Die westliche Welt befindet sich in einem epochalen Umbruch. Wir gehen von der Moderne in die Postmoderne über. Es entstehen neue Deutungsmuster, Lebenszusammenhänge und religiöse Identitäten. Die kirchliche Landschaft ist wegen dieses Umbruchs stark in Bewegung. Bekenntnisse und Überzeugungen verändern sich wie wandernde Dünen.
Das besondere Merkmal der Postmoderne ist ein radikaler Pluralismus, der so dominant ist, dass er nicht mehr durch Gegentrends aufgefangen werden kann und zur gesellschaftlichen Grundverfassung wird. Diese gesellschaftliche Gesamtkonstellation stellt für konservative Formen des Glaubens eine grosse Herausforderung dar. Wir gehen in eine neue Normalität über, in der sich die sich wandelnde Gesellschaft in Kirchen und Freikirchen in einer theologischen Binnenpluralisierung und ethischen Werteverschiebungen widerspiegelt.
Diese neue Normalität lässt sich nicht wegpredigen und nicht wegbeten. Ich bin der Überzeugung, dass wir lernen müssen, mit der neuen Situation umzugehen. Mit ihr sind sowohl Gefahren als auch Chancen verbunden. In den folgenden Referaten stellen wir uns dieser Aufgabe. Ich bin beheimatet im konservativen Christentum und verstehe mich als evangelikal. Vom Fundamentalismus und vom progressiven Christentum unterscheide ich mich dadurch, dass ich für eine dritte Option zwischen den religiösen Polen optiere und einen biblischen Weg der Mitte suche.
In den folgenden Referaten, die ich im November 2022 an der Meet & Change Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Gemeinden in Österreich hielt, biete ich eine Analyse des gegenwärtigen Umbruchs und ordne Bewegungen und Begriffe ein. Ich gehe theologischen Grundfragen nach und bringe Vorschläge ein, wie die Kirche konstruktiv mit der neuen Normalität umgehen kann.
Paul Bruderer gab an der Konferenz fünf Referate über die thematisch verbundenen Fragen der Sexualethik und Dekonstruktion. Diese werden auch demnächst hier bei DanielOption veröffentlicht.
Wer sind die Postevangelikalen?
Referat 1 zeichnet eine religiöse Landkarte der gegenwärtigen Zeit. Wie können lokale Gemeinden konstruktiv mit Pluralisierung in den eigenen Reihen umgehen? Der Hauptteil bietet eine geschichtliche Einordnung und eine theologische Charakterisierung des postevangelikalen Aufbruchs.
Die Welt verändern!
Referat 2 knüpft an den Umstand an, dass immer mehr Christen die Welt verändern möchten. Ist das biblisch? Fundamentalisten verneinen. Das Referat zeigt, wie fundamentalistische Weltverneinung überwunden werden kann, so dass der christliche Glaube biblisch fundiert und gleichzeitig anschlussfähig an die postmoderne Lebensrealität ist.
Evangelikales Schriftverständnis
Referat 3 stellt sich der Frage, wie es sein kann, dass alle dieselbe Bibel lesen, aber zu unterschiedlichen Wertsetzungen kommen. Die moderne Bibelwissenschaft, die Grundlage für progressive Formen des Glaubens ist und unter Postevangelikalen an Zuspruch gewinnt, wird dem evangelikalen Schriftverständnis gegenübergestellt. Der Zusammenhang zwischen Schriftverständnis (Hermeneutik) und Ethik wird verständlich und fair erklärt.
Stell deine Fragen und poste deinen Kommentar!
Meine Thesen sind ein Beitrag zu einer aktuell laufenden Diskussion. Wenn du hören möchtest, was ich zu deiner Frage oder deinem Kommentar antworte, bitte poste sie im Kommentar Bereich. In einigen Wochen nehme ich dazu in einer aufgezeichneten Session Stellung, die ich hier posten werde.
Hallo!
Das Weltbild von diesem Trölsch habe ich wiedererkannt. Das nennt man Deismus. Das war besonders beliebt, als man mechanische Maschinen gebaut hatte, die gemäß der physikalischen Gesetzmäßigkeiten von alleine liefen. Da galt Gott als Uhrmacher, der den Prozeß in Gang setzt und dann nie mehr eingreifen muß. Die Idee des nicht-eingreifenden Gottes wird schon in der Bibel erwähnt: Zefanja 1: “12 Zur selben Zeit will ich Jerusalem mit Lampen durchsuchen und heimsuchen die Leute, die träge auf ihren Hefen liegen und sprechen in ihrem Herzen: Der HERR wird weder Gutes noch Böses tun.” Atheisten gab es schon lange vor der Aufklärung: https://www.youtube.com/watch?v=Eb5mYqnKFlI Auch in den Schriften des Anselm von Canterbury sind alle möglichen Zweifel, die es bis heute gibt, schon vorausgesetzt. Canterbury hat noch versucht, Antworten zu liefern. Moderne Theologen haben da halt zumeist aufgegeben. Wenn die Kirche über Jahrhunderte hinweg Leute bezahlt, die vertreten, was laut der Bibel inakzeptabel ist, dann geht die Kirche halt kaputt — einfacher Fall von Selbstvergiftung auf Raten.
Daß Fundamentalisten die Welt nicht beeinflussen wollen oder nix bewirken, ist falsch. Bzw. gilt nur für Deutschland. Apologia Church stellt auf Youtube da, wieviele Babies sie vor der Abtreibung gerettet haben, und hat nach dem Fall von Roe v. Wade eine Kampagne gestartet, um die Parlamente der US-Bundesstaaten zu beeinflussen.
Die Ideen von diesem Bruderer, was essentiell und was unwichtig ist, klingt sinnvoll.
Alles Gute!
Danke für die Anregungen zum Nachdenken! Das sind einige meiner Gedanken dazu:
Sind Christen dazu berufen die Welt zu verändern? Ja, aber natürlich. Denken wir doch nur daran, was unsere Zivilisation dem christlich-jüdischen Erbe alles verdankt. Die Abschaffung der Sklaverei ist nur ein Beispiel (wobei sie ja real heute leider noch immer in vielfältiger Weise existiert).
Das Problem ist wie immer die Einseitigkeit: biblische Wahrheit verkündigen ohne Diakonie und Diakonie ohne biblische Wahrheit, im Ergebnis Glaube ohne Werke und Werke ohne Glaube.
Ich finde es zum Beispiel enttäuschend, wie wenig sich Christen in der reichen westlichen Welt um ihre verfolgten Geschwister in der übrigen Welt kümmern, als sei dies nur eine Aufgabe für bestimmte Missionswerke. Warum ist das Gebet für verfolgte Christen nicht Bestandteil jedes Gottesdienstes, warum machen wir nicht mehr Druck, dass sich unsere Politiker hier mehr einsetzen, warum erheben wir nicht selbst unsere Stimme, warum unterstützen wir nicht mehr durch Gebet, Geld und praktische und organisatorische Hilfe?
Wir brauchen keine Mittelwege (das Wort „Mittelweg“ hätte meiner Meinung nach Jesus Christus nie benutzt), sondern müssen zurück, zurück zu den Wurzeln (dieses Wortbild wird auch benutzt und ist viel treffender). „Erinnere dich!“ das war schon im AT Gottes Ansage an sein Volk. Da kann uns heute, denke ich, auch der Blick zurück in die Kirchengeschichte eine Hilfe sein.
Und ja, wir müssen das Alte Testament neu entdecken. Wie sagte schon der Kirchenvater „Augustinus“: „Das Neue Testament liegt im Alten verborgen, das Alte wird im Neuen offenbar.“ Dazu gehört dann auch eine ehrliche Theologie, die Gottes Heiligkeit, seine kompromisslose Gegnerschaft gegen alles Böse (Gottes Zorn) und seine unfassbare Liebe ins rechte Verhältnis setzt, eine Theologie, die Zuspruch und Anspruch des Evangeliums wieder in das richtige Verhältnis setzt. Letzteres haben viele Brüder und Schwestern, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, geschenkt bekommen und verstanden: der Glaube an Jesus Christus kann mir das diesseitige Leben kosten, aber er schenkt mir unendlich viel mehr. So möchte ich auch glauben.
Lieber Herr Hardmeier, herzlichen Dank für diesen Vortrag. Ich halte mich in der Regel sehr zurück mit Online-Kommentaren. Hier aber doch eine ergänzende Beobachtung von mir.
Sie ordnen hier die “postevangelikale” Bewegung weitgehend einem “modernen” Bibelverständnis zu. Meine Wahrnehmung ist allerdings gerade eine andere: Ich beobachte bei der Lektüre “postevangelikaler” und “ex-evangelikaler” Wortmeldungen häufig, dass hier die Ergebnisse “moderner” Bibelwissenschaft gerade ignoriert werden oder sogar unbekannt sind. Häufig werden Thesen und Auslegungen vertreten, die auch in der “modernen” wissenschaftlichen Bibelforschung nur mit Kopfschütteln und Fremdscham zur Kenntnis genommen werden können. Wenn es trotzdem von “bibelkritischer” Seite keinen Widerspruch gibt, dann liegt das eher daran, dass die Blase zu klein ist, um überhaupt ersthaft wahrgenommen zu werden. Und sicher auch daran, dass man auf Seiten “nicht-evangelikaler” oder “anti-evangelikaler” Theologie dankbar ist für jede Kritik an “evangelikaler” Theologie, auch wenn sie mit wissenschaftlich nicht ernstzunehmenden Mitteln geschieht.
Ich würde also “postevangelikale” Theologie nicht so ohne weiteres mit “moderner Bibelwissenschaft” in einen Topf werfen. Vielleicht im Ergebnis, aber keinesfalls in der Seriosität der Arbeitsweise. Natürlich gibt es rühmliche Ausnahmen, die werden aber in der Regel kaum rezipiert, weil sie für das Breitenpublikum zu akademisch sind.
Kurzum: Manchmal wünschte ich, “postevangelikale” und “ex-evangelikale” Bibelausleger würden die “moderne” kritische Bibelauslegung etwas mehr wahrnehmen und auch ernstnehmen. In meiner “evangelikalen” Biografie habe ich wesentlich mehr kritischen und wissenschaftlichen Umgang mit der Bibel erlebt als mir im “postevangelikalen” Diskurs begegnet. Oder um es mit dem bon mot von Karl Barth (1922) zu sagen: “Kritischer müssten die Historisch-Kritischen sein.”
Lieber Herr Hardmeier, herzlichen Dank für diesen Vortrag. Ich halte mich in der Regel sehr zurück mit Online-Kommentaren. Hier aber doch eine ergänzende Beobachtung von mir. Sie ordnen hier die “postevangelikale” Bewegung weitgehend einem “modernen” Bibelverständnis zu. Meine Wahrnehmung ist allerdings gerade eine andere: Ich beobachte bei der Lektüre “postevangelikaler” und “ex-evangelikaler” Wortmeldungen häufig, dass hier die Ergebnisse “moderner” Bibelwissenschaft gerade ignoriert werden oder sogar unbekannt sind. Häufig werden Thesen und Auslegungen vertreten, die auch in der “modernen” wissenschaftlichen Bibelforschung nur mit Kopfschütteln und Fremdscham zur Kenntnis genommen werden können. Wenn es trotzdem von “bibelkritischer” Seite keinen Widerspruch gibt, dann liegt das eher daran, dass die “Blase” zu klein ist, um überhaupt ersthaft wahrgenommen zu werden. Und sicher auch daran, dass man auf Seiten “nicht-evangelikaler” oder “anti-evangelikaler” Theologie dankbar ist für jede Kritik an “evangelikaler” Theologie, auch wenn sie mit wissenschaftlich schrägen und unseriösen Mitteln geschieht. Ich würde also “postevangelikale” Theologie nicht so ohne weiteres mit “moderner Bibelwissenschaft” in einen Topf werfen. Vielleicht im Ergebnis, aber keinesfalls in der Seriosität der Arbeitsweise. Natürlich gibt es auch hier rühmliche Ausnahmen, die werden aber in der Regel kaum rezipiert weil sie für das Breitenpublikum zu akademisch sind.
Danke Guido — es ist eine Ehre, dass du etwas beiträgst. Herzlichen Dank dafür und für alle guten Inputs von dir auf Glaubendenken 🙏
Guten Tag!
> Sie ordnen hier die “postevangelikale” Bewegung weitgehend einem “modernen” Bibelverständnis zu. Meine Wahrnehmung ist allerdings gerade eine andere: Ich beobachte bei der Lektüre “postevangelikaler” und “ex-evangelikaler” Wortmeldungen häufig, dass hier die Ergebnisse “moderner” Bibelwissenschaft gerade ignoriert werden oder sogar unbekannt sind.
Ich habe den Verdacht, daß es sich um Äußerungen von Laien handelt, die beim Rezipieren nicht up to date sind. Zählt das wirklich???
Ich habe doch den Eindruck, daß viele Postevangelikale einfach auf die liberale Seite abrutschen. Der Siggi hat gesagt, wir sollen die Stuttgarter Studienbibel kaufen. Der Kommentar in derselben zu Jesaja 53 geht auf Jesus gar nicht ein und behauptet, da ginge es um jüdische Märtyrer zur Zeit des Jesaja. Andere Worthaus-Fans haben mir “Die Entstehung des Christentums” von Klaus Wengst angeraten. Der vertritt auch den typisch bibelkritischen Ansatz, wonach die Evangelien nach der Zerstörung von Jerusalem geschrieben wurden, Petrus den 1. Petrusbrief nicht geschrieben hat und die Evangelisten und der Prophet Johannes alle möglichen Worte Jesus in den Mund gelegt haben.
Wenn die Liberalen die Einzelgebote aufheben und nur noch das Liebesgebot anerkennen, dann ist das doch eine ähnliche Idee wie die von Dietz und Faix in ihrer Ethik, wonach alle Einzelgebote an den biblischen Grundsätzen Liebe, Gerechtigkeit, Freiheit überprüft werden sollen.
Alles Gute!
Vielen Dank! „Worthaus“ ist ja weder ein postevangelikales noch ein evangelikales Projekt. Es ist einfach der Versuch, „ganz normale“ universitäre Theologie in verständlicher Weise und medial ansprechender Form an ein Breitenpublikum zu vermitteln für alle, die das interessiert. Evangelikale Theologie darf man hier also nicht erwarten, das ist aber auch gar nicht das Anliegen von Worthaus, wenn ich es richtig verstehe. Dass die Qualität und auch Seriosität dabei auch manchmal schwankt, gehört mit zum Gesamtpaket.
Grosse Teile der „postevangelikalen“ Szene bewegen sich da meiner Beobachtung in ganz anderen Welten (von Ausnahmen abgesehen). Vieles, was hier an Thesen und Positionen angeboten wird, dürfte auch den universitären Worthaus-Referenten nicht wirklich gefallen. Es wird zwar häufig als ein vermeintlicher „dritter Weg“ gefeiert. In Wirklichkeit ist es aber häufig einfach ein unseriöser Weg, der nur deshalb funktioniert, weil die Mehrheit der Rezipienten weder den ersten (universitären) noch den zweiten („evangelikalen“) Weg wirklich wahrgenommen hat oder versucht hat zu verstehen.
Lieber Herr Baltes
Ihre Einschätzung zur Unkenntnis bibelwissenschaftlicher Erkenntnis der Postevangelikalen teile ich. Bezüglich Worthaus (jedenfalls Siegfried Zimmer) hatte ich aber auch schon öfter den Eindruck, dass der bibelwissenschaftliche Kenntnisstand irgendwo in den 1960er oder 1970er Jahren stehengeblieben ist (irgendwo bei Gerhard von Rad und Ernst Käsemann) und sich auch ausschliesslich auf deutschsprachige Bibelwissenschaft beschränkt, die im 21. Jahrhundert nicht mehr der Nabel der Welt ist. So ist beispielsweise die Neue Paulusperspektive (was immer man von ihr halten mag) bei Worthaus kaum angekommen.
Liebe Grüsse, Benjamin Kilchör
Lieber Roland
Danke vielmals für die drei sehr spannenden und verbindenen Vorträge. Vor allem die zwei ersten Teile haben mich sehr angesprochen und zeigen mir den Weg, auf dem ich mit Christinnen und Christen unterschiedlicher Prägung unterwegs sein will.
Beim dritten Teil stolpere ich ein wenig: Im ersten Teil sagst du, dass du den Begriff “bibeltreu” nicht gebrauchen willst, weil es heute in Kampfbegriff ist. (was ich auch schmerzlich so erfahre) Wenn du aber jetzt nur der einen Seite das Vertrauen zur Bibel zubilligst, scheint mir das in eine ähnliche Richtung zu gehen.
Ich glaube auch nicht, dass es einfach diese zwei Alternativen sind, die sich stellen, sondern es noch viele Schattierungen gibt. Bei der evangelikalen Position wird meines Erachtens zu wenig beachtet, dass die Bibeltexte auch zeitgebunden und kulturell gepärgt sind. Auch gibt es Beispiele, wo Themen innerhalb der Bibel schon neu bewertet werden in einem anderen Kontext (z.B. der Konsum von unreinem Fleisch, der im AT eindeutig verboten ist)
Braucht nicht jedes Schriftverständnis auch hermeneutische Grundsätze, die zuerst einmal den Sinn eines Bibelwortes in der damaligen Zeit und Kultur suchen und diese dann in die heutige Zeit und Kultur übertragen? Mich würden deine hermeneutsichen Weichenstellungen interessieren? Welche Rolle spielen Kultur und Zeit? Ist alles wörtlich zu verstehen?
Danke Thomas — Wir geben die Frage gerne weiter. Stay tuned
Dem Vortrag „evangelikales Schriftverständnis“ gelingt es sehr gut verständlich und kompakt die wesentlichen Unterschiede zwischen modernem und traditionellem Schriftverständnis zusammenzufassen. Der, für mich als Katholiken, möglicherweise entstehende Eindruck, es gebe nur evangelikales und modernes Schriftverständnis ist jedoch erstaunlich. Möchte ich doch aus dem gültigen Weltkatechismus der katholischen Kirche zitieren:
„Gott ist der Urheber [Autor] der Heiligen Schrift. „Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen Schrift schriftlich enthalten ist und vorliegt, ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden.”
219
» „Denn die heilige Mutter Kirche hält aufgrund apostolischen Glaubens die Bücher sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen für heilig und kanonisch, weil sie, auf Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Urheber [Autor] haben und als solche der Kirche übergeben sind” (DV 11).
220
106. Gott hat die menschlichen Verfasser [Autoren] der Heiligen Schrift inspiriert. „Zur Abfassung der Heiligen Bücher aber hat Gott Menschen erwählt, die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten, all das und nur das, was er — in ihnen und durch sie wirksam — selbst wollte, als wahre Verfasser [Autoren] schriftlich zu überliefern” (DV 11).
221
107. Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit. „Da also all das, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt gelten muß, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte” (DV 11).
222
108. Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine „Buchreligion”. Das Christentum ist die Religion des „Wortes” Gottes, „nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes” (Bernhard, hom. miss. 4,11). Christus, das ewige Wort des lebendigen Gottes, muß durch den heiligen Geist unseren Geist „für das Verständnis der Schrift” öffnen (Lk 24,45), damit sie nicht toter Buchstabe bleibe.“
Auch in der katholischen Kirche, vor allem der deutschsprachigen, steht dieses Verständnis (und ständige bzw. immer, überall und von allen geglaubte Lehre) unter massivem Druck. Wäre es da noch möglich, diese Gemeinsamkeiten zu suchen, und zu betonen?
Danke für die gute Frage — bin gespannt was Roland dazu sagen wird!