Der Kampf um die Legalisierung von Abtreibung in den USA hatte unter anderem drei wichtige Motoren: die Verfechter der sexuellen Revolution, die feministische Bewegung und eine Gilde liberaler Theologen, welche der Abtreibungspraxis eine moralische Legitimation gab. Wie es zur Zusammenarbeit aller drei Interessengruppen und damit zur Bildung einer einflussreichen politischen Koalition kam, davon handelt dieser Artikel.
Die Kritik an Donald Trump war beissend, als er 2020 unbeholfen vor der Kirche neben dem Weissen Haus eine Bibel hochhielt. Die Lage der Nation war angespannt. Es ging wohl darum, an seine tendenziell konservative Wählerbasis ein Zeichen von Moral und Standhaftigkeit zu geben. Tatsächlich konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Theater gespielt und die Bibel als politische Waffe missbraucht wurde. Kirchliche Leitfiguren waren schnell zur Stelle mit berechtigter Kritik.
Als Joe Biden im Januar 2021 als Präsident vereidigt wird, ist bei vielen die Erleichterung gross. Doch auch Biden hat es mit der Bibel. Seinen Amtseid legt er ab auf der wohl grössten Familienbibel die man sich vorstellen kann. Eine der ersten Amtshandlungen von Biden ist es, durch seinen Vorgänger Donald Trump eingeführte Restriktionen der Finanzierung von Abtreibung per Dekret ausser Kraft zu setzen. Die weltgrösste Abtreibungsorganisation Planned Parenthood war ein Sponsor seiner Kandidatur, Biden liefert wonach diese verlangt: mehr Geld für Abtreibungsprogramme. In diesem Fall bleibt der mediale Aufschrei – mal abgesehen von Stimmen der Pro-Life Bewegung und der Katholischen Kirche — weitgehend aus. Die kirchlichen Leitfiguren jedenfalls, welche wenige Monate zuvor Trump an den Pranger gestellt hatten, schweigen.
Der Hintergrund für diesen Artikel ist der folgende: Die Evangelikalen in den USA sehen sich in den vergangenen Jahren intensiver Kritik ausgesetzt wegen ihrer Politisierung. Die in den USA äusserst einflussreiche und theologisch eher konservative Bewegung steht einer liberalen Abtreibungspraxis ablehnend gegenüber. Sie hat sich, so eine These, im Nachgang zur Legalisierung von Abtreibung in den USA im Jahr 1973 aufgrund der Abtreibungsthematik auch als politische Kraft zusammengefunden – eine politische Kraft welche konservativ tickt und republikanisch wählt: Trump zum Beispiel. Ich persönlich halte die zu starke Verschmelzung von Christentum mit politischen Programmen oder den Farben einer Nationalflagge auch für problematisch.
Doch wer vorschnell konservative Christen wegen politischer Verflechtungen an den Pranger stellt, sollte auch einen Blick in die Geschichte werfen – zum Beispiel einen genaueren Blick in die Geschichte der Legalisierung von Abtreibung in den USA. Ein solcher Blick zeigt eine weitere Realität, welche kaum Platz hat in den Narrativen der Medien, nämlich dass die Frage der Abtreibung liberale Pastoren bereits in den 60er Jahren in den politischen Aktivismus getrieben hat, weit früher als das für Evangelikale ein Thema wurde. Ihr Ziel war klar: die Liberalisierung der restriktiven Abtreibungsgesetze.
Die These, dass liberale Christen womöglich weit mehr politisiert sind als konservative, bestätigt auch eine aktuelle Forschungsarbeit aus dem USA: es sind weniger die vielgerügten theologisch konservativen Christen, welche ihre Identität massgeblich über Politik definieren, sondern in wesentlich stärkerem Masse theologisch liberale Kreise. Am Beispiel der Legalisierung von Abtreibung in den USA lässt sich diese Politisierung nachvollziehen.
Lawrence Lader und die vollendete sexuelle Revolution
Selbst historisch interessierten Menschen ist diese Schlüsselperson im Kampf um die Legalisierung von Abtreibung in den USA meist gänzlich unbekannt: Lawrence Lader (1919–2006). Diese Person war es, welche in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts die entscheidenden Kräfte zusammenbrachte für eine der grössten gesellschaftlichen Revolutionen der vergangenen 50 Jahre.
Aus wohlhabendem Elternhaus stammend kommt Lader im Rahmen seines Harvard Studiums mit marxistischen Ideen in Kontakt. Zum glühenden Verfechter von Abtreibung entwickelt er sich im Rahmen seiner Recherchen zu einer Biografie[1] über Margaret Sanger (1879–1966). Lader steht dabei in intensivem persönlichen Kontakt mit dieser kontroversen Vorkämpferin für Frauenrechte und Verhütung, welche nebenbei eine leidenschaftliche Verfechterin von Eugenik und Rassenhygiene war[2]. Der Leitspruch von Sanger[3]:
«Keine Frau kann sich frei nennen, welche nicht über ihren Körper bestimmen und diesen kontrollieren kann. Keine Frau kann sich frei nennen, solange sie nicht selbst wählen kann, ob sie eine Mutter sein wird oder nicht.»
Sanger selbst hatte ihre Bemühungen auf den Kampf um die Legalisierung von Verhütungsmitteln fokussiert. Der Kampf um Abtreibungsrechte stand nicht im Vordergrund. Abtreibung empfand sie als Entwürdigung und Gesundheitsgefährdung der Mutter, aber nichtsdestotrotz als mögliche Form der Geburtenkontrolle[4]. Das Wohl ungeborener oder geborener Kinder interessierte sie wenig. Unter anderem vernachlässigte sie ihre eigenen Kinder oder hat sie gar samt Ehemann verlassen[5], um ungehindert ihrem politischen Aktivismus und diversen ausserehelichen Affären[6] nachgehen zu können. Sanger sprach sich nach dem zweiten Weltkrieg für ein europaweites, zehnjähriges Moratorium bei der Kinderzeugung aus. Das sei die ‘praktische und humane’ Lösung für das vom Krieg zerrüttete Europa.
Für Lader kann das Sanger-Mantra der selbstbestimmten, autonomen Frau nichts anderes bedeuten, als ein Recht auf Abtreibung. Nur die Frau, welche auch ein Recht auf Abtreibung hat, verfügt ganz über ihren Körper. Doch die eigentliche Motivation von Lader dürfte weniger im Kampf um Frauenrechte gelegen sein, als in der Verwirklichung der sexuellen Revolution. Durch die Einführung der Pille in den USA (1960) und die bald darauf folgende endgültige Legalisierung von Verhütungsmitteln (1965) war Sex von Reproduktion entkoppelt worden. Damit war auch für die Sexualrevolutionäre jener Zeit die Grundlage geschaffen, persönliche Sexualität risikolos auch ausserhalb ehelicher Bande ausleben zu können, ohne lästige ‘Nebenprodukte’ wie Kinder. Doch ein Restrisiko war noch vorhanden. Erst das Recht auf Abtreibung würde dieses ‘letzte Risiko’ eliminieren. In seinem späteren Werk Abortion II (1973) beschreibt Lader die von ihm gewünschte Wirkung in seinem Kampf um Abtreibungsrechte folgendermassen[7]:
«Sich für das Recht auf Abtreibung einzusetzen bedeutete, das entscheidende Bollwerk gegen die Unmoral niederzureissen. Ob für das Single-Mädchen oder die verheiratete Frau: es bedeutete die Zerstörung der ultimativen Bestrafung für Sex und erlaubte das Vergnügen von Sex um seiner selbst willen, ohne die begleitende Pflicht ein Kind zu gebären.»
Um sein Ziel zu erreichen, dieses Restrisiko zu eliminieren, setzt Lader auf das, was er am besten kann: er schreibt.
«Abortion» – ein Buch für die Geschichtsbücher
In seinem Buch ‘Abortion’ aus dem Jahre 1966 legt Lawrence Lader seine Begründung für die Legalisierung von Abtreibung dar[8]. Bereits auf dem Cover des Buches wird der Anspruch deutlich gemacht[9]:
«Der erste autoritative und dokumentierte Bericht über die Gesetze und Praktiken welche in den USA und weltweit über Abtreibung bestimmen und wie – um der Frauen willen – diese reformiert werden können und müssen»
Nur sieben Jahre später, 1973, wird der oberste Gerichtshof der USA in seinem Entscheid Roe vs. Wade Abtreibung legalisieren. Der Blick in die Urteilsbegründung des Obersten Gerichtshofeser USA zeigt Erstaunliches. Mindestens sieben Mal, gemäss gewissen Quellen sogar acht Mal wird in der Begründung aus dem Buch von Lawrence Lader zitiert. Das Buch und sein Autor sind ein Schlüssel, um die Entwicklungen jener Jahre zu verstehen.
Die Wahrheit über das Buch von Lader ist diese: Was als Sachbuch daherkam war vor allem ein gut getrimmtes Stück Propaganda. So wurden Statistiken verzerrt[10], das geschichtliche Narrativ mit bewussten Falschinformationen und einseitiger Selektion in die gewünschte Richtung getrieben[11] und so ein vermeintlich schlüssiger Fall aufgebaut.
Als ein Beispiel unter vielen für die manipulative Art und Weise der Informationsverwertung kann Lader’s Erwähnung des ersten US-Gynäkologen Horatio Robinson Storer (1830–1922) erwähnt werden. Diese für die Geschichte der Abtreibung entscheidende Persönlichkeit wird von Lader zitiert um aufzuzeigen, das Abtreibungen Mitte des 19. Jahrhundert eine gesellschaftliche Realität sind. Lader nutzt diese Information als Baustein für seine Logik: die Mitte des 20. Jahrhunderts geltenden Abtreibungsverbote waren nur zeitgeistige Erscheinungen ohne lange Tradition, die man ruhig wieder abschaffen kann. Doch Lader instrumentalisiert Storer für seine Zwecke. Völlig ungenannt bleibt, dass dieser Abtreibung als abscheulich und unmenschlich empfand und sich mit all seiner Macht dagegen einsetzte. Ein Zitat aus der bekanntesten Schrift von Storer fasst seine Sicht der Dinge zusammen[12]:
«Abtreibung ist in Realität ein Verbrechen gegen das Kind, seine Mutter, seine Familie und die Gesellschaft.»
Der oberste Gerichtshof würde 1973 den historischen Narrativen von Lader und einem seiner Mitstreiter, dem Verfassungsrechtler Cyril Means, folgen. Means war wie Lader Atheist und Mitglied im Beirat von NARAL, einer von Lader gegründeten Lobby-Organisation zu Liberalisierung der bestehenden Abtreibungsgesetze. Das von ihm verfeinerte Narrativ wurde strukturell und inhaltlich in die Urteilsbegründung des Obersten Gerichtshofes aufgenommen und zeichnete folgendes Bild über die Zeit der verfassungsgebenden Gründerväter der USA[13]:
- Vor der Einführung von entsprechenden Abtreibungsgesetzen im 19. Jahrhundert wurde Abtreibung nicht als Verbrechen taxiert und bestraft.
- Vor der Einführung von entsprechenden Abtreibungsgesetzen im 19. Jahrhundert war Abtreibung verbreitet und relativ sicher.
- Die Abtreibungsgesetze des 19. Jahrhunderts wurden nicht eingeführt, um das Leben des ungeborenen Kindes zu schützen, sondern Leben und Gesundheit der Mutter.
- Die treibende Kraft hinter Abtreibungsgesetze des 19. Jahrhunderts waren Männer, welche die Konkurrenz durch Alternativmedizin praktizierende Frauen unterdrücken wollten.
Die Logik der historischen Argumentation war klar: wenn zum Zeitpunkt der Erstellung der US-Verfassung Abtreibung in der Freiheit des Bürgers lag, dann müsste es dies auch heute sein. Doch gemäss dem Rechtsprofessor Joseph Dellapenna, welcher den Wahrheitsgehalt dieser neuen ‘historischen Orthodoxie’ 2006 untersuchte, waren alle vier ins Feld geführten historischen Argumente nicht korrekt. Unter dem Vorwand der unparteiischen Gelehrsamkeit waren ideologische Ziele verfolgt worden. Dellapenna – selbst kein Gegner von Abtreibung — entzaubert das Narrativ in seinem akribisch recherchierten, 1300 Seiten umfassenden Werk «Dispelling the Myths of Abortion History».[14] Aber Lügen, welche sich einmal festgesetzt haben, lassen sich nicht so schnell vertreiben. Bis heute werden sie wiederholt — oft in gutem Glauben[15].
Mit dem Erscheinen des Buches «Abortion» jedenfalls lässt sich die Presse bereitwillig auf die Narrative von Lader ein. Dieser lässt Geld und Beziehungen spielen. Im Mai 1966 – unmittelbar nach dem Erscheinen des Buches – kann er bei Readers Digest einen ganz grossen Treffer landen. Das Magazin, welches als Inbegriff von Gutbürgertum und Seriosität mit einer Auflage von über 26 Millionen den Weg in so ziemlich jeden US-Haushalt findet, druckt eine Zusammenfassung des Buches ab, welches die wesentlichen Argumente und Emotionen an den Mann respektive die Frau bringt[16]: Die herzzerrreissende Geschichte von der vergewaltigten Frau die schwanger wird. Die ‘heuchlerische’ Gesetzgebung welche nicht mehr die sozialen Realitäten abbilde. Die dramatischen Gefahren bei illegalen Abtreibungen. Die früheren Hochkulturen, bei denen Abtreibung eine Selbstverständlichkeit gewesen sei. Ja, Abtreibungen seien zuallererst vor allem ein Bedürfnis verheirateter Frauen und nur am Rande von Bedeutung für sexuell freizügige Singles. Das ungeborene Kind sei eigentlich nur ‘potentielles Leben’, kein wirkliches Leben. Ja, das allerschlimmste für ein Kind sei es, wenn es realisiere, dass es ungewollt ist. Das seien die Kinder mit denen die sozialen Institutionen des Landes überflutet würden. Der ‘Konsens’ unter ‘aufgeklärten Medizinern und Rechtsgelehrten’ sei eindeutig: Die Zeit für Reformen sei gekommen. Das allerbeste sei es, zitiert Lader zum krönenden Abschluss eine Sozialarbeiterin, das Problem ‘bei der Wurzel zu packen’: es sei gesellschaftliche Pflicht, das kein Kind ‘ungewollt, ungeliebt und ohne Umsorgung’ auf die Welt komme.
Schützenhilfe findet Lader auch bei Planned Parenthood. Die von Margaret Sanger geprägte Organisation hatte unter der Leitung ihres neuen Präsidenten Alan Guttmacher die Vorbehalte gegenüber Abtreibung über Bord geworfen und würde zum weltgrössten Anbieter von Abtreibungen mutieren – ein Geschäft, welches bis heute einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes ausmacht.
Natürlich war die Vorstellung eines ungehinderten Zugangs zu Abtreibung auch für die wachsenden Industriezweige rund um die sexuelle Revolution eine grossartige Vorstellung. Die Männerzeitzeitschrift Playboy, welche in den späten 60ern und frühen 70ern mit Auflagenspitzen von über 7 Millionen Exemplaren eine bedeutende publizistische Wirkung hatte, fordert im Gleichschritt mit Lader in umfangreichen redaktionellen Beiträgen das Abtreibungsrecht für Frauen ein[17]. Das spielt zufälligerweise auch den Wünschen in die Hände der eigenen, lustgetriebenen männlichen Leserschaft.
Gelegen kommt Lader auch die Angst vor einer weltweiten Bevölkerungsexplosion, welche in den 60er Jahren auf einen Höhepunkt zusteuert und die er selbst aktiv mitschürt. Für die Interessensgruppen, welche vor Überbevölkerung warnen, sind Kinder kein Geschenk sondern ein Problem für die Welt. Abtreibung als Element einer verstärkten Familienplanung könne einen Beitrag zur Lösung des Problems sein, suggeriert Paul Ehrlich im Jahr 1968 in seinem alarmistischen Weltbestseller«The Population Bomb»[18] . Auf der Liste seiner Lese-Empfehlungen: das Buch «Abortion» von Lader. Dieser wiederum bedankt sich mit seinem 1971er Buch «Breeding Ourselves to Death», einem weiteren alarmistischen Buch zum Thema. Gemäss dem Historiker Dr. Allan Carlson ist die von reichen und einflussreichen Familien (Rockefeller, Ford…) bewusst mitgeschürte Angst als wesentlicher Faktor für die steigende Aktzeptanz von Geburtenkontrolle und Abtreibung in den 60er Jahren zu werten.
Die Hysterie rund um das Bevölkerungswachstum mag grosse Bedeutung gehabt haben in der ganzen Dynamik der öffentlichen Meinungsbildung zum Thema Abtreibung. Am allerwichtigsten für Lawrence Lader war aber das Endorsement durch seine gute Bekannte[19] Betty Friedan (1921–2006). Die neue feministische Leuchtfigur hatte erst gerade mit ihrem Buch ‘The Feminine Mystique’ (1963) die 2. Welle des Feminismus losgetreten und reihte sich auf dem Buchrücken von «Abortion» ein in die Gilde von Ärzten und Aktivisten, welche sich hinter das Anliegen einer liberalisierten Abtreibungpraxis stellten. Gemäss Friedan war das Buch eine ‘mutige Blaupause’ dessen, was Frauen tun müssten, um ‘den staatlichen Zwang’ zu brechen, dass Frauen Kinder gegen den eigenen Willen gebären müssten. Friedan würde auch diejenige sein, welche 1968 das Recht auf freie Abtreibung gegen erheblichen internen Widerstand in den Forderungskatalog der von ihr gegründeten National Organization for Women (NOW) hinzufügen liess[20]. In der einflussreichen Frauenrechtsbewegung, welche 1970 mit dem nationalen Frauenstreik in den USA seinen ersten grossen Höhepunkt hatte, würde neben vielen berechtigten Anliegen auch legalisierte Abtreibung lautstark gefordert werden. Abtreibung bekam dank der Portierung durch die Frauenrechtsbewegung den Anstrich eines einforderbaren Menschenrechts.
Zusammen mit Betty Friedan und dem Arzt Bernard Nathanson gründete Lader im Jahr 1968 die National Association for the Repeal of Abortion Laws (NARAL), die erste Organisation welche sich ausschliesslich dem Kampf um die Legalisierung von Abtreibung widmete und massgeblich mitbeteiligt war an der erfolgreichen Beschreitung des gerichtlichen Weg, welches im Entscheid Roe vs. Wade vom 22. Januar 1973 Abtreibung in den USA als private Angelegenheit zwischen der Schwangeren und ihrem Arzt deklarieren würde.
Der Pastor, dein Freund und Helfer
Doch um sein Ziel zu erreichen hatte Lader noch eine weitere Zielgruppe fest im Visier: diejenige der Pastoren und Theologen. Diese sind neben der Frauenbewegung der zweite Schlüssel, den er braucht, um in der breiten Masse Glaubwürdigkeit für seine Anliegen zu finden.
Lader selbst hatte an Religion wenig Interesse. Er war überzeugter Atheist und würde zusammen mit Friedan und weiteren Exponentener Abtreibungsbewegung[21] Unterzeichner des humanistischen Manifests von 1973 sein. Dass aber Pastoren Schlüsselpersonen sind, um im hochreligiösen Amerika zu Punkten, das war ihm wohl spätestens seit seinen Gesprächen mit Margaret Sanger klar. In seiner Kampagne für liberalisierte Abtreibung spielt er das Spiel, welches schon Sanger in ihrem Kampf um das Recht auf Geburtenkontrolle meisterhaft verstanden hatte: Das urprotestantische Feindbild gegenüber den Katholiken wird genährt, konservative protestantische Stimmen werden ignoriert, liberale Pastoren umworben und ihre Stimmen dann als ‘christlicher Konsens’ präsentiert[22].
In seinem Buch wendet Lader ein ganzes Kapitel auf um die kirchliche Position in der Frage der Abtreibung zu erläutern. Dabei liegt sein Hauptaugenmerk darauf, Ambivalenz zu schaffen. Die äusserst klaren Aussagen der Kirchenväter, welche Abtreibung kategorisch ablehnten, werden als Einzelpositionen von ‘einigen Extremisten’ präsentiert[23]. Als extremistisch zeichnet er auch die ‘wenigen fundamentalistischen Sekten’ und die Katholische Moral im 20. Jahrhundert[24]. Der kirchliche Konsens in der Vergangenheit habe sich an den Lehren von Aristoteles orientiert, welcher eine 3‑stufige Entwicklung der menschlichen Seele lehrte[25]. Tatsächlich wurde die Lehre von Aristoteles von der katholischen Kirche aufgegriffen und war über weite Teile des Mittelalters und bis ins 19. Jahrhundert bestimmend für die Beurteilung der Schwere eines Abtreibungs-Vergehens. Was Lader unterschlägt, ist das Abtreibung von der Katholischen Kirche zu jeder Zeit und in jeder Entwicklungsphase als eine Sünde taxiert wurde — es ging einzig um die Beurteilung der ‘Schwere’ der Sünde[26]. Jedenfalls ist das Fazit von Lader klar: Die rigiden Abtreibungsgesetze des 20. Jahrhunderts seien Produkte einer moralistischen Christenheit des 19. Jahrhunderts[27] und kirchliche Vorbehalte gegenüber Abtreibung seien lediglich in ihrem Wunsch begründet, das Sexualverhalten der Menschen zu kontrollieren, was ja in keinem Fall eine Aufgabe des Staates sein könne.
Sowohl unter jüdischen als auch unter protestantischen Theologen findet Lader in den 60er Jahren bereits die Stimmen die er braucht, um das Bild einer ambivalenten oder gegenüber Abtreibung gar offenen Haltung dieser Religionsgemeinschaften zu malen. Dabei sind die von ihm zitierten Geistlichen oft bereits Verbündete von ihm und keineswegs repräsentative oder autoritative Stimmen. Den historischen jüdischen Konsens, welcher Abtreibung nur bei Lebensgefahr für die Mutter als vertretbar sah[28] und ganz grundsätzlich Kinder als grossen Segen erachtete, sah Lader durch neue Positionen überholt[29] — und zitiert als Beweis dafür ausgiebig seinen guten Freund, den liberalen Rabbi Israel Margolies.
«Historisch betrachtet braucht jede Revolution einen Bösewicht», würde später Bernard Nathanson seinen Weggefährten Lader zitieren. Laders Strategie auf der Suche nach dem Bösewicht sei sehr klar gewesen: Sie sollten nicht die Katholiken als ganze Gemeinschaft ins Visier nehmen. Das sei eine zu grosse und zu wenig griffige Personengruppe. Es gelte, liberale Katholiken zu gewinnen, welche wertvolle ‘Prunkstücke’ ihrer Kampagne für Abtreibung sein könnten. Hingegen sei die ‘katholische Hierarchie’ eine Zielgruppe, klein genug für ein gut erkennbares Feindbild und anonym genug dass man sie ohne Namen zu nennen ins Visier nehmen könne[30].
Die abschliessenden Erläuterungen über kirchliche Positionen zeigen gut auf, wie Lader die Protestanten gegen die Katholiken auszuspielen suchte[31]:
«Wenn der Protestantismus nicht seine unausgesprochene aber inhärente Unterwürfigkeit unter die katholische Lehre fortsetzen will, ist es höchste Zeit, dass die protestantischen Leiter bekanntmachen: Ein Stück Zellgewebe kann nicht als menschliches Leben heiliggesprochen werden. Das Leben der Mutter hat viel mehr Wert für das, was es ist, als das embryonale Gewebe für das, was es vielleicht einmal werden könnte.»
Auch unter den Katholiken würde Lader wertvolle Verbündete finden. Doch die weitaus grösste Zahl an religiösen Mitstreitern fand er unter liberalen protestantischen Pastoren. Der wichtigste unter diesen würde Howard Moody (1921–2012) sein, Pastor der Judson Memorial Church in New York.
Religion war Lader unwichtig. Aber die religiöse Zielgruppe war entscheidend. Es ist kein Zufall, dass er die letzten Sätze seines Buches in der Form eines religiösen Plädoyers gestaltet. Noch einmal lässt er seinen Freund Rabbi Israel Margolies zu Wort kommen[32]:
«Meiner bescheidenen Meinung nach ruft Religion in ihrer höchsten Form jeden von uns auf, die alten Vorurteile über Bord zu werfen, die suggerieren, Abtreibung und Familienplanung seien Sünde. Lass uns ehrlich und stolz den Standpunkt einnehmen, dass – als kreative Partner Gottes – wir das Recht beanspruchen, zielgerichtet und freudig Familien zu schaffen, nicht nur widerwillig oder zufällig. Lass uns mithelfen eine Welt zu bauen, in der kein menschliches Wesen ungewollt und ungeliebt eintreten muss.»
Howard Moody und das heilige Werk der Abtreibung
Das heilige Werk – das war die Vermittlung von illegalen Abtreibungen durch grossmehrheitlich protestantische Pastoren ab 1967 und bis zur Legalisierung von Abtreibung 1973.
Gründerfigur des Clergy Consultation Service on Abortion (Deutsch: ‘Pastoraler Beratungsdienst bezüglich Abtreibung’) war Howard Moody. Die Idee für dieses pastorale Netzwerk hatte Lader zusammen mit Moody und 2 weiteren Pastoren bei einem Treffen am 06. September 1966 entwickelt[33]. Der 06. September 1966 – das war auch der Todestag von Margaret Sanger. Es muss von Moody und seine Kollegen als eine göttliche Fügung gewertet worden sein: Sie würden die Chance erhalten, die Mission der verstorbenen Vorkämpferin im Kampf um Reproduktionsrechte weiterzutragen.
Im May 1967 erfolgte der Startschuss unter kräftiger Beihilfe der New York Times, welche das Beratungsprogramm inklusive einer vollständigen Liste der beteiligten Geistlichen publizierte: 20 protestantische Pastoren und ein uns bereits bekannter Rabbi: Israel Margolies. Unter dem Deckmantel der persönlichen Beratung wurden Frauen an Ärzte im In- und Ausland weiterverwiesen, welche bereit waren, die illegalen Abtreibungen durchzuführen. Der Kreis der beratenden Pastoren wuchs in den kommenden Jahren auf bis zu 3000 Personen an. Bis zur landesweiten Legalisierung von Abtreibung in den USA würden hunderttausende Abtreibungen[34] am Gesetz vorbei durch das Netzwerk eingefädelt werden. Man muss sich keine Illusionen machen: was als ‘Beratungsdienst’ vermarktet wurde war nicht mehr und nicht weniger ein integrierter Bestandteil der damaligen Abtreibungslogistik. So liess sich das Netzwerk bedenkenlos vom Porno-Imperium Playboy mitfinanzieren[35]. Gemäss Lawrence Lader endeten rund 95% der Beratung mit dem vermitteln einer Abtreibung[36]. Diese Quote spricht für sich. Es ist eine traurige historische Realität: das möglicherweise grösste koordinierte illegale Abtreibungsnetzwerk der Geschichte war ein Netzwerk von überwiegend protestantischen Pastoren.
Dammbruch
1970 kommt es im Bundesstaat New York zu einem ersten Dammbruch. 3 Jahre vor dem Entscheid des Obersten Gerichtshofes wird Abtreibung über den legislativen Weg in der US-Metropole legalisiert[37]. Die ersten, die zur Stelle sind, um die industrielle Abtreibungsmaschinerie in New York anzuwerfen, sind die Pastoren des ‘Clergy Consultation Service on Abortion’. Unmittelbar nach Inkrafttreten des Gesetzes gründen sie in New York die erste legale Abtreibungsklinik der USA.
Die Legalisierung führte in New York zu einem wahren Ansturm. Gemäss einer Newsweek Reportage aus dem Jahre 1973 wurden in innert 30 Monaten ungeheure 540’245 Abtreibungen durchgeführt[38]. Das heisst rund alle zwei Minuten eine Abtreibung. Eine wahre Abschlachtung menschlichen Lebens. Im Newsweek Artikel beschreibt Autor Nick Thimmesch sichtlich schockiert die explosionsartig gewachsene Abtreibungsindustrie mit einer drastischen Reportage aus den Spitälern und Kliniken der Stadt. Es ist notwendig, sich einen Auszug aus dem Artikel zuzumuten, weil es ein Bild der damaligen Abtreibungsrealität gibt jenseits der rationalisierten, idealisierten und politisierten Argumente:
«Die Kultur der Abtreibung ist über uns gekommen. In einem Operationssaal kämpfen die Chirurgen darum, das Leben eines 21 Wochen alten Babies zu retten. Im Saal nebenan zerstören die Chirurgen durch Abtreibung ein 21 Wochen altes Baby… Photos zeigen wie dieses menschliche Leben abgetrieben, auf medizinische Gaze oder in Plastik-Abfallsäcke geworfen wird. Nimm dieses Leben durch Absaug-Technik, und der Körper wird in Stücke gerissen, ein Gemenge von Armen und Beinen. In einer D und C Abtreibung schneidet ein Instrument den Körper in Stücke. Salz-Vergiftung nach 19 Wochen? Die saline Lösung brennt die äusseren Schichten der Babyhaut hinweg. Das ultimative ist die Hysterotomie (Kaiserschnitt). Als Operation kann es das Leben von Mutter und Kind retten. Als Abtreibung tötet es das Kind. Oft kämpft dieses Baby um sein Leben, atmet, bewegt sich, schreit sogar. Dies zu sehen, oder auch die Bilder von mit toten Babys gefüllten Abfallsäcken zu sehen, nun, es produziert Menschen, welche an das Recht auf Leben glauben.»
In ihrem Buch «Sacred Work» bezeichnet Autor Tom Davis – selbst ordinierter Pfarrer – die Tätigkeit der Abtreibungsorganisation Planned Parenthood und ihrer Helfer im Talar als ‘heilige Arbeit’[39] – als zutiefst geistliches und moralisch vorbildliches Handeln. Im Vorwort des gleichen Buches rühmt Reverend Carlton W. Veazey die Geschichte von Planned Parenthood und ihrer kirchlichen Helfershelfer als perfektes Beispiel eines handelnden Glaubens und in einer Linie mit den grossen Menschenrechts-Bewegungen unserer Zeit[40]. Die Arbeit des Clergy Consultation Service on Abortion sei ein ‘Akt der Barmherzigkeit’ gewesen, schreiben die Autoren eines Buches, welches die Geschichte der abtreibenden Pastoren nachzeichnet[41].
Wer sich zu Gemüte führt, wie die Realität in den Abtreibungskliniken der frühen 70er aussah, wird hoffentlich das Narrativ der barmherzigen Samariter im Talar hinterfragen. Für Menschen, welche wie ich in einem behüteten Umfeld grossgeworden sind, können die in diesem Artikel erläuterten Realitäten erschreckend sein. Umso wichtiger ist es zu verstehen, was die Motivation sowie die theologischen und ethischen Argumente dieser Pastoren waren. In einem weiteren Artikel werde ich genau dies versuchen.
Fazit
In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam es in den USA zum Schulterschluss, zur faktischen ‘Heirat’ der Bewegung der sexuellen Revolution mit der feministischen Bewegung und einer eher radikalen Ausprägung des liberalen Protestantismus. Drei der Hauptprotagonisten hiessen Lader, Friedan und Moody. Ihr erstes gemeinsames ‘Kind’ war die politische Durchsetzung des Rechtes auf Tötung ungeborenen Lebens. Die Bewegung der sexuellen Revolution erhielt damit ihren letzten fehlenden Baustein – eine ‘Versicherung’ welche ungewollte, lebendige Zeugnisse sexueller Liebe beiseiteschaffen konnte. Die feministische Bewegung erhielt das, wonach sie sich sehnte: volle Kontrolle über den eigenen Körper, Autonomie als höchstes Gut. Und was schaute für die liberalen Pastoren heraus? Nun, die konnten sich brüsten, an einem ‘Heiligen Werk’ beteiligt zu sein und bekamen als willkommenes Nebenprodukt Anerkennung und Einfluss.
Seit diesem ersten gemeinsamen ‘Erfolg’ marschieren diese 3 Bewegungen weitgehend im politischen Gleichschritt[42]. Wer sich informieren will, wie sich das heute ausgestaltet, muss kein politisches Parteiprogramm lesen. Es reicht völlig aus, sich einen Eindruck zu verschaffen auf dem Webportal von Moody’s Kirche, welche seine geistliche Vision weiterführt in Form von linkspolitischem Aktivismus und religiösem Synkretismus. Oder man kann sich informieren, wie sich im Zusammenhang mit den aktuell laufenden Verfahren am Obersten Gerichtshof der USA wieder neue kirchliche Netzwerke formieren, welche für das Recht auf Abtreibung einstehen möchten. Und was ist eigentlich aus Howard Moody geworden? Nun, der hat sich nach der gewonnen Schlacht um die Abtreibung gleich dem nächsten gesellschaftspolitischen Anliegen gewidmet, der Legalisierung von Prostitution.[43]
Wenn heute Präsident Biden mit einer Hand auf die Bibel schwört und mit der anderen Hand die Geldschleusen für die Abtreibungsindustrie öffnet, dann hat das seine Hintergründe auch in den Ereignissen von damals. Dann handelt Biden nicht nur unter dem ‘Segen‘ der Abtreibungsindustrie, sondern auch unter Zustimmung einer theologischen Schule, welche die die Abtreibungspraxis stillschweigend toleriert, oft aber applaudiert.
Haben diese Herren und Damen nicht ihre Bibeln aufgemacht und gelesen?
Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, und Leibesfrucht ist ein Geschenk. (Psalm 127:3)
Mein Gespräch zum Thema mit Dr. Allan Carlson:
Die Serie im Überblick:
Abtreibung (1/5) – ein heiliges Werk?
Abtreibung (2/5) — eine Theologie
Abtreibung (3/5)– Prediger der Eugenik
Abtreibung 4/5 – Evangelikale am Scheideweg
Abtreibung 5/5 – Wenn Umkehr Fortschritt bedeutet
Weitere Artikel zum Thema:
DNA (3/10): Leidenschaftlich für den Schutz des Lebens
Chesterton und das Wunder von England.
Fussnoten:
[1] Vgl sein Buch: «The Margaret Sanger Story», 1955
[2] Geoge Grant, «Killer Angel», S69-75
[3] Zittiert aus Lawrence Lader, «Abortion», S167, eigene Übersetzung
[4] Madeline Gray, «Margaret Sanger», 1979, S280
[5] Madeline Gray, «Margaret Sanger», 1979, S63
[6] Madeline Gray dokumentiert in ihrer Sanger Biografie unter anderem Affären mit dem Pionier der Sexualforschung Havelock Ellis, dem bekannten Autoren H.G. Wells, oder dem Journalisten Walter Roberts. Vgl, Madeline Gray, «Margaret Sanger», 1979
[7] Lawrence Lader, «Abortion II», x, eigene Übersetzung
[8] Bereits im April 1965 hatte sich Lader in einem umfangreichen Artikel in der New York Times ein erstes Mal zum Thema Abtreibung geäussert.
[9] Lawrence Lader, «Abortion», Buchumschlag, eigene Übersetzung
[10] Vgl. Joel Best, «Damned Lies and Statistics: Untangling Numbers from the Media, Politicians, and Activists»
[11] Vgl. Joseph W. Dellapenna, «Dispelling the Myths of Abortion History»
[12] Horatio Robinson Storer, «Why Not! A Book for Every Woman», 1865, S79, eigene Übersetzung
[13] Vgl. Joseph W. Dellapenna, Dispelling the Myths of Abortion History»
[14] Ein guter Artikel zur ideologischen Motivation von Cyril Means und seiner manipulierten Geschichtsschreibung kann hier nachgelesen werden: https://www.nationalreview.com/2012/12/fictional-abortion-history-justin-dyer/
[15] So wird das historische Narrativ von Lader und Means 2008 in einem Buch verwendet, um das Argument von Franzis Schaffer zu entkräften, ein Land welches auf christlichen Werten gegründet sei, könne keine Abtreibung befürworten. Vgl. Barry Hankins, «Francis Schaeffer and the Shaping of evangelical America», S183
[16] Readers Digest, Mai 1966, S82-85 und 233–238
[17] Vgl. z.B. Playboy, September 1970 mit dem ausführlichen Artikel ‘The Abortion Revolution’
[18] Paul Ehrlich, «The Population Bomb»
[19] Friedan und Lader kannten sich bereits seit den frühen 40er Jahren und hatten in späteren Jahren beide Zugang zum exklusiven Autoren-Schreibzimmer der New York Public Library, wo beide an ihren jeweiligen Büchern arbeiteten. Vgl. Sue Ellen Browder, «Subverted», S48
[20] Betty Friedan würde sich in späteren Jahren auch kritisch über die Dominanz Äussern, welche das Thema Abtreibung in der Feministischen Bewegung bekommen hat. Vgl. Sue Ellen Browder, «Subverted», S51
[21] Mit zu den Unterzeichnern gehörte auch Alan Guttmacher von Planned Parenthood und der Theologe Joseph Fletcher, Begründer der Situationsethik.
[22] Vgl. Dazu die Erläuterungen von Allan Carlson zur kirchlichen Strategie von Margaret Sanger. Allan Carlson, «Godly Seed», S79-112
[23] Lawrence Lader, «Abortion», S77
[24] Lawrence Lader, «Abortion», S93
[25] Aristoleles Unterschied gemäss Lader in der menschlichen Entwicklung zwischen ‘vegetativer Seele’, ‘tierischer Seele’ und ‘rationaler Seele’. Vgl. Lawrence Lader, «Abortion», S77
[26] Vgl. Vgl. Joseph W. Dellapenna, «Dispelling the Myths of Abortion History», S159
[27] Lawrence Lader, «Abortion», S80.
[28] Vgl Arthur Hertzberg, «Judentum», S????????
[29] Lawrence Lader, «Abortion», S98
[30] Nathanson/Ostling, «Aborting America», S51
[31] Lawrence Lader, «Abortion», S102
[32] Lawrence Lader, «Abortion», S175, eigene Übersetzung
[33] Lawrence Lader, «Abortion II», S44
[34] Gemäss Wikipedia liegt die Zahl der vermittelten Abtreibungen bei mindestens 450’000.
[35] https://www.vice.com/en/article/wjjdkn/playboy-campaigned-for-abortion-rights-while-railing-against-women
[36] Lawrence Lader, «Abortion II», S42
[37] https://www.nytimes.com/2000/04/09/nyregion/70-abortion-law-new-york-said-yes-stunning-the-nation.html
[38] Newsweek magazine, 9. Juli 1973, «The abortion culture»
[39] Tom Davis, «Sacred Work», S6
[40] Tom Davis, «Sacred Work», ix
[41] Doris Andrea Dirks, Patricia A. Relf, «To Offer Compassion», 2019
[42] Natürlich gibt es gewisse Gegenbewegungen, gerade auch im Feminismus. So richtet sich beispielsweise die #MeToo-Bewegung gegen die sexuelle Belästigung von Frauen, und aus feministischen Kreisen kommt auch Widerstand gegen den Misbrauch von Frauen durch Porno- und Sexindustrie. Eine Grundsätzliche Kritik an den Errungenschaften der Sexuellen Revolution inklusive Abtreibung bleibt aber aus.
[43] Vergleiche dazu das Buch von Howard Moody: «Working Women», 1985
Ein gut recherchierter Artikel über manipulierte Statistiken bezüglich Todesfällen durch illegale Abtreibungen im Vorfeld von Roe v. Wade:
https://www.liveaction.org/news/women-died-illegal-abortion-roe/
“Du sollst nicht töten.” Damit sind wir offensichtlich überfordert. Damit kommen wir nicht klar. Was wir auch immer für Argumente, Gründe, plausible Erklärungen und “Legitimationen” finden, machen wir uns schuldig. Töten sollen wir einfach nicht.
Danke Viktor, dass du Worte findest. Ich weiss noch kaum, wie reagieren auf die Funde meines Bruders. Ich bin wie erstarrt! Und frage mich, wo wir heute vielleicht auch in kirchlichen, geistlichen Kreisen, Dinge unterstützen oder pro-aktiv fördern, die im Nachhinein als etwas Ähnliches werden gesehen werden.
Lieber Paul
im Moment denke ich, dass wir gar nie unschuldig davonkommen werden. Ich glaube, wir werden immer wieder in Situationen kommen, in denen wir absolut überfordert sind und nur die Wahl zwischen “unerwünschter” und “unerwünschter Lösung” haben. Ich denke zum Beispiel an die noch relativ einfache Situation, wenn ein Arzt während der Geburt entscheiden muss, ob er das Leben des Kindes oder der Mutter rettet, weil sonst beide sterben würden. In erster Linie — glaube ich — zeigt uns das Gebot, dass wir nicht töten sollen, wie absolut überfordert wir Menschen sind. Wir haben nicht die Macht, mit diesem Thema umgehen zu können. Wir sind auf Gottes Vergebung und Gnade angewiesen und dürfen auch auf sie zählen und sie annehmen. Zweitens — glaube ich — sollen wir das Töten aber wirklich nicht fördern, forcieren, willentlich ausführen — schon gar nicht noch einen Markt daraus machen (da kommt dann auch noch die Gier nach Macht und Profit ins Blickfeld).