge­bore­nen ste­ht. In der Times Mag­a­zine Aus­gabe vom 07. April 1967 über die Pille, kommt diese Denkweise im State­ment ein­er jun­gen Frau gut zum Aus­druck[5]:

„Als ich geheiratet habe, war ich noch in der Aus­bil­dung, und ich wollte sich­er sein, dass ich fer­tig werde. Jet­zt wollen wir ein Haus kaufen, und das wird viel früher möglich sein, wenn ich unter­richte. Mit der Pille weiß ich, dass ich weit­er­hin Geld ver­di­enen kann und mir keine Sor­gen um einen ‚Unfall‘ machen muss, der alles ruinieren würde.“

Nun, die ‚Unfälle‘ passierten eben ver­mehrt. Und legal­isierte Abtrei­bung war die Lösung, damit unge­wollte Kinder im neuen Zeital­ter von Selb­stver­wirk­lichung und sex­ueller Frei­heit nicht ‚alles ruinieren‘ wür­den. Die säku­laren Leit­fig­uren, welche erst ger­ade noch Ver­hü­tungsmit­tel als Instru­ment zur Eindäm­mung der ‚Pan­demie der Abtrei­bung‘ verkauft haben, sind selb­stver­ständlich sofort zur Stelle, um nun auch die Legal­isierung von Abtrei­bung zu fordern.

Die Pille wird gesellschaftlich als Heilmit­tel gegen die ‘Abtrei­bungspan­demie’ verkauft. Times Mag­a­zine, 1967

Unter dem Ein­fluss dieser Entwick­lun­gen gerät der erst kür­zlich etablierte evan­ge­likale Kon­sens nahezu sofort ins Wanken. 1968 ver­sam­meln sich die klu­gen Köpfe der Evan­ge­likalen unter dem Patronat ihres pub­lizis­tis­chen Flag­gschiffs Chris­tian­i­ty Today, um Fra­gen von Ver­hü­tung, Ster­il­isierung und Abtrei­bung zu debat­tieren. Die Ergeb­nisse wer­den in einem umfan­gre­ichen Buch[6] und in ein­er the­ma­tis­chen Aus­gabe des Mag­a­zins[7] pub­liziert unter dem Titel: «Ein protes­tantis­ches Beken­nt­nis zur Kon­trolle der men­schlichen Fortpflanzung» [8]. Das Faz­it des Sym­po­sium: Die Fach­leute sind sich nicht einig, ob es sich bei ein­er ein­geleit­eten Abtrei­bung um eine Sünde han­delt oder nicht. Einig sind sie sich jedoch darin, dass es manch­mal Abtrei­bung brauche und dass sie unter Umstän­den erlaubt sein sollte. Dieser all­ge­meine Kon­sens wird mit zum Teil höchst erstaunlichen Aus­sagen begrün­det[9]:

«Die Bibel ver­bi­etet wed­er die Empfäng­nisver­hü­tung noch die Abtrei­bung ausdrücklich.»

«In der Frage, ob die Durch­führung eines Schwanger­schaftsab­bruchs sünd­haft ist oder nicht, sind wir uns nicht einig, wohl aber in der Frage, ob er unter bes­timmten Umstän­den notwendig und erlaubt ist.»

«Der christliche Arzt wird zu einem Schwanger­schaftsab­bruch nur rat­en, um höhere Werte zu schützen, die von der Heili­gen Schrift sank­tion­iert wer­den. Diese Werte kön­nen indi­vidu­eller, famil­iär­er oder gesellschaftlich­er Art sein.»

«Viel men­schlich­es Leid kann gelin­dert wer­den, indem die Geburt von Kindern ver­hin­dert wird, bei denen ein vorherse­hbar hohes Risiko ein­er genetis­chen Krankheit oder Abnor­mität beste­ht. Dies scheint ein vernün­ftiges christlich­es Ziel zu sein.»

«Die Kon­trolle der men­schlichen Fortpflanzung erfordert die Aufmerk­samkeit der Chris­ten im Hin­blick auf die verzweifel­ten Bedürfnisse nicht nur von Einzelper­so­n­en und Fam­i­lien, son­dern auch von Natio­nen und Völk­ern, ein­schliesslich unseres eigenen.»

Mit diesen Aus­sagen hat die dama­lige evan­ge­likale Elite die Türe weit offen gelassen für Abrei­bun­gen genereller Art, Abtrei­bung von ‚Kranken‘ aus eugenis­chen Grün­den, Abtrei­bun­gen zur Bevölkerungskon­trolle sowie Ster­il­i­sa­tion von men­tal unzurech­nungs­fähi­gen Personen.

580 Seit­en über Ster­il­i­sa­tion, Ver­hü­tung und Abtrei­bung. Und den­noch am Schluss mehr Ver­wirrung als Klärung: die Ergeb­nisse des evan­ge­likalen Symposiums.

Bes­timmt sind die veröf­fentlicht­en Aus­sagen des Sym­po­sium in evan­ge­likalen Kreisen nicht über­all auf Begeis­terung gestossen. Oft tickt die kirch­liche Basis kon­ser­v­a­tiv­er als deren Leit­er. Und die evan­ge­likale Bewe­gung war auch in den 60er Jahren schon ein ziem­lich ‘bunter Haufen’. Doch die Stoßrich­tung war mit den Ergeb­nis­sen des Sym­po­siums gegeben. Die ver­meintlich ‘bibelfesten’ und ‘kon­ser­v­a­tiv­en’ Evan­ge­likalen hat­ten sich – zumin­d­est in ihrer Elite, auf einen ver­tieften Flirt mit dem rev­o­lu­tionären Geist der 68er-Jahre ein­ge­lassen.

Als dann im Jahr 1973 Abtrei­bung in den USA legal­isiert wird durch Roe v. Wade, ist die Res­o­nanz in evan­ge­likalen Kreisen rel­a­tiv ger­ing, einige Leit­er äussern sog­ar Zus­tim­mung. So meint der promi­nente Pas­tor und zweima­lige Präsi­dent der südlichen Bap­tis­ten, W. A. Criswell[10]:

«Ich habe immer emp­fun­den, dass ein Kind erst nach­dem es geboren ist und ein Leben unab­hängig von der Mut­ter hat, als eigene Per­son ange­se­hen wer­den kann. Deshalb habe ich mich immer auf den Stand­punkt gestellt, dass das, was das Beste für die Mut­ter und für die Zukun­ft ist, erlaubt wer­den sollte.»

Wie es zu dieser erstaunlichen evan­ge­likalen Stel­lung­nahme kam, ist natür­lich eine kom­plexe Angele­gen­heit. Ich ver­suche einige Fak­toren davon zu beschreiben, welche ich als mitbes­tim­mend ausmache.

1. Katholiken als latentes Feindbild

Die evan­ge­likale Bewe­gung bemühte sich grund­sät­zlich um Anschluss und Allianzen über die Gren­zen von Denom­i­na­tio­nen hin­weg. Doch bei den Katho­liken war es kom­pliziert. Latente Fein­seligkeit gegenüber Katho­liken ist wohl immer ein fes­ter Bestand der protes­tantis­chen DNA gewe­sen. Die Ver­fechter von Geburtenkon­trolle oder Abtrei­bung haben dieses Feind­bild über Jahrzehnte geschickt aus­genutzt mit dem Ziel, den his­torischen gesamtchristlichen Kon­sens in sex­u­alethis­chen Fra­gen aufzubrechen.

So prangerte beispiel­sweise Mar­garet Sanger in den 20er- und 30er-Jahren die restrik­tiv­en Geset­ze im Bere­ich Ver­hü­tung und Sex­u­al­ität als ‘katholis­ches Übel’ an. Damit fand sie unter den protes­tantis­chen Pas­toren neue Fre­unde. Das Ganze war natür­lich eine Lüge, denn die US-Geset­ze ihrer Zeit waren voll und ganz aus der Ini­tia­tive von Protes­tanten ent­standen, allen voran Antony Com­stock. Aber bekan­ntlich ist der Feind deines Fein­des dein Fre­und. Aus Grün­den der Abgren­zung von den Katho­liken liefen die protes­tantis­chen Pas­toren bald scharen­weise in die Arme der Geburtenkon­troll­be­we­gung, die von Mar­garet Sanger ausging.

Der Protes­tant Antho­ny Com­stock kämpfte im aus­ge­hen­den 19. und frühen 20. Jh. gegen ‘Unmoral und Pornografie’.

In den 60er Jahren wieder­holt sich dieselbe Geschichte, nur dies­mal in Sachen Abtrei­bung. Protes­tanten soll­ten ihre «unaus­ge­sproch­ene aber inhärente Unter­wür­figkeit unter die katholis­che Lehre» abschüt­teln, fordert der Abtrei­bungs-Lob­by­ist Lar­ry Lad­er[11]. Wieder wer­den latente protes­tantis­che Vor­be­halte gegenüber Katho­liken geschickt benutzt und genährt. Der ‘gute Protes­tant’ dürfe sich doch nicht ein­fach der kon­ser­v­a­tiv­en katholis­chen Posi­tion anschliessen, son­dern müsse eine eigen­ständi­ge, von gutem frei­heitlichem Protes­tantismus geprägte Posi­tion einnehmen!

Als im Juli 1968 die Katholis­che Kirche in ihrer Enzyk­li­ka Humanae Vitae zum Erstaunen der ganzen Welt ihre kon­ser­v­a­tive Sex­u­alethik bekräftigt, kön­nte der Kon­trast zum wenige Wochen vorher stattge­fun­de­nen evan­ge­likalen Sym­po­sium kaum gröss­er sein. Die katholis­che Kamp­fansage an die Trends der Zeit sendet Schock­wellen durch die ganze Chris­ten­heit. Doch es ist kein Weck­ruf der die Evan­ge­likalen Leit­er dazu bringt, ihre Posi­tion­ierung zu über­denken. Im Gegen­teil: man sieht sich eher bestätigt in der (ange­blich) eigen­ständi­gen Posi­tion­ierung[12]. Man real­isiert nicht, dass in dieser Sache nicht die katholis­che Kirche der Gegen­spiel­er ist, son­dern die Kräfte der sex­uellen Anar­chie jen­er Tage.

2. Anschlussfähigkeit als theologische Maxime

Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhun­derts führen unter den Protes­tanten in den USA zu einem großen Bruch. In der soge­nan­nten ‘Fun­da­men­tal­ist-Mod­ernist-Kon­tro­verse’ ist der amerikanis­che Protes­tantismus quer durch die tra­di­tionellen Denom­i­na­tio­nen hin­durch fak­tisch auseinan­der gebrochen. Die the­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv­en ‚Fun­da­men­tal­is­ten‘ ver­fol­gten in den darauf fol­gen­den Jahren eine Strate­gie des Rück­zugs. Sie ziehen sich aus vie­len Insti­tu­tio­nen zurück und bauen sich eine eigene Par­al­lel­welt auf.

Die bre­it­er abgestützte evan­ge­likale Bewe­gung, welche in den 40er Jahren Fahrt aufn­immt, ist zwar the­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv wie die Fun­da­men­tal­is­ten, lehnt aber ihre Rück­zugs­men­tal­ität ab. Hier ori­en­tiert man sich eher an den Mod­ernisten und ver­sucht, mit der bre­it­en Gesellschaft in einen aktiv­en Dia­log zu treten, kon­struk­tive Zusam­me­nar­beit über die Denom­i­na­tion­s­gren­zen anzus­treben und mod­erne Mit­tel zur Ver­bre­itung des Evan­geli­ums einzuset­zen[13].

Beson­ders sicht­bar wird dies in den stark auf denom­i­na­tion­süber­greifende Allianzen auf­bauen­den Gros­se­van­ge­li­sa­tio­nen von ‘Super­star’ Bil­ly Gra­ham. Diese Allianzen fördern die christliche Ein­heit und ermöglichen dynamis­che Massen­events mit gross­er Wirkung. Auf der anderen Seite fördern sie aber auch das Arbeit­en mit dem ‘kle­in­sten gemein­samen Nen­ner’. Das Ver­mei­den oder Herun­ter­spie­len von poten­tiell kon­tro­ver­sen oder spal­tenden The­men ist ein inte­graler Bestandteil des Erfol­gsmod­ells ‘Bil­ly Gra­ham’. Anschlussfähig zu sein bedeutet nur zu oft, sich in ein­er vagen Mitte zu posi­tion­ieren und die heis­sen The­men zu mei­den.

Ein Mann für die Massen: Bil­ly Gra­ham 1954 in London

Wenn nun die protes­tantis­che The­olo­gie in den 60er-Jahren einen mas­siv­en Lib­er­al­isierungs- und Säku­lar­isierungss­chub durch­macht, so hat dieser Schub Auswirkung auf die kon­sen­sori­en­tierten Evan­ge­likalen. Sie wollen auch ‘anschlussfähig’ sein. Wer das umfan­gre­iche Buch studiert, das im Nach­gang zum evan­ge­likalen Sym­po­sium von 1968 pub­liziert wird, wird merken, wie viel Raum das Gedankengut von lib­eralen The­olo­gen in der evan­ge­likalen Diskus­sion ein­nehmen durften.

So disku­tiert das Buch aus­giebig die Ideen von John A.T. Robin­son und Joseph Fletch­er, welche ich in meinem zweit­en Artikel als Ideenge­ber für die Abtrei­bungs­be­we­gung iden­ti­fiziert habe. Weit­ere pop­uläre, pro­gres­sive Fig­uren ihrer Zeit ver­voll­ständi­gen das Bild. So befasst man sich inten­siv mit den evo­lu­tionären Konzepten des Jesuit­en und Paläon­tolo­gen Pierre Teil­hard de Chardin. Dieser Katho­lik darf besprochen wer­den, denn er ist pro­gres­siv und ein Liebling der protes­tantis­che Avant-Garde jen­er Tage. Auch Joseph Fletch­er find­et Gefall­en an den Ideen von de Chardin. Dessen Prozess-The­olo­gie bietet willkommene Anknüp­fungspunk­te, um den Wert des Men­schen von sein­er Entwick­lung abhängig zu machen[14]. Bis heute berufen sich viele pro­gres­sive Leucht­fig­uren auf de Chardin, wie zum Beispiel der in poste­van­ge­likalen Kreisen beliebte Richard Rohr[15]. Möglicher­weise real­isieren sie nicht, dass de Chardin auch in den Nachkriegs­jahren noch ganz unver­froren Ideen von Eugenik und Rassen­hy­giene vertreten hat[16]. Diese waren ein inte­graler Bestandteil sein­er geistlichen Konzepte.

Pro­gres­sive Leucht­fig­ur und Eugeniker: Teil­hard De Chardin

Nun ist es ja grund­sät­zlich zu begrüssen, dass sich die evan­ge­likalen The­olo­gen mit den pro­gres­siv­en The­olo­gien ihrer Zeit auseinan­der­set­zen. Und diese Auseinan­der­set­zung erfol­gte in einzel­nen Beiträ­gen dur­chaus auch kri­tisch. Ein Prob­lem entste­ht aber, wenn die disku­tierten Ideen den­noch in den Ergeb­nis­sen des Sym­po­siums mehr oder weniger unge­filtert und unkom­men­tiert auf­tauchen. Gegenüber dem Sta­tus des unge­bore­nen Lebens wird ganz klar Ambivalenz geschaf­fen. Es kommt auch zu ein­er Über­be­to­nung der Zufrieden­heit der Mut­ter gegenüber dem Leben­srecht des Kindes. Unter anderem kom­men die evan­ge­likalen The­olo­gen zum Schluss, dass der Fötus «allen­falls ein tat­säch­lich­es men­schlich­es Leben oder zumin­d­est ein poten­zielles und sich entwick­el­ndes men­schlich­es Leben» sei[17]. Hier hätte man drin­gend die Diag­nose von Chester­ton dazwis­chen­rufen dür­fen: Das Böse wird Ambi­gu­i­tät immer zu ihrem Vorteil ausnutzen!

Die Beto­nung der men­schlichen Frei­heit in moralis­chen Fra­gen stellt auch eine Anknüp­fung an den geisti­gen Trend der Zeit dar. The­ol­o­gisch gese­hen ori­en­tiert sich die Anknüp­fung an der Idee der ‘in Liebe gegrün­de­ten Frei­heit’, wie sie Bischoff John A. T. Robin­son pop­ulär gemacht hat. Bere­its 1965 hat­te der ober­ste Gericht­shof der USA im Entscheid Gris­wold v. Con­necti­cut, wo es um die Legal­isierung von Ver­hü­tungsmit­teln ging, mit dem Recht auf Pri­vat­sphäre argu­men­tiert. In Roe v. Wade wird diese Argu­men­ta­tion weit­erge­führt und auch auf Abtrei­bung aus­gedehnt. Das reimt sich mit dem Geist jen­er Zeit, welch­er auf Max­imierung men­schlich­er Frei­heit und Min­imierung moralis­ch­er Verpflich­tung aus­gerichtet ist. Auch die Evan­ge­likalen übernehmen diese Sichtweise: Die Abtrei­bungs­frage wird in den Ermessen­sraum des ‘mündi­gen Chris­ten’ ver­legt, weil man in der Heili­gen Schrift ange­blich ‘kein aus­drück­lich­es Ver­bot’ von Abtrei­bun­gen gefun­den habe.

3. Empfänglich für die Narrative der Zeit

Es ist offen­sichtlich, dass das säku­lare Nar­ra­tiv das Denken der evan­ge­likalen Gilde stark bee­in­flusst hat und The­men in den Hin­ter­grund gedrängt hat, welche die Bibel durchziehen und zum fes­ten Bestandteil der jüdisch-christlichen Über­liefer­ung gehören.

Eines der wichtig­sten Nar­ra­tive der 60er-Jahre war die Pop­u­la­tion-Bomb, also die Idee, dass das Bevölkerungswach­s­tums auss­er Kon­trolle ger­at­en sei. Der His­torik­er Dr. Allan Carl­son bestätigt in einem Inter­view den starken Ein­fluss, welchen die bewusst geschürte Angst vor ein­er weltweit­en Über­bevölkerung auch auf kirch­liche Ver­bände hat­te[18]. Es ist kein Zufall, dass das evan­ge­likale State­ment betont, dass Geburtenkon­trolle nicht nur das Bedürf­nis von Einzelper­so­n­en sei, son­dern wir müssten auch die Bedürfnisse von ‘Natio­nen und Völk­ern’ berück­sichti­gen. Dabei muss ich klarstellen: Abtrei­bung als ‘Dienst an der Gesellschaft’ ist ein äusserst gefährlich­es Nar­ra­tiv, welch­es als Druck­mit­tel aus­genutzt wer­den kann, um schwache Men­schen in ihren Entschei­dun­gen zu bee­in­flussen oder staatliche Mass­nah­men zu rechtfertigen.

In die gle­iche Kat­e­gorie gehört auch die The­ma­tisierung von Abtrei­bung als ein Men­schen­recht. Die 60er-Jahre sind eine Zeit der starken Bürg­er­rechts­be­we­gun­gen. Nie­mand will in der Men­schen­rechts-Debat­te auf der falschen Seite ste­hen! So wird die Kam­pagne für legale Abtrei­bung als Men­schen­recht für Frauen insze­niert. Sie sollen freien Zugang bekom­men zu dem, was ihnen bis­lang voren­thal­ten war. Aus dem Blick­feld ger­at­en dabei die Rechte des Kindes; man benutzt die ange­bliche Ambi­gu­i­tät betr­e­f­fend der Iden­tität des unge­bore­nen Kindes, um Gewis­sens-Spiel­raum zu schaf­fen und Abtrei­bung zu recht­fer­ti­gen. Diese Argu­men­ta­tion haben lei­der auch die Evan­ge­likalen beschrit­ten. Indi­vidu­elles Glück und gesellschaftliche Plan­barkeit rück­en auch bei ihnen in den Vorder­grund. Der Wert des men­schlichen Lebens muss hin­ten anstehen.

Das säku­lare Nar­ra­tiv der Zeit ist die Linse, mit der die evan­ge­likale Gilde sog­ar die Bibel inter­pretiert. Denn eigentlich ist Frucht­barkeit und Ver­mehrung in den Augen Gottes kein Prob­lem, son­dern ein geseg­neter Auf­trag. Chris­ten waren his­torisch gese­hen schon immer Lei­den­schaftlich für den Schutz des Lebens.

«Gott seg­nete sie und sprach: Seid frucht­bar und mehrt euch!» (1Mo 1:22), lesen wir am Anfang der Bibel. Der­selbe Auf­trag wird in 1.Mose 1:28 wieder­holt und erge­ht dort auch an Noah und seine Söhne (1Mo 9:1 und 1Mo 9:7). Dieser Auf­trag wird im weit­eren Ver­lauf der Bibel nir­gends auss­er Kraft geset­zt und nährt die pos­i­tive Sicht auf wer­den­des Leben und men­schliche Ver­mehrung. Kinder sind ein Segen, ein Geschenk des Her­rn (Ps 127:3). Sie sind bere­its im Mut­ter­leib Gottes gebildetes Wun­der­w­erk (Ps 139:13). Nach­wuchs zu bekom­men ist ‘das Glück auf unser­er Seite’ (Ps 127:5). Der Segen Isaaks an seinen Sohn Jakob ist ein Segen der Frucht­barkeit und Ver­mehrung (1Mo 28:3), welch­er Gott selb­st im Traum bestätigt (1Mo 28:14). Grosse Män­ner Gottes wie Sim­son, Jere­mia, Jesa­ja oder Johannes der Täufer sind ‘vom Mut­ter­leib an’ für ihre Dien­ste auser­wählt, sog­ar mit dem heili­gen Geist erfüllt (Richter 13:7 / Jer 1:5 / Jes 49:5 / Lk 1:15). Ehe­liche Treue ist ein Abbild von Gottes Treue und der richtige Raum, in den Kinder hineinge­boren wer­den sollen (Mal 2:10–16). Unge­borenes Leben wird voll und ganz als Leben wahrgenom­men und beschrieben (Lk 1:41–45). Und diese lebens­be­ja­hen­den Grun­daus­rich­tung der Bibel, welche auch unge­borenes Leben als kost­bar und gottgewirkt sieht, ste­ht unter dem Schutz des Gebotes: Du sollst nicht töten (2Mo20:13).

“Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe.” Maria und Elis­a­beth, Timios Stavros Kirche in Zypern, ca. 14. Jh.

Evan­ge­likaler Glaube find­et weltweit grossen Zulauf. Er ist wohl so erfol­gre­ich, weil er im Ein­klang mit dem Trend zum ‘mod­er­nen Selb­st’ das Indi­vidu­um mit mass­geschnei­derten religiösen Inspi­ra­tio­nen und Erbau­ung bedi­ent. Der­selbe Glaube erlei­det aber Schiff­bruch, wo er nicht bere­it ist, das Wohlbefind­en und die Selb­stver­wirk­lichung dieses Indi­vidu­ums aus bib­lis­chen Grün­den in Frage zu stellen. Die evan­ge­likale ‘Kun­de­nori­en­tierung’ lei­det an der Ten­denz, das Sper­rige und Stören­dende aus mar­ket­ingtech­nis­chen Grün­den hin­ter dem Vorhang ver­schwinden zu lassen, auch wenn dieses zum zen­tralen Bestandteil des Ange­bots gehören würde. Hand aufs Herz: Sind wir als Leit­er in unser­er Zeit nicht der gle­ichen Ver­suchung ausgesetzt?

Eine Wende bahnt sich an.

Die Posi­tion­ierung der evan­ge­likalen Elite in der Frage der Abtrei­bung vor 50 Jahren zeigt auf schmerzhafte Weise, wie anfäl­lig sie war. Doch in den Jahren nach dem Entscheid Roe v. Wade tritt eine drama­tis­che Wende ein. Für diese Wende wer­den nicht jene Leit­er sor­gen, welche bis dahin die Diskus­sion in evan­ge­likalen Kreisen geleit­et haben, son­dern neue und bis dahin weit­ge­hend unbekan­nte Fig­uren, allen voran Harold O.J. Brown, C. Everett Koop und Fran­cis Scha­ef­fer. Ich nenne sie die ‘drei Mus­ketiere’ weil sie sich in die Schlacht wer­fen in ein­er Zeit, in der andere nicht bere­it sind, dies zu tun. Dass sich ihre Wege in den Jahren vor Roe v. Wade kreuzen, ist nach mein­er Ansicht eine göt­tliche Fügung.

Der Weg von Harold O.J. Brown kreuzt sich bere­its 1961 mit Fran­cis Scha­ef­fer, als er einen Besuch in l’Abri in den Schweiz­er Bergen macht, wo Scha­ef­fer damals eine christliche Kom­mu­nität auf­baut. Fast wäre es nie zu diesem Tre­f­fen gekom­men! Dass sich Brown und Scha­ef­fer ken­nen­ler­nen und tre­f­fen, geschieht nur, weil sich Brown’s Schwest­er Judy 2 Jahre davor in Genf am Ufer des Sees ver­läuft. Dort wird sie von Priscil­la Scha­ef­fer, der Tochter von Fran­cis, aufge­grif­f­en und nach L’Abri ein­ge­laden, wo sie mit dem christlichen Glauben in Berührung kommt[19]. Harold Brown, der zu dieser Zeit in Har­vard The­olo­gie studiert, kommt so zu sein­er Ein­ladung in die Schweiz. Scha­ef­fer Biograf Bar­ry Han­k­ins beschreibt, wie sich Browns Per­spek­tive durch diese Begeg­nung verän­derte[20]:

«Anfänglich begeg­nete Brown dem Lib­er­al­is­mus in Har­vard, indem er das, was er hörte, ein­fach ablehnte. Was Brown jedoch von Scha­ef­fer in L’Abri lernte, war, dass er sich mit der Kul­tur um ihn herum auseinan­der­set­zen musste. Es war schwieriger, das Chris­ten­tum in einzel­nen Punk­ten zu vertei­di­gen, als über den Glauben als ganzheitliche und kohärente Weltan­schau­ung zu sprechen. Als er nach Har­vard zurück­kehrte, begann er, sich mit der säku­laren, lib­eralen akademis­chen Kul­tur dort aktiv anzulegen…»

1964 erwidert Brown dann die Ein­ladung, indem er Fran­cis Scha­ef­fer aus den Schweiz­er Alpen für eine Vortagsserie nach Boston ein­lud. Dies war der Beginn von Scha­ef­fers Pop­u­lar­ität in den USA.

In einem ein­fachen Chalet in den Schweiz­er Bergen wer­den zukün­ftige Weltverän­der­er inspiri­ert: l’Abri

Ab 1973 legt Harold Brown durch seine Texte den Samen für eine evan­ge­likale Wende in der Hal­tung zu Abtrei­bung. Brown wird Jahre später auf den Unwillen der meis­ten Evan­ge­likalen hin­weisen, den dama­li­gen Gerichts­beschluss Roe v. Wade auch nur zu hin­ter­fra­gen[21]: «Die Amerikan­er scheinen den Ober­sten Gericht­shof als unfehlbar und unbe­sieg­bar zu betra­cht­en.». Doch für ihn ist der Wert des unge­bore­nen Lebens Teil sein­er ‘ganzheitlichen und kohärenten’ christlichen Weltan­schau­ung. Dafür ist Brown bere­it, in den Ring zu steigen.

Der Weg von C. Everett Koop kreuzt sich mit dem­jeni­gen von Fran­cis Scha­ef­fer auf genau­so wun­der­liche Weise im Jahre 1947. Fran­cis Scha­ef­fer befind­et sich mit sein­er Frau Edith kurz vor der Aus­reise Rich­tung Europa, das noch stark vom Krieg geze­ich­net ist. Dort wollen sie als Mis­sion­are wirken. Während sie tem­porär noch bei der Mut­ter von Fran­cis leben, muss Tochter Priscil­la wegen ein­er mys­ter­iösen Krankheit in das Spi­tal ein­geliefert wer­den. Die Ärzte sind rat­los bis ein junger Arzt zufäl­liger­weise dazustösst und eine kaum bekan­nte Krankheit diag­nos­tiziert, welche er zufäl­liger­weise ger­ade studiert hat­te: Mesen­teric Adeni­tis. Der junge Arzt ist nie­mand anderes als Koop. Koop erfährt dabei, dass die Eltern der Pati­entin bald als Mis­sion­ar­in nach Europa aus­reisen will. Die Ver­bun­den­heit ist augen­blick­lich, denn er selb­st ist erst wenige Wochen zuvor Christ gewor­den. Aus dem jun­gen Arzt wird ein­er der bekan­ntsten Kinderärzte der USA. Er möchte Leben ret­ten, nicht Leben ver­nicht­en. 30 Jahre nach dem ersten Tre­f­fen wird Koop wieder mit Scha­ef­fer vere­int sein im gemein­samen Kampf für das Recht auf Leben der Unge­bore­nen[22].

1980, nur sieben Jahre nach dem Entscheid des Ober­sten Gericht­shofes zugun­sten legaler Abtrei­bung, wird mit Ronald Rea­gan (1911–2004) ein Präsi­dent gewählt, welch­er sich hin­ter das Pro-Life-Anliegen stellt und einen der ‘drei Mus­ketiere’ zum Gesund­heitsmin­is­ter ernan­nt: den evan­ge­likalen Arzt und Pro-Life Aktivis­ten C. Everett Koop. Wie es dazu kommt, und wie die ambiva­lente Sicht der Evan­ge­likalen auf Abtrei­bung zu ein­er klaren Pro-Life Sicht wird, beschreibe ich im näch­sten und let­zten Artikel dieser Serie.

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Mein Gespräch zum The­ma mit Dr. Allan Carlson:

Die Serie im Überblick:
Abtrei­bung (1/5) – ein heiliges Werk?
Abtrei­bung (2/5) — eine Theologie
Abtrei­bung (3/5)– Predi­ger der Eugenik
Abtrei­bung 4/5 – Evan­ge­likale am Scheideweg
Abtrei­bung 5/5 – Wenn Umkehr Fortschritt bedeutet

Weit­ere Artikel im Zusammenhang:
DNA (3/10): Lei­den­schaftlich für den Schutz des Lebens
Chester­ton und das Wun­der von England.


Fuss­noten:
[1] https://de.catholicnewsagency.com/story/die-kirche-und-der-skandal-des-sexuellen-missbrauchs-von-papst-benedikt-xvi-4498
[2] Chris­tian­i­ty Today, 4. März 1966, How to decide the Birth con­trol issue, eigene Über­set­zung
[3] Chris­tian­i­ty Today, 4. März 1966, How to decide the Birth con­trol issue, eigene Über­set­zung
[4] Vgl. Times Mag­a­zine, 07. April 1967, The Pill, eigene Übersetzung
[5] Vgl. Times Mag­a­zine, 07. April 1967, The Pill, eigene Übersetzung
[6]  Car­lyle S. Say­lor (ed.), Birth Con­trol and the Chris­t­ian, 1969
[7] Chris­tian­i­ty Today, 8. Novem­ber 1968, eigene Übersetzung
[8] Chris­tian­i­ty Today, 8. Novem­ber 1968
[9] Chris­tian­i­ty Today, 8. Novem­ber 1968, eigene Übersetzungen
[10] Chris­tian­i­ty Today, Mrz 1973, S39, zitiert aus Ran­dall Balmer, Bad Faith, 2021, S34, eigene Übersetzung
[11] Lawrence Lad­er, Abor­tion, 1966, S102
[12] Allan Carl­son, God­ly Seed, 2012, S132-133
[13] Der evan­ge­likale Grun­dreflex in den ersten Jahrzehn­ten der Bewe­gung war ten­den­ziell die ein­er Abgren­zung gegenüber den fun­da­men­tal­is­tis­chen Kreisen, aus denen die Grün­der­fig­uren der Evan­ge­likalen kamen. Lieber suchte man die Annäherung an weniger kon­ser­v­a­tive Bewe­gun­gen. So hat Bil­ly Gra­ham in den 50ern da und dort Fun­da­men­tal­is­ten eine Absage erteilt zugun­sten von anderen Kooperationen.
[14] Vgl. z.B. Joseph Fletch­er, The Ethics of Genet­ic Con­trol, 1974, S22
[15] Ver­gle­iche zum Beispiel: https://cac.org/evolving-in-love-2018–11-08/
[16] https://religiondispatches.org/pierre-teilhard-de-chardins-legacy-of-eugenics-and-racism-cant-be-ignored/
[17] Chris­tian­i­ty Today, Novem­ber 1968, eigene Übersetzung
[18] Schriftliche Kor­re­spon­denz zwis­chen kirch­lichen Funk­tionären und dem Hugh Moore Fund bestäti­gen diesen Befund. Vgl. Lawrence Lad­er, Breed­ing our­selves to death, 1971, S30; siehe auch unser Inter­view mit Allan Carl­son: https://youtu.be/81wzY_yTIpM?t=1756
[19] Bar­ry Han­k­ins, Fran­cis Scha­ef­fer and the Shap­ing of Evan­gel­i­cal Amer­i­ca, 2008, S64
[20] Bar­ry Han­k­ins, Fran­cis Scha­ef­fer and the Shap­ing of Evan­gel­i­cal Amer­i­ca, 2008, S64-65, eigene Übersetzung
[21] https://www.illinoisreview.com/illinoisreview/2007/04/mr_president_te.html
[22] Bar­ry Han­k­ins, Fran­cis Scha­ef­fer and the Shap­ing of Evan­gel­i­cal Amer­i­ca, 2008, S33

Über den Kanal

Peter Bruderer

Peter Bruderer, Jahrgang 1974, als Kind von Missionaren in Afrika aufgewachsen, seit 1986 in der Schweiz. 1998 war Peter Gründungsmitglied der erwecklichen 'Godi'-Jugendarbeit in Frauenfeld, welche er bis 2013 prägte. Heute arbeitet er als Projektleiter im kirchlichen und gemeinnützigen Bereich. Ein zweites Standbein ist die Arbeit als Architekt. Peter lebt mit seiner Familie in Frauenfeld, Schweiz.

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