Holy Bible? (1/6) — Ein Grundsatzkonflikt

Lesezeit: 10 Minuten
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by Roland Hardmeier | 15. Mai. 2021 | 4 comments

Durch die Plat­tform «Worthaus», ins­beson­dere die Beiträge von Siegfried Zim­mer, ist ein Kon­flikt um die Bibel ent­flammt, der sich im Grund­satz bis auf die Ref­or­ma­tion zurück­führen lässt. Auf der einen Seite geht es um die mod­erne Bibel­wis­senschaft, wie sie heute an den Uni­ver­sitäten üblich ist. Auf der anderen Seite geht es um das evan­ge­likale Schriftver­ständ­nis, das der Bibel­wis­senschaft dis­tanziert gegenüber­ste­ht. In dieser sech­steili­gen Serie unter­suche ich die geschichtlichen Hin­ter­gründe und die the­ol­o­gis­chen Grund­sätze bei­der Seit­en und möchte einen Beitrag zur Klärung leisten.

In diesem ersten Teil werde ich darstellen, worin der Kon­flikt beste­ht. Ich werde noch keine Antworten bieten, son­dern erst mal möglichst aus­ge­wogen die Dynamik des Stre­its beschreiben. Mit vorschnellen Antworten und Schuldzuweisun­gen ist nichts gewonnen.

Die mod­erne Bibel­wis­senschaft legt die Bibel im Ein­vernehmen mit der Ver­nun­ft aus. Sie hat dazu über­prüf­bare Herange­hensweisen an die bib­lis­chen Texte entwick­elt, die zusam­men­fassend als «his­torisch-kri­tis­che Meth­ode» beze­ich­net wer­den. Ich werde sie in Teil 5 näher beschreiben. Evan­ge­likale The­olo­gen messen der his­torisch-kri­tis­chen Meth­ode begren­zte Bedeu­tung zu. Sie beto­nen stärk­er die Notwendigkeit des ver­trauensvol­lens Lesens der Heili­gen Schrift und des Wirkens des Heili­gen Geistes in der Auslegung.

Bei­de Seit­en kön­nen auf eine lange Geschichte ver­weisen. Die Meth­o­d­en der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft began­nen sich im Zuge der Aufk­lärung vor zwei­hun­dert Jahren zu entwick­eln und sind von einem grossen Teil der the­ol­o­gis­chen Fach­welt anerkan­nt. Das evan­ge­likale Schriftver­ständ­nis, das an vie­len staat­sun­ab­hängi­gen Sem­i­naren und Hochschulen voraus­ge­set­zt wird, greift bis zum Pietismus und zur altkirch­lichen Bibelausle­gung zurück und weiss eine starke Beken­nt­nistra­di­tion hin­ter sich. Bei­de Seit­en kön­nen gewichtige his­torische, the­ol­o­gis­che und weltan­schauliche Argu­mente vorbringen.

Evangelikale Ausdifferenzierung

In Bezug auf das evan­ge­likale Schriftver­ständ­nis ist zu berück­sichti­gen, dass die evan­ge­likale Bewe­gung eine bunte Angele­gen­heit ist, in der the­ol­o­gis­che Posi­tio­nen vari­ieren kön­nen. Die evan­ge­likale Bewe­gung ist, wie Gisa Bauer in ihrer Habil­i­ta­tion­ss­chrift «Evan­ge­likale Bewe­gung und evan­ge­lis­che Kirche» nach­weist, in jüng­ster Zeit von ein­er starken Aus­d­if­feren­zierung geprägt.[1]

Auf der einen Seite des evan­ge­likalen Spek­trums gibt es die Fun­da­men­tal­is­ten, die an der Irrtum­slosigkeit der Bibel fes­thal­ten und ein indi­vid­u­al­is­tis­ches Heilsver­ständ­nis vertreten. Der Tod Jesu am Kreuz war ein Sühnopfer, das vor dem Zorn Gottes ret­tet, sofern Chris­tus durch Busse und Glauben angenom­men wird. Die Evan­ge­li­sa­tion ist die vor­rangige Auf­gabe der Kirche. Der Fokus auf soziale Auf­gaben wird als Ver­wässerung des Evan­geli­ums beklagt. In ethis­chen und gesellschaftlichen Fra­gen vertreten Fun­da­men­tal­is­ten kon­ser­v­a­tive Posi­tio­nen. Die Ehe ist für die Gemein­schaft zwis­chen Mann und Frau reserviert, Homo­sex­u­al­ität wird von der Bibel verurteilt, Frauen dür­fen in der Kirche wed­er lehren noch leiten.

Auf der anderen Seite gibt es die Post-Evan­ge­likalen, die sich durch pro­gres­sive Stand­punk­te von ihrer ursprünglichen evan­ge­likalen Heimat abset­zen.[2] Die Bibel enthält ihrer Auf­fas­sung nach nicht «sta­tis­che Wahrheit­en», wie sie Fun­da­men­tal­is­ten aus den bib­lis­chen Tex­ten ableit­en. Die Bibel wird in Anlehnung an die mod­erne Bibel­wis­senschaft als men­schlich­es Zeug­nis vom Wirken Gottes gele­sen. Das Heilsver­ständ­nis ist im Wesentlichen human­is­tisch. Jesus wird weniger als Ret­ter wahrgenom­men, der für uns starb, und stärk­er als Vor­bild por­traitiert, dem wir nacheifern sollen. Im Fokus ste­ht weniger das Streben nach ewigem Leben und mehr die Gestal­tung eines erlösten Lebens im Dies­seits. In ethis­chen Fra­gen sind Post-Evan­ge­likale pro­gres­siv. Mann und Frau sind einan­der gle­ichgestellt, in der Regel wird die Öff­nung der Ehe für homo­sex­uelle Paare befürwortet.

Zwis­chen diesen bei­den Polen befind­et sich der klas­sis­che Evan­ge­likalis­mus, der den über­wiegen­den Teil der Bewe­gung aus­macht. Das gilt sowohl für die weltweite evan­ge­likale Com­mu­ni­ty als auch für den deutschen Sprachraum. Im evan­ge­likalen Main­stream haben je nach kirch­lich­er Prä­gung und the­ol­o­gis­chen Präferen­zen kon­ser­v­a­tive und pro­gres­sive Posi­tio­nen Platz. Der Evan­ge­likalis­mus ist, bed­ingt durch seine Geschichte, schon immer vielgestaltig gewe­sen. Zusam­menge­hal­ten wird er durch das Beken­nt­nis zur Bibel als Wort Gottes. Während der fun­da­men­tal­is­tis­che Flügel von Anfang an Teil der evan­ge­likalen Bewe­gung war, hat der Post-Evan­ge­likalis­mus mit der Jahrtausendwende der bun­ten evan­ge­likalen Bewe­gung einen weit­eren, kräfti­gen Tupfer hinzugefügt.

Auf­fal­l­end ist, dass Post-Evan­ge­likale sich den Meth­o­d­en der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft annäh­ern, um die Bibel zu inter­pretieren. Die in jüng­ster Zeit wach­senden Dif­feren­zen inner­halb der evan­ge­likalen Bewe­gung ergeben sich aus dieser Annäherung. Ganz all­ge­mein lässt sich sagen, dass die ver­schiede­nen the­ol­o­gis­chen Posi­tio­nen wie «kon­ser­v­a­tiv» über «pro­gres­siv» bis «lib­er­al» auf die Art und Weise zurück­ge­führt wer­den kön­nen, wie die Bibel gele­sen wird. Es han­delt sich, auch wenn ethis­che Fra­gen ver­han­delt wer­den, also um einen Grundsatzkonflikt.

«Worthaus» und Siegfried Zimmer

In den let­zten Jahren ist die Debat­te über das rechte Schriftver­ständ­nis haupt­säch­lich in Blogs sowie auf der Plat­tform «Worthaus» geführt wor­den. Worthaus möchte in wis­senschaftlich ver­ant­wort­bar­er Weise bib­lis­che Inhalte einem post­mod­er­nen Pub­likum nahe­brin­gen. Man will nach eige­nen Angaben Ein­sicht­en der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft zugänglich machen und einen unver­stell­ten Blick auf den christlichen Glauben ermöglichen. Siegfried Zim­mer, Mit­be­grün­der von Worthaus, gehört zu den promi­nen­testen Red­nern. Als emer­i­tiert­er Pro­fes­sor für evan­ge­lis­che The­olo­gie und Reli­gion­späd­a­gogik bringt er ein bre­ites Fach­wis­sen mit. Charak­ter­is­tisch für seine beliebten Refer­ate sind die Ver­ständlichkeit der von ihm ver­mit­tel­ten Stoffe und seine Polemik gegen Evan­ge­likale und Fun­da­men­tal­is­ten. Zim­mer arbeit­et in bewusster Abgren­zung zum evan­ge­likalen Schriftver­ständ­nis mit den Meth­o­d­en der mod­er­nen Bibelwissenschaft.

In seinem Refer­at «Warum das fun­da­men­tal­is­tis­che Bibelver­ständ­nis nicht überzeu­gen kann» legt Zim­mer sein Bibelver­ständ­nis in Anlehnung an Luther dar und bringt seine Argu­mente gegen das evan­ge­likale Schriftver­ständ­nis vor. [3] Obwohl sich Zim­mer der Unter­schiede zwis­chen evan­ge­likalem und fun­da­men­tal­is­tis­chem Schriftzu­gang bewusst ist, ver­schwim­men diese in seinem Refer­at, so dass der Ein­druck entste­ht, evan­ge­likale Ausle­gung sei grund­sät­zlich fun­da­men­tal­is­tisch. Ich werde in einem späteren Teil auf die Unter­schiede zwis­chen dem evan­ge­likalen und dem fun­da­men­tal­is­tis­chen Schriftver­ständ­nis eingehen.

Zim­mer unter­schei­det in seinem Refer­at markant zwis­chen Jesus und Gott auf der einen und der Bibel auf der anderen Seite. Jesus sei die «primäre» Offen­barung Gottes, die Bibel als von Gottes Geist inspiri­ertes Zeug­nis von Men­schen die «sekundäre» Offen­barung. Die Bibel enthalte unzäh­lige Fehler, in «Heils­din­gen» besitze sie hinge­gen eine «ver­lässliche Ori­en­tierungskraft». In seinem Buch «Schadet die Bibel­wis­senschaft dem Glauben?» legt Zim­mer sein Schriftver­ständ­nis aus­führlich und auf ver­ständliche Weise dar und gren­zt sich auch hier dezi­diert vom evan­ge­likalen Schriftver­ständ­nis ab.

Für Zim­mer ist die Bibel bei aller Wertschätzung ein men­schlich­es Buch und kri­tis­che Forschung darum möglich und sachgemäss. Zim­mers Schriftver­ständ­nis lässt sich einem gemäs­sigten his­torisch-kri­tis­chen Ansatz zuord­nen. Als Ref­er­ent wird er bis weit ins evan­ge­likale Lager hinein gerne und zum Teil unkri­tisch gehört und ist auf freikirch­lichen Ver­anstal­tun­gen in den Red­nerlis­ten zu finden.

Vernunft oder Offenbarung?

Evan­ge­likale Schrif­tausle­gung und mod­erne Bibel­wis­senschaft sind keine völ­li­gen Gegen­sätze. Bei­de Ansätze verbindet der Glaube, dass Gottes Wort in ein­er geschichtlichen Sit­u­a­tion an uns ergan­gen ist und die Ausle­gung der Bibel unter Berück­sich­ti­gung dieser Sit­u­a­tion inter­pretiert wer­den muss. Welche Meth­o­d­en dabei anzuwen­den sind und welche Gültigkeit die einzel­nen Texte haben, ist Gegen­stand eines lan­gen Stre­its. Der Kon­flikt mit seinen schein­bar unver­söhn­lichen Stand­punk­ten ist nichts grund­sät­zlich Neues. Es han­delt sich, wie Jörg Bre­itschw­erdt in sein­er Dis­ser­ta­tion «The­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv» über die evan­ge­likale Bewe­gung zeigt, um einen inner­protes­tantis­chen Bibel­stre­it. Er wurde beson­ders heftig im 19. Jahrhun­dert und um die Mitte des 20. Jahrhun­derts geführt und lässt sich bis zur Ref­or­ma­tion zurück­führen. Im Grund­satz geht es um eine nicht gek­lärte Span­nung zwis­chen Ref­or­ma­tion und Human­is­mus. Für die Ref­or­ma­tion ste­ht Mar­tin Luther mit seinem Schrift­prinzip, für den Human­is­mus sein katholis­ch­er Gegen­spiel­er Eras­mus von Rot­ter­dam. Bre­itschw­erdt zeich­net den Stre­it um die Bibel akribisch nach und stellt fest:

«Im Hin­ter­grund der grossen the­ol­o­gis­chen Auseinan­der­set­zun­gen des 19. und 20. Jahrhun­derts ste­ht die Frage nach der Gel­tung bzw. Inter­pre­ta­tion des protes­tantis­chen Schrift­prinzips.»[4]

Das protes­tantis­che Schrift­prinzip besagt, dass die Bibel Gottes Offen­barung und sein verbindlich­es Wort an uns ist und dass es durch das innere Zeug­nis des Geistes richtig aus­gelegt wer­den kann. Die Schrift ste­ht über jeglich­er Tra­di­tion und den Anmas­sun­gen der men­schlichen Ver­nun­ft. Seinen präg­nan­testen Aus­druck find­et das protes­tantis­che Schrift­prinzip im Wahlspruch der Ref­or­ma­tion «sola scriptura».

Das protes­tantis­che Schrift­prinzip beruht auf dem Grund­satz der Ver­ständlichkeit der Schrift. Die Schrift ist nach Luther klar und im Glauben zugänglich. Gott offen­bart sich nicht in logis­chen Kat­e­gorien, weshalb der men­schliche Ver­stand nicht in der Lage ist, göt­tliche Dinge zu erfassen, son­dern der Heilige Geist die richtige Hil­fe in der Ausle­gung bieten muss. Dem gegenüber betonte Eras­mus im Stre­it mit Luther, dass es viele dun­kle Stellen und sog­ar Wider­sprüche in der Schrift gäbe. Es sei deshalb «nicht möglich, allein die Schrift zum Massstab für the­ol­o­gis­che Urteile zu nehmen, da dies (auf­grund der kon­sta­tierten vie­len dun­klen Stellen der Schrift) nur zu unsicheren Ausle­gun­gen führe. Von daher sei die The­olo­gie auf die Über­liefer­ung der Väter und das Urteil der Amt­sträger ver­wiesen, die in der Nach­folge der Apos­tel stün­den.»[5]

Für Luther stand die Schrift vor jed­er The­olo­gie und Tra­di­tion. In Eras­mus Schriftver­ständ­nis war das Urteil men­schlich dazu befähigter Zwis­chenin­stanzen (in seinem Fall Roms Lehrautorität) nötig, um die Heilige Schrift richtig zu inter­pretieren. Der Stre­it zwis­chen Ref­or­ma­tion und Human­is­mus bekam vom 17. Jahrhun­dert an eine neue Dimen­sion durch die geis­tes­geschichtlichen Umwälzun­gen der Aufk­lärung.  Sie führten zu ein­er Dauerkrise des protes­tantis­chen Schrift­prinzips, die bis heute anhält.

Bei der aktuellen Diskus­sion um das rechte Schriftver­ständ­nis ist im Auge zu behal­ten, dass der Stre­it um die Bibel ein Kind der Mod­erne ist, und die neuer­lichen Fra­gen rund um die Bibel, die durch das Phänomen des Post-Evan­ge­likalis­mus aufge­taucht sind, den Umwälzun­gen der Post­mod­erne geschuldet sind. Im Grunde genom­men wird die Diskus­sion um das protes­tantis­che Schrift­prinzip unter verän­derten Vorze­ichen weit­erge­führt. Die evan­ge­likale The­olo­gie beruft sich haupt­säch­lich auf Luther (obwohl sie ihm in seinem Schriftver­ständ­nis nicht in allem fol­gt), während Vertreter der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft den human­is­tis­chen Ansatz von Eras­mus wei­t­er­denken (für Johann Salo­mo Sem­ler, ihr promi­nen­tester Vor­denker, war nicht Luther, son­dern Eras­mus der wahre Refor­ma­tor).[6] Vertreter der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft wie Siegfried Zim­mer berufen sich aber auch auf Luther, weil dieser Teile der Bibel kri­tisch las. Davon später mehr.

Konservative Proteste

Der Kon­flikt um die Bibel ist also nicht neu. Hier lohnt sich der Blick ins vor­let­zte Jahrhun­dert. Als sich im 19. Jahrhun­dert in der uni­ver­sitären The­olo­gie die kri­tis­che Inter­pre­ta­tion der Bibel immer mehr durch­set­zte, kam es zu ein­er von kon­ser­v­a­tiv­en Kreisen ange­führten Protest­be­we­gung. Bre­itschw­erdt kon­sta­tiert fol­gende Sit­u­a­tion zu Beginn des 19. Jahrhunderts:

«Zu Beginn des 19. Jahrhun­derts war der the­ol­o­gis­che Ratio­nal­is­mus in vie­len Gebi­eten Deutsch­lands sehr wirk­mächtig – viele Pfar­rer waren von ihm geprägt, auch in den Kirchen­leitun­gen. An den evan­ge­lisch-the­ol­o­gis­chen Fakultäten in Deutsch­land set­zte sich zudem im Laufe des 19. Jahrhun­derts immer mehr die his­torisch-kri­tis­che Meth­ode zur Erforschung der Schriften des Alten und Neuen Tes­ta­mentes durch. Diese Entwick­lung wurde jedoch bei vie­len Gemein­degliedern und Gemein­dep­far­rern nicht mit vol­l­zo­gen, so dass sich zwis­chen Gemein­de­fröm­migkeit und the­ol­o­gis­ch­er Wis­senschaft eine immer grössere Kluft auf­tat, die während des gesamten 19. Jahrhun­derts als Kon­flik­therd schwelte.»[7]

Zu Beginn des 19. Jahrhun­derts ste­hen sich mit dem the­ol­o­gis­chen Ratio­nal­is­mus, der sich der Aufk­lärung als Inter­pre­ta­tion­s­muster bedi­ent, und den evan­ge­likal geprägten Erweck­ungs­be­we­gun­gen, zwei grosse Ströme gegenüber, «wobei von den erweck­ten The­olo­gen vor allem die Sünd­haftigkeit des Men­schen und seine daraus fol­gende Ver­loren­heit, die Got­theit Jesu Christi und der Süh­ne­tod Jesu als nicht aufgeb­bar­er christlich­er Lehrbe­stand deklar­i­ert, von den von lib­eralem und ratio­nal­is­tis­chem Gedankengut bes­timmten The­olo­gen dage­gen die hin­ter den bib­lis­chen Bericht­en liegende moralis­che Wahrheit betont wurde.»[8]

Es entwick­elt sich eine enorme Dynamik: Im Laufe des 19. Jahrhun­derts dringt die kri­tis­che The­olo­gie immer weit­er an die Uni­ver­sitäten vor. Sie erobert einen fes­ten Platz in der Pfar­raus­bil­dung und gelangt von dort an die kirch­liche Basis. Es kommt zu Unsicher­heit­en und Kon­flik­ten in den Kirchge­mein­den. Der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft verpflichtete Pfar­rer bestre­it­en die Autorität der Bibel. Sie ver­mö­gen die von den kon­ser­v­a­tiv­en Kräften beton­ten «Heil­stat­sachen» nicht mehr zu glauben und erset­zen sie mit «Ver­nun­ft­wahrheit­en», die sie ratio­nal­is­tisch aus der Bibel ableit­en. Zu den «Heil­stat­sachen» zählen die Kon­ser­v­a­tiv­en die Jungfrauenge­burt Jesu und seine Göt­tlichkeit, die Erlö­sungs­bedürftigkeit des Men­schen, Jesu Süh­ne­tod zur Recht­fer­ti­gung des Sün­ders, seine leib­liche Aufer­ste­hung und sein Wiederkom­men als Wel­tenrichter. Diese Heil­stat­sachen bilden einen Grundbe­stand des Glaubens, der kon­ser­v­a­tive und erweck­liche Kreise weit über das 19. Jahrhun­dert hin­aus eint. Bald müssen sich die Lan­deskirchen­leitun­gen mit Pfar­rern befassen, die das apos­tolis­che Glaubens­beken­nt­nis im Gottes­di­enst nicht mehr sprechen wollen, sowie mit Pro­fes­soren, welche die «Heil­stat­sachen» nicht mehr vertreten.[9]

Kon­ser­v­a­tive Kräfte sehen den Grundbe­stand des Glaubens in Gefahr und schliessen sich zu lokalen Protest­be­we­gun­gen zusam­men. Sie gelan­gen an ihre Kirchen­leitun­gen und fordern, dass Pfar­rer, die das Glaubens­beken­nt­nis nicht sprechen, aus ihrem Amt ent­fer­nt wer­den und dass Pro­fes­soren, welche die «Heil­stat­sachen» leug­nen, auf ihre Pro­fes­sur verzicht­en und in andere Fach­bere­iche wech­seln. Bre­itschw­erdt fasst die kon­ser­v­a­tiv­en Proteste wie fol­gt zusammen:

«Ins­ge­samt kam es in den Auseinan­der­set­zun­gen um die ‘mod­erne The­olo­gie’ in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun­derts zu einem inhaltlichen Kon­sens bre­it­er the­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv­er Kräfte, der sich argu­men­ta­tiv gegen ver­schiedene Angriffe auf die His­tor­iz­ität der Heils­geschichte ent­fal­tete… Im Zuge der Aus­bre­itung divers­er Erweck­ungs­be­we­gun­gen kam es auf mehreren Ebe­nen zu Zusam­men­schlüssen ganz unter­schiedlich­er the­ol­o­gis­ch­er Prä­gun­gen, die sich allerd­ings in der Ablehnung zen­traler Ergeb­nisse der the­ol­o­gis­chen Aufk­lärung einig waren: Der Neben- oder Überord­nung der Ver­nun­ft über die Aus­sagen der Heili­gen Schrift, der Bestre­itung der Iden­tität von Heiliger Schrift und Wort Gottes, der Bestre­itung der His­tor­iz­ität der in den Evan­gelien über­liefer­ten Ereignisse und der Bestre­itung des Glaubens als Voraus­set­zung für eine rechte Ausle­gung der Heili­gen Schrift.»[10]

Die Kon­ser­v­a­tiv­en behar­ren mit dem Hin­weis auf die bib­lis­chen Heil­stat­sachen auf einem Grundbe­stand des Glaubens, den sie in Anlehnung an die altkirch­liche und refor­ma­torische Ausle­gung aus der Bibel ableit­en. Der the­ol­o­gis­che Rich­tungsstre­it des 19. Jahrhun­derts ist im Grunde genom­men also ein Bibel­stre­it. Die Par­al­le­len zum gegen­wär­ti­gen Kon­flikt um die Bibel sind offensichtlich.

Mehr als Theologenstreit

Im Kon­flikt zwis­chen dem evan­ge­likalen Schriftver­ständ­nis und der mod­er­nen Bibel­wis­senschaft stellen sich grundle­gende Fra­gen: Ist die Bibel inspiri­ertes Gotteswort oder bezeu­gen hier ein­fach Men­schen ihren Glauben? Je stärk­er von den einen der Inspi­ra­tions­gedanke betont wird, desto stärk­er ist das Ver­trauen in die Heilige Schrift als von Gott kom­mendes Wort. Je stärk­er andere sich die Bibel als men­schlich­es Zeug­nis von Gottes Han­deln denken, desto mehr wer­den im Prozess dieses Zeug­nis­gebens men­schliche Fehler einkalkuliert. Wer hat recht in diesem Stre­it? Kann von der Bibel als göt­tlich­er Offen­barung gesprochen wer­den und sie entsprechend mit der Hil­fe des Heili­gen Geistes aus­gelegt wer­den? Oder ist die Bibel ganz im Ein­vernehmen mit der men­schlichen Ver­nun­ft zu inter­pretieren? Dies war die Kar­di­nal­frage im Bibel­stre­it des 19. Jahrhun­derts und ist es im Grunde genom­men geblieben. Der Stre­it hat Auswirkun­gen auf aktuelle gesellschaftliche Fra­gen. Kann die Bibel unter den Denkvo­raus­set­zun­gen der Post­mod­erne noch als moralis­che Instanz angerufen wer­den? Oder ist sie in der verän­derten Sit­u­a­tion von heute nicht mehr in der Lage, in ethis­chen Fra­gen Leitlin­ien vorzugeben?

Die Debat­te ist also mehr als The­olo­gen­stre­it. Sie rührt an die Grund­festen des Glaubens. Was zum christlichen Glauben gehört und wie dieser Glaube gelebt wer­den soll, entschei­det sich schon früh am Schriftver­ständ­nis. Mit dem Schriftver­ständ­nis wer­den Weichen gestellt, die vom Glauben in ganz bes­timmte Rich­tung befahren wer­den und darüber entschei­den, zu was sich dieser Glaube beken­nt und wie er gestal­tet wird. In den näch­sten bei­den Teilen werde ich beschreiben, welche Weichen in welche Rich­tung gestellt wur­den. Die Beschäf­ti­gung mit den entsprechen­den geschichtlichen Entwick­lun­gen ist unumgänglich, wenn man den Kon­flikt um die Bibel ver­ste­hen will.

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Fuss­noten:
[1] Bauer, Evan­ge­likale Bewe­gung und evan­ge­lis­che Kirche in der Bun­desre­pub­lik Deutschland.
[2] Vgl. Das Buch von Markus Till, Zeit des Umbruchs.
[3] www.worthaus.de (Refer­at vom 22.6.2014).
[4] Bre­itschw­erdt, The­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv, 37ff für das Folgende.
[5] Ebd., 41.
[6] Ebd., 61.
[7] Ebd., 81.
[8] Ebd., 83.
[9] Näheres bei Bre­itschw­erdt, The­ol­o­gisch kon­ser­v­a­tiv, 153ff.
[10] Ebd., 151.

Über den Kanal

Roland Hardmeier

Dr. theol. Roland Hardmeier wohnt und arbeitet in Riedikon bei Uster. Er war 15 Jahre lang Pastor im Bund der Freien Evangelischen Gemeinden der Schweiz. Heute ist er als selbständiger Dozent, Referent und Autor tätig. Einblicke in seine Tätigkeit gibt seine Website www.roland-hardmeier.ch

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Kommentare zu diesen Beitrag

4 Comments

  1. Jürgen Fischer

    Zwei Bit­ten. Bei solchen Artikel-Serien fände ich es schön, wenn man beim Down­load als pdf auf die Bilder verzicht­en kön­nte. Pdf bedeutet ja häu­fig, dass man es aus­druck­en will. Und außer­dem wäre es schön, eine Möglichkeit zu schaf­fen, alle Fol­gen auf ein­mal als pdf herun­ter­laden zu kön­nen. Nur so als Tipp. Danke für die Mühe und die tolle Arbeit. Jür­gen Fischer

    Reply
  2. André Ay

    Hal­lo!

    Das mag his­torisch alles richtig sein, trifft aber eigentlich nicht den Kern der Sache.
    Der eigentliche Grund für die Ablehnung von Bibel­stellen wie Sprüche 13, 24 hat mit Ver­nun­ft gar nix zu tun, son­dern mit Gefühl und Empathie, wie sie durch andere Stellen der Schrift wie 1. Joh 4, 7–8 inspiri­ert wer­den. Das kann man auch bei Siegfried Zim­mer heraushören.

    Die Bibel selb­st räumt der Ver­nun­ft eine hohe Posi­tion ein: Sprüche 13, 16: “Ein Kluger tut alles mit Vernunft”.

    Daß “Wider­sprüche in der Schrift” sind, ist Absicht Gottes.
    Ein krass­er Wider­spruch beste­ht z.B. zwis­chen 1. Joh 3, 6–10 und 1. Joh 1, 8–10.
    Die übliche Ausle­gung scheint darin zu beste­hen, 1. Joh 3, 6–10 zu rel­a­tivieren und abzuschwächen, hinge­gen alle Stellen in 1.Joh, die nach sola gra­tia klin­gen, zu beto­nen und stark zu machen. Das ist aber nicht das, was der Text sagt.

    The­olo­gen haben keine Ahnung von for­maler Logik. Die Beschw­er­den gegen “Wider­sprüche in der Schrift” unter­stellen die Gültigkeit des “prin­ci­ple of explo­sion” https://en.wikipedia.org/wiki/Principle_of_explosion, das aber in der parakon­sis­ten­ten Logik gar nicht voraus­ge­set­zt wird https://de.wikipedia.org/wiki/Parakonsistente_Logik . Das “prin­ci­ple of explo­sion” ist eine men­schliche Entwick­lung aus dem 12.Jhd. auf der Basis des Studi­ums des Aris­tote­les (siehe dazu das Met­a­logi­con des John of Sal­is­bury). Die Beschw­er­den gegen “Wider­sprüche in der Schrift” stellen damit die men­schliche Ver­nun­ft höher als die Bibel.

    Nur weil man dun­klen Stellen in der Bibel nicht ver­ste­ht, muß man nicht gle­ich zum Papst ren­nen. Dann läßt man die Stellen halt dunkel ste­hen. Schlimm wäre es ja nur, wenn die eigentliche Heils­botschaft dunkel wäre. 

    Viele Grüße!

    Reply
  3. eisbach

    Hal­lo,

    bevor ich mich inhaltlich äußere… ich schreibe hier unter einem Pseu­do­nym, nicht weil ich einen kom­plett anony­men Kom­men­tar abgeben will, son­dern ein­fach deswe­gen, weil ich keine Per­son des öffentlichen Lebens bin und meinen realen Namen ein­fach aus Daten­schutz­grün­den hier nicht nen­nen möchte.

    VORBEMERKUNG
    Ich würde mich gerne noch viel aus­führlich­er und gründlich­er äußern, doch schon allein aus zeitlichen Grün­den ist mir dies nicht möglich, so dass mein Kom­men­tar vielle­icht eher stich­punk­tar­tig ist und eher Impulse, als durch und durch aus­gear­beit­et Argu­mente enthält.

    GRUNDSÄTZLICHES ZUM ARTIKEL
    Ich denke, das Anliegen dieses Artikels, diese Serie und auch das dieser Plat­tform ist klar: Es geht darum, um Klarheit zu schaf­fen, zu Fra­gen, die für den christlichen Glauben eine große Rel­e­vanz haben. Auseinan­der­set­zung und Klärung dieser Fra­gen haben rich­tungsweisenden Charakter.
    Ich stimme damit übere­in, dass auch die Frage, wie wir diese Samm­lung von Schriften, die wie Bibel nen­nen, betra­chtet wer­den muss, eine wichtige ist.
    Ich kann diese Frage allerd­ings nicht als einen Grund­kon­flikt in der Weise sehen, dass das ‘Schriftver­ständ­nis’ so etwas wie eine Weichen­stel­lung ist, die darüber entschei­det, ob man in die Irre läuft oder ans Ziel kom­men wird. Eine Ablehnung einiger Texte der Bibel, als das, was Gott den Men­schen zu sagen hat, oder, nur das als his­torisch kor­rekt, oder in ander­er Weise als rel­e­vant für unser dasein als Men­schen zu betra­cht­en, was mit den (aktuellen) Erken­nt­nis­sen (vor allem) der (Natur-) Wis­senschaften in Übere­in­stim­mung gebracht wer­den kann. würde ich eher als die Folge ein­er “Ungläu­bigkeit”, als dessen Ursache sehen.

    Durch die Wahl des Begriffs ‘Grund­kon­flikt’ (ohne Frageze­ichen dahin­ter) lässt sich schon erah­nen auf was die ganze Argu­men­ta­tion hin­aus laufen wird… was im zweit­en Artikel zu dieser Serie vielle­icht auch nochmals an dem Satz “Dem stellen die Evan­ge­likalen ent­ge­gen, dass die Bibel nur mit einem Grund­ver­trauen gewinnbrin­gend gele­sen wer­den kann.” deut­lich wird – auch wenn hier direkt noch keine eigene Stel­lung bezo­gen wird.
    An andere Stelle wird der Begriff ‘Logik’ mit ein­er “ungeeigneten” Herange­hensweise zum Ver­ständ­nis der bib­lis­chen Schriften in Verbindung gebracht, was diese Vorausah­nung auch nochmals bestärkt.

    THEMATISCHES
    Ich weiß nicht, ob dem Autor die Auseinan­der­set­zung Fran­cis Scha­ef­fers, in seinem Werk ‘Wie kön­nen wir denn leben?’ mit dem Einzug des Exis­ten­zial­is­mus in die The­olo­gie, sowie mit dessen grund­sät­zliche Art, sich mit den Fra­gen in Zusam­men­hang mit Gott zu beschäfti­gen, bekan­nt ist.
    Ich bin mir nicht sich­er, aber dachte zumin­d­est bish­er, dass man Scha­ef­fer zu den ‘Evan­ge­likalen’ zählt (wenn man solch eine Ein­teilung machen will) Das was er schreibt ste­ht aber aus mein­er Sicht im krassen Gegen­satz zu dem, wie hier ein evan­ge­likales Bibelver­ständ­nis beschrieben wird.
    Egal von welchem Stand­punkt ich starte, und egal welche Meth­ode ich anwende, es kommt doch darauf an, ob es mir wirk­lich darum geht, (die) Wahrheit zu find­en – oder eher darum, mich in meinem Weg bestätigt zu sehen. Ich muss nicht, wie Grund­kap­i­tal, ohne dass nichts geht, zuerst Ver­trauen haben um zu rel­e­van­ten und zielführen­den Erken­nt­nis­sen zu gelan­gen. (Auch wenn eine Ver­trauensfähigkeit eine gewisse Rolle spie­len wird.) Ver­trauen braucht eine Basis, es muss doch zuge­s­tanden wer­den, dass diese erst ein­mal geschaf­fen wer­den muss.
    Wir sind doch Wesen, die Urteils­fähigkeit und Forscher­drang und Ver­ständ­nis­fähigkeit haben. Natür­lich beste­ht immer wieder die Gefahr, sich allein, oder zumin­d­est vor allem, auf solche Dinge zu ver­lassen. Doch Grund­sät­zlich, denke ich, sind diese Fähigkeit­en dazu da, die Möglichkeit­en unseres Lebens auszuschöpfen (Worüber sich Gott, als Geber dieser Gaben wohl unendlich freien würde…)
    In der “christlichen Welt” (ich benutze jet­zt ein­fach mal diesen Begriff, auch wenn ich ihn gar nicht so mag…), gab und gibt es so viele Dinge zu denen ein­fach gesagt wird: “Das muss man halt so glauben”. Warum auch immer hieß und heißt es, es gibt da nicht wirk­lich Argu­mente dafür, da ist nichts logis­ches dran usw.
    Ich weiß nicht, ob solch eine Umgang aus Macht­in­ter­essen oder aus “Faul­heit” zus­tande kam.
    Ja , unser Erken­nt­nisse wer­den niemals voll­ständig sein kön­nen, aber das bedeutet nicht, das wir über­haupt nichts rel­e­vantes erken­nen kön­nen, das unser Ver­stand zu über­haupt nichts taugt usw. 

    Ich steige jet­zt nicht tiefer in diese The­matik ein, denke aber, dass so etwas wie ein großes Vaku­um unter Chris­ten vorhan­den ist, das eigentlich nach ein­er “eher ratio­nalen Auseinan­der­set­zung mit dem christlichen Glauben ver­langt, (nicht auss­chießlich, aber ‘auch’) weil diese ein grundle­gen­des Bedürf­nis ist, das lei­der under Chris­ten viel zu stark ver­nach­läs­sigt, teils ver­pönt, teils ver­boten war uns immer noch ist.

    WORTHAUS
    Wenn es eine Ini­tia­tive gibt, deren Anliegen es ist, “dem unver­stell­ten Blick” näher zu kom­men, ist das in meinen Augen grund­sät­zlich eine sehr begrüßenswerte Aktivität.
    Bib­lis­che Texte sind es wert, auch mit den inten­sivsten und evtl. aufwendig­sten wis­senschaftlichen Meth­o­d­en unter­sucht zu wer­den. Es ist unsere Auf­gabe als Men­schen, so etwas zu tun; doch möglicher­weise hat die Ablehnung dessen, diesen Gegen­satz zwis­chen Bibel-Wis­senschaft und “ein­fachem Glauben” erst her­auf­beschworen. (Wenn die Bibel “wahr” ist, wird sie jed­er wis­senschaftlichen Erken­nt­nis stand hal­ten, oder vielle­icht sog­ar auch ein­mal die ein oder andere in den Schat­ten stellen.)
    Ich sah es als ein Anliegen des ‘Worthaus­es’ diese (gewinnbrin­gende und eigentlich unab­d­ing­bare) Qual­ität der Auseinan­der­set­zung, des sich befassens, ein­er bre­it­en Zuhör­erschaft nahe zu bringen.
    Ich habe die Worthaus-Vorträge seit dessen Grün­dung bis ca. zum Jahr 2015 rauf und runter gehört, klar auch deswe­gen, weil darin so viel war, zu dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe. Aber es sind auch viele Erken­nt­nisse, dabei, die ich gewon­nen habe und nicht mehr mis­sen möchte.
    Ich schätze und mag Siegfried Zim­mer. ich bin ihm ein paar mal begeg­net, wir hat­ten miteinan­der gesprochen und uns per e.mail geschrieben. Heute, nach bes­timmten Auseinan­der­set­zun­gen und neuer Erfahrun­gen würde ich sagen, dass ich mit Dr. Zim­mer in zumin­d­est eini­gen, aber doch solchen Punk­ten, die ich als sehr wesentlich betra­chte, ein­deutig nicht übere­in­stimme. (Was ich sehr schade finde…)

    SCHLUSSBEMERKUNG
    Ich ziehe nun kein inhaltlich­es Faz­it zur Ausein­der­set­zung mit bib­lis­chen Tex­ten oder mit der Bibel als ganzes, son­dern schreibe hier mal (frei von der Leber weg), dass ich einen Artikel wie diesen, für mich nicht in Übere­in­stim­mung mit dem Anspruch ein­er “Daniel-Option” sehen kann.
    Für mich geschieht die Auseinan­der­set­zung mit der The­matik nicht gründlich genug, bringt nicht in Rich­tung Wurzel vor, son­dern wirkt aufge­set­zt. Ich denke nicht, dass sie dazu dienen kann, solche eine unvorstell­bare Brücke zwis­chen ganz gegen­sät­zlichen Posi­tio­nen zu bauen, wie es einst Daniel trotz Gefan­gen­schaft und trotz Ver­ab­scheuung des Kultes in Baby­lon, tat.
    Ich meine, dass hier so eine Gele­gen­heit ver­passt wird und das ganze eher dazu beträgt, dass sich gegen­sät­zliche Lager noch mehr abriegeln, es ein­fach zeigt, dass man niemals dazu bere­it sein wird, eine Brücke zu bauen, eine Verbindung herzustellen, dann, wenn Gott das wollte.

    Ich bitte darum, diese Kri­tik möglichst als kon­struk­tiv zu betra­cht­en und nicht als grund­los­es “Geschimpfe”…
    … und verbleibe mit Segenswünschen

    Reply
    • Paul Bruderer

      Danke liebe/r Eis­bach. (Setz ein­fach deinen Namen ein), dass du dir die Zeit genom­men hast, aus­führlich zu schreiben. Die Auseinan­der­set­zung wird im Ver­lauf der näch­sten Artikel gründlich­er wer­den. Ich denke, du wirst da noch viel wichtiges und inter­es­santes find­en. Ich sehe diese Serie als wichtig und rich­tungsweisend und freue mich auf alle Interaktion 👍

      Reply

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